Iran - Zwischenstadium

d.a. Wie US-Aussenminister Mike Pompeo am 21. 5. in Washington erklärte,

werde Washington »die stärksten Sanktionen in der Geschichte« verhängen. Die Drohung beinhalte einen beispiellosen finanziellen Druck auf das iranische Regime. Die wieder eingesetzten Sanktionen gegen Teheran seien erst der Anfang. Der Stachel der Sanktionen werde sehr schmerzhaft sein. Und, wie er hinzufügte: »Die Führer in Teheran werden keinen Zweifel an unserer Ernsthaftigkeit haben.«
Natürlich durfte auch der Hinweis nicht fehlen, dass
»der Iran niemals einen Freibrief haben darf, um den Nahen Osten zu dominieren.« Das wäre ja auch konträr zu allen US-Hegemonialansprüchen, wie sie u.a. Thomas P.M. Barnett eindringlich formuliert hat.  [1]  

»Die USA«, so Pompeo, »wollen weiter mit Verbündeten in der Region zusammenarbeiten, um den Iran zurückzudrängen. »Wir müssen sicherstellen, dass der Iran niemals einen Weg zu einer Atomwaffe hat.« Nun haben sowohl Seymour Hersh als auch Scott Ritter dargelegt, dass sowohl der Mossad als auch die  CIA definitiv wissen  - und das nicht zuletzt von den vom Mossad in das Urananreicherungsprogramm des Irans eingeschleusten Quellen -  dass das Land kein Atomwaffenprogramm verfolgt. Fakt ist ferner, dass der Iran seine Verpflichtungen aus dem 2015 geschlossenen Atomabkommen nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zuverlässig erfüllt. Die iranischen Verpflichtungen wurden und werden von der Internationalen Atomenergieagentur mit jährlich 3.000 Personalstunden vor Ort umfassend überwacht. Ende Juni letzten Jahres hatte auch der stellvertretenden UNO-Generalsekretär für politische Angelegenheiten, Jeffrey D. Feltman, berichtet, dass die UNO über keine Beweise für Verstösse gegen den Atomdeal verfüge.

Zu den an den Iran gerichteten Forderungen zählt u.a. die Einstellung jeglicher Urananreicherung. Die Anreicherung zu stoppen, ist für den Iran ein Tabu; das Programm verzeichnet in der iranischen Politik eine breite Unterstützung, da es als ein Element der Souveränität des Landes angesehen wird. Ferner, so Pompeo, soll der Iran seinen Schwerwasserreaktor schliessen. Diesbezüglich hätte er sich etwas besser informieren sollen, da der Iran einen solchen gar nicht schliessen kann, da er keinen mehr besitzt. Die Anlage in Arak war im Rahmen des Atomabkommens deaktiviert worden, indem unter der Aufsicht von IAEA -Inspektoren Beton in den Kern gegossen wurde.  [2]  Im Zug der Hetze gegen Teheran wird man Pompeo diese falsche Behauptung jedoch keineswegs ankreiden. Zudem, so der Aussenminister, habe Teheran seine  - angebliche  - Bedrohung der Schifffahrt im Persischen Golf zu beenden und angebliche Cyberangriffe zu stoppen.

Am 26. 4. 18 hatte Macron seinen Appell an Trump, nicht vorschnell aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen, mit Nachdruck wiederholt. Trump hatte bekanntlich in seiner Rede vor der UNO am 18. 9. 17 das Nuklearabkommen mit dem Iran von 2015 eine Schande für die Vereinigten Staaten genannt und dieses als den einseitigsten Deal, den die Vereinigten Staaten je abgeschlossen hätten, bezeichnet. Die USA könnten sich nicht an ein Abkommen halten, das dem Iran als Schutz diene, um sein Atomprogramm heimlich weiterzuentwickeln, sagte er unter dem Applaus von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu.  [3]

Beweise für ausgesprochene Verdächtigungen vorzulegen sind für einen US-Staatschef  - und in diesem Fall auch für Netanjahu -  natürlich nicht erforderlich. Das begann bereits im Afghanistankrieg und setzte sich dann über den Irak und die folgenden US-Kriege nahtlos fort.

