Katalonien oder die Regionalisierung der EU 15.10.2017 22:35
d.a. Autonomistische Bestrebungen werden seit geraumer Zeit
verfolgt.
So hatte der bekannte Autonomie-Befürworter Bernard Wittmann bereits seit den
1990er Jahren bezüglich der Region Elsass erklärt, es sei an der Zeit, dass das
Gebiet sich nun »auf seine eigenen Kapazitäten besinne«, um, wie er hinzufügt, »auf den
Weg der Befreiung zu finden«. Wittmann zufolge erforderte es ein
Autonomie-Statut, das dem Elsass möglichst umfassende politische Kompetenzen
gewähre. Ende November 2012 war dann die Gründung eines ›Conseil d'Alsace‹ beschlossen
worden, bei dem es darum ging, die Generalräte der Départements Bas-Rhin und
Haut-Rhin mit dem ›Regionalrat‹ der ›Région Alsace‹
zusammenzuschliessen, um so eine übergeordnete Verwaltungseinheit, die bislang
territorial verstreute Kompetenzen bündelt, entstehen zu lassen. Die neue
Verwaltungseinheit trägt die Bezeichnung ›Collectivité
territoriale d'Alsace‹, resp. ‹Conseil d'Alsace‹.
Wie es im
weiteren hiess, sei die Neustrukturierung der Gebietsverwaltung dazu geeignet, ›eine bessere Sichtbarkeit des
politischen Lebens im Elsass‹ zu
garantieren. Man werde eine Form der politischen Autonomie erhalten, die uns ›die Französische Republik bis heute immer
verweigert hat‹. Eine solche ›relative Autonomie‹ werde es den Elsässern gestatten, ›Paris endlich die Stirn zu bieten‹, insbesondere in finanziellen Fragen und in Sachen
Zweisprachigkeit. Die Aufwertung der
deutschen Sprache zur offiziellen Amtssprache im Elsass gehört seit je zum
Forderungskatalog deutschsprachiger Autonomisten. Wie einer der profiliertesten
Vertreter völkisch-europäischer
Minderheitenpolitik, Christoph Pan, damals urteilte, stehe das Elsass mit der
Einrichtung des ›Conseil d'Alsace‹ ›in
vorderster Linie‹ unter den
zentrifugalen Kräften Frankreichs. Pan zufolge strebten die ›Normannen die Bildung einer einzigen
Region Normandie‹ an, die Bretonen
hätten nicht aufgehört, die Wiedervereinigung ihres Sprachgebiets mit ihrer
historischen Hauptstadt Nantes zu verlangen und die Basken nördlich der
Pyrenäen verlangten schon seit langem die Bildung eines eigenen baskischen
Departements. So erklärte Pan auch, dass ›sich
Frankreich den Forderungen breiter Bevölkerungsteile nicht widersetzen können
werde, wenn es weiterhin den Anspruch erhebe, eine Demokratie zu sein‹. Wie ›German Foreign Policy‹
diesbezüglich vermerkte, »gründet sich die französische Demokratie nicht auf völkische
Sonderrechte, sondern auf die Gleichheit all ihrer Bürger - unabhängig von
Herkunft, Muttersprache oder ethnischer Zuordnung.« [1]
Katalonien Die
Sezessionsbestrebungen in der spanischen Region Cataluña spitzten sich laut ›GFP‹ unter dem Druck der Euro-Krise schon 2012 zu. Nach einer
Grossdemonstration am 11. 9. 2012 für die Gründung eines eigenen Staates unter
dem Motto ›Catalunya, Nou Estat
D'Europa‹ - Katalonien, neuer Staat Europas - hatten das Parlament der Region und ihr
Ministerpräsident für die nächstfolgende Legislaturperiode ein
Abspaltungsreferendum angekündigt; der Bruch mit Spanien sollte auch gegen
geltendes Recht vollzogen werden. Wie es damals hiess, wurden katalanische Separatisten
seit längerer Zeit aus Deutschland unterstützt; ferner: »Sezessionistenparteien
unterhalten eine gemeinsame Fraktion mit dem ›Bündnis 90/Die Grünen‹
im Europaparlament; ihr Dachverband verbreitet Landkarten, auf denen die
meisten europäischen Staaten in
Kleingebilde zerschlagen sind. Die Zusammenarbeit der Frankfurter Buchmesse mit
