Die Flüchtlingswelle und ihre Vorläufer - Von Doris Auerbach 26.04.2015 22:07
Zu den Ursachen, die der gegenwärtigen Invasion an Asylanten zugrunde liegen,
gehören in erster Linie die Kriege, die die USA mit ihren westlichen
Verbündeten in den zurückliegenden Jahren in Gang gesetzt hat; dennoch wird die
Nennung dieses Ursprungs von den Regierenden tunlichst vermieden. Auf US-Seite
wird die Flüchtlingslage ebenfalls nach Möglichkeit nicht mit den eigenen Kriegen
in Verbindung gebracht, während die Angriffsbereitschaft Washingtons
unverhohlen zum Ausdruck gelangt.
Ende November 2011 hatte sich der unter Nixon als Aussenminister und
Sicherheitsberater fungierende und damit Mitverantwortlicher für die ungeheuren
Bombardierungen von Vietnam, Kambodscha und Laos, Henry Kissinger, wie folgt
geäussert: »We told the military that we would
have to take over seven Middle Eastern countries for their resources and they
have nearly completed their job.« »Wir hatten dem Militär erklärt,
dass wir in 7 Staaten des Mittleren Ostens auf Grund ihrer Ressourcen die Macht
ergreifen müssen, und das Militär hat seine Aufgabe fast vollendet.« Zu dieser Aussage gehört auch die von ihm
ausgesprochene ›Vision‹, deren Bestandteil nur weitere durchzuführende Zerstörungen
sein können: »Out of the
ashes we shall build a new society, there will only be one superpower left, and
that one will be the global government that wins. Don't forget, the United
States has the best weapons, we have stuff that no other nation has, and we will
introduce those weapons to the world when the time is right.« »Auf dieser
Asche werden wir eine neue Gesellschaft aufbauen; es wird nur eine Supermacht
übrigbleiben, und dies wird die globale Regierung als Gewinnerin sein.
Vergessen Sie nicht, dass die USA die besten Waffen besitzt; wir verfügen über
Material, das keine andere Nation ihr eigen nennt, und wir werden diese Waffen
in der Welt einsetzen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
[1] Es ist derselbe Kissinger, der
letzten Februar auf CNN öffentlich und unverhohlen erklärte, dass die USA die
Fäden in der Ukraine zieht und das Ganze nur eine Generalprobe für einen
Regimewechsel in Moskau ist. Dessen ungeachtet rollte Davos ihm am WEF 2013 den
roten Teppich aus. Das Endziel
einer globalen Weltregierung, darüber sollte sich niemand hinwegtäuschen, kann
nur darin bestehen, alle Bewohner dieses Globus zu entmündigen, um einer
Handvoll von nicht in Erscheinung tretenden Hintermännern die totale Macht über
den Menschen zu verleihen.
Damit keine Zweifel an dem Gesagten aufkommen, sei hier bezüglich der von
Kissinger genannten Angriffsziele noch einmal der ehemalige Oberbefehlshaber
der NATO-Streitkräfte, General Wesley Clark, angeführt, der in seiner Rede vor
dem ›Commonwealth Club of California‹ am 3. Oktober 2007 die US-Strategie aufzeigte,
indem er die anzugreifenden Länder mit Namen nannte: »Zwei oder drei Wochen nach dem 11.
September 2001 ist vom US-Verteidigungsministerium entschieden worden, in 7
Staaten des Nahen Ostens den ›regime
change‹ einzuleiten, und zwar
militärisch vorbereitet: Im Irak, in Syrien, im Libanon, in Libyen, Somalia, im
Sudan und zum Schluss im Iran. [2]
Dies also ist der ›Kriegsbestand‹, an den sich infolge der von der USA
angestrebten Einkreisung Russlands die brutalen Zerstörungen in der Ostukraine nahtlos
anschliessen. Auch dieses Vorhaben wird unter völligem Ausschluss der
EU-Bevölkerung vor unseren Augen durchgezogen, ohne dass wir uns je auf ein
hochbezahltes Europäisches Parlament verlassen könnten, das einzuschreiten gewillt
wäre.
