Saïda Keller-Messahli und die Mär des »fortschrittlichen« Islams - Von Olivier Kessler 07.09.2014 11:06
Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islams, prangert regelmässig den »Missbrauch« des Islams an,
aus aktuellem Anlass insbesondere in Bezug auf den „ISIS,
den Islamischen Staat im Irak und in Syrien. Keller-Messahlis dominante Stimme
in den Schweizer Medien vermittelt allerdings den falschen Eindruck, der Islam
könne auch friedliebend und tolerant ausgelegt werden. Sie ist das Gesicht des „moderaten“ und „fortschrittlichen“ Islams
in der Schweiz. Schon seit Jahren
verkündet sie einen Reform-Islam, der mit der Schweizer Bundesverfassung und
den allgemeinen Menschenrechten konform sein soll. Sie tritt beispielsweise für
ein Kopftuchverbot an Schulen ein und bezeichnet die Exponenten des Islamischen
Zentralrats (IZRS) als Extremisten. In der „SonntagsZeitung“ vom 24. August blieb sie ihrer Linie treu: Im Namen der „gemässigten
Muslime“ verurteilte sie die „Schande im Namen der Religion“. Sie meinte damit das barbarische Niedermetzeln von
Andersgläubigen durch Muslime im Irak und in Syrien. »Es drängt sich die Frage auf«,
schreibt sie, »wie es
dazu kommen konnte, dass der Islam sich von solchen Menschen missbrauchen
lässt.« Die
Gretchenfrage lautet: Wird der Islam tatsächlich von Verrückten „missbraucht“, wie
Keller-Messahli uns dies glaubhaft machen will? Um diese Frage zu beantworten,
müssen vorerst die wesentlichen Manifestationen des weltanschaulichen islamischen
Systems beleuchtet werden:
- Das dem Propheten
Mohammed direkt vom Engel Gabriel übermittelte Wort Allahs ist im Koran
niedergeschrieben. Nach seiner Verkündung beansprucht der Koran absolute,
zeitlich und räumlich uneingeschränkte Gültigkeit.
- Die vorbildhaften
Verhaltensweisen des Propheten Mohammed, wie sie in gesammelten Aussagen,
Taten, Anweisungen etc., überliefert wurden, sind in der Sunna (Hadith-Sammlung)
festgehalten.
- Das aus Koran und Sunna
abgeleitete islamische Recht nennt man Scharia. Es wird durch vier sunnitische
und einigen schiitischen Rechtsschulen konkretisiert.
- Dazu kommen die
dominanten Auslegungsdogmen der Religionsgelehrten.
Interpretation verboten
Die von Allah zu Mohammed gesandten Suren dürfen nicht interpretiert
werden. Dies gilt im Islam als Gotteslästerung. Im Koran selbst wird die
eigenmächtige Textauslegung gemäss Sure 6, 115, Sure 10, 15 und Sure 33, 60-62,
kategorisch ausgeschlossen. Jede Neuerung und Abänderung, die nicht im Einklang
mit dem Koran und der Sunna steht, gilt deshalb als ketzerisch und verwerflich.
Interpretiert werden dürfen lediglich die rechtlichen Aussagen des Korans in
einer relativ eng definierten Bandbreite: beispielsweise, ob man einem Dieb nun
die linke oder rechte Hand abhacken müsse. Vom Islam als objektives
System zu unterscheiden sind die subjektiven
Einstellungen und Verhaltensweisen der einzelnen Muslime. Diese können sich
buchstabengetreu an die objektiven Vorgaben von Allah halten – dann nennt man
sie orthodox. Sie können diese Vorgaben auch nur teilweise befolgen oder
ignorieren, ohne dies nach aussen zu zeigen. Sie können aber auch, wie
Keller-Messahli das tut, einen subjektivistisch interpretierten und selbst erfundenen
Islam kreieren, der die „anstössigen“ und „gewalttätigen
„ Aussagen einfach ausblendet. Man tut dann so,
als wäre dieser „self-made-Islam“ der „eigentliche“ Islam
Falsche Toleranz gegenüber der Intoleranz
Auch wenn dies vermeintlich gut gemeint ist, tragen diese
Verfechter eines fortschrittlichen Islams damit zu einem verfälschten Bild des
wahren Islams und zu einer falschen westlichen Toleranz gegenüber einer
intoleranten Weltanschauung bei. Diese im Namen des Islams auftretenden
moderaten Kräfte haben wenig mit dem vorgegebenen objektiven islamischen Weltanschauungssystem
gemein. Der aus dem nicht hinterfragbaren Wort Allahs hervorgehende objektive
Islam – auf den sich auch die „ISIS“-Kämpfer berufen – fordert unumwunden den globalen Herrschaftsanspruch des Islams, die
systematische Unterdrückung Ungläubiger und der Frauen, die massive Bestrafung
von Glaubensabfälligen, die Verfolgung und Unterdrückung Homosexueller und die
Durchsetzung des islamischen Herrschaftsanspruchs mittels Missionierung- und
Gewaltanwendung (Djihad). Zuwiderhandlung gegen Allah und den Islam muss gemäss
Sure 5, Vers 33 mit dem Tod oder Kreuzigung bestraft werden. Für eine
detaillierte Analyse des Korans, der Sunna und der Scharia sei Interessierten
an dieser Stelle das Buch von Hartmut Krauss mit dem Titel „Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige
Weltanschauung“ empfohlen. [1]
Aus dem Kontext gerissen?