Katalonien als Partnerland im Jahr 2007 hatte den Separatisten spürbaren
Aufschwung gebracht. Eine Sonderkooperation von Baden-Württemberg mit
Katalonien stützt dessen Sezessionsbestrebungen ökonomisch und verweist auf die
Gliederung Europas in einen wirtschaftlich erfolgreichen Kern und perspektivlos
verarmende Randzonen, wie sie sich ebenfalls unter dem Druck der Euro-Zone
herauskristallisiert.«
Die
Zuspitzung der Sezessionsbestrebungen geht in hohem Mass auf die Euro-Krise
zurück. Das Bemühen um eine weitreichende Autonomie Kataloniens auf der Basis
wirtschaftlicher Stärke ist alt; es verband sich in der Zeit der
Franco-Diktatur partiell mit dem demokratischen Widerstand. Seit der
Wiederherstellung der Demokratie kristallisieren sich Versuche, umfassende
Sonderrechte für Katalonien durchzusetzen, vor allem auch um den Wunsch, den
Wohlstand der Region - sie ist die reichste des Landes - gegen staatliche
Umverteilung zugunsten der verarmten Gebiete im Süden zu verteidigen. Die
Euro-Krise, die auch Barcelona zu drastischen Etatkürzungen zwingt, verschaffte
den Sezessionsforderungen eine Massenbasis: Müsse Katalonien keine Mittel mehr
an den spanischen Staat abführen, dann könnte es seinen Wohlstand besser wahren. [2]
Die
Auflösung der europäischen Nationalstaaten ist ein vielfach
offen ausgesprochenes Ziel, wie es auch Wolfgang Schäuble schon am 8. 10. 2011 ohne
Skrupel formuliert hat: »Wir sind dabei, das Monopol des alten Nationalstaates
aufzulösen. Der Weg ist mühsam, aber es lohnt sich, ihn zu gehen.« Nicht, dass das EP oder Abgeordnete gegen dieses Diktat in
Aufstand gegangen wären. Man fragt sich mitunter, was diese Volksvertreter
überhaupt begreifen…. So verbergen
sich hinter den von autonomistischen Kreisen verfolgten Stärkung der Regionen
weitaus tiefergehende Ziele, die, zumindest lässt sich das vermuten, den
Urhebern selbst gar nicht bekannt sein mögen; diese hat der Professor für
Internationalen Beziehungen, Dr. Pierre Hillard, schon frühzeitig analysiert: Siehe: Transatlantische Machtkonzepte und die Angriffe auf die Schweiz - Von Pierre Hillard Wie er
darlegt, verfolgt die EU unter dem Deckmantel von Schlagwörtern wie ›föderale Strukturen‹ oder ›mehr Macht für die Regionen‹
in Wirklichkeit zentralistische Machtkonzepte.
Nationale Unterschiede, auch im Bankensystem, sollen eingeebnet werden, denn das
transatlantische Machtkonzept will die Vielfalt zerstören und eine zentrale
Kontrolle etablieren. Das Prinzip der Regionalisierung in Europa geht weit über
eine simple Reorganisation des alten Kontinents hinaus. In der Realität geht es
darum, den Regionen politische, wirtschaftliche und finanzielle Macht zu
übergeben, damit sie direkt mit den Brüsseler Instanzen verhandeln können. Das
Prinzip einer politischen Neugestaltung Europas selbst ist somit einfach: Den
Regionen ein Maximum an Macht zu gewähren, so dass diese zum Nachteil der Nationalstaaten mehr und mehr direkt mit der
Europäischen Union verhandeln. Mit diesem Vorgehen wird die Zwischeninstanz, im
vorliegenden Fall die nationalen Behörden, völlig umgangen. Diese Methode
verfolgt das Ziel, die Nationalstaaten zugunsten eines Europas der Regionen
aufzulösen, genauer gesagt, um ein Europas der Euroregionen entstehen zu lassen.
So werden territoriale Einheiten gebildet, in denen sich mehrere Regionen
verschiedener Staaten zusammenschliessen. Beispiele dafür sind die Euroregion
Elsass/Baden oder Pyrenäen/Mittelmeer. Diese Politik führt zur Auflösung der europäischen Nationalstaaten.
