Die russische Wahl und die westliche Presse

»Täuschen Sie sich nicht. Hinter der unerbittlichen Dämonisierung Putins und den unzähligen Versuchen, die russischen Präsidentenwahlen zu delegitimieren,

stecken einige sehr verärgerte und mächtige Gruppierungen der Washingtoner und anglo-amerikanischen Eliten,« schreibt Pepe Escobar, der Korrespondent der »Asia Times«. »Diese wissen, dass Putin ein überaus zäher Verhandler an allen Fronten sein wird. Sie wissen, dass Moskau bei der Eindämmung permanenter NATO-Stützpunkte in Afghanistan, bei der Förderung von Pakistans strategischer Autonomie, beim Widerstand gegen eine Raketenabwehr, um sicherzustellen, dass der Iran nicht angegriffen wird, zunehmend enger mit China zusammenarbeiten wird.  [1]  

 

Bekanntlich lautete die Aussage der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, dahingehend, dass die Wahl in grossem Umfang manipuliert worden sei. Ganz im Gegensatz hierzu erklärt der Wahlbeobachter des Europarats, Stefan Schennach, in einem Interview mit Peter Wolter von der jungen Welt, dass er seine Wahlbeobachterkollegen von der OSZE für manipuliert hält: »Am Befund der OSZE kritisiere ich, daß sie diesen Wahltag zu wenig respektiert – die Organisation und der Ablauf der Wahl waren nämlich fair und von einem hohen Standard. Rußland ist riesig, fast schon ein Kontinent, und besteht aus den unterschiedlichsten Regionen und Ethnien. Selbst wenn es bei 200 von 95000 Wahllokalen Unregelmäßigkeiten gegeben haben sollte, würde das nichts am Ergebnis ändern.« Auf die Frage, wie die OSZE zu ihrer Aussage kommt, antwortet Schennach, dass die OSZE keine unabhängige Instanz, sondern eine politische Organisation sei. Als Beispiel führt er seine Aufgabe als Beobachter der OSZE zur Präsidentschaftswahl 2008 in Georgien an: »Nicht nur ich, sondern auch meine damaligen Kolleginnen und Kollegen, waren über den massiven Wahlschwindel, den wir dort erlebten, wütend. Wir waren aber ziemlich sprachlos, als der von der USA gestellte Missionsleiter schon am Morgen darauf in einem TV-Interview dieser Wahl den Segen der OSZE erteilte. Das war um 9.00 Uhr früh: um diese Zeit konnte er die einzelnen Berichte noch gar nicht ausgewertet haben. Das Ergebnis stand also von vornherein fest, die Wiederwahl von Michail Saakaschwili paßte der USA politisch ins Konzept«. Laut Wolter waren bei den Wahlen jedoch Leute zu sehen, die einen Wahlzettel nach dem anderen in die Urne stopften, wie soll man das anders nennen als Wahlfälschung? Schennach: »Die habe ich natürlich auch gesehen. Wir wissen aber nicht, ob diese Videos tatsächlich am Wahltag aufgenommen wurden oder ob nur ein Funktionstest gefilmt wurde. Sollte es sich wirklich um Manipulation handeln, würde das in diesem Fall aber nicht das geringste am Gesamtergebnis ändern. ….. Ich kann nur eines feststellen: In allen von mir besuchten Wahllokalen waren die Urnen elektronisch gesteuert: es wurde alles protokolliert. Alle eingeworfenen Wahlzettel wurden sofort digital eingelesen, so daß die Ergebnisse nach Schließung des Lokals vorlagen. Anschließend wurde noch einmal von Hand ausgezählt und verglichen. Das ist ein ziemlich sicheres System. Hinzu kommt, daß eine Überwachungskamera ständig auf die Wahlurne fixiert war, während eine andere den Raum insgesamt im Blick hielt. Das alles konnte man live mitverfolgen – in jedem Wahllokal stand ein Laptop, auf dem man die Aufzeichnungen der Kameras überprüfen konnte.« Natürlich müsste man auch das Vorfeld in Betracht ziehen: »Zum einen wurden nicht alle Kandidaten zugelassen, zum anderen gab es im russischen Fernsehen einen medialen Overkill zugunsten Putins. Der Zorn vieler junger Leute läßt sich nicht übersehen, aber viele sagen: Man muß nicht für Putin sein, um ihn zu wählen. Als Westeuropäer ist man immer wieder überrascht, welche Bedeutung der Begriff Stabilität für die russische Bevölkerung hat.«  [2]

