Der irakische Widerstand

d.a. Auch wenn es schwierig ist, festzustellen, wer im einzelnen für die immer zahlreicher werdenden Anschläge im Irak verantwortlich ist, so gibt die Tatsache, dass die Schaffung eines vereinten politischen Kommandos des irakischen Widerstands - das sowohl Persönlichkeiten und Organisationen der Patriotischen Nationalen und Islamischen Front, als auch des Irakischen Nationalen Gründungskongresses integriert - angekündigt worden ist 1, Anlass zu Hoffnung. Dies bestätigte auch die in London herausgegebene arabische Tageszeitung al-Quds al-Arabi vom 27. Oktober auf Grund irakischer Quellen. Das politische Einheitskommando wird 25 Mitglieder (15 im Ausland und 10 im Innern des Iraks) umfassen, welche u.a. die Arabische Sozialistische Baas-Partei, die Patriotische Irakische Allianz, das Generalkommando der bewaffneten Kräfte (in das frühere militärische Befehlshaber integriert sind), die Vereinigung der islamischen Ulemas (die höchste religiöse sunnitische Instanz im Irak), den shiitischen Ayatollah Ahmed al-Hussaini al-Bagdadi, die al-Rashidín Armee sowie die Brigaden der Revolution von 1920 repräsentieren.