Nun hat diese Sachlage US-Aussenminister Kerry
keineswegs daran gehindert, bei seinen Besuchen in Davos viel zu erklären, nur
nicht die volle Wahrheit, wie sich seinen Darlegungen entnehmen lässt: In seiner - wie
die ›Basler Zeitung‹
schrieb - ›entschlossenen Rede‹ »versicherte
er der Welt am WEF des Jahres 2014 am 24. Januar, dass die USA ihre
Verpflichtungen erfüllen würde. Kerry forderte die Konfliktparteien in Nahost
auf, die Chance für einen Frieden zu ergreifen.«
Wie sollte ihnen dies möglich sein, ist der Sturz al-Assads doch nach wie vor
festes Endziel des vom Westen in Syrien geführten Krieges. Und wo sollte sich
eine Möglichkeit zur Befriedung eröffnen, hat der Aufbau des ISIS durch die USA
die Kämpfe doch noch infernaler auflodern lassen:
Der
ISIS oder die ewige Verdummung Der
Krieg, der nicht zu sein bräuchte - Von Doris Auerbach
Auch was Kerry 2014 im weiteren vortrug, entbehrt
aus meiner Sicht jeglicher Glaubwürdigkeit: Er bekräftigte die ungebrochene
Verpflichtung Amerikas für Frieden und Prosperität in der Welt, was allein
schon in Afghanistan und im Irak ad absurdum geführt wurde, und Somalia, der
Sudan sowie der Iran noch immer auf der Liste der anzugreifenden Länder stehen.
Wie kommt Kerry also dazu, in seiner ›vielbeachteten Rede‹ unmissverständliche Warnungen gerade an Syrien zu
richten, muss doch allen Anwesenden in Davos klar sein, dass die Vereinigten
Staaten und ihre Verbündeten das Inferno in Syrien gezielt heraufbeschworen haben. Es ist schlichtweg nicht zu fassen, was er
sich sonst noch vorzutragen erlaubte: »Wir
werden unsere Freunde verteidigen. Die Verpflichtung Amerikas gegenüber der
ganzen Welt sei ungebrochen - sei es gegenüber Europa, der Pazifikregion oder
dem eigenen Kontinent«, wobei er die entscheidende
Rolle seines Landes im Nahen Osten ebenso deutlich verteidigte. Und zu Syrien hiess es unmissverständlich:
»In Syrien sehen wir vor unseren Augen eine riesige Tragödie«, ohne auch nur mit
einem einzigen Wort darauf einzugehen, dass sein eigenes Land dafür als
Hauptdrahtzieher verantwortlich zeichnet. Amerika ziehe sich nicht aus der Welt
zurück, sagte er in entschlossenem Ton in seiner Ansprache, in der er die
Grundlinien der US-Aussenpolitik umriss: »Nichts ist weiter entfernt von der
Wahrheit.« Natürlich zieht sich die USA nicht zurück, das stünde ihrem globalen
Machtanspruch diametral entgegen.
Diesen Vortrag haben sich alle Beteiligten angehört, ohne dass Kerry
widerlegt wurde, zumindest nicht öffentlich. Was also kann ein Journalist
der ›Basler Zeitung‹ überhaupt begriffen haben, um in
seinen Artikel folgende Beurteilung einfliessen zu lassen: »Mit seinem Auftritt am Freitag, 24. 1. 2014, verlieh der
amerikanische Aussenminister John Kerry dem
WEF Glanz.« [3]
In gleicher Weise formulierte Kerry seine Worte auch dieses Jahr am 45.
