Die neue Weltkarte des Pentagons

Der Autor des folgenden Beitrags, Thomas P.M. Barnett, ist Professor am U.S. Naval War College und seit September 2001 Berater von US-Verteidigungsminister Rumsfeld. Der Artikel erschien im amerikanischen Original zuerst in der Zeitschrift "Esquire" (März 2003). Die Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik" übersetzte den Beitrag und veröffentlichte ihn in der Ausgabe vom Mai 2003 (S. 554-564). Eine gekürzte Fassung dokumentierte die Frankfurter Rundschau am 25. Juni 2003. Wir folgen bei unserer Dokumentation der gekürzten Fassung der Frankfurter Rundschau. Der vollständige Beitrag ist nur über die "Blätter für deutsche und internationale Politik" zu beziehen, Bertha-von-Suttner-Platz 6, D-53111 Bonn.

Als die Vereinigten Staaten am Persischen Golf abermals in den Krieg zogen, ging es nicht darum, eine alte Rechnung zu begleichen oder einfach um die zwangsweise Beseitigung illegaler Waffen und eine Abwechslung im Kampf gegen den Terror. Dieser Krieg markiert einen historischen Wendepunkt - den Moment, in dem Washington von der strategischen Sicherheit im Zeitalter der Globalisierung tatsächlich Besitz ergreift.   (. . .)

Zeigen Sie mir, wo die Globalisierung reich an Netzwerkverbindungen und finanziellen Transaktionen ist, wo es liberale Medien gibt und kollektive Sicherheit herrscht, und ich werde Ihnen Regionen mit stabilen Regierungen und steigendem Lebensstandard zeigen, wo die Zahl der Suizid-Toten diejenige der Mordopfer übersteigt. Diese Teile der Welt nenne ich den Funktionierenden Kern (Functioning Core), kurz Kern. Zeigen Sie mir dagegen, wo die Globalisierung spärlich ausfällt oder vollständig fehlt, so zeige ich Ihnen Regionen, die unter repressiven Regimes leiden, mit verbreiteter Armut und Krankheit, routinemäßigem Massenmord und - am allerwichtigsten - mit chronischen Konflikten, in denen die kommende Generation globaler Terroristen herangezogen wird. Diese Teile der Welt bezeichne ich als Nichtintegrierte Lücke (Non-Integrating Gap), kurz Lücke. (. . .)

Das "Ozonloch" der Globalisierung mag vor dem 11. September 2001 außer Sichtweite gewesen und nicht beachtet worden sein, aber seither lässt es sich schwerlich übersehen. Die Reichweite der Globalisierung zu messen ist keine Schulaufgabe für 18-jährige Marineinfanteristen. Wo also soll die nächste Runde von Auswärtsspielen des US-Militärs stattfinden? Das Muster, das sich nach dem Ende des Kalten Krieges herausgeschält hat, legt eine einfache Antwort nahe: in der Lücke.

Ich unterstütze den Krieg im Irak nicht einfach deshalb, weil Saddam ein stalinistischer Mörder ist, bereit, jeden zu töten, um an der Macht zu bleiben, oder weil sein Regime über die Jahre eindeutig terroristische Netzwerke gefördert hat. Der wahre Grund besteht darin, dass das aus diesem Krieg erwachsende langfristige militärische Engagement Amerika letztlich dazu zwingen wird, sich mit der Lücke insgesamt als einem strategisch bedrohlichen Umfeld auseinander zu setzen. Den meisten Ländern fällt es durchaus nicht leicht, sich an den im Werden begriffenen globalen Regelsatz der Demokratie, der Transparenz und des freien Handels anzupassen, was die meisten Amerikaner nur
 schwer verstehen können. (. . .)

Wie also können wir zwischen denen, die es im Globalisierungs-Kern wirklich schaffen, und denen, die in der Lücke gefangen bleiben, unterscheiden? Und wie dauerhaft ist diese Trennlinie? Vor dem Hintergrund, dass sich die Grenze zwischen Kern und Lücke permanent verschiebt, möchte ich darauf hinweisen, dass die Richtung der Veränderung kritischer ist als deren Grad. Sicher, Peking wird nach wie vor von einer "Kommunistischen Partei" regiert, deren ideologische Formel aus 30 Prozent Marxismus-Leninismus und 70 Prozent Mafia besteht, aber China ist der Welthandelsorganisation WTO beigetreten. Und das wiegt auf lange Sicht viel schwerer, wenn es um die dauerhafte Sicherung des Kern-Status geht. Warum? Weil es China zwingt, seine internen Regeln denen der Globalisierung anzugleichen - Bankwesen, Zölle, Urheberrecht, Umweltstandards. Natürlich ist eine solche Angleichung an die sich entwickelnden Globalisierungsregeln keine Erfolgsgarantie. (. . .)

