Der Iran: Unverändert im Zangengriff - Von Doris Auerbach 30.01.2012 00:27
Man sollte nicht vergessen, so Norman Paech, emeritierter Professor für Völkerrecht, was Zbigniew Brzezinski, aussenpolitischer Berater von Carter bis Obama,
Ende der
90er Jahre als geostrategisches Ziel Washingtons mit dem Begriff »The Greater
Middle East« verkündete: die Ausrichtung aller Länder von der Türkei
bis Pakistan auf die Interessen der USA – mit allen notwendigen Mitteln,
was beim Iran bisher allerdings nicht gelungen ist. Die CIA, so Paech ferner,
die keineswegs den Ruf einer seriösen Behörde geniesst, gelange indessen in dem
einen oder anderen Fall durchaus zu richtigen Erkenntnissen. Dies könnte auf
eine Studie zutreffen, die die CIA am 12. 2. 2009 veröffentlichte und in der
»der Untergang des zionistischen Israels innerhalb von zwanzig Jahren« vorausgesagt
wurde, »wenn sich die allgemeinen Trends fortsetzen«. Diese Trends sah die CIA
nicht in den nuklearen Ambitionen Teherans. Nein, die Prognose basiert auf der
Einschätzung, »daß es unwahrscheinlich ist, daß die israelische Führung auch
nur zu minimalen Konzessionen bereit ist, um zu einer Verständigung mit ihren Nachbarn
und deren zunehmend desillusionierten und rasch wachsenden, Würde und
Gerechtigkeit verlangenden Bevölkerungen zu gelangen«. Zu jenem Zeitpunkt war Leon
Panetta Direktor der CIA und hatte die Studie offensichtlich abgesegnet. Als
Panetta im Oktober 2011 nach Israel aufbrach, war er US-Verteidigungsminister und
hatte die Studie in der Tasche. Die israelische Führung reagierte verärgert, nicht
so sehr auf die Mahnung, dass die Zukunft nicht mit militärischen Mitteln zu
sichern sei, sondern auf die Warnung, dass sich Israel nicht unbegrenzt auf die
finanzielle Unterstützung der USA verlassen könne. Entweder mache es Frieden
mit den Palästinensern, oder es werde untergehen. [1]
Als Panetta
Anfang Dezember 2011 davor warnte, dass ein militärisches Eingreifen die
Nahost-Region in eine Konfrontation ziehen könne, die Washington bereuen
würde, bestand die Reaktion Israels laut dem politischen Online-Magazin ›Daily Beast‹ darin, dass Botschafter Michael Oren [in New York unter dem Namen
Bornstein geboren] in Washington eine formelle Protestnote überreichte. Das
Weisse Haus ruderte zurück: Man habe ›rote
Linien‹, die der Iran bei seinen
atomaren Ambitionen nicht überschreiten dürfe, ein Alleingang Israels sei
deshalb nicht erforderlich. Panetta selbst sah sich danach zu einer neuen
Stellungnahme gedrängt: »Man schließe weiterhin keinerlei Maßnahmen gegen Teheran
aus«.
Laut Matthew Kroenig, bis letzten Juli Sonderberater für den Iran im Pentagon,
würde schon die Installation neuer Zentrifugen in der Atomfabrik Qom reichen,
um den Konflikt auf eine militärische Stufe zu heben. Das Ziel erscheint klar:
Die Hürden gegen den Krieg – nicht gegen den Frieden - senken. Kroenigs Artikel
in der ›Foreign Affairs ‹ liest sich programmatisch: ›Time to Attack Iran‹.
[2]
Der
US-Ökonom Daniel Ellsberg, der in
den 70er Jahren den Pentagon-Skandal aufdeckte, wusste schon 2006 von
Angriffsplänen: »US-Präsident George W. Bush und Vizepräsident Richard Cheney
hegen solche Gedanken seit mindestens 18 Monaten. Sie haben ihre Militärstäbe
insgeheim angewiesen, mögliche Atomangriffe auf unterirdische Atomenergieanlagen
im Iran zu planen, ebenso umfassende konventionelle Luftangriffe auf
überirdische militärische Energieanlagen und Kommandoposten. Philip Giraldi,
ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter, berichtete 2005 im ›American Conservative‹,
dass das Büro von Vizepräsident Cheney Kontingenzpläne für einen ›Luftangriff
in großem Maßstab auf den Iran - sowohl
mit konventionellen Waffen als auch mit taktischen Nuklearwaffen‹ - in Auftrag gegeben habe. ›Mehrere hochrangige
Offiziere der Air Force‹, die an der Planung beteiligt seien, wären ›über die
Implikationen ihrer Arbeit, daß nämlich ein nicht provozierter Angriff mit
Atomwaffen auf den Iran in Planung ist, erschüttert, doch niemand wolle seine
Karriere durch Widerspruch gefährden‹.« [Frankfurter Rundschau, 13. Dezember
2006] [3] Am 21.
Dezember 2011 erklärte General Martin Dempsey als Vorsitzender der ›Joint Chiefs of Staff‹, dass
die US-Streitkräfte an einem Punkt angelangt seien, an welchem ein
militärischer Einsatz im Iran absolut realistisch sei; gleichzeitig bestätigte
er, dass die Armee einen möglichen Angriff auf den Iran und dessen Atomprogramm
plane. Sollte Präsident Barack Obama diesen befehlen, werde man bereit sein.
Widerlegung von Unterstellungen
Einer der
wenigen, die die Behauptungen über Irans Kernwaffenprogramm zurückweisen, ist Clinton
Bastin, Ingenieur für Nuklearchemie, der früher das Programm des
US-Energieministeriums für Kernmaterial und Wiederaufarbeitung leitete. Am 19. November
letzten Jahres hatte er in einem Interview im ›LPAC-TV‹ den Schwindel
des angeblichen iranischen Kernwaffenprogramms aufgedeckt. Bastin sagte, das
iranische Nuklearprogramm sei eine Fortsetzung des zivilen iranischen Programms
zur Kernenergieentwicklung, das bereits 1970 begonnen wurde. Die meisten
Erklärungen sogenannter Nuklearexperten seien inkompetent. Man unterschätze die
Schwierigkeit, aus 20 %igem gasförmigem angereichertem Uran, das als Produkt
der Zentrifugierung entsteht, eine explosive Waffe zu bauen, für die mehr als
90 % angereichertes Uran erforderlich ist. Die IAEA-Ermittler wüssten wenig
über den Bau von Kernwaffen. Einige seien zwar Nuklearingenieure, hätten aber
wenig Wissen über Waffen. Der gegenwärtige Chef der IAEA, der Internationalen
Atomenergiebehörde, höre auf diejenigen, die keine Ahnung hätten; im Gegensatz
dazu habe der frühere Chef, El-Baradei, ein besseres Verständnis der Realität
sowie der geopolitischen Gefahren gehabt. Die sogenannten politischen Experten
in Washington bezeichnete Bastin ebenfalls als ›inkompetent‹, wobei er
als herausragendes Beispiel David Albright nennt, der eine Schlüsselrolle bei
der gegenwärtigen Hetzkampagne spielt. Bastins Einschätzung basiert auf 40
Jahren Arbeit bei der Atomenergie-Kommission und dem amerikanischen
Energieministerium; er ist seit Jahrzehnten in der Frage der
Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen aktiv. Bastin ist Vorsitzender der
Gewerkschaft der Regierungsangestellten beim ›US-Department of Energy‹.
