Zur Frage des Organhandels

d.a. Der jetzt breit in die Öffentlichkeit getragene Organhandel im Kosovo war von Carla del Ponte bekanntlich längst aufgegriffen

und in der Folge in ihrem Buch Die Jagd. Ich und die Kriegsverbrecher, das im Frühjahr 2008 in Zusammenarbeit mit Chuck Sudetic entstand, thematisiert worden: ohne grössere Wirkung. Man schob das Ganze sozusagen unauffällig und diskret in die Schublade zurück. In der Folge herrschte diesbezüglich weitgehend Stille. Man muss sich also durchaus die Frage stellen, wieso der Organhandel gerade jetzt, nachdem die PDK, die Demokratische Partei des amtierenden kosovarischen Ministerpräsidenten Hashim Thaci ihre 2007 errungene Stellung als stärkste politische Kraft des Kosovos behaupten konnte - auch wenn die Wiederwahl von  Thaci von Vorwürfen massiver Fälschungen getrübt war - so schonungslos ans Licht des Tages gezerrt wird. Die wahren Hintergründe dieses Warum werden wir, wie so oft, vermutlich erst viel später oder auch nie erfahren. Dennoch lässt sich vermuten, dass das Aufgreifen des Organhandels nicht etwa auf irgendeiner Zufälligkeit basiert, sondern doch eher strategisch gewollt ist.
 
Die Nachdenkseiten zitierten aus dem Buch von Carla Del Ponte folgendes: »Unter Beihilfe des aktuellen Premierministers Hashim Taçi wurden im Sommer 1999 zwischen 100 und 300 serbische Gefangene in den Händen der Guerrilla-Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) mit Lastwagen zu einem Haus in Burrel (Albanien) gebracht. Dort angekommen, entfernte man ihnen diverse Organe, die für den internationalen Organhandel gebraucht wurden, bis die Gefangenen ihr Leben verloren.« Die Organe wurden »ins Ausland verschickt, um sie Kliniken zu übergeben, wo zahlungskräftige Patienten auf sie warteten.  …..  Die heimliche Klinik durchliefen wahrscheinlich auch Prostituierte verschiedener Länder Osteuropas und Albaniens, so der Coautor Sudetic.« Human Rights Watch bestätigte in der Folge, dass das Buch Del Pontes »ausreichende Gewißheit« beibringt, um die Regierung des Kosovos und Albaniens zu einer »förmlichen Ermittlung aufzufordern, die die Richtigkeit der Anschuldigungen überprüft.« Am 31. März, noch vor der Präsentation des Buches in Mailand, wurden Del Ponte von ihrer Chefin Micheline Calmy-Rey disziplinarrechtliche Schritte angedroht, wenn sie nicht schnellstmöglich nach Buenos Aires zurückkehre. Die Präsentation des Buches wurde dann im letzten Augenblick abgesagt, nachdem man von der Position der schweizerischen Regierung erfahren hatte. Anhänger von Thaci versicherten, dass es »eine Reihe von Lügen« aufliste.« Der Justizminister Nekibe Kelmendi seinerseits erklärte: »Es ist eine Erfindung von Carla Del Ponte und der Serben, um mein Land zu diskreditieren.« 1
 