In seinem
Artikel »Globalisierung
- Die Geschichte der ›Neuen
Weltordnung‹« beschreibt Hillard die Entwicklung
einer ideologischen Strömung, die ihren Stempel den aktuellen Versuchen, die Gruppierung
von Staaten zu regionalen Blöcken zu entwickeln, aufdrückt, und die versucht,
sie in Richtung einer Weltordnungspolitik zu dirigieren. Ihr Ziel ist nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern die finanzielle
und kommerzielle Macht der angelsächsischen Welt zu erweitern. Sie
theoretisiert und beschreibt das Projekt einer auf den Ruinen der Nationalstaaten errichteten ›Neuen Weltordnung‹. Natürlich geht es nicht darum, alle Anstrengungen, die
versuchen, nationalen Streitigkeiten ein Ende zu setzen, als Wille zur Dominanz
auszulegen. Aber es ist unerlässlich, dieses Projekt der politischen Globalisierung
zu studieren, damit es nicht das Ideal der menschlichen Einheit in einen
totalitären Alptraum verwandelt. [3]
So
schreibt auch die ›Bürgerrechtsbewegung
Solidarität‹ »Die Zerschlagung der Nationalstaaten dient der Errichtung eines
EU-Empires. Die verstärkten Rufe nach einem Aufbrechen der Nationalstaaten in
Europa, wie sie gerade in Katalonien zu
hören sind, haben noch einen anderen, weniger
offensichtlichen Aspekt, mit dem sich Karel Vereycken, der frühere Sprecher des
französischen Präsidentschaftskandidaten Jacques Cheminade, am 6. Oktober in
einem Interview mit ›Sputnik‹ befaßte. Für den harten Kern der Europagläubigen in der Tradition von Winston
Churchills Protegé Leopold Kohr ›müssen
die großen historischen Nationalstaaten Europas in kleinere Einheiten von etwa
5-8 Millionen Einwohnern aufgebrochen werden, damit die europäische Bevölkerung
einen Empire-artigen supranationalen EU-Superstaat akzeptiert‹«, wie er z.B. in dem Artikel Wider den Populismus - Von Doris Auerbach
zu ›60 Jahre Römische Verträge‹ skizziert ist.
»Dies gilt, wie die ›BüSo‹ darlegt, für Regionen wie Katalonien,
Flandern, Schottland, die Lombardei und viele andere; entsprechende Pläne
existieren seit Jahrzehnten und werden je
nach Umständen mehr oder wenige intensiv vorangetrieben. Schon 1957 verfaßte
der in Österreich geborene Leopold Kohr einen Plan, die Nationalstaaten in ganz
Europa nach dem Vorbild der Schweiz in ein Mosaik von etwa 50 Kleinstaaten auf
der Grundlage ethnischer und sprachlicher Unterschiede aufzuspalten, die dann
allesamt einem einzigen europäischen föderalen Überstaat untergeordnet sein sollten. Die ›große Tugend‹ des
extremen Föderalismus in großen Nationen sei es
- zitiert Kohr seinen Lehrer Henry Calvert Simons von der London School
of Economics - ›daß er ihre Ausweitung zu Weltorganisationen oder ihre leichte
Absorbierung in noch größere Föderationen erleichtert.‹ Dieser Plan, für den der holländische Biermagnat Heineken unter
der Bezeichnung ›Eurotopia‹ warb, tauchte 2005 in einem Buch mit
dem Titel ›The Size of Nations‹ von Alberto Alesina und Enrico
Spolaore wieder auf. Es ist kein Zufall,
daß die beiden Verfasser Schüler Robert Mundells sind, dem offiziellen Vater
des Euros. ›Die wirtschaftliche
Integration‹, argumentieren sie, ›fördert die politische Desintegration‹ der Nationalstaaten. Zwei der
wichtigsten Hindernisse, die dem Ausscheiden einer ›Nation‹ wie Katalonien,
Korsika, Padania, Schottland oder Bayern aus ihrem jeweiligen Nationalstaat im
Wege stehen, sei mit der Schaffung des Euros verschwunden: Nämlich die
