Britisches Empire destabilisiert die Welt - Deshalb: Neues Bretton Woods jetzt!

Über Ostern hatte unter den Zentralbankern, die die Kernschmelze des Finanzsystems irgendwie aufzuhalten versuchten, verzweifelte Hektik geherrscht. Während Bundesbankchef Axel Weber zu diesem Zeitpunkt ebenso hektisch wie ergebnislos mit seinem Kollegen der amerikanischen Federal Reserve, Ben Bernanke, und anderen Zentralbankchefs telefonierte, um nach Mitteln zu suchen, wie diese Kernschmelze irgendwie in den Griff zu bekommen wäre, steigerten die oligarchischen Finanzkräfte in London ihre Anstrengungen, viele Regionen der Welt zu destabilisieren und ihre Kontrolle über die Welt in einer Neuauflage des Britischen Empires zu verstärken.

Bevor unsere Leser diese Kurz-Charakterisierung der Lage ungläubig mit dem Argument zurückweisen, »aber das Britische Empire gibt es doch gar nicht mehr!«, seien sie daran erinnert, daß es nicht das erste Mal ist, daß alter Wein in neuen Schläuchen angeboten wird. Viele sich scheinbar separat entwickelnde Tagesereignisse machen nicht den geringsten Sinn, wenn man sie nicht von der strategischen Gesamtlage aus betrachtet. Angesichts der orwellschen Medienkontrolle ist es um so nötiger, zeitgeschichtliche Entwicklungen trotzdem mit dem Blick eines Historikers zu  beurteilen, der die Lehren z. B. aus dem 20. Jahrhundert nicht vergessen hat. Spiegel-Online beschrieb - bezeichnenderweise nur auf englisch - dennoch mit seltener Offenheit, wie hektisch sich Ostern für Weber, Steinbrück und Bernanke gestaltete, der von seinem vergeblichen Versuch berichtete, die insolvente Investmentbank Bear Stearns zu retten. Die Zentralbanker hätten darüber diskutiert, ob man das Geheimabkommen der Zentralbanken, niemals eine Bank, deren Kollaps eine Kernschmelze des Finanzsystems auslösen könnte, untergehen zu lassen, bekanntmachen sollte. Laut Spiegel entschied man sich dagegen, um Spekulanten und Hedgefonds keinen Anreiz zu geben, diese Sachlage auszunutzen. Aber alle Beteiligten wüßten, wie explosiv dieses Abkommen sei, weil es darauf hinauslaufe, daß die Profite der Banken privat seien, die Allgemeinheit dagegen die Verluste tragen müsse, die Reichen reicher und die Armen ärmer würden: ein politisches Dynamit. Von Woche zu Woche wird das Crescendo des Finanzkollapses schriller, und es droht bald noch mehr Banken den Garaus zu machen. Dann wird es selbst die Kapazität der Fed für Rettungsaktionen übersteigen, die, wie Carlo de Benedetti, Vorstandsmitglied von Carlyle, warnt, bereits die Hälfte der in ihrer Bilanz aufgeführten Kapitalmittel, nämlich 400 von 800 Milliarden Dollar, ausgegeben hat. Danach bliebe der Fed und den anderen Zentralbanken nur noch die Option, sehr viel hyperinflationäres Geld zu drucken, und das würde angesichts der ausstehenden Obligationen von Hunderten von Billionen oder mehr eine Hyperinflation wie in Weimar 1923 bedeuten, deren derzeitige Phase schon jetzt alle Armen dieser Welt auf brutalste Weise trifft. Daß sich ausgerechnet Premierminister Brown und Präsident Sarkozy beim britisch-französischen Gipfel und der Etablierung ihrer neuen Entente Formidable für mehr Transparenz der Finanzmärkte und bessere Wege zur Bewertung komplexer Finanzpakete ausgesprochen haben, sollte der deutschen Regierung eigentlich die Lehre erteilen, daß es sich nicht lohnt, sich dem Britischen Empire dadurch anzudienern, daß man versucht, britischer zu sein als das Empire selber. Denn es waren vor allem die USA und Großbritannien, die bei allen vergangenen G8-Gipfeln die Forderung Deutschlands nach mehr Transparenz blockiert haben. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, Transparenz kann nur den hoffnungslosen Bankrott des Systems ans Tageslicht befördern, und die Bewertung der Pakete nur deren Charakter als finanzieller Giftmüll erweisen.
 