Der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, riet deutschen Unternehmen schon am 9. Mai, ihre Geschäfte mit dem Iran sofort zu beenden: »Wie Donald Trump sagte, werden die US-Sanktionen kritische Teile der iranischen Wirtschaft treffen.« Er hätte gleich dazusetzen sollen: Und sämtliche europäischen Firmen mit…… »Deutsche Firmen, die im Iran tätig sind«, warnte er, »sollten ihre Geschäfte sofort herunterfahren.« Nach Informationen der deutschen Handelskammer sind derzeit etwa 120 Firmen mit eigenem Personal im Iran tätig. Betroffen ist unter anderen auch die BASF. Der französische Energiekonzern Total hat sein Grossprojekt im Iran auf Grund der Sanktionen bereits gestoppt und zieht sich aus South Pars zurück. Wie es heisst, plant der chinesische Energie-Riese CNPC, die Anteile von Total am Gasfeld-Projekt South Pars zu übernehmen.

»Stimmen aus der Wirtschaft«, so ein Bericht von German Foreign Policy  [4], »raten zu einer Anpassung an die Gewaltdrohungen der Trump-Administration gegenüber Teheran, um die hochprofitablen US-Geschäfte deutscher Unternehmen nicht zu gefährden. Während Außenpolitikstrategen dafür plädieren, den  Konflikt mit Washington nicht zu scheuen, so warnen vor allem Stimmen aus der Wirtschaft vor potentiell kostspieligen Folgen. Die deutschen Geschäfte im Iran seien winzig im Vergleich zum US-Geschäft. Für den Siemens Konzern etwa, dieser baut im Iran Kraftwerke, seien amerikanische Umsätze überlebenswichtig; sie dürften keinesfalls zugunsten von Deals mit dem Iran aufs Spiel gesetzt werden: Wer glaubte, die europäische Gemeinschaft bringe genug Gewicht auf die Waage, um auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten Weltpolitik betreiben zu können, wurde durch die einseitige Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran eines Besseren belehrt. Zur unvermeidlichen Realpolitik gehöre nun die Anerkennung der Verhältnisse. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Hubert Lienhard, mit Blick auf die Option, sich in puncto Iran eng mit China abzustimmen. Grundsätzlich bin ich nicht der Meinung, dass Deutschland und die EU, auch zusammen mit China, Schritte unternehmen sollten, die gegen die USA gerichtet sind, erklärt Lienhard; wegen der hohen Profite, die deutsche Unternehmen im US-Geschäft erzielten, sei ein solches Vorgehen langfristig einfach nicht klug.  

In einer aktuellen Stellungnahme des ECFR, des European Council on Foreign Relations, vom 22. Mai heißt es: Die EU sei zwar ein wirtschaftlicher Riese, sie habe jedoch zugleich eine phänomenale Schwäche: In währungspolitischer Hinsicht sei sie faktisch nicht existent. Die USA könnten ihre Iran-Sanktionen deutschen Firmen aufzwingen, weil immer noch 88 % der globalen Finanztransaktionen in US-$ getätigt würden.«  

»Jeder Krieg, den wir seit dem Zweiten Weltkrieg geführt haben, ist ein konventioneller Krieg gewesen«, erklärt ein ehemaliger Trump-Berater: »Und in einem konventionellen Krieg gewinnt die stärkste Ökonomie.«  [5]  Mit letzterer haben sich soeben Analysten der Investmentbank Goldman Sachs befasst, die allerdings zu einem etwas anderen Urteil gelangen: »Sie schlagen Alarm und warnen davor, dass die wachsenden Schulden der USA die wirtschaftliche Sicherheit der Vereinigten Staaten während der nächsten Rezession erheblich gefährden könnten. Jan Hatzius, der Chefvolkswirt der Investmentbank, prognostizierte einen Anstieg des Bundesdefizits der USA in Höhe von 825 Milliarden US-$  (4,1 % BIP)  auf 1,25 Billionen US-$  (5,5 % des BIP)  bis zum Jahr 2021. Der Wert werde über die nächsten 10 Jahre auf 2,05 Billionen US-$  (7 % des BIP)  steigen, so Hatzius. Ein expandierendes Defizit und ein steigendes Schuldenniveau dürften die Zinsen nach oben drücken und das Defizit weiter vergrößern. Obwohl wir nicht glauben, dass die USA ein Risiko bezüglich ihrer Kredit- oder Rückzahlungsfähigkeit darstellen, könnte die steigende Verschuldung dennoch Konsequenzen haben, lange bevor die Tragfähigkeit der Schulden zu einem großen Hindernis wird, so der Volkswirt.«  [6]

