Sri Lanka: Kriegsende

politonline d.a. Wie dieser Tage bekannt wurde, leistete China einen wichtigen Beitrag,

damit der Sieg der waffentechnologisch und personell vielfach überlegenen srilankischen Armee über die tamilische Befreiungsbewegung LTTE erzielt werden konnte. Die Rolle war so zentral, dass die »Times of India« nach der offiziellen Verkündigung des Kriegsendes sogar mit dem Titel »Indien will den Einfluss Chinas in Sri Lanka kontern« aufwartete. Seit einiger Zeit befinden sich Indien und China miteinander in einem Wettlauf, bei dem es, politisch gesehen, um Einfluss, Energiesicherheit und einen möglichst freien Zugang zu den grossen internationalen Handelsstrassen geht. Die Ereignisse der letzten zwei Jahre, in denen Peking zum wichtigsten militärischen und wirtschaftlichen Partner Colombos wurde, boten, wie die »Basler Zeitung« schreibt, »ein Lehrstück dieser Kraftprobe« 1. Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums meinte kürzlich, dass China als freundschaftlicher Nachbar schon immer ein aufmerksames Auge auf die Entwicklungen in Sri Lanka hatte. 2008 erhielt Sri Lanka von China Hilfsgelder in der Höhe von mehr als 1 Milliarde $, einiges mehr als das Land von Japan, dem anderen grossen Verbündete in der Region, erhielt, während die USA lediglich 7,4 Millionen $ übermittelte. In dem an der Südostspitze Sri Lankas liegenden Hambantota baut China als Teil einer Strategie, sich wichtige Häfen in der Region zu sichern, seit 2007 an einem neuen Hafen. Da es Indien vorgezogen hatte, sich wegen seiner eigenen tamilischen Bevölkerung aus dem Konflikt eher herauszuhalten, verzichtete Delhi darauf, Waffen nach Sri Lanka zu liefern. China hingegen verkaufte Colombo modernes Kriegsmaterial und Kampfflugzeuge und setzte sich, wie die BaZ ferner berichtet, »auch dafür ein, dass srilankische Piloten in Pakistan ausgebildet werden konnten.« Als sich angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer der Druck von Seiten der Öffentlichkeit auf Colombo verstärkte, hatte China zusammen mit Japan und Russland im Sicherheitsrat der UNO verhindert, dass Sri Lanka hart angefasst wurde. Sowohl der Aussenminister Frankreichs, Bernard Kouchner, als auch derjenige Englands, David Miliband, hatten Präsident Mahinda Rajapakse vor dem Kriegsende zur Rettung eingekesselter Zivilisten zu einer Feuerpause zu bewegen versucht, was beiden die Antwort bescherte: »Ich habe den Auftrag, mein Volk vor den Terroristen zu beschützen. Wir lassen uns vom Westen nicht belehren.« Im Prinzip gibt es keine Widerstandskämpfer mehr, die nicht mit dem Etikett Terrorist gebrandmarkt würden, da ein solches offensichtlich immer häufiger erlaubt, gewisse Schranken aufzuheben, die das Völkerrecht oder etwa die Genfer Konvention einmal aufbauten. Arundhati Roy schrieb Ende März 2, dass es aussähe, als benutze die Regierung Sri Lankas die Propaganda des Krieges gegen den Terror als Feigenblatt dafür, jeglichen Anflug von Demokratie abzubauen und unaussprechliche Verbrechen gegen das tamilische Volk zu begehen. Nach dem Prinzip, dass jeder Tamile ein Terrorist sei, insofern er nicht das Gegenteil beweisen kann, werden die Gebiete, in denen die Bevölkerung lebt, die Krankenhäuser und Schutz bietende Einrichtungen bombardiert und in eine Kriegszone verwandelt. Der Horror, schreibt sie, wird dadurch möglich, dass er von Stillschweigen umgeben ist. In den hauptsächlichen Zeitungen Indiens fände man fast keine Berichte hierüber. Wir sind, so Roy ferner, Zeugen eines dreisten, offen rassistischen Kriegs. Dass die Regierung Sri Lankas in der Lage ist, diese Verbrechen derart ungestraft zu begehen, legt die fest verankerten rassistischen Vorurteile offen, genau das, was als erstes zur Marginalisierung und Entfremdung der Tamilen in Sri Lanka führte. Dieser Rassismus hat eine lange Geschichte gesellschaftlicher Ächtung, wirtschaftlicher Blockaden, Pogrome und Folter. Die brutale Art des jahrelangen Bürgerkriegs, der als friedlicher, gewaltloser Protest begonnen hatte, hat hierin seine Wurzeln. Von entscheidendem Einfluss auf die ganze katastrophale Entwicklung dürfte auch die vor allem von der USA und der EU praktizierte einseitige Parteinahme für die srilankische Regierung bei gleichzeitig weitgehender Ächtung der LTTE als »Terrororganisation« gewesen sein
 
