Die Welt im Zangengriff der Milliardäre - Vom US-Bürgerkrieg bis heute - Von Wolfgang Effenberger 12.02.2017 21:37
Kurz vor der Präsidentschaftswahl am 23. Oktober 2016 hielt Donald Trump
eine vielbeachtete Rede auf dem Soldatenfriedhof
von Gettysburg. [1] Hier wurde 153 Jahre zuvor die blutigste
Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs ausgetragen.
Gettysburg mahnt zu Versöhnung und Einheit
Zur Einweihung des Ehrenfriedhofs hielt
der damalige republikanische Präsident der Union, Abraham Lincoln, am 19.
November 1863 seine ›Gettysburg-Rede‹, die als eine der bekanntesten Reden in die amerikanische Staats-
und Verfassungsgeschichte eingegangen ist:
»Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter
auf diesem Kontinent einen neuen Staat in Freiheit. [...] Gegenwärtig führen wir einen großen
Bürgerkrieg, in dem erwiesen werden wird, ob dieser Staat [...] Bestand haben kann. Wir sind hier auf
einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind hierher gekommen,
um einen Teil dieses Schlachtfelds den Kämpfern, die hier ihr Leben hingaben,
als letzten Ruheplatz zu weihen, damit dieser Staat leben könne, daß diese Nation unter Gottes Fügung zu neuer
Freiheit geboren werde und daß die Herrschaft
des Volkes durch das Volk und für das Volk nicht von dieser Erde verschwinde.« [2]
Lincoln beschwor die Einheit. Die
Sklavenbefreiung spielte für ihn nur eine pragmatische Rolle. Nur fünf Tage
nach der verlustreichen Schlacht in Antietam, Maryland erließ Lincoln am 22.
September 1862 eine revolutionäre Proklamation [3], die nur noch von der Unabhängigkeitserklärung
übertroffen wird: Am 1. Januar 1863 sollten »alle Menschen, die als Sklaven
gehalten werden, innerhalb jedes Staates..…, dessen Bürger sich in Rebellion
gegen die Vereinigten Staaten befinden [4], von nun an und für immer frei sein.« [5] Die
Sklavenstaaten, die auf der Unionsseite kämpften, waren von diesem Erlaß
natürlich nicht betroffen! Die dortigen Sklaven, die zu befreien er die Macht
gehabt hätte, ließ Lincoln weiter in Ketten. Er verteidigt diese Maßnahme mit
Gründen militärischer Notwendigkeit. Die Befreiung würde, so erklärte er, die
Produktivkräfte der Konföderation schwächen und so das Kriegsende schneller
herbeiführen. Damit hatte er sich jedoch verrechnet. Die Sklaven des Südens
erhoben sich nicht, sie legten auch nicht die Arbeit nieder oder sagten sich
von ihren Herren los.
Vor dem Hintergrund der beiden
Bevölkerungen - etwa 22 Millionen im
Norden gegenüber 9 Millionen im Süden, einschließlich der rund 4 Millionen
Sklaven - macht die einseitige Sklavenbefreiung
von Lincoln Sinn. Noch wichtiger war das weit überlegene nördliche
Industriepotential mit viermal so vielen Fabriken und einer sehr gut
ausgebauten Infrastruktur. Und einem aufkommenden Bankensystem! Dieser Krieg
wurde um die Vorherrschaft der Industrie und der Banken des Nordens geführt. Es
ging um nichts anderes als um den Sieg des mobilen Kapitals des Nordens über
das immobile Kapital (Plantagen) des Südens.
Banker übernehmen die Macht
1861, mit dem Ausbruch des
Bürgerkriegs, war der Finanzbedarf dramatisch gestiegen und ließ die Union der
Nordstaaten zum Vater einer nationalen Währung werden, die damals den bis heute
gebräuchlichen Aufdruck ›In God we trust‹ erhielt. Im Fiskaljahr 1860/61 hatte die US-Regierung insgesamt