Am 7. August 2009 machte dann das Balkanforum 2 bekannt, dass die serbische  Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben zahlreiche Beweise dafür habe, dass im Kosovo während des Konfliktes von 1998 bis 1999 massiv mit menschlichen Organen gehandelt worden war. Bereits zu diesem Zeitpunkt war man nach Aussagen der serbischen Justizministerin Snezana Malovic bereit, Dick Marty, der von der der Parlamentarischen Versammlung des Europarats mit der Untersuchung betraut war, Beweismaterial vorzulegen. Marty weilte in der Woche vom 3. 8. 09 in Serbien, um mit serbischen und albanischen Regierungsvertretern und NGOs  zu verhandeln. Carla del Pontes Buch zufolge war auch die albanische Kosovo-Befreiungsarmee UCK in den Fall verwickelt. Im Oktober 2009 hatte die serbische Staatsanwaltschaft eine Sonderkommission nach Tirana geschickt, jedoch hatten die albanischen Behörden eine gemeinsame Untersuchung abgelehnt. Der serbische Staatsanwalt für Militärverbrechen, Vladimir Vukcevic, warf den Albanern vor, die Beweise für diese Verbrechen vorsätzlich vernichtet zu haben. Es war dann der damalige Vorsitzende der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE), Luis Maria de Puch, der forderte, die Schuldigen vor Gericht zu stellen.
 
Norbert Mappes-Niediek, der Autor des 2003 erschienenen Buches Balkan-Mafia - Staaten in der Hand des Verbrechens - Eine Gefahr für Europa ist der Auffassung, dass es einer kriminalistischen Untersuchung bedarf, die im übrigen auch Dick Marty nicht geliefert habe. Sein Bericht enthalte viele Zeugenaussagen, die jedoch lediglich den Charakter von Gerüchten haben. »Es gibt bis jetzt keine Sachbeweise. Und die müssen nun her.« Wie dies auch die Frankfurter Rundschau in einem Bericht 3 festhält, soll Thaci als Kopf der Drenica-Gruppe in der Rebellenarmee UCK für den Handel mit Organen gefangener Serben verantwortlich gewesen sein. Neues, so Mappes-Niediek, bestehe darin, dass Marty mit Shaip Muja, einem Mitglied des Generalstabs, den direkt Verantwortlichen der mafia-artigen Drenica-Gruppe ausfindig gemacht hat. »Der 45-Jährige leitete laut fr-online nach dem Krieg 1999 das Medizinische Bataillon des Kosovo-Schutzkorps, einer Auffangorganisation für die aufgelöste Rebellenarmee. Der in der Öffentlichkeit wenig bekannte Politiker fungierte seit dem Amtsantritt Thacis im Jahr 2007 als dessen gesundheitspolitischer Berater und war zeitweise als Verteidigungsminister im Gespräch. Bei der Wahl am Sonntag kandidierte er für die Thaci-Partei PDK. Weil die persönlichen Stimmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts der FR [15. 12.] noch nicht ausgezählt waren, war nicht klar, ob Muja ins neue Parlament einziehen würde.« Die Chancen für eine kriminalistische Untersuchung stehen nach Meinung von Mappes-Niediek im Prinzip gut. Die Staatsanwaltschaften des Kosovos sind alle auch mit internationalen Juristen besetzt. Sie können aus bestimmten Anlässen auch verstärkt werden. Man muss sich wundern, dass es bisher nicht geschehen ist. Natürlich wird die Regierung des Kosovos an einer solchen Untersuchung, die jedoch stattfinden muss, keine Freude haben. Auf die Frage, was nun der Marty-Bericht für die Aufarbeitung dieses Falles bedeute, meint der Autor, dass er deswegen verdienstvoll sei, als er mit Shaip Muja den Missing Link, den bisher verborgenen Zusammenhang zwischen den bekannten Details und Hashim Thaci liefert. Insofern könne sich nun niemand mehr damit herausreden, dass man das mit dem Organhandel nicht so genau wusste. 4
 