Treffen in Davos, wo er über die Strategien gegen den Islamischen
Staat und gegen den Terror auf der Welt sprach. Hierzu einige fabelhafte
Passagen aus der ›Basler Zeitung‹ vom 22. Januar 2015: »John Kerry greift in die rhetorische
Trickkiste. Mit Anekdoten von seinen vielen Reisen versucht er, das komplexe Thema
des Terrorismus für die Zuhörer zugänglich zu machen. Und sie haben einen
weiteren Effekt: Die Verbundenheit zwischen der USA und anderen Ländern, die
direkt oder indirekt vom Terrorismus betroffen sind, aufzuzeigen. Man nimmt
Kerry sein Engagement ab, er wirkt authentisch und unterstreicht seine Worte
mit energischen Gesten. Kerry hat in Davos zur Einigkeit
aufgerufen. Die zivilisierte Welt dürfe angesichts der Terrorgewalt nicht klein
beigeben. Das Schlimmste wäre, alle Muslime in
einen Topf zu werfen und alle für die Greueltaten verantwortlich zu machen. »Wir müssen
dem Terrorismus zeigen, dass wir immer stärker werden, je mehr man uns zu
trennen versucht«, sagte er. Es gehe im Kampf gegen den Terror auch darum, die Faktoren
verstehen zu lernen. »Verstehen und Akzeptanz ist nicht das Gleiche«, sagte Kerry. »Es gibt
keinen einzigen Grund, der Terror rechtfertigt.« Das sollte er einmal in Langley
vortragen..….
Darüber hinaus lobte er die in
Davos geführten Strategiegespräche der Internationalen Allianz gegen den IS und
die bereits unternommenen Massnahmen - wie etwa Luftschläge. All das
lassen sich die ›illustren Gäste‹, wie sie auch schon bezeichnet worden sind, widerspruchslos erzählen.
Es ist daher verständlich, dass sich Oliver Classen und seine ›Public-Eye‹-Freunde
dieses Jahr für immer von Davos verabschiedet haben. »Ich höre
auch jetzt hauptsächlich Geschwurbel und Phrasendrescherei«, erklärte
Classen u.a. »Konkrete Handlungen fehlen gänzlich. Das Problem ist der ganze
Zuckerguss rundherum. Es heisst, wir haben einen politischen Anspruch in Form
einer ›improvement of the world‹. Das ist eine blanke Lüge und
wird es auch bleiben. Und deswegen sagen wir, es braucht das WEF nicht.«
Was nun den Terror betrifft, so liegen inzwischen genügend Berichte über
vom CIA und anderen Geheimdiensten durchgeführte ›false flag operations‹
vor, so dass dieser keiner weiteren Erörterung bedarf, es sei denn die letzten
September erfolgte Feststellung von James F. Tracy: »Der ISIS ist die neue ›Terrormarke‹ Amerikas: Endlose Propaganda soll dem ›Krieg gegen den Terror‹
neuen Schwung verleihen.« Hinsichtlich
des ISIS resp. IS wäre indessen einiges zu sagen: Im
selben Monat, in dem Kerry in Davos die Erörterungen mit der internationalen
Allianz gegen den IS lobte, drohte die USA mit Vergeltung, sollte die iranische
Luftwaffe den IS weiterhin unerlaubt bombardieren. »Wer hier bombardiert,
bestimmen immer noch wir‹,
so Kerry auf einer Pressekonferenz. »Es sei wichtig, dass der IS zunächst weiterhin
syrisches Territorium halte, so dass man die syrische Infrastruktur,
die derzeit im Besitz der IS ist, zerstören könne. Sollte der IS zu
früh zu schwach werden, könnten die Kurden die Situation ausnützen und einen
eigenen Staat gründen. Nicht zu vergessen sei, dass der Iran einen souveränen
Staat angegriffen habe. Es sei nicht zu tolerieren, dass der Iran das Völkerrecht
breche und damit die internationale Sicherheitsarchitektur zerstöre.« Teheran hatte die
Angriffe dementiert, da jedoch die USA das Gegenteil behauptet, ist wohl klar
bewiesen, dass Teheran lügt, schreibt ›Interinfo Linz ‹ in seiner Januar-Ausgabe 433. Am 28.