Wie die Unternehmensverbände des Landes Nordrhein-Westfalen ausführten, haben viele Unternehmen auf eine Belebung der Beziehungen zum Iran gehofft. Diese Hoffnung, so ihr Präsident Arndt Kirchhoff, hat jetzt einen schweren Dämpfer erlitten: »Das trifft Maschinen-, Kraftwerks- und Autobauer, Autozulieferer und Elektroindustrie gleichermaßen. Vor die Wahl gestellt, mit den USA oder mit dem Iran Geschäfte zu machen, werden sich die meisten nun für das US-Geschäft entscheiden. Kaum einer kann es riskieren, die USA als Absatzmarkt zu verlieren.«  [7]      

Nun trägt sich die EU­-Kommission offenbar mit Massnahmen, die den betroffenen Unternehmen Entschädigungen bieten. Diese hat Macron in seiner Rede beim Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg am 25. Mai unterstützt.  [8]  Indessen sollte klar sein, dass angesichts der Billionenschulden der europäischen Staaten an eine Möglichkeit wie Entschädigungszahlungen überhaupt nicht gedacht werden kann.  

Gegen den Leiter der iranischen Zentralbank sind bereits am 15. Mai Sanktionen verhängt worden. Es könnte aber auch Europas Bankenchefs treffen, da gegen sie Sanktionen erwogen werden, sollten sie sich weigern, den Iran von Swift auszuschliessen.  [9]  Jedenfalls ist ausländischen Firmen und Banken, die mit dem Iran Beziehungen unterhalten, jetzt von der USA eine Frist von 180 Tagen eingeräumt worden, um ihre Geschäfte mit iranischen Partnern zu beenden.
 

Bruno Bandulet, dessen letztes Buch den Titel Beuteland - Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945trägt, hat die Kündigung des Iranabkommens als einen unerträglichen Affront bezeichnet. »Wohl nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs«, schreibt er, »wurde über einen wichtigeren Vertrag so lange und so hartnäckig verhandelt wie über das Atomabkommen mit dem Iran. Allein John Kerry, der damalige US-Außenminister, harrte während der Endrunde 17 Tage in Wien aus, bis er schließlich zusammen mit den Außenministern Rußlands, Chinas, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, des Irans und der Vertreterin der EU das Dokument am 14. Juli 2015 unterzeichnen konnte. Donald Trump brauchte am 8. Mai dieses Jahres zehn Minuten, um die Vereinbarung in einer verstörenden Erklärung zu zerreißen.  

Ebenfalls nie zuvor in der 50jährigen Geschichte des Atomwaffensperrvertrags hat sich ein souveräner Staat so weitreichenden Kontrollen unterworfen und so viele Zugeständnisse gemacht. Die Einschränkungen sollen teils bis 2025, teils bis 2030 in Kraft bleiben. Unabhängig davon gilt der iranische Verzicht auf Atomwaffen zeitlich unbegrenzt. Nur die zivile Nutzung der Kernenergie ist erlaubt. Dies in Kontrast zu Israel, Pakistan und Indien, die den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichneten und ganz legal aufrüsten konnten.«

»Was also«, fragt Bandulet, »will Trump erreichen? Auch wer ihn nicht immer ernst nimmt, mußte alarmiert sein, als er sich mit dem neuen Außenminister Mike Pompeo und seinem nationalen Sicherheitsberater John Bolton ein veritables Kriegskabinett zusammenstellte.«  [10]  So vermerkte auch Alan Cassidy am 14. April: »Nun ist das Establishment in die Außenpolitik zurückgekehrt. Die Isolationisten sind gegangen. Die Falken sind gekommen. Trumps Ablehnung von Auslandeinsätzen war eine der wenigen Positionen, in denen seine Botschaft konsistent war. Die guten alten Tage sind wieder da, sagte ein Vertrauter von John Bolton, wir sind zurück  [11]

