Europäische Zentralbank gibt an einem einzigen Tag 442 Milliarden Euro aus

In einem Schritt, der nur als panische Maßnahme zur Verhinderung einer weiteren Zuspitzung der Finanzkrise verstanden werden kann,

gab die EZB insgesamt 442 Mrd. € als 12-Monats-Anleihen zu einem Zins von nur 1 % aus. Diese Summe, die weit über der bisherigen Rekordemission von 348 Mrd. $ im Dezember 2007 lag, entspricht 1.300 € pro Kopf der Bevölkerung der Eurozone. Mit umgerechnet 614 Mrd. $ tun die Europäer ihr Bestes, um mit Präsident Obamas verzweifelten Rettungsaktionen mitzuhalten. Die Financial Times zitierte am 23. 6. 09 Eric Nielsen, einen Europa-Analysten bei Goldman Sachs: »Das könnte die allerletzte Erleichterung sein - heimlich. Wenn ich eine Bank wäre, würde ich alles Mobiliar verpfänden, um [an dieser Rettungsaktion] teilzuhaben.« Diese EZB-Kredite werden den Banken nachgeworfen, egal, was für Konsequenzen dies auf die Realwirtschaft haben wird. Auch wenn EZB-Vorstandsmitglied Lorenzo Bini Smaghi erklärte, die Banken »müssen diese Kredite weiterreichen«, bestehen kaum Chancen, daß dies auch geschehen wird. Die FT kommentierte: »Die Wirkung der 442-Mrd.-Spritze wird davon abhängen, wie sie von den Banken genutzt werden. Nachdem die EZB die Banken mit Liquidität vollgepumpt hat, hofft sie, daß sie damit um sich spritzen werden.« Aber die Londoner Tageszeitung legt den Banken nahe, das Geld für den Carry Trade zu nutzen, etwa in 10-Jahres-Anleihen der italienischen Regierung. Unterdessen wird die Realwirtschaft weiterhin ausgetrocknet. Der Präsident des deutschen Export-Verbandes BGA, Anton Börner, warnte vor einer Kreditknappheit in der größten europäischen Volkswirtschaft, sogar nach der Freigabe dieser riesigen Geldmenge. Die FT zitierte am 26.6. dessen Prognose: »eine dramatische Verschlechterung der Kreditbedingungen in den kommenden Monaten, die zu massiven Finanzierungsengpässenführen könne.« Auch die deutsche Automobilindustrie warnte am gleichen Tag, ihre Mitglieder hätten zunehmend Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen.
 
Die einzige Lösung für dieses Problem ist, die Banken einem Insolvenzverfahren zu unterziehen und die Mittel in den Aufbau der Infrastruktur und der Realwirtschaft zu lenken. Die Überschwemmung der Banken mit Geld macht die Lage nur noch schlimmer, weil sie zur Hyperinflation führt 1.
 
Anmerkung politonline d.a. Dies führt zu dem Tatbestand, daß die europäischen Staatsbanken - wie die Federal Reserve Bank in den Vereinigten Staaten - Geld ohne Limit und Deckung drucken. Seit der Abschaffung der Golddeckung wurde der Manipulierbarkeit des Geldes (z.B. durch endloses Drucken) auf noch nie dagewesene Weise Tür und Tor geöffnet, was bei dem Geldausgeber Nummer 1, dem Staat, auf größte Gegenliebe stößt. So kann sich der Staat ohne große Mühe seiner Schulden entledigen resp. Kriege, Subventionen, Entwicklungshilfen à la IWF und sonstige Wohlfahrtsprogramme finanzieren. Hierzu wird einfach die Notenbankpresse angeworfen. In Zeiten der aktuellen Finanzkrise erscheinen gerade die Forderungen des IWF als ein Faß ohne Boden. Sie werden diverse Staatsbankrotte nicht aufhalten können; im Gegenteil: sie beschleunigen die Zunahme der Staatsdefizite und führen direkt zur Inflation, wie dies schon der österreichische Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek formulierte. Dieser warnte in einem Artikel der New York Times im Jahr 1982 in aller Deutlichkeit vor dem direkten Zusammenhang von Budgetdefiziten und Inflation: »The only way you can finance a deficit is by inflation. You cannot raise this amount by genuine borrowing. [...] A large government deficit is a certain way to inflation. Die einzige Möglichkeit, ein Budgetdefizit zu finanzieren, ist durch Inflation. Man kann diese Summe nicht durch eine echte [d.h. durch reale Werte gedeckte] Schuldenaufnahme aufbringen. [...] Ein großes Budgetdefizit ist ein sicherer Weg in die Inflation.« Alan Greenspan, ehemaliger Vorsitzender der FED, formulierte es einmal kurz und prägnant: »Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die Enteignung von Vermögen.« Die immer größer werdenden unkontrollierbaren finanziellen Forderungen können nur als weiterer Meilenstein in der Irreführung der Bürger gesehen werden.

Da wir inzwischen über den IWF eine wachsende Zahl von Ländern mittels unserer Steuern vor dem Staatsbankrott bewahren müssen - zu diesen zählt auch das sein atomares Waffenarsenal weiter ausbauende Pakistan - stellt sich die Frage, wer uns selbst letztlich vor dem Staatsbankrott bewahren wird. Niemand. Aber auch das gibt nicht zu denken.


1 Strategic Alert, Jahrgang 23, Nr. 27 vom 2. Juli 2009