Der irakische ISIS und was sich in Wahrheit dahinter verbirgt

d.a. Das Dunkel lichtet sich. Sicherlich dürfte es bis zum letzten Zeitungsleser durchgedrungen sein,

wie die Tagespresse immer wieder einmal mit Halbwahrheiten operiert, so dass uns wesentliche Kriterien vorenthalten blieben, gäbe es nicht Autoren wie Chomsky, Hersh, Pilger, Tarpley, Meyssan, Eggert, Roth, Wisnewski und viele weitere, die bestrebt sind, uns ins Bild zu setzen. Zu diesen zählt auch der an der Universität Ottawa lehrende Wirtschaftsprofessor Michel Chossudovsky. Von all diesen Autoren haben wir profunde Beiträge auf politonline veröffentlicht. Was nun Chossudovskys neuesten Artikel betrifft, dieser trägt die Überschrift »Inszenierte Zerstörung und politische Zersplitterung des Iraks: Die USA sponsert die Schaffung eines islamistischen Kalifats«, so ergibt sich daraus das nachfolgende Szenarium, das buchstäblich alles in den Schatten stellt, was uns bezüglich des ISIS von der Presse bisher »geliefert« wurde:

Grundlegendes zum Verständnis des ISIS

Wie Chossudovsky ausführt, ist der ISIS keine eigenständige Organisation. Er ist ein Geschöpf der US-Geheimdienste und wird als deren Instrument zur verdeckten Kriegsführung eingesetzt. Er ist somit als Teil eines Plans der US-Geheimdienste ein Projekt zur Schaffung eines sunnitischen islamistischen Kalifats. Das eigentliche Ziel des jetzigen von der USA und der NATO inszenierten Konflikts zwischen der al-Maliki-Regierung und den ISIS-Rebellen ist die Destabilisierung und Zerschlagung des irakischen Nationalstaats. Dieser Prozess ist Teil einer von Geheimdiensten gesteuerten Operation, durch die Staaten in frei verfügbare Territorien verwandelt werden sollen. Diese Zerschlagung des Iraks entlang konfessioneller und ethnischer Trennlinien ist ein langfristig angelegter fester Bestandteil der Politik der USA und ihrer Verbündeten.

Wie hierbei vorzugehen beabsichtigt ist, haben wir bereits am 21. 10. 2005 im Detail dargelegt:
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=248
 -  Wird der Irak geteilt?

Die Entscheidung zur Bildung des ISIS wurde in Washington getroffen, weil dadurch die verdeckte Unterstützung der in Syrien und im Irak operierenden Terroristen über logistische Basen in beiden Ländern besser koordiniert werden konnte. Das vom ISIS verfolgte Projekt eines Kalifats kommt der seit langem bestehenden Absicht der USA entgegen, den Irak und Syrien in drei Einzelstaaten aufzuspalten: ein sunnitisches islamistisches Kalifat, eine schiitische arabische Republik und eine Republik Kurdistan. Der Chor der westlichen Medien, führt Chossudovsky aus, beschreibt den sich entwickelnden Konflikt im Irak als einen Bürgerkrieg zwischen dem ISIS und den Streitkräften der al-Maliki-Regierung. Die Auseinandersetzung wird als Konfessionskrieg zwischen radikalen Sunniten und Schiiten dargelegt, wobei nicht untersucht wird, wer hinter den verschiedenen Lagern steckt. In Wirklichkeit beruht der Konflikt aber auf einem sorgfältig inszenierten Plan des Militärs und der Geheimdienste der USA. Es ist bekannt und dokumentiert, dass die USA und die NATO seit dem Krieg gegen die Rote Armee in Afghanistan daraus hervorgegangene Gruppierungen in zahlreichen Konflikten als von Geheimdiensten gelenkte Hilfstruppen eingesetzt haben und immer noch einsetzen. In Syrien sind es die Terroristen der al-Nusra und des ISIS, die als Fussoldaten der westlichen Militärallianz unter deren Kontrolle rekrutiert und zu paramilitärischen Kämpfern ausgebildet wurden.