67 Millionen US-$ ausgegeben, die durch die Zolleinnahmen mehr als gedeckt waren.
Aber schon im Kriegsjahr 1862 verbrauchte die Unionsregierung 475 Millionen $ und 1865 sogar die ungeheure Summe von 1,3
Milliarden $, der Einnahmen von nur etwas über 300 Millionen Dollar
gegenüberstanden. [6]
Neben Staatsanleihen wurde das
gigantische Defizit durch die Ausgabe von staatlich autorisierten Banknoten
gedeckt. Wegen der grünen Tinte, mit der sie gedruckt
wurden, hießen diese ›Greenbacks‹. Neben den bereits bestehenden Investmentbanken - die
City Bank of New York seit 1812 (heute Citigroup) und die City Bank of Cleveland seit 1845 (heute
National City Corp.) - gründeten Abraham
Kuhn und Salomon Loeb 1867 die Investmentbank Kuhn, Loeb & Co. Und 1879 wurde Daniel N. Morgan Präsident der City
National Bank of Bridgeport. Die Rockefellers gründeten die ›City Banks‹, schufen die Standard Oil Company und betätigten sich nach dem Bürgerkrieg
führend im Eisenbahngeschäft. In den Sparten Bank, Öl und Transport hatten sie
meist über das Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. die Unterstützung der Rothschilds.
Der erste Leiter von Kuhn, Loeb & Co., Jacob Schiff, war im
Familienhaus der Rothschilds in Frankfurt
aufgewachsen. Sein Nachfolger wurde sein Schwiegersohn, Felix Warburg, der aus
dem Hamburger Bankhaus Warburg stammte.
Das Morgan-Imperium entwickelte sich ab
1890 zu einem finanziellen Oktopus: Es versorgte die ägyptische
Zentralbank mit Krediten, finanzierte russische Eisenbahnen, gab brasilianische
Staatsanleihen heraus und finanzierte öffentliche Bauvorhaben in Argentinien. Schon
vor 130 Jahren also wurden ökonomisch schwache Staaten mittels Schulden
abhängig gemacht. [7] Eine Rezession im Jahr 1893 machte Morgan
noch mächtiger. In jenem Jahr rettete Morgan die US-Regierung durch die Bildung
eines Syndikats, über das die Regierungsreserven mit Gold von Rothschild im
Wert von 62.000.000 US-Dollar gestützt wurden, vor einer Bankenkrise.
Nach dem Krieg war das Vertrauen in die
Papierwährung verloren, es folgten Krisen und Bankzusammenbrüche. Obwohl der ›Gold Standard Act‹ von 1900 schließlich einen Fixkurs von 20,67 $ pro
Feinunze (31,1 Gramm) verordnete, nahmen die Börsenkrisen kein Ende. Unter
Führung von J.P. Morgan wurde 1903 Die ›Bankers Trust Company‹ gegründet. Das durch Gerüchte befeuerte Ende der ›Knickerbocker Trust
Company‹, damals die drittgrößte Bank in New York, und die darauffolgende legendäre ›Bankers’ Panic‹ vom Herbst 1907 überzeugten
einflußreiche US-Politiker davon, die Kontrolle über die Kreditbeschaffung
gemäß den Forderungen der Bankchefs - wie
des aus Frankfurt am Main stammenden Jacob Schiff von Kuhn, Loeb & Co.
- und nach dem Vorbild der europäischen
Länder einer Zentralbank zuzugestehen. Die Knickerbocker-Krise war von den
Konkurrenten - einschließlich J.P.
Morgan - durch absichtlich lancierte
Insolvenzgerüchte ins Rollen gebracht worden. Morgan bot sich auch gleich als
Retter an und stellte der Regierung 25 Millionen US-$ zur Verfügung, um die
Panik zu steuern. Er entschied, welche Firmen diese Krise überleben durften. [9]
Im November 1910 fand dazu weitab von
Washington auf Jekyll Island – eine
Insel vor der Küste Georgias – in dem 1896 von J. P. Morgan erbauten Haus ›Sans Souci‹ (der Nachbar war William
Rockefeller) ein Geheimtreffen [10] zwischen
Politikern und Bankern statt: Unter falschen Namen und für die Entenjagd
angemeldet trafen sich die sechs Hauptakteure zur Beratung über ein
Zentralbanksystem: Auf der einen Seite Senator Nelson W. Aldrich, der Schwiegervater
von John Rockefeller jr., und Vizefinanzminister Piatt Andrew. Auf der anderen Seite Henry Davison (JP Morgan), Charles Norton (First National Bank of New
York, heute Citigroup), Benjamin Strong (Bankers Trust / J.P. Morgan), Frank
Vanderlip (National City Bank / Rockefeller) und Paul Warburg (Kuhn, Loeb &
Co., die 1977 von Lehman Brothers übernommene Bank, die am 15. September 2008
infolge der Finanzkrise Insolvenz beantragen mußte).