Februar berichtete ›Réseau
Voltaire‹:
»Seit der Invasion des Iraks durch
den IS hat die internationale, vom Pentagon geführte Koalition gegen den Daesh
[gemeint ist der IS] mindestens viermal Waffen für die
terroristische Organisation abgeworfen. Jedes Mal hat der Sprecher der
Koalition einen ›Irrtum‹ beim Abwurf zugegeben.«
[4] Und was
nun Angriffe auf souveräne Staaten resp. die Brechung des Völkerrechts angeht,
so gibt es wohl keinen anderen Staat dieses Globus, der darin mehr geübt wäre
wie die Vereinigten Staaten selbst.
Ende letzten Dezember hatten irakische Parlamentarier der USA
vorgeworfen, Milizen des IS, gegen die die irakische Armee erbittert kämpft,
regelmässig mit Waffen und Lebensmitteln zu versorgen. Flugzeuge der USA und
der von ihnen geführten Anti-IS-Koalition hätten zuerst in Tal Afar, dann in
Sindschar und danach im Raum Balad Nachschub für den IS abgeworfen, teilte der
Abgeordnete des irakischen Parlaments, Awad al-Awadi, am 31. 12. 14: »Mit den Ausreden, dies sei
versehentlich getan worden, lassen wir uns nicht mehr irreführen.« Der Bürgermeister der 80 km nördlich
von Bagdad gelegenen Stadt Balad hatte seinerseits gemeldet, dass ein Apache-Kampfhubschrauber
am 26. 12. 14 für die im Dorf Al Hudeira eingeschlossenen IS-Terroristen einen
Container mit Waffen und Munition abgeworfen habe. Der iranische
Oppositionspolitiker Dr. Massoud Harun-Mahdawi hatte ebenfalls im Dezember
erklärt: »In der aktuellen IS-Krise hat die
USA erst nach langem Zögern und unter massivem Druck der Öffentlichkeit den
Kampf gegen die brutale Terrorgruppe IS aufgenommen – allerdings nur mit angezogener
Handbremse. Gleichzeitig aber haben die Amerikaner den IS nachweislich
direkt und indirekt bis zum heutigen Tag durch ihre Unterstützung zu jener
blutrünstigen Terrormacht gemacht, die heute eine unglaublich brutale Zerstörungswelle
von Syrien über den Irak bis an die Grenzen des Irans entfacht hat.« Interessanterweise kontrolliert
der IS die Hälfte der Heroin-Lieferungen von Afghanistan nach Europa. Wie ›German Foreign Policy‹ festgehalten hat, basiert der Erfolg
des IS ohnehin auf einer langfristigen Förderung salafistischer Organisationen
in Nah- und Mittelost, die vom Westen aus geostrategischen Motiven gebilligt
wurde und auch unter den Augen deutscher Stellen geschah. [5] Paul Craig
Roberts hat den IS als »ein
Netzwerk bezeichnet, das vom Obama-Regime höchstpersönlich erschaffen wurde.
Wenn der IS tatsächlich eine derartige Bedrohung ist, wie es Obama behauptet,
wie kann dann die Regierung, die diese Bedrohung überhaupt erst erschaffen hat,
den Kampf glaubwürdig anführen?« Dass der
USA die Regie über den IS inzwischen längst entglitten ist, geht aus den
laufenden Presseberichten hervor.
