König Midas und die Habgierigen

Der Finanzsektor sei der wettbewerbsfähigste Wirtschaftssektor der Schweiz (René Lüchinger, Chefredaktor von BILANZ). 97,5 % der täglich um den Globus fliessenden Geldmenge habe keinen realwirtschaftlichen Hintergrund mehr (Victor Breu, Chefredakteur von Finanz & Wirtschaft). Die Marktwirtschaft sei zum puren Finanzkapitalismus mutiert und plündere die Realwirtschaft (Werner Vontobel, Wirtschaftspublizist). Krisen entstehen, wenn Geld aus der industriellen in die finanzielle Wirtschaft verschoben wird (Robert Skidelski, Professor an der Universität Warwick). Wer kennt sie nicht, die Legende vom König, der sich gewünscht hat, dass alles, was er anfasst, zu Gold wird. Erst als das, was er essen oder trinken wollte, sich durch seine Berührung ebenfalls in Gold verwandelte, realisierte er, dass Gold (ebenso wie Papier- oder virtuelles Geld) keinen eigentlichen wirklichen Wert, sondern eben nur Stellvertreterwert besitzt.

Unsere Gesellschaft krankt offenbar am Midas-Syndrom; ist sie möglicherweise bereits im Endstadium und somit unheilbar? Habgierige Geldmenschen werden die Legende kennen. Sicherlich wissen sie auch, dass derjenige, der bei einer Währungsreform (demnächst eine Dollar-Euro-Union oder eine Weltwährung ‚Terra’?) oder gar einem Währungszusammenbruch jeweils ausser Geld nichts besitzt, den schwarzen Peter gezogen hat (siehe Argentinien). Der weltweiten Geldmenge (nicht den Menschenmengen!) stehen längst zu wenig reale Güter gegenüber. Möglicherweise boomen deshalb z.B. die Rüstungsindustrie (und somit die Kriege), Immobilien-Orgien wie in Dubai, die Auswüchse im Dienstleistungssektor, die staatliche und private Verschuldung, die Spekulation, die Ausbeutung von Natur und Mensch (siehe China); denn dieses viele Geld muss irgendwie in den Wirtschaftskreislauf zurück, um den Zusammenbruch des neoliberalen Schneeballsystems hinauszuzögern. Das erklärt auch die Privatisierungsdoktrin, welche alles, ja ganze Demokratien, privatisieren und zunehmend käuflich machen will (Schulen, Spitäler, Energie-, Finanz-, Kommunikations- und Verkehrswesen, Wasserversorgung, Luft → CO2-Handel, etc.). Das Geld flieht in die Sachwerte. Der Feudalismus feiert Renaissance. Immerhin könnten unsere Bauern und das Gewerbe im Falle des Falles (noch) 60% der Schweizer Bevölkerung ernähren, falls sie nicht vorher durch eben diesen Neoliberalismus, statt, wie in den 60er Jahren angedroht, durch den Kommunismus enteignet werden (wöchentlich müssen 40 Betriebe aufgeben!). Auch die wertschöpfende Industrie ist (noch) weitgehend handlungs-und versorgungsfähig. Was wir als Strukturwandel wahrnehmen, ist eigentlich nur eine Wiederholung der Geschichte (siehe Der grosse Crash 1929 des Jahrhundertökonomen John Kenneth Galbraith). Wenn der erste grosse Schuldner (Deutschland? Zahlt 8 Mio Euro Schuldzinsen stündlich) seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, kann ein Dominoeffekt einsetzen. Vor kurzem gaben selbst die Chefs der grossen Notenbanken über die Medien ihrer Sorge hinsichtlich der Weltwirtschaft zum Ausdruck. „Nur Ökonomen und Verrückte glauben an ewiges Wachstum“, so Prof. Jared Diamond, Bestsellerautor von Kollaps und Pulitzerpreisträger. Unlängst offenbarte unser Finanzminister Hans Rudolf Merz, er trüge immer die Bibel und Goethes Faust mit sich. Ich empfehle Ihnen Dr. Hans Christoph Binswangers (HSG) Buch ‚Geld und Magie’, eine ökonomische Deutung von Goethes zweitem Teil des Fausts. Goethe war auch Geheimer Rat für Wirtschaftsfragen am Weimarer Hof und hat vor über 200 Jahren das modernste Drama der Literaturgeschichte geschrieben.
 