Der tamilische Journalist und profunde Kenner der Situation in Sri Lanka, Nirjai David, fasst die Situation des Landes in einem Gespräch mit Zeit-Fragen, dem die nachfolgenden Fakten entnommen sind 3, wie folgt zusammen:
 
Als tamilischer Journalist und als menschliches Wesen bin ich betroffen, dass in Sri Lanka ein grausamer Völkermord im Gange ist. Der grausame Völkermord, der seit langer Zeit in Sri Lanka im Gange ist, wird von der Regierung von Sri Lanka mit der Unterstützung der Supermächte vollzogen. Den Hauptgrund dafür, dass der jahrzehntelange Konflikt nicht gelöst wurde, liegt darin, dass die sogenannte internationale Gemeinschaft, welche verschiedene Plattformen hat, auf denen sie sehr laut über Menschenrechte spricht, sich nicht um den Völkermord kümmert, der durch den srilankischen Staatsterrorismus an den Tamilen durchgeführt wird. Gleichzeitig unterstützt sie aber auf verschiedenen Wegen, direkt oder indirekt, den srilankischen Staatsterrorismus. Der Grund liegt darin, dass die meisten internationalen Mächte wie die USA, Grossbritannien, die westlichen Länder, Indien, China, Japan und sogar Russland, letzteres allerdings in einem sehr geringen Ausmass, ein grosses geostrategisches oder geopolitisches Interesse an Sri Lanka haben. Sri Lankas geographische Lage: die Insel liegt im Herzen des Indischen Ozeans. Wir sollten vorerst einen Überblick über die Bedeutung des Indischen Ozeans und seine geostrategische Lage haben, bevor wir dann einen Blick auf die Ressourcen Sri Lankas werfen. Indien: K. M. Panikkar, der Architekt der Doktrin der indischen Seestreitkräfte, legte vor mehr als 50 Jahren in seinem Werk dar, dass Neu-Delhi die grosse Bedeutung des Indischen Ozeans für die Entwicklung seiner Handelsaktivitäten, des Handels und der Sicherheit erkennen müsse. Er bedauerte die «unglückliche Tendenz bei der Diskussion um Indiens Verteidigungsprobleme, die Bedeutung des Meeres zu übersehen», und meinte: «Indien hat erst da seine Unabhängigkeit verloren, als es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts seine Vorherrschaft über den Indischen Ozean verlor.» Er macht sich dafür stark, dass der Indische Ozean in indischen Händen bleiben müsse. Er schlug vor, dabei so vorzugehen, wie es Afonso de Albuquerque1 getan hatte, indem er sich die Herrschaft über entfernte Orte wie Singapur, Mauritius, Aden und Socotra (eine wasserarme Insel an der Küste Yemens) sicherte. Er legte ebenfalls Gewicht darauf, den politischen Einfluss des indischen Staates zu Verteidigungszwecken auf Ceylon (Sri Lanka) und Burma auszuweiten. Er wies darauf hin, dass man die chinesischen Interessen an diesem Gebiet im Auge haben müsse, und schrieb, «die Bewegung in Richtung Süden muss beobachtet werden, wobei alle Möglichkeiten bezüglich der Meeresstrategie des wiederaufstrebenden Chinas einbezogen werden müssen». In späteren Jahren sagte K. B. Vaidya, ein weiterer berühmter indischer Militäranalyst: «Auch wenn wir nicht alle fünf Weltmeere beherrschen, so müssen wir mindestens den Indischen Ozean beherrschen.» Er betonte darüber hinaus, dass Indien die oberste und unangefochtene Macht über den Indischen Ozean haben müsse. Er sprach sich für den Aufbau von drei unabhängigen und vollwertigen Flotten aus, die bei den Andamanden im Golf von Bengalen, in Trincomalee in Ceylon (Sri Lanka) und auf Mauritius stationiert werden sollten, um das westliche und östliche Heranrücken in den Indischen Ozean zu überwachen. Der Verkehrsweg für unsere Welt führt bekanntlich durch den Indischen Ozean, was für den künftigen Handel der westlichen Mächte sehr wichtig ist. Sämtliche Öllieferungen nach Südost- oder Ostasien, welche aus dem Mittleren Osten kommen, werden in den Häfen am Roten Meer oder am Persischen Golf verladen. Der Seeweg führt von dort durch die Arabische See, passiert dann den Golf von Mannar und umfährt die westliche, südliche und östliche Küste von Sri Lanka. Dann führt er nordöstlich durch den Golf von Bengalen zur Strasse von Malakka. 80 % der japanischen und 60 % der chinesischen Öllieferungen werden über diese Route transportiert. Ungefähr die Hälfte der weltweiten Containertransporte führt durch die Flaschenhälse dieses Seewegs und seiner Verzweigungen im Indischen Ozean. Deshalb sind Indien, China, Japan und die USA sehr daran interessiert, ihre Machtstellungen im Indischen Ozean zu halten.
 
