Die Welt im Zangengriff der Milliardäre? - Von Wolfgang Effenberger

Am 8. November 2016 wählten die US-Bürger den »achtfachen Milliardär«

Donald J. Trump  [1]  zum 45. US-Präsidenten. Wird die Welt also künftig den Interessen der Milliardäre ausgeliefert sein?

Bereits 1848 beschrieben Karl Marx und Friedrich Engels im Manifest der kommunistischen Partei visionär, wie der Kapitalismus die Welt verändert oder verändern wird. Eloquent zeigen die beiden Autoren auf, wie das Kapital Regionen in Besitz nimmt, in denen die billigsten Arbeitskräfte zu finden sind. Die heutige kapitalistische Kolonisierung mit dem Outsourcing in Billiglohnländer  - euphemistisch Globalisierung genannt -  führt immer mehr zur offenen, unverschämten und direkten Ausbeutung, in der Folge zu Verelendung und Verwüstung.

»Die Bourgeoisie«, so schreiben Marx und Engels, »hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.«  [2]  Ersetzt man im Kommunistischen Manifest den Begriff Bourgeoisie durch Milliardäre, wird die Aktualität beklemmend. Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel und hat »zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet.«  [3]  Diese Vernichtung und Verwüstung geschieht schleichend. Die nationalen Industrien können mit den Global Players nicht mithalten, da sich diese der Verantwortung für die Gesellschaft und die Natur entziehen und dadurch ihre Produkte billiger anbieten können: »Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingen.«  [4]  Dazu kommen Monopolisierung und Absprachen der Konzerne untereinander. Die Folge, so Marx und Engels: »Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. « [5]  

Das liest sich weitgehend wie eine Beschreibung der heutigen Situation, nur muß man feststellen, daß auch große Betriebe, die sich nicht wie globale Heuschrecken verhalten, sondern in ihrem Ursprungsland bleiben und dort Arbeitsplätze erhalten und Steuern zahlen, mit den globalisierten Konzernen nicht mehr mithalten können. Genau dieser Entwicklung will der geschmähte Milliardär Trump jetzt einen Riegel vorschieben. Verkürzt läßt sich der Unterschied zwischen Trumps und Clintons Wirtschaftspolitik so ausdrücken:

Das Prinzip der Milliardärsgruppe um Trump: »Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA, wenn General Motors in den USA produziert und in den USA Steuern zahlt.«  [6]  Dagegen reduziert sich das Credo der durch Obama und Clinton vertretenen internationalen Milliardärsgruppe auf: »Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA“. Diese Politik hat dazu geführt, daß in den USA fast 50 Millionen Bürger von Lebensmittelmarken leben, die Infrastruktur vor dem Kollaps steht und viele Industriearbeiter keine Perspektive mehr haben.

Siebzig Jahre nach dem Erscheinen des Kommunistischen Manifests geht der deutsche Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1888-1936) in seinem Buch Preußentum und Sozialismus u.a. der Frage nach: Ist Sozialismus ein Instinkt oder ein System? Spengler, der den britischen Universalhistoriker Arnold J. Toynbee stark beeinflußte und gemäß dem deutschen Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno die Entwicklungen seiner Zeit richtig voraussagte [7], sah in  dem schwerreichen britischen Unternehmer Cecil Rhodes  - in der Hochphase des Imperialismus einer der führenden Akteure des Wettlaufs um Afrika -  einen Privatmann, der Länder eroberte, und in den amerikanischen Milliardären Privatleute, die Länder durch eine untergeordnete Klasse von Berufspolitikern beherrschen.  [8] 

Nun wird in Washington ein Mann die Weichen stellen, der nicht zur Kaste der Berufspolitiker gehört. Zusammen mit dem Herrscher im Kreml wird er den transnationalen Konzernen und den supranationalen Oligarchen den Kampf ansagen. Spengler stellte dem amerikanischen Milliardärsozialismus den preußischen Beamtensozialismus gegenüber. »Zum ersten gehört ein Mann wie Carnegie, der zuerst einen großen Teil des gesamten Volksvermögens in Privatvermögen verwandelt und ihn dann in glänzender Weise ganz souverän für öffentliche Zwecke ausgibt.«  [9]  Die transnationalen Konzerne bzw. die dahinter stehende supranationale Finanzelite scheinen die Welt also fest im Griff zu haben. Nun wird sich entscheiden, ob Trump und Putin dieser Entwicklung noch Grenzen setzen können.

