Das Schicksal des Mittleren Ostens hängt in der Waage - Von Shamus Cooke 26.05.2013 23:54
Das Endspiel um Syrien naht schnell: Das Tempo der Ereignisse in Syrien hat sich
in den
letzten Wochen beschleunigt. Die Regierungskräfte haben signifikante Siege über
die Rebellen errungen, was eine Mischung von kriegerischen Provokationen und
Friedensangeboten seitens der Vereinigten Staaten und deren
Anti-Assad-Alliierten hervorgerufen hat. Mit Obamas Segen griffen israelische
Kampfflugzeuge vor kurzem dreimal an. So wurden durch einen massiven
Luftangriff auf eine militärische Einrichtung in Damaskus 42 syrische Soldaten
getötet. Kurz danach stimmte Obama endlich einer Friedenskonferenz mit Rußland zu; Rußland
hatte solche Gespräche seit Monaten gefordert. Obama geht in diese Gespräche in
einer geschwächten Position: die syrische Regierung gewinnt den Krieg gegen die
von der USA gestützten Rebellen, und ein Erfolg auf dem Boden ist die
Trumpfkarte aller Friedensverhandlungen.
Obama und
die Rebellen sind zur Zeit nicht in einer Position, um von Syrien irgendetwas
fordern zu können. Es ist möglich, daß Obama eine
weitere Demütigung bei seiner Einmischung in Syrien durch eine gesichtswahrende
›Friedens‹vereinbarung in letzter Minute vermeiden möchte. Nicht weniger
wahrscheinlich ist jedoch, daß diese
Friedensgespräche ein raffinierter diplomatischer Trick sind, während in
Wirklichkeit ein Krieg beabsichtigt ist. Es ist nicht ungewöhnlich für
Friedensgespräche, daß diese abgebrochen und
als Rechtfertigung für eine Intensivierung des Krieges verwendet werden, frei
nach dem Motto ›wir haben alles
versucht, um einen Frieden zu erreichen, aber es war nicht möglich‹. Und Obama hat viele Gründe, mit mehr
Krieg fortzufahren: er würde unglaublich schwach dastehen, bliebe der syrische
Präsident an der Macht, nachdem Obamas Administration bereits bekanntgegeben
hat, daß die Zeit des Assad-Regimes vorbei sei
und eine alternative Regierung aus syrischen Exilanten zusammengestellt werde, die
die USA und ihre Alliierten als die rechtmäßige Regierung Syriens behandeln.
Über
Obamas syrische Marionettenregierung berichtete die BBC: »Die
politische Führung der syrischen Opposition, die in internationalen Hauptstädten
umherreist, Konferenzen besucht und große Reden schwingt, wird von niemandem
geführt. Sie hat kaum die Kontrolle über die im gleichen Raum befindlichen
Delegierten, von den Kämpfern draußen gar nicht zu reden.« Sollte ein Friedensabkommen erreicht werden, so werden
diese syrischen Exilanten, auf die in der Tat nur eine kleine Minderheit der
kämpfenden Rebellen hört, diejenigen sein, die das Abkommen unterzeichnen. Viele
Politiker in den Vereinigten Staaten fordern auf Grund der unbewiesenen
Anschuldigung, die syrische Regierung hätte chemische Waffen gegen die Rebellen
eingesetzt, noch immer lautstark Krieg gegen Syrien. Tatsächlich hat die UNO jedoch
angedeutet, daß das Gegenteil stimme: Es gebe
stichhältige Hinweise, daß es die von der USA gestützten
Rebellen waren, die chemische Waffen gegen die syrische Regierung eingesetzt
haben. Natürlich hat es letztere Tatsache nur auf die letzten Seiten der US-Medien
geschafft, wenn überhaupt darüber berichtet wurde. Ähnlich schlimme Nachrichten
betreffen die von den US-gestützten Rebellen begangenen groß angelegten
ethnischen und religiösen Säuberungen sowie zahlreiche Menschenrechtsverletzungen; auch diese waren
nicht auf den Titelseiten zu finden. Die zahlreichen von den Rebellen begangenen
terroristischen Bombenanschläge, denen Zivilisten zum Opfer fielen, wurden von
den Politikern und Medien der Vereinigten Staaten gleichermaßen weitgehend ignoriert. Die Position der USA wird
ferner durch die Tatsache geschwächt, daß es
