Der Hass gegen »rechts«

d.a. Dass das Buch von Carolin Emcke, dem eventuell auch auf Grund

seines eher ungewöhnlichen Titels Gegen den Hass eine grössere Aufmerksamkeit zuteil wird, diesen Oktober mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden ist, sollte nicht überraschen, fügt es sich doch nahtlos in den Rahmen der gegenwärtigen Situation ein, in der jegliches Aufbegehren gegen die Überflutung Europas mit Asylanten aus allen Winkeln dieses Globus von Seiten der Presse und zahlreichen Politikern nur allzu oft unmittelbar mit Hass gleichgesetzt wird. 

Es ist unfassbar, mit welch verbissener Zähigkeit versucht wird, alles zu brandmarken, was für Nation, Identität eines Volkes und Selbstbestimmung steht, als hätten die Gegner dieser Rechte noch nie begriffen, dass es nach wie vor das unverrückbare Ziel Brüssels ist, die Entsouveränisierung der Staaten voranzutreiben. Daran hat auch Wolfgang Schäuble am 8. 10. 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung keinen Zweifel gelassen, indem er sagte: »Wir sind dabei, das Monopol des alten Nationalstaates aufzulösen. Der Weg ist mühsam, aber es lohnt sich, ihn zu gehen«. Für wen? Sicherlich nicht für uns, die Bürger. Auf dieser Linie lag auch José Manuel Barroso, von 2004 bis 2014 EU-Kommissionspräsident.  [1]  In seiner Amtszeit stand er wie kaum ein anderer für den wirtschaftsliberalen Kurs der EU und das unkontrollierte Treiben der Lobbyisten und arbeitete systematisch auf ein oligarchisches, nachindustrielles Europa der Regionen anstelle gewählter souveräner Regierungen hin. So erklärte er am 4. 9. 2012: »Nationalstaaten könnten Bürger nicht mehr schützen. Die EU-Institutionen müßten ……. mehr Macht über die Mitgliedsstaaten erhalten. Es bedürfe einer transnationalen Ordnung, welche den Bürgern über geteilte Souveränität Schutz garantiere«.  [2]  Und Ende März 2014 hatte er die Wähler eindringlich vor den eurokritischen Parteien gewarnt. »Als portugiesischer Premier«, schrieb hierzu Michael Klonovsky  [3]  diesen August, »hatte er den zweiten Irakkrieg unterstützt  - eines der größten Ganovenstücke der neueren Geschichte und wahrscheinlich der Auslöser für den schlußendlichen Abstieg Europas in eine instabile, politisch und wirtschaftlich unbedeutende Weltregion mit explosiver ethnischer Bevölkerungsstruktur -  indem er sein Land in die Koalition der Willigen führte. Natürlich ist er Bilderberger, natürlich unterstützte er das TTIP-Abkommen mit der gebotenen  Vehemenz eines Aspiranten für den transatlantischen Katzentisch, und nun streicht er den Lohn dafür bei Goldman Sachs ein. Auf einem Podiumsgespräch im Juni 2016 hat Peter Gauweiler gesagt, früher sei Freiheit oder Sozialismus für ihn die politische Alternative gewesen, jetzt geht es um Freiheit oder Goldman Sachs. Der Schritt von der EU zur globalen Investmentbank ist der Schritt von der kontinentalen zur planetarischen Gaunerei. Indem der Portugiese seine smarte Larve abzieht, enthüllt sich die sogenannte europäische Idee als das, was sie eigentlich ist: Ein tendenziell totalitäres Schurkenstück zur Bereicherung einiger, denen nichts gleichgültiger ist als die europäischen Völker und Kulturen.«

Zu den Verfechtern der Souveränitätsabgabe gehört auch Dominique Strauss-Kahn, der von 2007 bis zum 18. Mai 2011 an der Spitze des IWF stand. Im November des Jahres 2010 hatte er deutlich gemacht, »dass es das Ziel der Banken ist, die Regierungen ganz zu entmachten. Da die verschiedenen nationalen Interessen notwendigen Entscheidungen im Wege stünden, müsse das Zentrum, d.h. die supranationale EU-Kommission und die EZB, die Macht übernehmen: Es ist Zeit für einen Kurswechsel. Das Zentrum muß in allen Bereichen, die entscheidend sind, die Initiative ergreifen: Besonders in der Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Länder müssen bereit sein, mehr Befugnisse an das Zentrum abzutreten, damit die Union ihr gemeinsames Schicksal erfüllt.«  [4]