Laut seiner Einschätzung sei es de facto unmöglich, dass bei dem gegenwärtigen
Stand der Abkommen über Inspektionen die kleine Menge angereicherten Materials,
das der Iran produziert hat, für die Waffenproduktion abgezweigt worden sei.
Aber selbst wenn durch irgendein Wunder genügend Material benutzt worden wäre,
um eine Bombe zu produzieren, seien die Gefahren und Schwierigkeiten,
gasförmiges Uran in die benötigte metallische Form umzuwandeln, enorm.
Zufällige ›Kritikalitäts‹-Ereignisse, in denen das gesamte
Material explodiert und direkt beteiligtes Personal dabei ums Leben kommt,
seien in allen Nationen, die Nuklearbrennstoffe herstellen, an der
Tagesordnung. Aber vor allem seien die politischen Konsequenzen eines
iranischen Versuchs, eine Bombe herzustellen, noch gefährlicher. Es wäre
letztendlich Selbstmord, so Bastin, wenn der Iran versuchen würde, eine Bombe
zu bauen. Das sei den Iranern klar und dies sei der überzeugendste Grund,
jenseits aller technischen Überlegungen, weshalb er selbst davon überzeugt sei,
dass es kein Bombenprogramm gibt, sondern nur eine Propagandakampagne, die
teilweise durch massive bürokratische Inkompetenz unterstützt werde. Bastin
steht mit der israelischen Regierung in dieser Frage noch in Kontakt. Er veröffentlichte kürzlich einen offenen Brief
an den israelischen Premierminister Netanyahu, in dem er ihn vor einem
Militärangriff gegen ein nicht-existentes iranisches Bombenprogramm warnte. [4] Am
13. Januar hatte Clinton Bastin dann ein offenes Schreiben [5] an Präsident
Obama gerichtet, in dem er detailliert darlegte, dass von den gesicherten und
überwachten Nuklear- und Forschungsprogrammen des Irans keine Bedrohung durch
Atomwaffen ausgehe. Er sandte diesen Brief auch an den iranischen Botschafter
bei den Vereinten Nationen, mit der Aufforderung, diesen weiter zu verbreiten,
um diese grosse Ungerechtigkeit zu korrigieren. Bastin, der u.a. für die
erfolgreiche Nichtweiterverbreitungs-Initiative der USA gegenüber Indien
verantwortlich war, beriet US-Institutionen der nationalen Sicherheit zu Fragen
der nuklearen Weiterverbreitung in anderen Ländern und hat wesentlich an der
amerikanischen Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen mitgewirkt. 1970
untersuchte er die amerikanisch-iranischen Pläne zur Nuklearkooperation im
Detail und ist seit dieser Zeit in Bezug auf den Iran auf dem neuesten Stand.
Zur IAEA
vermerkt John Lanta u.a.: »Zunächst ist die IAEA auch nicht besser als der ›Mutterkonzern‹ UNO, obwohl sie 1957 unabhängig davon gegründet wurde und ihre
eigenen Statuten besitzt, denn sie muß an die UN-Vollversammlung und an den
Sicherheitsrat berichten. Darüber hinaus ist klar, daß die USA als mit Abstand
größtem Beitragszahler und mächtigstem Land der Welt einen riesigen Einfluß
nicht nur in der UNO hat, sondern eben auch in der IAEA. Generaldirektor ist
derzeit der Japaner Dr. Yukiya Amano, dem die immer wieder tatsächlich seriöse
britische Tageszeitung ›The Guardian‹ ein ›Kuschelverhältnis‹ [eine
›cosy‹ relationship] mit der USA nachsagt, dies unter Berufung auf die
einzige Quelle, die es wissen muß: US- Diplomaten. Es kann nicht übersehen werden,
daß gegen den Iran seit mehr als 30 Jahren ein propagandistisches Trommelfeuer
läuft, das offenbar dazu geeignet ist, größeren Kriegslügen
Rückendeckung zu gewähren. Der Unterschied zwischen den US-gesteuerten
westlichen Aggressionen gegen den Irak und denjenigen gegen den Iran liegt
offenbar darin, daß der Iran tatsächlich ein größeres friedliches Nuklearprogramm
hat, der Irak aber hatte fast gar nichts dergleichen. Daß die iranischen
Zentrifugen bei weitem nicht ausreichen, um waffenfähiges Material
herzustellen, ist allgemein bekannt. Diese Sicht stützt auch der höchst
US-freundliche, ehemalige IAEA-Abteilungsdirektor Heinonen. Darüber schreibt
sogar die Haaretz! Aber
wer tut das bei uns? Nur zur Erinnerung: Auch bei einem Krieg gegen den
Iran wird Deutschland, wie schon 2003 beim Irak, schon deshalb automatisch
Kriegspartei, weil die USA ihre Basis in Ramstein nutzt. Ein weiterer Punkt
wird die dann mit höchster Wahrscheinlichkeit vorgetragene absurde
Israel-Privatdoktrin von Frau Merkel sein, der zufolge die Sicherheit Israels
Teil der deutschen Staatsräson sei. Well, mit Vernunft hat diese »Räson«
allerdings nichts zu tun, mit dem Amtseid von Frau Merkel schon gar nicht.« [6]
Im April
2011 bekannte der vormalige Generaldirektor der IAEA, Mohamed ElBaradei, in
einem Interview, dass die Amerikaner und Europäer im Atomstreit nie an einem
Kompromiss mit der Regierung in Teheran interessiert waren, »aber
an einem Regimewechsel – durch jegliche notwendige Mittel«. Sein
Nachfolger Amano hatte bereits zwei Monate nach seiner Wahl im Juni 2009 dem
US-Botschafter Glyn Davies zugesagt, seine Aufgabe in Übereinstimmung mit den
strategischen Schlüsselentscheidungen der USA in der Iran-Angelegenheit zu erfüllen.