Neue ›Entente Cordiale‹
Und was hat Bundeskanzlerin Merkel nun davon, daß sie die deutsche Präsidentschaft in der EU dazu mißbrauchte, sich mehrere strategische Grundinteressen Londons auf die Fahne zu schreiben, nämlich die ruinöse Reduzierung von CO2-Emissionen wegen eines angeblich vom Menschen gemachten Klimawandels, die Anti-Mugabe-Politik Gordon Browns und die Verwandlung Europas in eine oligarchische Diktatur durch den Vertrag von Lissabon? Die neue Entente Cordiale mit Großbritannien, die Sarkozy in eine Bruderschaft verwandeln will, ist nicht minder gegen Deutschland gerichtet, als es die Entente Cordiale selbst war, die von König Edward VII. gegen die angebliche Dominanz Deutschlands auf dem Kontinent organisiert wurde. Damals nutzte Großbritannien korrupte Elemente in Frankreich, um in Faschoda die Kapitulation gegenüber Lord Kitchener zu organisieren und dann den anglophilen Theophile Delcasse für das Bündnis gegen Deutschland zu gewinnen, was einer der Mosaiksteine auf dem Schachbrett darstellte, auf dem dann der Erste Weltkrieg inszeniert wurde. Dazu gehörten auch die britisch-französischen Manipulation der Balkankriege vor dem Ersten Weltkrieg.
 
Die Neuauflage der Entente zwischen Margret Thatcher mit ihrer 4. Reich-Kampagne gegen die deutsche Wiedervereinigung und Francois Mitterand war nicht weniger antideutsch und führte schließlich zu dem verheerenden Maastrichter Vertrag. Daß Frau Merkel sich nun zur eifrigsten Verfechterin des noch viel furchtbareren Lissabonner Vertrages gemacht hat, paßt nur in die Tradition der Eindämmung Deutschlands durch Selbsteindämmung, wie Deutschlands Einbindung in das EU-Korsett gemeinhin genannt wird. Dementsprechend betonte der stellvertretende Regierungssprecher Steg geflissentlich, man betrachte die britisch-französische Entente nicht als gegen deutschen Interessen gerichtet. In seiner Rede, die von britischen Medien nicht gerade respektvoll als ölig beschrieben wurde, berief sich Sarkozy dann ausdrücklich auf die imperiale Tradition der europäischen Kolonialmächte: »Was wäre Europa ohne Frankreichs Beziehungen zur Frankophonie, diejenigen Spaniens zur hispanischen Welt, diejenigen Portugals zur portugiesisch sprechenden Welt und natürlich diejenigen des Vereinigten Königreichs zum Commonwealth und zur englisch sprechenden Welt?« Brown seinerseits unterstrich mit seiner Vision eines Globalen Europas die neue imperiale Ausrichtung, die auch durch die Vernetzung der logistischen und geheimdienstlichen Aspekte der NATO mit den zivilen Aspekten der EU befestigt werden soll. Die Gefährlichkeit dieser Entwicklung wird leider nicht durch die possenhaften Elemente des Sarkozy-Besuchs in London aufgehoben, derer es reichlich gab. Sein Versuch, sich beim Abschreiten der offiziellen Parade an der Hand seiner Gattin festzuhalten, wurde von Prinz Phillip durch das sanfte Schieben von Carla Brunis Schulter gestoppt, während deren jugendliches Aktphoto bei Christies versteigert wurde und die internationalen Medien dekorierte.
 
Künstliche Tibet-Kampagne
Der Versuch des britischen Empires, einerseits den amerikanischen Wahlkampf so zu manipulieren, daß Hillary Clinton ausgeschaltet, Obama danach demontiert und dann eine anglophile Kombination im Weißen Haus installiert wird, andererseits die EU zu militarisieren und dann beide zu einem neuen atlantischen Empire zusammenzuschmieden - eine Absicht, die auf dem NATO-Gipfel Anfang April in Bukarest sichtbar wurde - hat noch eine andere Dimension. Condoleezza Rice äußerte sich mehrmals öffentlich, daß es (das Neokon-) Washington niemals erlauben werde, daß eine andere Nation oder eine Gruppe von Nationen auch nur in die Nähe der wirtschaftlichen und militärischen Macht der USA - gemeint ist damit die imperiale Sonderbeziehung USA-Großbritannien - gelangen werde. Aber genau diese Entwicklung zeichnet sich zu einem Zeitpunkt ab, an dem die Systemkrise des globalen Finanzsystems sich in ihrer Endphase befindet. Das wirtschaftliche Erstarken Chinas, Rußlands und Indiens würde unter normalen Umständen dazu führen, daß diese Länder in fünf oder zehn Jahren nicht nur Weltmachtstatus erreichen, sondern auch am anglo-amerikanisch zentrierten Empire in wirtschaftlicher Hinsicht vorbeiziehen könnten. Es wird in den führenden Kreisen dieser drei Nationen absolut verstanden, daß die Politik dieses Britischen Empires darin besteht, die strategische Partnerschaft zwischen Rußland, China und Indien mit allen Mitteln zu zerstören und sie zu separieren, um sie dann einzeln zu vernichten. Genau dazu dient die seit mehreren Jahren eingefädelte Tibet-Kampagne. Diese Zeitung wird in Kürze dokumentieren, welche Organisationen, NGOs und Stiftungen seit Jahren daran arbeiten,  das Olympiajahr Chinas für eine massive territoriale Destabilisierung und mögliche Abspaltung mehrerer Provinzen auszunutzen. Die westlichen Medien beteiligen sich derzeit völlig gleichgeschaltet an dieser Kampagne und sind sich nicht zu schade, Bilder von nepalesischen oder indischen Truppen in der Auseinandersetzung mit Demonstranten als chinesische Truppen in Lhasa auszugeben.
 