Die Liste der Befürworter unserer Entmachtung liesse sich fortsetzen; wer immer sich dagegen auflehnt, läuft Gefahr, des Hasses bezichtigt zu werden. Zu letzterem hat

Wolfgang Hübner unter dem Titel
Hass - Korrektur einer verzerrten Kampagne    

folgendes dargelegt: »Unzählige Artikel in der deutschen Lückenpresse sowie Beiträge in Radio und Fernsehen beschäftigen sich seit Monaten mit dem Phänomen Hass in den sozialen Medien des Internets, aber auch bei Veranstaltungen, Demonstrationen und Kundgebungen politischer Kräfte, die pauschal als Rechtspopulistengebrandmarkt werden. Dagegen spielt der unverhohlene Hass seitens der Linksextremen und radikalen Linken gegen Volk, Nation und Staat keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle in dieser Diskussion. Offenbar, und das ist höchst aufschlußreich, wird dieser Hass als weit weniger gefährliche Bedrohung für die derzeit herrschenden Kreise in Deutschland eingeschätzt. 

Doch was ist das eigentlich: Hass? Was unterscheidet diesen von Wut, Verachtung oder Abneigung? Gemeinhin wird Hass, eine sehr starke individuelle oder kollektive Emotion, als das extreme Gegenteil von Liebe begriffen. Verletzte, unerwiderte, enttäuschte oder betrogene Liebe kann und wird oft in Hass umschlagen. Doch in dem hier behandelten Zusammenhang interessiert Hass nur als kollektives, reaktives Phänomen. Der linke Tiefenpsychologe und Sozialphilosoph Erich Fromm erkannte im Hass das Ergebnis einer tiefen Verletzung oder einer schmerzlichen Situation, der man ohnmächtig gegenübersteht, da man sie aus eigener Kraft nicht verändern kann. Erich Fromm schrieb: »Unter reaktivem Hass verstehe ich eine Hassreaktion, die aufgrund eines Angriffs auf mein Leben, meine Sicherheit, auf meine Ideale oder auf eine andere Person, die ich liebe oder mit der ich identifiziert bin, entsteht.  Reaktiver Hass setzt immer voraus, dass jemand eine positive Einstellung zum Leben, zu anderen Menschen und zu Idealen hat. Wer stark lebensbejahend ist, wird entsprechend reagieren, wenn sein Leben bedroht ist.« 

Wenn sich auch nur einer der vielen Autoren oder Politiker, die sich so sorgenvoll mit dem Hass in Teilen der Bevölkerung beschäftigen und vor diesem warnen, ja ihn sogar unter Strafe stellen wollen, mit Fromms Verständnis von reaktivem Hass einmal näher auseinandergesetzt haben sollte, müßte zumindest dieser eine Politiker oder Autor stark verunsichert worden sein. Denn dann hätte er darüber nachzudenken, warum immer mehr Menschen das Gefühl haben, einer Situation, die sie aus eigener Kraft oder mit der Stimmabgabe für eine der etablierten politischen Kräfte nicht mehr ändern und noch nicht einmal merklich beeinflussen zu können glauben, ohnmächtig gegenüber zu stehen

Donald Trumps Überraschungssieg bei den amerikanischen Präsidentenwahlen ist wohl vorrangig der Tatsache geschuldet, dass sich ein Großteil der sich ohnmächtig und ausgeliefert fühlenden Menschen in den USA in ihm einen Politiker erhoffen, der sie nicht länger ignoriert und verachtet. Genau das aber hat seine Rivalin Hillary Clinton mit ihrer zutiefst arrogant-abfälligen Bemerkung über die mangelnde Qualität der Anhänger und Bewunderer Trumps getan. Es spricht vieles dafür, dass dieses Zitat aus ihrer Rede auf dem demokratischen Nominierungsparteitag Clinton das Amt im Weißen Haus gekostet hat. Doch viel schlimmer als in den USA ist die Situation in Merkel-Deutschland. Hier sind sich bislang alle etablierten Parteien, die weitgehend gleichgeschalteten Massenmedien und die wichtigsten Institutionen, Verbände und Amtskirchen der Gesellschaft einig in der Verdammung und Verachtung all jener Kräfte, die als Rechtspopulisten gebrandmarkt werden. Diesen drohen sogar Praktiken der sozialen Ausgrenzung, von Einschüchterungs- und Gewaltaktionen der staatlich subventionierten linksfaschistischen Antifa mal ganz abgesehen. Dazu werden die Nöte und Probleme von sozialen Gruppen und Bevölkerungsschichten, die nicht von der Globalisierung profitieren  - die aber erleben, welches Spannungspotential die politisch geförderte Invasion kulturfremder Massen enthält -  beharrlich ignoriert. 