Notwendigkeit einer eigenen Währung sowie eines eigenen Marktes für den Absatz
ihrer Produkte. Daher löse sich mit der Schaffung des Euros die Legitimität
nationaler Grenzen und der Existenz der Nationalstaaten selbst ›in Luft auf‹.«
[4]
Einen
flammenden Appell zur Zerschlagung der
europäischen Nationalstaaten hat anlässlich des Sezessionskonflikts in
Katalonien das Onlineportal der Wochenzeitung ›Die Zeit‹
publiziert [5]. Die Autorin des Aufrufs,
die Politologin Ulrike Guérot vom ›European
Council on Foreign Relations‹, wirbt
seit geraumer Zeit dafür, dass ›der Nationalstaat‹ in Europa ›verschwinden
müsse‹. An seine Stelle sollten
Regionen mit einer jeweils ›eigenen
Identität‹ treten, die sich ethnisch
definieren lasse. Als Beispiele führt Guérot Gebiete mit stark separatistischen
Tendenzen wie Flandern oder Tirol an. Die Autorin stellt sich selbst in die
Tradition europäischer Föderalisten der unmittelbaren Nachkriegszeit, die
damals - unter Anleitung westlicher Geheimdienste - den Aufbau eines
warendurchlässigen europäischen Wirtschaftsraums in klarer Frontstellung zu den
sozialistischen Staaten Osteuropas konzipierten. Ulrike Guérot war in der
ersten Hälfte der 1990er Jahre als Mitarbeiterin des CDU-Bundestagsabgeordneten
Karl Lamers tätig und 1994 an der Erstellung des Schäuble/Lamers-Papiers
beteiligt, das den Aufbau eines Kerneuropa propagierte und in den frühen 1980er
Jahren regionalistische Pläne förderte.
Schäuble war 1979 Präsident der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen ›AGEG‹, die, von vormaligen NS-Funktionären inspiriert, die
nationalstaatliche Sperrwirkung von Grenzen im Interesse grosser Konzerne
kritisierte. Die ›AGEG‹ hatte es sich zum Ziel gesetzt, die
Bedeutung der Grenzen in Europa herabzustufen. Eine bedeutende Rolle spielten
dabei wirtschaftliche Interessen, weshalb die Organisation zuverlässige
Unterstützer in der Industrie fand. In einer ›Europäischen Charta der grenz- und grenzübergreifenden Regionen‹, die 1981 von der ›AGEG‹ verabschiedet wurde, heisst es, die Beseitigung wirtschaftlicher
und infrastruktureller Hemmnisse müsse dringend vorangetrieben werden. So sei
etwa zur Schliessung bestehender grenzüberschreitender Verkehrslücken der
Ausbau und Bau grenzüberschreitend abgestimmter Kombiterminals und
Güterverkehrszentren vonnöten. Ausserdem müsse der Ausbau grenzüberschreitender
Energienetze gefördert werden.
Überhöht
wurde das mit Behauptungen wie derjenigen, Europa sei aus einem Flickenteppich
an Geschichtslandschaften entstanden, wobei Grenzen gleichsam Narben in Europas
Regionen geschaffen sowie zu Identitätsverlusten in der Bevölkerung geführt
hätten. Die bestehende ›nationalstaatliche
Sperrwirkung‹ müsse vermindert, wenn
nicht abgeschafft werden, hiess es in dem unter Schäubles ›AGEG‹-Vorsitz erstellten Papier. Anschliessend war Guérot Mitarbeiterin von Jacques Delors, des damaligen
EU-Kommissionspräsidenten, und Expertin mehrerer Think Tanks wie die Deutsche
Gesellschaft für Auswärtige Politik, der German Marshall Fund [von 2004 bis
2007] und des ›European Council on
Foreign Relations‹. 2014 gründete
sie an der ›Berliner European School
of Governance‹ ein ›European Democracy Lab‹. Im April
2016 wurde sie auf einen Lehrstuhl für Europapolitik und Demokratieforschung an
die Donau-Universität in Krems berufen. Guérot arbeitet mit der von Soros
finanzierten ›Open Society
Initiative for Europe‹
zusammen. Einst CDU-Mitglied, steht sie
heute den Grünen nahe.