An sich dominiert und behält Indien auf Grund seiner Lage die Überlegenheit im Indischen Ozean. Und es unternimmt auch viel, um seine Vorherrschaft über den Indischen Ozean zu behalten, steckte als erstes Land alle im Meer gelegenen Grenzlinien gegenüber anderen im Süden, Osten und Südosten Indiens gelegenen Staaten ab und legte sie gesetzlich fest. China arbeitet systematisch daran, seine Position im Indischen Ozean zu halten. Die stillen Bewegungen Chinas (seit den späten 80er Jahren), mit denen es sichere Seewege für den Energienachschub aufbauen will, haben in Delhi die Alarmglocken läuten lassen. Indien scheint zu befürchten, dass dieser Transportweg, den China mit strategischen Einrichtungen entlang der Route gesichert hat, Peking in dieser Region die Vormacht über das Meer geben könnte. Diese Befürchtung muss in Zusammenhang gebracht werden mit der Tatsache, dass China Marineeinrichtungen auf den Greater Cocos Island eingerichtet hat (Greater Cocos Island ist Teil des Archipels von Andaman, gehört aber zu Myanmar). China hat eine Marinebasis in Bender Abbas an der iranischen Küste auf der nördlichen Seite der Strasse von Hormuz im Persischen Golf. (Man muss ja die Bedeutung der Strasse von Hormuz für den weltweiten Ölhandel nicht weiter betonen. Die Hälfte des Welthandels wird hier abgewickelt). Ferner baut China im Osten von Pakistan eine zweifach verwendbare Marineeinrichtung in Gwadar. Die nächsten Haltestellen auf diesem Meeresweg sind die Malediven und Sri Lanka. China handelte 1999 ein Abkommen mit den Malediven aus, um eine Militärbasis in Marao zu errichten; das ist eine der grössten Inseln der 1192 Atolle, welche die Malediven ausmachen. Es liegt 40 Kilometer von der Hauptstadt Malé entfernt. Dieser Vertrag war nach zwei Jahren ausgehandelt und wurde abgeschlossen, als der chinesische Premierminister anlässlich seiner Vierländer-Südasien-Tour am 17. Mai 2001 Malé besuchte. Die Basis auf Marao wird nicht vor 2010 betriebsbereit sein. Peking will die Insel während 25 Jahren nutzen und die Malediven dafür in ausländischer Währung entschädigen. 
 