Der al-Qaida-Ableger Islamic State of Iraq legte sich im April 2013 den Namen Islamic State of Iraq and Syria, »Islamischer Staat im Irak und in Syrien«, ISIS, zu. Die Bildung einer Terroristengruppe, die sowohl im Irak als auch in Syrien agiert, wurde vom US-Geheimdienst mit einer geopolitischen Zielsetzung eingefädelt; sie entstand auf Grund der Erfolge, die die syrischen Regierungstruppen gegen die von der USA gesponserten Aufständischen in Syrien, die sich aus der sogenannten Freien Syrischen Armee [FSA] und verschiedenen oppositionellen Terrorbrigaden zusammensetzen, erzielten. Der ISIS soll, so Chossudovsky, mit seinem Kalifat-Projekt einen sunnitischen islamistischen Staat schaffen. Dabei handelt es sich nicht um ein Projekt der sunnitischen Bevölkerung des Iraks, denn diese zog schon immer eine weltlich ausgerichtete Regierungsform vor. Das Kalifat-Projekt wurde in der USA entwickelt. Die Fortschritte der ISIS-Rebellen sind gewollt; sie sollen in der sunnitischen Bevölkerung breiten Widerstand gegen die al-Maliki-Regierung wecken. Mit der verdeckten Unterstützung des ISIS will Washington sein eigenes Marionettenregime in Bagdad stürzen. Dabei geht es weder um einen Regimewechsel, noch um die Ersetzung des al-Maliki-Regimes. Es geht, wie gesagt, ausschliesslich um die Aufspaltung des Iraks entlang konfessioneller resp. ethnischen Trennungslinien, die auf Reissbrettern des Pentagons seit mehr als 10 Jahren geplant wird. Washington beabsichtigt den Sturz des Bagdader Regimes und die Auflösung aller Institutionen der Zentralregierung; daran anschliessend soll eine politische Aufsplitterung erfolgen und der einheitliche Nationalstaat Irak von der Landkarte getilgt werden. Dieser Prozess der politischen Zerschlagung des Iraks  wird sich zwangsläufig auch auf Syrien auswirken, obwohl die von der USA und der NATO gesponserten Terroristen in weiten Teilen des Landes besiegt wurden. Trotzdem ist die Destabilisierung und politische Aufsplitterung Syriens immer noch beabsichtigt: Washington begnügt sich jetzt nicht mehr nur mit der Beseitigung des Regimes in Damaskus: auch Syrien soll  aufgespalten werden. Die vorgesehene Aufteilung des Iraks und Syriens erinnert an die Aufspaltung Jugoslawiens in die 7 unabhängigen Staaten Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Slowenien, Montenegro und den Kosovo. Die Bildung eines Kalifats könnte jetzt der erste Schritt zur Ausweitung des Konfliktes auf den ganzen Mittleren Osten sein; die hierzu von Lieutenant-Colonel Ralph Peters erstellte Karte wurde im Juni 2006 im Armed Forces Journalpubliziert  -  sie ist also kein Geheimnis:  

Siehe  http://www.globalresearch.ca/plans-for-redrawing-the-middle-east-the-project-for-a-new-middle-east/3882  June 14, 2014  -  Plans for Redrawing the Middle East: The Project for a New Middle East by Mahdi Darius Nazemroaya

 »Obwohl«, wie Chossudovsky hierzu vermerkt, »die von Peters, der Lehrer an der U.S. National War Academy war, entworfene Karte die Pentagondoktrin nicht offiziell widerspiegelt, wurde sie in einem Ausbildungsprogramm für höhere Offiziere am NATO Defense College verwendet.«     

Der Krieg gegen den Terrorismus‹ 
Dieser besteht darin, dass die US-Administration durch von ihren Geheimdiensten instrumentalisierte, der al-Qaida nahestehende Gruppierungen terroristische Aktivitäten anzetteln lässt und dann den Regierungen der terrorisierten Staaten Unterstützung anbietet. Das Angebot wird als Hilfe bei der Terrorbekämpfung verkauft, soll aber nur einen Vorwand für US-Interventionen schaffen. Als Reaktion auf den Vormarsch der ISIS-Rebellen hatte Washington bei der Bekämpfung der Terroristen zur [angeblichen] Unterstützung der Regierung in Bagdad zunächst eigene Angriffe mit Kampfflugzeugen und Drohnen in Betracht gezogen. Man tut so, als wolle man unter der Fahne der Terrorbekämpfung etwas Gutes tun, natürlich ohne zuzugeben, dass diese Terroristen, wie bereits gesagt, Fussoldaten der westlichen Militärallianz sind. Selbstverständlich tragen diese Entwicklungen nicht nur zur Destabilisierung des Iraks bei, sie schwächen auch den Widerstand der irakischen Bevölkerung gegen die Zerschlagung ihres Staates: das Hauptziel der USA und der NATO.