Die aus einem Gespräch mit Awni Al Kalemji 2 - das hier auszugsweise wiedergeben ist -hervorgeht, wehren sich die Iraker mit Demostrationen, Streiks und bewaffnet gegen die US-Truppen und einheimische Kollaborateure. Awni Al Kalemji ist Sprecher der Irakischen Patriotischen Allianz (IPA), einem Netzwerk von Widerstandsorganisationen. Er lebt seit 1992 in Dänemark im Exil. Wie er darlegt, waren die Iraker auf die US-Politik der ‚Befreiung’ bereits durch das UNO-Embargo von 1991 bis 2003 vorbereitet. In dieser Zeit durfte der Irak nicht einmal Medikamente importieren, »weil wir daraus angeblich chemische Waffen gebaut hätten.« Die UNO hat mit dem Embargo zwei Millionen Menschen ermordet. Wir wussten, dass das Embargo dazu diente, uns auszubluten und einen Krieg vorzubereiten. Die Parole »sie bereiten sich auf den Krieg vor und wir auf den Widerstand« einte die Iraker in den Schulen, Universitäten und Fabriken. Wir haben den Krieg 1991 und das Embargo überlebt und keine Angst mehr vor der US-Armee. Wir lassen uns nicht erneut demütigen und ausplündern. Deshalb leisten wir gegen die Fremdherrschaft Widerstand. Die Iraker haben bis heute keine souveräne Regierung, und unsere Lebensumstände sind schlimmer denn je. Deshalb schliessen sich immer mehr dem Widerstand an. Bevor die Regierung angetreten ist, hatten wir acht Stunden am Tag keinen Strom. Heute haben wir tagelang keinen Strom. Die Arbeitslosigkeit ist auf 55 bis 85 % gestiegen. Die neue Regierung plündert die Menschen aus, ohne dass wir sie dafür zur Verantwortung ziehen können. Vor wenigen Wochen wurde der frühere irakische Elektrizitätsminister Al Samrai wegen Korruption und Unterschlagung zu zwei Jahren Haft verurteilt. US-Besatzungssoldaten haben die Vollstreckung des Urteils verhindert, indem sie ihn aus dem Gerichtssaal geholt und ausser Landes gebracht haben. Sie haben erklärt, dass Al Samrai zwar als Minister im Irak regieren kann, aber als US-Staatsbürger nicht von einem irakischen Gericht verurteilt werden könne. Die blanke Not treibt die Menschen auf die Strasse. Selbst in Vierteln und Regionen, von denen Besatzer behaupten, es gäbe keinen Widerstand, wehren sich immer mehr Iraker. Wir sind diejenigen, die sich weigern, mit der Besatzung zusammenzuarbeiten, Streikführer oder Widerstandskämpfer zu verraten oder Privatisierungen zuzustimmen. Und wir sind diejenigen, die an Demos, Besetzungen, Streiks sowie an militärischen Aktionen teilnehmen oder diese organisieren. So kann ein Gegner ein Bauer sein, der morgens sein Feld bestellt, mittags an einer Demo teilnimmt und am Abend einen Anschlag gegen Soldaten ausführt. Es herrscht kein Bürgerkrieg. Es herrscht Krieg zwischen Widerstandskämpfern und den Kollaborateuren der Besatzer. Auf beiden Seiten kämpfen Schiiten, Sunniten, Araber, Kurden, Turkmenen und Christen. Beide Seiten kämpfen für gegensätzliche politische Ziele und nicht für die Herrschaft einer Glaubensrichtung oder einer Volksgruppe. Nehmen wir nur die Schiiten: Sie sind Kommunisten, Patrioten, Gläubige und Atheisten. Einer ihrer geistlichen Führer, Muqtada Al Sadr, kämpft gegen die Besatzung. Seine Mahdi-Miliz hat ganze Viertel Bagdads befreit. Der schiitische Ajatollah Al Hakim, Vorsitzender der Regierungspartei SCIRI [Supreme Council for Islamic Revolution in Iraq - Oberster Rat für die islamische Revolution im Irak ] kämpft mit seiner Badr-Miliz hingegen an der Seite der Besatzer. Allerdings nimmt die ethnisch und religiös motivierte Gewalt tatsächlich zu. Verantwortlich dafür sind die Besatzer. Sie setzen zum Beispiel rein kurdische oder rein schiitische Milizen im sunnitischen Dreieck ein und umgekehrt. Mit jedem Tag, an dem sie im Land sind, wird ein Bürgerkrieg wahrscheinlicher. Die Besatzer müssen raus. Vor dem Angriff der US-Truppen gab es keine religiösen Spaltungen. Auch in der angeblich sunnitischen Baath-Partei des Diktators Hussein waren schiitische Mitglieder. Selbst unter den Gründern der Partei waren Schiiten. Auch der Gründer der Kommunistischen Partei Iraks war Schiit. Auf die Frage, was man in Deutschland tun könne, meinte Al Kalemji, dass man den Feldzug Bushs im Nahen Osten nur gemeinsam beenden könne. »Wir brauchen von euch nur eins: dass ihr unseren Widerstand gegen die Propaganda der Herrschenden verteidigt. Millionen Menschen weltweit haben gegen den US-Angriff demonstriert. Kämpft darum, diesen Menschen zu erklären, dass der irakische Widerstand gegen die Besatzung richtig ist.«  Es sei hier daran erinnert, dass bei dem Grossangriff auf Falludscha, dessen Ziel es laut US-Quellen war, an der für den irakisch-sunnitischen Widerstand symbolisch wichtigen Stadt -man bedenke! - eine exemplarische Strafe zu vollziehen, 75 % der Infrastruktur und ein Grossteil der Wohnhäuser zerstört und mindestens 5000 Zivilisten getötet wurden. Was dieses Volk durch das über es hereingebrochene Inferno erleidet, ist unsagbar.
 
Somit erwächst den US-Truppen in der Person des schiitischen Geistlichen Muqtada Al Sadr, der noch in die Regierung und in das Parlament in Bagdad eingebunden ist, ein nicht zu unterschätzender Gegner. Er machte die Besatzer am 24. November für die jüngste Serie von Terroranschlägen verantwortlich und verlangte einen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen. Der junge Prediger mit stets ernstem Blick ist im Bagdader Armenviertel Sadr City verankert, in dem am 23. 11. 06 mindestens fünf Autobomben explodierten. Bei den Terroranschlägen wurden mehr als 200 Menschen getötet. Al Sadr rief seine Anhänger in einer vom Fernsehen verbreiteten Erklärung zum Widerstand gegen die US-Truppen im Irak auf. Deren Anwesenheit sei die Wurzel aller Probleme. 3 Im November hatten die Besatzer mehrfach Offensiven gegen Al Sadrs Mehdi-Milizen gestartet und sein Büro in Bakuba zerstört. Unbekannte hatten zunächst Feuer gelegt und dann einen Sprengsatz gezündet. Wenige Stunden vor dem Angriff war das Gebäude von Besatzungstruppen durchsucht und fünf für die Bewachung des Gebäudes zuständige Mitglieder der Mehdi-Miliz festgenommen worden. Al Sadr, schreibt Rainer Rupp in der Jungen Welt vom 14.3.06, hat das Potential, den religiös motivierten schiitischen Widerstand mit den eher säkularen sunnitischen Widerstandsgruppen zu verbinden. Seine Mahdi-Armee arbeitete wiederholt mit sunnitischen Widerstandsgruppen zusammen. Dass dabei Al Sadrs hochmotivierte, aber schlecht ausgebildete Miliz von den Erfahrungen des sunnitischen Widerstands, der sich zumeist aus ehemaligen Angehörigen der irakischen Armee zusammensetzt, enorm profitieren kann, ist für die Besatzer ein weiterer Sorgenfaktor. Das grösste Problem für die Amerikaner, so Rainer Rupp ferner, stellt Al Sadr jedoch auf der politischen Ebene dar. Bei den Wahlen im Januar war sein Block der grösste Gewinner. Inzwischen ist er zum wichtigsten Machtfaktor innerhalb der schiitischen Regierungsallianz geworden.
 