»Trumps neuer Sicherheitsberater John Bolton«, führt Frauke Steffens aus, »gilt als Falke unter den Falken und vertritt eine harte Linie gegenüber allen anderen Ländern. Es gibt nun fast keinen mäßigenden Einfluß mehr auf den Präsidenten. Bolton ist ein außenpolitischer Hardliner. Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor, zitierte er am 22. 3. 18 das lateinische Sprichwort Si vis pacem para bellum im Fernsehsender Sky News. Bolton hält ebenso wie der Präsident wenig vom Atomabkommen mit dem Iran. Diesen Januar forderte er bei Fox News, das Abkommen aufzugeben und harte Sanktionen gegen die Regierung in Teheran zu verhängen.  [12]

»Den besten Aufschluß über Motive und Ziele der neuen und zugleich alten amerikanischen Nahostpolitik«, so Bandulet ferner, »gibt ein knappes Fact Sheet des Weißen Hauses vom 8. Mai. Dort werden Teheran nicht etwa Verletzungen des Atomdeals vorgeworfen, sondern das Streben nach regionaler Hegemonie und die Unterstützung des internationalen Terrorismus. Mit den Realitäten im Nahen Osten deckt sich das nur am Rande. Ohne die kampfkräftigen schiitischen Einheiten hätten al-Qaida und der sogenannte Islamische Staat bisher nicht besiegt werden können. Hätte sich der von Washington verteufelte Assad nicht mit iranischer und russischer Hilfe gehalten, wären heute die Dschihadisten in Damaskus an der Macht. Und der Vorwurf des Hegemonialstrebens ist fast schon amüsant. Ein 80-Millionen-Volk mit für die Region hohem Bildungsstandard und großem wirtschaftlichen Potential wird fast natürlich Verbündete und damit Sicherheit suchen, der verheerende Angriffskrieg Saddam Husseins mit amerikanischer Schützenhilfe ist noch in Erinnerung.«  

Wie dem Bericht von German Foreign Policy  [4]  des weiteren zu entnehmen   ist, »sucht die Trump-Administration darüber hinaus Berlin und die EU zur Verschärfung ihrer Rußland-Sanktionen zu drängen. Eine Delegation des US-Außenministeriums ist soeben in Europa unterwegs gewesen; ihr Ziel war, die EU-Staaten ihrerseits zu einem aggressiveren Vorgehen gegen Moskau zu bewegen. Darüber hat unter anderem David Tessler, ein führender, mit der Sanktionspolitik befaßter Mitarbeiter des State Department, am 23. 5. in Brüssel verhandelt. Am 24. 5. hielt sich Tessler in London auf und versuchte dort, auf Vertreter der G-7 zugunsten der Einführung neuer Rußland-Sanktionen gemäß dem Global Magnitzky Act einzuwirken. Dieser ist im Dezember 2016 verabschiedet und von Präsident Obama unterzeichnet worden; er ermöglicht es, statt nur Staaten auch Einzelpersonen mit Sanktionen zu belegen. Seit Ende 2016 sind NGOs aufgefordert, den US-Behörden Menschenrechtsverletzungen zu melden; anschließend entscheidet der US-Präsident, ob er Strafmaßnahmen gegen die tatsächlichen oder angeblichen Urheber verhängt.

Sanktionen wegen des Führens und Billigens von Angriffskriegen (Jugoslawien 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen 2011, Syrien 2018) sind faktisch ebensowenig vorgesehen wie Strafen wegen staatlicher Folter im sogenannten Anti-Terror-Krieg. Washington ist seit einiger Zeit bemüht, den Global Magnitzky Act zu internationalisieren; entsprechende Gesetze sind inzwischen in Kanada, Großbritannien, Estland, Lettland und Litauen in Kraft.«

Auf allseitiges Unverständnis dürfte die von Pompeo am 26. 5. ausgesprochene Warnung stossen, der zufolge die iranischen Quds-Truppen Mordanschläge in Europa planen. Insofern, erklärt Pompeo hierzu, müsste es auch den Europäern klar sein, dass der Iran eine Bedrohung darstellt.  [13]  »Sogar Exil-Iraner, die wegen ihrer Gegnerschaft zur Regierung jahrelang in Teheran in Haft saßen, halten Pompeos Behauptung für frei erfunden. Sie soll offenkundig den Druck auf die EU erhöhen, sich der US-Iranpolitik unterzuordnen.« Weder Europa noch Analysten schenken Pompeos Behauptungen Glauben. Laut dem iranischen Exilanten Iraj Mesdaghi seien diese unwahrscheinlich; es gebe keine Beweise, um die Behauptungen zu untermauern. Falsche Behauptungen, vermerkt hierzu Jason Ditz, sind eine fragwürdige Strategie für Pompeo, da sie die Trump-Administration noch weniger vernünftig erscheinen lassen, als es bei dem Versuch, eine Koalition gegen den Iran aufzubauen, bereits der Fall ist.  