Nun ist der Organhandel als solcher durchaus kein neues Thema. Über die Organentnahme bei Hinrichtungen in China ist berichtet worden. Nach Schätzungen von Experten [Stand August 2009] stammen 65 % der bei Transplantationen verwendeten Organe von Hingerichteten. Im Februar 2009 forderte die EP-Abgeordnete Hiltrud Breyer eine stärkere Kontrolle bei Organtransplantationen 5. Patienten und Krankenkassen sollten nachweisen, woher Spenderorgane stammen. Sie bezeichnete den internationalen Organhandel als organisiertes Verbrechen von erschreckendem Ausmass. Dieser habe in der EU extreme Ausmasse; leider lägen keine konkreten Zahlen vor, da es zum Beispiel auch die EUROPOL bisher nicht zu ihrem Aufgabenbereich zählt, den illegalen Organhandel zu ahnden. Die Zahl der illegalen Organtransplantationen wird derzeit auf  15.000 geschätzt; was den Organtransplantations-Tourismus betrifft, so gehen Deutsche und Engländer nach Indien. »Nichtsdestotrotz ist bislang nichts passiert. Die Europäische Union hat dieses Problem geradezu ignoriert. Bisher gibt es kaum strafrechtliche Konsequenzen.« Ein Patient braucht weder dem Arzt noch den Krankenkassen gegenüber zu erklären, wie er zu einem transplantierten Organ kommt. Beyer nennt es zu Recht ein Verbrechen, wenn Menschen aus reichen Ländern in ärmere Länder gehen, sich dort Organe kaufen und die wirtschaftliche Situation dieser Länder resp. die der dortigen Menschen ausnutzen. Unleugbar wird beim Organhandel die Armut des Menschen benutzt, wenn dieser eines seiner Organe, meist handelt es sich um eine Niere, verkaufen muss und dabei sehenden Auges riskiert, bleibende Schäden zu erleiden. So hatten mutmassliche Mitglieder der Organ-Mafia in der Türkei in einem kleinen anatolischen Dorf mehrere Dutzend Freiwillige für eine Nieren-Spende gefunden. Laut Berichten türkischer Medien vom 1. 10. 09 hätten 10 Bewohner des Dorfes Kislacik bei Afyon in Westanatolien der Organ-Mafia eine Niere überlassen, weitere 36 Dörfler hätten auf einer Warteliste der Bande gestanden. Die Polizei hatte zuvor mehrere Verdächtige unter dem Verdacht des Organhandels festgenommen. Die Bauern aus dem Dorf hätten zwischen 10’000 und 15’000 Euro für eine Niere erhalten. 6
 
Einem Bericht vom März 2008 zufolge starben in den drei vorausgegangenen Jahren mindestens 35 Jordanier an den Folgen illegaler Nierenentnahmen. Hierzu erklärte Dr. Mohammed Ghneimat, der Präsident der Vereinigung der Nierenpatienten in Jordanien, dass im gleichen Zeitraum insgesamt 120 Menschen von Händlern des nahöstlichen Schwarzmarkts für Spendernieren rekrutiert worden seien. Dabei handelte es sich zumeist um verarmte Menschen aus palästinensischen Flüchtlingslagern. Für die Entnahme einer Niere hätten die illegal angeworbenen Spender 3000 jordanische Dinar (rund 4’000 Franken) erhalten. Die Organe wurden an wohlhabende Patienten zumeist in Ägypten und in Pakistan verkauft. Die Spender wurden ausserhalb Jordaniens unter irregulären Umständen operiert, erklärte Ghneimat. Bei vielen von ihnen seien nach dem Eingriff Komplikationen aufgetreten, so dass mindestens 35 von ihnen daran starben. Inzwischen schritten die jordanischen Behörden ein. Aufgrund der Aussagen von Spendern seien bereits etliche Akteure des Organhändler-Kartells festgenommen worden. 7
 
Dass Marty zwar von handfesten Beweisen spricht, diese aber nicht vorlegt, liegt laut einer Erklärung von del Ponte dem Tagesanzeiger gegenüber daran, dass jede Ermittlung im geheimen abläuft. »Man würde das Verfahren gefährden, wenn man die Beweise öffentlich diskutieren würde. Wenn es zum Prozess kommt, werden die Beweise im Gerichtssaal zur Sprache kommen.« Gerade der altbekannte Faktor geheim lässt aber auch jetzt daran zweifeln, ob wirklich alle Anzuklagenden vor Gericht gestellt werden, heisst es doch in Martys Bericht, dass die diplomatische und politische Unterstützung der USA und anderer westlicher Länder dem Regierungschef Hashim Thaci nach dem Kosovokrieg den Eindruck gegeben hätte, unberührbar zu sein, was durchaus eine nachhaltige Wirkung haben könnte.  Vielleicht hat dieser Status Thaci jetzt zu dem Schritt veranlasst, eine Anklage gegen Marty zu erwägen. Jedenfalls läuft im Moment noch alles auf eingefahrenen Schienen.
 
