Michel Friedman: Friede sei mit dir

Zur Person Michel Friedmans, der durch sein Auftreten bei Sendungen im Fernsehen immerhin recht breit bekannt ist und auch den Gegenstand einer Ausführung in unserer Gastkolumne bildet, findet sich in der unabhängigen jüdischen Zeitung »Der Semit« das nachfolgende Portrait:

Als der Staat Israel gegründet wurde, gab es diesen schon. Nicht nur als kühne Vision in einem berühmten Buch, Theodor Herzls Judenstaat von 1896, sondern als ganz konkretes Verwaltungsgebilde mit jüdischen Ortschaften und einem demokratisch gewählten Parlament, das die Regierung kontrollierte. Dieses Gebilde war die Jewish Agency, die Behörde, die die jüdische Einwanderung nach Palästina organisierte. Sie war das pragmatische Herzstück des Zionismus, der jüdischen Sehnsucht nach einem eigenen Staat: das Bindeglied zwischen Traum und Wirklichkeit, das Eintrittstor der Phantasie in die Realität. Die Jewish Agency ist ein institutionelles Unikum in der Weltgeschichte - und es gibt sie immer noch. Sechzig Jahre nach der Staatsgründung versucht die Agency auch weiterhin, Juden in aller Welt für die Übersiedlung nach Israel zu gewinnen.
 
Michel Friedman wurde im Oktober 2005 als einziger Deutscher in den Aufsichtsrat der Jewish Agency for Israel berufen. Die Organisation stellt das Bindeglied zwischen dem Staat Israel und den jüdischen Gemeinden in achtzig Ländern der Welt dar. Was für ein Deutscher ist nun dieser Friedman, der im Aufsichtsrat dieser zionistischsten aller zionistischen Organisationen sitzt und dafür sorgen soll, daß andere Deutsche nach Israel einwandern und dort womöglich auf Land angesiedelt werden, das Palästinensern gehört.
 
Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust. Eine dunkle deutsche Seele und eine helle jüdische. Und es findet in seinem Inneren ein ständiger Kampf zwischen diesen zwei Seelen statt. »Ich stelle mir immer öfter die Frage, ob es richtig war und ist, in diesem Land zu leben«, so Friedman beim Sender N24. Und bei hartaberfair schrie er seinen Nachbarn Kienzle an und ins Publikum: »Ich bin ein deutscher Staatsbürger!« Was nun, Herr Friedman. Entscheiden Sie sich, oder vielleicht übersiedeln auch Sie mit Hilfe der Jewish Agency nach Israel.
 
Nein, wir wollen das nicht und wir wollen es Ihnen auch nicht nahe legen. Sie würden uns fehlen, ihre ach so gelobte und gefürchtete Eloquenz. Bleiben Sie und sitzen Sie weiter auf zwei Stühlen. Und geben Sie uns weiterhin die Ehre Sie von Zeit zu Zeit live zu erleben, wie Sie sich daneben benehmen und dafür die anderen beschimpfen und beleidigen. Unsere Spaßgesellschaft hat einen solchen Clown wie Sie hervorgebracht und muß ihn jetzt dulden und ertragen.
 
