Libanon - Unserem Bericht zu dem Geschehen im Nahen Osten möchten wir den gestern an Bundesrätin Calmy-Rey gesandten Brief voranstellen:

Sehr geehrte Frau Bundesrätin Calmy-Rey, sehr geehrte Damen und Herren National- und Ständeräte, angesichts der Greueltaten an der palästinensischen und libanesischen Zivilbevölkerung durch die israelische Militärmacht fordere ich Sie auf, Rüstungsverkäufe nach Israel sofort zu verbieten. Insgesamt tötete die israelische Armee laut Tages-Anzeiger Zürich binnen einer Woche 310 Menschen im Libanon, 23 davon waren Soldaten. Rund 1000 Menschen wurden verletzt. Ich frage Sie mit Harold Pinter: wie viele Menschen muss man töten, um ein Massenmörder genannt zu werden? Mit freundlichen Grüssen Willy H. Wahl, Zürich www.seniora.ch Kommentar von politonline d.a. Wie es am 18. 7. hiess, verstärke die Schweiz ihre diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Gewalt im Nahen Osten. Dies versprach Aussenministerin Micheline Calmy-Rey dem libanesischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora in einem Telefongespräch. Wie will Sie das erreichen, wenn der Tages-Anzeiger noch am 20. Juli meldete, dass die Rüstungszusammenarbeit zwischen der Schweiz und Israel trotz der Angriffe im Libanon vorläufig im bisherigen Rechtsrahmen weiterläuft? Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat bislang darauf verzichtet, eine Sistierung zu beantragen. Grund dafür ist laut Bundesrätin Calmy-Rey, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz bisher nicht als Konflikt zwischen zwei Staaten eingestuft wurde und demnach auch das Neutralitätsrecht keine Anwendung fand. Erst wenn dies der Fall wäre, würden Rüstungsverkäufe nach Israel verboten. Wie muss dann letztendlich ein Konflikt aussehen, damit das Departement von Frau Calmy-Rey zur Besinnung kommt und anstelle von Neutralitätsfragen eine dem jetzigen grauenhaften Geschehen angepasste Entscheidung trifft? Wie kommt ferner der Schweizer UNO-Botschafter Peter Maurer am 20. 7. dazu, in seiner Rede über die Reform des UNO-Sicherheitsrats u.a. kundzutun, dass die Schweiz die Inaktivität des Rates angesichts gewisser Krisen missbillige, wenn er ganz offensichtlich übergeht, dass das EDA in den gleichen Fusstapfen wandelt, indem es dem geforderten Rüstungsstopp nicht unverzüglich nachkommt.

Und wie lässt sich die Genugtuung von Frau Calmy-Rey darüber, dass der neue UNO-Menschenrechtsrat in Genf ansässig wird, mit ihrem jetzigen Verhalten vereinbaren? Unter Verweis auf das sich im Moment abspielende Inferno und angesichts des ungebrochenen Rüstungsgigantismus sowie der fortgesetzten Durchführung von im voraus geplanten Kriegen, denen keinerlei Einhalt geboten wird, brauchen wir diesen nicht mehr. Ein grosser Teil der Bevölkerung betrachtet ihn schon heute als reine Attrappe. Die Schaffung eines Menschenrechtsrates, so Micheline Calmy-Rey am 20. 9. 05, sei unabdingbar, denn die Menschenrechtskommission in der heutigen Form sei zu schwach, um auf schwere Menschenrechtsverletzungen reagieren zu können. Als was betrachtet sie dann den mörderischen Vernichtungsvorgang im Libanon und in Palästina, der doch nichts anderes als eine brutale Verletzung der Menschenrechte darstellt?
 