Die Schaffung eines islamistischen Kalifats wird jedoch nicht nur von der CIA, sondern ebenso von den Geheimdiensten Saudi-Arabiens, Katars und der Türkei gefördert. Auch Israel unterstützt von den Golanhöhen aus nicht nur die der al-Qaida nahestehenden Rebellen in Syrien, sondern auch die kurdischen Separatisten in Syrien und im Irak. Der gesamte Global War on Terrorism [GWOT] folgt einer konsequenten teuflischen Logik: Beide Seiten, die Terroristen und die attackierten Regierungen werden jeweils vom Militär und/oder von den Geheimdiensten der USA und der NATO unterstützt. Dieses Muster der Unterstützung beider Seiten beschreibt nicht nur die gegenwärtige Situation im Irak; die Inszenierung solcher konfessioneller [oder ethnischer] Konflikte fand und findet immer wieder in zahlreichen Ländern statt. Im Auftrag westlicher Geheimdienste von al-Qaida nahestehenden Rebellen angezettelte Aufstände gab und gibt es im Jemen, in Libyen, Nigeria, Somalia, Mali, in der Zentralafrikanischen Republik und in Pakistan. Dabei geht es immer darum, souveräne Nationalstaaten zu destabilisieren und in sogenannte offene Territorien zu verwandeln, die vor allem offen für ausländische Investoren sind. Den  Vorwand für humanitäre Interventionen  - zum Beispiel in Mali, Nigeria oder in der Zentralafrikanischen Republik -  liefert immer die Existenz terroristischer Kräfte. Diese terroristischen Kräfte würde es aber ohne die Einmischung der USA und der NATO überhaupt nicht geben. 