Kern und Lücke

Welche Teile der Welt funktionieren derzeit? Nordamerika, viele Länder Südamerikas, die Europäische Union, Putins Russland, Japan und die prosperierenden Ökonomien Asiens (in erster Linie China und Indien), Australien, Neuseeland und Südafrika, zusammen knapp vier Milliarden der sechs Milliarden umfassenden Weltbevölkerung. Wer bleibt dabei in der Lücke hängen? Ich könnte es mir einfach machen und "alle anderen" sagen, aber ich will etwas tiefer gehen und begründen, warum ich meine, dass die Lücke langfristig mehr bedroht als nur unsere Brieftasche oder unser Gewissen.

Wenn wir die militärischen Reaktionen der Vereinigten Staaten seit dem Ende des Kalten Krieges auf einer Karte einzeichnen, dann konzentrieren sie sich ganz überwiegend auf Weltgegenden, die nicht zum wachsenden Globalisierungs-Kern zählen - nämlich die karibischen Inseln, fast ganz Afrika, den Balkan, den Kaukasus, Zentralasien, den Nahen Osten und große Teile Südwestasiens. Das sind praktisch die verbleibenden zwei Milliarden. (. . .) Ziehen wir eine Linie um die Mehrzahl dieser militärischen Einsatzorte, haben wir im Grunde genommen die Nichtintegrierte Lücke kartographiert. Bei diesem simplen Verfahren finden sich manche in der falschen Umgebung wieder: das in der Lücke isolierte Israel, das im Kern dahintreibende Nordkorea oder die Philippinen, die zwischen beiden Seiten schwanken. In Anbetracht der Daten lässt sich allerdings kaum die grundlegende Logik des Bildes leugnen: Verliert ein Land gegen die Globalisierung oder weist es viele der Globalisierungsfortschritte zurück, besteht eine ungleich größere Chance, dass die Vereinigten Staaten irgendwann Truppen dorthin entsenden werden.

Dieses Land hat über ein halbes Jahrhundert erfolgreich Sicherheit in den Alten Kern der Globalisierung (Westeuropa, Nordostasien) exportiert und, nach unserem Patzer in Vietnam, ein gutes Vierteljahrhundert in den sich herausbildenden Neuen Kern (das sich entwickelnde Asien). Aber entsprechende Anstrengungen unsererseits waren im Mittleren Osten inkonsequent, und in Afrika fanden sie praktisch nicht statt. Solange wir nicht mit der systematischen, auf Dauer angelegten Ausfuhr von Sicherheit in die Lücke beginnen, so lange wird die Lücke in Form von Terrorismus und anderen Erschütterungen zunehmend das in den Kern exportieren, was sie quält. (. . .) Ein Weltkrieg ist nicht in Sicht, vor allem weil unser riesiges Nukleararsenal einen solchen Krieg undenkbar macht - für jeden. Klassische Kriege zwischen Staaten sind inzwischen selten geworden. Wenn also die Vereinigten Staaten dabei sind, ihre Streitkräfte zu "transformieren", um den Bedrohungen von morgen zu begegnen, wie sollte das Ergebnis aussehen? Meines Erachtens müssen wir Feuer mit Feuer bekämpfen. Und wenn wir in einer Welt leben, in der es immer mehr extrem motivierte Einzelkämpfer gibt, schicken wir ein Militär aus extrem motivierten Einzelkämpfern ins Feld. (. . .)

Der fortgesetzte Erfolg Amerikas bei der Abschreckung eines globalen Krieges und bei der Überwindung zwischenstaatlicher Kriege erlaubt es uns, uns mit den viel schwierigeren subnationalen Konflikten und den gefährlichen transnationalen Akteuren zu befassen, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Ich weiß, dass die meisten Amerikaner das nicht hören wollen, aber genau dort liegen die wirklichen Schlachtfelder des Krieges gegen den Terrorismus. Würden geschützte Wohnbezirke und Mietpolizisten ausreichen, wäre der 11. September niemals passiert. (. . .)