Sein Bericht vom November 2011 interpretierte zwar nur alte Erkenntnisse neu
und sammelte weitere, von ausländischen Geheimdiensten gegen den Iran
vorgebrachte Anschuldigungen, scheute aber doch davor zurück, die iranische
Führung zu bezichtigen, definitiv atomares Waffenmaterial zu produzieren. Es
reichte wieder nur zur Verkündung weiterer Sanktionen - mit der Drohung, dass man
sich alle notwendigen Mittel vorbehalte. [7]
Weitere Anschuldigungen
Mit welcher
Dreistigkeit einem Staat ein Recht abgesprochen wird, das die eigentlichen
Atommächte ohne weiteres für sich beanspruchen, geht aus einer Aussage von Aussenminister
Guido Westerwelle hervor, der anschliessend an die Mitteilung Teherans, dass
die Produktion einer Urananreicherung auf 20 % für ihren medizinischen
Forschungsreaktor jetzt in der unterirdischen Nuklearanlage Fordo aufgenommen
wurde, gleich mit einer Anprangerung aufwartete. Er bezeichnete letzteres am 9.
1. 12 als einen »Schritt der weiteren Eskalation.« Obwohl die IAEA am 9. Januar bestätigt hatte, dass »alle
nuklearen Materialien in der Anlage unter Kontrolle und ständiger Überwachung
der Behörde stehen«, forderte der britische Aussenminister William Hague den
Iran kategorisch dazu auf, »die Produktion sofort einzustellen und sprach von
einem ›provokativen Akt‹. Der Iran
könne keine glaubwürdigen Gründe vorweisen, warum das Land diese Mengen an
hochangereichertem Uran benötige.« [8] Genauso wenig kann der Westen beweisen, dass Teheran den
Bau einer Atombombe verfolgt. Man muss
sich allein schon den reisserischen Titel ›Iran schockt den Westen mit Urananreicherung‹ vor Augen halten, um zu verfolgen, wie
die Hetze gegen das Land kontinuierlich vorangetrieben wird. Hagues Aussage, das iranische
Nuklearprogramm werde »im Verborgenen betrieben«, widersprach IAEA-Sprecherin Gill
Tudor, die betonte, dass die Atomenergiebehörde die Anlage insgesamt inspiziert
habe und dass die Inspektionen auch in Zukunft weitergingen. Victoria Nuland, die
Sprecherin des amerikanischen Aussenministeriums, hatte Teherans Vorgehen ebenfalls
als »eine
weitere Eskalation von permanenten Verstößen gegen seine nuklearen
Verpflichtungen« bezeichnet und den Iran erneut aufgefordert, »die
Urananreicherung auszusetzen.« Die neue Propagandaflut steht offensichtlich im
Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Kriegsmaschinerie auch aufgrund
massiven Widerstands im amerikanischen Militär und anderen wichtigen Institutionen
nicht so wie geplant vorankommt. [9]
Den geradezu
einmaligen
Titel ›Die gefährlichsten Mullahs der Welt - Iran
steht kurz davor, eine Atombombe zu bauen. Darf man angreifen?‹ des Chefredaktors der Basler Zeitung [10] hatten
wir ja schon einmal aufgegriffen. Dennoch ist er es wert, in diesem
Zusammenhang nochmals zitiert zu werden, da Markus Somm eigentlich genügend
belesen sein müsste, um zu wissen, dass eine in Bezug auf den Bau atomarer
Waffen vorgebrachte Behauptung dieser Art ebenso unfundiert ist wie die Lügen
über die irakischen Massenvernichtungswaffen, die dem Land 2003 ein Infernobescherten,
das in einen Dauerbrand mündete. Verwerflich sind Behauptungen dieser Art
insbesondere deshalb, weil der Schnitt der Leute sie meist für
bare Münze nimmt. Somm
bezieht sich auf den Bericht der IAEA vom November 2011. Er räumt zwar ein, dass
auch diese Experten falsch liegen können, dass sie jedoch der Meinung seien,
dass ihre Hinweise eindeutig sind: »Wenn nichts dazwischenkommt [so die
IAEA], dürfte der Iran bald eine Atombombe besitzen.« Weiter
heisst es: »Man
spekuliert nicht mehr darüber, ob – offen ist allein die Frage, wann. In zwei
Jahren, in einem Jahr? Das Regime könnte sich in eine der gefährlichsten Mächte
der Welt verwandeln – und wir können hinterher nur noch sagen, dabei gewesen zu
sein.«
Als ob die Rolle einer unbeschreiblich gefährlichen Macht nicht unmittelbar der
USA mit ihren offen vorgetragenen Angriffszielen zuzuschreiben wäre. Einige der
weiteren, zurückhaltend ausgedrückt seltsamen Gedankengänge Somms seien hier noch
angefügt: »Können
wir demnach warten – und alles wird gut? Nein. Dem Westen bleibt nichts anderes
übrig, als so rasch wie möglich Irans Atomanlagen unschädlich zu machen. Am
besten wäre es, die NATO würde diese Aufgabe erledigen, doch ist das
unrealistisch. Noch hoffe ich auf die Amerikaner, doch beim Gedanken an den
führungsschwachen Präsidenten der USA verlässt mich die Zuversicht. Barack
Obama, dem eine solche Aktion die Wiederwahl sichern könnte, wird kaum
den Mut dazu aufbringen. Er zählt zur Kategorie der politischen Gesundbeter.
Der Iran hat das längst erkannt. Also kommt es allein auf Israel an. Da der
Judenstaat wie kein anderes Land von einem atomaren Iran bedroht wäre, gehe
ich davon aus, dass die israelischen Streitkräfte bald einen solchen Angriff
wagen. Alles andere wäre erstaunlich. Alles andere wäre falsch.