Die Eroberung von Mossul 
Hier tritt die verdeckte Unterstützung der USA und der NATO für den ISIS zutage. Das, was sich in Mossul ereignet hat, ist, wie Chossudovsky ausführt, aus rein militärischer Sicht nicht zu erklären. Presseberichten zufolge hatten aufständische Kräfte des ISIS am 10. Juni ganz Mossul, die zweitgrösste Stadt des Iraks mit einer Bevölkerung von mehr als einer Million Menschen, erobert. Für die Obama-Regierung kam diese Entwicklung angeblich unerwartet; in Wirklichkeit war sie dem Pentagon und den US-Geheimdiensten nicht nur bekannt, sondern diese haben den ISIS-Rebellen Waffen, Logistik und finanzielle Unterstützung zur Verfügung gestellt sowie den ISIS-Angriff auf die Stadt Mossul hinter den Kulissen koordiniert. Der ISIS ist im Vergleich zu anderen al-Qaida-Ablegern zwar eine gut ausgerüstete und disziplinierte Rebellenarmee, die Eroberung Mossuls beruht indessen nicht auf deren militärischen Fähigkeiten. Die irakischen   Streitkräfte, die zahlenmässig und mit ihren fortschrittlichen Waffensystemen den Rebellen weit überlegen sind, hätten diese leicht in die Flucht schlagen können. Nach Berichten standen den 30.000 Regierungssoldaten in Mossul nur 1000 ISIS-Rebellen gegenüber. Trotzdem zog es die irakische Armee vor, sich nicht zur Wehr zu setzen. In den Medien wurde ohne Nachweis berichtet, die Entscheidung der irakischen Streitkräfte, nicht zu kämpfen, sei notwendig gewesen, weil ihre Soldaten massenhaft desertiert seien. Von irakischen Offiziellen erfuhr der Guardian, »dass zwei irakische Divisionen mit rund 30.000 Soldaten vor nur 800 ISIS-Kämpfern geflohen seien. Die ISIS-Extremisten bewegten sich am 11. 6. ungehindert in den Strassen Mossuls und waren offensichtlich überrascht, wie leicht sie die zweitgrösste Stadt des Iraks nach dreitägigen sporadischen Kämpfen einnehmen konnten.«  [1]  Unter diesen Umständen und weil die CIA auf beiden Seiten mitmischt, gab es sicher  routinemässige Absprachen zur Koordinierung der Logistik und der Aktivitäten zwischen militärischen und geheimdienstlichen Kommandozentren der USA und der NATO, den offiziellen Beratern bei den irakischen Streitkräften und den verdeckten Beratern bei den ISIS-Brigaden. Vermutlich wurden westliche Spezialkräfte an private Sicherheitsfirmen ausgeliehen und von diesen im Auftrag der USA und der NATO in die ISIS-Armee eingeschleust. Wenn das berücksichtigt wird, erscheint die Eroberung Mossuls als eine Operation, die sorgfältig und lange im voraus geplant wurde. Deshalb gab es auch nur einige Scharmützel und keine grösseren Kämpfe. Denn zwei komplette Divisionen der regulären irakischen Armee, die von US-Militärberatern an modernen  Waffensystemen ausgebildet wurden, hätten die ISIS-Rebellen leicht zurückschlagen können. Es wurde berichtet, dass ihre Kommandeure ihnen jedoch befohlen hätten, nicht zu intervenieren. Nach Zeugenaussagen wurde kein einziger Schuss abgefeuert. Die irakischen Soldaten, die in Mossul stationiert waren, flohen; viele von ihnen zogen ihre Uniformen aus und verliessen ihre Posten, als die ISIS-Rebellen in der Stadt ausschwärmten; diese überfluteten über Nacht das komplette Westufer der Stadt, da die irakischen Soldaten und Polizisten ihre Stützpunkte verlassen hatten. In den Berichten [2], schreibt Chossudovsky, wird auch vermutet, dass die angeblich überwiegend sunnitischen irakischen Militärkommandeure mit den sunnitischen ISIS-Rebellen sympathisieren. In der kurdischen Stadt Erbil beschuldigten Deserteure ihre Offiziere der Feigheit und des Verrats und behaupteten, ihre Generäle hätten die Stadt Mossul den sunnitischen Aufständischen kampflos übergeben, weil sie sich durch ihren Glauben und die Geschichte mit ihnen verbunden fühlten. Diese Behauptung ist irreführend. Die höheren Kommandeure der irakischen Streitkräfte sind grösstenteils schiitische Hardliner. Zu den massenhaften Desertionen kam es, weil die Kommandostruktur zusammenbrach, nachdem die höheren Offiziere die Stadt Mossul bereits verlassen hatten. Es ist wichtig, zu bedenken, dass beide Seiten, die regulären irakischen Streitkräfte und die ISIS-Rebellenarmee, von der USA und der NATO unterstützt werden. So wurden die irakischen Streitkräfte in Mossul sowohl von Beratern aus den US-Spezialkräften als auch von Mitarbeitern privater Sicherheitsfirmen unterstützt. Auch in den Reihen der ISIS-Rebellen gibt es, wie bereits dargelegt, solche Berater und Söldner, die im Auftrag der CIA oder des Pentagons agieren und über Satellitentelefone mit der USA und der NATO in Verbindung stehen.

Somit bleibt die Frage: Wie kann eine Truppe von knapp eintausend ISIS-Rebellen eine Stadt mit mehr als einer Million Einwohnern einnehmen? Wenn der ISIS nicht im voraus gewusst hätte, dass die 30.000 von US-Ausbildern kontrollierten irakischen Soldaten nicht schiessen würden, wäre Mossul nicht in die Hände der Rebellen gefallen, weil diese schon vorher stark dezimiert worden wären. Wer hat die Entscheidung getroffen, den ISIS-Terroristen Mossul kampflos zu überlassen? Wer hat ihnen grünes Licht gegeben? Haben die höheren irakischen Kommandeure von ihren westlichen Militärberatern den Auftrag erhalten, den ISIS-Terroristen die Stadt zu überantworten? Waren sie vorher eingeweiht worden? War die kampflose Übergabe der Stadt Mossul an den ISIS etwa Teil eines Plans der US-Geheimdienste? Wurden die irakischen Militärkommandeure manipuliert oder dafür bezahlt, dass sie die die Stadt ohne einen einzigen Schussin die Hände der ISIS-Rebellen fallen liessen?

