Trumps Wahlsieg: Garant für den Weltfrieden? - Von Wolfgang Effenberger

Am Morgen des 9. Novembers 2016 - der 9. November ist ja ein

Schicksalstag der Deutschen – bahnte sich eine Weltsensation an. Entgegen aller Prognosen, nur 4 % der Deutschen würden Trump wählen, und einer meist einseitigen Berichterstattung unserer Qualitätsmedien über die US-Präsidentschaftskandidaten gewann Donald Trump die Präsidentschaftswahl souverän. Dazu die Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus. 

Als erstes deutsches Regierungsmitglied äußerte sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Donald Trumps Wahlerfolg. Sie zeigte sich schwer schockiert und erwartet große Herausforderungen. [1]  Kurz vor der Wahl äußerte Prof. Herbert Prantl, Ressortleiter für Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung, in einer Videokolumne seine Furcht, daß Donald Trump der 45. Präsident der USA werden könnte.  [2]  Julia Smirnova ließ sich am 2. 11. 2016 in welt.de dazu verleiten, Donald Trump als Putins nützlichen Idioten zu bezeichnen.  [3]  Und am 8. November echote Gesine Dornblüth vom Deutschlandfunk: Bei Donald Trump ist es eine Art russisches Roulette. Auch Josef Joffe, seit April 2000 Herausgeber der deutschen Wochenzeitung Die Zeit und Mitglied der Goldman Sachs Foundation, trommelte für ein schärferes Vorgehen gegen Rußland und damit für Hillary Clinton.  [4]  Trump, dieser bösartige Clown, sei, so Joffe, total ungeeignet für das Präsidentenamt. [5]  Im gesamten Wahlkampf verbissen sich die Leitmedien in tendenziöser Berichterstattung und verzichteten weitgehend auf journalistisch qualitativ hochwertige Informationen. Propaganda und Abscheu triumphierten.

Donald Trump hat sich bisher wirklich nicht als Lichtgestalt präsentiert. Man kann ihm bisher jedoch, im Gegensatz zu Barack Obama, weder (Drohnen)Mord noch Kriegsverbrechen vorwerfen. Die britische Zeitung The Telegraph wirft Trump gar vor, Putin zu einem Zeitpunkt gelobt zu haben, als Großbritannien Rußland Kriegsverbrechen vorwarf.  [6] 

Der von den westlichen Medien so dämonisierte russische Staatschef hat sich durch die permanenten Regime-Change-Operationen der USA bisher nicht zu einem Krieg provozieren lassen, obwohl er mit ansehen mußte, wie Rußland nach und nach von der NATO und den USA in die Zange genommen wurde. Während Trump auf sehr gute Beziehungen zu Putin und Rußland hofft, kündigte Clinton einen harten Kurs gegenüber Rußland an.  [7]  Somit hätte Hillary Clinton eine erhebliche Gefahr für die Sicherheit in der Welt bedeutet  -  siehe ihre verhängnisvolle Rolle im Libyenkrieg und ihre gefährliche Nähe zur Wall Street. Hillary Clinton, ein Geschöpf der US-Machtelite, wurde u.a. großzügig von Goldman Sachs unterstützt. Die US-Investmentbank steht für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der Finanzspekulation. Sie bereicherte sich an den aktuellen Finanzkrisen und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott gerettet.  [8] 

Angesichts der zunehmend gefährlichen geopolitischen Spannungen in Osteuropa und in Nahost würden die herkömmlichen US-Pläne wahrscheinlich für alle in einem Desaster enden, einem Desaster, welches fast zwangsläufig zu einem thermonuklearen Krieg geführt hätte, einem Krieg, in dem es keinen Gewinner gegeben hätte. 

Diese Perspektive blieb den westlichen Medien weitgehend verschlossen, auch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Nach Trumps Sieg gratulierte sie artig und erinnerte daran, daß Deutschland und die USA durch Werte verbunden seien: Demokratie, Freiheit und dem Respekt vor der Würde des Menschen, und auf dieser Basis biete ich dem amerikanischen Präsidenten meine Zusammenarbeit an.  [9]  Was für eine Herablassung! Meint Angela Merkel hier eine Demokratie, die einem Edward Snowdon das Asyl verweigert und permanent ins aggressive US-Kriegshorn bläst? Die Anerkennung des Völkerrechts, Fundament unseres Grundgesetzes, scheint für sie bedeutungslos zu sein. 