sich bei der Mehrheit der kämpfenden Rebellen um islamische Extremisten
handelt, die für Jihad und Scharia kämpfen und nicht für Demokratie. ›The Guardian‹ schrieb vor kurzem: »Syriens hauptsächliche bewaffnete
Oppositionsgruppe, die Freie Syrische Armee (FSA), verliert Kämpfer und Potential
an die Jabhat al-Nusra, eine islamistische Organisation mit Verbindungen zu
al-Qaida; sie hat sich als die am besten ausgestattete und am besten finanzierte
motivierte Kraft herausgestellt, die gegen Bashar al-Assads Regime kämpft.« Und die ›New York Times‹
fügte hinzu: »Nirgends in dem von den Rebellen kontrollierten Teil
Syriens gibt es eine säkulare kämpfende Kraft, die der Rede wert wäre.«
Trotz all
dieser Barrieren, die die USA daran hindern, der syrischen Regierung ihre
Bedingungen zu diktieren, hält Obama dennoch eigene Trümpfe in der Hand: das Militär
der Vereinigten Staaten und Israels. Es ist möglich, daß
israelische Luftangriffe gegen Syrien in der vorgeschlagenen Friedenskonferenz als
Verhandlungsargument benutzt werden. Nämlich für den Fall, daß Obama droht, Syrien in die Steinzeit zurückzubomben:
und dafür gibt es genügend Hinweise: Afghanistan, Irak, Libyen - um die Drohung
zu untermauern. Diese Art von Drohung einzusetzen wird in der Tat von vielen US-Politikern
als intelligente Außenpolitik betrachtet; wenn ein Land, das nicht mit der USA
verbunden ist, als Widersacher geschwächt und aufgesplittert wird, wird dadurch
auch das letzte Hindernis für einen Krieg gegen den Iran abgebaut. Die US-Außenpolitik
ist jetzt gänzlich auf den Einsatz einer Drohung mit Vernichtung angewiesen.
Nachdem die Wirtschaftsmacht der USA im Vergleich zu China und anderen Ländern
gesunken ist, wurde das wirtschaftliche Zuckerbrot zugunsten der militärischen
Peitsche beiseite gelegt. Jede Menge außenpolitischer ›Experten‹ in den
Vereinigten Staaten fordern, daß Obama wieder
die Peitsche hervorholt, um unter Beweis zu stellen, daß
die Außenpolitik der USA mehr ist als nur Gespräche ohne Taten.
Das ist
das Wesen der Einmischung der Vereinigten Staaten von Amerika in Syrien: sie riskiert einen regionalen Krieg, der den Libanon,
die Türkei, den Irak, Israel, den Iran, Jordanien und Saudi-Arabien mit einschließen
könnte, mit dem Potential, auch die größeren Mächte, die mit diesen Ländern
verbunden sind, mit hineinzuziehen, nämlich die USA und Europa auf der einen
Seite und Rußland und China auf der anderen. Das
Schicksal des bereits geplagten Mittleren Ostens hängt in der Waage. [1]
Neueste
Berichte aus Syrien, schreibt hierzu Prof. Michel Chossudovsky [2], lassen
vermuten, daß Amerika und seine Verbündeten dabei sind, ihren geheimen Krieg
zur Unterstützung der Schabhat al-Nusra [Jabhat
al-Nusra - »Unterstützungsfront für das syrische Volk«] zu verlieren. In den letzten Wochen mußten die
von der USA geförderten und mit al-Qaida verbündeten Rebellen schwere Verluste
durch die syrischen Streitkräfte hinnehmen. Mit Unterstützung Rußlands und des
Irans hat die syrische Armee eine landesweite Offensive begonnen. Dabei konnten
die Waffenlieferungen unterbrochen werden: »….. Die syrische Armee
konzentrierte sich darauf, die ›Rebellen‹ auszuhungern und sie von den
Versorgungsrouten und Waffenkorridoren, die im wesentlichen über den Norden des
Libanons, die Türkei und Jordanien verliefen, abzuschneiden.« [3] Die Schabhat al-Nusra setzt sich zum größten
Teil aus Söldnern zusammen, die in der Türkei, Saudi-Arabien und Katar
angeworben wurden. In die Gruppe wurden auch verdeckt operierende [westliche]
Spezialeinheiten und Militärberater integriert. Diese mit al-Qaida verbundene
Terrorgruppe, die direkt aus Washington finanziert wird, bildet die Stoßtruppe
