Trumps Wahlsieg: Garant für den Weltfrieden? - Von Wolfgang Effenberger 13.11.2016 22:17
Am Morgen des 9. Novembers 2016 - der 9. November ist ja ein
Schicksalstag der Deutschen – bahnte sich eine Weltsensation an.
Entgegen aller Prognosen, nur 4 % der Deutschen würden Trump wählen, und einer
meist einseitigen Berichterstattung unserer Qualitätsmedien über die US-Präsidentschaftskandidaten
gewann Donald Trump die Präsidentschaftswahl souverän. Dazu die
Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus.
Als erstes deutsches Regierungsmitglied äußerte sich
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Donald Trumps Wahlerfolg. Sie
zeigte sich ›schwer schockiert‹ und erwartet große Herausforderungen. [1] Kurz vor der Wahl äußerte
Prof. Herbert Prantl, Ressortleiter für Innenpolitik bei der ›Süddeutschen Zeitung‹, in einer Videokolumne seine Furcht, daß
Donald Trump der 45. Präsident der USA werden könnte. [2] Julia
Smirnova ließ sich am 2. 11. 2016 in ›welt.de‹ dazu verleiten, Donald Trump als Putins ›nützlichen Idioten‹ zu
bezeichnen. [3] Und am 8.
November echote Gesine Dornblüth vom Deutschlandfunk: ›Bei Donald Trump ist es eine Art russisches
Roulette‹. Auch Josef Joffe,
seit April 2000 Herausgeber der deutschen Wochenzeitung ›Die Zeit‹ und Mitglied
der Goldman Sachs Foundation, trommelte für ein schärferes Vorgehen gegen Rußland
und damit für Hillary Clinton. [4] Trump, dieser ›bösartige
Clown‹, sei, so Joffe, total
ungeeignet für das Präsidentenamt. [5] Im
gesamten Wahlkampf verbissen sich die ›Leitmedien‹ in tendenziöser Berichterstattung und
verzichteten weitgehend auf journalistisch qualitativ hochwertige
Informationen. Propaganda und Abscheu triumphierten.
Donald Trump hat sich bisher wirklich nicht als Lichtgestalt präsentiert.
Man kann ihm bisher jedoch, im Gegensatz zu Barack Obama, weder (Drohnen)Mord
noch Kriegsverbrechen vorwerfen. Die britische Zeitung ›The Telegraph‹ wirft Trump gar
vor, Putin zu einem Zeitpunkt gelobt zu haben, als Großbritannien Rußland
Kriegsverbrechen vorwarf. [6]
Der von den westlichen Medien so dämonisierte russische Staatschef
hat sich durch die permanenten Regime-Change-Operationen der USA bisher nicht
zu einem Krieg provozieren lassen, obwohl er mit ansehen mußte, wie Rußland
nach und nach von der NATO und den USA in die Zange genommen wurde. Während
Trump auf sehr gute Beziehungen zu Putin und Rußland hofft, kündigte Clinton einen
harten Kurs gegenüber Rußland an. [7] Somit hätte Hillary Clinton eine erhebliche
Gefahr für die Sicherheit in der Welt bedeutet
- siehe ihre verhängnisvolle
Rolle im Libyenkrieg und ihre gefährliche Nähe zur Wall Street. Hillary
Clinton, ein Geschöpf der US-Machtelite, wurde u.a. großzügig von Goldman Sachs
unterstützt. Die US-Investmentbank steht für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der
Finanzspekulation. Sie bereicherte sich an den aktuellen Finanzkrisen
und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott gerettet. [8]
Angesichts der zunehmend gefährlichen geopolitischen Spannungen in
Osteuropa und in Nahost würden die herkömmlichen US-Pläne wahrscheinlich für
alle in einem Desaster enden, einem Desaster, welches fast zwangsläufig zu
einem thermonuklearen Krieg geführt hätte, einem Krieg, in dem es keinen
Gewinner gegeben hätte.
Diese Perspektive blieb den westlichen Medien weitgehend
verschlossen, auch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Nach Trumps Sieg
gratulierte sie artig und erinnerte daran, daß
Deutschland und die USA durch Werte verbunden seien: ›Demokratie,
Freiheit und dem Respekt vor der Würde des Menschen, und auf dieser Basis biete
ich dem amerikanischen Präsidenten meine Zusammenarbeit an‹. [9] Was für eine
Herablassung! Meint Angela Merkel hier eine Demokratie, die einem Edward
Snowdon das Asyl verweigert und permanent ins aggressive US-Kriegshorn bläst? Die
Anerkennung des Völkerrechts, Fundament unseres Grundgesetzes, scheint für sie
bedeutungslos zu sein.
