Als Entdecker des Golfkriegssyndroms verfolgt - Von Brigitte Queck

Professor Dr. Siegwart-Horst Günther, Arzt, Antifaschist, Jude und mutiger Mahner, feierte

am 24. Februar seinen 87. Geburtstag und weltweit alle Menschen, die den Entdecker des Golfkriegssyndroms kennen, haben dem Humanmediziner jetzt herzlich auch zu seinem Lebenswerk gratuliert! Wer ist Professor Dr. Günther?

 

Siegwart-Horst Günther, in Halle geboren, kam als Soldat an der Ostfront mit der Widerstandsgruppe um Graf von Stauffenberg in Berührung und wurde ihr Kurier, was er nach der Aufdeckung der Verschwörergruppe gegen Hitler und seiner folgenden Einlieferung ins KZ Buchenwald fast mit dem Tode bezahlt hätte. Von 1945 bis 1950 studierte Günther in Jena Humanmedizin und habilitierte sich 1954 an der Humboldtuniversität in Berlin. Als jüngster Professor der DDR folgte er 1956 einem Ruf an die Universität nach Kairo, wo er Physiologie und Pathophysiologie unterrichtete. In den folgenden Jahren war er ordentlicher Professor für Pathophysiologie in Damaskus. Einer Zusammenarbeit mit Albert Schweitzer in dessen Hospital in Lambarene (1963 bis 1965) folgten Tätigkeiten als Arzt in Ägypten, Syrien und dem Irak. Doch besonders hoch geschätzt wird sein Einsatz als Mediziner im Irak, sowohl unter König Feisal, aber auch unter Saddam Hussein.

 

Professor Günther konnte durch das Einschmuggeln von im 2. Golfkrieg durch die USA und ihre Verbündeten eingesetzten Geschossen nach Deutschland und den folgenden Laborversuchen an drei Instituten, dem Luise Meitner-Institut, dem FU-Klinikum in Berlin-Charlottenburg und der Berliner Humboldtuniversität, beweisen, daß die USA von der Genfer Konvention geächtete Waffen im Irak eingesetzt hatte. Da er die ihm auferlegte hohe Geldstrafe des Amtsgerichtes Tiergarten für das Einschmuggeln eines radioaktiven Projektils, wie es im Bericht des Polizeipräsidenten in Berlin hieß, nicht bezahlte, wurde er wie ein Verbrecher ins Gefängnis geworfen und dort mißhandelt, so wie das von ihm in seinen Büchern Stumme Zeugen eines Krieges und Uran-Geschosse: Schwergeschädigte Soldaten, mißgebildete Neugeborene, sterbende Kinder, herausgegeben vom Ahriman-Verlag, beschrieben wurde.

 

Wenn man heute über Depleted Uranium diskutiert, wird oft außer Acht gelassen, daß es Prof. Günther war, der den Beweis erbracht hat, daß es sich effektiv um radioaktive Geschosse, also um atomare Waffen, handelte, die die NATO im Irak-Krieg einsetzte. Das kann man im Strafbefehl vom 15. 1. 1993 des Amtsgerichts Tiergarten in Berlin gegen Günther wie folgt nachlesen:

»Sie werden angeklagt, in Berlin und anderen Orten des Bundesgebiets im Juli 1992 radioaktive Abfälle, zu deren Ablieferung Sie nach dem Atomgesetz oder einer aufgrund des Atomgesetzes ergangenen Rechtsverordnung verpflichtet waren, nicht abgeliefert zu haben, indem Sie etwa Mitte Juli 1992 in die Bundesrepublik Deutschland einreisten und dabei eine aus metallischem Uran bestehende Geschoßhülse mitbrachten, um diese hier als Demonstrationsobjekt zu benutzen, wobei Sie sie in der nuklearmedizinischen Abteilung des Rudolf-Virchow Krankenhauses abgaben.

