Und stündlich droht die Abrißbirne - Von Evelyn Hecht-Galinski

Was ist am kommenden Pessach Fest anders als an allen anderen vorhergehenden? Israel säubert und entrümpelt die Schränke.

Nebenbei wird palästinensisches Land »gesäubert« und enteignet. Der Gazastreifen ist abgesperrter denn je. Das wird Frau Ashton nach Israels Besuchserlaubnis gesehen haben - natürlich ohne Regierungs- d.h. Hamasvertretern begegnet zu sein. Wieder einmal handelt es sich also um einen »kosmetischen Besuch«. Die Jüdische Lobby unter Führung des Europäisch Jüdischen Kongresses spielte wieder seine führende Rolle dabei, die Mitglieder des Europäischen Parlaments zu beeinflussen, damit sie die geplante Goldstone Resolution zurückziehen. Die jüdische Israel Lobby in den USA maßregelte Clinton und Obama wegen ihrer Kritik an Israel. Und das auch noch erfolgreich, denn Hillary Clinton wird selbstverständlich »warme Worte« anläßlich ihrer Rede vor der AIPAC, der israelischen Lobby Organisation, finden. Dann können sich Hillary und Bibi wieder küssen, und der kurze Liebesentzug hat ein Ende. Eine Oscar-reife Schmiereninszenierung. Zumal die neue »Friedensformel« heißt, es wird weitergebaut, aber nicht mehr angekündigt und die USA fragen nicht mehr. Das ist die neue Pessach / Osterbotschaft. Die amerikanischen christlichen Zionisten hielten ihre zweite Backe hin, und Israel schlug zu. Die christlich-jüdische Symbiose funktioniert wieder. Auch die unverbrüchliche Freundschaft und treue Hilfe funktioniert wieder. Man fragt sich schon: Hat eine sogenannte und selbsternannte Führungsmacht wie die USA überhaupt noch ein Gesicht? Man kann ja nur verlieren, was man auch hat. Wie lange nimmt man es noch hin und unterstützt man noch, daß ein bevölkerungsmäßig so kleines Land wie Israel mit seinen Interessenvertretern die Weltgemeinschaft in Atem hält, für seine Politik zu instrumentalisieren versucht und nicht einmal davor zurückschreckt die Holocaustopfer zu mißbrauchen.
 
Israel schafft Tatsachen mit der Abrißbirne. Wie lange wird Ost-Jerusalem für Palästinenser noch existieren? Wie man sieht, kann das bißchen Kritik die Netanyahu Regierung leicht verkraften. Man siedelt und baut mehr und brutaler denn je. Die ethnische Säuberung des Palästinensischen Volkes schreitet voran. Nehmen wir uns ein Beispiel an Ministerpräsident Hariri, der sehr gut mit der Hizbullah in seiner libanesischen Regierung zusammenarbeitet - trotz der ständigen israelischen völkerrechtswidrigen Überwachung und Bedrohung. Nehmen wir uns weiter ein Beispiel am jordanischen König, der Israel offen und ohne Weichzeichner kritisiert. Oder nehmen wir uns ein Beispiel am brasilianischen Präsidenten Lula, der zwar wie für jeden Politiker, der Israel besucht, üblich, nach Yad Vaschem ging, es aber ablehnte, das Grab von Theodor Herzl, dem Gründer des Zionismus, zu besuchen und dort Blumen niederzulegen. Dafür aber legte er am Grab des Palästinenserführers Arafat einen Kranz nieder. Eine schöne und begrüßenswerte Geste, die Nachahmer finden sollte!  
 
