Doris Auerbach - DER FILZ HINTER DEN ANSCHLÄGEN

Im Gegensatz zu früheren Jahren ist die Möglichkeit, zu erfahren, wer der eigentliche Drahtzieher von Attentaten ist, gewachsen. Insofern ist es nicht mehr so leicht, die Öffentlichkeit nach Belieben im Dunkeln zu lassen. Im Zusammenhang mit den Anschlägen in London und dem Massaker in Beslan schälen sich langsam neue Fakten heraus, von denen hier einige wiedergeben seien.

Der frühere Staatsanwalt und Spezialist für Terrorfragen, John Loftus, hat jetzt in einem Interview mit Fox News 1 bestätigt, dass der mutmassliche Mitbeteiligte an den Londoner Attentaten vom 7. Juli dieses Jahres, Haroon Rachid Aswat, ein Agent der britischen Auskunftsdienste war. Das US-Department of Justice wollte diesen 1999 in Seattle unter Anklage stellen, da er versucht hatte, in Oregon eine Schule für das Training von Terroristen aufzubauen. Die Vorgesetzten im Justizministerium ordneten indessen an, ihn nicht zu verfolgen. Zu jenem Zeitpunkt arbeitete er noch für die britischen Behörden. Gemäss Loftus war Aswat damals auch einer der Anführer von Al Muhajiroun, einer Trainingsszelle der britischen Auskunftsdienste, die während des Kosovokriegs aufgebaut worden war. Wie weiter ausgeführt wird, hatte der an der Spitze von Al-Muhajiroun stehende Führer  im Oktober 2001 einer arabisch-englischen Zeitschrift ein ausführliches Interview gegeben, das die Beziehungen zwischen den britischen Auskunftsdiensten, den Operationen im Kosovo und Al-Muhajiroun beschrieb.
 
Die im Zusammenhang mit Beslan bestehenden Fakten sprechen unserer hochstilisierten Demokratie, die gerade noch knapp die Vorderfassade auskleidet, in nicht geringem Masse Hohn 2, 3.  Es sei daran erinnert, dass die Wahlen in Tschetschenien am 29.8.04 gerade erfolgt waren. Die Beurteilungen derselben widersprechen sich. Internationale Beobachter, die der Arabischen Liga eingeschlossen, bezeichneten sie einstimmig als ehrlich durchgeführt, während die westliche Presse, sich selbst treu bleibend, diese als eine von Putin organisierte Maskerade abtat. Am 1. 9. 2004 erfolgte dann  der Anschlag auf die Schule in Beslan in Nordossetien. Trotz der blutigen Art des Überfalls und trotz der Tatsache, dass sich der tschetschenische Rebellenführer Schamil Bassajew als Urheber des Massakers bekannte, liessen die führenden Medien ihre Unterstützung für die ‚gemässigten Tschetschenen’ des sowohl von London als auch von Washington gestützten früheren tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow unverändert erkennen.
 