Diese Gruppen und Schichten müssen mit ansehen, wie die dominierende Elite alle möglichen Minderheiten hofiert und anbetet, jedoch den die Hauptlasten tragenden und den gesellschaftlichen Wohlstand hart erarbeitenden Teil des Volkes nur als geduldiges Stimmvieh und allzeit willigen Konsumenten schätzt. Gleichwohl hat sich in Deutschland dieser ignorierte Teil des Volkes bislang nur ansatzweise zur Geltung gebracht. Aber sowohl Pegida, kritische Internet-Foren als auch Analysen der AfD-Wählerschaft haben aufgezeigt, dass sich etwas bewegt. 

Nach den Schocks von Brexit und Trump-Wahl mangelt es nun in den Massenmedien nicht an Artikeln und Überlegungen über das Problem der sogenannten Vergessenen, die sich immer spektakulärer bemerkbar machen. Aber es ist noch nichts zu lesen oder zu hören, was selbstkritisch und einsichtig erklärt, wie sehr der so geschmähte Hass ideelle und materielle Ursachen hat, die in der Ignoranz und Verachtung der herrschenden und vielfältig profitierenden Kreise zu finden sind. Deswegen ist die gesamte Hass-Diskussion ein ebenso hilfloses wie selbstherrliches Selbstgespräch der noch Mächtigen. Es mag ihnen vielleicht noch einige Zeit das wohlige Gefühl der moralischen Selbstbefriedigung vermitteln, nutzt jedoch nichts und löst erst recht nichts. Nach der Wahl in den USA wäre es in Deutschland allerhöchste Zeit, nicht mehr über den berechtigten reaktiven Hass der gesellschaftlich Gebrandmarkten, Ausgegrenzten und Vergessenen zu palavern, sondern über die Verachtung und Ignoranz der Mächtigen zu sinnieren. Denn diese sollten selbst im für gesellschaftlichen Konformismus so anfälligen Deutschland keine Ewigkeitsgarantie ihrer Dominanz erwarten.«  [5] 

Zu letzterem statement sei hier eine Feststellung von Dr. Maximilian Krah, der Ende September aus der CDU austrat und aktive CDUler aufforderte, ihm zu folgen, hinzugefügt: »Die Masse der Funktionäre ist von der Mitgliederbasis wie vom Volk völlig entkoppelt. Diese Funktionäre orientieren ihre Politik an den politischen und medialen Eliten statt an denen, die zu repräsentieren sie gewählt sind. Neun Minuten einer Standing Ovation für Angela Merkel auf dem letzten Bundesparteitag waren ein Aufstand der Funktionäre gegen die Basis.«  [6] 

In seinem Gegenstück zu den bei der Preisverleihung ausgesprochenen Belobigungen hat

Erich Wiedeman  seine eigene Sicht der Dinge dargelegt:

Liebe Carolin, 
damals, um die Jahrhundertwende, als wir Kollegen in der Auslandsredaktion des Spiegels waren, hast Du mich mal mit Deiner Wasserpistole nassgespritzt. Das war nicht friedlich. Auch deshalb hat es mich gewundert, dass Du jetzt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hast. Aber zwischen zwei so gegensätzlich gepolten Zimmernachbarn war wohl keine andere Form der Auseinandersetzung möglich. Ich konnte mich ja auch wehren, indem ich Dir die Waffe einfach weggenommen habe. Die alte Klamotte wäre nicht weiter erwähnenswert. Ich habe sie nur aufgewärmt, weil sie ein guter Einstieg für einen Offenen Brief an eine Friedenspreisträgerin ist.