Israelische Behörden und Investoren schaffen täglich neue Tatsachen. Bis zu 50.000 neue Wohnungen sollen entstehen. Konkret in Planung sind rund 7000 neue Wohneinheiten - natürlich nur für jüdische Käufer und Mieter. Palästinenserland wird enteignet, denn Palästinenser brauchen keine Wohnungen. So wurden für die Palästinenser seit 1967 nur ca. 600 Apartments gebaut, obwohl angesichts des Bevölkerungswachstums mindestens 40.000 gebraucht werden. So »entsiedelt« und vertreibt man Menschen. Israel kann alles behalten und kann alle nicht-jüdischen Bewohner, sprich Palästinenser, auf Dauer vertreiben oder deren Lebensgrundlagen vernichten, wie beim Gaza-Angriff geschehen: Bei 1400 Opfern allein während dieses Angriffs ein guter Durchschnitt. Wenn diese Saat auch dank der Hilfe unserer Regierung aufgeht, wird das palästinensische Problem bald gelöst sein.
 
Es handelt sich hierbei um einen Konflikt, der eigentlich gar keiner sein dürfte, da Israel ganz relaxed in den anerkannten Grenzen von 1967 völkerrechtsmäßig in Frieden mit seinen Nachbarn existieren könnte.  Alle Araber und die Palästinenser wären allerdings zufrieden mit dieser Lösung. Israel aber will alles – nur keinen Frieden. Solange Israel, der jüdische Staat, so weitermacht, wird die ganze Welt an diesem Krieg teilnehmen und sich in schrecklicher Weise zum Mittäter machen. Es helfen nur Sanktionen. Israel mit dem vollmundigen Propaganda-Spruch »einzige Demokratie im Nahen Osten« muß sich daran messen lassen und diesem Anspruch erst einmal gerecht werden! Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Menschenrechtsverletzungen, gezieltes Morden und Blockade – und das ungehemmt gegen den Rest der Welt, und das mit amerikanischer und europäischer Hilfe. Ich frage uns, wie lange kann das noch gutgehen? Wann wird sich die restliche Welt gegen uns aufbäumen?
 
Auch unsere Generäle haben schon von Israel gelernt und rühmen sich - wie in Afghanistan - zu »säubern und halten«. Aus diesem Grunde müssen die Sanktionen auch nicht nur auf Waren und auf die besetzten Gebiete beschränkt bleiben, sondern müßte auch »Groß-Israel« betreffen. Ich möchte auch nicht, daß deutsche Firmen von israelischen übernommen werden. Siehe auch Ratiopharm, wobei Ratiopharm-Methoden gut zu denen von Israel passen: Heruntergeschluckt mit Britta gefiltertem Wasser. Bleiben Sie gesund!
 
Es reicht schon, daß die Jüdische Lobby Israel-kritische Veranstaltungen angesehener Professoren verhindert und verhindern will, daß Parteien und Verbände von der Jüdischen Lobby massiv beeinflußt werden und dadurch jede Israel-Kritik als Antisemitismus verunglimpft wird. So nimmt die Knobloch-Kapselzusammen mit ihrem neuen Ziehsohn Westerwelle Einfluß auf den Nockherberg. Wie sagte schon Tucholsky: »In der Satire ist alles erlaubt«. Ich dachte, wir haben die Zeiten hinter uns, wo von politischer Seite Einfluß auf das Kabarett genommen wurde. Lassen wir uns nicht einschüchtern und unsere Meinungsfreiheit beschränken.
 
Das tausendjährige Reich und das Stasiland haben wir überwunden und bekämpft. Da werden wir auch neue Mauer-Unrechtsregime letztendlich hinter uns lassen. Während in aller Welt Juden das Pessach Fest feiern - »Sklaven waren wir in Ägypten« - in Erinnerung daran wird das ungesäuerte Brot Matzes gegessen, nimmt man es gleichzeitig hin, daß 1,5 Millionen Palästinenser in Gaza hungern müssen.
 
In diesem Sinne ein frohes Osterfest!
 
Quelle: http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/hecht-galinski_evelyn_stuendlich_droht_abrissbirne.htm   19. 3. 10 Kommentar  des Monats März 2010 von Evelyn Hecht-Galinski, Publizistin; Hervorhebungen durch politonline