Where next? - Die Liste möglicher Interventionen

1. Haiti: Versuche der Nationenbildung in den 1990er Jahren verliefen enttäuschend. Seit ungefähr einem Jahrhundert gehen wir immer wieder nach Haiti, und wir werden erneut reingehen, wenn bei der nächsten Krise einmal mehr Boat-People ins Land kommen.

2. Kolumbien: Das Land ist in mehrere Stücke zerbrochen; einerseits die gesetzlosen Teile, mit Privatarmeen, Rebellen, Drogenmafia, auf der anderen Seite die Regierung, die allesamt das Gebiet in die Mache nehmen. Nach wie vor fließen Drogen. Verbindungen zwischen Drogenkartellen und Rebellen entwickelten sich im Laufe der Jahre, und heute wissen wir auch von Verbindungen zum internationalen Terrorismus. Wir sind involviert, versprechen mehr und kommen nicht weiter. Stückweises Vorgehen funktioniert absolut nicht.

3. Brasilien und Argentinien: Beide auf der Kippe zwischen Lücke und Funktionierendem Kern. Beide ließen sich in den 90er Jahren voll und ganz auf das Globalisierungsspiel ein, und beide fühlen sich jetzt getäuscht. Die Gefahr ist groß, vom Wagen zu fallen und einen selbstzerstörerischen Weg nach links oder rechts außen einzuschlagen. Von einer militärischen Bedrohung kann keine Rede sein, außer gegen ihre eigenen Demokratien (die Rückkehr der Generäle). Die südamerikanische Allianz Mercosur versucht, sich ihre eigene Wirklichkeit zu schnitzen, während Washington sich für den freien Handel ins Zeug legt, sich aber bisher nur auf Vereinbarungen mit Chile verständigen konnte und darauf, das Land in eine erweiterte Nafta zu holen. Werden Brasilien und Argentinien selbst dafür sorgen, dass sie außen vor bleiben, und das dann übel nehmen? Die Amazonas-Region: ein riesiges, unregierbares Gebiet in Brasilien, wo zudem die Umweltzerstörung immer größere Ausmaße annimmt. Wird sich die Welt ausreichend Sorgen machen, um einzugreifen?

4. Früheres Jugoslawien: Während der meisten Zeit des letzten Jahrzehnts stand es als Kürzel für die Unfähigkeit Europas, geschlossen zu handeln, nicht einmal in seinem eigenen Hinterhof. Wird ein langer Babysitterjob für den Westen werden.

5. Kongo und Ruanda/Burundi: Zwischen zwei und drei Millionen Opfer all jener Kämpfe in Zentralafrika während des letzten Jahrzehnts. Um wieviel schrecklicher muss es noch werden, bevor wir versuchen, zumindest irgendetwas zu tun? Weitere drei Millionen Tote? Kongo ist ein verendender Staat - weder ganz tot noch wirklich am Leben, aber jeder bedient sich an ihm. Obendrein gibt es Aids.

6. Angola: Hat niemals wirklich seinen fortwährenden Bürgerkrieg (1,5 Millionen Tote in den letzten 25 Jahren) gelöst. Im Grunde im Konflikt mit sich selbst seit Mitte der 70er, als das portugiesische "Reich" zerfiel. Lebenserwartung schon jetzt unter 40!

7. Südafrika: Das einzig funktionierende Kern-Land in Afrika, aber es steht auf der Kippe. Viele Befürchtungen, dass Südafrika Einfallstor für Terrornetzwerke ist, die versuchen, sich durch die Hintertür Zugang zum Kern zu verschaffen. Endemische Verbrechensrate als größte Bedrohung der Sicherheit. Obendrein gibt es Aids.