Von Davos zurück nach Afrika »Wer das Elend verursacht hat«, schreibt Gerhard Wisnewski, »darüber schweigen die Medien
eisern. Denn schuld an der
Flüchtlingskatastrophe sind ausgerechnet unsere besten ›Freunde‹ und ›Verbündeten‹. Kein Wort kommt ihnen über die Lippen über jene, die die
Migrationskrise erst angezettelt haben, so dass Flüchtlinge übers Mittelmeer
schippern und immer wieder untergehen.«
»Die Flüchtlingswelle«, legt Wisnewski einmal mehr dar, »hat ihren Ursprung hauptsächlich im 2003 von der USA
angezettelten Irakkrieg sowie in dem sogenannten »Arabischen Frühling«, einer
seit 2010 über Nordafrika rollenden Welle von Revolutionen, Bürgerkriegen,
Putschen und Kriegen, die einen ganzen Gürtel aus verbrannter Erde und
zerstörten Staaten hinterließ. Mithilfe westlicher Stiftungen und
»Menschenrechtsorganisationen« angezettelt, erfaßte die Welle der Umstürze von
Tunesien aus in den folgenden Jahren die drei nordafrikanischen Riesen
Algerien, Libyen und Ägypten, aber auch Marokko, Mauretanien, den Jemen und
Jordanien. Viele dieser Staaten waren wichtige europäische Verbündete bei der
Eindämmung der afrikanischen Flüchtlingsströme nach Europa. Noch 2010 hatte
EU-Kommissar António Vitorino ›ein
Pilotprojekt für 5 nordafrikanische Länder‹
angekündigt, hieß es in der ›Süddeutschen
Zeitung‹ online vom 19. 5. 10. In
den nordafrikanischen Flüchtlingslagern sollten die Lebensverhältnisse
verbessert und internationalen Standards angepaßt werden: ›Zusammen mit dem UNHCR und der niederländischen
EU-Ratspräsidentschaft wollte man Tunesien, Libyen, Algerien, Marokko und
Mauretanien dabei helfen, eigene solide Asylsysteme aufzubauen und europäische
Standards bei der Aufnahme von Flüchtlingen einzuhalten‹. Doch inzwischen sind diese Länder - und ihre Flüchtlingspolitik
gleich mit - zerschlagen worden. Als Ergebnis dieser ›Demokratiebewegungen‹
zieht sich ein Gürtel der politischen Instabilität, des Bürgerkriegs und der
Not von Mauretanien bis Syrien hin. Im Grunde genommen wurde dabei ganz
Nordafrika zerstört und in sogenannte ›failed
states‹ verwandelt.«
[6]
Wie die NATO Nordafrikas Entwicklung zerbombt hat »Die gegenwärtige Flüchtlingskrise«, so Wisnewski ferner, »geht hauptsächlich auf die NATO
und ihre Kriegs- und Umsturzpolitik in Nordafrika zurück. Durch die
Zerschlagung Nordafrikas sind instabile Staaten, Arbeitslosigkeit, Angst,
Hunger und Elend entstanden, und so auch der Wunsch nach Sicherheit, die nun
verstärkt in Europa gesucht wird. Die Verbrechen der USA und ihrer Verbündeten
reichen jedoch noch viel weiter. Denn sie zerstörten nicht nur die Heimat von
Millionen Menschen und ein bequemes ›Flüchtlingsbollwerk‹ für Europa, sondern auch die
wichtigste Kraft Nord- und Zentralafrikas: Libyen. Das Land bot, bevor es 2011
bombardiert wurde, zahlreichen Flüchtlingen und Zuwanderern aus dem übrigen
Afrika Aufnahme und Schutz. Es war ein Auffangbecken und eine der letzten
Grenzen nach Europa für unzufriedene, bedrohte, aber auch arme Menschen aus dem
Rest des Kontinents und galt als der ›Türsteher
Europas‹. Von dem prosperierenden
Gaddafi-Staat ging genau das aus, was in Lippenbekenntnissen unserer Politiker
immer gefordert wurde: Eine sich entwickelnde Kraft, die dazu führen können
hätte, dass sich Afrika selber half. Bis 2011 war Libyen ein blühendes und