Sein Buch Kaddisch vor Morgengrauen, das bei Erscheinen 17.70 € kostete, wird heute für 3.90 € verramscht. Das könnte ein Vorzeichen für seinen weiteren Werdegang sein. Verramschen wir doch den ganzen Friedman für einen Finger von Alfred Grosser zum Beispiel. Doch seine Verramschung begann schon mit seiner Entgleisung. Die öffentliche Hinrichtung - um es mit den Worten seines Anwaltes zu sagen - die Michel Friedman erleiden mußte, kostete ihn nicht das Leben, aber immerhin seinen angestammten Platz in der 1. Reihe. Seine politischen Ämter, seine Talkrunde in der ARD und damit überhaupt seine öffentliche Reputation, alles fürs erste im Eimer: »..... klipp und klar und ohne Wenn und Aber: Ja, ich habe einen Fehler gemacht. Ich werde alle öffentlichen Ämter, die ich innehabe, jetzt zurückgeben. ... Menschen machen Fehler. Menschen irren sich. Auch ich (!) habe Fehler gemacht. Auch ich (!) habe mich geirrt. Das soll nicht mein Verhalten relativieren oder gar verharmlosen. Ich sage es nur, weil ich erklären möchte, daß auch ich (!) nur ein Mensch bin.“ (Friedman am 8.7.) Die stilvolle Erklärung zeigt noch, was für ein Mensch da zurücktreten muß. Geschickt vermeidet er, durch das schlicht erweiternde auch auszusprechen, was dessen penetrante Wiederholung gleichwohl mitteilt: Sogar Friedman ist ein Mensch, der Fehler macht und sich irrt (inwiefern eigentlich?). In seiner Not macht sich der Elitemensch mit den Jedermanns gemein und ist auch nur so schlecht wie diese. Solche Bescheidenheit selbst in dieser schweren Stunde zeugt von dem gediegenen Selbstbewußtsein, das Friedman sich in den Jahren seines öffentlich-politischen Wirkens gleich mehrfach verdient hat.
 
Das ging schon früh los. Der junge Michel beginnt seine Karriere damit, daß er aus dem Schicksal der jüdischen Opfer des Faschismus - seine Familie war durch Oskar Schindlers Liste gerade noch davor gerettet worden - eine vorwärts weisende Lehre zieht: Er wird von vornherein als selbstbewußter Jude auftreten, und zwar in dem Deutschland, das unbedingt der Rechtsnachfolger des Dritten Reiches sein wollte. Die neue Führung in Westdeutschland hatte sich und dem deutschen Volke auch eine Lehre aus dem Judenmord verordnet: Damit das Land als Teil des Westens anerkannt und zur Weltpolitik wieder zugelassen wird, schämt sich das nationale Kollektiv für die Untaten des erfolglosen Vorgängers, akzeptiert eine Verantwortung dafür und verpflichtet sich pekuniär und politisch-moralisch auf unbedingte Parteilichkeit für das weltweite Judentum und den sich völkisch definierenden Staat Israel. An dieser demutsvoll auftretenden nationalen Heuchelei in Gestalt des Anti-Antisemitismus - zu erfüllende Bedingung und wohlkalkuliertes Mittel einer neuen Souveränität im Namen des deutschen Volkes - hat der junge Friedman nicht nur nichts auszusetzen, er beschließt, sie für sich auszunützen: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat ein paar schöne Posten mit einer unbestreitbar hohen moralischen Wertschätzung zu vergeben, weil der bundesdeutsche Staat den Juden einen hohen politischen Stellenwert einräumt - seiner internationalen  diplomatischen Reputation wegen. Damit macht Michel eine Karriere: Als Stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats darf er über die Einhaltung dieser nationalen Verpflichtung wachen, dafür bezeugt er mit seiner deutschen Staatsangehörigkeit aber auch, daß sich der deutsche Nationalismus nach dem Holocaust geläutert und veredelt hat. Der selbstbewußte deutsche Jude repräsentiert nun den Gipfel einer bundesdeutschen patriotischen Moral, während sein Bruder es vorgezogen hatte, nach Israel zu gehen und dort selbstbewußter Israeli zu werden.
 