›Ethnische Region‹
Guérot geht in der deutschen Öffentlichkeit bereits seit geraumer Zeit mit
dem angeblich neuen Polit-Konzept hausieren, dessen Grundlage die Auflösung der europäischen Nationalstaaten, also deren
Verschwinden ist. [6] An ihre Stelle sollten in Europa 50 bis 60 Regionen mit
jeweils eigener Identität treten. Dabei bezieht sie sich auf das Konzept der ›ethnische[n] Region‹, also einer völkisch definierten Abstammungsgemeinschaft.
Wie sie schreibt, seien etwa in Irland oder in Zypern ethnische Region und
Staatlichkeit nicht kongruent. Weitere Beispiele seien Flandern, Venetien oder
Tirol. In Flandern und Venetien grenzen sich jeweils wohlhabendere Regionen,
die sich sprachlich-ethnisch (niederländisch bzw. venetisch) definieren, von ärmeren
Landesteilen ab, während das deutschsprachige Konstrukt Tirol Teile Österreichs
und Norditaliens umfasst.
Guérot
zählt zu den Regionen, die von nationalstaatlichen Fesseln zu befreien seien,
auch Katalonien. Tatsächlich begreift sich auch die katalanische Bewegung, die
gegenwärtig ihre Abspaltung von Spanien vorantreibt, in weiten Teilen ethnisch.
So kooperiert die Autonomiebewegung eng mit Bürgern Frankreichs, die ausserhalb
der spanischen Region Katalonien leben, sich aber ebenfalls als ethnische
Katalanen verstehen; dort heisst es auf Kundgebungen: ›Weder Frankreich noch Spanien, sondern ein Land Katalonien‹.
Europa
der Regionen Wie
Guérot erklärt, könne nur eine ›Europäische
Republik‹, in der die Regionen als
zentrale, konstitutionelle Akteure fungierten, die von nationalstaatlichen
Konflikten erschütterte EU retten. So sollten etwa die Regionen eine zweite
Kammer im Europaparlament bilden, einen europäischen Senat. Guérot hat mehrfach
erklärt, die politischen Kompetenzen müssten zwischen der EU und ihren Regionen
neu verteilt werden. Demnach wird sich in Brüssel ein Machtzentrum herausbilden,
das die Aussen- und die Militärpolitik kontrolliert, während den Regionen etwa
über die Gewerbesteuer ein eigenständiger finanzieller Spielraum verbleibt.
Freilich wäre letzterer von der Wirtschaftskraft der jeweiligen Region
abhängig. Jenseits seiner völkischen Konstituierung wäre ein Europa der
Regionen zudem mit einer kompletten Entmachtung seiner kleinsten Einheiten
verbunden. Guérot kritisiert, »dass die EU einerseits voll von grossen Regionen sei, so
etwa Nordrhein-Westfalen, die in der EU nicht mitbestimmen dürfen, andererseits
jedoch von kleinen Staaten, wie etwa Luxemburg oder Malta, die das dürfen«. Das
müsse sich ändern. Malta hätte dann künftig statt einer von 28 Stimmen im
Europäischen Rat nur noch eine von 50 bis 60 Stimmen im ›europäischen Senat‹; es
könnte dem ökonomisch dominanten Zentrum der EU nichts mehr entgegensetzen.
›Deutschlands Übermacht‹ Guérot
wirbt für ihr Regionalisierungs-Konzept abschliessend mit der Behauptung, durch
die Zerschlagung der Nationalstaaten könne »Deutschlands Übermacht …..
überwunden«
werden. Wie ›German Foreign Policy‹ hierzu konstatiert, ist das Gegenteil der Fall.
Wirtschaftsgrafiken der EU-Statistikbehörde Eurostat zeigen, in welchen
Regionen der Reichtum Europas und damit die ökonomische Macht gebündelt ist.
