Der Nahostkonflikt und seine Beurteilung

Hierzu richtete Abraham Melzer, der Herausgeber der unabhängigen jüdischen Zeitschrift »Der Semit« am 8. Februar folgenden Brief an den »Spiegel« zu dessen Artikel in der Ausgabe vom 8. 2. 2010 - »Ich werde nicht nachgeben«:

Sehr geehrte Damen und Herren, 
selten habe ich einen solch einseitigen und voreingenommenen Beitrag im Spiegel gelesen. Sie sind mit der Beurteilung des Nahost-Konflikts um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückgefallen. Ich weiß nicht, wer Hans Hoyng und Christoph Schuld sind, aber mit dieser arroganten und pro-zionistischen Einstellung könnten sie direkt beim Mossad anfangen. Die Fragen sind suggestiv und zeigen von einer fatalen und erschreckenden Unkenntnis des politischen Lage.
 
Nicht die Palästinenser verpassen nie eine Gelegenheit, eine Gelegenheit zu verpassen, sondern seit Jahren die Israelis. Jede Frage, die man Mahmud Abbas gestellt hat, könnte man auch Benjamin Netanjahu stellen. »Warum belasten Sie das Zustandekommen von Gesprächen durch Vorbedingungen? « »Wären jetzt nicht Sie an der Reihe, einen Schritt auf ihn zuzumachen?« »Messen Sie nicht mit zweierlei Maß?« »Ist der Grund für den derzeitigen Stillstand vielleicht der, daß Sie Abbas nicht trauen?« Und überhaupt, was hat denn Netanjahu getan, daß Abbas ihm trauen könnte?  Einen zehnmonatigen Baustopp, der gar kein Baustopp ist? Das Versprechen, daß er - wenn die Palästinenser Israel als jüdischen Staat anerkennen - bereit wäre, einem demilitarisierten palästinensischen Staat zuzustimmen? Wie großzügig und verlogen.
 
Noch zu Zeiten von Arafat erzählte man in Israel das Bonmot: Selbst wenn Arafat jeden Morgen die Hatiqwa singen würde, wird ihm das nichts nützen. Israel stellt immer wieder neue Forderungen und Bedingungen. Die letzte Bedingung, die Anerkennung als jüdischer Staat, ist doch der Gipfel der Chuzpeh und sicherlich nicht das letzte Wort, denn wenn die Palästinenser darauf eingehen sollten, dann wird Netanjahu oder irgendein Nachfolger bestimmt eine neue noch seltsamere und noch unverschämtere Forderung stellen. Zum Glück sind die moslemischen Palästinenser alle beschnitten, denn sonst könnte Avigdor Lieberman noch auf die Idee kommen dieses von ihnen zu verlangen.»Ohne eine jüdische Mehrheit wäre Israel nicht Israel« lautet eine der Spiegel-Behauptungen und suggeriert damit, daß nur eine Zweistaatenlösung in Frage kommt. Das erinnert an Winston Churchill, der gesagt hat: Demokratie ist schlecht, aber es gibt nichts Besseres. Eine Zweistaatenlösung ist schlecht, aber zur Zeit gibt es keine bessere Lösung, obwohl schon Martin Buber vor mehr als 50 Jahren für eine Einstaatenlösung gekämpft hat. Israelis und Palästinenser haben nur eine Chance auf eine Zukunft, wenn sie miteinander leben und nicht nebeneinander. Er hatte vollkommen Recht. Nur: im Israel von heute gilt ein Martin Buber nicht. Er war ja ein Humanist, und Humanist ist heute in Israel ein Schimpfwort, eine Beleidigung. Es sind nicht die Palästinenser, die einer Lösung im Wege stehen, es sind die Israelis, die gar keine Lösung wollen. Sie aber schreiben: Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuld.
 
Mit freundlichen Grüßen Abraham Melzer
 
 
Abraham Melzer bringt die Zeitschrift Semit und den Goldstone-Bericht der UNO heraus
http://www.dersemit.de/ Im Semitschreiben interessante Autoren wie Moshe Zuckermann, Uri Avnery, Gideon Levy, Reuven Snir, Rolf Verleger oder Evelin Hecht-Galinski. Juden, war in der Ausgabe der jungen Welt zu lesen 1, die die Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern als reaktionär kritisieren, werden von den Antideutschen verstärkt als »Kronzeugenjuden« beschimpft, die mit »jüdischem Selbsthaß« beladen seien. Es gibt aber immer mehr davon, nur fehlte ihnen bislang hierzulande eine Stimme. Semitheißt nun die Zeitschrift, die »für einen gerechten Frieden im Nahen Osten« eintritt. Sie richtet sich an Juden in Deutschland, die sich weder von Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden, noch von Henryk Broders »Achse des Guten« vertreten fühlen. Sie kann auch direkt bei Abraham Melzer, Bermondstr.9, 63263 Neu Isenburg info@dersemit.de bestellt werden.
 
1 http://www.jungewelt.de/2010/01-16/015.php  16. 1. 2010 Nicht mehr so allein                          
info@dersemit.de Die Zeitschrift kann auch direkt bei  Abraham Melzer, Bermondstr.9, 63263 Neu Isenburg bestellt werden.