Im Juni 2005 erklärte Daniel Fried anlässlich des Besuches von Frau Calmy-Rey in Washington: Als Insel des Wohlstands zu existieren, während das Unheil in anderen Teilen der Welt seinen Gang nehme, funktioniere nicht; diese Lektion habe Amerika gelernt“. Wo? Ferner: Unsere Freiheit und unser Wohlstand hängen davon ab, dass auch andere Länder frei und wohlhabend sein können. Welcher Art dieser Wohlstand nach US-Auffassung sein soll, wird uns soeben im Nahen Osten vorgeführt. Die mit der Schaffung des Menschenrechtsrats generell verbundenen Leeraussagen sind beachtlich. Es sei an der Zeit, eine solide Grundlage für den Rat aufzubauen, legte Botschafter Warren Tichenor am 21. 6. 06 vor dem Rat in Genf dar. Sein Land setze darauf, dass der Rat die Fähigkeit erhalten werde, durch festere und flexiblere Mechanismen auf eine ganze Bandbreite von Menschenrechtsfragen antworten zu können, sagte der US-Diplomat. Offenbar fällt der Nahe Osten nicht in diese Bandbreite und offensichtlich gibt es ausser Antworten keinerlei Taten. Derart  haltlose Aussagen, die in der Regel unwidersprochen hingenommen werden, sind geradezu die Bestätigung für die Nichtigkeit des Menschenrechtsrats. Jedenfalls kommt der Entscheid des EDA in unseren Augen nicht nur einer totalen Unglaubwürdigkeit, sondern darüber hinaus der absoluten Verhöhnung alles Menschlichen gleich.
 
 
 
 
Der Nahe Osten
Hierzu liess das St. Galler Tagblatt bereits am 30. 6. 07 folgendes wissen:
Der Mittelost-Analyst des Brüsseler Krisenforschungsinstituts «International Crisis Group», Mouin Rabbani, legte in einem Interview dar, was das Motiv für die jüngste Invasion Israels im Gaza-Streifen aus seiner Sicht ist: «Die Pläne für eine Invasion lagen seit Wochen in den Schubladen der israelischen Regierung. Da Israel Gespräche mit der Hamas kategorisch ablehnt, entschied man sich für eine militärische Antwort. Die Suche nach dem Soldaten dient als Legitimation für die beschlossene ‹Reinigung des Gaza-Streifens› […] Die Verschleppung des Soldaten passte in das Konzept der Israeli, das einen politischen Prozess mit der demokratisch legitimierten palästinensischen Regierung leider ablehnt. […] Die Israelis wollen den Sturz der Hamas-Regierung erreichen. Und zwar mit allen Mitteln.» Es sei reines Wunschdenken des Westens, dass nach einem Sturz der Hamas die Fatah von Mahmoud Abbas die Regierungsgeschäfte übernehme. «Wenn die Hamas zu der Erkenntnis kommt, dass sie mit Gewalt aus der Autonomiebehörde gedrängt werden soll, wird sie dafür sorgen, dass niemand anderes die Nachfolge antritt.»  Die «International Crisis Group» wird von dem finnischen Ex-Präsidenten Ahtisaari geleitet. Zu den Mitgliedern des Instituts gehören der frühere Nato-Oberkommandant Wesley Clark sowie der US-Sicherheitsexperte Brzezinski.
 
Diese Sicht wird auch in dem nachfolgenden Artikel vertreten, aus welchem hervorgeht, wie bequem es sich unsere Politiker hinsichtlich eines effektiven Überdenkens der Lage machen:
 
Israel folgt klarer Strategie - Krieg nach Plan von Rainer Rupp
Wohlwollende Kritiker Israels bedauern zwar die extreme Gewaltanwendung in Gaza und gegen Libanon, aber sie führen dieses verbrecherische Verhalten auf israelische Ratlosigkeit zurück. Denn Israels Strategie, mit dem »Abzug« aus Gaza und dem Bau der Apartheidmauer Sicherheit zu schaffen, sei nicht aufgegangen. Ohne eine politische Lösung in Sicht habe Israel rein militärisch reagiert. Mangels friedenspolitischer Optionen sei daher im Nahen und Mittleren Osten in Zukunft mit noch mehr Gewalt zu rechnen.
 
Der israelische Gewaltexzeß im Libanon war jedoch von langer Hand geplant, wie die blitzschnellen, koordinierten Land-, Luft- und Seeoperationen gezeigt haben. Der erneute Krieg gegen Libanon, das Säbelrasseln gegen Syrien und die ominösen Drohungen gegen den Iran sind kein Produkt israelischer Ratlosigkeit, sondern Bausteine der Phase 2 einer Strategie, die führende amerikanische Neokonservative bereits 1996 in dem Dokument ‚A Clean Break’ (Ein sauberer Bruch) dem damaligen israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vorgeschlagen hatten. Mit dieser Strategie sollte endgültig mit der friedenspolitischen Roadmap von Oslo gebrochen werden, um Israel die Möglichkeit zu geben, ein für allemal sein ‚realm’ (sein Reich) weit über die eigenen Grenzen hinweg zu sichern. Die neokonservativen Verfasser von ‚Clean Break’, ausnahmslos US-Amerikaner jüdischer Herkunft wie z. B. Richard Perle und der spätere dritte Mann im Pentagon, Douglas Feith, mit engsten Beziehungen zur rechtsextremen Likud-Partei in Israel, gehörten zu den Chefarchitekten des US-Angriffskriegs gegen Irak.
 