Dabei handelt es sich um einen Block, der sein Zentrum im Süden und in der
Mitte Deutschlands hat, sich im Westen auf Flandern und Teile der Niederlande
erstreckt, im Süden auf Teile Österreichs und Norditaliens, sowie um einzelne
Regionen West- und Nordeuropas. Eine
Reihe von ihnen unterhält enge Bindungen an die Bundesrepublik bzw. an deutsche
Regionen. Dieser klar deutsch dominierte Block hätte wohl kaum Schwierigkeiten,
ein ›Europa der Regionen‹ zu kontrollieren. Wie Friedrike Beck
festhielt, beklagte Guérot Anfang Mai 2016, dass die Gleicheit der Bürger »vor
den Steuern, vor dem Recht und vor dem Wahlrecht in der EU noch nicht
hergestellt sei.« So sieht sie auch die Restsouveränität europäischer Staaten als
eigentlichen Feind des Fortschreitens der Vereinheitlichung innerhalb der EU. [7]
Anlässlich der Verleihung des Karlspreises an Papst Franziskus im Mai 2015
erfolgte der gemeinsame Appell von Kommissionspräsident Juncker und
EU-Parlamentspräsident Schulz: ›Es wird Zeit, für
Europa zu kämpfen‹: In einer sich immer
weiter vernetzenden Welt, in der andere Länder und Regionen unaufhaltsam
aufsteigen, müssen wir unsere Kräfte bündeln. Denn der Anteil Europas und
seiner Nationen an Weltwirtschaftsleistung wie Weltbevölkerung geht zurück. Wie sie erklärten, »können wir es uns nicht leisten, unsere Kräfte mit nationalen
Eitelkeiten zu vergeuden, wir müssen mit einer Stimme sprechen; nur so können
wir unseren Einfluss multiplizieren. Wer angesichts solcher Aussichten glaubt, jetzt habe die
Stunde der Nationalstaaten geschlagen, der leidet an Realitätsverlust.« [8]
Schliesslich hatte Walter Hallstein, der erste
Vorsitzende der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, erklärt: ›Die
Abschaffung der Nation ist die europäische Idee‹, wozu Guérot vermerkt: »Ein Satz, den weder der heutige
Kommissionspräsident noch die gegenwärtige deutsche Kanzlerin auszusprechen
wagen würde. Und doch: Dieser Satz ist die
Wahrheit.« Diese Offenheit kann man nur begrüssen, wissen wir doch
dadurch ein weiteres Mal, dass uns vorenthalten wird, wie wir entmachtet werden
sollen. [9]
Im Rahmen dieser Strategie ergeht auch unentwegt die Forderung
nach Abtretung weiterer Souveränitätsrechte an Brüssel und die permanente
Verurteilung aller national gesinnter Stimmen, die für die Identität des Landes
eintreten. Somit liegt es ganz auf der Linie der Zerschlagung der Nationen,
wenn Frank-Walter Steinmeier, heute deutscher Bundespräsident, im August 2016
in Rostock erklärte, er schaue mit grosser Sorge auf das ›Ungeheuer des Nationalismus‹, das sich weltweit
ausbreite. [10]
Dies, Herr Steinmeier, als natürliche Reaktion auf die für uns
geplante Entmündigung seitens Brüssel und der UNO.
d.auerbach@gmx.ch
[1] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58486 10. 12. 12 Der
Alsace in vorderster Front [2] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58436 17. 10. 12 Der
Zentralstaat als Minusgeschäft (II)
[3] http://www.voltairenet.org/article178568.html 24. 5. 13
[4] http://www.bueso.de/content/zerschlagung-der-nationalstaaten-dient-der-errichtung-eines-eu-empires 10. 10. 17
[5] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59693 11. 10. 17 Die Macht
in der Mitte resp. http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-10/katalonien-krise-spanien-eu-zukunft-unabhaengigkeit 10. 10. 17
Ulrike Guérot - In Spaniens Krise offenbart sich eine neue EU
[6] Steffen Dobbert, Benjamin
Breitegger: »Der Nationalstaat wird verschwinden« -
www.zeit.de 3. 1. 2017
[7] ›Die
geheime Migrationsagenda - Wie elitäre Netzwerke mithilfe der EU, UNO,
superreichen Stiftungen und NGOs Europa zerstören wollen‹
[8] http://www.welt.de/debatte/kommentare/article155021752/Es-wird-Zeit-fuer-Europa-zu-kaempfen.html 3. 5. 16 [9] http://ulrikeguerot.eu/de/content/es-lebe-die-europ%C3%A4ische-republik 24. 3.
2013 Es lebe die europäische Republik –
Von Ulrike Guérot
[10] http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/aussenminister-steinmeier-nennt-trump-hassprediger-14372495.html 4. 8. 16
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