Woran Bildungspolitik wirklich krankt - von Patrick Freudiger, Stadtrat Langenthal

Bildungspolitik ist ein "linkes Thema". Damit erleidet die Bildungspolitik dasselbe Schicksal wie alle andern von links vereinnahmten Themen in der Politik: Sie wird zum Desaster. Gesundheitswesen und Invalidenversicherung sind nur zwei Beispiele. Kaum erstaunen deshalb die heutigen, spätestens mit der PISA-Studie aufgezeigten Probleme in unserer Bildungspolitik. Ebensowenig erstaunen die angeblichen Patentrezepte, welche uns - medial orchestriert - aufgetischt werden: Mehr Geld, mehr Chancengleichheit, Zentralisierung der Schulpolitik.

Dabei leidet unsere Bildung an grundsätzlichen Problemen, die sich nicht einfach mit immer mehr Staatsgeldern wegsubventionieren lassen. Ich erwähne nur drei davon.
 
Für immer mehr Berufe ist ein Universitätsstudium nötig. Unter dem Stichwort Chancengleichheit fördert die Politik zudem eine laufende Zunahme der Studenten. Dies führt zwangsweise zu einer Nivellierung des Universitätsniveaus nach unten. Diese Massenakademisierung setzt zudem den Stellenwert anderer Ausbildungen, etwa der Lehre, herab.
 
Fundamentales Wissen darüber, wie unser Staat funktioniert, fehlt oftmals. Wie soll jemand aktiv am politischen Leben teilhaben, wenn er nicht weiss, was Parlament und Bundesrat tun? Auch mit Grundkenntnissen über das Funktionieren unserer Wirtschaft steht es schlecht. Wie soll jemand erfolgreich eine Vermögensplanung vornehmen, der nie etwas von Aktien, Fonds, Obligationen oder Optionen gehört hat?
 
Die menschliche Erziehung kommt an den Schulen zu kurz. Nur noch technisches Wissen, aber nicht mehr eine humanistische Gesamtbildung, ist gefragt. Eine zu antiautoritäre Erziehung setzt den Schülern keine Grenzen mehr. Vermehrter Drogenkonsum und ein fehlendes Wertesystem für die Schüler sind Zeichen grosser Defizite an den Schulen.
 
Eine gute Bildung zu garantieren, ist heute vor allem auch Aufgabe der Kantone. Der Kanton Bern wählt nächstes Jahr ein neues Parlament und eine neue Regierung. Damit haben die Berner Stimmbürger die Chance, auch in der Bildungspolitik das Steuer herumzureissen. Im Interesse unseres Kantons Bern.
 
Erschienen in BernAktuell, Ausgabe 133, Oktober 05, mit Genehmigung des Authors