Den Regimewechsel in Irak hatte bereits ‚Clean Break’ als »äußerst wichtiges strategisches Ziel für Israel« benannt, weil es sich dann in Phase 2 effektiv dem Libanon, Syrien und dem Iran zuwenden könnte. Zuerst müsse Syrien aus Libanon vertrieben werden, anschließend könne Israel mit US-amerikanischem Wohlwollen rechnen, wenn es »die strategische Initiative ergreift«, »entlang seiner nördlichen Grenzen die Hisbollah angreift und anschließend Syrien und den Iran als die eigentlich Verantwortlichen«. Phase 1, der Regimewechsel im Irak, ist vollzogen, die syrischen Truppen sind aus dem Libanon abgezogen, und jetzt entfaltet sich offensichtlich die Phase 2, die den ganzen Mittleren Osten mit Krieg zu überziehen droht. Der Blaupause folgend hat das Weiße Haus bereits am Mittwoch Iran und Syrien als Hauptschuldige für den Angriff der Hisbollah verurteilt.
 
Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/07-15/039.php
 
Kommentar von politonline
d.a. Es ist abzusehen, dass sich die Internationale Gemeinschaft wie stets darauf einzurichten haben wird, von Kofi Annan dazu aufgefordert zu werden, die finanziellen Mittel zur Begradigung der Folgen dieser ebenso sinnentleerten wie brutalen Zerstörungen bereitzustellen. Dieses Vorgehen hat sich seit langem zu einer seiner hervorstechendsten Seiten entwickelt, was dadurch erleichtert wird, dass ihm - wenn es darum geht, die eigenen Steuerzahler ‚haftbar’ zu machen - keine Regierung entgegentritt. Die Vorleistung hierzu ist bereits erbracht, da er am 20. 7. forderte, es müsse ein «Geberrahmen» entwickelt werden, um im Libanon Soforthilfe leisten zu können. Wieso sind eine EU-Kommission  - die EU ist der Hauptgeldgeber für die Palästinenser - resp. die Regierungen der EU-Staaten nicht bereit, Annan gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dass der Kreislauf der Kriege und der uns aufgezwungenen Kosten für den Wiederaufbau eine der verantwortungslosesten Vergeudungen unserer Arbeitskraft und deren Ertrag darstellt, der Missbrauch der menschlichen Erwerbstätigkeit schlechthin. Man ist ferner fassungslos, dass ein Parlament in Strassburg, das uns durch die EU-Erweiterung zusätzliche ausufernde Kosten aufbürdet, sich angesichts dieser Sachlage unvermindert ohnmächtig zeigt. Man hat leider auch hier den Eindruck, dass das Verschleudern unserer Steuergelder niemanden bewegt.
 
