Der Hass gegen »rechts« 13.11.2016 22:40
d.a. Dass das Buch von Carolin Emcke, dem eventuell auch auf Grund
seines
eher ungewöhnlichen Titels ›Gegen
den Hass‹ eine grössere
Aufmerksamkeit zuteil wird, diesen Oktober mit dem Friedenspreis des deutschen
Buchhandels ausgezeichnet worden ist, sollte nicht überraschen, fügt es sich
doch nahtlos in den Rahmen der gegenwärtigen Situation ein, in der jegliches
Aufbegehren gegen die Überflutung Europas mit Asylanten aus allen Winkeln
dieses Globus von Seiten der Presse und zahlreichen Politikern nur allzu oft unmittelbar
mit Hass gleichgesetzt wird.
Es
ist unfassbar, mit welch verbissener Zähigkeit versucht wird, alles zu
brandmarken, was für Nation, Identität eines Volkes und Selbstbestimmung steht,
als hätten die Gegner dieser Rechte noch nie begriffen, dass es nach wie vor
das unverrückbare Ziel Brüssels ist, die Entsouveränisierung der Staaten
voranzutreiben. Daran hat auch Wolfgang Schäuble am 8. 10. 2011 in der ›Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung‹ keinen Zweifel
gelassen, indem er sagte: »Wir sind dabei, das Monopol des alten
Nationalstaates aufzulösen. Der Weg ist mühsam, aber es lohnt sich, ihn zu
gehen«. Für wen? Sicherlich nicht für uns, die Bürger. Auf dieser Linie
lag auch José Manuel Barroso, von 2004 bis 2014 EU-Kommissionspräsident. [1] In
seiner Amtszeit stand er wie kaum ein anderer für den wirtschaftsliberalen Kurs
der EU und das unkontrollierte Treiben der Lobbyisten und arbeitete
systematisch auf ein oligarchisches, nachindustrielles Europa der Regionen anstelle
gewählter souveräner Regierungen hin. So erklärte er am 4. 9. 2012:
»Nationalstaaten könnten Bürger nicht mehr schützen. Die EU-Institutionen müßten
……. mehr Macht über die Mitgliedsstaaten erhalten. Es bedürfe einer ›transnationalen Ordnung‹, welche den Bürgern über geteilte
Souveränität Schutz garantiere«. [2] Und Ende März 2014 hatte er die Wähler
eindringlich vor den eurokritischen Parteien gewarnt. »Als
portugiesischer Premier«, schrieb hierzu Michael Klonovsky [3] diesen
August, »hatte er
den zweiten Irakkrieg unterstützt -
eines der größten Ganovenstücke der neueren Geschichte und wahrscheinlich der
Auslöser für den schlußendlichen Abstieg Europas in eine instabile, politisch
und wirtschaftlich unbedeutende Weltregion mit explosiver ethnischer
Bevölkerungsstruktur - indem er sein
Land in die ›Koalition der Willigen‹ führte. Natürlich ist er Bilderberger,
natürlich unterstützte er das TTIP-Abkommen mit der gebotenen Vehemenz eines Aspiranten für den
transatlantischen Katzentisch, und nun streicht er den Lohn dafür bei Goldman
Sachs ein. Auf einem Podiumsgespräch im Juni 2016 hat Peter Gauweiler gesagt,
früher sei ›Freiheit oder Sozialismus‹ für ihn die politische Alternative
gewesen, ›jetzt geht es um Freiheit oder Goldman Sachs‹. Der Schritt
von der EU zur globalen Investmentbank ist der Schritt von der kontinentalen
zur planetarischen Gaunerei. Indem der Portugiese seine smarte Larve abzieht,
enthüllt sich die sogenannte europäische Idee als das, was sie eigentlich ist: Ein
tendenziell totalitäres Schurkenstück zur Bereicherung einiger, denen
nichts gleichgültiger ist als die europäischen Völker und Kulturen.«
Zu
den Verfechtern der Souveränitätsabgabe gehört auch Dominique Strauss-Kahn, der
von 2007 bis zum 18. Mai 2011 an der Spitze des IWF stand. Im November des