Wie Teheran am 3. März ankündigte, wird der Iran den Handel mit US-$ aufgeben. »Bestellungen von Händlern, die in US-$ eingehen, sollen nicht länger berücksichtigt werden und ein Importverfahren durchlaufen. Laut lokalen Medien geht die Entscheidung auf eine offizielle Aufforderung der iranischen Zentralbank zurück. Sie ist, heißt es, speziell darauf ausgerichtet, Marktschwankungen des   US-$ entgegenzuwirken. Mehdi Kasraeipour, Direktor der iranischen Zentralbank für Devisenregeln und -politiken, wurde von der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA mit den Worten zitiert, die Entscheidung werde ab dem 7. 3. wirksam, was für Händler keine größeren Schwierigkeiten bereite, da der Anteil des US-$  an den Handelsaktivitäten des Irans nicht hoch sei: Seit langem kann der iranische Bankensektor den US-$ auf Grund der Sanktionen nicht mehr nutzen. Im Rahmen des Handelsembargos ist es auch US-Banken verboten, mit dem Iran zu handeln. In Anbetracht der Tatsache, dass die Verwendung des US-$ für den Iran verboten ist und Händler buchstäblich alternative Währungen in ihren Transaktionen verwenden, gibt es keinen Grund mehr, mit Rechnungen fortzufahren, die den US-$ als Basiszinssatz verwenden, fügte der Zentralbankbeamte hinzu. Teheran versucht seit langem, auf den nicht- dollarbasierten Handel umzusteigen. Der Iran hat bereits Abkommen mit mehreren Ländern unterzeichnet und ist über die Verwendung nationaler Währungen bei der Abrechnung mit Rußland in Gesprächen. Während eines  Treffens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im November letzten Jahres bemerkte der Oberste Führer des Irans, Ali Chamenei, dass der beste Weg, US-Sanktionen zu umgehen, gemeinsame Anstrengungen seien, die US-amerikanische Währung vom bilateralen Handel auszuschließen. Er teilte Putin mit, dass Rußland und der Iran die Amerikaner durch Methoden wie die Abschaffung des US-$ und seine Ersetzung durch nationale Währungen bei Transaktionen zwischen zwei oder mehr Parteien isolieren könnten.«  [14] 

»Die europäischen Regierungen«, führt Bandulet ferner aus, »vor allem Berlin und Paris, stehen vor der Wahl, entweder den unerträglichen und keineswegs neuen amerikanischen Anspruch auf exterritoriale Geltung ihrer Rechtsakte duldend hinzunehmen oder aber ihre ökonomische Souveränität endlich zu verteidigen und sich schützend vor ihre Unternehmen zu stellen. Ob sie die Entschlußkraft dazu aufbringen, ist fraglich. Sie könnten per Gesetzgebung die Wirkung von US-Sanktionen auf europäischem Boden blockieren. Die EU könnte ein Statut aus dem Jahr 1996 reaktivieren und damit europäischen Firmen verbieten, sich an US-Sanktionen zu beteiligen. Und die Bundesregierung könnte Richard Grenell, den arroganten neuen US-amerikanischen Botschafter in Berlin, in die Schranken weisen. Er hat die deutsche Wirtschaft fast ultimativ aufgefordert, ihre Geschäfte mit dem Iran umgehend herunterzufahren.« 

Unter dem Titel Warum Trump Europa bedenkenlos ignorieren kann, schrieb Jeremy Shapiro, Direktor des ECFR, am  22. Mai: »Die Europäer rufen ab und  zu aus. Sie tun jedoch nie etwas, was Washington beunruhigen könnte. Tatsächlich haben sich europäische Staaten, einschließlich der neutralen Schweiz, in der Vergangenheit gesetzlichen Übergriffen der USA meistens unterworfen, sogar ohne großen Protest seitens der Regierungen. Diese akzeptieren, dass einige US-Gesetze und -Erlasse extraterritorial gelten, also auch in der EU und in der Schweiz; sie fordern nicht einmal ein Gegenrecht.  [15]   

Sollte kein Mittelweg gefunden werden, um es den europäische Unternehmen, die ihre Beziehung zum Iran nicht aufgeben wollen, zu ermöglichen, noch atmen zu können, wird die Abhängigkeit der Konzerne von der USA wie bei den Russland-Sanktionen eine weitere Schneise schwerer wirtschaftlicher Verluste  schlagen, was ein weiteres Mal unter Beweis stellen würde, dass die als US-Kolonie bezeichnete EU dieses Etikett nicht zu Unrecht trägt.