Wilson ebnete den Weg zum Zentralbankengesetz Bei Wilsons Amtsantritt war die
innenpolitische Situation alles andere als erfreulich. Die USA steckten in
einer wirtschaftlichen Rezession, die sich in eine größere Krise auszuweiten
drohte. Schon Ende April 1913 hatte er auf Drängen einflußreicher Banker die erste Zusammenfassung der noch geheimen
Gesetzesvorlage für ein Zentralbankengesetz befürwortet. Wenige Wochen später,
am 4. Juli 1913, richtete er anläßlich des 50. Jahrestags der
Schlacht von Gettysburg einen Versöhnungsappell an die amerikanische Nation.
Wilson verwies auf die Nation, die Gott ›durch unsere Hände gebaut hat‹ und forderte die Bürger auf, wieder zu handeln, immer im Geiste
dieses Tages der Wiedervereinigung, der Hoffnung und der patriotischen
Inbrunst. [11] Wilson versprach, ›dem Volk selbst, dem Großen und dem Kleinen zu dienen, ohne Klasse
oder Verschiedenheit der Gattung oder Rasse oder Herkunft und ungeteilt im
Interesse‹ - sowie ihre Freiheit und ihr Recht zu
schützen. Hohle Worte!
Weitgehend unbemerkt von der
amerikanischen Öffentlichkeit war am 22. Dezember 1913 der ›Federal Reserve Act‹, das
Zentralbank-Gesetz, mit 298 zu 60 Stimmen angenommen worden und am Tag darauf
stimmte der Senat mit 43 zu 25 Stimmen zu, ein Teil der Abgeordneten und
Senatoren hatte schon die Heimreise für den Heiligen Abend angetreten. Nur
Stunden später unterschrieb Wilson dieses in der Bevölkerung umstrittene
Gesetz [12] - für viele ein Freibrief zur privaten
Geldschöpfung. Damit verzichtete der Kongreß auf die Macht, Geld zu drucken,
und übertrug diese Aufgabe internationalen Bankiers, die für dieses Gesetz
reichlich Lobbyisten-Gelder fließen lassen hatten. Die öffentliche Meinung war gegen ein solches Gesetz,
nicht zuletzt weil Thomas Jefferson wieder und wieder gewarnt hatte, daß durch
einen derartigen Beschluß zuerst die Inflation beschleunigt und dann den
Bürgern durch die nachfolgende Deflation ihr Vermögen geraubt würde. Damit
hatte Jefferson erstaunlichen Weitblick bewiesen!
Die FED führte ein neues Geldsystem ein
und wurde schon bald von ihren Gründungsvätern für den Krieg mißbraucht, um
ungedecktes ›fiat money‹ - nach
Edelmetallexperte Reinhard Deutsch ›legales Falschgeld‹ [13] - bereitzustellen,
also Geld mit einem imaginären Gegenwert. Zu den gewichtigen Opponenten des
Gesetzes zählte der Kongreßabgeordnete Charles Lindbergh [14], Vater des ersten Ozeanüberfliegers. Er warnte
den Kongreß, daß dieses Gesetz den größten Trust auf Erden etablieren und
Exekutive wie Legislative der USA der Macht des Geldes ausliefern würde. Der
Kongreßabgeordnete und Vorsitzende des Kongreßausschusses für Banken und
Währung in den Jahren von 1920 bis 1931, Louis T. McFadden, sieht im Nachhinein
die Befürchtungen Lindberghs bei weitem übertroffen. [15] Wilson
versuchte nun, dem Volk die neue Zentralbank, das Federal Reserve Banking System,
als progressive Maßnahme darzustellen. Inzwischen ging eine Flut von
Rüstungsaufträgen ein, und die amerikanische Schwerindustrie stellte auf
Waffenproduktion um. Schon im Jahr 1913 entfielen bereits 70 % des gesamten
Exports von Rüstungsgütern auf Frankreich und England. Mit dem Rauchen der
Schornsteine wuchs die Zufriedenheit.
Banker und Rüstungsindustrielle tricksen die USA in den I.
Weltkrieg Bereits wenige Monate nach dem Ausbruch
des Ersten Weltkriegs hatte die Morgan Company die Vermittlerrolle zwischen der
französischen Regierung und amerikanischen Geschäftsleuten übernommen; im
Januar 1915 hatte sie schon gegen den Widerstand des damaligen Außenministers
Bryan eine 450-Millionen-Dollar-Anleihe aufgelegt. Die Anleihe fand jedoch die
volle Zustimmung Wilsons und seines Finanzministers und Schwiegersohns, William
Gibbs McAdoo. Dieser veranlaßte im August 1915 die FED, ein ›allgemeines
Kreditsystem‹ für die Alliierten zu organisieren. Ein Schritt, der später den
Kriegseintritt der USA unausweichlich machte. Für die Morgan-Gruppe sollte es
sich auch als sehr vorteilhaft erweisen, daß es in England zu Beginn des
Krieges keine zentralisierte Beschaffungspolitik gab. Die britischen Vorräte an
Munition und Versorgungsgütern aller Art reichten nur für einen Feldzug von 3
Monaten. Ein Komitee des US-Handelsministeriums von Finanzleuten, Reedern und
Industriellen sollte mithelfen, Pläne für den Notfall zu entwerfen. [16] Mit
dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg brachte die FED ›Liberty Bonds‹ (Kriegsanleihen)
unters Volk, was die Inflation anheizte.