Es folgt ein annähernder Überblick über die seit dem 12. Juli anhaltenden Zerstörungen der zivilen Infrastruktur durch die israelische Luftwaffe, wobei die wichtige Infrastruktur zu den ersten angegriffenen und zerstörten resp. stark beschädigten Zielen gehört: ein Elektrizitätswerk, die Start- und Landebahnen des Internationalen Flughafens Rafik Hariri, der Qoleiaat-Flughafen im Nordlibanon und der Riyaq-Militärflughafen in der Bekaa-Ebene, sowie die drei wichtigsten Seehäfen: Beirut, Tripoli und Jamil Gemayel, die schwere Beschädigungen erlitten. Ferner Kommunikationsanlagen und Fernsehübertragungsantennen. Die Antennen des Senders Al Manar in Kfar Selwan, der von der Hisbollah geführt wird, sind zerstört, ebenso eine Antenne, die zur Kontrollzentrale des Seehafens von Tripoli gehört, sowie eine Antenne der MTC-Mobilfunkgesellschaft in Dahr AlBaidar. Verwüstet wurden insbesondere Strassen und Brücken, vor allem diejenigen, die Beirut mit dem Südlibanon verbinden. Insgesamt wurden 38 Strassen durch Bomben oder Granaten unterbrochen, 42 Brücken zerstört. Auch die neue Brücke auf der Internationalen Mdayrej-Strasse (Verbindung nach Damaskus) und eine Brücke auf der Strasse zum Flughafen wurden zerbombt. Hinzu  kommt die Zertrümmerung von mehr als 100 Häusern, wichtigen öffentlichen Gebäuden, darunter das Mayss-Al-Jabal-Krankenhaus und einige Schulen in Kounin. Mindestens 15 private Firmen und Fabriken sind zerstört, darunter die grösste Molkerei des Landes, Liban Lait, was man als speziell kriminell bezeichnen kann. Die Zerstörung der Fabriken werde das Land auf Jahrzehnte hin ökonomisch schwächen, sagte Wajid Al Bisri, Vizepräsident des libanesischen Industriellenverbandes [was ja ganz augenfällig der Zweck der Übung ist]. »Diese Anlagen sind keine strategischen Ziele, wir brauchen die Industrie, um unser Land aufzubauen«, so Al Bisri in der Jungen Welt vom 20. 7. 06. »Aber Israel ist der Feind, und sie tun alles, was sie können, um unser Land zu zerstören. Wirtschaftlich, sozial und politisch.« Der Schuldenstand des Libanons betrug bereits im Jahr 2004 annähernd 37 Mrd. US-$ - etwa die Hälfte davon ist eine Aussenschuld, deren Bedienung jährlich rund 3.2 Mrd. $ erfordert - und das Land weist eine zunehmende Verarmung auf. Fast 2/3 der 3.6 Millionen Libanesen leben unterhalb der Armutsgrenze. Der Libanon kann somit alles gebrauchen, nur keine Zerstörungen.
 
Auch die Armee musste schwere Schläge hinnehmen. Die Zahl der Toten  und Verletzten steigt und mittlerweile sind Tausende im eigenen Land auf der Flucht. Laut Hisham Hassan, dem Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Beirut, ist zwar die Forderung ergangen, dass „die internationale Gemeinschaft Druck machen muss, um einen Waffenstillstand zu erreichen, damit Medikamente und medizinische Instrumente verteilt werden können.“ Aber genau das wird sie voraussichtlich nicht tun, sie wird zuwarten, bis die Kampfhandlungen ihren Höhepunkt überschritten haben, zumal diese ja geplant waren. In dieses Bild fügt sich auch die Tatsache ein, dass die USA am 17. 7. einen Aufruf des UNO-Sicherheitsrats zu einer sofortigen Waffenruhe zwischen Israel und Libanon vorerst verhinderte. Die israelischen Angriffe auf den Libanon sind nach Informationen der britischen Tageszeitung The Guardian mit der US-Regierung abgesprochen. Washington habe Israel grünes Licht für die Bombardierungen gegeben, bis die Infrastruktur der militanten Hisbollah-Bewegung zerstört sei, berichtete die Londoner Zeitung am 19. 7.  unter Berufung auf britische und weitere europäische Diplomaten. Am 21. 7. erklärte der amerikanische UNO-Botschafter Bolton, dass der Waffenstillstand keine Lösung sei. Nicht nur deswegen werde es keine schnelle Waffenstillstandsresolution im Sicherheitsrat geben. Die Strategie der Vetomacht USA ziele auf eine langfristige Lösung - nach Ablauf der israelischen Militäraktion: <Es ist nicht angebracht, nach einem Waffenstillstand zu rufen. Wir wollen eine fundamentale Veränderung. Das letzte, was wir wollen, ist ein 'weiter so'>, sagte Bolton, was nichts anderes als die Fortsetzung der Angriffe erwarten lässt.
 