Im Verlauf seines Gesprächs mit ausländischen Journalisten am 6.9.04 sagte Putin, <dass bestimmte westliche Kreise Russland schwächen wollten, so wie Rom Karthago zerstören wollte.> Diese Kritik wurde jedoch lediglich in Le Monde abgedruckt. In der Zusammenfassung der Äusserungen Putins zu Beslan hiess es in Le Monde weiter: Das Ziel dieses internationalen Terrorismus, der mehr oder weniger offen von ausländischen Staaten, deren Namen der russische Präsident nicht nennen wollte, unterstützt werde, sei die Schwächung Russlands von innen, …. indem man sein Auseinanderbrechen provoziert, und zwar durch die Propagierung des Separatismus im Kaukasus und die Verwandlung der gesamten Region in ein Aufmarschgebiet für Aktivitäten gegen die Russische Föderation. Aslambek Aslachanow, Putins offizieller Tschetschenien-Berater, hatte bei direkten Telefongesprächen mit den Geiselnehmern festgestellt, dass diese nicht tschetschenisch sprachen. „Die Terroristen,“ sagte Aslachanow, „bekamen Befehle aus dem Ausland. Das ist das Werk unserer ‚Freunde’, die wahrscheinlich seit mehr als einem Jahrzehnt riesige Anstrengungen unternehmen, mit dem Ziel, Russland zu zerstückeln.“ Überlebende Kinder in Beslan berichteten, die Geiselnehmer hätten „neue NATO-Uniformen in den klassischen Tarnfarben getragen“. Auch die Aussagen des einzigen festgenommenen Geiselnehmers weisen nach Westen: dass nämlich der Überfall, wie bereits oben vermerkt, von Schamil Bassajew und dem früheren tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow angeordnet worden sei. Es ist erstaunlich, dass hochrangige Mitarbeiter Maschadows in westlichen Hauptstädten dessen ungeachtet wohlgelitten sind. So geniesst Achmed Sakajew, der Stellvertreter Maschadows, der von den russischen Behörden der Beteiligung an Terrorakten verdächtigt wird, seit November 2003 in Grossbritannien Asyl. Und Ilias Achmadow, Maschadows sogenannter Aussenminister, hält sich seit drei Jahren in den USA auf und wurde dort Anfang Juni 2004 als Asylbewerber anerkannt. Ganz offenbar sind Maschadow und seine Leute von Bushs Aussage, er werde „nicht zwischen Terroristen und jenen, die ihnen Aufenthalt gewähren, unterscheidenaus geostrategischen Gründen ausgenommen. In Berlin logiert seit geraumer Zeit Said Abumuslimow, Maschadows Sicherheitsberater. Abumuslimow engagierte sich schon in den 80er Jahren im tschetschenischen Untergrundkampf gegen die Sowjetunion. Als Mitarbeiter Maschadows befürwortete er 1997 die von den gemässigten Separatisten abgelehnte Einführung der islamischen Gesetzgebung, der Scharia, und somit ein auch auf körperlicher Bestrafung beruhendes Strafrecht, wie er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einräumte, also das Abhacken von Händen bei Dieben und die Steinigung von unsittlichen« Ehefrauen. 4  Diese Vorstellung scheint das Gewissen der deutschen Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth, die zu den Freunden der tschetschenischen Separatisten zählt, nicht zu belasten.


Auch der Anführer der Geiselnehmer hatte erklärt, auf Weisung von Schamil Bassajew gehandelt zu haben. Zunächst stellte er keine Forderungen. Später jedoch verlangte er das Erscheinen zahlreicher Persönlichkeiten und erklärte, dass die Kinder erst dann Wasser zum Trinken erhielten, wenn Putin die Unabhängigkeit Tschetscheniens am Fernsehen bekanntgegeben hätte. Während der Besetzung der Schule hatte sich der  Kreml, der den Überfall als von einer fremden Macht gesteuert betrachtete und keineswegs der Auffassung war, dass diesem die Verhältnisse in Tschetschenien zugrunde lagen, an den UNO-Sicherheitsrat gewandt, der jedoch eine Resolution ablehnte und lediglich eine Verurteilung aussprach.
 
Am dritten Tag, als es den medizinischen Hilfskräften erlaubt wurde, 21 Leichen zu entfernen, ereignete sich dann die Explosion, ohne dass man weiss, ob es sich um einen Schuss von ausserhalb handelte oder ob, was wahrscheinlicher ist,  diese auf eine versehentlich explodierte Bombe zurückzuführen war. Dies gab den Ausschlag für den Angriff der Sicherheitskräfte, der mit 376 Toten, hierunter 11 russische Soldaten und 32 Geiselnehmer, endete. Die Autopsie von 22 Waffenbrüdern des einzigen überlebenden Geiselnehmers ergab, dass diese Drogensüchtige waren, die sich zum Zeitpunkt des Todeseintritts im Entzugsstadium befanden. Um seinen Überfall durchführen zu können, musste Bassajew also auf Drogenabhängige zurückgreifen, denen ein paar kriegserprobte Kämpfer zur Seite standen. Bassajew selbst hat keine Partisanen in Tschetschenien und hatte eine Laufbahn als Söldner in verschiedenen Konflikten hinter sich, bevor er vergeblich versuchte, in Tschetschenien, wo er keine Legitimität besitzt, politisch zum Durchbruch zu gelangen..
 