Jahres 2010 hatte er deutlich gemacht, »dass es das Ziel der Banken ist, die
Regierungen ganz zu entmachten. Da die verschiedenen nationalen Interessen ›notwendigen‹ Entscheidungen im Wege stünden, müsse ›das Zentrum‹, d.h. die
supranationale EU-Kommission und die EZB, die Macht übernehmen: Es ist Zeit für
einen Kurswechsel. Das Zentrum muß in allen Bereichen, die entscheidend sind,
die Initiative ergreifen: Besonders in der Finanz-, Wirtschafts- und
Sozialpolitik. Länder müssen bereit sein, mehr Befugnisse an das Zentrum
abzutreten, damit die Union ihr gemeinsames Schicksal erfüllt.« [4]
Die Liste
der Befürworter unserer Entmachtung liesse sich fortsetzen; wer immer sich dagegen auflehnt, läuft Gefahr, des Hasses bezichtigt zu werden. Zu letzterem hat
Wolfgang Hübner unter dem Titel ›Hass‹ - Korrektur einer verzerrten Kampagne
folgendes dargelegt: »Unzählige Artikel in der deutschen Lückenpresse sowie Beiträge in
Radio und Fernsehen beschäftigen sich seit Monaten mit dem Phänomen Hass in den
sozialen Medien des Internets, aber auch bei Veranstaltungen, Demonstrationen
und Kundgebungen politischer Kräfte, die pauschal als ›Rechtspopulisten‹ gebrandmarkt
werden. Dagegen spielt der unverhohlene Hass seitens der Linksextremen und
radikalen Linken gegen Volk, Nation und Staat keine oder nur eine sehr
untergeordnete Rolle in dieser Diskussion. Offenbar,
und das ist höchst aufschlußreich, wird dieser Hass als weit weniger
gefährliche Bedrohung für die derzeit herrschenden Kreise in Deutschland
eingeschätzt.
Doch
was ist das eigentlich: Hass? Was unterscheidet diesen von Wut, Verachtung oder
Abneigung? Gemeinhin wird Hass, eine sehr starke individuelle oder kollektive
Emotion, als das extreme Gegenteil von Liebe begriffen. Verletzte, unerwiderte,
enttäuschte oder betrogene Liebe kann und wird oft in Hass umschlagen. Doch in
dem hier behandelten Zusammenhang interessiert Hass nur als kollektives,
reaktives Phänomen. Der linke Tiefenpsychologe und Sozialphilosoph Erich Fromm
erkannte im Hass das Ergebnis einer tiefen Verletzung oder einer schmerzlichen
Situation, der man ohnmächtig gegenübersteht, da man sie aus eigener Kraft
nicht verändern kann. Erich Fromm schrieb: »Unter reaktivem Hass verstehe ich
eine Hassreaktion, die aufgrund eines Angriffs auf mein Leben, meine
Sicherheit, auf meine Ideale oder auf eine andere Person, die ich liebe oder
mit der ich identifiziert bin, entsteht.
Reaktiver Hass setzt immer voraus, dass jemand eine positive Einstellung
zum Leben, zu anderen Menschen und zu Idealen hat. Wer stark lebensbejahend
ist, wird entsprechend reagieren, wenn sein Leben bedroht ist.«
Wenn
sich auch nur einer der vielen Autoren oder Politiker, die sich so sorgenvoll
mit dem Hass in Teilen der Bevölkerung beschäftigen und vor diesem warnen, ja
ihn sogar unter Strafe stellen wollen, mit Fromms Verständnis von reaktivem
Hass einmal näher auseinandergesetzt haben sollte, müßte zumindest dieser eine
Politiker oder Autor stark verunsichert worden sein. Denn dann hätte er darüber
nachzudenken, warum immer mehr Menschen das Gefühl haben, einer Situation, die
sie aus eigener Kraft oder mit der Stimmabgabe für eine der etablierten politischen
Kräfte nicht mehr ändern und noch nicht einmal merklich beeinflussen zu können
glauben, ohnmächtig gegenüber zu stehen.