In den ersten beiden Aprilwochen 1917
strebten zwei bolschewistische Revolutionäre in Richtung Petersburg. Sie
sollten dort gleichzeitig ankommen. Am 27. März lief in New York das Dampfschiff
Kristianiafjord mit Kurs auf Petrograd aus. An Bord Leo Trotzki, mit
Geburtsnamen Lew Dawydowitsch Bronstein, und seine kleine Revolutionsgarde, die
von Trotzki ihren letzten Schliff auf dem Gelände der Rockefellerschen ›Standard Oil‹ in New Jersey
erhalten hatte. Im Gepäck 20 Millionen US-$, eine Spende von Jacob Schiff vom
Bankhaus Kuhn, Loeb & Co.
Jenseits des Atlantiks, an der deutsch-schweizerischen
Grenze, stieg am 9. April Rittmeister Arved von der Planitz in einen exterritorialen
Sonderwaggon [17], um die Bewachung des erlauchten ›Diplomatentransports‹ von Wladimir Iljitsch Lenin und weiteren 32 Revolutionären zu
übernehmen. Lenin konnte die Grenze nach Rußland unerkannt passieren [18] und traf mit seinem Stab am 16.
April 1917 auf dem Finnländischen Bahnhof in Petrograd ein. Doch von Trotzki
keine Spur. Er kam erst am 17. Mai 1917. Grund dafür waren die kanadischen
Behörden in Halifax, die das Schiff an die Kette legten. Sie wollten einer
russischen Revolution nicht in die Hände spielen. Auf höhere Weisung durfte Trotzki
die Fahrt fortsetzten.
Wer stand hinter dieser konzertierten Aktion? Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war
nicht eingeweiht. Für den Transfer von Lenin waren der deutsche Kanzler
Bethmann-Hollweg und der kaiserliche Geheimdienstchef Max M. Warburg zuständig.
Warburg gab über seine Banken die deutsche Finanzhilfe zugunsten der Revolution
an die Nye-Bank in Stockholm, die das Geld zu den Bolschewisten transferierte. Insgesamt 6 Millionen $
in Gold. [19] In New York war Felix Warburg, der Bruder von
Max und Paul, über seinen Schwiegervater Jacob Schiff an dem Geldtransfer für
Trotzki beteiligt. Schiff erhoffte sich die Niederlage Rußlands und soziale Veränderungen, die endlich die Knechtschaft der
Juden in Rußland beenden würden. Die Interessenlage ist in der Tat verwirrend.
Befand sich doch in der Begleitung von Trotzki Charles Crane von der
Westinghouse Company, zugleich Vorsitzender des demokratischen
US-Finanzausschusses. Aber auch andere US-Banker waren an der bolschewistischen
Revolution interessiert. An erster Stelle J. P. Morgan (US Steel), gefolgt von
William B. Thompson, dem Direktor der Chase National Bank und der US Federal
Reserve Bank of New York. Und die deutsche Regierung wollte unbedingt den
Zweifrontenkrieg beenden.
Die US-Oligarchen Morgan und Rockefeller dachten weiter Nach bewährtem Rezept wollte man zunächst
zerstören – so wurden dann auch die Konterrevolutionäre unterstützt – und danach
wichtige Wirtschaftsbereiche übernehmen. Um den russischen Markt für das
amerikanische Kapital zu öffnen, verstärkte John D. Rockefeller 1925 mit einer
privaten Kampagne den Druck auf die US-Regierung, ihre Außenpolitik pro-sowjetisch
zu gestalten.