Auch der schiitische General Mehdi Sabih al-Gharawi, der die in Mossul stationierten Divisionen befehligte, hatte die Stadt verlassen. Al-Gharawi hat zuvor Hand in Hand mit dem US-Militär gearbeitet. Im September 2011 übernahm er von US-Oberst Scott McKean den Befehl über die Garnison Mossul. War er eingeweiht und von seinen US-Partnern dazu beauftragt worden, seine Kommandantur zu verlassen? Die US-Berater könnten eingegriffen haben, weil sie den Auftrag hatten, es nicht zum Kampf kommen zu lassen. Das geschah vermutlich im Rahmen des Plans, den Vormarsch der ISIS-Rebellen und die Errichtung eines Kalifats zu erleichtern. Die ganze Operation scheint sorgfältig inszeniert worden zu sein. Mossul steht jetzt offiziell unter der Kontrolle des ISIS; dieser hat auch die Hubschrauber und Panzer übernommen, die von der irakischen Armee zurückgelassen wurden. Damit zeichnet sich die baldige Entmachtung der Regierung in Bagdad und die Errichtung des ISIS-Kalifats ab. Inzwischen hat auch die kurdische Region im Norden de facto ihre Unabhängigkeit von Bagdad erklärt. Kurdische Peschmerga-Milizen, die von Israel unterstützt werden, haben die Kontrolle über die Städte Arbil und Kirkuk übernommen.  

Die Medien haben zwar berichtet, dass die Regierung des Premierministers Nuri al-Maliki Saudi-Arabien und Katar beschuldigt hat, den ISIS zu unterstützen, verschwiegen aber, dass sowohl Doha als auch Riad im Auftrag und in enger Abstimmung mit Washington handeln. Chossudovsky: »Der angebliche Bürgerkrieg im Irak ist in Wirklichkeit ein verdeckt geführter Angriffskrieg [der USA und der NATO], mit dem der Irak und seine Institutionen zerschlagen und seine Wirtschaft zerstört werden sollen. Gleichzeitig wird der Weltöffentlichkeit der Eindruck vermittelt, es handle sich lediglich um eine Konfrontation zwischen Schiiten und Sunniten. Die gescheiterte Besetzung des Iraks durch das US-Militär ist durch einen verdeckt geführten unkonventionellen Krieg ersetzt worden. In bitterer Ironie wird die Realität so verdreht, dass sich der Aggressor USA als Retter eines souveränen irakischen Staates aufspielen kann. Der interne Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten wird dadurch immer wieder neu entfacht, da die USA und die NATO, wie gesagt, sowohl die al-Maliki-Regierung als auch die sunnitischen ISIS-Rebellen unterstützen. Vertreter der sunnitischen Stämme sowie Teile der ehemaligen Baath-Partei und Militärs, die ihr angehörten, haben bei der Übernahme der Kontrolle über Mossul und über andere Städte eine zentrale Rolle gespielt.

Zum Zeitpunkt des jetzigen Berichts wird Mossul gemeinsam mit dem ISIS von mehreren sunnitischen Oppositionsgruppen kontrolliert. Obwohl diese oppositionellen Kräfte, die einen wichtigen Bestandteil der Widerstandsbewegung gegen die Al-Maliki-Regierung bilden, den ISIS ablehnen, sind sie ein De-Facto-Bündnis mit ihm eingegangen. Die Tatsache, dass die USA den ISIS steuert, scheint den Stammesrat nicht zu stören: Scheich Zaydan Al Jabiri, der Führer des politischen Flügels des Revolutionären Stammesrats, hat mitgeteilt, seine Organisation halte die ISIS-Rebellen für gefährliche Terroristen, könne sie aber in Schach halten. An der erfolgreichen Revolution, die in Mossul stattgefunden hat, waren zwar auch Dschihadisten beteiligt, wir wollen aber das ganze irakische Volk einbeziehen; die Revolution wurde hauptsächlich von den sunnitischen Stämmen und einigen Baathisten gemacht, also ganz sicher nicht nur vom ISIS, erklärt Jabiri; Jabiri, der in Amman im Exil lebt, drohte aber auch damit, dass die sunnitischen Stämme ohne westliche Hilfe gezwungen sein könnten, den gemeinsamen Feind, die von Schiiten dominierte irakische Regierung, gemeinsam mit dem ISIS zu bekämpfen.«   

Die Hilfe des Westens 
Warum, stellt Chossudovsky die Frage, fordert ein im Exil lebender Führer der irakischen Widerstandsbewegung westliche Hilfe von Aggressorstaaten? Der obigen Erklärung zufolge könnte man den Eindruck haben, auch der Revolutionäre Stammesrat sei unterwandert oder gekauft. Es ist eine bittere Ironie, dass bestimmte Teile der sunnitischen Widerstandsbewegung die NATO und die USA nicht mehr zu den Aggressoren zählen; bislang hat die sunnitische   Widerstandsbewegung neben der USA jedenfalls auch den Iran als Aggressor angesehen, weil dieser der al-Maliki-Regierung zum Beispiel durch Spezialkräfte militärische Hilfe zukommen lässt.  

