Gaza, Libanon und schließlich der Iran? 26.11.2012 21:58
Der israelisch-drusische Dichter und Kommentator Salman Masalha beurteilte
am 20. 11. in der israelischen Tageszeitung »Haaretz« das Vorgehen der Regierung gegen Gaza als Teil einer durchdachten Strategie für einen Angriff auf den Iran. Er warnte davor, die Operation als Wahlkampfmanöver zu betrachten. Es spreche vieles dafür, daß man die Ereignisse als »Teil eines neuen Plans, eines Masterplans« betrachten solle, »der sich nach Osten auf Irans Nuklearprogramm richtet.« Masalha erinnert an Ministerpräsident Netanjahus Auftritt vor der UNO in diesem Jahr, bei der dieser behauptet hatte, der Iran werde bis zum Frühjahr oder spätestens im nächsten Sommer mit der Urananreicherung so weit sein, innerhalb kürzester Zeit das nötige Material für die erste Atombombe zu haben. Netanjahu habe frühzeitige Wahlen angesetzt, um danach im Frühjahr
freie Hand für militärische Operationen zu haben. Verteidigungsminister Barak
teile dessen Haltung. Man müsse Netanjahus Worte im März vor der Knesset, der
damals gesagt habe: ›Früher oder später wird
Irans Terrorbasis in Gaza entwurzelt sein ... Gaza ist Irans vorgelagerte
Position‹, sorgfältig bedenken. Masalha
schließt daraus: ›Deshalb kann man die gegenwärtige Operation
die ›kleine südiranische Operation‹ nennen, da damit die
iranische Südflanke paralysiert werden soll. Die nächste Operation wird die ›kleine
nordiranische Operation‹ sein, um die iranische Libanonflanke zu
zerstören.‹ Der Autor warnt: ›So
nähern wir uns Netanjahus roter Linie, der Entscheidung über ›die
große iranische Operation‹ – nämlich dann, wenn Israel keine
Raketenbedrohung von den Flanken mehr befürchten muß.‹
[1]
Mäht sie nieder!
Wie Karin Leukefeld berichtet, hatte sich Bundesaußenminister Guido
Westerwelle am 20. 11. mit Avigdor Lieberman sowie Präsident Shimon Peres und
Regierungschef Benjamin Netanjahu getroffen. Anschließend war er zu Gesprächen
mit Mahmud Abbas nach Ramallah gefahren. Als Ursache der aktuellen Eskalation
machte Westerwelle erneut den Beschuß Südisraels aus dem Gazastreifen aus. Dort
liege »der Schlüssel für einen Waffenstillstand«. Abbas’ Berater Abdullah
Frangi antwortete im Gespräch mit der Tageszeitung ›Rheinische
Post‹, wer eine so einseitige Haltung einnehme, habe
»kein Gewicht« bei Verhandlungen. Führende Regierungsvertreter Israels, so
Leukefeld ferner, zeigten sich stattdessen weiter unerbittlich. Wie der
Fernsehsender ›Russia Today‹ berichtete, forderte Transportminister Israel
Katz, Gaza so schwer zu bombardieren, »daß die gesamte Bevölkerung nach Ägypten
flieht«. Sein Kollege für die Verteidigung der Heimatfront, Avi Dichter, riet
den israelischen Streitkräften, Gaza »neu
zu formatieren« und es »mit
Bomben sauberzuwischen«. Innenminister Eli Yishai sagte,
»Infrastruktur, öffentliche Gebäude und Regierungsgebäude« müßten zerstört
werden. Ziel der Operation sei, »Gaza ins Mittelalter zurückzuschicken, nur
dann wird Israel für die nächsten 40 Jahre in Ruhe leben«. Michael Ben-Ari, ein
Abgeordneter der Nationalen Einheitspartei, rief die israelischen Soldaten
offen zum Mord an den Palästinensern auf: »Es gibt keine Unschuldigen in Gaza.