des westlichen Militärbündnisses. Wie der amerikanische Fernsehsender CNN
bestätigte, wurden die al-Nusra-Terroristen von Spezialkräften, die für das
Pentagon arbeiten, auch im Umgang mit chemischen Waffen unterwiesen: »Bei der
Ausbildung für chemische Waffen, die in Jordanien und der Türkei stattfindet,
wird auch vermittelt, wie man Lager überwacht und sichert, und wie man mit
Waffenlagern und anderem Material umgeht, berichten Quellen. Einige der
Vertragspartner des Pentagons arbeiten bei der Überwachung der Lager in Syrien
mit den Rebellen vor Ort zusammen, berichtete ein Regierungsvertreter. Die
Staatsangehörigkeit der Ausbilder wurde nicht preisgegeben, aber die
Regierungsvertreter warnten vor dem Schluß, es handle sich ausschließlich um
Amerikaner.« [CNN, 9. Dezember 2012] Und wenn dann alle al-Qaida-Rebellen im
Einsatz von Massenvernichtungswaffen durch vom Pentagon angeheuerte
Militärausbilder unterwiesen wären, würde die syrische Regierung für den
Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen die eigene Bevölkerung
verantwortlich gemacht. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur ›SANA‹ berichtete am 12. Mai ausführlich über Einzelheiten des
militärischen Vorgehens der syrischen Streitkräfte gegen die al-Nusra-Rebellen
in verschiedenen Teilen des Landes. Es ist schon eine bittere Ironie, daß die Schabhat-al-Nusra-Terroristen einerseits
direkt vom Pentagon unterstützt und finanziert werden, andererseits vom
amerikanischen Außenministerium auf die Liste der Terror-Organisationen gesetzt
wurden. Die jüngste Initiative des amerikanischen Außenministers John Kerry hat
wesentlich dazu beigetragen, die Versorgung der Terroristen mit Waffen und Geld
unter dem Deckmantel der ›humanitären
Hilfe‹ massiv auszuweiten. Und
jetzt, da die von den westlichen Geheimdiensten geschaffene und unterstützte Schabhat
al-Nusra von den syrischen Streitkräften zerrieben wird, fordern die USA und
ihre Verbündeten offene Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützung für die
eher moderaten nichtislamistischen Rebellengruppen. Frankreichs Außenminister
Laurent Fabius erklärte, Frankreich wolle seine Unterstützung des Syrischen
Nationalrats verstärken. Er betonte, diese Organisation müsse »wachsen, auf
Einigkeit hinarbeiten und eindeutig die Rechte aller Gemeinschaften im Falle eines
Regimewechsels garantieren«.
Diese Entwicklungen
deuten darauf hin, daß die Rebellen der
Schabhat al-Nusra lediglich als Kanonenfutter dienen. Sie werden nicht länger
unterstützt und als Freiheitskämpfer gefeiert. In Absprache mit seinen
westlichen Verbündeten hat Washington entschieden, seine al-Qaida nahestehenden
Fußsoldaten zu opfern. Diejenigen, die den ›weltweiten
Krieg gegen Terrorismus‹ führen,
unterstützen also Terroristen. Aber auch das dient einem guten Zweck: Die
Unterstützung ›guter‹ Terroristen dient der »Förderung der
Demokratie«.
[1] Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2013_05_21_dasschicksal.htm Orginal auf http://www.counterpunch.org/2013/05/13/syria-endgame-approaching-fast/ May 13, 2013 The Fate
of the Middle East in the Balance - Syria Endgame Approaching Fast - by Shamus
Cook [2] Quelle auszugsweise: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/prof-michel-chossudovsky/amerika-verliert-seinen-verdeckten-krieg-in-syrien-die-von-den-usa-unterstuetzten-an-nusra-rebellen.html;jsessionid=D1F4721A6A9F9F94862D049E20F48FD4 20. 5. 13 Prof.
Michel Chossudovsky - Amerika verliert seinen verdeckten Krieg in Syrien: Von
der USA unterstützte Al-Nusra-Rebellen unterliegen den syrischen Streitkräften [2] Siehe dazu: Phil Greaves, »Buying Time in
Syria«, Global Research, May 11, 2013
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