Das nachfolgende Schreiben ging am 8. 3. 06 an den Fernsehsender ARD: Erfundenes Vogelgrippeszenario bei ARD

Sehr geehrte Frau Putz, vielen Dank für Ihr Formschreiben, was Sie wohl viele Mal mit gleichem Wortlaut an alle, die Sie gebeten hatten, diese Folge nicht jetzt, zur Zeit der höchsten Vogelgrippehysterie zu senden, geschickt haben. Was Ihrem Sender, als öffentlich rechtlicher, Ihre gutzahlenden Zuschauer wert sind, haben Sie jetzt klar und unmißverständlich zum Ausdruck gebracht. Daß Ihnen ebenfalls die Unsicherheit unter der Bevölkerung zur vorgegaukelten Gefahr durch die als so gefährlich propagierte Vogelgrippe ebenfalls völlig gleichgültig ist, haben Sie mit der Ausstrahlung der Folge und Ihrer damit bewiesenen Unbeeinflußbarkeit ganz deutlich demonstriert. Wären Sie ein Privatsender hätten wir Ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Realität noch entschuldigt. Doch als ein vom Geld der Zuschauer lebender Sender ist die Arroganz, die Sie gerade jetzt an den Tag gelegt haben, gegenüber den Ängsten unter den Menschen hier im Lande - auch mit noch so schönen Worten aus ihrem Mund, die eh unehrlicher nicht sein können - nicht hinnehmbar.

Sie schreiben, daß die Folge schon länger geplant war und sich nicht auf aktuelle Fälle in Deutschland bezieht. Ja genau das ist doch das Gravierende, daß Sie das bereits existierende Horrorszenario, was in Deutschland z.Zt. herrscht, noch mit erfundenen Geschichten verstärken. Wollen oder können Sie und ihre Redaktion das nicht verstehen? Sie wollen uns doch wohl auch nicht ernsthaft Glauben machen, daß Ihnen nur diese Folge für den 07. März als Sendefolge zur Verfügung stand. Diese spezielle Folge hätte ohne weiteres zu einem späteren Zeitpunkt, nachdem sich die Lage in ganz Deutschland wieder beruhigt hat, gesendet werden können. Aber nein, es ist ja noch nicht schlimm genug, es wurden ja noch nicht genügend unschuldige gesunde Tiere getötet, deshalb geben wir noch eine Fiktion obendrauf! Ob Sie und Ihre Redaktion sich bei Erzeugung unnötiger, völlig überflüssiger Panikmache wohlfühlen, wage ich zu bezweifeln. Ob Sie auch Verantwortung für die vielen Haustiere, die nach ihrer Sendung von leichtgläubigen Zuschauern ausgesetzt, getötet oder in Tierheime abgeschoben werden, übernehmen wollen, wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Die Tierheime in Deutschland sind bereits übervoll, nachdem eine angeblich mit dem Virus infizierte Katze auf Rügen gefunden wurde.
 
Von Ziervögeln gar nicht erst zu sprechen. Ob Sie auch Verantwortung für die vielen Familien übernehmen wollen, in denen Kinder vielleicht nur an einem harmlosen Schnupfen erkranken und aufgrund Ihrer Sendung, ihnen das liebgewordene Haustier weggenommen, beim nächste Tierarzt eingeschläfert oder ins Tierheim abgeschoben wird? Daß die von ihnen inszenierte fiktionale Geschichte letztlich für das Kind gut ausging, ist völlig nebensächlich.
Was muß das doch für ein toller Experte sein, mit dem Ihre Redaktion das Szenario durchgespielt hat, der die Empfehlung gab, diese Folge gerade jetzt den Zuschauern zu präsentieren. Er scheint sehr gut zur Politik und den Medienmogulen zu passen, denen wir das jetzige Horrorszenario überhaupt erst zu verdanken haben. Sie sprechen davon, daß man sich vor der Gefahr schützen kann, wenn man wachsam sei. Wissen Sie überhaupt, was Sie da für einen Schwachsinn von sich geben? Was denn für eine Gefahr? Eine Gefahr will man den Menschen einreden und Sie sind anscheinend sogar so naiv und glauben wirklich an eine Gefahr. Es gibt keine tatsächliche Gefahr - die einzige Gefahr besteht darin, daß man die Menschen für dumm verkaufen will und Sie spielen, anscheinend wirklich aus Unkenntnis, dieses Spiel mit der Angst mit. Doch bei all Ihrer Unkenntnis über die wirkliche Situation, schüren sie ja sogar ein zusätzliches Horrorszenario noch mit an - obwohl Sie an eine existierende Gefahr glauben. Das ist ja noch viel schlimmer, als wir anfangs glaubten. Sie spielen wissentlich mit der Angst der Menschen - einfach ungeheuerlich!  Ja woher nehmen Sie eigentlich die Überzeugung, wenn Sie sogar behaupten, daß ich davon ausgehen könne, daß die Sendung der Folge die Bevölkerung nicht negativ beeinflusse. Sind Sie denn wirklich so schrecklich naiv und glauben Sie wirklich, Ihre Zuschauer der Sendung „In aller Freundschaft“ denken über die gezeigte Handlung nach? Wüßten also, daß es sich nur um eine fiktive Sendung handle, da ja der Vorspann dies kundtat. Da kennen Sie die Fernsehzuschauer aber sehr schlecht. Gerade wer sich solche Serien anschaut, kann aus unserer Sicht nur als absoluter Träumer - der wie ein Faschingsnarr traumwandelt und alles glaubt, was er sieht und hört, solange die Sendung läuft - angesehen werden. Wußten Sie das denn nicht? Ihre sonstigen „Heile-Welt-Szenarien“ rufen freilich keine Bedenken unter den Zuschauern hervor, bei denen wird sich auch keiner über etwa mangelnden Wahrheitsgehalt beschweren. Doch gerade diese Folge mit der Vogelgrippe, in dieser Zeit, prägt sich bei den Zuschauern ein.
 
Egal: wie auch immer, die Sendung wurde aufgrund der unbeschreiblichen Arroganz der dafür Verantwortlichen den gutgläubigen Zuschauern vorgeführt - die Folgen, die sich zwangsläufig in den nächsten Tagen daraus ergeben, werden Sie dann ebenfalls zu spüren bekommen. Die vielen Tiere, die allein aufgrund Ihrer Sendung ihr Leben lassen, gehen ganz allein auf Ihr Konto, das Ihrer Redaktion und das des sogenannten „Experten“. Die Versorgung der Tierheimtiere sollten Ihnen in Rechnung gestellt werden! Wir werden jedenfalls für die Zukunft den öffentlich rechtlichen Fernsehsender ARD nicht weiter als das Medium ansehen, wie bisher und andere Zuschauer ebenfalls nicht. Sie werden das in entsprechender Weise auch zu spüren bekommen.
 
Im Namen der Tierschutz-Union sehr enttäuschte Grüße
Harald von Fehr