Israelischer Bombenterror - Kampfjets greifen Wohngebiete im Libanon mit Streubomben an - von Jürgen Cain Külbel

Die UNO beeilte sich am Montag, Libanon für einen »Erstschlag« auf den südlichen Nachbarn Israel anzuprangern: »Es ist die Verantwortlichkeit der libanesischen Behörden, die (von der UNO markierte) Demarkationslinie zu respektieren und alle mögliche Angriffe darüber hinaus zu verhindern«, betonte Milos Strugar, Berater des Kommandeurs der UN-Truppen in Libanon. Nachdem am Sonntag drei Katjuscharaketen auf ein nordisraelisches Militärlager unweit Saffed abgeschossen wurden und einen Soldaten leicht verletzten, eskalierte die Situation an der Grenze zwischen beiden Ländern wie seit Jahren nicht mehr. Obwohl die Milizenführer des Libanons, darunter Sheikh Naim Qaouk, Vertreter der schiitischen Hisbollah für den Süden, die Verantwortung für die Angriffe ablehnten, befahl Israels Verteidigungsminister Amir Peretz acht Luftangriffe auf die bewohnte Berggegend Nuamah südlich von Beirut und Stellungen der Volksfront zur Befreiung Palästinas im Ostlibanon. Seine Kampfjets schossen dort Raketen mit Zeitzünder ab, die mit zehnminütiger Verspätung explodierten. Zudem griffen die Israelis libanesische Städte entlang der Grenze aus der Luft und vom Lande her an, töteten einen palästinensischen Kämpfer, einen schiitischen Hisbollah-Milizionär und beschädigten zahlreiche Häuser stark.

In den attackierten Arealen wurden am Montag »Cluster-Bomben« gefunden, Streubomben, die ihre Submunition über größere Gebiete verteilen und die Wahrscheinlichkeit von »Kollateralschäden« erhöhen. Die Bomben verstoßen gegen internationales humanitäres Völkerrecht und die Genfer Konvention: 5 bis 10 % der Bomben explodieren nicht beim Einschlag, sondern bleiben als Blindgänger liegen und wirken viele Jahre lang wie Landminen. Die geringe Größe und die leuchtende Farbe macht sie speziell für kleine Kinder interessant. Einheiten der libanesischen Armee versuchen zur Zeit, das israelische Kriegsgerät zu neutralisieren.Ein lanciertes Gerücht, der palästinensische Islamische Dschihad habe »die (Katjuscha-)Raketen abgefeuert, um den Tod eines seiner Führer, Mahmoud Al-Majzoub, der am Freitag bei einem Autobombenattentat in der südlibanesischen Stadt Sidon getötet wurde, zu rächen«, wurde vom Sprecher der Gruppe als »verlogen« dementiert.
 
Die Regierung in Beirut verurteilte inzwischen das Autobombenattentat. Es trage »die Fingerabdrücke der israelischen Okkupation«. Premierminister Fouad Siniora sieht in Israel den »Hauptverdächtigen«. Besonders brisant: Die Art der in Sidon ferngezündeten Bombe - 500 Gramm unter hohem Druck stehender Sprengstoff, der fünf Kilogramm konventionelles Material ersetzt - wurde nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise im Vorjahr verwendet, um den ehemaligen kommunistischen Parteiführer George Hawi und den Journalisten Samir Kassir zu töten. Derzeit werden die Attentate auf Hawi und Kassir von der UNO im Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf den ehemaligen libanesischen Premier Rafik Hariri am 14. Februar 2005 untersucht. Die USA und die UNO, die den jüngsten Terroranschlag in Sidon nicht verurteilt haben, machen bislang die Regierung in Damaskus für das Attentat auf Hariri und die nachfolgende Anschlagsserie verantwortlich.
 
Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/05-31/030.php
 
In diesem Zusammenhang nennen wir hier die Staaten, die immer noch Streubomben produzieren: Belgien, Brasilien, Chile, China, Tschechische Republik, Ägypten, Frankreich, Indien, Italien, Israel, Deutschland, Nordkorea, Polen, Südafrika, Südkorea, Schweden, Türkei, Grossbritannien, Vereinigte Staaten von Amerika, ehemalige Jugoslawische Republiken, Schweiz. Diese Länder verkauften ihre Produktion an 39 Abnehmerstaaten.
 