»Der Austritt einer der Vertragsparteien aus einem Abkommen und die Aufkündigung der Vereinbarungen geht immer mit großen Risiken und Schäden einher«, so Putin soeben beim Internationalen Petersburger Wirtschaftsforum. In der globalen Politik sei ein derartiges Vorgehen der Staaten, vornehmlich wenn es um Machtzentren gehe, mit sehr negativen und gar verheerenden Folgen verbunden, »dies besonders jetzt, da die Mißachtung der existierenden Regeln und der Verlust des gegenseitigen Vertrauens mit der Unberechenbarkeit und der Turbulenz der kolossalen Veränderungen in der Welt zusammenfallen.« Diese Faktoren könnten zu einer Systemkrise führen, welche die Welt noch nie erlebt hat.  [16]

Der Iran seinerseits hat Europa die Pistole auf die Brust gesetzt. Wie Reuters berichtet, habe ein iranischer Offizieller eine Deadline bis zum 31. Mai festgelegt. Bis dahin solle ein Plan vorliegen, wie die Staaten nach dem Austritt der USA weiter verfahren wollen.  [17]

 

 

[1]  politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=70
20. 3. 2005  Die neue Weltkarte des Pentagons     
[2]  http://antikrieg.com/aktuell/2018_05_23_trumps.htm
23. 5. 18   Trumps neue Kampagne gegen den Iran wird ihre Ziele nicht erreichen
[3]  https://jungefreiheit.de/politik/ausland/2017/trump-will-eine-welt-stolzer-unabhaengiger-nationen/   19. 9. 17
[4]  https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7616/
24. 5. 18  Streit unter Freunden  resp.
Caroline de Gruyter: The omnipotent dollar: US Sanctions and the Euro Problem http://www.ecfr.eu/
  vom 22. 5. 2018
[5]  https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7617/
25. 5. 18   Deutschlands Achillesferse
[6]  https://deutsch.rt.com/nordamerika/70424-goldman-sachs-us-finanzperspektiven-nicht-gut/   25. 5. 18 
[7]  https://www.sharewise.com/de/news_articles  10. 5. 18
[8] 
https://de.sputniknews.com/politik/20180525320872264-frankreich-macron-atom-deal-sanktionen-eu-firmen-entschaedigung/   25. 5. 18
[9]  https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/05/25/usa-erwaegen-sanktionen-gegen-europas-banken-chefs/  25. 5. 18
[10]  https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2018/ein-unertraeglicher-affront/   19. 5. 18 

Gekündigtes Iran-Abkommen - Ein unerträglicher Affront - von Bruno Bandulet

[11]  http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2785
15. 4. 18   Syrien – Drohungen ohne Beweise umgesetzt  resp.
https://bazonline.ch/wetter/allgemeinelage/trump-duepiert-seine-treusten-anhaenger/story/19553338  14. 4. 18
[12]  http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/donald-trumps-neuer-sicherheitsberater-john-bolton-ist-ein-falke-15508608.html
23. 3. 18  Von Frauke Steffens
[13]  https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/05/26/usa-warnen-vor-iranischen-mord-anschlaegen-europa/     26. 5. 18

[14]  https://deutsch.rt.com/wirtschaft/66080-iran-stoppt-handel-mit-us-dollar/
3. 3. 18
[15]  https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Sanktionen-Die-USA-haben-Europas-Wirtschaft-im-Wurgegriff     22. 5. 18  Von Urs P. Gasche
[16]  https://de.sputniknews.com/politik/20180525320866354-putin-welt-system-krise/   25. 5. 18
[17]  https://www.focus.de/politik/ausland/iran-krise-im-news-ticker-deadline-bis-zum-31-mai-iran-setzt-europa-die-pistole-auf-die-brust_id_8987135.html
25. 5. 18