Die USA versorgt ihre Marionettenregierung in Bagdad mit modernen Waffensystemen, zum Beispiel mit F-16-Kampflugzeugen von Lockheed Martin; aber auch der ISIS, der die irakische Regierung bekämpft, wird von westlichen Geheimdiensten verdeckt mit Waffen beliefert. Damit soll ein Bürgerkrieg entfesselt werden, in dem beide Seiten indirekt von der USA und der NATO kontrolliert werden. Das Szenarium sieht vor, beide Seiten mit fortschrittlichen Waffensystemen auszurüsten und sie damit gegeneinander kämpfen zu lassen. So sind die USA und die NATO an der Rekrutierung, Ausbildung und Finanzierung der ISIS-Todesschwadronen im Irak und in Syrien beteiligt. Darüber hinaus wird der ISIS über indirekte Kanäle von westlichen Geheimdiensten dirigiert. Ausserdem wissen wir aus Berichten über die syrischen Aufständischen, dass westliche Spezialkräfte und Söldner in den ISIS integriert sind. Die Unterstützung des ISIS durch die USA und die NATO erfolgt auch verdeckt über treue US-Verbündete wie Katar und Saudi-Arabien. So heisst es im Londoner Daily Telegraph: »..... durch Verbündete wie Saudi-Arabien und Katar hat der Westen al-Qaida nahestehende militante Rebellengruppen unterstützt, die sich zum ISIS zusammengeschlossen haben  [3]  

Der Iran 
Zu bedenken ist auch, legt Chossudovsky des weiteren dar, dass der Iran die al-Maliki-Regierung unterstützt und von der USA in den Konflikt hineingezogen werden soll. Wie bereits erwähnt, wird der Iran von der sunnitischen Widerstandsbewegung als Aggressor betrachtet; es scheint, dass Washington nach Möglichkeiten sucht, um den Iran durch die Beteiligung an der Bekämpfung der ISIS-Terroristen in den Konflikt zu verstricken. Bereits am 16. Juni hatten Vertreter der USA und des Irans bei ihren Gesprächen in Wien erklärt, man wolle zusammenarbeiten, um das Vordringen des ISIS zu stoppen; das Weisse Haus betonte allerdings, dass es dabei nicht um die Koordination militärischer Maßnahmen gehe. [4]  Und schon, fährt Chossudovsky fort, applaudiert der Chor der US-Medien: Die USA und der Iran haben ein gemeinsames Interesse daran, den Vormarsch des ISIS aufzuhalten.Da wir jedoch wissen, dass der ISIS als Geschöpf der US-Geheimdienste von der westlichen Militärallianz finanziert und von westlichen Spezialkräften dirigiert wird, ist das eine absurde Behauptung. Soll damit der Regionalkonflikt auf den Iran ausgeweitet werden? Teheran benutzt den ISIS zwar als Vorwand und als eine Gelegenheit, um im Irak eingreifen zu können: Indessen weiss der iranische Geheimdienst aber sehr wohl, dass der ISIS eine von der CIA kontrollierte terroristische Vereinigung ist