Israel kann nicht zulassen, dass ein Regime, das wiederholt angekündigt hat,
den Judenstaat vernichten zu wollen, sich mit einer Atombombe ausrüstet. Denn das
würde die beste Überlebensgarantie, die Israel hat - die eigene Atombombe - wirkungslos machen. Dicke Haut - Schlägt
Israel zu, wird es weltweit verurteilt werden. Zum Glück lassen sich die
Israelis, die sich inzwischen an jede Spielart des internationalen Protests
gewöhnt haben, davon nicht beeindrucken. Zum Glück, weil nicht nur wir in
Europa froh darüber sein müssten, dass die Israelis diese undankbare, tödliche
Aufgabe im Iran ausführen, sondern insgeheim würden auch die meisten anderen Regimes
der Region dankbar sein. Selbstverständlich wird das niemand offen zugeben.
Warum ist ein atomarer Iran ein Problem? Wenn Teheran die Bombe besitzt, wird
es nicht dabei bleiben, sondern Saudi-Arabien, der Erzrivale, wird alles daran
setzen, nachzuziehen, ebenso die Türken, die seit Jahrhunderten mit den Iranern
im Streit liegen, als sich diese noch Perser nannten. Denkbar ist auch, dass
Ägypten, dessen Zukunft ohnehin unberechenbar ist, dann eine Bombe baut. Mit
anderen Worten, in wenigen Jahren dürfte der Nahe Osten, die explosivste Gegend
der Welt, vor Atomwaffen starren. Wer will das verantworten? Iran
muss um jeden Preis daran gehindert werden, eine Atombombe zu entwickeln.« Sollte noch jemand Zweifel hegen: Der Einsatz für diesen ›Preis‹ kann nur ein
uns mitverschlingender Flächenbrand der Zerstörung sein. Was nun die angebliche
Vernichtung Israels betrifft, so ist Somm auch in diesem Zusammenhang der
Unkenntnis zu zeihen: Es war zu erwarten, dass der alte Hut, der Iran wolle
Israel zerstören, wieder in Aktion zu treten hatte. Dies ist längst widerlegt,
die wirkliche Aussage lautete, dass das Regime Israels verschwinden müsse,
und keineswegs Israel selbst, was auch die Zeitungen zu rektifizieren hatten.
Zu den grotesken, von Washington gegen den Iran vorgebrachten
Anschuldigungen gehört auch, die Ermordung des saudi-arabischen Botschafters in Washington zu planen.
»Das angebliche
Mordkomplott«, schreibt
Knut Mellenthin [11], »das zusätzliche ›Strafmaßnahmen‹ gegen ein ganzes Land begründen soll,
war offenbar eine sogenannte ›Sting
Operation‹, wie sie in den vergangenen Jahren immer häufiger vom FBI, der
CIA und anderen US-Sicherheitsbehörden praktiziert wurden, um der
Öffentlichkeit ›muslimische
Terroristen‹ vorführen zu können. Bei
dieser Methode werden systematisch
labile Individuen aufgespürt, die sich von Polizei- und Geheimdienstagenten in fingierte Verschwörungen
verwickeln lassen. Diese entspringen überwiegend der Phantasie und den
Aktivitäten eben dieser Behörden. Das reicht von der Vorgabe der Attentatsziele
bis zur Beschaffung von Sprengstoff und Waffen. Die Aussage der Verantwortlichen,
daß im aktuellen Fall ›nie eine
Gefahr bestanden‹ habe, weil der
Hauptverdächtige ›von Anfang an
unter Beobachtung gestanden‹ hätte,
ist ein eindeutiger Hinweis, daß es sich wieder einmal um eine solche »Sting
Operation« gehandelt hat. Der inhaftierte Mann, Manssor Arbabsiar, ist ein
US-Staatsbürger iranischer Herkunft. Der Anklageschrift zufolge war er von
unbekannten Männern, die er für hochrangige Offiziere der iranischen
Revolutionsgarden gehalten habe, angeworben und bezahlt worden. Diese hätten
ihn beauftragt, sich mit einem mexikanischen Drogenkartell in Verbindung zu
setzen, um Auftragskiller für die Ermordung des saudi-arabischen Botschafters
in Washington zu besorgen. Weitere Anschläge sollten sich später gegen die
israelischen Botschaften in der USA und Argentinien richten.« Natürlich setzte sich auch US-Aussenministerin Hillary Clinton
wie zu erwarten gross in Szene: Die Anschlagspläne seien eine ›gefährliche Eskalation‹ der Unterstützung des Terrorismus
durch Teheran, hatte sie am 12. 10. 11 erklärt. »Dieser rücksichtslose Akt
untergräbt internationale Normen. Der Iran muß für seine Aktionen zur
Rechenschaft gezogen werden.« Ihr britischer Amtskollege William Hague sagte dann
am 13. 10. in London, seine Regierung arbeite mit der USA, der EU und
Saudi-Arabien an einer angemessenen Reaktion. Die aufgedeckten Pläne seien
offenbar ein Beleg dafür, dass der Iran seine Unterstützung von Terrorismus im
Ausland ausweite, sagte Hague im Parlament, ohne nähere Angaben zu machen. Es
ist eindeutig, dass wir konstant für dumm gehalten werden, sind doch die ›covert actions‹ der Geheimdienste und wie sie ›fabriziert‹ werden seit
Jahren Gegenstand zahlreicher Offenlegungen …….. [12]
Zu obiger
Beschuldigung hatte die IPPNW, die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für
die Verhütung des Atomkriegs, u.a. folgende Erklärung abgegeben: »Als
Ärzte und Mitglieder einer Internationalen Friedensorganisation sind wir über
die erneuten Kriegsdrohungen nach dem publizierten angeblichen Mordanschlagsversuch
auf den saudi-arabischen Botschafter in der USA besorgt. Für uns ist keinerlei
Nutzen und damit kein plausibles Motiv eines solchen Mordanschlags für den Iran
erkennbar. Im Gegenteil: Nutzen würde er ganz offensichtlich nur denjenigen
Kräften, die seit langem auf einen Krieg gegen den Iran drängen und bereits
wiederholt damit gedroht haben. Zum anderen sei an das Desaster des Irakkriegs
erinnert, der bislang nach seriösen Schätzungen bis zu einer Million Menschen
das Leben kostete und der mit einer Täuschung der Weltöffentlichkeit über seine
tatsächlichen Gründe begonnen wurde. Das darf sich nicht wiederholen. Zudem
wird ein Krieg gegen den Iran auch für Deutschland nicht ohne unabsehbare Folgen
bleiben.« [13] Was die Feindschaft dem Iran gegenüber betrifft, vermerkt
Werner Pirker, so ist die saudische Dynastie unbeirrbar wie sonst nur noch
Israel. Es war Riads Botschafter in Washington, der den dringenden Wunsch
anmeldete, der iranischen »Schlange den Kopf abzuschlagen«. [14]
Die Sanktionen
Während William
Hague die EU-Sanktionen und das Ölembargo gegen den Iran am 23. Januar mit den überschwenglichen
Worten ›Großbritannien wollte ein Paket noch nie dagewesener Sanktionen und