Wie wir weiter erfahren, drang  Kofi Annan am 20. 7. auf eine sofortige Einstellung aller Feindseligkeiten und legte dem Sicherheitsrat einen entsprechenden Plan vor. Wir danken für den Plan, der den sattsam bekannten UNO-Leerlauf einmal mehr bestätigt. Aber wenn schon das neu hinzu gekommene Organ der UNO, die Kommission für Friedensbildung, nichts anderes als die Erklärung zu bieten hat, dass sich ihre Tätigkeit auf die Nachkriegszeit erstreckt, anstatt dafür zu sorgen, dass wir endlich an den Punkt gelangen, an dem die Kriege von vornherein unterbunden werden, dann begreift man, dass sich auch im jetzigen Jahrhundert, das laut UNO-Gipfel 2000 zu einem Jahrhundert des Friedens werden sollte, kaum etwas ändern wird.  Gleichzeitig hat Annan im Sinn, schon wieder eine internationale Konferenz einzuberufen, die die Entschliessungen der UNO zur Entwaffnung der Hisbollah-Kämpfer umsetzen soll. Wozu brauchen wir eine weitere Konferenz, die erneut Millionen schluckt? Man sollte doch erwarten können, dass die Überzahl der UNO-Mitarbeiter in der Lage ist, die Dinge innerhalb der UNO zu regeln und von dort aus an die Regierungen zu gelangen. Nur wenige Minuten nach Annans Appell, einen Waffenstillstand zu beschliessen, äusserte der israelische UNO-Botschafter Dan Gillerman folgendes: «Wir werden genau das fortsetzen, was wir momentan tun.» Ein Krebs könne auch nur dann geheilt werden, wenn man ihn komplett beseitige, sagte Gillerman, was ein Licht auf die Einstellung gegenüber den umliegenden Nachbarstaaten wirft. Auch hier kein Wort darüber, dass es sich um einen im voraus konzipierten Krieg handelt. Es kommt einem unwillkürlich der bekannte Ausspruch von Golda Meir vom 15. Juni 1969 in den Sinn: »Palästinenser gibt es nicht, hat es nie gegeben«, den Vladimiro Giacché in seinem Artikel ‚Was verschwiegen wird  - Der Krieg gegen die Wahrheit’ erwähnte und folgendermassen erweiterte: Diese Haltung inspiriert die ganze israelische Politik - mit dem Ergebnis, dass einige Palästinenser zu ziemlich geräuschvollen und blutigen Methoden greifen, um ihre Existenz zu beweisen.  
 
Was Strategien und Pläne generell betrifft, so hat James Woolsey, vormals Direktor der CIA, im Chor mit den Neokonservativen am 18. Juli ganz offen seinen Wunsch ausgesprochen, dass die USA Syrien angreifen soll 1. Es gehe um [die Konfrontation] Iran gegen die USA, so dass er möchte, dass gegen Syrien unmittelbar Luftangriffe geflogen werden. Auf die Frage, warum er nicht wünsche, dass die USA einfach den Iran angreife, meinte er, dass die Dinge gewissermassen nach und nach zu erledigen seien. Erneut lässt er uns wissen, was er schon in Washington im April 2003 aussprach: dass wir uns im Vierten Weltkrieg befinden, wobei er offenbar den Kalten Krieg als den Dritten Weltkrieg zählt. Es stimmt bedenklich, dass er diese Feststellung damals nicht mit Entsetzen, sondern fast mit Begeisterung traf. Woolsey ist einer der führenden Neokonservativen in Washington; seine Freunde und Geistesverwandten sitzen in der Regierung und sie denken ganz ähnlich wie er: Der Irakkrieg war nur der Anfang. Jetzt geht es weiter und um viel mehr. ‚Demokratischer Imperialismus’ nennt man diese Denkschule in der USA, wobei das unvermindert angestrebte Ziel die neue Weltordnung ist, in der - unter amerikanischer Führung - die arabischen Länder notfalls mit Gewalt demokratisiert und gefährliche Regimes rund um den Globus gestürzt werden sollen. Der Sturz Saddams war da nur die Probe aufs Exempel. Unangetastet bleibt jeweils der Fakt, dass man die USA infolge ihrer militärischen Gewalt in Afghanistan und im Irak sozusagen als Geburtshelfer des Terrors betrachten kann. Die den Irakkrieg einleitenden Lügen fanden bedauerlicherweise nicht die anhaltend massive Kritik, die erforderlich gewesen wäre. Daher kann Washingtons Regierungssprecher Tony Snow heute auch schon wieder einseitig und unverfroren behaupten: "Wenn es eine humanitäre Krise gibt, ist dies die Verantwortung von Hisbollah".
 