Der iranische Revolutionsführer Chamenei machte während seines Treffens mit Talabani, der am 27.11.06 in Teheran eingetroffen war, ebenfalls die USA für die Eskalation der Gewalt im Irak verantwortlich. Mittelpunkt der Gespräche war der iranische Beitrag zur Eindämmung der Gewalt im Irak. Chamenei beschuldigte ‚amerikanische Agenten’, durch ihre Unterstützung einzelner Terrorgruppen und früherer Offiziere des Baath-Regimes die Welle der Gewalt mit dem Ziel der Destabilisierung erst ausgelöst zu haben. Erst wenn die US-Besatzungstruppen abgezogen sind, werde das Land zur Ruhe kommen. Die USA ihrerseits wirft dem Iran vor, die schiitischen Milizen im Irak mit Geld und Waffen zu unterstützen.
 
Aljazeera 4 schrieb schon vor einem Jahr, dass britische Sicherheitskräfte dazu beauftragt sind, Zivilisten im Irak zu  töten. Seit Beginn des Irakkriegs sind mindestens 100.000 Iraker umgekommen. Ein Beispiel hierfür dürfte die gewaltsame Befreiung zweier britischer Geheimagenten gegen Ende September letzten Jahres sein. Diese waren von der irakischen Polizei in Basra verhaftet worden. Sie hatten bei einer Kontrolle auf die Polizisten geschossen und waren als Araber verkleidet in einem Zivilfahrzeug unterwegs. Im Kofferraum des Wagens fand man Sprengstoff und Zünder mit Fernbedienung. Für den Vize-Kommandeur der Islamischen Revolutionären Garden im Iran, Mohammed Baqer Zolqadr, hat die Verhaftung und Befreiung der Soldaten nur das bestätigt, was für ihn schon lange feststand. ‚Wir haben Informationen, dass die Wurzeln der Instabilität im Irak ein Resultat amerikanischer und israelischer Spione ist.’ Die USA bräuchten Attacken, um ihre Präsenz immer weiter rechtzufertigen. ‚Sie wollen die Ressourcen des Iraks plündern, den ganzen Mittleren Osten unter ihre Kontrolle bringen und Sicherheit für Israel erzeugen.’ Wie es ferner hiess, schweige das britische Militär über den Zweck des Einsatzes der SAS-Männer. Nach den Vorfällen in Basra hatte Abdel al Daraji, der in Sadr City in Bagdad an der Spitze der schiitischen Organisation des Klerikers al Sadr steht, dem britischen Telegraph gegenüber erklärt, dass ‚die Briten versuchten, einen ethnischen Krieg zu erzeugen, indem sie Bombenanschläge auf schiitische Zivilisten verüben, um sie sunnitischen Gruppen in die Schuhe zu schieben.’ Ein syrischer Journalist in Bagdad, Ziyad al Munajjid, sprach aus, was viele im Irak und auch in anderen arabischen Ländern denken. »Viele Beobachter hatten schon lange die Vermutung, dass die Okkupationsarmee in einige bewaffnete Operationen  gegen Zivilisten, Pilgerstätten und bei der Tötung von Wissenschaftlern involviert war.«  
 