Noch vor Merkel hatte als einer der ersten Staatschefs weltweit Rußlands Präsident Wladimir Putin dem US-Wahlsieger
Donald Trump gratuliert. Er hoffe, ›daß es ihnen gemeinsam
gelingen werde, die russisch-amerikanischen Beziehungen aus der Krise zu holen‹ [10],
schrieb Putin in einem Telegramm. Diese russisch-amerikanischen Beziehungen sind seit dem 15.
September 1945 tiefgreifend gestört. An diesem Tag wurde vom US-War Department
der Befehl zur Produktion von Atombomben unterschrieben. Unter Punkt 18 wurde
die benötigte Anzahl der Atombomben aufgelistet:
- 204 zur Zerstörung von 66 strategisch wichtigen Städten - 10 zum
Neutralisieren von Feindbasen in der westlichen Hemisphäre und - 10 zur
strategischen Isolation auf dem Gefechtsfeld; - die dazugehörige Karte zeigt die
strategischen Atomzielpunkte.
Am 19. Dezember 1949, nur ein halbes Jahr nach Entstehung der NATO
(!), wurde der Kriegsplan DROPSHOT unterzeichnet. Unter Punkt II.
Grundannahme wurde festgeschrieben: ›Am oder um den 1.
Januar 1957 ist den Vereinigten Staaten durch einen Aggressionsakt der UdSSR
und/oder ihrer Satelliten ein Krieg aufgezwungen worden‹. [11] Dieser geplante Nuklearkrieg kam 1957 dank
Sputnik, dem ersten Satelliten, nicht zur Ausführung. In der Kubakrise 1962
verhinderten dann J.F. Kennedy und Nikita Chruschtschow die nukleare
Katastrophe. Und nach 1983 sorgte Michail Gorbatschow dafür, daß
das von Reagan geplante Inferno - der ›Enthauptungsschlag‹ - ausblieb.
Das alles ist hier in der ›westlichen
Wertegemeinschaft‹ kaum oder nicht mehr
bekannt. Dafür aber umso mehr in Rußland. So könnte der Wahlsieg
des polternden Selfmademan Trump die Vorherrschaft des
Militärisch-Industriellen-Komplexes stoppen und die Welt tatsächlich auf den
Weg in eine friedlichere Zukunft führen.
[1]
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/9400390/fuer-von-der-leyen-ein--schwerer-schock-.html
[2]
http://www.sueddeutsche.de/politik/heribert-prantl-trump-praesident-1.3239161
[3]
Julia Smirnova: Donald Trump, Putins ›nützlicher
Idiot‹
vom 2. 11. 2016
unter https://www.welt.de/politik/ausland/article159210989/Donald-Trump-Putins-nuetzlicher-Idiot.html
[4] Josef Joffe: Putins Krieg; ›Die Zeit‹ Nr. 10/2016 vom 28. Februar
2016 unter http://www.zeit.de/2016/10/russland-europa-beziehungen-syrien
[5] Josef Joffe: The winner is .… ... nach Punkten Hillary Clinton, aber Trump ist
noch lange nicht ausgezählt; ›Die
Zeit‹
Nr. 41/2016 vom 29. September 2016 unter http://www.zeit.de/2016/41/us-wahlkampf-hillary-clinton-donald-trump-tv-duell-zeitgeist
[6] http://www.telegraph.co.uk/news/2016/11/09/what-will-the-special-relationship-look-like-under-president-don/
[7]
Gesine Dornblüth: Russland und die US-Wahl ›Bei
Donald Trump ist es eine Art russisches Roulette‹ vom
8. 11. 2016 unter http://www.deutschlandfunk.de/russland-und-die-us-wahl-bei-donald-trump-ist-es-eine-art.1773.de.html?dram:article_id=370752
[8] Wolfgang Lamprecht: Schaffe Vertrauen, rede
darüber und verdiene daran, Springer 2013, S. 76
[9]
Videotext zdf vom 9. 11. 2016
[10] http://www.tagesschau.de/ausland/wahlsieg-trump-reaktionen-103.html
9. 11. 16
[11] Wolfgang Effenberger: Das amerikanische
Jahrhundert - Teil 1: Die verborgenen
Seiten des Kalten Krieges, Norderstedt 2011
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