Alle Kriege sind Bankerkriege In den zwanziger Jahren alimentierte die
FED den Börsenrausch, bis die Spekulationsblase am 25. Oktober 1929, dem ›Schwarzen Freitag‹, platzte. Doch dem
Tritt auf die finanzielle Bremse folgte die Deflation: Die Preise fielen, der
Kapitalverkehr versiegte. 1931 begann die ›Great Depression‹; Präsident Herbert Hoover installierte 1932 die ›Reconstruction
Finance Corporation‹ (RFC), einen Bankenrettungsfonds, der mit FED-Milliarden faule
Kredite und Papiere aufkaufte. Mit dem Regierungsantritt Franklin Delano
Roosevelts 1933 begann eine ausgesprochen sowjetfreundliche Phase der
amerikanischen Außenpolitik und innenpolitisch folgte als Reaktion auf das
Klima der Korruption der ›New Deal‹. Finanzielle Manipulation und ›Insider-Handel‹ hatten nach dem Börsenkrach zu mehr als 5.000 Bankausfällen geführt.
Eine Serie von Wirtschafts- und Sozialreformen sollte aus der
Weltwirtschaftskrise führen. Um den geschwächten Dollar zu stützen, erließ
Franklin D. Roosevelt mit der Executive Order 6102 das berüchtigte
Goldbesitzverbot. Zugleich modifizierte Roosevelt das 1932 unter Präsident
Hoover erlassene Trennbankensystem mit dem Glass-Steagall-Act. Nachdem der ›New Deal‹ nicht zündete, ging mit der Entwicklung neuer Kriegspläne ab 1934
wieder die Angst vor einem neuen Krieg um.
Besorgte Kongreßmitglieder wollten nun
überprüfen, in welchem Interesse der Kriegseintritt von 1917 gewesen sei. Dazu
wurde unter der Leitung von Senator Gerald P. Nye das ›Senate Munitions
Investigating Committee‹ eingerichtet. [20]. In 93
Anhörungen wurden 200 Zeugen befragt, darunter J.P. Morgan Jr. und Pierre
S. du Pont, bei dem sich die Nettogewinne im Krieg um
fast 1000 % gesteigert hatten. Nach sorgfältigen zweijährigen Ermittlungen
konnte das Nye-Komitee überzeugend darstellen, daß Banker und
Rüstungsindustrielle neben Preisabsprachen vor und während des Krieges starken
Einfluß auf die US-Außenpolitik genommen und so das Land in den Krieg ›getrickst‹ hatten. Dem
Komitee wurden Anfang 1936 die Mittel entzogen, als Nye den verstorbenen
Präsidenten Woodrow Wilson beschuldigte, dem Kongreß Informationen zur
geplanten Kriegserklärung vorenthalten zu haben. Der Vorschlag, die
Waffenindustrie zu verstaatlichen, wurde abgelehnt. Nye kam zu dem Schluß, daß
das Morgan-Imperium die USA in den Ersten Weltkrieg manipuliert hatte, um die
Anleihen zu schützen und eine boomende Rüstungsindustrie zu schaffen. Später gab er ein Dokument heraus mit dem
Titel ›The Next War‹ mit einer zynischen Anspielung auf ›the old goddess of democracy trick‹, den Trick als Göttin der Demokratie, durch den Japan dazu
benutzt werden könnte, die USA in den Zweiten Weltkrieg zu locken. [21]
Das amerikanische Jahrhundert Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die
USA von Großbritannien das Finanzzentrum und nach dem zweiten den gesamten
Staffelstab im Marathonlauf zu einer Weltregierung, ›NWO‹, übernommen. [Was Trump ebenfalls ändern will]. Während des
Zweiten Weltkriegs fuhren die internationalen Konzerne gigantische Gewinne ein
und im anschließenden Chaos konnte wieder günstig eingekauft werden. US-Präsident
Dwigth D. Eisenhower warnte in seiner Abschiedsrede vor dem krakenhaften
Machtanspruch des militärisch-industriellen Komplexes: ›Nur eine
aufmerksame und kenntnisreiche Bürgerschaft kann eine angemessene Verbindung
der riesigen industriellen und militärischen Maschinerie der Verteidigung mit
unseren friedlichen Zielen und Methoden sicherstellen, so daß Sicherheit und
Freiheit zusammen gedeihen können.‹ [22] Nachdem heute die Hintermänner des
militärisch-industriellen Komplexes starken Einfluß auf die veröffentlichte Meinung ausüben, hätte der alte General
vermutlich großen Respekt vor den als Verschwörungstheoretiker beschimpften
investigativen Journalisten, Publizisten, alternativen Moderatoren und
scharfsinnigen Bloggern.