Donald
Trumps Überraschungssieg bei den amerikanischen Präsidentenwahlen ist wohl
vorrangig der Tatsache geschuldet, dass sich ein Großteil der sich ohnmächtig
und ausgeliefert fühlenden Menschen in den USA in ihm einen Politiker erhoffen,
der sie nicht länger ignoriert und verachtet. Genau das aber hat seine Rivalin
Hillary Clinton mit ihrer zutiefst arrogant-abfälligen Bemerkung über die
mangelnde Qualität der Anhänger und Bewunderer Trumps getan. Es spricht vieles
dafür, dass dieses Zitat aus ihrer Rede auf dem demokratischen
Nominierungsparteitag Clinton das Amt im Weißen Haus gekostet hat. Doch viel
schlimmer als in den USA ist die Situation in Merkel-Deutschland. Hier sind
sich bislang alle etablierten Parteien, die weitgehend gleichgeschalteten
Massenmedien und die wichtigsten Institutionen, Verbände und Amtskirchen der
Gesellschaft einig in der Verdammung und Verachtung all jener Kräfte, die als ›Rechtspopulisten‹ gebrandmarkt werden. Diesen drohen sogar Praktiken der sozialen
Ausgrenzung, von Einschüchterungs- und Gewaltaktionen der staatlich subventionierten
linksfaschistischen ›Antifa‹ mal ganz abgesehen. Dazu werden die Nöte
und Probleme von sozialen Gruppen und Bevölkerungsschichten, die nicht von der
Globalisierung profitieren - die aber
erleben, welches Spannungspotential die politisch geförderte Invasion kulturfremder
Massen enthält - beharrlich
ignoriert.
Diese
Gruppen und Schichten müssen mit ansehen, wie die dominierende ›Elite‹ alle möglichen Minderheiten hofiert und anbetet, jedoch den die
Hauptlasten tragenden und den gesellschaftlichen Wohlstand hart erarbeitenden
Teil des Volkes nur als geduldiges Stimmvieh und allzeit willigen Konsumenten
schätzt. Gleichwohl hat sich in Deutschland dieser ignorierte Teil des Volkes
bislang nur ansatzweise zur Geltung gebracht. Aber sowohl ›Pegida‹, kritische
Internet-Foren als auch Analysen der AfD-Wählerschaft haben aufgezeigt, dass
sich etwas bewegt.
Nach
den Schocks von Brexit und Trump-Wahl mangelt es nun in den Massenmedien nicht
an Artikeln und Überlegungen über das Problem der sogenannten ›Vergessenen‹, die sich immer spektakulärer bemerkbar machen. Aber es ist noch nichts
zu lesen oder zu hören, was selbstkritisch und einsichtig erklärt, wie sehr der
so geschmähte Hass ideelle und materielle Ursachen hat, die in der Ignoranz und
Verachtung der herrschenden und vielfältig profitierenden Kreise zu finden
sind. Deswegen ist die gesamte Hass-Diskussion ein ebenso hilfloses wie
selbstherrliches Selbstgespräch der noch Mächtigen. Es mag ihnen vielleicht
noch einige Zeit das wohlige Gefühl der moralischen Selbstbefriedigung
vermitteln, nutzt jedoch nichts und löst erst recht nichts. Nach der Wahl in
den USA wäre es in Deutschland allerhöchste Zeit, nicht mehr über den
berechtigten reaktiven Hass der gesellschaftlich Gebrandmarkten, Ausgegrenzten
und Vergessenen zu palavern, sondern über die Verachtung und Ignoranz der Mächtigen
zu sinnieren. Denn diese sollten selbst im für gesellschaftlichen Konformismus
so anfälligen Deutschland keine Ewigkeitsgarantie ihrer Dominanz erwarten.« [5]
Zu
letzterem statement sei hier eine Feststellung von Dr. Maximilian Krah, der
Ende September aus der CDU austrat und aktive CDUler aufforderte, ihm zu
folgen, hinzugefügt: »Die Masse der Funktionäre ist von der Mitgliederbasis wie
vom Volk völlig entkoppelt. Diese Funktionäre orientieren ihre Politik an den
politischen und medialen Eliten statt an denen, die zu repräsentieren sie
gewählt sind. Neun Minuten einer Standing Ovation für Angela Merkel auf dem
letzten Bundesparteitag waren ein Aufstand der Funktionäre gegen die Basis.« [6]
In
seinem Gegenstück zu den bei der Preisverleihung ausgesprochenen Belobigungen
hat
Erich Wiedeman seine eigene Sicht der Dinge dargelegt:
Liebe
Carolin, damals,
um die Jahrhundertwende, als wir Kollegen in der Auslandsredaktion des ›Spiegels‹ waren, hast Du mich mal mit Deiner Wasserpistole nassgespritzt.
