Bernard Kouchner - ein Arzt als Kriegstreiber

Wer ist Bernard Kouchner, der derzeitige französische Aussenminister, der «kein Kriegstreiber» sein möchte, der den US-Amerikanern den Irak-Krieg «nachsieht», sich aber mehr und mehr als verlängerter Arm der US-Administration betätigt? Bernard Kouchner wurde 1939 in Avignon als Sohn eines jüdischen Vaters und einer protestantischen Mutter geboren. Er studierte Medizin und arbeitete einige Jahre als Gastroenterologe. Seine politische Karriere begann er als Mitglied der Kommunistischen Partei, aus der er 1966 ausgeschlossen wurde. 1968 arbeitete er als Arzt für Secours médical français (SMF) in Biafra. 1971 gründete er mit anderen Medizinern die Organisation Médecins sans Frontières, die er 1979 im Streit mit dem Direktor verliess. 1980 gründete er die Organisation Médecins du Monde (MDM). Schon damals formulierte er sein Credo: «Das Recht auf humanitäre Einmischung geht vor. Im Zweifelsfall sogar vor staatlicher Souveränität.» Was er damit allerdings meinte, war die völkerrechtswidrige «humanitäre Intervention», also den zahllose Opfer fordernden Angriffskrieg mit der Lüge, Menschenrechte verteidigen zu wollen.

Die «New York Times» schreibt über Kouchner: «… er erlangte seine Reputation […], indem er […] Übereinkommen zerstört, Gegner beleidigt […].» 

Gleich nach dem völkerrechtswidrigen Kosovo-Krieg amtierte Kouchner von 1999 bis 2001 als UNO-Verwalter in Kosovo. Er herrschte dort ohne jegliche Gewaltenteilung und hatte die exekutive, legislative und judikative Gewalt in seinen Händen. Schon im Sommer 1992, während des Krieges in Bosnien, hatte Kouchner mit seiner Organisation Médecins du Monde eine schreckliche Fotomontage von einem serbischen Lager in Bosnien verbreitet. Im Hintergrund Stacheldraht. Kouchner montierte in das Bild einen Wachturm aus Auschwitz. Suggestiv klagte sein Text die Serben an, sie würden «Massenexekutionen» wie die Nationalsozialisten durchführen. Zwölf Jahre später hat Kouchner selbst zugegeben, man habe in den serbischen Lagern niemals systematische Erschiessungen durchgeführt. Die Medienlüge ging damals durch die Weltpresse und schaffte die Rechtfertigung für die Unterstützung der Bombardements. Die Aufdeckung der Wahrheit nach Jahren vollzieht sich jedoch in aller Stille. 

Einer seiner engsten Kontakte, der ehemalige amerikanische Uno-Botschafter Richard C. Holbrooke, verspricht sich von Kouchner bessere US-französische Beziehungen. Kouchner habe nämlich keine Einwände gegen eine «amerikanische Übermacht». Kouchner sei der pro-amerikanischste -Franzose. Für den ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Boutros Boutros-Ghali, der auf Druck der US-Regierung keine weitere Amtszeit bekam, ist Kouchner allerdings ein «unguided missile» (führungsloses Geschoss). Kouchners eigenes politisches Motto ist überdeutlich: «Um das Gesetz zu ändern, muss man das Gesetz manchmal brechen.» Ein Rechtsbrecher als Aussenminister! Kein Wunder also, dass er ein glühender Advokat des Konzeptes der «humanitären Intervention» ist. Spätestens seit dem Jugoslawien-Krieg weiss man, dass das, was als «humanitäre Intervention» bezeichnet wird, lediglich ein Vorwand, eine Lüge zur Rechtfertigung verbrecherischer Angriffskriege ist. Kouchner rechtfertigte auch schon im Jahr 2003 den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak. Nach Hunderttausenden von Toten, im Angesicht eines völlig zerstörten und immer noch besetzten Landes, in dem von den Besetzern jedes Recht mit Füssen getreten wird, traut sich Kouchner heute öffentlich zu sagen, er verzeihe den Amerikanern den Irak-Krieg. So anlässlich seines Antrittsbesuches in Washington. Da erstaunt es nicht, dass sich Kouchner genauso für ein «Weiter so!» der französischen Kriegsbeteiligung in Afghanistan ausspricht. Als Arzt hat Kouchner einmal den hippokratischen Eid schwören müssen. Dessen Kernbestandteil ist die Verpflichtung, niemanden zu schädigen und menschliches Leben zu schützen und zu erhalten. Kouchner tut genau das Gegenteil. Er muss seinen Arzttitel abgeben und in die Montur eines US-amerikanischen «Fremdenlegionsgenerals» steigen.  

Aus Zeit-Fragen Nr.40 vom 8.10.2007

http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2007/nr40-vom-8102007/ein-us-amerikanischer-fremdenlegionsgeneral/