Erdölvorkommen in Sri Lanka
In der Zwischenzeit hat China ebenfalls sehr gute internationale Beziehungen zum Sudan und zu Eritrea aufgebaut. So hat China systematisch versucht, eine gute Kontrolle über den Verkehrsweg auf dem Meer zu errichten. In Sri Lanka entwickelte China in den vergangenen Jahren Beziehungen zu Colombo mit einem interessierten Seitenblick auf die Erdölindustrie. Die Ceylon Petroleum Corporation unterzeichnete am 4. Dezember 2000 ein Abkommen mit der Huanqiu Chemical Engineering Corporation, das die Errichtung einer Ölspeicheranlage in Muthurajawela vorsieht. Es wurde erwartet, dass die srilankische Ölförderungskapazität innerhalb von drei Jahren verdoppelt würde. Die chinesische Firma stellte nebst 29 Tanks ein Bojen-System auf, das es erlauben würde, Erdöl von den Tankern zu entladen, ohne in den Hafen hineinfahren zu müssen. Die chinesische Firma reparierte auch 6 weitere Tanks in Kolannawa bei Colombo, welche bei einem Angriff durch die LTTE im Oktober 1995 beschädigt worden waren. Die srilankische Regierung sagte, dass die Zusammenarbeit mit den Chinesen zu diesem Zeitpunkt begann, wobei es in den Gesprächen um die Erweiterung der srilankischen Ölraffinerien und die Zusammenarbeit bezüglich der Erdölindustrie ging. Die srilankische Regierung kam auch zu dem Schluss, in Ampanthota, einem Küstendorf im Süden Sri Lankas, gemeinsam mit China einen Hafen zu bauen. Die srilankische Regierung gab China dabei das Versprechen ab, dass sie chinesische Firmen einsetzen würde, um bei Mannar und Puttalam Öl zu fördern. In der Zwischenzeit wurden wir Zeuge davon, wie sich Indien schleunigst daranmachte, Chinas Beteiligung an der srilankischen Erdölindustrie entgegenzuwirken. Es geht einerseits um die strategisch günstige Lage von Sri Lanka im Kampf um die Vorherrschaft auf den Weltmeeren, dann aber auch um Bodenschätze, die auf der Insel zu finden sind. Was die USA betrifft, so hat diese eine grosse Militärbasis auf der Insel Diego Garcia. Diese Insel liegt ungefähr 1600 km südlich der Südküste von Indien im Indischen Ozean. In der Nachbarschaft von Diego Garcia befinden sich Sri Lanka und die Malediven. Diego Garcia beherbergt eine Militärbasis, die von der USA und Grossbritannien gemeinsam betrieben wird. Es ist eine Marinebetankungs- und Supportstation und der Stützpunkt der Maritime Prepositioning Ship Squadron Two: das ist jene Marineeinheit, die im Indischen Ozean für die Einsatzbereitschaft der Schiffe im Military Sealift Command Propositioning Program verantwortlich ist. Diego Garcia wurde u.a. zur Unterstützung der militärischen Operationen bei der Operation Enduring Freedom in Afghanistan und ebenso 2003 während der Invasion des Iraks genutzt. Menschenrechtsorganisationen und die Ureinwohner der Insel Diego Garcia üben viel Druck auf die amerikanische und die britische Regierung aus, ihr Heimatland zu verlassen und versuchen auf rechtlichem Weg, ihr Ziel zu erreichen. Das bedeutet, dass die Zukunft der mächtigen Militärbasis der USA im Indischen Ozean in Frage gestellt ist. In der Zwischenzeit hat die USA Gefallen an Sri Lanka gefunden, sowohl als Stützpunkt als auch zur Nutzung von dessen Hafenanlagen.
 