Präsident John F. Kennedy unternahm
1963 mit seiner Executive Order 11110 den Versuch,
Silber-Dollars parallel zu den formal goldgedeckten Greenbacks zu etablieren. Doch unter seinem Nachfolger Lyndon B. Johnson
wurde dies nicht weiterverfolgt. Eine einschneidende Entscheidung traf dann
Richard Nixon, der die Goldbindung 1971 aufhob. 1999, nach dem
völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien, hebelte US-Präsident Bill
Clinton, ehemaliger Cecil-Rhodes Stipendiat [23], mit dem
Finanzdienstleistungsmodernisierungsgesetz (Gramm-Leach-Bliley Financial Services
Modernization Act) das bewährte Trennbankengesetz aus. Damit wurde die wirksame
Kontrolle über die gesamte US-Finanzdienstleistungsbranche (einschließlich
Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds, Wertpapierfirmen usw.) auf eine
Handvoll von Finanzkonglomeraten und deren assoziierte Hedgefonds übertragen. [24]
Senator Byron Dorgan [Dickinson, North Dakota] hatte diesen Gesetzesentwurf
vehement bekämpft und im Kongreß vor den Folgen
gewarnt. Die traten dann auch nach dem Crash von 2008 ein:
Bankenpleiten und Verelendung 2,5 Mio. Kinder obdachlos, ebenso ein
großer Teil der Veteranen. Und knapp 47 Millionen US-Bürger erhalten
Lebensmittelkarten. Obama versprach Anfang 2009, die Banken besser zu
beaufsichtigen. Trotz des Appells von Senator Dorgan,
das Trennbankengesetz wieder einzuführen, geschah nichts! Kein Wunder. War doch einer der größten Gewinner der
Abschaffung dieses Gesetzes der Mega-Spekulant George Soros. Ihm und weiteren
Hedgefonds-Mogulen hatte Obama seinen Einzug in das Weiße Haus zu verdanken. Im
Juni 2004 hatte der Multimilliardär Soros für Obama, den ›Auserwählen der
Linken‹, die Kampagne für den Einzug in den Senat organisiert. [25]
2008 tauchte unter den größten
Geldgebern für Obamas Wahlkampf der Name Morgan auf – gleich hinter Goldman
Sachs und noch vor der Citigroup. Während es Obama abgelehnt hatte,
Glass-Steagall zu revitalisieren, versprach es Hillary Clintons demokratischer
Mitbewerber Bernie Sanders Anfang Januar 2016. Bei ihrer Bewerbungsrede als
Präsidentschaftskandidatin wurde Hillary Clinton von einem Zuhörer gefragt, ob
sie dieses Gesetz wieder einführen würde. Sie ließ den Mann aus dem Saal tragen
und ignorierte seine Frage. Mit seinem Versprechen der Wiedereinführung von
Glass-Steagall hat Trump den Nerv der Bevölkerung vor allem in den Staaten des
mittleren Westens getroffen. Die dort lebenden Menschen haben einen tief
sitzenden Haß gegen eine Machtelite entwickelt, die Milliarden mit Finanzspekulationen
verdient und der ihre Nöte und Interessen gleichgültig sind. Hinzu kommt eine
grundsätzliche Abneigung der Arbeiter und Farmer gegenüber Karrierepolitikern,
die nie einer ›wirklichen Arbeit‹ nachgegangen sind und daher auch nicht für kompetent gehalten
werden, echte Probleme der realen Welt zu lösen. Der Bauunternehmer Trump will
nun dafür sorgen, daß die transnationalen Konzerne wieder in die Verantwortung
genommen werden, daß sie in den USA Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. Natürlich
werden die Wall Street und die City of London, ebenso wie deren Jünger in der
EU, mit allen Mitteln versuchen, die Wiedereinführung des
Glass-Steagall-Gesetzes zu verhindern.