Laut einer Meldung des vormaligen Direktors des UNO- Menschenrechtsbüros im Irak, John Pace, vom März 2006 ist Faik Bakir, der Direktor des Leichenhauses von Bagdad, aus Sorge um sein Leben aus dem Irak geflohen, nachdem er berichtet hatte, dass während der vergangenen Monate mehr als 7000 Menschen von Todesschwadronen des irakischen Innenministeriums, die unter der Protektion der US-UK Militärherrschaft stehen, getötet wurden. Pace sagte, in das Leichenhaus von Bagdad seien 700 oder mehr Leichen pro Monat eingeliefert worden. Am höchsten sei die Zahl im Juli 2005 gewesen. Wie Pace erklärte, sind viele dieser Tötungen von schiitischen Milizen begangen worden, die in Verbindung mit dem von Bayan Jabr, einer führenden Persönlichkeit im SCIRI, geleiteten Innenministerium stehen.» Der SCIRI ist die grösste Partei in der Koalition der schiitischen religiösen Parteien an der Spitze der von der USA unterstützten Regierung des Iraks.
 
Scheich Jawad Al Khalesi, der Imam der wichtigen Kazimiyah-Moschee in Bagdad und anerkannter schiitischer Würdenträger, sowie Vorsitzender des ‚Iraqi National Foundation Congress’ - der sich als suprakonfessionelle Organisation gegen die Besatzung versteht - lastet den Besatzern an, den Irak in einen Bürgerkrieg treiben zu wollen, um die patriotischen Kräfte zu schwächen und zurückzudrängen 5. Kennt man die Pläne einer Teilung des Landes, die offen ausgesprochen wurde, so ist diese Anklage keineswegs abwegig, sondern würde mit diesem Ziel eher übereinstimmen. Schliesslich schrieb Leslie Gelb in der New York Times schon im November 2003, dass die in seinen Augen einzig brauchbare Strategie darin bestehe, den Irak in drei Teile aufzuspalten, in eine kurdische Einheit im Norden, eine sunnitische im Zentrum des Landes und eine schiitische im Süden. »Im übrigen«, schrieb Robert Fisk, »wird seit geraumer Zeit vermutet, dass die fast täglich durchgeführten, von ‘US-Sicherheitsquellen’ dem Geist Al Zarkawis zugeschriebenen Terroranschläge auf friedliche oder betende Schiiten in Wirklichkeit ein Werk der Besatzer im Irak sind. Sie werden in den Medien meist als Selbstmordanschläge bezeichnet, haben aber oft die typischen Anzeichen ferngezündeter Bomben, wie sie die CIA verwendet.« Von daher gesehen könnte man den westlichen Medien tatsächlich unterstellen, einer Teilung das Wort zu reden, denn der Begriff Bürgerkrieg taucht dort inzwischen unentwegt auf. Die Medien, so Al Khalesi, berichteten schon allein durch die Auswahl der Bilder einseitig und versuchten, den Widerstand zu verschweigen. Die Hintermänner sässen in der USA und in Israel. Oft ist es die CIA oder der Mossad, die die Anschläge durchführen. Oder sie bedienen sich lokaler irakischer Kräfte. Es sei das Wichtigste, zuerst die Menschen über das dahintersteckende Projekt der Besatzer resp. ihren Plan vom Bürgerkrieg aufzuklären. »Wir wollen die Versöhnung der verschiedenen politischen Parteien, religiösen Gruppen sowie der Stämme vorantreiben, um den Kampf gegen die Besatzung zu stärken. Wir verfolgen dieselben Ziele, wir respektieren dieselben Prinzipien wie der Widerstand. Es muss klargemacht werden, in welche Katastrophe sie uns zu führen versuchen.«
 