darauf haben wir uns geeinigt‹, begrüßte, lehnt Russland das
Ölembargo ab, das gemäss dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow überhaupt
nicht hilfreich ist, um die Probleme mit dem Iran zu lösen. Lawrow erklärte, Russland
werde sich weiterhin für die Wiederaufnahme der diplomatischen ›6+1-Verhandlungen‹ einsetzen und ausserdem darum bemüht sein, dass ›radikale Schritte von jeder Seite‹ unterbleiben; Lawrow betonte, die
Möglichkeiten für Verhandlungen existierten weiterhin. [15]
Er hatte schon am 18. Januar gewarnt, »daß ein militärischer Angriff
auf den Iran zu einer ›Katastrophe‹ führen würde. Es sei unmöglich, alle Folgen einer
solchen Fehlentscheidung im einzelnen vorauszusagen. Er habe jedoch keinen
Zweifel daran, daß diese Öl in das schwelende Feuer des Konflikts zwischen
Sunniten und Schiiten gießen und eine Kettenreaktion auslösen würde.« Was die
Frage nach dem Wahrscheinlichkeitsgrad einer solchen Katastrophe angehe, so war
Lawrows Antwort: Das »müssen Sie diejenigen fragen, die das ständig als eine
Option im Munde führen.« [16]
Noch vor dem Beschluss des Öl-Embargos war Guido Westerwelle
dafür, »die Finanzquellen für das Atomprogramm auszutrocknen.« »Wir müssen beherzt reagieren, das macht niemand
gerne«, sagte er. »Es geht darum,
daß wir
nicht akzeptieren können, daß der Iran nach der Atombombe greift.« Ferner: »Die ›Option eines nuklear bewaffneten Irans‹ könne nicht akzeptiert werden.« Es würde nun jeden noch in normalen Masstäben Denkenden
interessieren, wie man sich bei derartigen Drohungen, die dazu noch mit einer nicht
beweisbaren Anklage unterlegt sind, fühlt, zumal die zitierte Beherztheit,
einmal in die Tat umgesetzt, seine Kompatrioten in den Ruin treiben müssten,
eine Überlegung, zu der er offensichtlich gar nicht vordringt. [17]
Wie sich die
EU durch ihre Sanktionen gegen den Iran selbst schadet, sollte inzwischen
erkannt worden sein. So musste der britische Energiekonzern BP die Ausbeutung
eines Vorkommens in der Nordsee auf Grund derselben im November 2010 stoppen.
Es handelte sich hierbei um das Vorkommen Rhum, wo täglich 5,9 Millionen
Kubikmeter Gas gefördert werden. Die im Oktober 2010 gegen den Iran verhängten
scharfen Sanktionen betrafen vor allem die Öl- und Erdgas-Industrie; so ist es
europäischen Firmen untersagt, dem Iran, der viertgrösster Ölproduzent weltweit,
Technologien zur Verfügung stellen oder in den iranischen Energiesektor zu
investieren. [18] Die soeben verhängten, bislang schärfsten
Sanktionen werden den Iran hart treffen, da das Land
schon jetzt in einer schweren Wirtschaftskrise steckt. »Dass der Stopp der Öleinfuhren die Mullahs zum Einlenken bewegen
wird«, schreibt die Preussische
Allgemeine, »ist angesichts der eindeutigen verbalen Replik
Teherans indessen eher unwahrscheinlich. Ein Nachgeben würde das Regime
innenpolitisch schwächen, während ein schwerer außenpolitischer Konflikt seinen
Machterhalt sichern könnte. Denn dann hätte es einen Vorwand, die Opposition
der angeblichen Unterstützung des Westens anzuklagen und sie noch massiver zu bekämpfen.« [19] Wie BBC online [20] am 12. Januar
mitteilte, entschloss sich Japan, der zweitgrösste Abnehmer iranischen Öls,
nach dem Besuch von US-Finanzminister Timothy Geithner in Tokyo dazu, konkrete
Schritte einzuleiten, um seine Abhängigkeit von Öleinfuhren aus dem Iran zu
verringern. Japan hat die arabischen Golfstaaten darum ersucht, ihre Exporte zu
erhöhen, um möglichen Engpässen vorzubeugen. Dieselbe Unterstützung blieb
Geithner in China, das ca. 11 % seines Ölimports aus iranischen Quellen deckt,
allerdings versagt. Dort beabsichtigte
Geithner, für Sanktionen gegen die iranische Zentralbank zu werben, wodurch der
Bezug iranischen Öls für China mindestens komplizierter geworden wäre. »Das ist schon ziemlich dreist«, schreibt Roland Etzel. »Nicht allein deswegen, weil
China das iranische Öl braucht, sondern vor allem, weil der Westen zeitgleich an
anderer Stelle versucht, chinesische Ölgesellschaften aus energiereichen
Regionen herauszudrängen oder herauszuhalten, so in Libyen, so im
Sudan. Geboten hat man China dafür dem Vernehmen nach nichts außer warmen Worten. Was sie wert sind? Die Chinesen werden
sich daran erinnern, was Kommentatoren zum US-Militärbudget anmerkten - nämlich
daß die neue US-Militärstrategie jetzt vor
allem auf China zielt. Welchen Grund also sollte Peking haben, sich zum Dank
dafür zu schaden, um Teheran zu treffen
und Washington zu Diensten zu sein?« [21]
Auch der ›Bundesausschuss Friedensratschlag‹ hat auf den Beschluss der EU vom 23. Januar mit Sorge reagiert. In
einer Stellungnahme seines Sprechers Peter Strutynski heisst es u.a.»Seit
Monaten schon wird in israelischen Regierungskreisen über einen Militärschlag
gegen Ziele im Iran diskutiert. Allein die Tatsache, daß
eine solche Diskussion stattfindet, zeugt von der Mißachtung
des strikten Gewaltverbots, das die Charta der Vereinten Nationen allen Staaten
der Welt auferlegt hat. Der im November 2011 veröffentlichte Bericht der IAEA
enthält weder neue Erkenntnisse über das iranische Atomprogramm, noch
belastbare Belege für einen akuten ›Griff nach der Bombe‹. Gleichwohl
gehen die Regierungen der EU davon aus, daß der
Iran Atomwaffen entwickelt, weil er die zivile Atomindustrie vorantreibt. Letzteres
kann dem Iran aber nach internationalem Recht nicht verweigert werden. Die
Europäische Union hat sich ohne Not ins Kielwasser der USA
begeben. Die im Januar 2012 von der US-Administration angeordnete Strafmaßnahme
gegen die iranische Zentralbank verfolgt das Ziel, den internationalen Ölhandel
mit dem Iran ganz zum Erliegen zu bringen. Der Schritt der EU stellt eine
immense Verschärfung des politischen Klimas dar, bringt den Iran in eine fast ausweglose
Situation und die ganze Region an den Rand eines Krieges.« [22] Was das Einfrieren iranischen
Konten in der EU betrifft, so muss man wissen, dass der Iran bereits Ende
August 2010 sämtliche Gelder von europäischen Konten abgezogen und alle
iranische Bankkonten in Europa aufgelöst hatte. Die Aktion war von langer Hand
geplant gewesen.