aufstrebendes Land mit jeder Menge an Rohstoffen, einem Sozialsystem,
Entwicklungsprojekten und einem gesunden Staatshaushalt, wovon unsere Bankrottpolitiker
nur träumen können. Mit den Öl-Einnahmen wuchsen Macht und
Möglichkeiten des libyschen Staatschefs. Er investierte die Gelder in
gigantische strategische Entwicklungspläne für sein Land, aber auch für ganz
(Nord-) Afrika. Gaddafi glaubte nicht nur an die libysche Nation, sondern an
die Idee des Panarabismus bzw. sogar des »Panafrikanismus«. Er wollte sich auch
nicht länger auf die globale Rolle des ewigen bösen Buben beschränken, sondern
begann, das große geostrategische Spiel zu spielen. Das wirtschaftlich starke
und gesunde Libyen strebte auch eine Entwicklung des restlichen Kontinents an,
die von Libyen ihren Ausgang nehmen sollte. Zu diesen Vorhaben gehörte eine
eigene afrikanische, auf Gold basierende Währung, wozu Gaddafi die
afrikanischen und moslemischen Nationen zum Zusammenschluß aufgefordert hatte,
um die neue Währung einzuführen, die ein Gegengewicht zum Dollar und zum Euro
bilden sollte. ›Erdöl und andere
Rohstoffe würden dann weltweit nur noch in
Gold-Dinar gehandelt. Diese Idee würde das wirtschaftliche Gleichgewicht
weltweit erschüttern, denn dann hinge der Wohlstand einer Nation davon ab,
wieviel Gold sie besäße, und nicht, mit wieviel Dollar sie handelte.‹ Libyen besaß eine Menge Gold: 144
Tonnen, pro Kopf fünf Mal mehr als Großbritannien. Des weiteren baute Gaddafi
ein monumentales Bewässerungssystem, das aus großen Bassins unter der Sahara
fossiles Grundwasser gewann und dieses in großen ›Schlagadern‹ zur libyschen Küste leitete, das ›Great Man-Made River Project‹ (GMMRP), der ›Große Künstliche Fluss‹.
Mit dem unterirdischen Kanal sollten auch Wüstenstriche fruchtbar gemacht und
landwirtschaftliche Produkte erzeugt werden, für Afrika selbst, zum Beispiel
für die Gebiete südlich der Sahara. ›Über
70 % des Wassers sind für die landwirtschaftliche Entwicklung vorgesehen, und
es wird erwartet, dass etwa 130 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche
entstehen werden‹, hieß es auf der
Website des Projekts: ›Mithilfe von
großen Wasserspeichern soll eine konstante Wasserversorgung über das gesamte
Jahr hinweg gewährleistet werden.….‹
Ferner sollte ein über 3000 Kilometer langes Eisenbahnnetz eine weitere große
Schlagader zur Entwicklung der Region werden. Seit 2008 baute Libyen an einer
550 km langen Küstenstrecke zwischen Sirte und Bengasi, die zu einer
Küstenverbindung zwischen Tunesien und Ägypten erweitert werden sollte. Etwa in
der Mitte der Strecke, von Sirte aus, sollte eine Eisenbahnlinie in Richtung
Süden führen und die Produkte der künstlich bewässerten Felder und Beete auch
in den Tschad und nach Niger transportieren. Die Aufträge für das Eisenbahnnetz
flossen allerdings weniger an den Westen als vielmehr an Russland und China.
2011, während des NATO-Krieges gegen Libyen, kehrten die meisten ausländischen
Arbeiter am ›Great Man-Made River
Project‹ nach Hause zurück. Am 22.
Juli 2011 bombardierte die NATO eine Wasserpipeline nahe Brega und zerstörte
eine Fabrik für Wasserrohre. Angeblich waren dort ›Militärgüter gelagert‹
und Raketen gestartet worden, zitierte die Website ›Global Research‹ eine
NATO-Erklärung.