Was die Schweiz betrifft, so ist folgendes darzulegen: Die Ruag-Holding, die sich im Besitz der Eidgenossenschaft befindende Waffenschmiede, produziert Streumunition (Kanistergeschosse) zusammen mit einer israelischen Rüstungsfirma und bietet sie international auf Waffenmessen an. Die Schweizer Diplomatie setzt sich im Rahmen der UNO Konvention von 1980 bezüglich gewisser konventioneller Waffen [CCW] für eine verbesserte Streumunition ein, die weniger Blingänger als herkömmliche Streumunition hinterlässt. Die Schweizerische Kampagne gegen Personenminen steht dieser Initiative sehr kritisch gegenüber. Über die technische Reduktion der Blindgängerzahl lässt sich das Problem nicht lösen. Damit ein Bauer sein Feld bestellen kann, braucht es nicht weniger, sondern gar keine Blindgänger mehr. Es gibt bisher keine verlässlichen und öffentlich zugängliche Testresultate. Die von den Rüstungsfirmen und Regierungen veröffentlichten Blindgängerzahlen müssen kritisch betrachtet werden.
 
Laos: Bis heute 11'000 Nachkriegsopfer
Zwischen 1964 und 1973 bombardierten die US-amerikanischen Streitkräfte Laos in einem geheimen Krieg. Die laotische Bevölkerung leidet noch heute unter den Kriegsrückständen dieser Zeit. Die amerikanischen Kampfbomber setzten im grossen Stil ‚cluster bombs’ ein. In 580'344 Kampfbombereinsätzen wurden mehr als zwei Millionen Tonnen Bomben abgeworfen, das sind zwei Tonnen Bomben pro Einwohner von Laos. Seit dem Ende der Bombardierungen in 1973 sind mehr als 11'000 Personen bei Unfällen mit Blindgängern umgekommen oder aufs schwerste verletzt worden. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 9 und 27 Millionen solcher kleiner Bomblets - auch Laos «Bombies» genannt - nicht detonierten und als gefährliche Blindgänger zurückblieben. Bis 1999 wurden erst 41'000 solcher Blindgänger gefunden und zerstört.
http://www.uxolao.org. ist die website der laotischen Regierungsstelle für Blindgängerbeseitigung und Minenräumung
 
Zwischen März und Juni setzten amerikanische, britische sowie einzelne andere NATO-Staaten Clusterbomben gegen serbische Truppen im Kosovo ein. Auch hier gab es während der Bombardierungen zivile Opfer (das Internationale Komitee vom Roten Kreuz schätzt die Zahl auf 90 bis 150 Tote). Nach dem Bombardierungen blieben unzählige Blindgänger zurück. Es wurden etwa 1’400 Clusterbomben mit 300'000 Bomblets eingesetzt. Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass rund 30’000 Blindgänger zurückblieben. Je nach Gelände, Munitionsalter, Wetter, Abwurfhöhe, Stresssituation, Zielaufklärung, variieren die Blindgängerraten zwischen 5 und 30 %. Eingesetzt wurden hier die gefürchteten BLU-97, die britische Rockeye und weitere Typen. Die serbische Artillerie setzte gegen die UCK Artillerie-Streumunition ein. Es wurden Teil zum auch Clusterbomben eingesetzt, deren Gültigkeitsdatum verfallen war.
 
Vom Einsatz der Streumunition betroffene Länder sind Afghanistan, Angola, Tschetschenien, Kroatien, Falkland / Malvinas Inseln, Äthiopien, Eritrea, Kaschmir, Libanon, Nagorno-Karabach, Sierra Leone, Sudan, Vietnam, Kuwait, Irak, Kosovo und weitere Staaten.
 
Angesichts dieser Zustände und der inzwischen bekanntgewordenen grauenhaften Auswirkungen des abgereicherten Urans sollte langsam jeder erkennen, dass auch der neue UNO-Menschenrechtsrat nichts anderes als eine bejammernswerte Fassade darstellt, da die heutigen Waffen, gegen die schon die vorhergehende Kommission nie etwas Konkretes unternommen hat, nicht nur eine tödliche Verletzung der Menschenrechte, sondern deren Zerstörung schlechthin darstellen. Ganz abgesehen davon, dass die der Internationalen Gemeinschaft, nämlich uns, den Steuerzahlern und nicht etwa der Rüstungsindustrie  aufgebürdeten Räumungskosten ins Uferlose laufen.