Thaci forderte in einem mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 13. Dezember geführten Interview 8 mehr Engagement von uns Europäern. Als ob wir nicht schon genug täten. Man kann sich langsam nur noch als eine nach Belieben auszubeutende Gesellschaft betrachten. Er spricht zwar bei diesem Ansinnen nicht aus, dass es hierbei unter Umständen auch um erneute Finanzspritzen zu unseren Lasten gehen könnte, sondern bringt die Forderung einer Aufhebung des Visumzwangs vor: das habe der Kosovo verdient. Dieser ist derzeit der letzte Staat Südosteuropas, dem die EU keine Reisefreiheit gewährt hat. Spätestens hier gilt es, neben der im Kosovo vorhandenen Mafiosität den Menschenhandel in Europa zu beleuchten. Dieser ist innerhalb der EU für die OK ein blühendes Geschäft, wobei Schätzungen zufolge schon im Jahr 2002 ca. 500 000 meist aus Mittel- und Osteuropa stammende Mädchen und Frauen Opfer von Menschenhändlern in Europa geworden sind. Einer Meldung von AP zufolge seien die  Gewinne der Schleuser und Zuhälter in den vergangenen zehn Jahren [Stand 2002] um 400 % gestiegen und lägen in Europa bei 7 bis 13 Milliarden €. Bekannt ist, dass der sogenannte Fischer-Erlass der rot-grünen Bundesregierung aus dem Jahr 2000  - diese Anweisung an deutsche Botschaften und Konsulate beinhaltet eine vereinfachte Visa-Vergabepraxis -  zu zahlreichen Missbrauchsfällen, also illegalen Einwanderungen nach Deutschland führte. Besonders in Kiew stieg die Zahl der Anträge auf Einreise in die Bundesrepublik inflationär an, was sich kriminelle Banden zunutze machten, um auch Prostituierte nach Deutschland zu schleusen. Der durch den Menschenhandel in Europa erzielte Erlös wird in einem aktuellen Bericht des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) vom 29. 6. 10 auf 2.5 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. Das UNODC beziffert die Anzahl von Menschen, die sich allein in Europa in der Gewalt des organisierten Verbrechens befinden, auf 140'000. Die Zahl der Opfer steige jährlich um 50 %. 51 % der Opfer stammen aus dem Balkan oder aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion. 13 % kommen  aus Lateinamerika, 7 % aus Mitteleuropa und 5 % aus Afrika. 70 % der ausländischen Prostituierten auf Italiens Strassen stammen aus Nigeria und aus Rumänien. Immer mehr Prostituierte kamen in den letzten Jahren auch aus China und Marokko [Stand Mai 2008]. Wie es weiter heisst, würden nur wenige Täter gefasst und verurteilt. Betrachtet man letzteren Fakt unter dem Aspekt einer Meldung der Frankfurter Rundschau vom 23. Juli dieses Jahres 9, dass in Deutschland jeder ein Bordell eröffnen kann, auch vorbestrafte Menschenhändler, Vergewaltiger oder Gewalttäter, so kann es kaum überraschen, dass die Überführung von Tätern eine derart geringe Zahl aufweist; dies allein schon deswegen, weil zur Eröffnung eines Bordells anders als etwa beim Betrieb einer Gaststätte keinerlei Genehmigung nötig ist. Eine Regelung dieser Art ist schlichtweg nicht  nachvollziehbar, da sie dem Menschenhandel direkt in die Hände spielen muss. Wie BBC online vom Januar dieses Jahres zu entnehmen war 10, hat Rumänien Russland als Ursprungsland von Migranten, die dem Sexgewerbe nachgehen, überholt. Noch 2006 lag Russland an der Spitze, gefolgt von der Ukraine und Rumänien. Seit 2008 steht Rumänien an oberster Stelle, danach folgen unmittelbar Russland und Bulgarien.
 