Dann tritt Friedman in die CDU ein. Auch dies kein schlechter Einfall. Er gehört zwar nicht der namensgebenden christlichen Glaubensgemeinschaft an, kann dort aber schon wieder seine Person als Symbolfigur in einer Art Gegengeschäft karrierefördernd einsetzen: Wegen seiner jüdischen Qualifikation wählen ihn die Delegierten bis in den Parteivorstand und machen den konservativen Juden zum parteieigenen Mahner in Sachen Asyl- und Ausländerpolitik, Nationalismus und Rassismus - und dadurch zum Kronzeugen, daß bei der rechten Volkspartei in Deutschland auch das gute schlechte Gewissen der Nation bestens aufgehoben ist. Friedman gewinnt dafür Statur als Parteipolitiker, seine politmoralische Autorität findet eine gewisse Anbindung an den praktizierten Nationalismus einer staatstragenden Partei: Michel ist nicht mehr bloß repräsentativer deutscher Jude, sondern auch noch ein jüdischer deutscher Politiker. Mit dem Ruf politmoralischer Integrität bekommt Friedman schließlich einen Sendeplatz angeboten, den er im Sinne des öffentlich-rechtlichen Medienauftrages glanzvoll ausfüllt - eindeutig der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere: Er darf im Fernsehen, zuerst regional, dann im Hauptprogramm der ARD, mit Politikern talken, die, wie sich bald herausstellt, sich vor seiner Respektlosigkeit und seinem inquisitorischen Fragestil gehörig in Acht nehmen müssen: Vorsicht Friedman! Von ihm darf sich die politische Elite keine  einfühlsame Hofberichterstattung erwarten; da fühlt vielmehr eine unabhängige Autorität den Politikern einmal heftig auf den Zahn und zersägt, wo es ihr angebracht erscheint, gnadenlos deren aufpoliertes, werbendes Image. Plumpe Populisten, wie etwa seinen Berliner Parteikollegen Frank Steffel, fertigt Friedman in der Funktion eines ideellen Gesamt-Ausländerbeauftragten ab. Steffel hat in seiner politischen Jugend zu unseren ausländischen Mitbürgern nachweislich einmal Kanaken gesagt, also nicht die rechten höflichen Worte für diese Problemfälle gefunden; diese Wortwahl läßt ihm Friedmans political correctness nicht durchgehen. Erklären, Entschuldigen, Leugnen - alles läßt den Spitzenkandidaten im Wahlkampf ums Berliner Rathaus gegenüber Friedmans Nachhaken gleich schlecht aussehen, so daß man sagen kann, der Moderator hat dessen Karriere beendet.
 
Aber auch moralisch eher wertvollen, prinzipienfesten Politikern wie dem Grünen Christian Ströbele oder Ottmar Schreiner, dem Parteirebellen der SPD, geht es nicht besser. Solche Politiker konfrontiert Friedman mit ihren eigenen Idealen und Alternativen und fordert unnachgiebig Konsequenz bei der Verwirklichung von etwas ein, was er selbstverständlich gar nicht verwirklicht sehen will. Das jeweilige Gute, das sich Sozis, Grüne, PDSler, auf die Fahnen schreiben, hält er für national schädlichen Blödsinn, beruhigt sich aber gar nicht, wenn es ihm aufzudecken gelingt, daß auch dessen Vertreter diesen Blödsinn nicht ganz wörtlich nehmen. Im Gegenteil, dann frohlockt Friedman, denn er hat wieder einmal Sprücheklopfer und Phrasendrescher entlarvt, die ihre hohe Gesinnung nur zu Werbezwecken vor sich hertragen und jederzeit bereit sind, sie dem Machterhalt, der rot-grünen  Regierungsfähigkeit, der eigenen Karriere oder sonstigen persönlichen Vorteilen zu opfern. Friedmans Inquisition befaßt sich gar nicht mit dem Inhalt politischer Ziele, sondern - alle Ideale anderer Leute sind dafür gleich recht - ausschließlich mit der Konsistenz von Reden und Handeln. Seine penetranten Kreuzverhöre kreisen immer nur und nur immer wieder um die Frage, ob das regierte Volk seinen Politikern auch glauben darf, wenn diese mit hohen Werten und großen Zielen um sein Vertrauen werben. Den Zweifel von Regierten, die ihren Herren alles glauben wollen, sich aber nicht sicher sind, ob sie das auch wirklich tun dürfen, erhebt Friedmann zum Maß aller demokratischen Urteilskompetenz. Mit seinen Glaubwürdigkeitstests weckt, bedient und fördert Friedman ausschließlich dieses Bedürfnis nach einer Führung, die ihre Gefolgschaft auch verdient - gerade dann, wenn er dem Zweifel neue Nahrung verschafft, das Renommée seiner Gäste ein wenig ramponiert und sie als politische Sprücheklopfer blamiert.
 
