Ein Konflikt mit China wird gebraut - Paul Craig Roberts

Washington hat die Philippinen, deren Regierung in seiner Tasche steckt,

zur Abhaltung von gemeinsamen Militärmanövern im Südchinesischen Meer vergattert. Der Vorwand: dass China mit den Philippinen, Indonesien und anderen Ländern wegen Inseln und Seerechten im Südchinesischen Meer in territoriale Streitigkeiten verwickelt ist. Washington versichert, dass Chinas territoriale Kontroversen mit Indonesien und den Philippinen eine Angelegenheit sind, die die nationalen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika betreffen.

Washington hat nicht klargemacht, was sein Anteil an den Auseinandersetzungen ist. Der Grund dafür, dass Washington nicht eindeutig sagen kann, warum Chinas Kontroversen mit den Philippinen und Indonesien eine Bedrohung der USA bilden, ist der, dass es keinen Grund gibt. Nichtsdestotrotz muss die undefinierte Bedrohung als Begründung dafür herhalten, dass Washington mehr Marinestützpunkte auf den Philippinen und in Südkorea braucht. Das alles hat den Zweck, einen langfristigen Kalten-Krieg-Konflikt mit China zu provozieren, der weiterhin Profite und Macht in Washingtons Militär/Sicherheitskomplex fließen lassen wird. So fließen riesige Profite in die Rüstungskonzerne, wobei ein Teil der Profite in die Wahlkampffinanzierungen für die Volksvertreterin Washington [von denen eine nicht unbeträchtliche Anzahl ihr Vermögen in die Rüstungsindustrie investiert hat; Anmerk. politonline] und Präsidentschaftskandidaten, die offen den Ausverkauf ihres Landes an private Interessen betreiben, zurückfließt. Washington hat die Absicht, Marinestützpunkte auf den Philippinen und auf der unter Naturschutz stehenden Insel Jeju zu errichten, die zu Südkorea gehört. Washington wird Steuergelder verschwenden, oder Geld drucken, um die unnötigen Flotten zu bauen, die diese dann Stützpunkte benutzen sollen. Washington ist auch dabei, Basen in Australien zu erwerben, um Australien vor China zu schützen, obwohl es keinerlei Drohungen Chinas gegen Australien gibt. Bush und Obama sind die führenden Modelle von Volkspräsidenten, die die Menschen zuhause und im Ausland an private Interessen verkaufen.