Zu den
Sanktionen vermerkt Knut Mellenthin u.a.: »Mit einem großen Paket zusätzlicher
Sanktionen hat sich die EU am 23. 1. weiter auf einen Krieg gegen den Iran zubewegt.
Dieses noch immer nicht so recht populäre Ziel wird mit Lügen getarnt. ›Der Druck der Sanktionen soll
bewirken, daß der Iran unseren Wunsch, an den Verhandlungstisch zurückzukehren,
ernst nimmt‹, verkündete die
EU-Außenpolitik-Chefin Catherine Ashton, die zugleich auch für die Kontakte zu Teheran verantwortlich ist. Seit mehr
als einem Monat lehnt sie hartnäckig alle Aufforderungen der dortigen Regierung
ab, einen neuen Gesprächstermin zu vereinbaren. Heute existiert bereits ein
riesiges, undurchschaubares Gestrüpp von völlig unterschiedlich begründeten
nationalen, kollektiven und internationalen Sanktionen. Viele von ihnen haben
mit dem Atomstreit nicht das Geringste zu tun. Der Iran könnte durch
Zugeständnisse auf diesem einen Gebiet nicht einmal viel gewinnen. Längst geht
es nicht mehr nur um das zivile Atomenergieprogramm des Landes,
sondern um seine Existenz als souveräne Nation.« [23] Das Gesetz, das die US-Sanktionen gegen die
iranische Zentralbank beinhaltet und allen ausländischen Firmen, die mit der
iranischen Zentralbank Geschäfte tätigen, den Zugang zum US-Finanzmarkt
verwehrt, wurde von Barack
Obama unterzeichnet, obwohl sich der Iran bereit erklärt hatte, die Gespräche
über sein Atomprogramm wieder aufzunehmen.
Die
jüngsten Warnungen vor einem Krieg
Ende
Dezember 2011 hatte der chinesische Staatspräsident Hu Jintao die Warnung ausgesprochen, dass sich China mit direkten und sofortigen Militärmassnahmen
in den Krieg einschalten werde, sollte der Iran angegriffen werden. Der chinesische
Staatspräsident warnte bei einem Treffen mit hohen militärischen Funktionären
Chinas, dass sein Land, selbst auf Kosten einer Beteiligung an einem Dritten
Weltkrieg, nicht zögern werde, den Iran zu schützen. Der republikanische
US-Präsidentschaftskandidat Ron Paul warnte Ende November 2011 vor jeglichen
militärischen Angriffen auf den Iran. In einem CBS-Interview sagte er, »es gebe
keinerlei Beweise dafür, daß der Iran eine Atombombe baue«. Wörtlich sagte der
Politiker: »Iran hat keine Bombe und es gibt diesbezüglich auch keine Beweise.
Und wenn wir übertreiben und über eine Bombardierung des Irans sprechen, ist
das sehr gefährlich«. [24] In Israel haben sich führende Sicherheits- und
Militärkreise wiederholt gegen einen Angriff auf den Iran
ausgesprochen. Auf diesen Widerstand bezog sich auch Bruce Riedel,
Nahost-Berater von vier US-Präsidenten, der jetzt beim Brookings Institution in
Washington tätig ist; Riedel lehnt den Konfrontationskurs des US-Präsidenten
ab. In einem Interview mit der libanesischen Zeitung The Daily Star warnte Riedel vor der wachsenden Kriegsgefahr und
betonte, der Iran stelle zwar eine Gefahr dar, sei aber ›keine existentielle Bedrohung für Israel oder die USA‹.
[25]
Es fehlt das
öffentliche Bewußtsein
»Die internationale
Gemeinschaft«, schreibt Michel Chossudovsky, »unterstützt einen Angriff auf den
Iran im
Namen des Weltfriedens. Als Rechtfertigung für ein militärisches
Eingreifen, das zu einem nuklearen Holocaust führen könnte, wird dabei
behauptet, es ginge darum, ›die Welt
sicherer‹ zu machen. Während man das
Ausmaß des Verlustes an Menschenleben und der Zerstörung als Folge der heutigen
Kriege etwa im Irak und in Afghanistan noch abstrakt erfassen kann, ist die
Zerstörung, die mit einem 3. Weltkrieg einherginge - bei dem ›neue Technologien‹ und
fortschrittlichste Waffensysteme [einschließlich Atomwaffen] zum Einsatz kämen
- schier unvorstellbar und erschließt
sich erst, wenn er tatsächlich beginnen und Wirklichkeit werden würde. Die
etablierten Medien verzichten auf eine tiefergehende Analyse und Diskussion der
Folgen dieser Kriegsszenarien. Vom Iran geht keine nukleare Gefahr aus.