Das war nicht friedlich. Auch deshalb hat es mich gewundert, dass Du jetzt den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hast. Aber zwischen zwei so
gegensätzlich gepolten Zimmernachbarn war wohl keine andere Form der
Auseinandersetzung möglich. Ich konnte mich ja auch wehren, indem ich Dir die
Waffe einfach weggenommen habe. Die alte Klamotte wäre nicht weiter
erwähnenswert. Ich habe sie nur aufgewärmt, weil sie ein guter Einstieg für
einen ›Offenen Brief an eine
Friedenspreisträgerin‹ ist.
Du
bis die prominenteste Vertreterin des deutschen Betroffenheitsjournalismus. Die
Amerikaner nennen es auch ›poverty
porn‹, was seine ethische Substanz
hinreichend beschreibt. Das hat Dich nicht daran gehindert, in Deinem Buch ›Gegen den Hass‹ Begriffsklitterung zu treiben. Es trieft von Zeitgeist und
flacher Moral. Es bedient vor allem das
Vorurteil Deines Stammpublikums, dass die Deutschen ein Volk von gestern sind.
Doch die Kulturschande ist eine andere; jene, die Du beschreibst, ist ein
Popanz. Das Empathiegesülze, die Ausgrenzungspsychose und die Klagen über
angeblich flächendeckende Fremdenfeindlichkeit sind lauter Schmarren. Mich
stört der ganze weinerliche Kammerton. Dein Generalappell ist nur gegen Hass
aus der rechten Ecke oder das, was Du dafür hältst, gerichtet. Du tolerierst
Hass, wenn er die richtige ideologische Profiltiefe hat. Für mich ist Hass so etwas
wie ein schlafendes Menschenrecht, sofern er sich gegen wahrhaft hasswürdige
Objekte richtet. Aus den Psalmen wissen wir, dass man durch das Hassen des
Gottlosen die eigene Gottesfurcht beweist. Menschen, die mit Maschinenpistolen
in einen vollbesetzten Tanzsaal feuern oder mit einem Lkw eine Strandpromenade
runterfahren und Dutzende von Menschen plattmachen, muß man hassen dürfen.
Menschen, die einem Priester im Gottesdienst die Kehle durchschneiden, auch.
Kann man
seine Feinde lieben? Hass
ist nicht nur emotional. Er ist eine Kombination aus Vernunft und Gefühl. Täter
zu hassen, die aus bestialischer Lust am Töten handeln, ist nicht unvernünftig,
es kann sogar der Prävention dienen. Es heißt, man solle seine Feinde lieben.