8. Israel und Palästina: Der Terror wird nicht abflauen - es gibt keine kommende Generation im Westjordanland, die etwas anderes wollte als noch mehr Gewalt. Die jetzt hochgezogene Mauer wird die Berliner Mauer des 21. Jahrhunderts sein. Möglicherweise werden auswärtige Mächte beschließen, für Sicherheit zu sorgen, indem sie beide Seiten auseinander halten (diese Scheidung würde sehr schmerzlich werden). Es besteht immer die Gefahr, dass jemand (ein verzweifelter Saddam?) es darauf anlegt, Israel mit Massenvernichtungswaffen in die Luft zu jagen und damit den Gegenschlag auszulösen, zu dem wir alle Israel für fähig halten.

9. Saudi-Arabien: Die "Sollen-sie-doch-Kuchen-essen"-Mentalität der königlichen Mafia könnte eine innere Instabilität nach sich ziehen, die gewaltsam zum Ausbruch kommt. Schutzgelder an Terroristen zu zahlen, um sie sich vom Leib zu halten, könnte desgleichen scheitern, so dass auch Gefahr von außen droht. Eine riesige junge Bevölkerung mit wenig Zukunftsaussichten und eine herrschende Elite, deren Haupteinnahmequelle langfristig an Wert verliert. Und doch wird die Bedeutung des Öls für die Welt bis weit in die Zukunft hinein so groß sein, dass die Vereinigten Staaten diesen Ort niemals wirklich sausen lassen werden, koste es, was es wolle.

10. Irak: (. . .) (Dort) gibt es einen gigantischen Reha-Job. Wir werden ein Sicherheits-Regime für die ganze Region aufbauen müssen.

11. Somalia: Chronisches Fehlen einer Regierung. Chronische Unterernährung. Chronisches Problem des Einsickerns terroristischer Netzwerke. Wir gingen mit Marines und Spezialkräften hinein und desillusioniert wieder hinaus - in den 90er Jahren das Vietnam des kleinen Mannes. Der Druck wird enorm sein, niemals dorthin zurückzugehen.

12. Iran: Die Konterrevolution hat begonnen. Diesmal wollen die Studenten die Mullahs rauswerfen. Der Iran möchte mit den Vereinigten Staaten Freundschaft schließen, aber der Wiederaufstieg der Fundamentalisten könnte der Preis sein, den wir für die Irak-Invasion zahlen. Die Mullahs unterstützen den Terror, und sie wollen Massenvernichtungswaffen. Macht sie das zu einem unausweichlichen Ziel, wenn Fälle wie der Irak und Nordkorea gelöst sind?

13. Afghanistan: Gesetzloser, gewalttätiger Ort schon bevor die Taliban die Bühne betraten und begannen, das Land ins 7. Jahrhundert zurückzubefördern (eine kurze Reise). Regierung an Al Qaeda verschleudert. Riesige Drogenquelle (Heroin). Inzwischen sitzen die Vereinigten Staaten dort für längere Zeit fest, um fanatische Terroristen/Rebellen auszumerzen, die sich zum Bleiben entschlossen haben.

14. Pakistan: Es besteht immer die Gefahr, dass sie die Bombe, die sie besitzen, im Konflikt mit Indien aus Schwäche einsetzen (knapp davor am 13. Dezember 2001 nach der Attacke von Neu-Delhi ). Aus Sorge, Pakistan könnte in die Hände radikaler Muslime fallen, entschlossen wir uns, Hardliner-Militärs zu stützen, denen wir nicht wirklich trauen. Eindeutig Al-Qaeda-infiziert. War auf dem besten Weg, von den Vereinigten Staaten zum Schurkenstaat erklärt zu werden, bis der 11. September uns zu neuerlicher Kooperation zwang. Pakistan scheint nicht viel von seinem eigenen Territorium zu kontrollieren.

15. Nordkorea: Ist dabei, sich Massenvernichtungswaffen zu beschaffen. Bizarres Verhalten Pjöngjangs in jüngster Zeit (Eingeständnis, Entführungen begangen zu haben, gebrochene Versprechen bezüglich Atomwaffen, Verschiffung von Waffen an Orte, wo wir das nicht dulden, und sich dabei erwischen lassen, Unterzeichnung von Vereinbarungen mit Japan, die den Beginn einer neuen Ära zu signalisieren scheinen, die Ausrufung einer neuen Wirtschaftszone an der Grenze zu China) lässt vermuten, dass das Land Krisen provozieren will (wie ein Psychiatrie-Patient). Wir leben in der Furcht vor Kims Götterdämmerungs-Szenario (er ist durchgeknallt). Die Bevölkerung ist heruntergekommen - wieviel mehr kann sie aushalten? Vielleicht, nach Irak, der nächste Fall.

