Campact: Der »Rattenfänger von Verden« - Von Wolfgang Effenberger

Campact - und auch Avaaz - entstanden nach dem Vorbild von MoveOn.org,

einer US-amerikanischen, internetbasiserten Interessen- und Aktionsgruppe, die sich für eine progressive Politik einsetzt. Ihr Ziel ist die digitale Vernetzung von Menschen, die sich für eine progressive Politik einsetzen und die Beeinflussung der politischen Akteure durch entsprechende Lobbyarbeit.

MoveOn.Org  - massiv vom Megaspekulanten George Soros unterstützt -  hatte 2008 großen Anteil an der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten. In der Folge ging es darum, »Barack Obama und die Demokratische Partei als Teil der Soros-Bemühungen zu kontrollieren, die US-Verfassung zu schrotten und Amerika in die progressive linkssozialistische Soros-geführte Hegemonie zu führen und Amerikas Stimme für individuelle Freiheit zu zerstören.«  [1]  

Nach eigenem Bekunden will die in Niedersachsen, in Verden an der Aller beheimatete Bürgerbewegung Campact für progressive Politik streiten. Dazu wendet sie sich mit Online-Appellen direkt an die Verantwortlichen in den Parlamenten, Regierungen und Konzernen. Das klingt zunächst einmal alles recht basisdemokratisch: »Wir schmieden Bündnisse, debattieren mit Politiker/innen und tragen unseren Protest auf die Straße«, dies mit großen Demonstrationen und lokalen Aktionen. »So treiben unsere Kampagnen sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt voran - für eine Welt, in der alle Menschen in Frieden leben und ihre Freiheit gleichermaßen verwirklichen können.«  [2]   

Mit den populären Aktionen gegen die Freihandelsabkommen, gegen Monsanto und gegen Glyphosat hat Campact sich das Vertrauen vieler Bürger erschlichen. Nun soll das aufgebaute Vertrauen Dividende bringen. Campact möchte den Erfolg von MoveOn.Org bei der Installation Obamas im Jahr 2008 mit einem Wahlsieg von Rot-Rot-Grün unter einem Kanzler Martin Schulz in Deutschland wiederholen. Da spielt es auch keine Rolle, daß sich Schulz bis Ende 2016 vehement für die antidemokratischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA eingesetzt hat. Seit Anfang Januar 2017 läuft für Schulz und Rot-Rot-Grün eine mustergültig geplante Kampagne. Viele werden vermutlich auf die verlockenden Flötenklänge hereinfallen. Am 25. März 2007 waren sehr persönlich gehaltene Briefe millionenfach verschickt worden. »Sie … und viele andere Campact-Aktive« hieß es darin, »sind der Beweis: Von einer umfassenden Politikverdrossenheit kann keine Rede sein…….Wir starten nur, wenn 100.000 Menschen unseren Aufbruch 2017 unterstützen.« Und weiter: »Lange Zeit sah es so aus, als drohten uns weitere 4 Jahre Große Koalition ……. Doch jetzt gerät die Politik auf einmal in Bewegung. Die SPD holt auf, die Union wird unruhig. Die AfD stürzt ab. Bis zur Bundestagswahl kann sich zwar noch viel verändern. Doch daß die Politik in diesen Wochen wieder begeistern konnte, zeigt: Der Wunsch nach einem Aufbruch liegt in der Luft. Denn es ist spürbar: Viele Bürger/innen wollen eine Veränderung. Für mehr soziale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Teilhabe und ökologischen Fortschritt.« 