Das Projektil hat eine rauhe Oberfläche, die bei Berührung einen radioaktiven Abrieb erzeugt. Durch falschen Umgang mit dem Geschoßprojektil entsteht die Gefahr der Kontamination und Inkorperation radioaktiven Materials, was zu einer Gesundheitsgefährdung führen kann. Die Dosisleistung an der Oberfläche des Projektils beträgt ca. 11 MikroSivers pro Stunde.« Wenn Soldaten bzw. spielende Kinder in Kriegsgebieten mit diesen Geschossen einer 11 MikroSivers/h radioaktiver Dosisleistung nur eine Stunde umgehen, oder sich in unmittelbarer Umgebung dieses Geschosses befinden, bekommen sie die von Wissenschaftlern bereits als gefährlich eingestufte radioaktive Dosis - für ein Jahr und pro Person berechnet - schon innerhalb 1 Stunde inkorporiert! Darüber hinaus verursacht diese radioaktive Munition Immunschwächekrankheiten, Krebs, Mißbildungen sowie andere Krankheiten. Wir haben also Prof. Günther viel zu verdanken, denn ohne seinen Einsatz wäre heute nicht bekannt, daß es sich bei Depleted Uranium um eine gefährliche (wohlgemerkt atomare Waffe) handelt! Anfang der 90er Jahre wurde Günther von vielen als Verschwörungstheoretiker verhöhnt. Die Regierenden erkannten natürlich die Gefahr der Verbreitung der Wahrheit durch ihn und versuchten Günther 1999 kurz vor dem NATO-Krieg gegen Jugoslawien, in dem diese Waffe ebenfalls zum Einsatz kam, zum Schweigen zu bringen. [Der unabhängige Wissenschaftler Wilms sprach von ca. 100 t radioaktiver Munition, die allein im NATO-Krieg gegen Jugoslawien, vor allem im Kosovo, zum  Einsatz kamen!].

 

Zum Anlaß nahm man eine ihm von der Rentenversicherungsanstalt verweigerte Zahlung. Im Schreiben des Amtsgerichts Husum vom 14. Juli 1999 hieß es lapidar: »Ich muß Sie ..... nochmals darauf hinweisen, daß von hier aus weder direkt eine Zahlung veranlaßt werden kann, noch eine Einflußnahme auf die Rentenversicherungsanstalt möglich ist. In diesem Verfahren geht es ausschließlich um die Frage, ob Ihnen eine Person als Betreuer zur Seite gestellt werden kann oder muß. ….. Sofern hier nicht bis zum 30. 7. 1999 eine Mitteilung über einen mit Herrn Dr. Platz (er war 1999 Leiter der Psychiatrie der Karl Bonhoeffer Klinik, die Verf.) abgesprochenen zeitnahen Untersuchungstermin eingeht, muß ich davon ausgehen, daß Sie nicht bereit sind, sich freiwillig zu einer Untersuchung zum Sachverständigen zu begeben. Für diesen Fall beabsichtige ich, zur Vorbereitung des Gutachtens - wie schon anläßlich des 7. Januars erörtert - Ihre (geschlossene) Unterbringung und Beobachtung  - zunächst für den Zeitraum von 10 Tagen -  anzuordnen. Nach der Einschätzung des bei der Anhörung vom 7. 1. 1999 anwesenden Dr. Mulke besteht der Verdacht, daß bei Ihnen eine paranoide Entwicklung vorliegt, die die Kritikfähigkeit partiell einschränkt.« Und in einem Brief, der ihm nicht per Post, sondern an der Haustür und mit absichtlicher Verspätung an einem Donnerstagabend zugestellt wurde (Günthers geschlossene Unterbringung in einer Psychiatrie sollte dann gewaltsam an einem Montag erfolgen!!) wurde ihm u.a. mitgeteilt: »Urlaubsbedingt kann eine Untersuchung des Betroffenen in dem vorgesehenen Fachkrankenhaus nicht vor dem 2. November 1999 beginnen. Das Gericht hat dementsprechend auch die maximale Dauer der Unterbringung zur Untersuchung des Gesundheitszustands auf den 10. November 1999 beschränkt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird zu überprüfen sein, ob eine weitere geschlossene Unterbringung zur Untersuchung des Geisteszustandes erforderlich ist.«

  

Die Herrschenden in diesem Lande waren offenbar sehr genau darüber informiert, daß Prof. Günther nicht mit der Unterstützung seiner Familie rechnen konnte  [seine Frau, eine Ärztin, war nach Hakenkreuzschmierereien an seinem Haus und Naziparolenbrüllereien vor seinem Grundstück erschreckt worden. Da nach diesem Vorfall keine Patienten mehr kamen, ließ sie sich von ihm scheiden und lebt jetzt im Süden Deutschlands] und keine Rechtsschutzversicherung besaß. Es wäre in dieser Zeit also ein Leichtes gewesen, diesen Mann zu isolieren und somit für immer mundtot zu machen. Auf einer Erfurter Tagung über den Jugoslawienkrieg 1999 machten die Mütter gegen den Krieg (heute nennen sie sich Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg) Bekanntschaft mit Prof. Günther. Als letzterem die briefliche Drohung, ihn am kommenden Montag gewaltsam in die Psychiatrie abholen zu wollen, an einem Donnerstagabend überbracht wurde, schickte er uns, den Mütter gegen den Krieg, ein Fax. »Wir fürchteten damals zu Recht um das Leben von Professor Günther und baten Dr. Diestel, seinen Rechtsbeistand zu übernehmen. Darüber hinaus informierten wir zusammen mit einem Hamburger Verein alle wichtigen Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehstationen darüber, daß Prof. Günther in Gefahr war. Einer von unserem Verein fuhr außerdem nach Sankt Peter Ording, um zu verhindern, daß der Professor an dem besagten Montag durch die Polizei abgeholt würde. So war er nicht mehr allein. Als er dennoch in der Karl Bonhoeffer Klinik auf seinen Geisteszustand untersucht werden sollte, begleiteten ihn dann schon 5 Mitglieder unseres Vereins, sowie Prof. Schott. Rechtsanwalt Schulz richtete sogar eine Telefonkette ein, über die im Ernstfall die Medien informiert werden sollten!«