16. Indonesien: Die üblichen Ängste vor einem Zerfall der "weltgrößten muslimischen Bevölkerung". Opfer der wirtschaftlichen Krise in Asien (es wurde regelrecht aus dem Rennen geworfen). Wie wir herausgefunden haben ist es ein Tummelplatz für Terrornetzwerke. Neue, Anschluss suchende Mitglieder des Kerns, die im kommenden Jahr verloren gehen könnten.

17. China: Hat viele Wettkämpfe mit sich selbst ausgetragen, um die Zahl der unprofitablen staatlichen Unternehmen zu reduzieren, ohne allzu große Arbeitslosigkeit auszulösen; zudem Probleme mit wachsendem Energiebedarf und einhergehender Umweltverschmutzung, schließlich Rentenkrise auf Grund immer älter werdender Bevölkerung. Die neue Generation von Führern steht im Verdacht, fantasielose Technokraten zu sein - große Frage, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen sind. Führt keines dieser Großprobleme zu internationaler Instabilität, bleibt stets die Sorge, dass die Kommunistische Partei nicht einfach so von der Bildfläche verschwindet, indem sie mehr politische Freiheiten gewährt, und dass der Punkt kommen könnte, wo den Massen die ökonomische Freiheit nicht mehr reicht. Die KPCh ist ziemlich korrupt und ein Parasit des Landes, aber sie hat in Peking nach wie vor das Sagen. Die Armee scheint sich mehr und mehr von Gesellschaft und Realität zu entfernen, konzentriert sich kurzsichtigerweise zunehmend darauf, in den Vereinigten Staaten eine Bedrohung zu sehen, weil diese ihrer Bedrohung Taiwans entgegenstehen   -   Taiwan, welches der einzig verbleibende Zündfunke sein könnte. Und dann gibt es da Aids.

18. Russland: Putin hat in seiner Diktatur des Rechts einen langen Weg vor sich; Mafia und Räuberbarone verfügen nach wie vor über zuviel Macht. Tschetschenien und das nahe Ausland im Allgemeinen werden Moskau Zuflucht zur Gewalt suchen lassen, aber die wird sich im Großen und Ganzen auf die Föderation beschränken. Dass die USA Fühler nach Zentralasien ausstrecken, könnte ein Testfall werden - eine Beziehung, die verderben kann, wenn sie nicht von vornherein richtig gehandhabt wird. Russland hat zu viele interne Probleme (Finanzschwäche, Umweltzerstörung usw.) und ist zu sehr von Energieexporten abhängig, um sich sicher fühlen zu können (bedeutet die Rückkehr des Iraks ins Geschäft das Ende dieser goldenen Gans?). Und dann gibt es da Aids.

19. Indien: An erster Stelle steht immer die Gefahr des Atomkrieges mit Pakistan. Eine Stufe tiefer wird es durch Kaschmir in einen Streit mit Pakistan gezogen, wobei jetzt auch die Vereinigten Staaten in einem Maße betroffen sind, wie niemals vor dem Antiterrorkrieg. Indien ist der Mikrokosmos der Globalisierung: High Tech, extreme Armut, Inseln der Entwicklung, Spannungen zwischen Kulturen/Zivilisationen/ Religionen etc. Es ist zu groß, um erfolgreich zu sein, und zu groß, um zu scheitern. Will bedeutender, verantwortlicher Militärfaktor in der Region sein, starker Freund der Vereinigten Staaten und versucht verzweifelt, in Sachen Entwicklung mit China gleichzuziehen (der selbstverordnete Erfolgsdruck ist enorm). Und dann gibt es da Aids. 

http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/USA/barnett.html 

Den englischen Artikel findet man unter
www.Freace.de  Nachrichten, die man nicht überall findet.Titel:  THE PENTAGON'S NEW MAP   -  IT EXPLAINS WHY WE'RE GOING TO WAR, AND WHY WE'LL KEEP GOING TO WAR.
BY THOMAS P.M. BARNETT, U.S. NAVAL WAR COLLEGE
Esquire, March 2003 issue