Ferner: »Nach der Wahl nehmen wir dann die neue Bundesregierung in die Pflicht!«

Doch wer verbirgt sich hinter Wir?
Damit dürfte wohl der Vereinsvorstand von Campact gemeint sein: Christoph Bautz und Dr. Felix Kolb, die Gründer von Campact.
Sie verantworten die Themenauswahl, die Geschäftsführung und die Außendarstellung des Vereins.  [3]  Der Brief endete: »Wir wollen, daß im Wahljahr über Inhalte gestritten wird. Und wir wollen echte Konzepte für eine offene, ökologische und gerechte Gesellschaft sehen. Wir sind motiviert, mit Schwung in dieses Jahr zu gehen und gemeinsam den Wahlkampf aufzumischen. Nun wollen wir wissen: Sind Sie mit dabei?« Und schon 6 Tage später kam die erfolgreiche Meldung: »Der Startschuß ist gefallen. 127.780 Campact-Aktive haben sich für den Aufbruch entschieden. Gemeinsam verwandeln wir die nächsten 12 Monate in den Aufbruch für eine progressive Politik. Beeindruckende 95 % haben sich für uns ausgesprochen. Zusammen mit Tausenden von Campact-Aktiven werden wir eine gemeinsame Vision für unsere Gesellschaft entwickeln und unsere Forderungen in den Wahlkampf tragen. Doch ohne konkrete Forderungen, ohne inspirierende Vision verpufft der Schulz-Effekt. Und die SPD macht wieder Große Koalition. Jetzt gilt umso mehr: Wenn sich wirklich etwas ändern soll, müssen wir Bürger/innen die vage politische Aufbruchstimmung mit Substanz füllen. Deswegen wollen wir unseren Aufbruch 2017 richtig groß machen - größer sogar als die TTIP-Demos, bei denen bundesweit 320.000 Menschen auf die Straße gingen….. Bei der Bundestagswahl geht es für uns alle um viel: Sie entscheidet darüber, mit welchen Kampagnen und Forderungen wir als Bürgerbewegung in den nächsten vier Jahren Erfolg haben können. Ob Handelsabkommen, Megaställe oder Glyphosat; Steuerpolitik, Energiewende und Kohleausstieg.« 

In der Tat geht es bei der kommenden Bundestagswahl um viel. Es geht vor allem um Krieg und Frieden! In Nordafrika, im Nahen Osten und im Jemen gehen die Kriege unvermindert weiter. Die Flüchtlingsströme reißen nicht ab! Und gleichzeitig wird Osteuropa mit Kriegsgerät überschwemmt. Es braucht nur einen Funken, um eine unvorstellbare Katastrophe auszulösen. Einen großen europäischen Krieg, wie er von Soros gefordert wird. Die weltweiten Kriege und die damit verbundenen Flüchtlingsströme haben u.a. ihre Wurzeln in den Theorien von Thomas P.M. Barnett und Leo Strauss: Barnett ist ein US-amerikanischer Forscher auf dem Gebiet der Globalisierung und der Militärgeostrategie. Er forschte von 1998 bis 2004 als Professor am U.S. Naval War College. Eines seiner Projekte untersuchte den Einfluß der fortschreitenden Globalisierung auf die Spielregeln internationaler Politik, samt den Auswirkungen auf die Rolle des US-Militärs, welches traditionell die wirtschaftlichen Verbindungen der USA in der Welt absichert.  [4]  Danach werden Die Neuen Spielregeln nicht mehr von Staaten festgelegt, sondern von der Globalisierung vorgegeben. Als Voraussetzung für ihr reibungsloses Funktionieren müssen nach Barnett vier dauerhafte und ungehinderte, von ihm als flows bezeichnete Ströme gewährleistet sein:    

1. Der Strom von Einwanderern: Die moderne Völkerwanderung als globaler        Konfliktherd

2. Der Strom von Erdöl, Erdgas und allen anderen Rohstoffen 

3. Das Hereinströmen von Krediten und Investitionen, das Herausströmen von  Profiten.  

4.  Der Strom amerikanischer Sicherheitskräfte, zur Sicherung des Weltfriedens  [5]

 

Nach dem 9/11 wurde Barnett in ein Amt zur Transformation der Streitkräfte berufen.  [6]  2003 begann die US-Presse die Chaos-Theorie des politischen Philosophen Leo Strauss publik zu machen. Nach dieser neuen Doktrin kann sich im geschaffenen kreativen Chaos nichts Neues strukturieren, außer dem Willen des Schöpfers der neuen Ordnung. Um die Ressourcen eines Landes langfristig zu plündern, sollte es nicht besetzt, sondern dessen staatliche Strukturen zerstört werden. Ohne Staat keine Armee und ohne feindliche Armee kein Risiko für eine Niederlage. Die betroffene Bevölkerung wird ihrem Schicksal überlassen. [7]  Angesichts dieser menschenverachtenden Doktrinen mit ihren zerstörerischen Ergebnissen muß der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit absolute Priorität erhalten! Der Globus darf nicht länger Spielball einer desaströsen und verantwortungslosen, international plündernden Finanzoligarchie sein, die unter dem

Schlachtruf No Borders, no Nations‹ 
den Boden für eine noch rücksichtlosere Ausbeutung bereitet. Campact wäre glaubwürdig, wenn als zentrale Forderung für den Wahlkampf Frieden und Gewaltlosigkeit an oberster Stelle stehen würde. Da finden wir aber Handelsabkommen, Megaställe oder Glyphosat, Steuerpolitik, Energiewende und Kohleausstieg. Soll so von der akuten Gefahr eines Weltkriegs abgelenkt werden? Warum zeigen die Campact-Aktivisten so wenig Interesse für Frieden und Völkerverständigung? Liegt es vielleicht daran, daß Rot-Grün Deutschland 1999 in den Krieg gegen Restjugoslawien führte und nun Rot-Rot-Grün Deutschland in den Krieg gegen Rußland führen soll? Das wäre zumindest im Sinne von Soros und seinen Hintermännern. 