 

Wie perfide das Gutachten über Prof. Günther ausfiel, kann man hier lesen, obwohl auf unsere Unterstützung und diejenige von Teilen der Friedensbewegung hingewiesen worden war:

»Es wurden jedoch paranoide Züge festgestellt. Ob diese aber ausreichen, um den Betroffenen für geschäftsunfähig zu erklären, muß vom Gericht (medizinisches Sachverständigengutachten) geprüft werden. Herr Prof. G. sei nicht mit einer Betreuung einverstanden, so daß zur Einrichtung einer Betreuung gegen den erklärten Willen des Betroffenen dessen Geschäftsunfähigkeit nachgewiesen werden müßte. ..... In seinem energetischen Potential schien Herr Prof. G. gemindert; inhaltsbezogen (Urangeschosse, Umweltschädigung, radioaktive Verseuchung von Menschen) wurde eine gesteigerte Emotionalität deutlich.« Abschließend kam man jedoch zu der Schlußfolgerung: »..…. daß zum gegenwärtigen Zeitpunkt Herr Prof. G. auch außerhalb einer gesetzlichen Betreuung in der Lage ist, seine Angelegenheiten selbst zu besorgen.« Allerdings wurde angeregt: »Sollte sich auf diesem Weg keine Lösung für die zu klärenden Angelegenheiten finden lassen, wird aus nervenärztlicher Sicht weiter angeregt, unter dem Aspekt einer Verlaufsbeobachtung nach einem gewissen Zeitraum  - nicht vor einem halben Jahr -  eine Nachexploration durchzuführen.« An die genannte Nachexploration wagte man sich aber angesichts des sich stetig steigernden Bekanntheitsgrades von Prof. Günther durch die weltweite Anerkennung seiner Entdeckung der Gefährlichkeit von Depleted Uranium nicht mehr heran. Denn dieses war inzwischen von Dr. Leuren Moret, einer internationalen Expertin für Strahlungen und frühere Mitarbeiterin von Marian Falk, einem vormaligen Manhattan-Projekt-Wissenschaftler, Experte für radioaktiven Fallout und anerkannter Insider in den Livermor Laboratorien, als Trojanisches Pferd eines Atomkrieges bezeichnet worden. Bis heute werden überall auf der Welt Depleted Uranium-Waffen in Kriegsgebieten eingesetzt; sowohl Vertreter der Rüstungsindustrie als auch regierungsamtliche Kreise in der USA und in anderen kapitalistischen Ländern halten deren Einsatz nach wie vor geheim oder leugnen, daß es sich bei diesen Waffen um Kernwaffen handelt. Das hat seinen Grund, wurde doch bereits vom Internationalen Gerichtshof 1996 der Einsatz von Atomwaffen verboten!

 

Unsere Aufgabe als Friedensbewegte, aber auch als Gegner des Einsatzes von Atomenergie ist es, auf diesen Umstand immer wieder hinzuweisen. Dazu gehören Mut und Durchsetzungsvermögen. Professor Günther hat uns vorgelebt, mutig und unerschrocken für Humanität und Gerechtigkeit in der Welt zu kämpfen. Sein Einsatz für das Leben, den auch sein Lehrmeister Albert Schweizer vorlebte, muß uns Ansporn sein, alles dafür zu geben, die Menschen über die unermeßlichen und nicht rückgängig zu machenden Veränderungen im Natur-, Menschen- und Tierreich, die durch den Einsatz dieser neuzeitlichen atomaren Waffen entstehen, aufzuklären und deren Verbot endlich in allen Staaten durchzusetzen. Im Interesse auch unserer Nachfahren ist es deshalb dringend geboten, zu handeln!

 

 

 

Quelle:  http://seniora.org/index.php?option=com_content&task=view&id=788&Itemid=72

Original auf  http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17498   

Online-Flyer Nr. 342  vom 22.02.2012

Brigitte Queck ist Diplomstaatswissenschaftlerin Außenpolitik und Vorsitzende des Vereins

Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg  http://muetter-gegen-den-krieg-berlin.de

Dr. Leuren Moret – Strahlungsexpertin  www.amfir.com