In diesem Privatsozialismus sah Spengler in den äußersten Fällen nichts anderes als die diktatorische Verwaltung von Volkseigentum, die sich vom Sozialismus des Beamten und Funktionärs nicht unterscheidet.  [10]  In Spenglers Werk fehlt die Unterscheidung zwischen national und international agierenden Milliardären. Das soll hier nachgeholt werden. Dabei ist dem Autor bewußt, daß die Übergänge fließend sind.


Der janusgesichtige Milliardärs-Sozialismus

Nationale Oligarchie                          Internationale (Finanz)Oligarchie

Souveränität benötigt Grenzen           No borders – No Nations

Zum bedingten Wohl der Bürger         Zerschlagung bürgerlicher Strukturen

Multipolare Friedensordnung              Unipolare Friedensordnung

Stärkung der Regionen                      Globale Konzentration

Gewisse Form von Nachhaltigkeit        Ausplünderung/Verwüstung durch

                                                       fauna- und florafeindliche Kartellgesetze

Wirtschaftliche Autonomie                  Globale Monopolisierung

 

Achtung anderer Nationen                 Abbau von Völkerrecht und Rechtstaatlichkeit; ungebremster Freihandel

                                                                                                 

Trennbankensystem                          Schrankenlose Spekulation; ungezügeltes Shareholde-Value-System

Versklavung durch Verschuldung

Vernichtung des Mittelstandes

Kriegsbereitschaft zur Zerstörung der Welt

Militärisch-Industrieller-Komplex

 

Donald J. Trump                               George Soros (Statthalter Obama/Clinton),

Cecil Rhodes; Think Tanks: Brookings Institution Washington, Chatham House London, Trilaterale Kommission, Bilderberger, usw.

UNO, IWF, Weltbank, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich [BIZ], International Institute of Finance, Group of Thirty, NGOs wie Soros’ Open Society, Avaaz, etc. 

 

In der Wirtschaftswissenschaft sah Spengler ein Produkt des modernen Engländers mit seinem Mangel an Psychologie, eine philosophy, die seinem Sinn für Kampf, Erfolg und Besitz entspricht und mit der er seine rein englische Anschauung der wirtschaftlichen Praxis seit dem 18. Jahrhundert in alle Köpfe des Kontinents gepflanzt habe.  [11]

So verschmelzen sich heute ganz in der Tradition der Bank of England ab 1694 die Instanzen vom IWF bis zur EZB  - also Finanzmacht und Politik -  oft jenseits des Einflusses von Parlamenten und juristischer Kontrolle.  [12]  Zur besseren Lenkung und als Mittler zwischen gewählten Politikern und Bankern wurden in den vergangenen hundert Jahren in Großbritannien und den USA im Sinne der supranationalen Finanzoligarchen zahlreiche internationale Denkfabriken und Lobbygruppen  - wie etwa der Council on Foreign Relations oder die Trilaterale Kommission -  als Umfeld der neu geschaffenen Geldmachtzentren installiert. Derart abgefedert, geht der Raubbau an der Natur wegen der Profitinteressen der Finanzwelt ungehindert weiter. Dabei helfen den Großinvestoren sogar UNO-Institutionen bei ihren kriminellen Machenschaften. Ungesetzliche Landenteignung ist die Grundlage dieser Zugriffe, deren Endprodukte dann paradoxerweise auch noch als nachhaltig angepriesen werden. Nachhaltig ist dabei allein der ständig steigende Börsenwert der betreffenden Unternehmen!  [13]   Der ehemalige I.G. Farben-Funktionär und spätere Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Walter P. Hallstein, wurde 1958 der erste Vorsitzende der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Er hatte ein reines Industriekartell zur Profitmaximierung der Oligarchen und für die Banken einen zwangsfinanzierenden Schuldensozialismus vorgedacht, der den europäischen Mittelstand dahinraffen sollte.

