Mit steigendem Druck verdoppelt Trump die Unterstützung für Saudi-Arabien - Von Jason Ditz

In den anderthalb Monaten seit der Ermordung des Journalisten

Jamal Khashoggi hat Präsident Trump wiederholt deutlich gemacht, dass er beabsichtigt, sehr wenig in dieser Sache zu unternehmen. Am Ende gab er den Saudis aber nicht nur einen Freischein für den Mord, sondern verteidigte sie lautstark als wichtigen Verbündeten gegen den Iran. Was den Mord an Khashoggi betrifft, so erklärte Trump, dass die USA diesen nicht billigen, wies aber die CIA-Einschätzung der Verantwortung des Kronprinzen hierfür zurück und sagte, dass »wir vielleicht nie alle Fakten kennen«. Trump bestand darauf, dass es im Interesse der USA und Israels liege, mit der Unterstützung der Saudis fortzufahren. 

Die Entscheidung war im Kongreß schnell verhöhnt worden, wobei Senator Bob Corker das Weiße Haus der Schwarzarbeit als PR-Firma für den Kronprinzen von Saudi-Arabien beschuldigte. Eine Reihe von Senatoren hat sich wegen des Mordes für Schritte gegen die Saudis ausgesprochen, darunter die Einstellung des Waffenhandels mit den Saudi-Arabien. Die Waffenverkäufe waren wegen der saudischen Kriegsverbrechen im Jemen bereits umstritten, obwohl Trump auch hier versuchte, den Iran zu beschuldigen, und fälschlicherweise behauptete, dass sich die Saudis »gerne aus dem Jemen zurückziehen würden, wenn die Iraner bereit wären, zu gehen«, obwohl es keinerlei Anzeichen einer iranischen Präsenz vor Ort im Jemen gibt.  [1]

Nach seinem üblichen Lob für den enormen Reichtum der Saudis erklärte Trump ferner, dass »die Welt vielleicht zur Verantwortung gezogen werden sollte, weil die Welt ein schlechter Ort ist. Die Welt sei ein sehr, sehr übler Ort«. Danach beschwerte er sich über China. Damit sind die Saudis wie immer sicher vom Haken, wobei Trump darauf besteht, dass sie »wirklich gewaltige Arbeitsplätze schaffen« und die Ölpreise niedrig halten. Der Präsident behauptete auch, dass Israel ohne saudische Hilfe im Mittleren Osten nicht existieren könne. So bestreitet er weiterhin die Beurteilung durch die CIA, dass der saudische Kronprinz den Mord angeordnet hat. Er denke dass die CIA nur das Gefühl hatte, dass dies der Fall war. Es ist nicht klar, warum Trump weiterhin versucht, Unsicherheit über den saudischen Mord vorzutäuschen, obwohl selbst den Saudis ziemlich klar ist, dass sie den Journalisten getötet haben. Seine Einstellung in dieser Angelegenheit ist die, dass die Saudis sichere Verbündete sind, egal was sie tun.  [2]

In seinem Artikel Der Triumph des Bösen schreibt Paul Craig Roberts, der in zahlreichen Beiträgen auf politonline vertreten ist, dass die Ermordung von Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul beispiellos ist. Indessen verkaufen Washington und die kanadische Regierung als Reaktion darauf noch mehr Waffen nach Saudi-Arabien, die von den Saudis zur Auslöschung der Bevölkerung des Jemens eingesetzt werden. Was Rußland angeht, so hat der Kreml bestätigt, Luftabwehrraketen des Typs S-400 an die Saudis zu verkaufen.  [3]

Daraus müssen wir schließen, dass sich die genannten Staaten  - und andere -auch durch Mord und Völkermord nicht von profitablen Waffengeschäften mit Saudi-Arabien abbringen lassen.

Wie das National Public Radio hinsichtlich des Völkermords im Jemen soeben berichtet hat, verhungern dort die Menschen oder sie sterben an einer Cholera-Epidemie, da die Saudis die Infrastruktur des Landes total zerstört haben.