Du bis die prominenteste Vertreterin des deutschen Betroffenheitsjournalismus. Die Amerikaner nennen es auch poverty porn, was seine ethische Substanz hinreichend beschreibt. Das hat Dich nicht daran gehindert, in Deinem Buch Gegen den Hass Begriffsklitterung zu treiben. Es trieft von Zeitgeist und flacher  Moral. Es bedient vor allem das Vorurteil Deines Stammpublikums, dass die Deutschen ein Volk von gestern sind. Doch die Kulturschande ist eine andere; jene, die Du beschreibst, ist ein Popanz. Das Empathiegesülze, die Ausgrenzungspsychose und die Klagen über angeblich flächendeckende Fremdenfeindlichkeit sind lauter Schmarren. Mich stört der ganze weinerliche Kammerton. Dein Generalappell ist nur gegen Hass aus der rechten Ecke oder das, was Du dafür hältst, gerichtet. Du tolerierst Hass, wenn er die richtige ideologische Profiltiefe hat. Für mich ist Hass so etwas wie ein schlafendes Menschenrecht, sofern er sich gegen wahrhaft hasswürdige Objekte richtet. Aus den Psalmen wissen wir, dass man durch das Hassen des Gottlosen die eigene Gottesfurcht beweist. Menschen, die mit Maschinenpistolen in einen vollbesetzten Tanzsaal feuern oder mit einem Lkw eine Strandpromenade runterfahren und Dutzende von Menschen plattmachen, muß man hassen dürfen. Menschen, die einem Priester im Gottesdienst die Kehle durchschneiden, auch.

Kann man seine Feinde lieben?  
Hass ist nicht nur emotional. Er ist eine Kombination aus Vernunft und Gefühl. Täter zu hassen, die aus bestialischer Lust am Töten handeln, ist nicht unvernünftig, es kann sogar der Prävention dienen. Es heißt, man solle seine Feinde lieben. Aber es ist schwer vorstellbar, dass damit auch die Totmacher von Paris, Nizza und Saint-Étienne-du-Rouvray gemeint sind. Natürlich soll man niemanden hassen, nur weil er anders denkt als man selbst. Die Lockerheit, mit der Dir und den Deinen die Wörter Hass und Hetze aus dem Wordprocessor schäumen, legt mir jedoch die Vermutung nahe, dass Ihr jeden Kritiker für einen Hetzer haltet. Womit wir bei Clausnitz wären, dem sächsischen Nazidorf, an dem Du ein großes Buchkapitel festgemacht hast. Clausnitz ist für Dich das Dorf der Hasser und Hetzer, obwohl Du offenbar noch nicht da warst. Der Spiegel  hatte neulich eine Clausnitz-Reportage im Blatt. Sie war gut geschrieben und sauber recherchiert. Sie belegte nur nicht die These aus den Hausmitteilungen, Clausnitz sei ein gefährlicher Ort. Was die alte Journalistenweisheit bestätigt: Durch Recherchieren versaut man sich die schönsten Geschichten. Was ist in Clausnitz passiert? Knapp hundert Rednecks blockierten zwei Stunden lang zwei Dutzend Migranten in einem Autobus den Weg in ein Flüchtlingsheim. Es wurde viel gebrüllt, aber niemand nahm körperlich Schaden. Trotzdem leistete sich Sachsens CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich das frivole Fehlurteil, die Leute in Clausnitz [und in einem ähnlich gelagerten Fall in Bautzen], die so was täten, seien keine Menschen, sondern Verbrecher. Wir erleben hier die Regierung als volkspädagogische Instanz und den Bürger als Resozialisierungsobjekt. Das hatte George Orwell noch nicht auf dem Zettel. Warum gibt es in diesem unseren so moralischen Land noch keine Umerziehungskurse für Rassisten, Sexisten und Ausländerfeinde? Du machst Dir den bösen Tillich-Kalauer sinngemäß zu eigen, indem Du Clausnitz als öffentliche Demütigung von Marginalisierten, das Vorführen der eigenen Macht in einer Arena, in der wehrlose Menschen gehetzt oder gelyncht werden, klassifizierst. Tatsache ist: In Nachkriegsdeutschland ist noch nie jemand bei einer Demo gelyncht worden. Kein einziger in siebzig Jahren. Wer von Lynchen phantasiert, der spinnt. Der soll zum Arzt gehen, hätte Helmut Schmidt gesagt.  