Auf Sri Lanka hat die USA schon seit 1951 einen Stützpunkt, die Sendestation der Voice of America, VOA. Das entsprechende Abkommen wurde 1983 erneuert. Gemäss diesem wurden 800 Morgen Land (etwa 3,25 qkm) in Nathanbia und 200 Morgen (etwa 0,8 qkm) in Iranawilam verpachtet, damit die Sendestation aufgebaut werden konnte. 200 Familien, die in dieser Gegend wohnten, wurden umgesiedelt, und die Örtlichkeiten wurden vollständig an die USA ausgehändigt. Diese umzäunte das Gebiet mit sehr hohen Mauern und Stacheldraht. Niemand kann dieses Gelände betreten, da es vollständig amerikanisches Territorium geworden ist. Man sagt, dass die Amerikaner leistungsstarke Sendeanlagen mit niedrigen Frequenzen errichtet haben, mit denen sie sogar mit den Unterseebooten kommunizieren können, welche im Indischen Ozean stationiert und mit Atomwaffen ausgerüstet sind. Man sagt, dass sie mit Hilfe dieser Sendeanlagen den gesamten geheimen Nachrichtenverkehr im südasiatischen Raum überwachen und die ganze Nachrichtenübermittlung stören oder zusammenbrechen lassen können, wenn sie wollen und, falls beabsichtigt, sogar Einzelheiten des Nachrichtenverkehrs an ihre engen Freunde weitergeben können. Die USA unterzeichnete mit der srilankischen Regierung Rajapakse am 6. März 2007 auch das sogenannte Acquisition and Cross-Servicing Agreement (ACSA). Gemäss diesem können US-amerikanische Schiffe jederzeit in srilankische Häfen einlaufen, speziell auch in den Hafen von Trincomalee. Sehr viele politische und militärische Analysen erwähnen, dass die USA mit diesem Abkommen offiziell einen weiteren Stützpunkt erhielt. Auf Grund dieser Fakten wird ersichtlich,  warum Indien, China und die USA daran interessiert sind, sich mit der srilankischen Regierung gut zu stellen und dabei sogar Menschenrechtsverletzungen tolerieren. Was Meldungen betrifft, wonach Israel Colombo im Kampf gegen die Tamilen berät, so geht es hier um die UNO-Resolution 242, die Israel nicht akzeptierte; die srilankische Regierung unter Sirimavo Bandaranaike schloss 1970 als Folge davon die israelische Botschaft in Sri Lanka. Als aber die tamilische Jugend mit ihrem Kampf gegen Sri Lanka begann, wurden einige der 39 militanten tamilischen Bewegungen in Palästina und in Libanon trainiert; nicht die LTTE, es waren in den 1980er Jahren mehr als dreissig verschiedene Bewegungen, die für die Rechte der Tamilen kämpften. In dieser Zeit fiel die srilankische Regierung in die Hände der USA und die Israeli, welche deren Taktik vertraten, entschieden nun, gegen die tamilischen Kader, die von der PLO und von Libanon trainiert worden waren, zu kämpfen. Im Juli 1983 ging J.P. Samarasinghe in geheimer Mission nach Israel und schloss ein Abkommen mit der Regierung. Dann sandten sie David Matney, Israels Aussenminister für Asian Pacific. Er machte einen heimlichen Besuch in Sri Lanka und schloss ein Abkommen mit der srilankischen Regierung für ein sehr geheimes Training mit den srilankischen Streitkräften. Und dann führte der israelische Mossad das srilankische Militär in die Strategie zur Bekämpfung von Volksaufständen ein. Die Israeli trainierten auch die Spezialeinheit (SFT), welche seither eine zentrale Rolle bei den Menschenrechtsverletzungen in der östlichen Provinz spielt. 1984 wurde Israels Gesundheitszentrum in der amerikanischen Botschaft in Sri Lanka eröffnet. Im März 1985, als alle Ausländer ein Visum für Sri Lanka benötigten, wurde von der srilankischen Regierung bekanntgegeben, dass israelische Staatsbürger kein Visum mehr brauchen würden, weil die Regierung von ihnen im Kampf gegen die Tamilen unterstützt wurde. Das betraf nur die Israeli, sogar die Inder benötigten ein Visum. Die Green Berets der USA führten eine militärische Operation aus, die Operation Valentine, und trainierten die 53. Division, eine Kommandodivision der srilankischen Armee sowie öffentlich die srilankischen Streitkräfte für den Kampf gegen die Tigers. Das war 1984 und 1990 in den Zeitungen Sri Lankas zu lesen. Die Dora gun boats, sehr schnelle, von den srilankischen Seestreitkräften benutzte Patrouillenboote, werden von Israel zur Verfügung gestellt und spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Seestreitkräfte der LTTE.
 
Bei dem Naturhafen von Trincomalee im Osten mit einem Durchmesser von 8 km geht es ebenfalls um die Ressourcen, welche die Insel Sri Lanka im Herz des Indischen Ozeans zu bieten hat. Trincomalee kann sehr viele Schiffe sicher beherbergen. Sie können von aussen nicht gesehen werden, weil der Hafen von Trincomalee sehr viel Halbinseln hat. So eignet er sich vorzüglich dazu, Schiffe zu verstecken und viele Kriegsschiffe können darin sicher vor Anker gehen, selbst Unterseeboote, welche mit Atomwaffen bestückt sind. Es gibt 110 Öltanks, die in diesem Hafen sicher versorgt sind und von den Briten während der Besetzung eingerichtet wurden. Jeder Öltank fasst 10 000 Tonnen Öl. Der Hafen wurde bis 1967 von den britischen Streitkräften genutzt. Danach hat die srilankische Armee ihren Stützpunkt darin errichtet, und das ist bis heute so. Trincomalee ist im Homeland von Tamil Eelam, aber es wird allmählich von den srilankischen Streitkräften okkupiert. Aus geostrategischen Gründen sind die USA, Indien und China an diesem Hafen interessiert.
 