Es ist kaum anzunehmen, dass die Spitzen der Presse, Wirtschaft, Banken und Politiker, die sich jedes Jahr zu dem nach Möglichkeit jeweils völlig geheimgehaltenen Bilderberger-Treffen einfinden, über die Angriffspläne nicht ins Bild gesetzt wurden. war doch Richard Perle, einer der Mitverfasser des obengenannten Plans ‚A Clean Break’, auch in diesem Jahr an der Konferenz, die vom vom 8. bis 11. Juni  in Ottawa stattfand, anwesend. Bedenkt man ferner die zahlreichen Anschläge, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten von Geheimdiensten ausgeführt, jedoch ganz offiziell anderen Tätern zugeschrieben wurden, so muss man sich die Frage stellen, ob die Hamas und die Hisbollah nicht unterwandert sein könnten, um dort diejenigen Drahtzieher zu etablieren, die dann eine Aktion wie die Festnahme israelischer Soldaten in die Wege leiten. Es liegt doch auf der Hand, dass sich jeder in Palästina und im Libanon ausrechnen konnte, in welchem Ausmass sie der Gegenschlag Israels treffen würde, womit das Ganze eigentlich zu einer ebenfalls sinnlosen Aktion herabgemindert wird, deren Folgen die eigene Bevölkerung jetzt mit der ganzen Härte erleidet. Bei der Übermacht auf der gegnerischen Seite sollte doch klargewesen sein, wie diese aussehen würden. Es bleibt somit unaufgedeckt, aus welchen Kräften der harte Kern besteht resp. bestand, der die Gefangennahme der israelischen Soldaten bewerkstelligte. In diesem Zusammenhang gibt auch eine Erklärung Washingtons vom 14. 7. sehr zu denken: Die »Eskalation« sei geplant gewesen, »um das Schlachtfeld zu erweitern«.
 
Vollends grotesk wird es, wenn der libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora die internationale Gemeinschaft um Unterstützung bei der Entwaffnung der Hisbollah-Miliz bittet, übersieht er doch, dass deren Rüstungsgiganten ausser ihrem Geschäft nicht viel am Herzen liegt. Und die „Grundmasse“ der zu allen Arten von Dauerdienstleistungen herangezogenen Gemeinschaft, die Steuerzahler dieser Welt, konnte bislang nicht den geringsten Einfluss auf den Output der Waffenindustrie ausüben. Wieso auch, dann hätten wir ja eine Demokratie.
 
 
 

 
Die folgende, kaum fassbare Information ging von Winfried Pelz aus Israel ein 3 :
Aktuelles aus den besetzten Gebieten - Warum erscheint Nachfolgendes nicht in den Medien?
Im Shifakrankenhaus erklärte Dr. al-Saqaa, die meisten Leichen, die in die Einrichtung gebracht werden, sind auseinandergerissen und völlig verbrannt. Sogar die Körper der Verletzten sind fast völlig verbrannt. Sie sind auf eine hässliche Weise, die wir noch nie gesehen haben, entstellt, sagte er dem Al-Jazeera Kanal. Al-Saqaa, der den Notdienst des Krankenhauses leitet, sagte, Angehörige seien nicht in der Lage gewesen, die toten Opfer zu identifizieren. "Wenn wir versuchen, die Leichen zu röntgen, finden wir keine Spuren der Schrapnell-Munition, der die getötete Person getroffen hat, " sagte er und fügte hinzu, dass die Leichen scheinbar chemisch verbrannt wurden. "Wir sind sicher, dass Israel bei der neuesten Militäroperation eine neue chemische oder radioaktive Waffe verwendet. Mehr als 25 % der Verletzten sind Kinder unter 16." Vier Jugendliche, die Fußball spielten, waren am Montag unter den Toten.
 
Es fällt auf, dass keiner der bislang in diesen Konflikt nicht direkt involvierten arabischen Staaten Palästina resp. dem Libanon aktiv zu Hilfe kommt. Und was die uns von Seiten der EU erreichenden sattsam bekannten Beteuerungen der Bestürzung betrifft, so haben sich diese angesichts des im Nahen Osten entfesselten Wahnsinns endgültig überlebt.
 
Unter Bezugnahme auf die Entwicklung in Nahen Osten weisen wir erneut auf das aufschlussreiche, auf politonline vorgestellte  Buch von Wolfgang Eggert ‚Erst Manhattan - Dann Berlin; Messianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende’ hin, aus dem wir gleichzeitig einen Ausschnitt veröffentlichen.
 
 
1 http://www.infowars.com/articles/ww3/syria_woolsey_calls_for_attack.htm
2 Laut einem Bericht von Markus Günthe in den 'Stuttgarter Nachrichten' vom 16.4.2003
3 Brief-aus-Israel@yahoogroups.de [mailto:Brief-aus-Israel@yahoogroups.de] 13. 7. 06