Es ist schwierig zu verstehen, warum die westlichen Medien und viele westliche Politiker sich gegenseitig in der Dämonisierung des Irans, Syriens, Venezuelas, Nordkoreas, Chinas und Rußlands zu übertreffen versuchen. Denn es sind nicht diese Staaten, die Menschen in ihren Konsulaten ermorden lassen, Angriffskriege führen, die nach den Nürnberger Prinzipien schwere Kriegsverbrechen sind, und den Bevölkerungen der Länder, die sie bombardieren, Nahrung und medizinischen Bedarf verweigern. Nein, diese Verbrechen werden von Saudi-Arabien, Israel, den USA und ihren NATO-Verbündeten begangen. Offensichtlich zählen die Jemeniten genau so wenig wie die Palästinenser. Auch ihr Abschlachten verursacht im Westen keinerlei moralische Skrupel.

Putin handelt vielleicht nach der Devise Auge um Auge, Zahn um Zahn, wenn er Staaten, die ihre Waffen normalerweise in Washington kaufen, nun ebenfalls mit Waffen beliefert. Seine Entscheidung, den Saudis S-400- Raketen zu liefern, ist jedoch ein strategischer Fehler, da Saudi-Arabien im Syrienkrieg die Gegner der syrischen Regierung unterstützt, für deren Rettung Rußland viel Geld und viele Soldaten geopfert hat. Außerdem ist Saudi-Arabien ein erklärter Feind des Irans. Und der Iran ist ein Verbündeter Rußlands und steht bei der Verteidigung Syriens, dessen Stabilität auch für die Stabilität Rußlands sehr wichtig ist, an Putins Seite.

Was aber noch wichtiger ist: Wenn die Saudis S-400-Raketen in die Hände bekommen, werden auch die USA Zugang dazu erhalten, und US-Experten werden sofort herauszufinden versuchen, wie diese gefährliche Waffe unschädlich zu machen ist. Die russische Entscheidung, den Saudis S-400 zu verkaufen, könnte Washington zu dem Schluß verleiten, Putin und seine Regierung seien vertrauensselig wie Babys und leicht zu übertölpeln.

Am schlimmsten ist meiner Meinung nach jedoch der moralische Aspekt des S-400-Verkaufs an die Saudis, weil er das Ansehen schmälert, das Putin und Rußland bisher in den Konflikten mit dem rücksichtslos agierenden Westen gewonnen haben. Auch für die russische Regierung scheint der Profit aus Waffenverkäufen jetzt wichtiger zu sein, als moralisches Verhalten und der Respekt vor dem Völkerrecht.

Noch unmoralischer und verantwortungsloser ist der von Präsident Trump angekündigte Ausstieg aus dem INF-Vertrag. Dabei geht es John Bolton, dem zionistischen, neokonservativen nationalen Sicherheitsberater Trumps vor allem darum, Rußland unter Druck zu setzen. Atomar bestückte russische Mittelstreckenraketen sind keine Gefahr für die USA, können aber Ziele in ganz Europa erreichen. Und mit atomar bestückten US-Mittelstreckenraketen des mobilen Typs THAAD, die in Europa auch in der Nähe der russischen Grenze platziert werden sollen, können die USA einen atomaren Erstschlag gegen Rußland führen, der nicht abgewehrt werden kann, weil die Vorwarnzeit zu kurz ist.

Präsident Putin warnt seit Jahren vor den Folgen, die eintreten werden, wenn Washington unter dem Vorwand, Europa vor iranischen Raketen schützen zu müssen, stationäre Raketenabwehr-Systeme in Polen und Rumänien stationiert. Er hat auch wiederholt darauf hingewiesen, dass diese Raketenbasen einfach und unbemerkt mit atomar bestückten Marschflugkörpern für einen überraschenden atomaren Erstschlag gegen Rußland ausgerüstet werden können. Und der wahnsinnige Nationale Sicherheitsberater Bolton behauptet immer noch, die Russen, denen Verstöße gegen den IFN-Vertrag überhaupt nichts einbringen, würden betrügen.

