Westentaschen-Napoleon Gerhard Schröder

Gerhard Schröder ist mal wieder in aller Munde. Mit seiner Gas-Prom-Geschichte hat er sich geoutet. Dass er ein Flachland-Hallodri ist, war bekannt. Er konnte aber auch als gelernter Staatsschauspieler den Staatsmann geben. Mit oberwichtiger Miene. Wenn er Ehrenformationen abschritt hatte man den Eindruck, er sei 190 cm - oder größer. Mindestens. Keiner seiner Staats-chef-Kollegen schritt so majestätisch wie er. Steht man neben ihm, ist man erstaunt. Nicht immer ist ein Hocker zur Stelle. Er ist wahrscheinlich noch nicht einmal 170. Aber Napoleon war be-kanntlich auch nicht größer. Inzwischen nicht die einzige Parallele zwischen den beiden Helden.

Auch Napoleon hatte sich mit Russland schwer verkalkuliert. Aus dem erhofften Triumph wurde ein Desaster. Der Anfang vom Ende. Der einstige Weltenlenker aus Niedersachsen folgt seinem korsischen Vorbild im historischen Gleichschritt. Wenngleich - seine ehemaligen Untertanen sind darob nicht traurig - auf allseits deutlich niedrigerem Niveau. Quasi als Westentaschen-Napoleon. Dabei war alles taktisch perfekt eingestielt. Napoleon lässt grüßen. Zuerst sein offizieller Ausstieg als Abgeordneter in Berlin. Kurz darauf der Einstieg bei Michael Ringier im steuerfreundlichen Zürich. Die Reaktionen waren allseits moderat. Warum sollte sich ein ehemaliger deutscher Kanzler nicht als „Türöffner“ betätigen. Türsteher wäre eindeutig un-angemessener gewesen. Nachdem das gelinde Rauschen im Blätterwald abebbte, wurde der junge Altkanzler übermütig. Der Ex-Stamokap-Aktivist startete die dritte Stufe seiner kapita-listischen Raketen-Karriere. Die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes einer Gasprom-Pipeline-Tochter mit Sitz in Zug überraschte dann doch. Nach hartem Dementi noch vor Wochen. Sein Chef ist damit in Zukunft Busenfreund Putin, der „lupenreine“ Demokrat. Schröders Außenpoli-tik erscheint nun in einem eher privat- statt global-strategischen Licht. Das muss man sich erst einmal trauen. Auch und gerade als ehemaliger deutscher Kanzler. Die Rohrleitung - um Polen herum - hatte er nämlich in dieser Funktion just angeschoben. Zug ist zudem noch ein wenig steuerfreundlicher als Zürich. Eine finanztaktische Glanzleistung napoleonischen Ausmaßes.   Da sage noch einer, die Sozis verstünden nichts vom Geld. Alles Quatsch. Praktisch auch: Zug liegt nur ein Viertelstündchen von seinem Türöffner-Büro entfernt. Das spart am Ende sogar Reisekosten. Oberclever eingefädelt. Da reibt sich nicht so nur mancher Altkapitalist die Augen!
 
Die Reaktionen im In- und Ausland fegen nun allerdings den Helden vom Sockel - lange bevor ein Standort für das erste Schröder-Denkmal feststeht. Der historische Ablauf seines Einstiegs bei der Gasprom-Tochter wird von russischer Seite völlig anders dargestellt als einst vom Noch- bzw. jetzt vom Alt-Kanzler. Gerhard Schröder nahm es mit den Zeiten nicht so genau. Ober-peinlich. Doch auch von höchst unterschiedlichen Besoldungsstufen ist die Rede. Gagen von bis zu 1,5 Mio. Euro werden in russischen Medien genannt. Das sind die üblichen Vergütungen in Putins Gas-Imperium. Was soll´s. Michael Ballack verdient schließlich noch mehr! Alles nur Neid. Daran wird sich der alte Jungkapitalist Gerhard Schröder einfach noch gewöhnen müssen.
 
Doch schon aktiviert der junge Altkanzler seinen Rechtsbeistand. Immer wenn es mulmig wird um Gerd Schröder tritt Anwalt Nesselhauf in Aktion. In seinem juristischen Windschatten der Hamburger Hippie-Richter Buske. Der hatte damals schon Schröders Haarprobleme gelöst. Was wohl herausgekommen wäre, wenn Richter Buske ein Kanzlerhaar im Labor hätte untersuchen lassen? Sei`s drum. Buskes Urteile sind so toll, dass er in derartigen Problemfällen stets gern wieder genommen wird www.buskeismus.de. Hochinteressant, ein etwaiges Buske-Urteil gegen russische Zeitungen in Putins Reich umzusetzen. Gas-Prom ist schließlich auch ein Medien-Konzern. Vergleichbar etwa der sozialdemokratischen DDVG in Schröders früherem Reich.
 
Hat uns das Image-Waterloo des Westentaschen-Napoleon einen völlig neuen Schröder offen-bart? War Gerhard Schröder etwa schon immer so? Wie wurde Schröder was er war, bzw. ist? Antworten auf alle diese Fragen gibt „Wildwest auf der Chefetage*“  - Schröders Kampf um Salzgitter und die Kanzlerschaft - (*Titel mit freundlicher Genehmigung des SPIEGEL-Verlags) BUCH&media ISBN 3-86520-140-7
 
Peine, den 16. Dezember 2005                                        gez.: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz