Harte Kritik an Anti-Atom-Bewegung und Ökodiktatur

Der hastige Atomausstieg der deutschen Regierung stößt international und zunehmend auch im Inland auf Widerstand.

Am 23. Mai warnte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Nobuo Tanaka, in einem Interview mit der Financial Times Deutschland, der deutsche Alleingang beim Ausstieg aus der Kernenergie stelle eine Gefahr für die Versorgungssicherheit in ganz Europa dar: »Es geht nicht um ein deutsches, es geht um ein europäisches Problem.« Die Energiepolitik in Europa müsse gemeinschaftlich entschieden werden, sonst würden »Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit in ganz Europa geopfert.« Auf dem G-8-Gipfel in Deauville vom 26. 5. 11 weigerten sich die anderen sieben Regierungen, auf die von Bundeskanzlerin Angela Merkel angestrebte Energiewende einzugehen. Als Reaktion auf den Unfall von Fukushima einigte man sich nur auf häufigere Sicherheitsüberprüfungen von Kernkraftwerken. Außer in Deutschland will man jedoch keine außer Betrieb nehmen. In der BRD warnten die vier großen KKW-Betreiber RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW, daß es große Stromausfälle geben könne, wenn die Regierung den geplanten Atomausstieg umsetze und versuche, das Land völlig auf erneuerbare Energien umzustellen. Indirekt befaßte sich auch das TAB, das Büro für Technikfolgenabschätzung, mit dem Thema, als es dem Bundestagsausschuß für Forschung und Bildung eine Studie vorlegte, der zufolge ein Stromausfall von mehr als 2 Wochen  Deutschland und seine Industrie zum völligen Zusammenbruch brächte.   

 

Ein massiver Angriff auf die Pläne des WBGU - des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen - für die sogenannte ökologische Große Transformation erschien am 27. 5. 11 in der Welt. Der Kommentar von Fritz Vahrenholt, Leiter der Sparte für erneuerbare Energien bei RWE INNOGY, trug die Überschrift Wir rutschen Hals über Kopf in die Ökodiktatur. Er verurteilt die Ziele des WBGU als jakobinisch und undemokratisch. Sie ließen sich auf demokratischem Wege niemals erreichen. »Folgerichtig stellt der WBGU offen heraus, daß die Dekarbonisierung der Gesellschaft nur durch die Beschränkung der Demokratie erreicht werden kann - national wie international. International fordert der WBGU einen Weltsicherheitsrat für Nachhaltigkeit. Die für Deutschland vorgeschlagene Zukunftskammer wird ausdrücklich nicht demokratisch besetzt und würde die Befugnisse des Parlaments begrenzen.« Vahrenholt schreibt ferner: »Der Preis für den utopischen Klima-Jakobinismus des WBGU ist zu hoch. Demokratische Institutionen, die Freiheit der Lebensführung und das Recht auf materiellen Wohlstand dürfen ihm nicht geopfert werden. .... Dabei mehren sich ohnehin die Zeichen, daß das Antriebsmoment für die Große Transformation erlahmen wird, da die Klimaerwärmung seit 12 Jahren zum Stillstand gekommen ist und sich die wissenschaftlichen Stimmen (außerhalb des WGBU und des Potsdam-Instituts) mehren, daß wir vor einer langjährigen Abkühlungsphase des Klimas stehen.«

 

Am 28. 5. veröffentlichten die Betriebsräte der deutschen Kernkraftwerke einen Aufruf an die Bundesregierung, ihren übereilten Ausstieg aus der Kernenergie zurückzufahren. Es gehe dabei um 30.000 Arbeitsplätze in ihrem Sektor und weitere 90.000 in Zulieferbetrieben. »Wir sind hier in Deutschland, nicht in Japan«, schreiben sie. »Wir haben dazu beigetragen, daß unser Industrieland immer genügend bezahlbare Energie hatte, unstrittig eine wichtige Grundlage für die positive Entwicklung unseres Landes in den letzten Jahrzehnten.«  1

 

Ein wenig verheißungsvolles Bild zeichnet Klaus Peter Krause 2:

»Stromausfälle kennen die Menschen in Deutschland bisher nur aus Nachrichten von anderen Ländern. Das wird sich ändern. Stromausfälle stehen auch hierzulande bevor, als Eigenerlebnis zuhause (beim Kühl- und Tiefkühlschrank, beim Kochen am Elektroherd, beim Staubsaugen, Geschirrspülen, Wäschewaschen, Heizen, Surfen im Internet, Fernsehen) und außerhalb der Wohnung am Arbeitsplatz, im Bahnverkehr, in der Wasserversorgung, in der Verkehrsregelung, in den Kühlhäusern, bei den Geldautomaten. Ohne Strom geht heute fast nichts mehr. Solche Eigenerlebnisse werden Erweckungserlebnisse sein: So haben wir das Umsteigen auf die Erneuerbaren aber nicht gewollt.

