Gedanken zum 1. Mai - Von Hanny Haidvogl-Werder

Ende der 20ger Jahre hatte sich in Europa die Sozialdemokratie durchgesetzt. Es entwickelte sich eine Industrie, in der sich die Arbeiter und deren Kinder unter zum Teil erbärmlichen Verhältnissen für eine Entschädigung abrackern mussten,

die zu wenig zum Leben und zuviel zum Sterben war. Die darbende Arbeiterschaft glaubte, endlich eine Organisation zu haben, die für ihre Bedürfnisse, d.h. für ein menschenwürdigeres Dasein kämpfte. Auch ich war ein Kind einer typischen Arbeiterfamilie, die sich gerade so schlecht und recht über Wasser halten konnte. Mein Vater wurde aktives Mitglied der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaft. Nach wenigen Jahren wurde ihm aber klar, dass die Funktionäre nur ihre eigenen Interessen vertraten. Wenn ein Arbeiter Hilfe suchte, hatte man hundert Ausreden, weshalb nichts zu machen sei. Mein Vater zog die Konsequenzen und ging seinen eigenen Weg. Zu mir sagte er immer: »Mach gute Arbeit, dann kannst Du Dich wehren und Deine Rechte durchsetzen!« An diesen Grundsatz hielt ich mich bis heute. Es war nicht immer einfach, aber doch erfolgreich. Die Weltwirtschaftskrise, in die wir in den 20ger Jahren rutschten, hatte verheerenden Folgen: Hunger, Massenarbeitslosigkeit, kaum medizinische Versorgung. So konnte sich die Sozialdemokratie immer mehr durchsetzen und heute ist sie zu ansehnlicher Macht gelangt.
 
Und wo stehen wir heute trotz dieser Macht der angeblichen Arbeiterpartei? Es sieht ähnlich, wenn nicht schlimmer als damals aus. Die Aktivitäten der »Sozialen«, die Bürger zu entmündigen, indem man diesen schrittweise jegliche Eigenverantwortung abnimmt und suggeriert, alles Denken und Tun sogenannten Experten anzuvertrauen, zieht sich wie ein roter Faden durch deren Geschichte. Ein Mittel hierzu sind die als sozial verkauften Versicherungen, die der Staat im Laufe der Zeit für obligatorisch erklärt hat. Man hat natürlich im Vorfeld der Abstimmungen verschwiegen, dass der Wirtschaft durch Versicherungen jährlich Milliarden abgeknöpft werden, die dann von Spekulanten in den Spielkasinos, Börsen genannt, in Wertpapiere angelegt wurden, die wertlos waren, weil ihnen keine reale Wirtschaftkraft, sondern blosse Illusionen zugrunde lagen. Die Pensionskassen wussten nicht mehr, wo sie die Milliarden anlegen sollten und fielen so dem Einfallsreichtum von Banken und Investmentunternehmen zum Opfer. Die Versicherungen wurden zu Pleiten: Milliarden von Volkseinkommen lösten sich in Nichts auf, die abgesparten Altersrenten sind fragwürdig geworden. Aber die »Sozialen« propagieren schon wieder eine Volksinitiative gegen den Rentenklau, den sie selbst mitverursacht haben. Sie gaukeln dem Volk wieder eine heile Welt vor und dies, obwohl wir in einer nie dagewesenen weltweiten Wirtschaftkrise stecken, deren Ende und Ausgang nicht abzusehen ist, weil die milliardenschweren Rettungspakete nicht für das Funktionieren der Wirtschaft eingesetzt werden, sondern in den Taschen der Verursacher der Misere landen. Man kam ja auf die geniale Idee der bad banks, die wertlose Papiere aufkaufen, um diese später den Sparern wieder als wertvoll anzudrehen.
 
Die Sozialen sind gegen die Globalisierung, aber gleichzeitig für die UNO mit all ihren Unterorganisationen, die eine Art Weltregierung unterstützen. Man lese nur die Agenda 21, die unter dem Deckmantel des Umweltschutzes daherkommt, aber klar den Tarif durchgibt, wie sich der künftige Mensch bis in alle Details zu verhalten hat. Sie wollen auch um jeden Preis in die EU, die geradezu als Modellcharakter für schleichende diktatorische Verhältnisse dient. Allerdings  schwenkt das krisengebeutelte Europa eher wieder auf Nationalismus ein, denn in Notzeiten ist sich eben in erster Linie jeder selbst der Nächste. Man denkt in einigen Ländern bereits wieder daran, zu einer eigenen Währung zurückzukehren. Diese Möglichkeit hat man offenbar von Anfang an nicht ausgeschlossen, sind doch die Euros eines jeden Landes gekennzeichnet. Ich bin der Ansicht, dass es ein Irrglaube ist, sich kritiklos irgendeiner Partei oder Organisation anschliessen und glauben zu können, dass dann schon alles richtig läuft. Es wird höchste Zeit, dass der allgemeine Glaube an das Expertenwesen erschüttert und erkannt wird, dass es sich zu einem Dienstleistungsunwesen mit entsprechender Abzockerei entwickelt hat. Wenn man sich zu sehr auf andere verlässt, wird man eben verlassen, vor allem wenn es ums Denken geht. Wir brauchen Mut, um die wunderbar dargestellte Propaganda zu hinterfragen, um für uns selbst zu entscheiden und Verantwortung tragen zu können. Und was die Propaganda betrifft, so stellt man sehr oft fest, dass das Gegenteil wahr ist.
 
Querdenker zu sein braucht etwas Mut und Härte gegenüber sich selbst, wirkt aber sehr vorteilhaft gegen Abzockerei und dahingehend, dass die Geschäftemacher sich notgedrungen wieder mehr zur Ehrlichkeit durchringen müssen.
 
Quelle: http://www.haidvogls-sperberauge.ch/