Aber damit nicht genug. Friedman kann die Kategorie der Glaubwürdigkeit auch nach der anderen Seite hin ausspielen, und das tut er, sobald er den Eindruck gewinnt, sein Gesprächspartner nehme seine Gesinnung - wie verlangt - tatsächlich ernst, stelle sich wegen einer Überzeugung gegen Mehrheiten und lasse die Rücksicht auf die Regierungsfähigkeit seiner Partei, die Haltbarkeit der Koalition, auf Karriere und Amt fahren. Dann läuft das Spielchen umgekehrt: Friedmann entlarvt nun den Gesinnungsfesten als sturen Rechthaber und selbstgerechte schöne Seele, der die Reinheit ihrer Absichten wichtiger ist als das reale Gute, das ein Politiker nur im Amt und mit den Mitteln der Macht in die Welt bringen kann. So zeugen Ströbeles Gesinnungspazifismus“ oder Otmar Schreiners soziale Gerechtigkeit“, die gerade noch in der Gefahr waren, als billige Phrasen entlarvt zu werden, von einem verantwortungslosen Gebrauch des Mandats, sobald sein Inhaber sie wirklich zur Richtschnur in der parlamentarischen Abstimmung macht; dann werden nämlich notwendige außenpolitische Entscheidungen und Reformen verhindert. Wirklich glaubwürdig wäre nur ein Politiker, der sich nicht zu fein ist, für seine Werte und Ziele auch den politischen  Konkurrenzkampf mit seinen unfeinen Methoden und realistischen Kompromissen zu betreiben. Gerade auf dem Feld der blanken Erfolgstüchtigkeit des Politikers, seiner Ausstrahlung von Erfolgsfähigkeit, gibt der unbestechliche Friedman keinen Fußbreit nach und blamiert Aufschneider: Der abservierte, also erfolglose ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine - das merkt ein moralischer Wadenbeißer wie Michel gleich - steht nicht in der Verantwortung und schon deswegen schwer im Verdacht, bloß ein vorlauter Sprücheklopfer zu sein, der mit moralischen Titeln wie Gerechtigkeit hausieren geht. Dem kommt er deshalb mit der Praxis-Frage, wie ernst es ihm denn überhaupt damit wäre, auf dem SPD-Parteitag aufzumarschieren und seine Position dort zur Abstimmung zu stellen - und wenn er das dann nicht zu tun gedenkt, sind all seine moralisch noch so fein fundierten politischen Inhalte und Alternativen schlagartig entzaubert. Mit dieser perfiden Tour hat sich Friedman den Ruf intellektueller Brillanz erworben. Wenn er in sturer Befolgung seines primitiven Strickmusters den Gesinnungsethiker, den Vertreter guter Absichten, gegen den Verantwortungsethiker der Macht ausspielt und umgekehrt, beweist er nicht nur geistige Überlegenheit, wie man sie in einer reifen Demokratie versteht: Er bringt tatsächlich den ultimativen Gütetest für Politiker auf den Punkt, den diese Staatsform zu bieten hat. Er stellt die beiden zusammengehörigen Seiten der Politikerpersönlichkeit - den um Glaubwürdigkeit bemühten Moralisten und den Erfolg ausstrahlenden Machtmenschen - polemisch gegeneinander, besteht gegenüber seinen Kandidaten eisern auf der Identität von Macht und Moral und geht dabei selbstverständlich davon aus, daß die von ihm präsentierten Figuren allesamt den Vergleich mit dem Idealbild der wahren demokratischen Führernatur nicht bestehen. Seine illustren Gäste kommen dennoch freiwillig und gerne zum Tête-à-Tête auf der roten Couch, weil der Maßstab, an dem sie so streng gemessen werden, der ihre ist: An ihm wollen sie sich bewähren und vor ihren Wählern brillieren.
 