Fast ohne Widerstand sind diese gewissenlosen Eliten dabei, Europa und Rußland in einen Krieg zu hetzen. Vom größten Aufmarsch seit Ende des kalten Krieges, der Anlandung einer ganzen US-Panzerbrigade Anfang Januar 2017 in Bremerhaven, wird weder in den Medien noch in der Friedensbewegung Notiz genommen. Im Rahmen der Abschreckung gegen Rußland wird diese Panzerbrigade an die NATO-Ostflanke nach Litauen verlegt.  [14]  Das alles steht in der Kontinuität des am 31. Oktober 2014 vorgestellten jüngsten US-Strategiepapiers TRADOC 525-3-1 »Win in a complex world 2020 - 2040«.  [15]  Es ist unter Barack Obama und Hillary Clinton entstanden und propagiert die full spectrum dominance der USA zu Land, zu Wasser und in der Luft. Wichtigste Gegner: Die Konkurrenzmächte China und Rußland.  [16]  Zusammen mit dem IWF und anderen NGOs hilft die BIZ, Kriege und Verarmung in die Welt zu tragen. Diese internationale Zentralbank ist eine Institution, die eine hundert Jahre alte feudale Agenda aus der Hand der übermächtigen Finanzelite umsetzt. Und die Kriege dieser Mafia führen die im sozialistischen Verschuldungsniedergang aufgehetzten Staaten in Europa und anderswo. Wo die Hetze nicht fruchtet, wird der Boden dafür mit importiertem Terror bereitet. Siehe Libyen, Syrien, Ukraine, etc. 

Die transnationalen Konzerne bzw. die dahinter stehende globale Finanzelite scheinen die Welt also fest im Griff zu haben. Nun wird sich entscheiden, ob Trump und Putin dieser zerstörerischen Macht noch Grenzen setzen können.

 

 

[1]  Donald J. Trump: GREAT AGAIN! Wie ich Amerika retten werde. Kulmbach 2016, S. 203  
[2]  Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, Köln 2012, S. 15 
[3]  Ebenda, S. 16 
[4]  Ebenda, S. 17 
[5]  Ebenda, S. 24  
[6]  http://crimsonalter.livejournal.com/101876.html Übersetzung
Analitik‹ 
[7]  Oswald Spengler: Preußentum und Sozialismus, München 1921, S. 1
[8]  Ebenda, S. 34 
[9]  Ebenda, S. 45 
[10]  Ebenda, S. 45 
[11]  Ebenda, S. 47 
[12]  Paul Schreyer:
Wer regiert das Geld? - Banken, Demokratie und Täuschung‹  Frankfurt a. Main 2016, Kapitel 13 (Die informelle Regierung) 
[13]  Nina Pzolla: Unveröffentliches Manuskript
Differenzierte Selbstaufklärung -  Die großen politischen Züge: Warum Nazis und Sozialisten gleichermaßen der internationalen Oligarchie dienen vom 6. Januar 2017 
[14]  Die NATO setzt auf Abschreckung gegen Rußland: Erste US-Panzer haben Bremerhaven erreicht, von dort werden sie weiter nach Osteuropa verlegt. Der Aufmarsch ist der größte seit Ende des Kalten Krieges. 
[15]  Army Training and Doctrine Command Fort Eustos VA unter http://oai.dtic.mil/oai/oai?verb=getRecord&metadataPrefix=html&identifier=ADA611359 
[16]  Wolfgang Effenberger:
Der Militärisch-Industrielle Komplex (MIC) oder die Merchants of Death unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23092