Aber die Schlacht um die
transatlantische und die transpazifische Freihandelszone (TTIP & TPP) hat die Finanzoligarchie gerade
verloren. Sie ist also keineswegs so unbesiegbar, wie manche hasenherzig
glauben. Ebenso wie 1863 Lincoln, so beschwor im Oktober 2016 Trump in
Gettysburg die Einheit des Landes. War das Land im Bürgerkrieg in Nord und Süd
gespalten, so läuft jetzt die Trennungslinie zwischen arm und reich. Trump
verurteilte die Art und Weise, wie Washington und die Wall Street die Regeln
des Spiels gegen gewöhnliche Amerikaner
gerichtet haben - in jedem fünften Haushalt hat niemand einen Job. [26] Weiter wandte sich Trump gegen die Machtkonzentration
in den Medienkonzernen und sah sich als Opfer der US-Eliten, genauso wie die
gewöhnlichen Amerikaner. Trump forderte seine Landsleute auf, an dem ›großen Glauben und
Optimismus‹ des amerikanischen Charakters festzuhalten. Seit 150 Jahren haben
die Amerikaner die Demagogie abgelehnt und sich für das demokratische Experiment
entschieden, um zu beweisen, ›daß eine Nation, die der Freiheit und dem Satz gewidmet ist, daß
alle Menschen gleich geschaffen sind, noch bestehen kann‹. [27] In
seiner Antrittsrede beschwor Donald Trump den amerikanischen Patriotismus und
kündigte einen radikalen Kurswechsel an. »Wir, die Bürger Amerikas«, begann er, »sind
nun in einer großen nationalen Anstrengung, unser Land wieder aufzubauen und
seine Hoffnung für unser ganzes Volk wieder herzustellen, geeint.« [28] Diese
große nationale Anstrengung wird nötig sein, um den
Globalisierungsverlierern - nicht nur in
den USA - Hoffnung und Perspektive zu
geben. Eine weitere Verschlechterung der Infrastruktur, das Wachsen der Staatsverschuldung
und der Zahl von in prekären Verhältnissen lebenden US-Bürgern könnte in einem
Bürgerkrieg enden. Und das wäre das Letzte, was die Welt braucht. Ein derartig
geschwächtes Amerika wäre eine Gefahr für den Frieden.
Der amerikanische Militärphilosoph
Homer Lea formulierte ein fundamentales Gesetz, das künftig den Ausbruch
entscheidender Feindseligkeiten bestimmen würde: ›Wenn eine militärisch schwache Nation die Ausbeutung natürlicher
Reichtümer behindert, dann wird der Krieg ausbrechen, sobald die
wirtschaftlichen Notwendigkeiten der militärisch stärkeren Mächte durch ihre
eigenen natürlichen Reichtümer nicht mehr gedeckt werden.‹ [29]
Hoffen wir, daß die USA ihre Schwäche
überwinden, zur Einheit zurückfinden und sich ihrer alten ethischen Werte
wieder bewußt werden.
Ob sich das Finanzkartell beschneiden läßt? Im Wahlkampf hat sich Donald Trump
vehement gegen eine Einschränkung des Wohlfahrtsstaats ausgesprochen und eine
Reihe von Ausgabensteigerungen gefordert: Ein insgesamt 1 Billion $ schweres Infrastrukturprogramm,
die Erhöhung des nationalen Militärbudgets und einen rücksichtslosen Kampf
gegen den ISIS. Angesichts einer notwendigen geschmeidigen Geldpolitik wird die
neue Administration auf die wohlmeinende Haltung der Federal Reserve angewiesen
sein. Was wird dann wohl aus dem Trennbankengesetz? Krisenhaft könnte die
Entwicklung werden, wenn das US-Schuldenniveau immer mehr Drittstaaten dazu
veranlaßt, den Status des US-Dollars als Weltreservewährung zu überdenken. [30]
Trump im Juli in Hamburg Am 7. Juli 2017 wird der neue Bewohner
des Weißen Hauses mit seiner Air Force One zum G-20-Gipfel einschweben. Die
Dynastie des Hamburger Bankhauses Warburg
- es wird häufig im gleichen Atemzug mit Morgan, Rockefeller und
Rothschild genannt - hat schon an der
Schwelle zum 20. Jahrhundert die Geschicke Amerikas mitgeprägt. Nicht zu
vergessen den Reeder Albert Ballin, der die HAPAG zur größten Schifffahrtslinie
machte. In Hamburg ist, wie Willy Wimmer richtig schreibt, an einem ›Scharnier‹ zwischen
Deutschland und der ›Neuen Welt‹ gearbeitet worden, und das zu einer Zeit, als das kaiserliche
Deutschland eine Macht in Europa darstellte, die aus Gründen wirtschaftlicher
Leistungsfähigkeit, eines hohen Wissenschaftsstandards und Grundsätzen einer
demokratischen Toleranz weltweit geachtet wurde. [31]
Mit der Auslösung des I. Weltkriegs
wurde die aufstrebende Wirtschaftsmacht Deutschland in die Tragödie von
Versailles getrieben. So ist unter Bezug auf die Bemühungen um ein ›Scharnier‹ nach Übersee das
Treffen in Hamburg eine historische Chance auf eine friedliche Neu-Orientierung
der Weltpolitik.