 

Kaum bekanntgeworden ist, dass die georgische Arbeiterpartei Mitte Oktober 2009 die Administration der Vereinigten Staaten aufgefordert hatte, diejenigen US-Organisatoren der sogenannten Rosenrevolution, die den Alleingänger Saakaschwili an die Macht brachte, zu bestrafen. Deren Chef, Shalva Natelashvili, erklärte die Revolution von 2003 als verfassungswidrig. Die Machtergreifung Saakaschwilis war von der Regierung George W. Bushs zusammen mit George Soros und anderen geplant und finanziert: Man wollte auf diese Weise eine Satellitenverwaltung in Georgien etablieren wollten. [3]  An der von langer Hand geplanten Entmachtung Schewardnadses waren folgende Institute beteiligt: Hinter der angeblichen Nichtregierungsorganisation, die behauptete, dass die Wiederwahl Eduard Schewardnadses am 2. 11. 2003 gefälscht war, steht in Wirklichkeit das ganz einfach als NGO bezeichnete American National Democratic Institute[ANDI], das zum damaligen Zeitpunkt von Madeleine Albright geleitet wurde; das ANDI wiederum gehört zum National Endowment for Democracy, wobei die Bezeichnung Demokratie wohl kaum den wahren Sachverhalt trifft. In Kürze dargelegt: Die bezüglich der Fälschung resp. der Ungültigkeit der Wahlen vorgebrachten Anklagen stammten direkt aus dem ANDI, während der Milliardär George Soros die Jugendbewegung Kmara [Genug] finanzierte. Der Volkszorn war somit vom ANDI geschickt ausgelöst und mittels der von Soros finanzierten Jugendbewegung strukturiert worden, was es der CIA ermöglichte, ihre Leute in Tbilissi an die Macht zu bringen. Nicht umsonst hat Schewardnadse die amerikanischen Institutionen sowie Soros als die Einzigen bezeichnet, die für seinen Sturz verantwortlich sind [4]. Zumindest liegt wenigstens heute rascher offen, wer und auf welche Weise die Aufstände in Ägypten, Libyen und Syrien von aussen geplant, gezielt vorbereitet und massiv unterstützt wurden resp. im Fall Syriens noch immer werden.

 

