Bushs Leute als UNO-Unterwanderer - Drohungen aus Washington gegen die Vereinte Nationen - US-Botschafter Bolton bestätigt seinen Ruf

Thalif Deen, New York: »Menschliche Abrißbirne« hat eine New Yorker Zeitung den US-amerikanischen Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, einmal genannt. Diesem Namen macht er erneut alle Ehre. Für Ärger sorgen jüngste Äußerungen an die Adresse der Gruppe der 77 (G77), dem mit 132 Mitgliedern größten Block der Entwicklungsländer bei der Weltorganisation. Vor wenigen Tagen nutzte Bolton eine Rede in der Wingate University in North Carolina, um der US-kritischen G77 mit dem Rückzug der US-amerikanischen Hilfe bei internationalen Problemen zu drohen, sollten ihre Mitglieder sich weiterhin den Plänen Washingtons widersetzen. »Tut, was wir sagen, oder wir schicken euch in den Orkus«, faßte Jim Paul vom "Global Policy Forum" in New York die Worte von Bolton zusammen. Er könne den Ländern des Südens nur raten, weiterhin zusammenzuhalten.

Phyllis Bennis vom ‚Institute for Policy Studies’ in Washington erinnerte daran, daß Bolton      - der noch 1994 in einer Diskussion so getönt hatte, als gäbe es gar keine UNO -  sich in seinem Job bei der Weltorganisation nach eigener Aussage gerade deshalb so wohl fühle, weil ihm so viele Ziele in die Schußlinie liefen. Für die Expertin ist unübersehbar, daß die US-Administration seit dem gescheiterten Weltgipfel im September daran arbeitet, daß die vielbeschworene UNO-Reform nach ihrem Gusto ausfällt. Offenkundig ist für sie das Vorhaben, die Vollversammlung, in der jedes Land gleiches Stimmrecht hat, zu schwächen und das Generalsekretariat zum Garanten der eigenen unilateralistischen Agenda zu machen.
 
Neu, so Bennis weiter, sei der Versuch, die UNO zum Handlanger zu degradieren, allerdings nicht. Schon die frühere UNO-Botschafterin und spätere US-Außenministerin Madeleine Albright habe sich 1995 zu der Äußerung hinreißen lassen, die UNO sei ein Werkzeug der US-Außenpolitik. Die Vollversammlung könne die USA nicht kontrollieren, deshalb wollte sie wenigstens das Sagen im Generalsekretariat, meint auch Jim Paul. Bennis sieht seit etwa zwei Jahren den Versuch, führende Positionen mit US-freundlichen Kräften zu besetzen. Zu diesen gehören der neue Stabschef Mark Malloch-Brown und der neue Leiter der UNO-Hauptabteilung’Management’, Christopher Burnham, der politisch rechts und treu zu US-Präsident Bush steht.
 
Quelle: Junge Welt Berlin