Überhaupt ist die Scheinheiligkeit der Berichterstattung nicht zu überbieten. Selbst wenn einzelne westliche Journalisten wie Geoff Dyer von der Financial Times bekunden, daß die von den tibetanischen Aufständischen angerichteten Schäden massiv sind, hindert sie das nicht, die chinesische Seite einseitig zu verurteilen. Laut der chinesischen Regierung sind alleine in der Hauptstadt Lhasa Schäden von 28 Millionen $ entstanden und 422 Geschäfte, 7 Schulen, 120 Wohnhäuser und sechs Krankenhäuser sind zerstört worden. Wie soll China denn darauf reagieren, daß Tibet, Xinjiang, Sichuan und möglicherweise weitere Regionen vom Ausland aus destabilisiert werden und u.a. Tausende christlicher Fundamentalisten aus den USA in die Dörfer gereist sind, um die Bewohner zu bekehren? Wenn der Präsident des Tibetan Youth Kongresses, Tsewant Rigzin, für vollständige Unabhängigkeit eintritt? Wie würde die deutsche Regierung darauf reagieren, wenn ausländische Mächte gewaltsam versuchen würden, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen abzuspalten? In Indien jedenfalls haben führende Kreise verstanden, daß die Kampagne nicht nur Chinas Image schaden und Separatismus fördern, sondern auch Indiens Verhältnis zu China belasten soll. In Rußland ist sehr wohl verstanden worden, was sich hinter der NATO-Ausweitung verbirgt und was mit der Aufnahme von Georgien und der Ukraine bezweckt werden soll - nämlich die Einkreisungspolitik gegen Rußland weiterzutreiben - und daß dadurch nicht zu akzeptierende Sicherheitsfragen entstehen. Wenigstens in diesem Punkt hat Berlin sich dem Druck der Empire-Fraktion widersetzt. Rußland hat mit der Ausweisung von 150 Mitarbeitern von BP wegen angeblicher Visa-Probleme - in Wirklichkeit geht es um den Verdacht der Spionage - deutlich gemacht, daß es die Absicht versteht. Überhaupt erschienen in Rußland eine ganze Reihe höchst instruktiver Artikel, die die Manipulation vor allem des russisch-amerikanischen Verhältnisses durch das Britische Empire in den vergangenen 250 Jahren dokumentieren.
 
Kernkraftallianzen - ohne Deutschland
Bei all diesen strategischen Schachzügen geht es natürlich auch um Rohstoffe und um Energie. Während die USA versuchen, mit ihrem vorgeschlagenen amerikanisch-indischen Nuklearabkommen die Kontrolle über das indische Kernenergieprogramm zu bekommen, was vom indischen Parlament und den Wissenschaftlern völlig abgelehnt wird, will Großbritannien durch ein Sonderabkommen mit Frankreich beim gerade stattgefundenen Gipfel weltweit die Kontrolle über die Kernenergie erreichen. Industrieminister John Hutton erklärte, Großbritannien wolle die Führung bei der Entwicklung übernehmen, was in Frankreich allerdings auf Widerstand stößt, da man keine Lust hat, den französischen Vorsprung zu verschenken. Derweil beschlossen Rußland und Japan, eine zivile Kernenergieallianz zwischen Atomenergoprom und Toshiba zu gründen, die selbst Führer auf dem Weltmarkt werden können, was bei der neuen Entente Formidable einen gehörigen Schock ausgelöst hat. Und Deutschland? Deutschland ist in dieser Hinsicht trotz all seiner Andienerung an das Empire in Bezug auf die Kernenergie völlig isoliert, und nun hat es auch noch den Transrapid aufgegeben. Für die Verzockerei alleine bei der IKB waren acht Milliarden Euro Steuergelder aufzutreiben, aber die drei Milliarden für ein Projekt, das viele Folgeaufträge in der ganzen Welt bedeuten können hätte, waren nicht aufzutreiben! Wir befinden uns nicht nur in der schlimmsten Krise seit 1945 oder 1931, wie jetzt vermehrt zu hören ist. Wenn wir auf diesem Kurs fortfahren, dann droht aus der Systemkrise des Finanzsystems ein asymmetrischer globaler Krieg zu werden, bei dem das Britische Empire sowohl die USA mit seiner Sonderbeziehung, als auch eine militarisierte EU gegen die Nationen Eurasiens in weitere Kriege schickt. Ein solcher Dritter Weltkrieg würde die Menschheit in ein dunkles Zeitalter stürzen. Die einzige Alternative dazu ist die von Lyndon LaRouche vorgeschlagene Notkonferenz für ein Neues Bretton-Woods-System und der Ausbau der Eurasischen Landbrücke als Kernstück des Wiederaufbaus der Weltwirtschaft.