Wer sich wundert, warum die Flüchtlingsströme aus Afrika einfach nicht
abreißen, kommt nicht umhin, sich mit den NATO-Kriegen und -Revolutionen ebenso
zu beschäftigen wie mit den CIA-Terroristen von Boko Haram und ISIS. Millionen
Afrikanern wird das Leben einerseits ungemütlich bis unerträglich gemacht, andererseits
das Heil in einer Emigration nach Europa versprochen. So ist die
Flüchtlingskrise des 21. Jahrhunderts zustande gekommen. In Wirklichkeit aber
ist es nichts weiter als ein Krieg gegen Menschen mit Hilfe von Menschen.«
[7]
Führt man sich die angestrebte US-Dominanz und die US-Kriegsziele
bewusst vor Augen, so zeigt sich einmal mehr, was Kerry an ›Mythen‹ in Davos
verbreitet hat, denn die strategische Neuausrichtung der USA seit Ausbruch des
Kriegs 1999 gegen Jugoslawien gipfelt darin, ›die Welt jederzeit mit Krieg überziehen zu können, wenn es im
amerikanischen Interesse ist‹. 2005
hatte George W. Bush den weltweiten Führungsanspruch
der USA betont, dem zufolge die USA im Interesse der nationalen Sicherheit und
des weltweiten Friedens die globale Führungsmacht bleiben muss: »Unsere
Nation ist dem historischen langfristigen Ziel verpflichtet, die Tyrannei in
der Welt zu beenden.« Dies ungeachtet
des Fakts, dass die USA alles unternimmt, damit die Tyrannei
kein Ende nehmen kann, denn wer immer sich der ökonomischen und politischen
Vorherrschaft Washingtons entgegenstellt, wird unabhängig von seiner
ideologischen Ausrichtung als ›Extremist‹ gebrandmarkt. »Tatsächlich«, so Paul Craig Roberts, »fühlt sich
Washington, das ›exzeptionelle
unentbehrliche Land‹, seiner
Vorherrschaft über die Welt verpflichtet. Russland, China und der Iran, die der
Weltherrschaft Washingtons im Wege stehen, sind daher Angriffsziele.« Hinzu kommt, dass für die USA, um sich die
Weltmacht im 21. Jahrhundert zu sichern, eine Kontrolle der zentralasiatischen
Ölvorräte unabdingbar bleibt.
Dies alles lässt nichts Gutes erwarten. Noch viel weniger der Umstand,
dass von allen Seiten Appelle an uns herangetragen werden, mehr für die Flüchtlinge
zu tun. Indessen werden weder die USA - noch
die NATO und ihre Verbündeten - jemals offen mit der Forderung konfrontiert,
die derzeitigen Kriegshandlungen unmittelbar einzustellen und von geplanten
weiteren Kriegsschritten endgültig abzusehen.
Siehe hierzu auch Ursachen
des Asylantenstroms - Von Doris Auerbach
[1] http://www.dailysquib.co.uk/world/3089-henry-kissinger-if-you-can-t-hear-the-drums-of-war-you-must-be-deaf.html 27. 11. 11 The Dail Squib - Henry Kissinger: ›If You Can't Hear the Drums of War You Must Be Deaf‹ by Alfred Heinz [2] http://www.jungewelt.de/2012/08-03/031.php 3. 8. 12 Feuerprobe
bestanden - Von Rainer Rupp [3] http://bazonline.ch/wirtschaft/wef/Lagarde-warnt-vor-Deflation-in-Europa/story/28001463?dossier_id=2521 25. 2. 14
[4]
http://www.voltairenet.org/article186923.html 28. 2. 15 [5] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58968 9. 10. 14 [6] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/gerhard-wisnewski/fluechtlingskrise-wie-die-usa-und-grossbritannien-den-migrationskrieg-gegen-europa-ermoeglichten.html;jsessionid=5BA91D00D48526CCF93C8DCC47E90D2F 23. 4. 15 Flüchtlingskrise: Wie die USA und Großbritannien den Migrationskrieg
gegen Europa ermöglichten - Von Gerhard Wisnewski [7] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/gerhard-wisnewski/fluechtlingsstroeme-wie-die-nato-nordafrikas-entwicklung-zerbombte.html;jsessionid=79CFB53B18E83C1359F51E6AC729C315 24. 4. 15 Flüchtlingsströme - Wie
die NATO Nordafrikas Entwicklung zerbombte - Von Gerhard Wisnewski
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