Der ausführlichste Bericht über von US-Besatzern ausgebildete Todesschwadronen, die mit dem Ziel der Spaltung der Bevölkerung und der Brechung des Widerstands täglich Morde an Oppositionellen verüben, liegt von Joachim Guilliard vor 6. Diesem sind die nachfolgenden Details entnommen. Zu den Getöteten gehören 109 Journalisten, die seit Kriegsbeginn ermordet wurden: 17 wurden von US-Soldaten ermordet, 69 starben durch die Hände von Milizangehörigen oder unbekannten Bewaffneten. Am 22. Februar 2006 wurde die Journalistin Atwar Bahjat während ihrer Berichterstattung über den Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra entführt und ermordet. Der Anschlag in Samarra, dem ihre letzten Recherchen galten, löste eine Welle der Gewalt aus, die bis heute unvermindert anhält. Obwohl es keine konkreten Hinweise auf die Täter gab, folgten unmittelbar danach Racheaktionen schiitischer Gruppen gegen sunnitische Einrichtungen und Gläubige. »Ob Sunnit oder Schiit, Araber oder Kurde, es gibt keine Differenzen zwischen Irakern, die in der Angst um diese Nation vereint sind«, meinte Atwar Bahjat in ihrem letzten Bericht. Vieles im Zusammenhang mit der professionellen Sprengung der goldenen Kuppel der Moschee spricht gegen die Annahme, dass sunnitische Extremisten die Täter waren. Bahjat könnte auch ermordet worden sein, weil sie auf brisante Spuren gestossen war. Das Videomaterial der Entführer von Atwar Bahjat zeigt offenbar zum ersten Mal eine irakische Todesschwadron in Aktion. Die Uniformen der Männer auf dem Video, so die Sunday Times, scheinen die der Irakischen Nationalgarde, d.h. der neuen irakischen Armee zu sein. Die Art der Folter ähnelt den Fällen, für die die Badr-Brigaden des SCIRI verantwortlich gemacht werden. John Pace, der über 40 Jahre lang für die Vereinten Nationen gearbeitet hat, ist davon überzeugt, dass für den grössten Teil der Morde schiitische Gruppen verantwortlich sind, die unter Kontrolle des vom SCIRI geführten Innenministeriums stehen. Viele Polizisten und paramilitärischen Polizeikommandos stehen im Verdacht, Mitglieder der Badr-Brigaden zu sein. Chef des Innenministeriums war bis vor kurzem Bajan Jabr, einer der ‚historischen’ Führer dieser seit den 1980er Jahren im iranischen Exil ausgebildeten Brigaden. Nicht nur die Sondereinheiten zur Aufstandsbekämpfung, wie die berüchtigten Kommandos ‚Wolf-Brigade’, ‚Skorpione’ oder ‚Tiger’, sondern auch die normalen Einheiten bis hin zur Strassenpolizei werden beschuldigt, als Todesschwadronen zu agieren.
 
Nach einer Meldung von Aljazeera 7 ermordeten Todeskommandos des israelischen  Geheimdienstes Mossad in Zusammenarbeit mit der US-Besatzung seit April 2003 mindestens 530 irakische Wissenschaftler und mehr als 200 Universitätsprofessoren resp. akademische Persönlichkeiten. Dies geht aus einem vom US-Aussenministerium für Präsident Bush zusammengestellten Bericht hervor, der vom ‚Palästina Information Center’ zitiert wurde. Wissenschaftler des nuklearen und biologischen Bereiches wurden, wenn sie nicht mit der USA zusammenzuarbeiten bereit waren, liquidiert. Das Pentagon hatte sich mit dem Vorschlag des Mossads, diejenigen Wissenschaftler, die nicht kooperieren wollten, am besten zu töten, um sie loszuwerden, einverstanden erklärt. Die US-Sicherheitsdienste lieferten Israel die vollständigen Daten der irakischen Wissenschaftler und Professoren, um deren Ermordung zu erleichtern. Der betreffende Bericht fügt an, dass die Operation noch laufe. Während eines internationalen Kolloquiums kamen am 22. und 23. April dieses Jahres Universitätsangehörige aus dem Irak und internationale Experten zu dem ’Seminar über die Attentate auf irakische Akademiker und Angehörige des Gesundheitswesen’ in Madrid zusammen. Sie wollten über die Hintergründe der Ermordung, des Verschwindens und der Entführung von Hunderten irakischer Wissenschaftler und Intellektueller berichten sowie Möglichkeiten erörtern, was dieser Gewaltwelle entgegenzusetzen wäre. Die aus dem Irak angereisten Teilnehmer wiesen darauf hin, dass unabhängig davon, welche Kräfte konkret hinter den Attentaten und Entführungen steckten, in erster Linie die USA und Grossbritannien für die hohe Zahl der Opfer verantwortlich seien. «Die Brigaden von Badr - die SCIRI-Miliz - sind Bestandteil der Polizei und vor allem sind sie diejenigen, die töten. Sie sind berüchtigt.»
 