[1]
Trump's Gettysburg Address unter http://www.theatlantic.com/politics/archive/2016/10/trumps-gettysburg-address/505106/ [2] Herbert Schambeck u.a. (Hg.): ›Dokumente zur
Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika‹, Berlin 1993, S. 374 f. [3] Paul Johnson,: ›A History of the
American People‹ London 1997, S. 482 [4] Betroffene Südstaaten: Arkansas, Texas,
Louisiana, Missisippi, Alabama, Florida, Georgia, South Carolina, North
Carolina und Virginia, nicht betroffene Nordstaaten: Kentucky, Maryland,
Delaware, Missouri. [5] Wolfgang Effenberger, Konrad
Löw: ›Pax americana- Die Geschichte einer Weltmacht von ihren
angelsächsischen Wurzeln bis heute‹ München 2004, S. 144 f. [6]
›Dollar auf der Achterbahn - Mit seiner Währung dirigiert Amerika
die Wirtschaft der Welt‹ (II) 26. 1. 1987 unter http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13522709.html [7] Vgl. dazu John Perkins: ›The Economic Hitman‹ [8] Jim Marrs: ›Rule by Secrecy - The Hidden History that Connects the Trilateral
Commission, the Freemasons and the Great Pyramids‹, Harper Collins New York 2000, p. 57 [9]
Michael A. Kirchubel: ›Vile Acts of Evil -
Volume 1 - Banking in America‹ 2009, S. 98 [10] http://www.jekyllclub.com/about-us/club-history/ [11] Woodrow Wilson: ›Address at Gettysburg‹ July 4, 1913
Online by Gerhard Peters and John T. Woolley: ›The American Presidency Project‹ http://www.presidency.ucsb.edu/ws/?pid=65370 [12] ›The Federal Reserve Act of 1913 - A
Legislative History‹ unter http://www.llsdc.org/FRA-LH [13]
Reinhard Deutsch: ›Falschgeld‹ in ‹Dokumentation des Symposiums Steyerberg 2000: Für einen neuen
Geldpluralismus‹ S. 62 f. [14] Siehe auch C.A. Lindbergh Sr.: ›Your Country at War‹ Philadelphia 1934
Die Originalausgabe von 1918 wurde wegen der Kritik an der US-Politik auf
Geheiß Wilsons beschlagnahmt [15] Vgl. www.geocities.com/Heartland/7006/mcfadden-frb.hatml [16] Wolfgang Effenberger, Konrad
Löw: ›Pax america‹ München 2004, S. 227 [17] Walter Görlitz: ›Geldgeber der Macht‹ Düsseldorf 1976, S. 71 [18]
Ebenda S. 84 [19] Vgl. Gary Allen: ›Die Insider. Wohltäter oder Diktatoren?‹ Wiesbaden 1974 [20] Report of the Special Committee on
Investigation of the Munitions Industry (The Nye Report), U.S. Congress,
Senate, 74th Congress, 2nd session, February 24, 1936,3-1. [21] Arthur M. Schlesinger, Jr. und Roger Burns
(Hrsg.): ›Congress Investigates. A Documented History‹ 1792–1974. Chelsea House Publ., New York
1975, ISBN 0-8352-0795-1 (5 Bde.). [22] Ronald D. Gerste: ›Die Abschiedsrede
des 34. amerikanischen Präsidenten hallt auch 50 Jahre später noch nach‹ Eisenhowers
Warnung vor einem Staat im Staat vom 18.1.2011 unter https://www.nzz.ch/eisenhowers-warnung-vor-einem-staat-im-staat-1.9130929 [23] Friedemann Bieber: ›Rhodes-Stipendium - Cecil unter Beschuss‹ vom 3. 3. 2016 unter http://www.zeit.de/2016/09/rhodes-stipendium-oxford-stipendium-krise-finanzkrise [24] http://www.globalresearch.ca/who-are-the-architects-of-economic-collapse/ [25] The Obama-Soros Connection vom 9. September
2010 unter http://humanevents.com/2010/09/09/the-obamasoros-connection/ [26] Trump's Gettysburg Address unter http://www.theatlantic.com/politics/archive/2016/10/trumps-gettysburg-address/505106/ [27] Ebenda [28] http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/trump-rede-im-wortlaut-dieses-massaker-amerikas-endet-hier-und-jetzt-14709309.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 [29] Homer Lea: ›Die Stunde der Angelsachsen‹ Bern 1946, S. 24 [30] Diese Krise wird wahrscheinlich dann
ausbrechen, wenn die Bedenken im Hinblick auf unser nationales Schuldenniveau
immer mehr Drittstaaten dazu veranlassen, den Status des US-Dollars als
Weltreservewährung zu überdenken. [31] Willy Wimmer: ›House of Trump‹ vom 16. Januar 2017 unter https://de.sputniknews.com/kommentare/20170116314126681-trump-house/
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