Keine weiteren humanitären Bombardierungen

Putin, legt Escobar dar, hatte in seiner Rede auf der NATO-Sicherheitskonferenz 2007 in München die damalige Regierung George W. Bushs angeprangert; er hatte Washington vorgeworfen, seine nationalen Grenzen in nahezu allen Bereichen zu überschreiten. Heute ist Putin genau wieder da, wo er sein will, als russischer Oberbefehlshaber, der für das Militär, die Aussenpolitik und alle nationalen Sicherheitsangelegenheiten zuständig ist. »Washington und seine Knechte sind gewarnt worden«, erklärt Esocbar. Vor der Wahl hatte Putin seine Zukunftspläne bekanntgegeben. »Die wichtigsten Punkte: Kein Krieg gegen Syrien, kein Krieg gegen den Iran, keine humanitären Bombardierungen und kein Schüren von Farbenrevolutionen. Für Putin kommt eine von Washington entworfene Neue Weltordnung nicht in Frage. Was herrscht, ist das altbewährte Prinzip der staatlichen Souveränität. Weitere Schlüsselpunkte: Keine Militärbasen der USA, die Russland umstellen, keine US-Raketenabwehr ohne strikte schriftliche Zusage, dass das System niemals gegen Russland gerichtet sein wird, und eine wachsende enge Kooperation der BRICS-Gruppe: Brasilien, Indien, Russland, China, Südafrika.« Es war Putin, der die Wiederauferstehung Russlands als Energie-Supermacht nahezu eigenhändig anführte; Erdöl und Erdgas machen zwei Drittel der russischen Exporte aus, die Hälfte des Bundesbudgets und 20 % des BIP. Das Hauptgewicht wird auf Erdgas liegen. Obwohl Russland über nicht weniger als 30 % der globalen Erdgasvorräte verfügt, macht seine Flüssiggasproduktion weniger als 5 % des Weltmarkts aus. Es ist nicht einmal unter den 10 Spitzenproduzenten. Putin weiss, dass Russland riesige Mengen an ausländischen Investitionen in der Arktis benötigen wird, um seine Erdölproduktion über 10 Millionen Barrels pro Tag zu halten. Und es muss mit China einen umfassenden, komplizierten, Milliarden Dollar schweren Handel rund um die ostsibirischen Erdgasfelder abschliessen; der Bereich Erdöl wurde bereits im Rahmen der Pipeline von Ostsibirien zum Pazifik (ESPO) unter Dach gebracht. Putin ist sich bewusst, dass dieser Handel für China in Bezug auf seine Energiesicherheit ein lebenswichtiges Gegengewicht zu Washingtons zweifelhaften Annäherungsversuchen gegenüber Asien bildet. Wie Escobar ferner ausführt, wird Putin alles unternehmen, um die South Stream Pipeline zu konsolidieren; deren Kosten könnten sich bis auf atemberaubende 22 Milliarden $ belaufen; der Beteiligungsvertrag ist bereits zwischen Russland, Deutschland, Frankreich und Italien unterzeichnet. In der South Stream Pipeline wird russisches Erdgas vom Grund des Schwarzen Meeres in den südlichen Teil der EU geliefert, durch Bulgarien, Serbien, Ungarn und die Slowakische Republik. Wenn diese Pipeline in Betrieb geht, ist die Konkurrenzpipeline Nabucco schachmatt gesetzt, was einen bedeutenden russischen Sieg gegen den Druck aus Washington und die Brüsseler Bürokraten darstellt. Was die Shanghai Cooperation Organization, die SCO, angeht, so wird Putin wünschen, dass Pakistan Vollmitglied wird, genauso wie China daran interessiert ist, den Iran einzubeziehen. Die Auswirkungen wären gewaltig, koordinierten Russland, China, Pakistan und der Iran nicht nur ihre wirtschaftliche Integration, sondern auch ihre gemeinsame Sicherheit in einer starken SCO, dies unter dem Motto Blockfreiheit, Konfliktvermeidung und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Die SCO entwickelt sich zu einem wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Kraftpaket, während parallel dazu Pipelineistan die volle Integration der SCO als Gegengewicht zur NATO beschleunigt.  [1]

 