Die „ISIS“-Kämpfer tun also genau das, was der objektive Islam fordert. Von
einem Missbrauch der Religion, wie dies Keller-Messahli anprangert, kann keine
Rede sein. Vielmehr sind die „ISIS“-Muslime die konsequenten Vollstrecker von Allahs Willen, wie er im
Koran niedergeschrieben ist. Der Verweis auf Gewalt legitimierende Suren im
Koran wird von Muslimen oft heruntergespielt. Sie behaupten, die Koran-Zitate seien aus dem konkret-historischen
Kontext gerissen worden und dürften somit nicht wortwörtlich genommen werden.
Dabei wird aber in völliger Verfälschung der Tatsachen unterstellt, dass der
orthodoxe Islam ein Verfechter der historisch-kritischen Methode der
Koraninterpretation sei. Die Koransuren sind überall und für alle
Ewigkeit geltendes Gotteswort. Kritisches Hinterfragen und situativ
relativierendes Interpretieren gilt im orthodoxen Islam als Blasphemie. In
einem Hadith hat der Prophet gesagt: »Den Koran zu lesen und nicht über ihn zu disputieren, ist Wissen.« Die
angeblich endlos dehnbare Interpretation des Korans und der Sunna, wie sie von moderaten
Muslimen wie Keller-Messhali behauptet wird, dient also nichts weiter als der
Ablenkung und Verwirrung der nicht-muslimischen Öffentlichkeit, auch wenn die
Intention von Keller-Messahli und ihren Mitstreitern ehrbar ist. Die Menschen
in Europa werden im falschen Glauben gelassen, der Islam sei grundsätzlich eine
friedensstiftende und tolerante Weltanschauung und die aktuellen
djihadistischen und menschenverachtenden Vorkommnisse würden weltweit nur von
ein paar Durchgeknallten verübt, die nichts mehr mit dem echten Islam zu tun
hätten.
Warum demonstrieren Muslime nicht gegen den „ISIS“ ?
In ihrem Beitrag schreibt Keller-Messahli des weiteren: »Von den
Muslimen in Europa wird erwartet, dass sie gegen diesen (ISIS-)Terror
demonstrieren, doch grosse Demonstrationen blieben bisher aus. Könnte es daran
liegen, dass die grosse Mehrheit der Muslime in Europa genauso apolitisch ist
wie alle Nichtmuslime?« Mit dieser Aussage disqualifiziert sie sich. Noch frisch sind die
Erinnerungen an die Hunderttausende Muslime, die in Europa auf die Strasse
gingen, um unter anderem mit Sieg Heil-Rufen und Hakenkreuz-Plakaten gegen
Israel zu demonstrieren. Apolitisches Desinteresse sieht anders aus. Daneben
wurden etliche Meinungsumfragen unter Muslimen in Europa durchgeführt, die das
genaue Gegenteil von Keller-Messahli‘s Vermutung belegen. Mehr als jeder dritte
britische Muslim zwischen 16 und 24 Jahren ist gemäss einer repräsentativen
Umfrage der Meinung, dass Muslime, die sich einem anderen Glauben zuwenden,
getötet werden müssen. 37 % halten nichts von den bestehenden Gesetzen und
möchten lieber die Scharia einführen. Gemäss der Studie „Integration in Österreich“ ist die Befolgung der Gebote der Religion für 72 % der türkischen
Muslime in Österreich wichtiger als Demokratie. 90 % sind gemäss
derselben Studie sogar der Meinung, der Staat müsse die Medien kontrollieren,
um Moral und Ordnung sicherzustellen. Die Studie „Muslime in Deutschland“ vom Bundesministerium des Innern stellte fest, dass nur etwa ein
Fünftel der muslimischen Zuwanderer gering religiös sind und die überwältigende
Mehrheit streng religiös, orthodox und fundamentalistisch und deshalb
pro-islamistisch eingestellt sei. Die islamische und rechtsextremistische
Organisation „Graue Wölfe“ hat in Deutschland etwa ähnlich viele Mitglieder wie die NPD und
unterwandert fortlaufend einheimische politische Parteien. Von apolitischen
Muslimen kann also keine Rede sein.
Darf der Islam Religionsfreiheit für sich beanspruchen?
Es stellt sich die Frage, ob Keller-Messahli eine Wölfin im
Schafspelz oder zumindest für orthodoxe und fundamentalistische Muslime eine „nützliche
Idiotin“ ist, da sie mit ihrer Mär des angeblich modern zu
interpretierenden Islams und der angeblich apolitischen Muslimen in Europa für
die nötige Toleranz sorgt, die der Islam braucht, um den Westen unbehelligt
weiterhin in diesem Eilzugstempo zu unterwandern, um zunehmend
Parallelgesellschaften und eine Paralleljustiz zu etablieren und um
weiterhin erfolgreich an der von Allah auferlegten Pflicht zur muslimischen
Eroberung der ganzen Welt zu arbeiten.
Der objektive Islam ist eine politisch-totalitäre Ideologie und
keineswegs als Privatreligion zu betrachten, wie das die meisten Analysten tun.
Es stellt sich die wichtige Frage, ob ein System, das zur Unterdrückung und
Abschlachtung Andersdenkender verpflichtet, weiterhin noch den Schutz der
Religionsfreiheit für sich in Anspruch nehmen darf?
Zur ISIS siehe http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2296 6. 7. 14 Der irakische ISIS und was sich in Wahrheit dahinter verbirgt
Quelle: http://www.schweizerzeit.ch/cms/index.php?page=/news/sada_kellermessahli_und_die_maer_des_fortschrittlichen_islams-1890 29. 8. 14
- Der aktuelle Freitags-Kommentar
der «Schweizerzeit» von Olivier Kessler, stv. Chefredaktor
[1] Der Islam als grund-
und menschenrechtswidrige Weltanschauung - Ein analytischer Leitfaden Von
Hartmut Krauss – Verlag Hintergrund, Osnarbrück 2013
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