Die TUI und ihr Tafelsilber

Die TUI weist für das Jahr 2006 einen Verlust von 847 Millionen Euro aus. »Business as usual« bei Preussag/TUI. So recht hat das indes noch kein TUI-Aktionär mitbekommen. Exakt zum Zeitpunkt des Verlustausweises zog man nämlich ein Kaninchen aus dem Ärmel. Zauberhaft: wie stets bei TUI. Die geplante Fusion der Reisesparte mit dem britischen Konkurrenten First Choice sorgte für den so dringend benötigten Bilanz-Nebel. Business as usual. Bis zum heutigen Tag hat die TUI mit dem Reisegeschäft nicht einen müden Cent verdient. Man versilberte statt dessen 15 Mrd. DM ehemaliges Bundesvermögen. »Operativer Gewinn« à la Preussag/TUI. So recht hat auch das keiner mitbekommen. Schon gar kein tumber Aktionär. Dies zu vertuschen war allerdings nicht billig. Man musste nämlich nicht nur den Wirtschaftsprüfer (PwC) schmieren.

Und zwar kräftig! Auch der eine oder andere Politiker und Beamte verlangte seinen Teil von der Betrugsbeute. 20 Millionen Mark verteilte die Preussag/TUI AG dafür als Schweigegeld. Jahr für Jahr. Über eine Clearingstelle in der neutralen Schweiz. Selbstverständlich ganz diskret - versteht sich. »Geld in Umschlägen unter dem Tisch mit wg. an Politiker und Beamte«. Das beichtete einer der Schmiergeldverteiler ganz dreist im Fernsehen. Zur besten Sendezeit. Ex-MdB Wolf-Dieter Zumpfort gestand den Betrug im ARD-Bericht aus Berlin am 19. September 2003. Selbstverständlich ohne Folgen für ihn und das schmierende Unternehmen. Welcher engagierte deutsche Politiker und Beamte ließe sich schon freiwillig von einer derart sprudelnden Geldquelle abschneiden? Da drückt man lieber alle Augen zu und den Rechtsstaat an die Wand.
 
So lief das auch bei der früheren Mutter der Preussag/TUI, der West LB [Landesbank]. Deren Chef, „Pate“ Friedel Neuber, erlitt bereits bei seinem ersten Tourismus-Abenteuer Schiffbruch. Die Verluste mit LTU, Thomas Cook und Co, drohten die Bank zu erdrücken. Flugs übertrug Neubers Intimfreund, MP Johannes Rau, die NRW-Immobilien auf die Landesbank. Zum Dank durfte „Bruder Johannes“ fürderhin den Lust-Jet der West LB nutzen. Mit allem Drum und Dran. Nach freiem Belieben. Hedda Höbig, Raus Sekretärin in der Regierungszentrale, bestellte den Jet. Bei jeder Flugbewegung quittierte sie eine Stunde mehr, als der Jet in der Luft war. Die Damen an Bord mussten ja schließlich für ihren »Spezial-Service« honoriert werden. Die Rechnung beglich sodann die West LB. Mit Steuergeldern - versteht sich. Kein Rechnungsprüfer oder gar Finanzbeamter wagte, diesen offenen Betrug anzuzeigen. Betrüger war schließlich MP Rau. Höchstpersönlich. Da droht für einen korrekten Beamten sofort »EdeKa = Ende der Karriere«! Darum ließ man Rau und Co. seelenruhig betrügen. Und weil auch andere Politiker und Manager den Laster-Jet zu exakt denselben Konditionen nutzten, griff kein Staatsanwalt je ernsthaft ein. Deutsche Staatsanwälte erhalten ihre Weisungen bekanntlich von den Leuten, denen sie - nicht nur in diesem Fall - eigentlich hinterher steigen müssten. Das ist praktisch. Im juristisch illegalen Windschatten hoher deutscher Politiker segelt es sich für kriminelle deutsche Manager mithin problemlos. Frei nach dem Motto: Gleiches Recht für alle, die in Deutschland über dem Recht stehen.

Bei der Preussag/TUI sitzt man auf diese Weise einen Milliardenbetrug aus. Über ein Jahrzehnt! Seit 1997 fälscht man in Hannover die Bilanzen. Genau so lange weiß dies die Staatskanzlei: »Mehr oder weniger unbemerkt, hat die Preussag AG mittlerweile in Niedersachsen und Schleswig-Holstein rund 7500 Wohnungen veräußert und die erheblichen Gewinne aus diesen Transaktionen zum Schließen von Löchern in der Konzernbilanz benutzt. Dies ist ein klarer Vertragsbruch, zumal auch die Stahlsparte mittlerweile verkauft wurde. Letztendlich muss zu dem Schluss gekommen werden, dass die Preussag seit 1992 eine klare Ausschlachtungsstrategie mit dem ehemaligen Bundesvermögen betrieben hat. Es kommt daher jetzt darauf an, diesen Vertragsbruch nicht nur öffentlich zu machen, sondern auch sämtliche politischen und rechtlichen Schritte einzuleiten...« Im April 1998, als der Vermerk entstand, hatte die Preussag 2,5 Mrd. DM verschoben. Indessen ist das Ex-Bundesvermögen komplett vertickert. Die 15 Mrd. DM wurden als »operativer Gewinn« betrügerisch in die Bilanzen verschoben, das Tafelsilber des Konzerns total versenkt. Letzter Silbertaler war der Stahlhandel in den USA. Nachdem das Bundesvermögen nun verscherbelt ist, suchen die Preussag/TUI-Bergleute verzweifelt nach neuen Silberminen....
 
Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz, Peine, den 25. März 2007                                               
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