Einem Bericht von IslamOnline zufolge hat sich im Irak auf Grund der dort grassierenden Armut der Menschen inzwischen ein florierende Handel mit menschlichen Organen entwickelt 11.  Der 34 Jahre alte Ali Hassnawi erklärte gegenüber IslamOnline: »Eines Tages erzählte mir ein Freund, dass er seine Niere verkauft habe; ich beschloss, das Gleiche zu tun. Ich bekam 1.500 US-$, zwei Monate später bekam meine Ehefrau eine bessere Bezahlung für ihre Niere, 3.000 US-$, da der Mann, der sie kaufte, dem Tode nahe war.« Die Preise für eine Niere bewegen sich dem Bericht zufolge im Irak zwischen 500 und 5.000 US-$, je nachdem, wie dringend das Organ benötigt wird. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind die Nierenerkrankungen im Irak weit verbreitet, nicht zuletzt auch wegen der Folgen der jahrelangen, auf Betreiben der USA von den Vereinten Nationen gegen den Irak verhängten drakonischen Sanktionen. Über 7.000 Menschen benötigen demnach derzeit dringend eine Nierentransplantation. »Die Leben vieler Iraker sind bedroht, da die Dialysemaschinen alt sind und viele nicht mehr richtig funktionieren«, sagte Taha Abd al-Rahman, ein Sprecher des Ministeriums. »Wir haben eine lange Liste von Patienten, die um eine Niere ersuchen und vielfach sind sie, wenn sie das Organ schliesslich bekommen können, bereits tot.« »Wir haben im Irak die katastrophale Situation erreicht, in der arme Iraker ihre Organe verkaufen, um zu  überleben«, so ein Nierenchirurg vom Karama-Krankenhaus, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollte. »Auf der einen Seite sind wir froh, dass wir Leben retten können, andererseits ist es aber hart zu wissen, dass dies für Geld geschieht und nicht aus Nächstenliebe«, erklärt der Arzt weiter. Polizisten haben von zahlreichen Fällen berichtet, in denen Leichen gefunden wurden, denen Nieren oder die Augenhornhaut fehlte. Ermittlungen hätten ergeben, dass eine Mafia mit Ärzten zusammenarbeitet, die getöteten Menschen die Organe entnehmen. Inwieweit die Menschen zu diesem Zweck von jener Mafia getötet werden, konnte bis jetzt nicht ermittelt werden, was angesichts der zahllosen, jeden Tag im Irak getöteten Menschen allerdings auch kaum verwundern kann. Die Lage ist heikel und wir führen eine gründliche Untersuchung durch, um diese Kriminellen zu überführen und die Ärzte, die zu illegaler Arbeit gezwungen werden, zu befreien, sagt Oberstleutnant Abd al-Jabbar, Leiter der Kriminalpolizei. Noch in den 90er Jahren wurden die meisten gekauften Nieren in Indien transplantiert. Doch schon 2005 hatte der britische Telegraph berichtet, dass der illegale Handel mit menschlichen Organen in der irakischen Hauptstadt Baghdad die neue Wachstumsbranche ist. Auch wenn es bereits während der Herrschaft von Saddam Hussein den Handel mit Organen gab, so ist es doch offensichtlich, dass es die durch die Eroberung des Landes und die Unfähigkeit der Besatzer ausgelöste massive Arbeitslosigkeit sowie die damit einhergehende Armut weiter Teile der Bevölkerung waren, die das heutige Ausmass des Organhandels im Irak erst ermöglichten.
 