Aber es ist schwer vorstellbar, dass damit auch die Totmacher von Paris, Nizza
und Saint-Étienne-du-Rouvray gemeint sind. Natürlich soll man niemanden hassen,
nur weil er anders denkt als man selbst. Die Lockerheit, mit der Dir und den
Deinen die Wörter Hass und Hetze aus dem Wordprocessor schäumen, legt mir
jedoch die Vermutung nahe, dass Ihr jeden Kritiker für einen Hetzer haltet.
Womit wir bei Clausnitz wären, dem sächsischen ›Nazidorf‹, an dem Du
ein großes Buchkapitel festgemacht hast. Clausnitz ist für Dich das Dorf der
Hasser und Hetzer, obwohl Du offenbar noch nicht da warst. ›Der Spiegel‹ hatte neulich eine Clausnitz-Reportage im
Blatt. Sie war gut geschrieben und sauber recherchiert. Sie belegte nur nicht
die These aus den Hausmitteilungen, Clausnitz sei ein gefährlicher Ort. Was die
alte Journalistenweisheit bestätigt: Durch Recherchieren versaut man sich die
schönsten Geschichten. Was ist in Clausnitz passiert? Knapp hundert Rednecks
blockierten zwei Stunden lang zwei Dutzend
Migranten in einem Autobus den Weg in ein Flüchtlingsheim. Es wurde viel
gebrüllt, aber niemand nahm körperlich Schaden. Trotzdem leistete sich Sachsens
CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich das frivole Fehlurteil, die Leute in
Clausnitz [und in einem ähnlich gelagerten Fall in Bautzen], die so was täten,
seien keine Menschen, sondern Verbrecher. Wir erleben hier die Regierung als
volkspädagogische Instanz und den Bürger als Resozialisierungsobjekt. Das hatte
George Orwell noch nicht auf dem Zettel. Warum gibt es in diesem unseren so
moralischen Land noch keine Umerziehungskurse für Rassisten, Sexisten und
Ausländerfeinde? Du machst Dir den bösen Tillich-Kalauer sinngemäß zu eigen,
indem Du Clausnitz als ›öffentliche
Demütigung von Marginalisierten, das Vorführen der eigenen Macht in einer
Arena, in der wehrlose Menschen gehetzt oder gelyncht werden‹, klassifizierst. Tatsache ist: In
Nachkriegsdeutschland ist noch nie jemand bei einer Demo gelyncht worden. Kein
einziger in siebzig Jahren. Wer von Lynchen phantasiert, der spinnt. Der soll
zum Arzt gehen, hätte Helmut Schmidt gesagt.
Die meisten
Brandstifter sind die Bewohner selbst Du
machst Frauen, Ausländer, Schwule, Lesben pauschal zu Opfern. Ja, gewiß, in Deutschland gibt es Rassisten, Homophobe
und Xenophobe. Aber Deutschland ist nicht rassistisch, homophob und xenophob.
Wo Ausländern Unheil zugefügt wird, da sind meist Ausländer die Täter. Ja,
doch, die Anschläge auf Asylantenunterkünfte sind eine Schande für Volk und
Land. Die meisten Brandstifter aber sind die Bewohner selbst. Ich halte es mit
dem grünen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Er wendet sich gegen jede
Ausgrenzung von Andersdenkenden, ›Reaktionäre‹ hätten Anspruch auf das gleiche
Verständnis, das früher die Grünen für sich beansprucht hätten. Für
zeitgeistkonforme Grüne ist das wie ein Schlag mit der Wichsbürste. Und für den
in Brüssel residierenden ›Europäischen
Rat für Toleranz und Versöhnung‹ ist
das wohl auch nicht die Toleranz, die er meint. Und dass hierzulande
Homosexuelle nicht prinzipiell benachteiligt werden, müßtest Du eigentlich aus
eigener Erfahrung wissen. Als lesbische Journalistin, so schreibst Du,
gehörtest Du ›zwei besonders verhaßten
gesellschaftlichen Gruppierungen‹
an. Das grenzt an Verfolgungswahn. Dich haßt
doch keiner, liebe Carolin, als Lesbe nicht und als Journalistin nicht. Im
Gegenteil. Wenn nicht Goebbels das Wort erfunden hätte, würde ich sagen: Du
bist der Prototyp des Gutmenschen.