Allerdings geht von dem Militärbündnis USA, NATO und Israel, die im Rahmen von CONPLAN
den Einsatz thermonuklearer Waffen gegen ein Land, das nicht über Kernwaffen
verfügt, in Erwägung ziehen, eine Gefahr für die weltweite Sicherheit aus. Wie
General Ivashov schon sagte: ›Die
Öffentlichkeit soll glauben gemacht werden, dass eine solche Möglichkeit nichts
Schreckliches aufweist‹. Kernwaffen
zählen nun zum ›normalen Inventar‹. Aber ein Angriff auf den Iran hätte
verheerende Konsequenzen. Die Regierung Obama stellt eine nukleare Bedrohung
dar und Gleiches gilt auch für die NATO. Auch die 5 Länder, die eigentlich
keine Atommächte sind [Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande und die
Türkei], von deren Boden aus aber taktische Atomwaffen unter ihrem jeweiligen
Kommando gegen den Iran eingesetzt werden könnten, bilden eine nukleare
Bedrohung. Die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
stellt nicht nur eine nukleare Bedrohung, sondern auch eine Gefahr für die
Sicherheit des israelischen Volkes dar, das hinsichtlich der Folgen eines
amerikanisch-israelischen Angriffs auf den Iran irregeführt wurde. Die
Komplizenschaft der öffentlichen Meinung des Westens, darunter auch Kreise der
amerikanischen Friedensbewegung, ist beunruhigend. Bisher wurden auf
politischer Ebene keine Bedenken angesichts der zu erwartenden Folgen eines
Angriffs seitens der USA, der NATO und Israels auf ein Land, das selbst nicht
über Kernwaffen verfügt, erhoben.« [26] »Weit gefährlicher als das Abenteurertum dieses
unverantwortlichen Duos Netanjahu/Lieberman«, legt Norman Paech des weiteren
dar, »
ist der Schutz der USA, der nach jedem kriminellen Unternehmen jegliche
Sanktion verhindert. Diese Politik erst öffnet das Terrain für Jerusalems Unberechenbarkeit.
Sie wird nicht im Weißen Haus oder im Pentagon gemacht, sondern im Kongreß, der
Israels Regierungschef Netanjahu bei seinem letzten Besuch einen triumphalen
Empfang bereitet hat. Wer sich auf einen solchen Verbündeten verlassen kann,
wird nie Verantwortung zeigen, Interesse
an echten Friedensverhandlungen haben, Kompromisse eingehen und sich an die UNO-Charta
gebunden fühlen. Ein Krieg gegen den Iran würde jedoch anders aussehen als der
mit Gaza: Er könnte den Untergang des zionistischen Israels bedeuten, wie ihn
Panetta voraussieht. Dann hätte die USA genau das Gegenteil erreicht, was sie
für Israel will. Und es ist höchst zweifelhaft, ob sie in Teheran einen ›iranischen Karsai‹ installieren könnte.« [1]
Die
Lateinamerika-Reise, die Ahmadinedschad Anfang Januar unternahm, hatte »in
Washington zu wütenden Reaktionen geführt. [27] So
war die venezolanische Generalkonsulin in Miami, Livia Acosta Noguera, von der
US-Administration wohl nicht zufällig am 8. 1. zur ›unerwünschten Person‹
erklärt und des Landes verwiesen worden. Sie soll angeblich gemeinsam mit
iranischen und kubanischen Agenten US-Einrichtungen ausspioniert haben, um eine
Attacke auf nordamerikanische Computernetzwerke vorzubereiten.« Derlei
Behauptungen kann ja wohl niemand mehr ernst nehmen. »Schon
vor Reiseantritt Ahmadinedschads hatte man in Washington erklärt, daß dies ›kein
guter Zeitpunkt‹ für die Region sei,
um engere Beziehungen zur Islamischen Republik zu knüpfen. Insgesamt sind die
Handelsbeziehungen zwischen dem Iran und Venezuela seit 2005 um 131 %
gewachsen, während Brasilien seine Exporte in den Iran im letzten Jahrzehnt um
7000 % erhöht hat. Chávez hatte Ahmadinedschad mit den Worten empfangen,
die politische Allianz zwischen beiden Ländern diene dazu, ›den imperialistischen Wahnsinn
zu bremsen‹; dieser stelle eine Gefahr für die ganze Welt dar.«
Einer
Meldung vom 26. 1. zufolge hat der Sprecher des Energieausschusses des iranischen
Parlaments, Emad Hosseini, erklärt, dass Teheran einen sofortigen Stopp seiner
Öllieferungen an Europa plane, dies obwohl das EU-Einfuhrverbot
erst ab 1. Juli in Kraft treten soll. Hierzu werde dem Parlament am 29. Januar ein
entsprechender Gesetzesentwurf. Im übrigen sind die
Iran-Sanktionen in Brüssel zunächst nur von den EU-Botschaftern vereinbart
worden und müssen somit noch von den EU-Aussenministern offiziell beschlossen
werden. Nun bezieht ausgerechnet das hoch verschuldete Griechenland
ein Drittel seiner Ölimporte aus dem Iran. Ahmadinedschad hat gleichzeitig erklärt, dass die
neuen Sanktionen den Iran nicht schmerzten, da der Handel mit Europa, der einst
bei ca. 90 % lag, gegenwärtig nur noch 10 % beträgt. Ferner habe die USA in den
letzten 30 Jahren kein Öl mehr vom Iran bezogen. Wie Paul Müller in der Berliner Umschau berichtet, »wollen Indien
und der Iran den bevorstehenden Finanzboykott gegen Teheran angeblich durch
eine Bezahlung von Erdöl mit Gold umgehen. Das meldet die auf Geheimdienste und
Analysen spezialisierte israelische Nachrichtenseite ›Debkafile‹. Auch China
könnte demnach diesem Vorbild folgen. Indien und China sind mit zusammen 40 %
der insgesamt 2,5 Millionen Barrel täglich verkauften Erdöls der größte Kunde.
Sollte der Bericht der ›Debkafile‹ stimmen, dürfte er in Washington die
Alarmsirenen anspringen lassen, da der Schritt ein nachhaltiger Angriff auf den
Dollar als Leitwährung im Ölmarkt wäre.« [28] In seiner Rede zur Lage der Nation
erklärte jetzt Obama, dass die USA einerseits weiter auf Gesprächsbereitschaft
und Druck setze, andererseits jedoch alles unternehmen würde, um zu verhindern,
dass die Islamische Republik in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Obama machte
ferner das Angebot, dass dem Land die Wiederaufnahme in die Völkergemeinschaft
winke, insofern der Iran seinen Kurs ändern und seine Verpflichtungen erfüllen
würde. Israel, das sich vom Iran bedroht fühlt, versicherte der US-Präsident
die feste Solidarität seines Landes. Der Iran allerdings hat signalisiert, dass
auch die neuen Sanktionen ihn nicht daran hindern werden, sein Atomprogramm
fortzusetzen.