Mäht sie nieder!« [2]
»Solange den Palästinensern ein eigener Staat
vorenthalten wird«, legt Jürgen Reents dar, »mag es
immer wieder Kriegspausen geben, aber kein Kriegsende; immer wieder
Waffenstillstände, aber keinen Frieden. Das ist die Wahrheit, zu der die
israelische Regierung gedrängt werden muß und der sich auch die deutsche
Politik stellen müßte: praktisch und nicht nur mit hohlen Reden. Der
UN-Teilungsplan, der einen jüdischen und einen arabischen Staat in Palästina
vorsah, wird in wenigen Tagen 65 Jahre alt. Es sind 65 Jahre israelischer
Verweigerung, arabischer Fehlkalkulation und des Versagens internationaler
Diplomatie mit wiederkehrend mörderischem Ausgang, für Juden wie für Araber.
Und es sind 65 Jahre, in denen Zorn gesät wurde, der die radikale Hamas
entstehen ließ und ihr bei Wahlen eine Mehrheit bescherte. Man hat den Feind
gezüchtet. Nun gilt: Man muß mit ihm reden - über zwei Staaten, die Frieden
schließen.« [3] »Israels angeblicher Erzfeind,
die Terrorgruppe Hamas«, vermerkt Paul Joseph Watson, »wurde von Israels herrschender Likud-Partei
gegründet und finanziert und sie wird bis in diese Tage von jenen politischen
Institutionen mit Geld überhäuft, die eine Eine-Welt-Regierung vorantreiben.
Das ist nicht meine Meinung und ich bresche hier nicht mit einer exklusiven
Geschichte hervor.«
[4]
»Über Krieg«,
schrieb Prof. Michel Chossudovsky im August dieses Jahres, »entscheiden ausnahmslos zivile Führungsvertreter
und Interessengruppen und weniger das Militär. Krieg dient vorherrschenden
wirtschaftlichen Interessen, die ihren Einfluß - vor der Öffentlichkeit verborgen - hinter verschlossenen Türen in den Chefetagen
der Unternehmen, den Denkfabriken Washingtons und anderswo ausüben. Ohne die
massive Desinformation durch die Medien brächen die Kriegsabsicht und -planung
der USA und der NATO wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Legitimität der
Kriegsverbrecher in hohen Funktionen wäre erschüttert.« Nach Auskunft der Vereinten Nationen wird der Gaza-Streifen im Jahr
2025, also nicht einmal in ferner Zukunft, aus ökologischen Gründen nicht mehr
bewohnbar sein, weil das Land völlig überbevölkert ist, die Böden ausgelaugt
sind und bis dahin kaum noch Landwirtschaft betrieben werden kann.
Israels letzter Überfall auf Gaza:
Die Lüge, wer angefangen hat
Wieder hat Israel Gaza angegriffen. Im Zuge des Überfalls, schreibt John
Glaser, der am 10. November begann, wurden mindestens sieben Palästinenser
getötet, fünf davon Zivilisten, drei davon Kinder. Bis zu 52 wurden verwundet,
darunter sechs Frauen und zwölf Kinder. Wie bei jeder bösartigen militärischen
Offensive, die Israel in Gaza durchführt, lautet
die vorherrschende Geschichte, daß es sich um eine Vergeltung für
Raketen aus Gaza handelt, die in das südliche Israel abgeschossen wurden. Und
das ist eine Lüge. Es stimmt, daß an dem Samstag vor dem ausgedehnten israelischen
Bombardement der militärische Arm der Volksfront für die Befreiung Palästinas
eine Panzerabwehrrakete auf ein israelisches Militärfahrzeug in der Nähe der
Grenze zu Gaza feuerte, wodurch vier israelische Soldaten verletzt wurden. Aber was führte zum Abschuß der Panzerabwehrrakete? Als erstes erschossen israelische Militärkräfte am
Montag, 5. November, den 23 Jahre alten Ahmad Nabhani, als er sich dem
Grenzzaun zu Israel näherte. Laut zumindest einer Zeugenaussage war Nabhani