Warum hat Washington es mit einem neuen Kalten Krieg eilig?
Die Antwort beginnt mit Präsident Eisenhowers Warnung an die Menschen Amerikas in seiner letzten öffentlichen Ansprache über den militärisch-industriellen Komplex im Jahr 1961. Da diese online verfügbar ist, werde ich sie hier nicht zitieren. Eisenhower sagte den Amerikanern, dass der Kalte Krieg mit der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg Macht und Profite weiterhin in den jetzt als Militär/Sicherheitskomplex bekannten militärisch-industrielle Komplex fließen ließ - dies im Gegensatz zu früheren Kriegen, nach denen sich die USA entmilitarisierte. Eisenhower erklärte ferner, dass der Fluss von Macht und Profiten in diesen Komplex das wirtschaftliche Wohlergehen und die Freiheit des amerikanischen Volkes gefährde. Niemand kümmerte sich darum, und der Militär/Sicherheitskomplex war froh, diesen Fünf-Sterne-General-Kriegsheld-Präsidenten los zu sein, nachdem dessen zweite Amtszeit ausgelaufen war. Dank des Medienrummels um die sowjetische Bedrohung stand der Militär/Sicherheitskomplex vor einem uneingeschränkten Horizont steigender Profiten und Machtbefugnissen, während die Amerikaner ihre Zukunft den Interessen derjenigen opferten, die sie vor der sowjetischen Bedrohung beschützten. Für die Rüstungskonzerne und Sicherheitsagenturen brachen für die Dauer von fast drei Jahrzehnten gute Zeiten an, bis Reagan und Gorbatschow eine Einigung erreichten und den Kalten Krieg beendeten. Als die Sowjetunion in der Folge zusammenbrach, waren die Zukunftsaussichten für Macht und Profite des Militär/Sicherheitskomplexes trostlos. Das eine Prozent war dabei, seine Reichtümer zu verlieren, und die geheime Regierung war dabei, ihre Macht zu verlieren. In der Folge ging der Militär/Sicherheitskomplex ans Werk, um die Notwendigkeit eines massiven Verteidigungs- und Sicherheitsbudgets zu neuem Leben zu erwecken. Unter den willigen Werkzeugen waren die Neokonservativen mit ihrer französisch-jakobinischen Ideologie und den Loyalitäten gegenüber Israel. Die Neokonservativen definierten Amerika als das unverzichtbare Volk. Dermaßen außergewöhnliche Menschen wie die Amerikaner müssten die Herrschaft über die Welt errichten, als die einzig verbleibende Supermacht. Nachdem die meisten Neokonservativen mit Israel verbündet sind, wurde der muslimische Mittlere Osten zum Ziel, das sich günstig ergab. Moslems sind von Bewohnern des Westens ausreichend verschieden, so dass Moslems leicht dämonisiert werden können. Die Dämonisierung begann in neokonservativen Publikationen. Nachdem zuerst Dick Cheney das George W. Bush-Regime mit Neokonservativen ausgestattet hatte, war die nächste Aufgabe die Schaffung von Bedrohungen für die Amerikaner aus dem Wortschwall über die Verantwortung der Taliban für 9/11 und die Massenvernichtungswaffen des Iraks, darunter verbale Illustrationen von Bushs nationaler Sicherheitsberaterin über Pilzwolken über Städten  der Vereinigten Staaten von Amerika. Niemand in der US- Regierung oder in den freien US- Medien oder in den Medien der Handlangerstaaten der USA  - England, Europa, Japan, Taiwan, Kanada, Australien und Südkorea - war über Washingtons Behauptung, dass die einzige Supermacht der Welt von Ländern wie der Irak und der Iran bedroht war, betroffen, wobei letztere über keinerlei offensive militärische Kapazität oder über moderne Waffen verfügten, wie die Waffeninspektoren in ihren Berichten unmissverständlich feststellten.

Was für eine Art von Supermachtwird wohl vom Irak oder vom Iran bedroht?
Sicher keine richtige. Niemand schien zu bemerken, dass die angeblichen 9/11-Entführer Saudiaraber waren, keine Afghanen oder Iraker, dennoch wurden Afghanistan und Irak als terroristische Bedrohungen hingestellt. Saudiarabien und Bahrain, die ihre Menschen terrorisieren, brauchen sich nicht davor zu fürchten, dass ihnen Amerika die Demokratie bringt, weil sie Washingtons Marionetten sind, keine unabhängigen Länder. Während die Angst vor Unbekanntem die Bevölkerung der einzigen Supermacht der Welt überschwemmte, hallten die Forderungen nach Krieg gegen Amerikas Feinde  - Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns durchs Land. Unterstützt unsere Soldaten-Plastikbänder tauchten an amerikanischen Autos auf. Die Amerikaner steigerten sich in einen Wahn. Die Handtuchköpfe waren hinter uns her, und wir mussten um unser Leben kämpfen, um nicht in unseren Betten, Einkaufszentren und Flugzeugsitzen abgemurkst zu werden. Das alles war ein Schwindel, um die sowjetische Bedrohung durch die muslimische Bedrohung zu ersetzen. Das Problem, das sich mit der muslimischen Bedrohung entwickelte, war dann dies: Um den Fluss von Profiten und Macht in den Militär/Sicherheitskomplex aufrechtzuerhalten, mussten die versprochenen sechs Wochen Krieg im Irak auf 8 Jahre ausgedehnt werden. Der Krieg in Afghanistan gegen ein paar Tausend leicht bewaffneter Taliban dauert nun schon länger als ein Jahrzehnt, länger als die versuchte Okkupation Afghanistans durch die Rote Armee.

