Unerträglich einseitige Parteinahme: Schon die Überschrift verrät die wirklichen Motive des Kommentators. - Dr. Izzeddin Musa, Wachtberg

Der nachstehende Leserbrief zum Thema der Zerstörung der Synagogen durch die Palästinenser im Gazastreifen nach dessen fast vierzigjähriger Besatzung durch Israel ging als Replik auf einen diesbezüglichen Artikel in der deutschen Tageszeitung Die Welt an deren Redaktion. Als kurze Orientierung für unsere Leser: Die palästinensische Regierung hatte bis zuletzt von Israel gefordert, die Synagogen selbst abzureissen oder abzutragen. Unter dem Druck von Rabbinern und nationalistischen Kreisen beschloss das israelische Kabinett jedoch, die Gebäude stehen zu lassen und damit ihre religiöse Bedeutung zu respektieren. Die Zerstörungswut der Palästinenser löste in Israel heftige Reaktionen aus.

Selbst nach 38 Jahren brutaler israelischer Besatzung meines Landes sollen wir dafür bestraft werden, daß die Israelis endlich diese völkerrechtswidrige Maßnahme scheinbar beendet haben. Die Aufregung über brennende und zerstörte Synagogen, von "einem Mob fanatisierter Palästinenser" verursacht, verrät die ganze Heuchelei. Ursprünglich wollte die israelische Regierung diese Gebäude auch selbst zerstören, da sie ohne Thora-Rolle, Mesula und die anderen wertvollen Bücher des Judentums keinerlei Bedeutung besitzen. Es waren einfach nur verlassene Gebäude wie die anderen Häuser der israelischen Kolonialisten. Israel hat sie aus taktischen Gründen stehen lassen, um dann, wie Außenminister Shalom, scheinheilig von einem "barbarischen Akt" sprechen zu können. Nach dem gleichen Strickmuster verfährt der Kommentator Jacques Schuster und fällt voll darauf herein. Waren diese Synagogen etwa nicht illegal gegen das Völkerrecht errichtet worden? Was sollten die Palästinenser mit diesen Gebäuden machen? Ein über 38 Jahre hinweg geschundenes Volk sollte den Rat Ihres heuchlerischen Korrespondeten annehmen? Das wäre eine Ironie des Schicksals.
 
Es ist eine groteske Idee, diese Symbole der Besatzung unter Denkmalschutz zu stellen. Wenn Ihr Korrespondent von der Hassan-Bek-Moschee in Tel-Aviv redet, die unter Denkmalschutz steht, handelt es sich hier um ein Jahrhunderte altes Kulturerbe. Dort gibt es Muslime, die die Moschee besuchen. Warum soll mein Volk diese Synagogen-Gebäude erhalten, da ihre Nutzer den Islam immer als minderwertige Religion betrachtet haben? Übrigens hat Israel bisher Dutzende von Jahrhunderte alten Moscheen zerstört, ohne daß Ihre Zeitung auch nur ein Wort darüber verloren hat; vielleicht wissen Sie dies gar nicht. Vergießen Sie also keine Krokodilstränen. Die Besetzung ist übrigens mit dem Abzug der Kolonialisten nicht beendet, da sie allein die Schlüsselgewalt zu diesem "großen Gefängnis" besitzen, wie es eine israelische Menschenrechtsorganisation genannt hat.