Auch Kurt Nimmo beschreibt den ISIS als eine von Saudi-Arabien und der CIA unterstützte und vom amerikanischen Militär ausgebildete Terrorarmee; wie er darlegt, hat der ISIS nun seinerseits auf einer Karte die von ihm für die kommenden 5 Jahre geplanten weltweiten Eroberungen offengelegt.  [5]  Dies bedeutet u.a. ein insgesamt vom ISIS kontrollierter naher und mittlerer Osten, Israel und die arabische Halbinsel eingeschlossen. Die Eroberung soll mit etwas weniger als 40 000 Dschihadisten bewerkstelligt werden. Wie Nimmo ausführt, wird der »ISIS geographisch vermutlich nie über Gebiete im Irak und Syrien hinauskommen; aber darum geht es auch gar nicht. Horrorszenarien wie diese sollen die Gruppe in den Schlagzeilen halten und die Propaganda verstärken, die das Monster des Krieges gegen den Terror am Leben hält.« Der Irak, hält Nimmo fest, ist als Land über ein ineffektives und korruptes Militär, das von der USA kontrolliert wird, bewusst zu einem ›gescheiterten Staat‹ gemacht worden: »Die irakischen Streitkräfte sollten gar keine ernsthafte militärische Kraft darstellen. Sie sind nur eine Fassade, um ein ständiger Kunde des militärisch-industriellen Komplexes zu bleiben, und dienen den Vertragspartnern und bevorzugten Kunden des Pentagons und des amerikanischen Außenministeriums als schwarzes Loch.« Für Nimmo stellt die Karte des ISIS in »erster Linie ein Propaganda-Coup der CIA, des US-Militärs und der NATO dar, so daß sie keinen Bezug zur Realität besitzt. Sie ist, wie gesagt, lediglich ein weiterer Versuch, den Krieg gegen den Terror auszuweiten«, denn, wie Timothy Alexander Guzman diesen Mai festhielt, sind es z.B. auch nicht die diversen islamistischen Gruppierungen in Afrika, die eine Bedrohung für die USA darstellen, sondern China und sein Bedarf an Ressourcen für seine wachsende Wirtschaft.    

»Der ISIS«, schreibt John Little, »verfügt inzwischen über eine eigene arabischsprachige Twitter-App namens Die Morgenröte freudiger Mär, die vor allem unter ihrer Kurzform Morgenröte bekannt ist, um der Gruppe den Anschein zu geben, in technischer Hinsicht zeitgemäß zu sein. Die rasche Folge von Siegen des ISIS, eine gigantische Medienberichterstattung und Millionen atemloser Twitter-Mitteilungen haben zusammengenommen die Außenwahrnehmung der Gruppe in hohem Maße beeinflußt«; ferner: »Da die ISIS-Kämpfer eine enorm destruktive Kraft in der Region sind, sollte die Öffentlichkeit (und viele Journalisten) damit beginnen, der ISIS-Propaganda gegenüber eine sehr viel kritischere Haltung einzunehmen. Dieser ›Fünf-Jahres-Plan‹ wäre ein guter Anfang dafür.«  [6]

Den obigen Darlegungen zufolge wissen wir nun ein weiteres Mal, wie wir belogen und hintergangen werden. Es ist ja wohl nicht möglich, dass die in Brüssel zusammentreffenden Vertreter der NATO-Mitglieder nicht um diese Vorgänge wissen. Und die Kenntnis des wahren Sachverhalts, soviel dürfte mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit feststehen, besitzen auch die Regierungsspitzen und wahrscheinlich auch die vorwiegend abseits der Öffentlichkeit agierenden Stiftungen. Mit anderen Worten: Sie alle wissen um die feste Absicht der Fortführung der Kriege, haben aber dennoch die Dreistigkeit, uns beständig zur Solidarität zu mahnen, damit wir die Kriegsopfer der Allianz, die als Flüchtlinge zu Tausenden bei uns eintreffen, mit offenen Armen aufnehmen, auch wenn sie uns zu erdrücken drohen. Man ist einiges an Verhöhnung gewöhnt, vor allem wenn es um die von Brüssel lauthals propagierte Demokratie geht, deren glattes Gegenteil sich in dem Bestreben der Kommission manifestiert, die Souveränität der EU-Mitgliedstaaten beständig zu minimieren, aber das Geschehen in Syrien und im Irak und die von der EU vertretene Flüchtlingspolitik erklimmen zweifelsohne den Gipfel des Zynismus