 

Stromausfälle: die unausweichliche Folge jener Politik,

- die den Strombedarf einer hochentwickelten Industrienation mehr und mehr (und eines Tages nur) mit Windkraft und Sonnenschein auf Fotovoltaik-Dächer decken zu können glaubt,

- die angstschürend und wider besseres Wissen ihre Stromerzeugung aus Kernkraft aufgibt,

- die wegen des CO2-Ausstoßes letztlich auch die Kohle- und Gaskraftwerke durch ›die Erneuerbaren‹ ersetzen will,

- die dieses technisch-anthropogene CO2 unbewiesen als Treibhausgas verteufelt und

- die das diktatorische Vermeiden dieses CO2 den Menschen als Klimaschutz vorgaukelt.

 

Stete Stromversorgung durch Sonne und Wind ist illusorisch: Da der Wind unstetig weht, die Generatoren bei Windstärken unter 3 m/s überhaupt keinen Strom erzeugen und bei zu starkem Wind sofort abgestellt werden müssen, erreichen Windkraftanlagen im Jahresdurchschnitt allenfalls 20 % ihrer Nennleistung, auf See nur bis zu 30 %. In Deutschland treiben inzwischen (Stand vom 31. Dezember 2010) 21 607 Anlagen mit einer Nennleistung von über 27 214 MW ihr kostspieliges Unwesen. Für deren fehlende Leistung von durchschnittlich 80 % müssen stets herkömmliche, mit Kohle, Gas, Kernenergie oder Wasser betriebene Kraftwerke bereitstehen, um die Fehlmengen sofort zu liefern (Schattenkraftwerke). Diese müssen häufig außerhalb ihres günstigen Wirkungsgradbereiches gefahren werden, weil der Windstromanteil schwankt, aber die Stabilität des Stromnetzes erhalten bleiben muß. Und auf die Sonne ist in unseren Breiten ebenfalls kein Verlaß. Tagsüber scheint sie mal und mal nicht, im Winter ohnehin schwächer, und nächtlichen Sonnenschein werden die Menschen ebenso wenig hinbekommen, wie sie das Klima schützen können. Ohne diese Schattenkraftwerkeist eine stetige und verläßliche Stromversorgung durch Wind und Sonne mit den benötigten Mengen wie bisher zu jeder Tages- und Nachtzeit illusorisch.

 

Die stabile Netzspannung ist in Gefahr

Je mehr Wind- und Photovoltaik-Strom, desto instabiler die Netzspannung. Früher war die Verteilung des Stroms vergleichsweise einfach. Produziert wurde er fast nur von den Versorgern und überwiegend in Großkraftwerken. Das war stromtechnisch vergleichsweise einfach zu steuern. Aber mit dem Ausbau des erneuerbaren Wind- und Photovoltaikstroms schwankt die Produktion: abhängig von Wetter und Tageszeit. Zudem wird der Strom dezentral produziert und ist so nur schwer zu kalkulieren. Selbst Privathaushalte speisen Elektrizität, die sie von Solardächern gewonnen haben, ins Netz ein. Die Versorgung ist daher nur schwer zu steuern, die Stromspannung nur schwer für die nötigen 50 Hz zu stabilisieren. Stromausfälle sind damit gleichsam programmiert, als seien sie ein festes, noch aber verheimlichtes Programm. Die deutschen Stromerzeuger und Hunderte Kommunalversorger müssen ihre Netze im nächsten Jahrzehnt gegen die künstlich herbeigeführte Instabilität sichern. Der wetterwendische und dezentral erzeugte Wind- und Fotovoltaik-Strom treibt das Land also auch in einen riesigen Umbau des Stromnetzes, was den Strom zusätzlich verteuert. Deutschland soll mit einem zusätzlichen und technisch neuen Stromleitungsnetz (smart grids) überzogen werden, tausende von Kilometern lang. Dafür sind Milliardeninvestitionen nötig, um zur einstigen Netzstabilität zurückzufinden. Aber Planung, Durchsetzung gegen Bürger-Widerstand und Bau dauern viele, viele Jahre, von der zusätzlichen Landschaftszerstörung ganz abgesehen. Bis dahin werden sich Bürger und Unternehmen in Deutschland auf Stromausfälle einstellen müssen.

 

Auf dem Weg in die Verarmung

Wer ein hochindustrialisiertes und in allem stromabhängiges Land in eine solche Gefahr bringt, führt es in die Deindustrialisierung. Wie schon politisch, hat Deutschland dann auch wirtschaftlich nicht mehr viel zu melden. Deutschland begibt sich in schleichende Verarmung und zieht seine Bewohner dabei mit. Auf andere Weise hat die politische Führung Deutschlands diesen Weg ebenfalls schon beschritten: so durch ihre Politik der staatlichen Überschuldung, durch Deutschlands Selbstentmachtung innerhalb der Europäischen Union, seine sklavische Euro-Politik in der EU-Währungsunion, sein Mitwirken am Ausschalten der Maastricht-Stabilitätskriterien und das Retten unsolider Euro-Staaten als Hauptzahler mit dem Steuergeld seiner Bürger.

 

 

1 Strategic Alert, Jahrgang 25, Nr. 22 vom 1. Juni 2011

2  Quelle: Dr. Peter Krause Stromausfälle hautnah

auszugsweise; alle Hervorhebungen durch politonline

http://kpkrause.de/?p=1427#more-1427  30. 5. 2011 und

http://ef-magazin.de/2011/06/01/3015-energiewende-teil-2-stromausfaelle-hautnah