Europas militärische Fähigkeiten reichen nicht aus, um Rußland zu bedrohen; Europa wird erst durch die hier stationierten US-Streitkräfte zur Bedrohung für Rußland. Ohne Washingtons aggressive Politik gegen Rußland müßte Europa nicht mit einem russischen Gegenschlag rechnen.

Es ist Ronald Reagan, der mit Gorbatschow den INF-Vertrag ausgehandelt hat, um den Russen die Angst vor einem Überraschungsangriff der USA zu nehmen. Reagan wollte den Kalten Krieg beenden und atomar abrüsten, weil er  Atomwaffen haßte. Als Reagan Präsident war, rechnete kein intelligenter Mensch mehr damit, dass die Rote Armee Westeuropa überrennen wolle. Das Problem bestand darin, die Atomwaffen loszuwerden, weil mit ihnen kein Krieg zu gewinnen ist, aber der Planet Erde zerstört werden könnte. Reagan hatte das verstanden.
[Anmerkung: und Paul Craig Roberts mu
ß es wissen, da er unter Reagan stellvertretender Finanzminister war].

Unglücklicherweise ist diese Einsicht in Washington verloren gegangen.

Wenn der INF-Vertrag aufgekündigt wird, kann Rußland unmöglich irgendwelche Raketenbasen in der Nähe seiner Grenzen dulden, die einen atomaren Erstschlag gegen Rußland ermöglichen, den es nicht abwehren kann. Die europäischen Staaten, die dumm genug sind, solche Basen und deren Befehlszentralen zu beherbergen, werden ins Fadenkreuz der russischen Raketentruppen geraten. Schon ein Fehlalarm könnte einen Atomkrieg auslösen.

Trumps Absicht, die Beziehungen zu Rußland zu normalisieren, wurden von John Brennan, ehemaliger CIA-Direktor, FBI-Direktor James Comey, dem stellvertretenden Justizminister Rod Rosenstein, dem militärisch- sicherheitstechnischen Komplex, der Israel-Lobby, der Führung der Demokratischen Partei, von liberalen und progressiven US-Linken und sich prostituierenden Medien wie MSNBC, der New York Times, Fox News, BBC, der Washington Post und anderen verhindert. Wir werden alle sterben, weil das US-Establishment eine Bande hartnäckiger Lügner ist.

Aus der Hinnahme der Verbrechen Saudi-Arabiens und der Gleichgültigkeit europäischer Staaten gegenüber der von Washington beabsichtigten Kündigung des INF-Vertrages können wir schließen, dass die Moral nur noch die zweite Geige hinter der Durchsetzung materieller Interessen spielt. Wir können auch daraus schließen, dass das Böse endgültig über das Gute gesiegt hat: Mit der Konsequenz, dass Habgier und Gesetzlosigkeit die Wahrheit, die Menschen und alles Leben auf der Erde auslöschen werden.  [4]

 

[1]  http://antikrieg.com/aktuell/2018_11_21_mitsteigendem.htm
21. 11. 18
[2]
   http://antikrieg.com/aktuell/2018_11_23_trump.htm
23. 11. 18
[3]  https://www.rt.com/business/406116-russia-saudi-arabia-s400-delivery/
9 Oct, 2017 - Russia confirms sale of S-400 missile systems to Saudi Arabia
[4]  http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP14518_091118.pdf    Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein   LP 145/18 vom 9. 11. 18  Der Triumph des Bösen – Von Paul Craig Roberts
Original auf  https://www.paulcraigroberts.org/2018/10/24/the-triumph-of-evil/
October 24, 2018 The Triumph of Evil by Paul Craig Roberts