Allerdings,
man mag Dich mehr als Dein Werk und Deine Oberlehrer-Attitüde. Wie schrieb der ›Welt‹-Kritiker? »In der Paulskirche teilte sie lauter Weisheiten mit,
die den dort Versammelten längst vertraut sind und die sie zumeist lange schon
internalisiert haben. Und doch gelingt es ihr, den Eindruck zu erwecken, sie
stoße kühn in neue Sphären vor, sage Unerhörtes, lasse neue Wasser in den
Brunnen der Erkenntnis und sogar der politischen Philosophie fließen. Von Ferne
erinnert diese Methode an die der Allerweltstheologin Margot Käßmann«. Die
linke ›TAZ‹, die Dir politisch viel näher steht als die ›Welt‹, hat Dich noch
viel rüder abgebürstet. Gibt Dir das nicht zu denken?
Widerliche
Haufen menschlicher Antimaterie Was
die schreckliche Diskriminierung anlangt, so bin ich auch Teil einer der
verfemten Gruppen. Zwar werde ich als Journalist öfters mal angepöbelt, aber
verhaßt habe ich mich noch nie gefühlt. Ich hätte auch keine Angst, schwul zu
sein. Die zwei größten deutschen Städte hatten homophile Stadtoberhäupter. Sie
mußten allerdings beide abtreten, nicht weil sie Männer liebten, sondern weil
sie unfähig waren. Die zwei Homopromis waren freundliche Kerle. Die sächsischen
Pöbler waren unfreundlich und nicht eben gastfreundlich, aber sie haben nichts
Unerlaubtes getan. Deshalb haben die Politiker und die regierungstreuen Medien
auch Unrecht, die sie als widerlichen Haufen menschlicher Antimaterie bewerten.
Es war auch keine Nötigung, ebenso wenig, wie es Nötigung war, als wir 1968 in
Essen am Druckhaus Sachsenstraße Zeitungswagen gewaltsam an der Ausfahrt
hinderten, um die Auslieferung der ›Bild‹-Zeitung zu blockieren. Anklagen wegen
Landfriedensbruch und Nötigung liefen damals überall im Lande ins Leere. In
einer Urteilsbegründung des Landgerichts Hannover hieß es, eine Demonstration
könne nicht ›den Charakter einer
Heilsarmeeversammlung haben‹. Das muß
auch für Clausnitz gelten, wenn auch die Motivationslage dort anders war. Im
Frühjahr müssen drei der Teilnehmer vor Gericht erscheinen, aber nur weil sie
einen Strafbefehl nicht akzeptiert haben. Die schlimmsten Sprüche auf ihren
Plakaten waren ›Volksverräter‹ und ›Merkel muß weg‹. Das
Wort Volksverräter ist sicher demagogisch überzeichnet, aber dass Merkel weg muß,
würde nach aktuellen Umfragen rund die Hälfte der Bundesbürger unterstreichen. Warum
der ganze Rabatz? Hatten die Clausnitzer vielleicht Angst - um ihre Rente, um
ihre Arbeitsplätze, um den Wert ihrer Immobilien? Oder Angst vor den
schwarzcamouflierten Gesichtern der moslemischen Frauen? Ich habe Michel
Houellebecqs Buch ›Unterwerfung‹ gelesen, in dem geschildert wird, wie
die Islamisten Frankreich übernehmen. Jetzt frage ich mich, ob ich auch
islamophob bin. Aber sicher ist: Hass geht anders.