geistig behindert. Dann, am Donnerstag, 8. November, überschritten die
israelischen Okkupationskräfte – 8 Panzer und 4 Bulldozer – die Grenze in den
Süden von Gaza, schossen dort herum und töteten einen 13 Jahre alten Buben, wie
das ›Palestinian Centre for Human Rights‹ berichtet. Den vom PCHR durchgeführten Untersuchungen
zufolge wurde am 8. 11. ungefähr um 16.30 Uhr der 13 Jahre alte Ahmed Younis
Khader Abu Daqqa durch ein Geschoß in den Unterleib schwer verletzt, nachdem
israelische Militärfahrzeuge, die in das Dorf Abassan eingedrungen waren,
willkürlich herumschossen. Zu der Zeit, als er getroffen wurde, spielte Ahmed
mit seinen Freunden Fußball vor dem Haus seiner Familie, das etwa 1.200 m
von dem Gebiet, in dem sich die israelischen Okkupationskräfte befanden, entfernt
ist. Selbst wenn ehrliche Beobachter die grausame und inhumane Blockade Gazas
durch Israel außer Acht lassen und diese bei der Bewertung, welche Seite für
dieses Auflodern der Gewalt verantwortlich ist, nicht in die Waagschale werfen,
so ist es dennoch klar, daß Israel diesen letzten Zusammenstoß begonnen hat.
Und als Reaktion auf die Reaktion hat Israel einen harten, unverhältnismäßigen
militärischen Angriff unternommen. Das wäre leicht zu verstehen, wenn zum
Beispiel die Medien des Westens sich die Mühe machten, die andere Seite zu befragen,
was geschehen ist. Die palästinensischen Nachrichtenmedien berichteten sofort,
daß die
Komitees für den Volkswiderstand die Verantwortung für die Panzerabwehrrakete
übernommen haben, die sie als ›Vergeltung‹ für vorhergehende israelische Gewalt gegen Gaza
bezeichneten. Aber dieses Grundanliegen eines ehrlichen Journalismus wird
anscheinend nicht berücksichtigt.
Jeder einzelne israelische Vorstoß oder Angriff auf Gaza wird von
derselben Geschichte begleitet: Israel reagierte angemessen auf nicht
provozierten palästinensischen Beschuß mit Raketen. Der letzte
größere Krieg gegen Gaza, die Operation ›Gegossenes
Blei‹ von Dezember 2008 bis Januar 2009 wurde auch von
dieser Geschichte begleitet. Israel beging Kriegsverbrechen in diesem
einseitigen Konflikt, beschoß und tötete Hunderte von Zivilisten, setzte
rücksichtslos Waffen ein und zerstörte absichtlich die zivile Infrastruktur. Es
ist zur akzeptierten Tatsache geworden, sogar unter den Kritikern Israels, daß diese
Offensive eine Reaktion auf den Raketenbeschuß durch die Hamas war. Es gab in
der Tat Raketenbeschuß unmittelbar vor dem Überfall, aber dieser war eine
Vergeltung für den Bruch des sechs Monate dauernden Waffenstillstands durch
Israel, von dem sogar israelische Regierungsvertreter in von WikiLeaks veröffentlichten
Dokumenten zugaben, daß die Hamas ihn eingehalten hatte. [5]
[1] http://www.bueso.de/node/6168 21. 11. 12
Israelischer Autor warnt: Gaza, Libanon und schließlich der Iran?
[2] http://www.jungewelt.de/2012/11-21/048.php
»Mäht Gaza nieder« - Von Karin Leukefeld
[3] http://www.neues-deutschland.de/artikel/804984.mit-hamas-reden.html 21. 11. 12
Mit Hamas reden - Jürgen Reents
[4] http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1109 3. 1. 09
Die
Partnerschaft Israels mit der Hamas - Von Paul Joseph Watson
[5] http://www.antikrieg.com/aktuell/2012_11_14_israels.htm 11. 11. 12
Israels letzter Überfall auf Gaza: die Lüge, wer angefangen hat - John Glaser
http://www.antiwar.com/
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