Anders gesagt, das Problem mit heißen Kriegen ist die Notwendigkeit, sie nicht gewinnen zu dürfen, um sie weiterführen zu können (Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan sind allesamt Langzeit-Kriege, die nie gewonnen wurden), damit Profite und Macht weiterhin in den besagten Komplex fließen. Das demoralisiert das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika und ruft weltweit den Eindruck hervor, dass die einzige Supermacht der Welt nicht einmal ein paar Tausend mit AK-47 bewaffnete Kämpfer besiegen kann, von einer wirklichen Armee gar nicht zu reden. Im Irak und in Afghanistan sind mehr Soldaten an Demoralisierung und Selbsttötungen gestorben als im Kampf. Im Irak wurde die USA gedemütigt, weil sie den Krieg dadurch beenden musste, dass sie die sunnitischen Kämpfer auf ihre militärische Lohnliste setzen und sie bezahlen mussten, damit sie aufhörten, amerikanische Soldaten zu töten. In Korea wurde der Krieg der USA durch ein rückständiges Land der Dritten Welt aufgehalten, das von Reis lebte. Was würde heute geschehen, wenn die Supermacht militärisch gegen China losginge, ein Land mit einer Wirtschaft, von der die USA abhängig ist, mit einer Wirtschaft, die ungefähr gleich groß ist wie die der Vereinigten Staaten von Amerika, und das auf seinem eigenen Territorium operiert. Die einzige Möglichkeit, die das Böse in Washington hätte, wäre ein Atomkrieg, der die Zerstörung der ganzen Welt durch die Überheblichkeit Washingtons zur Folge hätte. Glücklicherweise sind Profite für Washington wichtiger als die Beendigung des Lebens auf der Erde. Daher wird ein Krieg gegen China vermieden, gerade wie er auch mit der Sowjetunion vermieden wurde. Allerdings wird China von Washington und seinen prostituierten Medien, besonders der New York Times, der Washington Post und Murdochs Hurenkollektion als die steigende Bedrohung für Amerika präsentiert werden. Die Mediengeschichte wird die Bedeutung von Amerikas Alliierten von Europa in die Länder verlagern, die an das Südchinesische Meer grenzen. Das Geld der amerikanischen Steuerzahler, oder neu gedrucktes Geld, wird in die neue Allianz gegen China fließen. Chinas Aufstieg ist ein großer Segen für den US-Militär/Sicherheitskomplex, der Amerika beherrscht, wo es angeblich Freiheit und Demokratie gibt. China ist der gewinnträchtige Ersatz für die sowjetische Bedrohung. Im Lauf der Zeit werden die presstituierten Medien in den kläglichen Hirnen der Amerikaner Die Chinesische Gefahr schaffen. Bald wird dann das bisschen, was vom Lebensstandard der Vereinigten Staaten von Amerika noch übrig ist, der Konfrontation Washingtons mit China geopfert werden, zusammen mit der Vereinnahmung unserer Pensionen und persönlichen Ersparnisse, um die chinesische Gefahr abzuwenden.  

Wären doch die Amerikaner ein intelligentes Volk. Dann hätten sie einige Aussicht, ihre Einkommen, verbleibenden Besitz und Freiheit zu erhalten. Leider sind die Amerikaner so ganz und gar in die Matrix eingebettet, dass sie sich als ein dem Untergang geweihtes Volk präsentieren, das nicht über Überlegung, Vernunft oder Verständnis verfügt, um die Tatsachen zu erfassen, die der Rest der Welt klar vor Augen hat. Kann den Menschen Amerikas die Wirklichkeit vermittelt werden? Vielleicht wird ein Wunder geschehen. Bleiben Sie dran.