Noch vor Merkel hatte als einer der ersten Staatschefs weltweit Rußlands Präsident Wladimir Putin dem US-Wahlsieger Donald Trump gratuliert. Er hoffe, daß es ihnen gemeinsam gelingen werde, die russisch-amerikanischen Beziehungen aus der Krise zu holen [10], schrieb Putin in einem Telegramm. Diese russisch-amerikanischen Beziehungen sind seit dem 15. September 1945 tiefgreifend gestört. An diesem Tag wurde vom US-War Department der Befehl zur Produktion von Atombomben unterschrieben. Unter Punkt 18 wurde die benötigte Anzahl der Atombomben aufgelistet:

-  204 zur Zerstörung von 66 strategisch wichtigen Städten 
-  10 zum Neutralisieren von Feindbasen in der westlichen Hemisphäre und
-  10 zur strategischen Isolation auf dem Gefechtsfeld;
-  die dazugehörige Karte zeigt die strategischen Atomzielpunkte. 

Am 19. Dezember 1949, nur ein halbes Jahr nach Entstehung der NATO (!), wurde der Kriegsplan DROPSHOT unterzeichnet. Unter Punkt II. Grundannahme wurde festgeschrieben: Am oder um den 1. Januar 1957 ist den Vereinigten Staaten durch einen Aggressionsakt der UdSSR und/oder ihrer Satelliten ein Krieg aufgezwungen worden.  [11]  Dieser geplante Nuklearkrieg kam 1957 dank Sputnik, dem ersten Satelliten, nicht zur Ausführung. In der Kubakrise 1962 verhinderten dann J.F. Kennedy und Nikita Chruschtschow die nukleare Katastrophe. Und nach 1983 sorgte Michail Gorbatschow dafür, daß das von Reagan geplante Inferno  - der Enthauptungsschlag-  ausblieb.

Das alles ist hier in der westlichen Wertegemeinschaft kaum oder nicht mehr bekannt. Dafür aber umso mehr in Rußland. So könnte der Wahlsieg des polternden Selfmademan Trump die Vorherrschaft des Militärisch-Industriellen-Komplexes stoppen und die Welt tatsächlich auf den Weg in eine friedlichere Zukunft führen.

 

[1]  http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/9400390/fuer-von-der-leyen-ein--schwerer-schock-.html

[2]  http://www.sueddeutsche.de/politik/heribert-prantl-trump-praesident-1.3239161

[3]  Julia Smirnova: Donald Trump, Putins nützlicher Idiot vom 2. 11. 2016
unter https://www.welt.de/politik/ausland/article159210989/Donald-Trump-Putins-nuetzlicher-Idiot.html 

[4]  Josef Joffe: Putins Krieg; Die Zeit Nr. 10/2016 vom 28. Februar 2016 unter  http://www.zeit.de/2016/10/russland-europa-beziehungen-syrien

[5]  Josef Joffe: The winner is.… ...nach Punkten Hillary Clinton, aber Trump ist noch lange nicht ausgezählt; Die Zeit Nr. 41/2016 vom 29. September 2016 unter http://www.zeit.de/2016/41/us-wahlkampf-hillary-clinton-donald-trump-tv-duell-zeitgeist

[6]  http://www.telegraph.co.uk/news/2016/11/09/what-will-the-special-relationship-look-like-under-president-don/ 

[7]  Gesine Dornblüth: Russland und die US-Wahl Bei Donald Trump ist es eine Art russisches Roulettevom 8. 11. 2016 unter http://www.deutschlandfunk.de/russland-und-die-us-wahl-bei-donald-trump-ist-es-eine-art.1773.de.html?dram:article_id=370752

[8]  Wolfgang Lamprecht: Schaffe Vertrauen, rede darüber und verdiene daran, Springer 2013, S. 76

[9]  Videotext zdf vom 9. 11. 2016

[10]  http://www.tagesschau.de/ausland/wahlsieg-trump-reaktionen-103.html
9. 11. 16

[11]  Wolfgang Effenberger: Das amerikanische Jahrhundert -  Teil 1: Die verborgenen Seiten des Kalten Krieges, Norderstedt 2011