Rainer Rupp von der Jungen Welt kommentierte die Wahl wie folgt: »Mit aufgeregten Kolportagen über die Präsidentschaftswahlen in Rußland versuchten sich westliche und speziell die deutschen Medien am 4. März  gegenseitig zu übertreffen. Sie entfalteten eine Propagandaoffensive gegen Wladimir Putin, der die Wahl bei einer Beteiligung von 65 % mit knapp 64 % der abgegebenen Stimmen gewann. Das ARD-Hörfunkstudio Moskau meldete unverdrossen: Kein glänzender Wahlsieg. Immerhin räumten die meisten Berichterstatter ein, daß die Mehrheit der Russen hinter Putin steht (ARD). Dem folgten düstere Warnungen, daß das Land und die Welt bald den wahren, den rücksichtslosen Putin kennenlernen werde, der jetzt keine Rücksicht mehr zu nehmen brauche.« Wie dem Bericht von Rupp ferner zu entnehmen ist, tauchte als faktisch einzige Quelle für die angeblich massenhaften Wahlfälschungen die unabhängige Wahlbeobachter-Gruppe Golos auf. Tatsächlich wird dieses Institut vom halbstaatlichen Arm der US-Außenpolitik, dem National Endowment for Democracy (NED) und ähnlichen Nichtregierungsorganisationen finanziert. Golos hatte bereits vor der Wahl Berichte über Wahlfälschungen verbreitet, die von westlichen Medien eins zu eins wiedergegeben wurden. Der Jungen Welt gegenüber erklärte Rupp, dass weder von ihm noch von jemand anderem seiner Gruppe Unregelmässigkeiten festgestellt worden seien. Zwar wären etliche Wahlwillige abgewiesen worden, diese hätten jedoch keine Ausweispapiere vorweisen können.  [5]

 

Werner Pirker, ebenfalls von der Jungen Welt, hielt fest, dass der Wahlbetrug für westliche und  unabhängige russische Wahlbeobachter feststand, noch bevor die Präsidentenwahlen in Rußland

überhaupt stattgefunden hatten. »Den Vogel schoß die deutsche Grünen-Abgeordnete und selbsternannte Rußland-Expertin Marieluise Beck ab, die meinte, daß die Wahlen zwar oberflächlich betrachtet korrekt verlaufen seien. Aber wenn wir zu Zeiten Erich Honeckers in die DDR gegangen wären, hätten wir auch keine Verstöße gesehen.Will heißen: Nicht auf empirische Beweise, sondern allein auf die ideologische Wachsamkeit kommt es an. Es sind die alten Reflexe aus der Zeit des Kalten Krieges, die im medialen Gekläff gegen das politische System in Rußland reaktiviert werden. Der Putinismus erscheint als die Rückkehr des Reiches des Bösen, als wiederauferstandener sowjetischer Totalitarismus – freilich ohne Kommunismus. Wenn es gegen Rußland (und China) geht, ist sogar Kapitalismuskritik durchaus en vogue. Auch das traditionelle antirussische Ressentiment – das Moskowiterreich als Hort politischer Rückständigkeit – wird ausgiebig bedient. Das postkommunistische Rußland sieht sich in die Kategorie der Schurkenstaaten zurückversetzt. Ein Regime change erscheint der westlichen Wertegemeinschaft dringend geboten.«  [6]   

 