Derart ist der politische Stoff des zeitgemäßen Infotainment. Das politmoralische Urteilsvermögen des Publikums, auf das es in der Demokratie ankommt, erhält in Friedmans Show Stoff zur Unterhaltung. Im Zusammenspiel der dramatis personae entsteht ein feiner Schaukampf, der erstens polarisiert und zweitens ein Vergnügen der sportlichen Art verspricht. Friedman bietet dem Zuschauer die Sorte Respektlosigkeit, die er sich gegen die Politiker, die er nicht leiden kann, immer selbst gerne herausgenommen hätte, die er aber gegenüber den Politikern, die er leiden kann, völlig unangebracht findet. Deshalb wird im Kampf zwischen ihm und seinem Gast Partei ergriffen und mitgefiebert. Schafft es der Moderator, den Prominenten zur Strecke zu bringen? Oder gelingt es dem ehrbaren Volksvertreter, sich gegen die Infamie des Showmasters halbwegs aus der Affäre zu ziehen? So faßt sich das Ringen um eine möglichst gelungene Inszenierung der glaubwürdigen Politikerpersönlichkeit auf der einen, ihrer gekonnten Demontage auf der anderen Seite konsequent in einem Schlagabtausch zusammen, in dem es allein noch darum geht, wer mit wie gut gegebenen und retournierten Gemeinheiten, gut oder schlecht verarbeiteten Invektiven, wem zeigt, wo in Sachen Schlagfertigkeit der Hammer hängt und sein Gegenüber mundtot zu machen versteht. Mit seiner Show hat sich die politische Person Friedman wahre Verdienste um die politische Kultur erworben, und er hätte diese Kultur gewiß weiter pflegen dürfen, solange genügend aufgeklärte Bürger seine Tour goutieren und die Quote stimmt.
 
Leider ist ihm die Berliner Staatsanwaltschaft in die Quere gekommen. Staatsanwälte ermittelten wegen Kokainbesitzes und Großhandelsbestellungen von Edelprostituierten bei osteuropäischen Zuhältern; die Medien erfüllen ihre Pflicht und breiten Details vor der interessierten Öffentlichkeit aus. Man bedient das Recht des gemeinen Volkes auf Teilhabe am Schicksal seiner Elite und legt ihm den nationalen Besinnungsaufsatz vor, ob hier mehr eine menschliche Tragödie (Bild) oder eher ein Fall zutiefst unmenschlicher Sklaverei im internationalen Frauenhandel (Der Spiegel, 28) vorliegt. Die Verstöße gegen das  Rauschmittelgesetz und das Menschenhandelsverbot, wegen denen er zu einer Geldstrafe verknackt wird, haben zwar mit den Leistungen des politischen Showmasters nichts zu tun. Offenbar gewordene private Fehltritte untergraben aber das Gesamtkunstwerk der glaubwürdigen öffentlichen Person - und die noble demokratische Qualität Glaubwürdigkeit braucht eben auch ein Fernsehfritze, der seinen Talk-Gästen die Glaubwürdigkeit abspricht. Die Presse genießt es, den Mann, der die politische Klasse am Bild einer moralisch sauberen und erfolgreichen Politprominenz mißt und scheitern läßt, nach seinen Methoden fertigzumachen. Mitten in der lustvollen Demontage des öffentlichen Glaubwürdigkeitsjägers kommt die Frage auf, ob wir das überhaupt dürfen - bei einem Juden! Werden da nicht antisemitische Muster erkennbar, wenn ein zersetzend argumentierender, jüdischer Moderator öffentlich hingerichtet wird? Der Zentralrat der Juden schlägt schon mal Alarm. Dagegen andere: Gerade bei einem Juden darf man keine Ausnahme machen, das signalisiert Normalität, alles andere würde ein gestörtes Verhältnis und verdrängten Antisemitismus verraten. Schließlich tritt Friedman zurück, die Presse wird ein bißchen milde und plädiert eher auf tragische Verstrickung - und die Öffentlichkeit gratuliert sich dazu, daß sie den Fall ganz ohne Antisemitismus abgewickelt hat.
 
http://www.dersemit.de/Artikel/friede_sei_mit_dir.html  4. 2. 09
Quelle: GegenStandpunkt 3/03, S. 26 - 30