Verwahrlost
und in fleckigen Jogginghosen Der
Hassende verabscheut nach dem ›Wörterbuch
der Philosophie‹ einen Menschen
nicht nur, sondern möchte ihm auch schaden. Das kann ich in Clausnitz nicht
erkennen. In Paris, Nizza und Saint-Étienne-du-Rouvray aber wohl. Siehst Du
auch den Unterschied? Nein, ein Bier würde ich mit den mental verwahrlosten
Clausnitzern nicht gern trinken. Weil sie mir zu viel brüllen und in fleckigen
Jogginghosen herumlaufen. Aber mit denen von der ›Antifa-Demo‹, die Poster mit der Aufschrift ›Deutschland, du mieses Stück Scheiße‹ und ›Deutschland verrecke‹
mit sich herumtragen, [ungestraft! Anmerk. politonline] würde ich auch nicht
anstoßen wollen. Claudia Roth, bekanntlich die Vizepräsidentin des Deutschen
Bundestags, war neulich bei einer solchen Anti-Deutschland-Rally dabei. Ich
weiß nicht, ob sie die Tiraden, die da verbreitet wurden, mitgetragen hat. Aber
sie fand sie nicht so abscheulich, dass sie deshalb die Veranstaltung verlassen
hätte. Die rote Claudia kommt in Deinem Anti-Hass-Buch nicht vor. Nein, Hetze
gibt es überall im politischen Spektrum. Besonders auch in den Medien. Nicht
wenige von ihnen benutzen für ihre Berichterstattung über Trump, Orban, Le Pen
und Petry das gleiche Vokabular wie die rechten Netzbeschmutzer für ihre
Facebook-Kommentare über Gabriel und Merkel.
Es
ist richtig, dass Du die rechten Kakographien im Internet verurteilst. In die
nächste Auflage Deines Buches könntest Du dann Deine Beobachtungen um
Impressionen aus dem Segment des linken Mobs erweitern. Klick mal auf die
Plattform ›linksunten.indymedia.org‹. Da steht drin, wie man bestimmten
Vertretern des sogenannten Schweinesystems schaden kann. Durch Reifen
zerstechen oder Haus ›verschönern‹. Oder lauf mal wieder durch Kreuzberg
und laß die Hass-Graffiti auf Dich wirken. ›Burn,
baby, burn‹ und ›Tötet die Bullen‹.
Zum
Schluß, liebe Carolin, noch etwas zum Handwerklichen. Dein Buch ist schwere
Kost - eher was für Oberseminare. Zuviel Welterrettungsmoralin, viel zu viel
Political Correctness, dann diese Überdosis AfD-Bashing. Ein zusätzlicher
Redigierdurchgang hätte nicht geschadet. Bevor Dein nächstes Buch in Druck
geht, schick mir das Manuskript. Ich lege dann gern Hand an. Wir sind beide in
der schönen Stadt Mülheim an der Ruhr geboren. Das ist mir Verpflichtung. [7] Herzlichst,
Dein Erich
Siehe auch RECHTS
- Von Doris Auerbach
[1] http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1570 10. 7. 2010 Barrosos
Ziel: Souveränität der europäischen Staaten brechen sowie http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=881 8. 3. 16 Abschaffung der Nationalstaaten [2] http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/ 4. 9. 12 [3] http://www.pi-news.net/2016/08/klonovsky-ueber-den-eu-halunken-barroso/ 21. 8. 16
Michael Klonovsky über Barroso [4] Strategic Alert, Jahrgang 24, Nr. 47 vom 24.
November 2010 [5] http://www.pi-news.net/2016/11/hass-korrektur-einer-verzerrten-kampagne/#more-541525 11. 11. 16
Wolfgang Hübner, Frankfurt am Main [6] https://kathstern.net/2016/09/19/maximilian-krah-tritt-aus-der-cdu-aus-es-ist-vorbei-der-kampf-ist-aussichtslos/ 20. 9. 16 [7] http://www.achgut.com/artikel/dich_hasst_doch_keiner_liebe_carolin_als_lesbe_nicht_und_als_journalistin_n 8. 11. 16 Gastautor Erich Wiedemann - Dich
hasst doch keiner, liebe Carolin, als Lesbe nicht und als Journalistin nicht
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