Warum ist für Campact die Auflösung bzw. die Rückführung der NATO auf das Gebiet vor der Wiedervereinigung, wie damals in den 4 + 2 Gesprächenzugesichert, kein Thema? Warum fehlt in den Forderungen von Campact jeglicher Hinweis, daß sich Martin Schulz im Zuge der gewachsenen Verantwortung als Krisenvermittler zur Verfügung stellen sollte, und zwar so, wie es bereits Willi Brand erfolgreich und nachahmenswert vorgelebt hat? Diese Forderungen sind in der Bevölkerung mehrheitsfähig und überlebenswichtig, wenn man die Eskalation der Krise im östlichen Europa berücksichtigt und wertet. »Die Mitglieder der globalen Elite haben für eine nationale Loyalität wenig Bedarf; für sie sind nationale Grenzen Hindernisse, die zum Glück immer mehr verschwinden, und nationale Regierungen sind Überreste der Vergangenheit, deren einzige sinnvolle Funktion es ist, die Aktivitäten der globalen Elite zu  erleichtern«, so Samuel Huntington 2004.  [8]  

George Soros strebt eine stabile, erdrückende Ausbeuter-Herrschaft auf dem gesamten Globus an, kombiniert mit einer ebenso stabilen wie erdrückenden Herrschaft des Westens über den Rest der Welt. Die Chaotisierung ist bei Soros vorübergehend Mittel zum Zweck, wie vor 20 Jahren in Jugoslawien und heute in der Ukraine. Natürlich agiert Soros nicht allein, er ist nur der sichtbare  Frontmann. Die Hintermänner kommen ebenfalls aus dem Umfeld der transnational agierenden Finanzelite und mancher US-Geheimdienste. Über die enorme Bedeutung dieser Strategie und die von Soros ausgehende Gefahr kann nicht genug aufgeklärt werden. Es geht um nichts weniger als die gezielte Transformation der Linken  - die als solche ja vor allem die Interessen der BevölkerungsMEHRHEIT im Blick hat bzw. haben sollte -  zu einer Postlinken, die sich praktisch dann in erster Linie als Minderheiten-Lobby betätigt. [9]  Das scheint den Kern zu treffen. Die raffinierten Flötentöne des Vorstands von Campact haben vielleicht ein Vorbild im Rattenfänger von Hameln. Um diese Sage ranken sich viele Mythen und Aufklärungsversuche, mit denen sich sogar Goethe oder Brecht beschäftigte.

Wir sollten dem Gerede vom Aufbruch oder Wechsel in der Politik nicht auf den Leim gehen. Ob Demokraten oder Republikaner, ob Schwarz oder Rot, die von demokratischen Institutionen promoteten Führungsfiguren sind geführte Darsteller, die die Interessen der immer gleichen Machtelite umsetzen sollen. Martin Schulz ist als nächster Kanzler vorgesehen und wird, wie Angela Merkel, eine Politik gegen die wirklichen Interessen der Bundesrepublik und Europas machen. Die Tatsache, daß er mit 100 % der Stimmen zum SPD-Vorsitzenden gewählt wurde, kann einen da schon stutzig machen.

Ludwig Watzal hat mit seinem Artikel Martin Schulz mit 100 Prozent gewählt: Glückwunsch, Walter!  [10]  den Finger in die Wunde gelegt. Campact will nun mit Schulz den Aufbruch für mehr soziale Gerechtigkeit wagen. Dazu soll die von Schröder und Fischer verabschiedete Agenda 2010 zum Großteil fallen. Im Februar 2014 hatte Schulz noch betont: »Daß es Deutschland heute besser geht, als vielen anderen europäischen Staaten, hängt vor allem mit der Agenda 2010 zusammen.«  [11]  Unvergessen auch seine Aussage: »Flüchtlinge sind wertvoller als Gold.«  [12]  Der Staatendestabilisierer und Profitmaximierer Soros sieht in Schulz einen brauchbaren Verbündeten.  [13]  Der Buchhändler aus Würselen gibt sich gern volksnah. So appellierte er auf dem Basiskongreß der Parteilinken in Berlin: »Die SPD müsse sich wieder stärker ihrer traditionsreichen Geschichte als Arbeiterpartei bewußt werden und vor allem die Menschen in den Fokus nehmen, die malochen müssen [14].  Doch seit 23 Jahren gehört er zur EU-Nomenklatura und damit zu einer Einkommensschicht, die sich vom Durchschnittsverdiener weit abhebt. In den letzten Jahren verdiente Schulz mehr als alle Bundeskanzler seit Willy Brandt. Und ein derartiger Opportunist und Wendehals soll nun den Aufbruch 2017 bewerkstelligen!   