Rußland wählt Stabilität

Unter diesem Titel schreibt Charly Kneffel in der Berliner Umschau u.a.: »Rußland hat also Putin wiedergewählt. Das war keine Überraschung, obwohl die westliche Destabilisierungsmaschinerie nichts unversucht ließ, im Vorfeld der Wahlen Unruhe zu stiften und die Legitimität des Ex-Ministerpräsidenten und Ex-Präsidenten so madig zu machen, wie es nur geht. Tatsächlich ist der Westen, wie man das so schön euphemistisch nennt, gerade im Augenblick seiner tiefsten Krise seit 1929: ohne wirkliches Konzept, daraus zu entkommen, eifrig bestrebt, so schnell es geht (und solange die Kräfte noch reichen) möglichst viele machtpolitische Fakten zu setzen und möglichst alle geopolitischen Gegner als politische Faktoren auszuschalten. Es besteht kaum ein Zweifel, daß Putin tatsächlich die Mehrheit, wenn auch vermutlich nicht die städtische Mittelschicht, hinter sich hat. Im Ernst: kann sich jemand Gennadij Sjuganow, den offiziell lizensierten ewigen Oppositionsführer, als russischen Staatspräsidenten vorstellen, oder Schirinowski? Dann noch Mironow und Prochorow? Ehrlich gesagt, wer weiß irgendetwas Handfestes über diese Kandidaten zu sagen? In diesem Kreis war Putin tatsächlich der einzige seriöse Kandidat. Man mag einwenden, daß etliche Kandidaten aus nicht immer ganz einsichtigen Gründen nicht zugelassen wurden. Sicher: aber mehrheitsfähig wären diese auch nicht gewesen und wie wird man in der USA eigentlich Präsident, wenn man nicht gerade, wie weiland George W. Bush, der Einfachheit halber zum Präsidenten ernannt wird? Man muß nicht drum herum reden: Putin ist der Präsident, den die Masse des russischen Volks gewählt hat – und das ist auch gut so. Denn auf Rußland kommen in den nächsten Jahren gewaltige Aufgaben zu.« Der Autor sieht Russland gemeinsam mit China als den letzten wirksamen Schutz vor der offenen Kriegspolitik, die vom Westens ausgeht, wo ein Präsident Obama, der massiv unter Druck der AIPAC steht, kaum noch die Richtlinien der Politik seines Landes bestimmen kann. »Rußland muß diesen Kräften zeigen, daß es so einfach nicht geht, zu provozieren, ohne die Folgen, über die  man nicht nachdenken will, einzubeziehen. Aber auch innenpolitisch muß Putin jetzt nach dem Medwedew-Interregnum den zweiten Teil seines Projekts vollziehen. Dies beinhaltet den umfassenden wirtschaftlicher Aufbau des Landes, um die Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu verringern. Das nötige Kapital ist da und hier böte sich auch für europäische Länder, allen voran für die BRD, ein weites Feld für Investitionen. Voraussetzung wäre allerdings, daß man den Mut hat, sich ökonomisch und auch politisch von der transatlantischen Vormacht abzukoppeln. Last not least muß Putin auch sehen, dem städtischen Mittelstand eine Perspektive zu geben, die dessen legitime Bedürfnisse befriedigt, ohne die Glücksritter, die nach 1990 unter dem unglückseligen Jelzin den Ton angaben. Putin hat Rußland in seiner ersten 8 Jahre währenden Amtsperiode aus dem Griff der Finanzoligarchen befreit; sie sitzen, wie Chordokowskij, im Knast oder sind wohlweislich ins Exil gegangen, wie Abramowitsch u.a.. Damit hat Rußland einen Teil seiner weltpolitischen Rolle zurück gewonnen und den Traum von der One world zerstört. In seiner zweiten Amtsperiode wird er vor der Herkulesaufgabe stehen – das ganze Land ist immer noch sehr groß – zu modernisieren und mehr Menschen an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Nebenbei wird er den Orangenen Kranz, der um sein Land gelegt worden ist und der durchaus ein militärisches Bedrohungspotential darstellt, aufbrechen müssen. Man kann sich zwar nicht vorstellen, daß die russischen Wähler das alles bedacht haben. Aber auf jeden Fall haben sie gut gewählt.«  [7]

 

Das Ziel, Putin in seiner Position als Staatschef Russlands noch vor seiner als gesichert geltenden Wahl durch eine gestärkte Opposition zu schwächen, ist vollumfänglich gescheitert. Mit der Maxime, die Vereinigten Staaten haben alles Recht der Welt, sich in die inneren Angelegenheiten Rußlands einzumischen, hatte Christopher Walker, ehemaliger hoher Mitarbeiter des State Departements und derzeit Vizechef von Freedom House, unmittelbar vor den russischen Wahlen am 4. März das Naturrecht seines Landes auf die Destabilisierung anderer Staaten unterstrichen. Freedom House gilt als Menschenrechtsorganisation und präsentiert sich nach aussen hin als eine unabhängige, die Förderung demokratischer Werte in aller Welt anstrebende NGO, obwohl es gänzlich von der US-Regierung finanziert wird. Wie Rainer Rupp darlegt, »sind Schlagworte wie Freiheit und Demokratie lediglich Instrumente des finanzstarken »Freedom House«, das zusammen mit einer Reihe anderer, hauptsächlich US-amerikanischer, aber auch europäischer NGOs dem westlichen Imperialismus dient. Diese Nichtregierungsorganisationen locken zumeist einheimische, politisch naive Jugendliche mit westlichem Lebensstil und Versprechungen, geben Anleitungen zur politischen Mobilisierung sowie zur Vorbereitung und Durchführung von Protestaktionen. Vor allem aber sorgen sie für deren Finanzierung. Was  schon in vielen Ländern geklappt hat, das hätte nun auch in Russland erreicht werden sollen.  [8]