Von der Presse relativ unbeachtet fand am 27. Juni in Villepinte zudem ein breit angelegtes Internationales Treffen der ebenfalls von Washington finanzierten bewaffneten iranischen Opposition, der sogenannten Volksmudschaheddin, statt, und zwar, man liest richtig, zugunsten des ISIS. »Wenn auch«, wie Réseau Voltaire schreibt, »das Treffen zunächst nur vorsah, den Militärstützpunkt der Mudschaheddin im Irak, das Lager Ascharaf, und ihren Kampf gegen den Iran zu stützen, so nutzte die Präsidentin Maryam Radschavi ihre Rede, um den irakischen Ministerpräsident al-Maliki heftig zu verurteilen und sich des Fortschritts des ISIS zu erfreuen.« Fakt ist, dass die Mitglieder der iranischen Volksmudschaheddin seit drei Monaten in Syrien und im Irak an der Seite des ISIS kämpfen. »Die französische Politik«, so RV ferner, »ist heute tief schizophren: Auf der einen Seite prangert Frankreich [wie auch die USA] die Destabilisierung eines Staates, d.h. des Iraks, durch eine terroristische Organisation offiziell an, während sich die Regierung im Elysée auf der anderen Seite mit der USA zusammen am geheimen Krieg im Nahen Osten beteiligt und Offiziere der französischen Fremdenlegion sendet, die dem Kader der ISIS in Syrien und im Irak unterstellt werden.« Interessant ist vor allem,  w e r  sich alles zu diesem Treffen einfand: Darunter der ehemalige Chef des US-Generalstabs, General Hugh Shelton, der ehemalige Befehlshaber der Operation Iraqi Freedom, General William Casey, der ehemalige Präsident des Abgeordnetenhauses, Newt Gingrich, der ehemalige spanische Ministerpräsident, José Luis Rodriguez Zapatero, die ehemalige französische Verteidigungsministerin, Michèle Alliot-Marie, der ehemalige französische Aussenminister Bernard Kouchner, sowie die stellvertretende Vorsitzende der Radikale Valoisische Partei [Parti radical valoisien], Rama Yade.  [7]

Man muss schon websites wie Global Researchoder Réseau Voltairekonsultieren, will man verlässliche Berichte über die wahren Hintergründe erhalten. Von daher gesehen müsste man allerdings annehmen, dass die Redaktionen grosser Tageszeitungen wie z.B. der FAZ und der NZZ nicht ebenso an die oben dargelegten Informationen gelangen, diese jedoch ganz einfach nicht veröffentlichen. Zumindest ist ausgeschlossen, dass ihnen über die angestrebte Teilung des Iraks nichts bekannt sein sollte, denn diese ist nicht nur in militärischen US-Publikationen offen angesprochen worden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich die Friedenspolitischen Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein jeweils angelegen sein lassen, die Übertragung der englischen Texte ins Deutsche zu besorgen, so auch den heute veröffentlichten Artikel von Chossudovsky, wofür wir sehr zu Dank verpflichtet sind.

 

Quelle: 
http://www.globalresearch.ca/the-destruction-and-political-fragmentation-of-iraq-towards-the-creation-of-a-us-sponsored-islamist-caliphate/5386998   June 14, 2014 
The Engineered Destruction and Political Fragmentation of Iraq:  Towards the Creation of a US Sponsored Islamist Caliphate By Prof. Michel Chossudovsky
Die Übertragung ins Deutsche verdanken wir, wie erwähnt, den Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein - LP 095/14 – 25. 6. 14 
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP09514_250614.pdf  25. 6. 14  

[1]  http://www.theguardian.com/world/2014/jun/11/mosul-isis-gunmen-middle-east-states   June 12, 2014   Iraq army capitulates to Isis militants in four cities  - by Martin Chulov et al.

[2]  http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/iraq/10899134/Iraq-crisis-Generals-in-army-handed-over-entire-city-to-al-Qaeda-inspired-ISIS-forces.html  June 13, 2014 Iraq crisis: Generals in army handed over entire city to al-Qaeda inspired ISIS forces  -  by
Ruth Sherlock et al.

[3]  http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/10892615/A-powerful-and-merciless-force-has-emerged-on-the-world-stage.html    June 12, 14  A powerful and merciless force has emerged on the world stage  -  by Peter Osborne

[4]  http://online.wsj.com/articles/unlikely-1402962546  June 16, 2014 
Unlikely Allies Aid Militants in Iraq  -  by  Matt Bradley in Beirut and Bill Spindle

[5]  Die Landkarte des ISIS auf  
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/kurt-nimmo/isis-veroeffentlicht-karte-seiner-weltweiten-eroberungsplaene.html   30. 6. 14  ISIS veröffentlicht Karte seiner weltweiten Eroberungspläne  -  Kurt Nimmo  resp.auf
http://www.blogsofwar.com/the-isis-five-year-expansion-plan 

[6]  http://www.blogsofwar.com/the-isis-five-year-expansion-plan  June 23, 2014 
How ISIS is using social media to spread its message  -  by John Little

[7]  http://www.voltairenet.org/article184515.html    30. 6. 14  
Internationales Treffen in Frankreich zu Gunsten des EIIL [ISIS]