Gegen Schamil Bassajew  besteht ein internationaler Haftbefehl. Dennoch konnte er kurz vor dem ersten Jahrestag des Anschlags ein Fernsehinterview in den Vereinigten Staaten geben. Inzwischen ist er  - nicht nachvollziehbar -  sogar zum stellvertretenden Premierminister der in Washington und London beheimateten Exilregierung Tschetscheniens ernannt worden, obwohl letztere den Anschlag durch ihren Sprecher Ahmed Zakaïev offiziell verurteilen liess. Die provisorische Regierung Tschetscheniens wird durch das American Committee for Peace in Chechnya des ehemaligen Sicherheitsberaters Zbigniew Brzezinski gestützt. Dieses ist im Freedom House untergebracht, dessen Führung dem vormaligen CIA-Direktor James Woolsey obliegt. Die Exilregierung verfügt über jede erforderliche Art von logistischer Hilfe, die ihr über die bekannten Brutstätten der CIA von der US-Regierung geliefert wird. Bassajew bekennt sich im übrigen dazu, vor kurzem mit Osama Bin Laden in Verbindung gestanden zu haben, den die USA zu suchen vorgibt. Im American Committee for Peace in Chechnya findet sich eine ganze Ansammlung „höchst ehrenwerter Personen“, so der neokonservative Einpeitscher Robert Kagan, Richard Perle, Reagans Aussenminister Alexander Haig und sein Verteidigungsminister Caspar Weinberger. Perle, Haig und Weinberger waren an der Hochrüstung der afghanischen Mudschahedin in den achtziger Jahren federführend beteiligt. Unter Präsident Ronald Reagan wurde Amerika vom grössten Gläubiger der Welt zum grössten Schuldner. Was Brzezinski, den ehemaligen Sicherheitsberater von Präsident Carter, betrifft, so war er einer der Schlüsselfiguren beim Aufbau des Al-Kaida-Netzwerks durch die CIA anlässlich des Krieges zwischen der Sowjetunion und Afghanistan (1979–1989). Die CIA investierte in den Kampf gegen die Sowjetunion 2 Milliarden US-$ in Afghanistan, die kostspieligste Operation, die die CIA jemals durchführte. Brzezinski ist dafür bekannt, Bin Laden, als dieser noch in Beirut lebte,  persönlich rekrutiert und ihm die Organisation der Attentate in Afghanistan übertragen zu  haben, die darauf abzielten, die sowjetische Intervention auszulösen. In zahlreichen seiner Veröffentlichungen und Vorträgen hat Brzezinski nicht aufgehört, nicht nur die Demontage der ehemaligen UDSSR, sondern auch die der russischen Föderation zu propagieren und seine Unterstützung allen separatistischen Bestrebungen zu gewähren, unter der Voraussetzung, dass sie antirussisch seien. Insofern lässt sich die Stützung der tschetschenischen Exilregierung lediglich als die Umsetzung dieser Strategie interpretieren. Natürlich hat Brzezinski auch für Europa einen Pfeil in seinem Köcher: “Nicht zugelassen werden darf die Entwicklung der EU zu einer selbständigen europäischen Weltmacht. Die BRD als Stütze der US-Politik in der EU darf sich nicht in eine Weltmacht verwandeln; ihre Rolle muss durch regionale Rahmen begrenzt bleiben.“ Die Einbeziehung des Begriffes Frieden in die Namensgebung für Brzezinskis Komitee fällt im Prinzip unter die heute üblichen Verlogenheiten, die uns auf der politischen Bühne von allen Seiten bedrängen, zumal der Frieden selbst angesichts der im American Committee for Peace in Chechnya agierenden ‚Friedensstifter’ mit grosser Wahrscheinlichkeit in weite Ferne gerückt ist.
 