In Albanien werden die von Marty vorgetragenen Fakten indessen als Phantasievorwürfeabgetan. Der albanische Präsident Bamir Topi meinte sogar, sie als Tratsch bezeichnen zu müssen. Etwas voreilig, wie es scheint. Zumindest hat sich die albanische Regierung bereit erklärt, an einer internationalen Untersuchung mitzuarbeiten. Bei den Netzwerken im Balkan, die nicht nur dem Drogenhandel, sondern auch der Prostitution dienen, dürften kaum Zweifel an der Annahme bestehen, dass eine Visumsfreiheit für den Kosovo den Menschenhändlern direkt in die Hände spielen dürfte. 2004 konstatierte die UNICEF die Zunahme des Handels mit Frauen aus Südosteueropa und legte dar, dass es auf Grund der oft laschen Grenzkontrollen immer schwieriger werde, die Opfer zu identifizieren. Schon damals wird von Kindern berichtet, die nicht nur aus Albanien, sondern auch aus Moldawien oder Rumänien zum Betteln oder zur Prostitution verschleppt würden; Ende 2005 identifizierte die Polizei einer Meldung der Basler Zeitung vom 22. 11. 2005 zufolge allein in Italien 50'000 ausländische Strassenkinder, mehrheitlich aus Rumänien, Marokko und Albanien. Wie es heisst beschert der Handel mit Kinder-Bettlern der OK bis zu 500 Mio. € im Jahr. »Immer mehr Minderjährige aus Dritt-Welt-Ländern und aus Osteuropa würden von skrupellosen Organisationen als Bettler eingesetzt.« Allein aus Osteuropa verschwinden jährlich 6000 Kinder und Jugendliche, die zur Prostitution gezwungen werden.  
 
Man kann nur immer wieder fassungslos konstatieren, wie weit wir es gebracht haben.
 
 
1 http://www.nachdenkseiten.de/?p=3150#more-3150 Carla Del Ponte bezichtigt den Anführer des Kosovo des Organhandels – Quelle: http://www.elpais.com/articulo/internacional/Carla/Ponte/acusa/trafico/organos/lider/Kosovo/elpepuint/20080413elpepiint_7/Tes   13. 4. 2008  Carla del Ponte acusa de tráfico de órganos al líder de Kosovo
2 Balkanforum 7.8.2009  Organhandel im Kosovo: Serbien hat Beweise
3 http://www.fr-online.de/politik/verstrickt-in-illegalen-organhandel/-/1472596/4924600/-/index.html Verstrickt in illegalen Organhandel  15. 12. 10
4  http://bazonline.ch/ausland/europa/Der-MartyBericht-liefert-den-Missing-Link/story/20328304    15. 12. 10
5  http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/17/0,1872,7514257,00.html  9. 2. 09 »Es gibt Organtransplantationstourismus« - EU-Abgeordnete Breyer fordert Rückverfolgung
Von Jörg Brase und Rita Stingl
6 http://www.jungewelt.de/2009/10-02/060.php  2.. 10. 09 - Türkei: Verbrechen der Organ-Mafia
7  http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=887B4002-1422-0CEF-707A41519E77A7AA
8http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED282F1ABCD0E4111BECFA19CB2184F9D~ATpl~Ecommon~Scontent.html   
9 http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/2879060_Bordelle-Konzessionen-fuer-die-Rotlichtzone.html   23. 7. 10  Konzessionen für die Rotlichtzone - Von Franziska Schubert
10  http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8481355.stm   26. 1. 2010
Romania has overtaken Russia as the top country of origin of migrant sex workers in the EU
11 http://www.freace.de/artikel/200805/180508a.html 18.5.08  Freiheit für Organhandel - Nino Machaidze