Anmerkung politonline: Was in der Presse auffallend selten je noch einmal Erwähnung findet, ist der Fakt, dass der Aufbau der Taliban durch die USA, die CIA, den britischen MI6, den pakistanischen ISI und Saudi-Arabien erfolgte, also sozusagen hausgemacht ist. Ziel ersterer war der Bau einer Ölleitung von Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan, während die Saudis beabsichtigten, den Wahhabismus in Afghanistan heimisch zu machen. Hierzu die von der Times of India veröffentlichte Aussage von Selig Harrison vom Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington DC, dass nämlich »die CIA das Taliban-Monster geschaffen hatte, indem für die ultra-fundamentalistische Miliz bei ihrer Machtübernahme 1994-1996 rund 3 Milliarden $ zur Verfügung gestellt wurden« und »dass ferner in Pakistan mit saudiarabischen Geldern ein Netz von Koranschulen (Madrassen) errichtet wurde, die Zehntausende junger Gläubiger aus aller Welt anzogen und als Rekrutierungszentren für den bewaffneten Kampf in Afghanistan fungierten. Beaufsichtigt und gelenkt wurden die Madrassen und Ausbildungslager vom pakistanischen Geheimdienst ISI, der seinerseits eng mit der CIA zusammenarbeitete.« Noch seltener geht die Presse auf den Fakt ein, dass sich Zbigieniew Brzezinski 1976 dafür entschieden hatte, den Aufstieg des islamischen Fundalismus zu fördern, den er als das stärkste Bollwerk gegen den Kommunismus pries. Auch war es Brzezinski, der Bin Laden persönlich rekrutierte, als dieser in Beirut lebte und ihm die Organisation der Attentate übertrug, die darauf abzielten, den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu provozieren. Beide Ziele schienen erreicht, als die Taliban 1996 siegreich in Kabul standen. Doch diese verweigerten sich dem Bau der Ölpipeline durch ihr Land. Wie Mathias Bröckers festhielt, fand die letzte Besprechung zwischen den Taliban-Führern und Washington im August 2001 statt, wobei den Taliban von den US-Vertretern zuletzt folgendes bedeutet wurde: »Entweder ihr akzeptiert unser Angebot eines Teppichs aus Gold, oder wir begraben euch unter einem Teppich von Bomben«. »Der Bombenteppich«, so Bröckers, »konnte, dem WTC-Anschlag sei Dank, problemlos ausgelegt werden. …..  Kaum war der Pulverdampf verzogen, wurde der Start des 2-Milliardenprojkets verkündet. Ein Narr, wer da an Verschwörungstheorien (11.9.) denkt.«  [1]  Fakt ist ferner, dass die US-Streitkräfte während des Höhepunkts des Afghanistankriegs Tausende von Taliban-Anführern mit einer Luftbrücke nach Pakistan flogen. So schreibt auch Knut Mellenthin: Die damals von der USA als Freiheitskämpfer gefeierten und geförderten Mudschaheddin werden heute als Terroristen verfolgt und gejagt.  [2]

Es hat nicht den Anschein, als wären diese Ausgangslage je ins Bewusstsein der breiteren US-Bevölkerung gedrungen.


[1]  Mathias Bröckers Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.Seite 147 siehe auch http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1166
Die Taliban: Kein Entrinnen - Von Doris Auerbach
15.03.2009
[2]  http://www.jungewelt.de/2006/05-19/008.php  19. 5. 2006  Milliarden für den Islamismus - Ein geschichtlicher Rückblick – Von Knut Mellenthin

Quelle: Antikrieg  http://antikrieg.com/aktuell/2012_04_30_einkonflikt.htm  Paul Craig Roberts Ein Konflikt mit China wird gebraut; der Orginalartikel A New Long-Term Cold War - Brewing Up a Conflict With China erschien am 1. Mai 2012 auf  http://www.counterpunch.org/2012/05/01/brewing-up-a-conflict-with-china/

Siehe auch  http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1729    15. 5. 2011  Wozu dient der Mord an Osama bin Laden?

Paul Craig Roberts war unter Präsident Ronald Reagan stellvertretender Finanzminister; der Wirtschaftswissenschafter, Redakteur und Kolumnist für das Wall Street Journal und die National Review ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschien «The Tyranny of Good Intentions: How Prosecutors and Bureaucrats Are Trampling the Constitution in the Name of Justice» (2000).
http://www.paulcraigroberts.org/

Roberts publiziert regelmässig auf  www.antiwar.com  und  www.counterpunch.org