Die meisten Brandstifter sind die Bewohner selbst 
Du machst Frauen, Ausländer, Schwule, Lesben pauschal zu Opfern. Ja, gewiß, in Deutschland gibt es Rassisten, Homophobe und Xenophobe. Aber Deutschland ist nicht rassistisch, homophob und xenophob. Wo Ausländern Unheil zugefügt wird, da sind meist Ausländer die Täter. Ja, doch, die Anschläge auf Asylantenunterkünfte sind eine Schande für Volk und Land. Die meisten Brandstifter aber sind die Bewohner selbst. Ich halte es mit dem grünen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Er wendet sich gegen jede Ausgrenzung von Andersdenkenden, Reaktionäre hätten Anspruch auf das gleiche Verständnis, das früher die Grünen für sich beansprucht hätten. Für zeitgeistkonforme Grüne ist das wie ein Schlag mit der Wichsbürste. Und für den in Brüssel residierenden Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung ist das wohl auch nicht die Toleranz, die er meint. Und dass hierzulande Homosexuelle nicht prinzipiell benachteiligt werden, müßtest Du eigentlich aus eigener Erfahrung wissen. Als lesbische Journalistin, so schreibst Du, gehörtest Du zwei besonders verhaßten gesellschaftlichen Gruppierungen an. Das  grenzt an Verfolgungswahn. Dich haßt doch keiner, liebe Carolin, als Lesbe nicht und als Journalistin nicht. Im Gegenteil. Wenn nicht Goebbels das Wort erfunden hätte, würde ich sagen: Du bist der Prototyp des Gutmenschen. 

Allerdings, man mag Dich mehr als Dein Werk und Deine Oberlehrer-Attitüde. Wie schrieb der Welt-Kritiker? »In der Paulskirche teilte sie lauter Weisheiten mit, die den dort Versammelten längst vertraut sind und die sie zumeist lange schon internalisiert haben. Und doch gelingt es ihr, den Eindruck zu erwecken, sie stoße kühn in neue Sphären vor, sage Unerhörtes, lasse neue Wasser in den Brunnen der Erkenntnis und sogar der politischen Philosophie fließen. Von Ferne erinnert diese Methode an die der Allerweltstheologin Margot Käßmann«. Die linke TAZ, die Dir politisch viel näher steht als die Welt, hat Dich noch viel rüder abgebürstet. Gibt Dir das nicht zu denken?   

Widerliche Haufen menschlicher Antimaterie 
Was die schreckliche Diskriminierung anlangt, so bin ich auch Teil einer der verfemten Gruppen. Zwar werde ich als Journalist öfters mal angepöbelt, aber verhaßt habe ich mich noch nie gefühlt. Ich hätte auch keine Angst, schwul zu sein. Die zwei größten deutschen Städte hatten homophile Stadtoberhäupter. Sie mußten allerdings beide abtreten, nicht weil sie Männer liebten, sondern weil sie unfähig waren. Die zwei Homopromis waren freundliche Kerle. Die sächsischen Pöbler waren unfreundlich und nicht eben gastfreundlich, aber sie haben nichts Unerlaubtes getan. Deshalb haben die Politiker und die regierungstreuen Medien auch Unrecht, die sie als widerlichen Haufen menschlicher Antimaterie bewerten. Es war auch keine Nötigung, ebenso wenig, wie es Nötigung war, als wir 1968 in Essen am Druckhaus Sachsenstraße Zeitungswagen gewaltsam an der Ausfahrt hinderten, um die Auslieferung der Bild-Zeitung zu blockieren. Anklagen wegen Landfriedensbruch und Nötigung liefen damals überall im Lande ins Leere. In einer Urteilsbegründung des Landgerichts Hannover hieß es, eine Demonstration könne nicht den Charakter einer Heilsarmeeversammlung haben. Das muß auch für Clausnitz gelten, wenn auch die Motivationslage dort anders war. Im Frühjahr müssen drei der Teilnehmer vor Gericht erscheinen, aber nur weil sie einen Strafbefehl nicht akzeptiert haben. Die schlimmsten Sprüche auf ihren Plakaten waren Volksverräter und Merkel muß weg. Das Wort Volksverräter ist sicher demagogisch überzeichnet, aber dass Merkel weg muß, würde nach aktuellen Umfragen rund die Hälfte der Bundesbürger unterstreichen. Warum der ganze Rabatz? Hatten die Clausnitzer vielleicht Angst - um ihre Rente, um ihre Arbeitsplätze, um den Wert ihrer Immobilien? Oder Angst vor den schwarzcamouflierten Gesichtern der moslemischen Frauen? Ich habe Michel Houellebecqs Buch Unterwerfung gelesen, in dem geschildert wird, wie die Islamisten Frankreich übernehmen. Jetzt frage ich mich, ob ich auch islamophob bin. Aber sicher ist: Hass geht anders.