Wenn man bedenkt, dass die Geiselnahme in Beslan drei Tage nach der Präsidentenwahl in Tschetschenien und einige Stunden nach Beendigung des russisch-deutsch-französischen Gipfels in Sochi, der die politische Normalisierung des Landes begrüsste, erfolgte, so dürfte  das Ziel des Anschlags nichts anderes gewesen sein, als diesen politischen Prozess zu stoppen, desgleichen die internationale Anerkennung für Putins Versuch, dort eine Demokratie aufzubauen. Der Anschlag in Beslan war somit keineswegs von Aktivisten, sondern von gewöhnlichen Söldnern durchgeführt worden. Er beinhaltete keine Mission, wie etwa die Unabhängigkeit Tschetscheniens zu erkämpfen oder die Errichtung eines Kalifats. Dieser Terrorakt ist vielmehr Teil des ‚grossen Einsatzes’, der die Grossmächte in ihrem Bestreben, den Kaukasus und die Ressourcen des Kaspischen Meeres unter ihre Kontrolle zu bringen, gegenseitig konfrontiert.
Angesichts dieser makabren Fakten ist der Aufruf, wie er von UNICEF zum Jahrestag der Geschehnisse in Beslan ergangen ist, nichts anderes als die übliche Tünche. Es wird an Lehrer und Schüler auf der ganzen Welt appelliert, im beginnenden neuen Schuljahr Frieden und Toleranz in den Mittelpunkt zu rücken. Kann mir jemand erklären, wie das angesichts der totalen Übermacht der obengenannten, im Hintergrund operierenden Kräfte, denen unbegrenzte Mittel zur Durchführung ihrer Strategien zur Verfügung stehen, möglich sein soll? Man darf ja wohl annehmen, dass die Mitarbeiter von UNICEF den wahren Hergang der Geschehnisse nicht ignorieren. Wie man erfährt, hat UNICEF im Nordkaukasus ein Programm zur Friedenserziehung für 200.000 Kinder und tausend Lehrer gestartet. Wie wäre es, wenn UNICEF endlich aus dem Kreis der grenzenlosen, nicht enden wollenden Verdummung der Bürger ausbrechen würde und ein spezielles Friedens- und Bewusstseinstraining für Leute wie Bush, Blair, Wolfowitz, die Neokonservativen nebst all ihren Mitläufern programmierte? Aber wer in der UNO rührte je am Establishment. Der Aufruf gemahnt mich an die in meinen Augen eher groteske Inszenierung des Weltkinderfestivals in Basel Ende Juni 2000. Gastgeber war der baselstädtische Regierungspräsident Ralph Lewin. Kofi Annan zeichnete die damals aus verschiedenen Ländern eingetroffenen unmündigen Kinder im Alter von 13 bis 14 Jahren, von denen sicherlich nicht wenige aus vom Westen gestützten Diktaturen kamen, mit einer Urkunde als "Junior-Botschafterinnen und -Botschafter im Dienste des Friedens" aus. Inzwischen dürften einige der damals anwesenden Kinder ihr Leben gelassen haben, sei es in den Krisenherden in Afrika, sei es in Afghanistan oder im Irak. Und von den Friedensbäumen, die sie am 1.1.2001 in ihren Ländern pflanzen sollten, dürften bereits zahlreiche verdorrt sein. Wohlbemerkt rührte keiner der Anwesenden das Thema Waffen, die konstante allgegenwärtige Bedrohung des Friedens, auch nur mit einem einzigen Wort an.
Unter Berücksichtigung derartiger im Hintergrund laufender Operationen muss auch der inzwischen mörderisch wütende Widerstand im Irak mit Vorsicht interpretiert werden. Bereits vor dem Irakkrieg war von einer Teilung des Iraks die Rede. Somit stellt sich die Frage, ob bei diesem Widerstand nicht etwa Kräfte am Werk sind, die einen flächendeckenden Bürgerkrieg anstreben, um das irakische Staatsgebilde gegen den Willen der Bevölkerung in einen kurdischen, sunnitischen und schiitischen Staat aufzuspalten oder ob es sich tatsächlich um einen rein irakischen Widerstand handelt, der die US-Besatzung aus dem Land zwingen soll. Über die Massen  tragisch ist, dass dieser in letzter Zeit vor allem die Zivilbevölkerung trifft.
 
Quellen:
1 http://www.foxnews.com/ 
2http://www.voltairenet.org/article127433.html   5.9.05
3 http://www.voltairenet.org/article127219.html   31.8.05 
4 http://www.jungewelt.de/2005/09-02/004.php:
Jürgen Elsässer, Die Mörder von Beslan und ihre Freunde  2.09.2005
Siehe auch ‚Fakten zum Terror’ auf dieser homepage