Im Januar 2005 berichtete das Newsweek Magazine, «dass das Pentagon intensiv über eine ‚Option’ debattiere, die sich bis zu einer bis heute geheimgehaltenen Strategie der Reagan-Adminstration gegen den Aufstand der Linksguerilla in El Salvador in den frühen 80er Jahren zurückverfolgen lässt. Als die US-amerikanische Regierung mit der Niederlage gegen die salvadorianischen Rebellen konfrontiert wurde, unterstützte sie nationalistische Kräfte, die auch sogenannte Todesschwadronen befehligten, welche Rebellenführer und Sympathisanten jagen und töten sollten.» Dem Newsweek-Bericht zufolge dachten die Pentagonchefs über die Möglichkeit der Rekrutierung von Todesschwadronen aus der SCIRI-Miliz von Badr nach. Genau zu der Zeit, als man in Washington die Aufstellung lokaler Todesschwadronen erwog, war Negroponte der Botschafter Washingtons im Irak, nämlich von Juni 2004 bis April 2005. Negroponte wäre der qualifizierteste Mann gewesen, um die Einführung eines solchen Todesschwadronen-Programms zu überwachen. Während seiner Zeit als US-Botschafter in Honduras von 1981 bis 1985 überwachte er die Rekrutierung lokaler Todesschwadronen aus der honduranischen Armee und Polizei durch die CIA und die Bewaffnung der nicaraguanischen regierungsfeindlichen Contras [siehe Zeit-Fragen Nr. 21 vom 22.5.06].
 
Der Staatsbesuch des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri Al Maliki bei der
befreundeten schiitischen Regierung in Teheran war offenbar nicht nach den Wünschen der US-Besatzer verlaufen. Maliki sollte seine Gesprächspartner in Teheran auf amerikanischen Druck hin davor warnen, sich in die inneren Angelegenheiten des Iraks einzumischen. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz am 12. 9. 06 jedoch stand der iranische Ministerpräsident Mahmud Ahmadinejad mit seinem Kollegen Al Maliki Hand in Hand, und Ahmadinejad versprach der irakischen Regierung Irans volle Unterstützung, denn ein »starker, vereinter und unabhängiger Irak sei im Interesse der ganzen Region«. Unmittelbar vor der Ankunft Talabanis am 27. 11. hatte Ahmadinejad erklärt, die Amerikaner seien im Irak in eine Falle getappt. Sollte Washington sein Angriffsverhalten gegen den Iran aufgeben, würde sich die Islamische Republik bei der Suche nach einem Weg aus dem Schlamassel beteiligen. Es ist zu hoffen, dass sich der irakische Widerstand gegen diesen schmutzigen Krieg, der unsere Regierungen ganz offensichtlich nicht tiefer bewegt, erfolgreich aufbauen wird.
 
1 http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=1440&lg=de, 31. Oktober 2006
Carlos Varea, Pedro Rojo und Houmad El Kadiri, Gründung des politischen Einheitskommandos des irakischen Widerstands
http://www.jungewelt.de/2006/11-17/037.php 17. 11. 2006
3 http://www.jungewelt.de/2006/11-25/029.php 25. 11. 06
4 British security contractors kill Iraqi civilians 28. 11. 2005
http://www.aljazeeramagazine.com/cgi-bin/review/article_full_story.asp?service_ID=10194
5 http://www.jungewelt.de/2006/08-04/008.php 4. 8. 06
»Hintermänner in den USA« Besatzer treiben Irak in einen Bürgerkrieg. Gespräch mit Scheich Jawad Al Khalesi
6 http://www.jungewelt.de/2006/07-12/001.php 12.7.06
7 http://www.aljazeera.com/me.asp?service_ID=11311 5. 9. 2006
Mossad murdered 530 Iraqi scientists
 
Siehe auch Saddams Schergen im Dienst der Amerikaner  und Wird der Irak geteilt  auf politonline