Mittlerweile ist auch Japan an Sri Lanka interessiert; im östlichen Teil des tamilischen Homelands liegt zwischen Mullaitivu und Trincomalee der Ort Pulmoddai, der wegen eines Minerals mit dem Namen Ilmenit und verschiedener weiterer Ressourcen sehr bekannt ist. Ilmenit ist ein wertvolles Erz für die Gewinnung von Titan und dessen Derivaten. Mit Beginn der nordwestlichen Monsunzeit werden die Ressourcen, welche in Pulmoddai jährlich anfallen, erneuert. Wenn pro Jahr ungefähr 150 000 Tonnen gebraucht werden, dann reichen die Reserven für 25 Jahre. In Pulmoddai ist ein 4 Millionen Tonnen schwerer Mineralsand vorhanden. Diese Ablagerungen gehören zu den bekanntesten der Welt, speziell auf Grund des hohen Mineralgehaltes, der zwischen 60 % und 70 % liegt. Japan ist selbst daran beteiligt, die Ressourcen von Pulmoddai zu nutzen. Ilmenit wird zur Produktion von Microchips gebraucht. Das ist der Grund, weshalb Japan auf Sri Lanka erpicht ist. Einmal wurde ein japanisches, Ilmenit von Pulmoddai transportierendes Schiff angegriffen. In der Folge eilte Japans Spezialgesandter Yasusi Akasi nach Killinochi und verhandelte mit der LTTE, damit Japan diese Minerale nutzen könne. Die Japaner machten etliche Besuche, woraufhin ihre Schiffe nicht mehr von der LTTE angegriffen wurde. Dieser Umstand erklärt, warum Japan in den Friedensprozess involviert ist. Und jetzt, seit die LTTE sehr weit weg ist von den Orten, wo man Ilmenit abbauen kann, nun kommt derselbe Yasusi Akasi nach Sri Lanka, weilt in Colombo und sagt, dass die srilankische Regierung mit dem Sieg über die LTTE grossartige Arbeit geleistet habe. In Sri Lanka gehört Ilmenit zu den wichtigen Rohstoffen, welche das Interesse der Industrienationen weckt und damit die politische Position in diesem Falle von Japan bestimmt.
 
Es ist üblich, dass sich die Grossmächte nicht um Menschenrechtsverletzungen kümmern, wenn sie irgendwelchen Nutzen von diesem Land haben. Jedenfalls annektierten die srilankischen Streitkräfte den östlichen Teil von Sri Lanka. Sie führten eine militärische Operation durch, mit der sie Marvilaru besetzten, das sehr nahe beim Hafen von Trincomalee liegt. Um die Sicherheit des Hafens von Trincomalee und der Öltanks zu gewährleisten, planten sie die erste Operation; damit wollte Sri Lanka einen Trumpf in der Hand haben. Die Regierung wusste, dass die ganze Welt hinter ihr stehen würde, wenn sie den Hafen von Trincomalee in ihrer Hand hätte. Als zweites ging es um Batticaloa im nördlichen Teil. Zuerst führten sie militärische Operationen in der Gegend von Mannar und Puttalam durch, wo das Öl liegt. Die nächste Operation fand in Veli Oya statt, das sehr nahe bei Pulmoddai ist, wo die Ilmenit-Ablagerungen sind. Man muss verstehen, dass, sobald die ausländischen Interessen in den Händen der Regierung liegen, diese die Unterstützung von allen Mächten hat. Das ist auch der Grund, weshalb Sri Lanka vom Iran, von China, Indien und den USA unterstützt wird. Niemand kümmert sich darum, was das Land mit seinen eigenen Bürgern macht. Niemand will den Genozid stoppen, der durch den srilankischen Staatsterrorismus erfolgreich vollzogen wird. Es gibt sogar einen Wettbewerb unter den Grossmächten und den regionalen Mächten, Waffen für den srilankischen Staatsterror zu liefern.
 
1 http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Welche-Rolle-China-beim-Sieg-ueber-die-Tamil-Tigers-spielte/story/18070708  21.5.09
2 http://timesofindia.indiatimes.com/articleshow/msid-4331986,prtpage-1.cms##
Arundhati Roy, The silent horror of the war in Sri Lanka 30 Mar 2009
3 http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2009/nr17-vom-2842009/sri-lanka-bodenschaetze-und-geostrategische-lage-sind-wichtiger-als-der-schutz-des-lebens-der-tamilen/
Sri Lanka - Bodenschätze und geostrategische Lage sind wichtiger als der Schutz des Lebens der Tamilen - Ein Gespräch mit Nirjai David; aus Zeit-Fragen Nr. 17 vom 28. 4. 2009; auszugsweise