Verwahrlost und in fleckigen Jogginghosen
Der Hassende verabscheut nach dem Wörterbuch der Philosophie einen Menschen nicht nur, sondern möchte ihm auch schaden. Das kann ich in Clausnitz nicht erkennen. In Paris, Nizza und Saint-Étienne-du-Rouvray aber wohl. Siehst Du auch den Unterschied? Nein, ein Bier würde ich mit den mental verwahrlosten Clausnitzern nicht gern trinken. Weil sie mir zu viel brüllen und in fleckigen Jogginghosen herumlaufen. Aber mit denen von der Antifa-Demo, die Poster mit der Aufschrift Deutschland, du mieses Stück Scheiße und  Deutschland verrecke mit sich herumtragen, [ungestraft! Anmerk. politonline] würde ich auch nicht anstoßen wollen. Claudia Roth, bekanntlich die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, war neulich bei einer solchen Anti-Deutschland-Rally dabei. Ich weiß nicht, ob sie die Tiraden, die da verbreitet wurden, mitgetragen hat. Aber sie fand sie nicht so abscheulich, dass sie deshalb die Veranstaltung verlassen hätte. Die rote Claudia kommt in Deinem Anti-Hass-Buch nicht vor. Nein, Hetze gibt es überall im politischen Spektrum. Besonders auch in den Medien. Nicht wenige von ihnen benutzen für ihre Berichterstattung über Trump, Orban, Le Pen und Petry das gleiche Vokabular wie die rechten Netzbeschmutzer für ihre Facebook-Kommentare über Gabriel und Merkel.
 

Es ist richtig, dass Du die rechten Kakographien im Internet verurteilst. In die nächste Auflage Deines Buches könntest Du dann Deine Beobachtungen um Impressionen aus dem Segment des linken Mobs erweitern. Klick mal auf die Plattform linksunten.indymedia.org. Da steht drin, wie man bestimmten Vertretern des sogenannten Schweinesystems schaden kann. Durch Reifen zerstechen oder Haus verschönern. Oder lauf mal wieder durch Kreuzberg und laß die Hass-Graffiti auf Dich wirken. Burn, baby, burn und Tötet die Bullen. 

Zum Schluß, liebe Carolin, noch etwas zum Handwerklichen. Dein Buch ist schwere Kost - eher was für Oberseminare. Zuviel Welterrettungsmoralin, viel zu viel Political Correctness, dann diese Überdosis AfD-Bashing. Ein zusätzlicher Redigierdurchgang hätte nicht geschadet. Bevor Dein nächstes Buch in Druck geht, schick mir das Manuskript. Ich lege dann gern Hand an. Wir sind beide in der schönen Stadt Mülheim an der Ruhr geboren. Das ist mir Verpflichtung.  [7]

Herzlichst, Dein Erich

Siehe auch  RECHTS - Von Doris Auerbach 


 
 

[1]
http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1570  10. 7. 2010 
Barrosos Ziel: Souveränität der europäischen Staaten brechen sowie 
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=881    8. 3. 16

Abschaffung der Nationalstaaten  
[2]  http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/   4. 9. 12   
[3]  http://www.pi-news.net/2016/08/klonovsky-ueber-den-eu-halunken-barroso/   21. 8. 16   Michael Klonovsky über Barroso 
[4]  Strategic Alert, Jahrgang 24, Nr. 47 vom 24. November 2010 
[5]  http://www.pi-news.net/2016/11/hass-korrektur-einer-verzerrten-kampagne/#more-541525   11. 11. 16  Wolfgang Hübner, Frankfurt am Main 
[6]  https://kathstern.net/2016/09/19/maximilian-krah-tritt-aus-der-cdu-aus-es-ist-vorbei-der-kampf-ist-aussichtslos/    20. 9. 16 
[7]  http://www.achgut.com/artikel/dich_hasst_doch_keiner_liebe_carolin_als_lesbe_nicht_und_als_journalistin_n   8. 11. 16 Gastautor Erich Wiedemann - Dich hasst doch keiner, liebe Carolin, als Lesbe nicht und als Journalistin nicht