 

Stets bedroht: Die Souveränität

In einem Artikel in der Regierungszeitung Rossiyskaya Gazeta hatte Putin Ende Februar erklärt, dass er die Souveränität Rußlands gegenwärtig gefährdet sehe. »In einer Welt wirtschaftlicher und anderer Umwälzungen gibt es immer die Versuchung, Probleme des einen auf Kosten des anderen zu lösen, durch Druck und Gewalt. Es ist kein Zufall, daß einige Leute heute davon sprechen, daß es aus angeblich objektiven Gründen schon bald so sein wird, daß die nationale Souveränität nicht für Ressourcen von globaler Bedeutung gelten soll. Was Rußland betrifft, so wird das auf keinen Fall, noch nicht einmal hypothetisch, zutreffen. Anders ausgedrückt: Wir sollten niemanden in Versuchung führen, indem wir uns selbst erlauben, schwach zu sein. Putin betonte, Rußland habe die Periode des wirtschaftlichen Zerfalls der 90er Jahre nur überstanden, weil es eine Nuklearmacht blieb. Aus diesem Grund werden wir unsere strategische Abschreckungsfähigkeit auf keinen Fall aufgeben, sondern sie stärken. Diese Stärke ermöglichte es uns, unsere nationale Souveränität während der extrem schwierigen 90er Jahre zu bewahren, als wir, offen gesagt, sonst nichts anderes in der Hand hatten. Offensichtlich werden wir nicht in der Lage sein, unsere internationale Position zu stärken und unsere Wirtschaft sowie unsere demokratischen Institutionen zu entwickeln, wenn wir Rußland nicht schützen können, wenn wir es versäumen, das Risiko möglicher Konflikte zu kalkulieren, unsere militärisch-technologische Unabhängigkeit zu sichern und eine adäquate militärische Reaktionsfähigkeit als letzte Option für Herausforderungen vorzubereiten.Medwedew hatte bei dem Besuch der Strategischen Raketenkräfte in der Region Saratow am 21. Februar dargelegt, dass die harte Haltung gegenüber den US/NATO-Raketenabwehrsystemen keine Konfrontation bedeute: Wir können dem gegenüber nicht gleichgültig sein, weil dies unsere strategischen Interessen berührt. Medwedew bezeichnete die ABM-Systeme im wesentlichen als eine Ausweitung der strategischen Raketenkräfte mit anderen Mitteln. Rußland werde seine geplanten Gegenmaßnahmen nur in zwei Fällen ändern. Erstens, wenn die NATO ihre Pläne aufgäbe, und zweitens, wenn Rußland ein Vorschlag zu einer gemeinsamen Entwicklung solcher Systeme unterbreitet würde. Er betonte, daß dies unter keinem russischen Präsidenten anders sein werde. Das ist nicht irgendeine Art von russischem Militarismus oder ein Überrest des Kalten Krieges, sondern eine realistische Analyse: Wir können gar nicht anders handeln.  [9] 

 