Der Aufbruch könnte allerdings eine ganz andere Dimension bekommen! Im Januar 2017 besuchten die US-Politiker John MacCain und Lindsay Graham die ukrainischen Regierungssoldaten an der Front zum Donbass: »Ihr Kampf ist unser Kampf. 2017 wird das Jahr der Offensive sein«, sagte Graham zu den Soldaten. »Ich glaube daran, daß Sie siegen werden. Davon bin ich überzeugt«, fügte McCain hinzu. »Wir werden alles in unseren Kräften Stehende tun, um Sie mit allem Notwendigen zu versorgen.«  [15]  Daran besteht kein Zweifel. Die US-Kriegslobby hat ja bisher alles dafür getan, einen militärischen Konflikt mit Rußland zu provozieren. Während in der Ukraine also bereits Krieg geführt wird, werden hier die Wähler mit kleinen sozialen Bonbons zum inszenierten Aufbruch mobilisiert.  

Wer sich die Kampagnen von Campact und Avaaz näher anschaut, wird in der reißerischen Aufmachung Ähnlichkeiten zu industrieller Werbung entdecken: Allein an der Form kann man erkennen, daß einem hier etwas verkauft werden soll.  

 

[1]  MoveOn - a Disturbing Soros Organization vom 10. Mai 2014 unter  https://casey-pops.blogspot.ch/2014/05/moveon-disturbing-soros-organization.html
Fox News advisor David Rhodes and the network's commentators Sean Hannity and Bill O'Reilly have also made accusations that MoveOn.org
owns the   Democratic Party and George Soros owns MoveOn.org; siehe Kathleen Hennessey: Nevada Democrats cancel candidate debate co-hosted by Fox News unter http://web.archive.org/web/20070930033446/http://www.lasvegassun.com/sunbin/stories/nevada/2007/mar/09/030910456.html
Hitler Ad Should Never Have Appeared On MoveOn.org unter http://web.archive.org/web/20080610060420/http://www.adl.org:80/PresRele/HolNa_52/4435_52.htm

[2]  https://www.campact.de/

[3]  https://www.campact.de/campact/ueber-campact/der-verein/

[4] Thomas P.M. Barnett: U.S. Naval War College Project Materials unter http://thomaspmbarnett.com/us-naval-war-college-projects/

[5) Vgl. Barnett, Thomas P.M.. "The Pentagon's New Map." Esquire. 1 March 2003. Available online: http://www.esquire.com/features/ESQ0303-MAR_WARPRIMER

[6]  Thomas P.M. Barnett: Project History unter
http://thomaspmbarnett.com/projects/newrulesset/nrs_index.html

[7]  Vgl. Orzechowski, Peter: Durch globales Chaos in die Neue Weltordnung, Rottenburg 2016, S. 20

[8]  Samuel P. Huntington 2004 in der Zeitschrift The National Interest The   Reshaped View of Europe

[9]  Stimmen unserer LeserInnen unter
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=9998

[10]  http://betweenthelines-ludwigwatzal.com/2017/03/21/martin-schulz-mit-100-prozent-gewaehlt-glueckwunsch-walter/

[11]  Ulrich Becker; Martin Schulz: Hartz IV ist das falsche Thema vom 27. 2. 2017 unter http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/martin-schulz_-hartz-iv-ist-das-falsche-thema-14510744.html

[12]  Oliver Janich: Die Liste: Deutsche Soros-Agenten im EU-Parlament vom 23. Februar 2017 unter
https://www.oliverjanich.de/die-liste-deutsche-soros-agenten-im-eu-parlament

[13]  Ebenda

[14]  Tim Hamann: Martin Schulz will ein Kanzler für die Arbeiter sein vom 26. Januar 2017 unter
https://www.berlinjournal.biz/martin-schulz-spd-arbeiterpartei/

[15]  Marco Maier: Ukraine: Soros-Agenten McCain & Graham auf Eskalationskurs vom 23. Februar 2017 unter
https://www.contra-magazin.com/2017/02/ukraine-soros-agenten-mccain-graham-auf-eskalationskurs/