Thomas Brändle, Kantonsrat FDP, Unterägeri
 
König Midas und die Habgierigen
 
Der Finanzsektor sei der wettbewerbsfähigste Wirtschaftssektor der Schweiz (René Lüchinger, Chefredaktor von BILANZ). 97,5 % der täglich um den Globus fliessenden Geldmenge habe keinen realwirtschaftlichen Hintergrund mehr (Victor Breu, Chefredakteur von Finanz & Wirtschaft). Die Marktwirtschaft sei zum puren Finanzkapitalismus mutiert und plündere die Realwirtschaft (Werner Vontobel, Wirtschaftspublizist). Krisen entstehen, wenn Geld aus der industriellen in die finanzielle Wirtschaft verschoben wird (Robert Skidelski, Professor an der Universität Warwick). Wer  kennt sie nicht, die Legende vom König, der sich gewünscht hat, dass alles, was er anfasst, zu Gold wird. Erst als das, was er essen oder trinken wollte, sich durch seine Berührung ebenfalls in Gold verwandelte, realisierte er, dass Gold (ebenso wie Papier- oder virtuelles Geld) keinen eigentlichen wirklichen Wert, sondern eben nur Stellvertreterwert besitzt.
 
Unsere Gesellschaft krankt offenbar am Midas-Syndrom; ist sie möglicherweise bereits im Endstadium und somit unheilbar? Habgierige Geldmenschen werden die Legende kennen. Sicherlich wissen sie auch, dass derjenige, der bei einer Währungsreform (demnächst eine Dollar-Euro-Union oder eine Weltwährung ‚Terra’?) oder gar einem Währungszusammenbruch jeweils ausser Geld nichts besitzt, den schwarzen Peter gezogen hat (siehe Argentinien). Der weltweiten Geldmenge (nicht den Menschenmengen!) stehen längst zu wenig reale Güter gegenüber. Möglicherweise boomen deshalb z.B. die Rüstungsindustrie (und somit die Kriege), Immobilien-Orgien wie in Dubai, die Auswüchse im Dienstleistungssektor, die staatliche und private Verschuldung, die Spekulation, die Ausbeutung von Natur und Mensch (siehe China); denn dieses viele Geld muss irgendwie in den Wirtschaftskreislauf zurück, um den Zusammenbruch des neoliberalen Schneeballsystems hinauszuzögern. Das erklärt auch die Privatisierungsdoktrin, welche alles, ja ganze Demokratien, privatisieren und zunehmend käuflich machen will (Schulen, Spitäler, Energie-, Finanz-, Kommunikations- und Verkehrswesen, Wasserversorgung, Luft → CO2-Handel, etc.). Das Geld flieht in die Sachwerte. Der Feudalismus feiert Renaissance. Immerhin könnten unsere Bauern und das Gewerbe im Falle des Falles (noch) 60% der Schweizer Bevölkerung ernähren, falls sie nicht vorher durch eben diesen Neoliberalismus, statt, wie in den 60er Jahren angedroht, durch den Kommunismus enteignet werden (wöchentlich müssen 40 Betriebe aufgeben!). Auch die wertschöpfende Industrie ist (noch) weitgehend handlungs-und versorgungsfähig. Was wir als Strukturwandel wahrnehmen, ist eigentlich nur eine Wiederholung der Geschichte (siehe Der grosse Crash 1929 des Jahrhundertökonomen John Kenneth Galbraith). Wenn der erste grosse Schuldner (Deutschland? Zahlt 8 Mio Euro Schuldzinsen stündlich) seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, kann ein Dominoeffekt einsetzen. Vor kurzem gaben selbst die Chefs der grossen Notenbanken über die Medien ihrer Sorge hinsichtlich der Weltwirtschaft zum Ausdruck. „Nur Ökonomen und Verrückte glauben an ewiges Wachstum“, so Prof. Jared Diamond, Bestsellerautor von Kollaps und Pulitzerpreisträger. Unlängst offenbarte unser Finanzminister Hans Rudolf Merz, er trüge immer die Bibel und Goethes Faust mit sich. Ich empfehle Ihnen Dr. Hans Christoph Binswangers (HSG) Buch ‚Geld und Magie’, eine ökonomische Deutung von Goethes zweitem Teil des Fausts. Goethe war auch Geheimer Rat für Wirtschaftsfragen am Weimarer Hof und hat vor über 200 Jahren das modernste Drama der Literaturgeschichte geschrieben.
 
Thomas Brändle, Kantonsrat FDP, Unterägeri