Abschliessend
die Erklärung von Israels Verteidigungsminister Ehud Barak vom 18. Januar im
Armeerundfunk: »Die Entscheidung über einen Militärschlag gegen Atomanlagen
liegt in weiter Ferne.« Laut ihm hegt Israel derzeit keine Angriffsabsichten
gegen iranische Atomanlagen. Bekanntlich hatte seine Regierung zuvor ein
militärisches Vorgehen nicht ausgeschlossen. [29]
Man kann
nur hoffen, dass es auch für einen Krieg ›in
weiter Ferne‹ keine Möglichkeit
geben wird.
[1] http://www.jungewelt.de/2011/12-22/045.php 22. 12. 11
Wer
überlebt? - Immer neue Drohungen gegen Teheran: Ein Krieg
gegen Iran könnte den Untergang des zionistischen Israels bedeuten Von Norman Paech
Norman
Paech war von 2005 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und aussenpolitischer
Sprecher der Fraktion ›Die Linke‹
[2] http://www.doriangrey.net/index.php?issue=18&page=article&p=1&id=14&c=2 6. 1. 12
Iran:
Netanjahu treibt USA zum Krieg
[3] http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Lautes-USSbelrasseln-in-Richtung-Iran/story/24884537 21. 12. 11
[4] http://www.bueso.de/node/5115 21. 11. 11 Führender US-Experte Clinton Bastin weist
Behauptungen über Irans Kernwaffenprogramm zurück
[5] http://www.bueso.de/node/5334 16. 1. 12
US-Nuklearwissenschaftler an Präsident Obama: keine militärische
Bedrohung durch Irans Nuklearprogramm
[6] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/john-lanta/iaea-mit-unlauteren-tricks-gegen-den-iran.html;jsessionid=DAA2F09E0B823D438400A72BFE03ACC3 21. 11. 11
IAEA – mit unlauteren Tricks gegen den Iran - John
Lanta
[7] http://www.jungewelt.de/2011/12-22/045.php 22. 12. 11
Wer
überlebt? - Immer neue Drohungen gegen Teheran: Ein Krieg
gegen Iran könnte den Untergang des zionistischen Israels bedeuten Von Norman Paech
[8] http://www.handelsblatt.com/politik/international/iran-schockt-den-westen-mit-
urananreicherung/6049164.html 9. 1.
12 Iran schockt den Westen mit
Urananreicherung
[9] http://www.bueso.de/node/5316 10. 1. 12
Britischer Außenminister heizt Kriegspropaganda gegen Iran an
[10] http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Die-gefaehrlichsten-Mullahs-der-Welt/story/12613185 20. 11. 11
Markus Somm - Die gefährlichsten
Mullahs der Welt - Iran steht kurz davor, eine Atombombe zu bauen. Darf man
angreifen? Alle Hervorhebungen durch politonline
[11] http://www.jungewelt.de/2011/10-13/028.php
Inszeniertes Mordkomplott USA: Spur des vereitelten Anschlags führt nach
Washington, nicht nach Teheran - Knut Mellenthin
[12] http://www.jungewelt.de/2011/10-14/039.php 14. 10. 11 USA schmieden Allianz gegen Iran
- Zweifel an Mordkomplott Teherans – Washington arbeitet an »angemessener
Reaktion«
[13] http://www.ippnw.de/startseite/artikel/4ef8376aa7/ippnw-warnt-vor-militaerischer-eskal.html Pressemitteilung vom 14. 10. 11 Kontakt: Jens-Peter Steffen, Körtestr. 10, 10967
Berlin, www.ippnw.de
[14] http://www.jungewelt.de/2011/10-15/052.php 15. 10. 11
Verschwörungstheorien
- Obama auf Clintons Aggressionskurs - Von Werner Pirker
[15] http://www.bueso.de/node/5361 24. 1. 12
Russland lehnt Öl-Sanktionen gegen Iran ab
[16] http://www.jungewelt.de/2012/01-20/033.php 20. 1. 12
Knut Melllenthin - Warnung vor
»Katastrophe«
[17] t-online-ticker EU verhängt Öl-Embargo gegen den Iran 23.01.2012
[18] http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=17112010ArtikelWirtschaftRIA1
17. 11. 10
[19] http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/tanz-auf-dem-vulkan.html¨
25. 1. 12
Tanz auf
dem Vulkan; Ölembargo wird Teheran nicht zum Einlenken bewegen - Kriegsgefahr
wächst
[20] http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-16523422 12. 1. 13
[21] http://www.neues-deutschland.de/artikel/215416.dreistes-angebot.html 12. 1. 12
Dreistes
Angebot - Standpunkt von Roland Etzel
[22] http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Iran/baf2.html Kassel, 23. Januar 2012
[23] https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2012/01-24/021.php
24. 1. 12
In
Richtung Krieg - Neues EU-Sanktionspaket gegen Iran - Knut
Mellenthin
[24] http://info.kopp-verlag.de/nachrichten/us-praesidentschaftskandidat-keine-beweise-fuer-iranische-atombombe.html 22. 11. 11 US-Präsidentschaftskandidat:
Keine Beweise für iranische Atombombe
[25] http://www.bueso.de/node/5361 24. 1. 12
Russland lehnt Öl-Sanktionen gegen Iran ab
[26] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/prof-michel-chossudovsky/vorbereitungen-auf-atomschlag-gegen-iran-keine-option-ist-vom-tisch-2-.html
8. 1.
12 Vorbereitungen auf Atomschlag gegen
Iran: »Keine Option ist vom Tisch« (2) - Prof. Michel Chossudovsky
[27] http://www.jungewelt.de/2012/01-11/025.php 11. 1. 2010
USA frustriert - Iran baut seine Beziehungen mit Lateinamerika aus.
Region ignoriert Drohungen aus Washington
- Von Modaira Rubio, Caracas
[28] http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=42330&title=Bericht%3A+Indien+will+f%FCr+Irans+%D6l+Gold+statt+Petrodollar+zahlen&storyid=1001327417128
24. 1. 12 Bericht: Indien will für Irans Öl Gold statt Petrodollar
zahlen -
Von Paul Müller
[29] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/streit-ueber-atomprogramm-israel-angriff-gegen-iran-in-weiter-ferne-11612441.html 18. 1. 12
Streit über Atomprogramm Israel: Angriff gegen Iran ›in weiter Ferne‹
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