Bevormundung und Drohungen

Was Putins Äusserung betrifft, dass es kein Zufall sei, wenn einige Leute heute davon sprächen, dass es aus angeblich objektiven Gründen schon bald so sein könnte, dass die nationale Souveränität nicht für Ressourcen von globaler Bedeutung gelten soll, so lässt sich dies jetzt schon an Hand eines Beispiels belegen: Einem Bericht von BBC online zufolge haben die USA, Japan und die EU bei der WTO bereits eine Klage gegen China eingereicht; letzteres nennt fast den gesamten Bestand an seltenen Erden, nämlich 95 %, sein eigen. Die Klage beinhaltet Chinas Begrenzung seiner diesbezüglichen Exporte. Indem China seinen Export drosselt, würde es die Preise in die Höhe treiben. »Wir müssen die Kontrolle über die Zukunft unserer Energieversorgung sicherstellen. Dies lässt uns keine andere Wahl, als Chinas Exportpolitik erneut anzugreifen, um unseren Geschäftszweigen einen fairen Zugang zu diesen Materialien zu garantieren«, so Obama auf der Rose GardenPressekonferenz am 13. März. Darüber hinaus hat der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, das es amerikanischen Unternehmen und Gewerkschaften erleichtert, Klage gegen chinesische Geschäftspraktiken zu erheben; der Präsident hat angedeutet, dass er diesem zustimmen wird.  [10] 

 

Ohne die als seltene Erden bezeichneten 17 Metalle geht in den High-Tech-Industrien der Weltwirtschaft gar nichts, kein Handy, kein MP3–Player, kein Blackberry, keine Windkraftanlage….. Da nun aber China im Begriff ist, eine moderne Industrie in seinem Land aufzubauen, wird es diese Metalle in Zukunft selbst vermehrt benötigen. Deng Xiaoping sagte bereits 1992, dass China die neue Opec für seltene Erden wird - und genau das ist jetzt Realität, urteilt ein Experte für strategisch relevante Ressourcen. China hatte seine Exportbeschränkungen schon Ende 2010 verteidigt; in einer Erklärung des Aussenministeriums hiess es, die Kürzung der Ausfuhren um 11 Prozent diene dem Schutz der Umwelt und der Ressourcen, worin man China uneingeschränkt zustimmen muss, zieht man den unglaublichen Verschleiss in Betracht, den sich der Westen auf diesem Gebiet leistet. Eine vernünftige Haltung würde sich daher darin manifestieren, dass letztere Praxis rigoros eingestellt wird. Andernfalls könnte durchaus die Drohung am Horizont auftauchen, dass ein Land, das gewillt ist, seine eigenen Ressourcen im Sinne der Souveränität zu verwalten, schlichtweg einen Überfall zu vergegenwärtigen hätte.

 

 

 

[1]  http://www.antikrieg.com/aktuell/2012_03_14_warumputin.htm resp. http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=46751&title=Warum+Putin+Washington+auf+die+Palme+bringt&storyid=1001331800687   15. 3. 12 

Warum Putin Washington auf die Palme bringt  -  Von Pepe Escobar

[2]  http://www.jungewelt.de/2012/03-13/050.php  »Fair und von einem hohen Standard«

[3]  http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=15663  14. 10. 09

[4]  Réseau Voltaire Nr. 29 vom 8. 1. 04 

[5]  http://www.jungewelt.de/2012/03-06/055.php  Westen fälscht Wahlen  -  Von Rainer Rupp

[6]  http://www.jungewelt.de/2012/03-06/023.php  Liberale Heuchelei - Wladimir Putin siegt im ersten Wahlgang - Von Werner Pirker

[7]  http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=45928&title=Ru%DFland+w%E4hlt+Stabilit%E4t+%96+das+Projekt+Putin&storyid=1001331021183    6. 3. 12  Rußland wählt Stabilität – das Projekt Putin  -  Von Charly Kneffel

[8]  http://www.jungewelt.de/2012/03-02/013.php   Am weißen Band - Vor den Präsidentschaftswahlen in Rußland: USA stellen sich hinter Protestbewegung in Moskau. Putin sagt »politischer Ingenieurskunst« Washingtons den Kampf an  -  Von Rainer Rupp

[9]  Strategic Alert Jahrgang 25, Nr. 9 vom 29. Februar 2012

[10]  http://www.bbc.co.uk/news/business-17348648   13. 3. 12