Biodiversität: Kein Platz für den Menschen? - von P. G. Bieri, Centre Patronal, Lausanne

Das Anliegen, die Biodiversität zu erhalten, ist nicht neu. Deshalb rechtfertigt es auch keine »Strategie«, die in eine unnötig

etatistische, zentralistische und zu den Interessen der Bevölkerung im Widerspruch stehende Gesetzgebung münden könnte.

 

Braucht die Schweiz tatsächlich eine Biodiversitätsstrategie?

Zumindest scheint der Bundesrat, der dazu einen umfangreichen Bericht in die Vernehmlassung geschickt hat, dieser Meinung zu sein. Am Anfang der Idee stand – wie so oft – ein internationales Abkommen: Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, das vor zwanzig Jahren unterzeichnet wurde. Im Jahr 2010 haben die Vertragsstaaten Bilanz gezogen und  gefolgert, dass die Ziele nicht erreicht worden waren. Weder das Übereinkommen noch sein Protokoll von 2010 sehen zwingende Massnahmen vor. Dennoch will der Bundesrat für die Schweiz nun eine auf diese Texte gestützte Strategie festlegen, die mit neuen rechtlichen Instrumenten den Rückgang der Biodiversität stoppen soll. Man kann durchaus für Biodiversität sein, ohne gleich alle Ideen, die sich hinter dem Begriff verstecken, widerspruchslos gutzuheissen. Hüten sollte man sich vor allem vor Patentrezepten. Einige der skizzierten Massnahmen der »Biodiversitätsstrategie der Schweiz« betreffen beispielsweise die Raumplanung. In einem bereits heute überreglementierten Bereich, in dem der Bund an sich nur zum Erlass einer Rahmengesetzgebung befugt ist, drohen kantonale und kommunale Instrumente unter dem hehren Vorwand des »Erhalts der Biodiversität« noch weiter unter die Fuchtel des Bundes zu geraten, indem dieser zum Beispiel die Förderung der Biodiversität im städtischen Raum vorschreibt. Betroffen von der neuen Strategie wäre auch die Landwirtschaft, der man statt in unternehmerischer in bürokratischer Manier quantitative und qualitative regionale Flächenziele oktroyierte. In dieser nicht abschliessenden Aufzählung der direkt beeinflussten Bereiche seien noch Energiepolitik, Infrastruktur, Tourismus oder auch der ganze Konsumbereich erwähnt, in dem ebenfalls neue zusätzliche Angaben gefordert werden könnten.   Den Verfassern der Strategie ist daher nicht zu widersprechen, wenn sie offen zugeben, dass zwischen dem Erhalt der Biodiversität und anderen, namentlich wirtschaftlichen Interessen, durchaus Konflikte bestehen können. Es fragt sich allerdings, ob dieser Widerspruch der Interessen tatsächlich unvermeidbar ist. Zu Recht sagt der Bericht selber, dass Biodiversität nicht nur ethische Gründe wie Umweltschutz, sondern auch wichtige wirtschaftliche Ressourcen für den Menschen beinhalten muss.

 

Weshalb also fokussiert die vorgeschlagene Strategie ausschliesslich auf den Erhalt der Biodiversität und erörtert nicht die praktische Handhabung im Rahmen der Aktivitäten der Bevölkerung, der Menschen? Der grösste Vorwurf, den sich der Entwurf gefallen lassen muss, ist denn auch der, dass er auf der untauglichen Idee des ständigen, unlösbaren Interessenkonflikts zwischen Mensch und Natur beruht. Die Biodiversitätsstrategie der Schweiz ist bloss eine Strategie und kein Gesetz. Aber die Richtung, die sie vorgibt, lässt eine etatistische, zentralistische und zu den (wirtschaftlichen) Tätigkeiten der Bevölkerung unnötig in Widerspruch stehende Umsetzung befürchten. In einem Land, das bereits eine sehr ausgedehnte Umweltschutzgesetzgebung kennt und über eine grosse Sensibilität der Öffentlichkeit und der Unternehmen für solche Fragen verfügt, braucht es keine entsprechende Strategie. Sie ist daher bereits zu Beginn abzulehnen.   

 

 

Asyl-Allüren auf Kosten des Volkes    Von Patrick Freudiger

Die Zahlen sind schwindelerregend: Im 3. Quartal 2011 wurden in der Schweiz 5.513 Asylgesuche eingereicht, rund 40 % mehr als im 3. Quartal des Vorjahres (3926 Gesuche). Nur ein Teil davon sind echte Flüchtlinge. Der arabische Frühling wird zum Feigenblatt einer ungehemmten Scheinasyl-Migration. Die Folgen sind unübersehbar. Im Kanton Zürich z.B. hatte es die Polizei im 1. Halbjahr 2011 mit über 500 straffälligen Nordafrikanern zu tun. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr

2010 waren es 700 Fälle. Die Kantonspolizei rechnet mit einer Verdoppelung der tatverdächtigen Personen gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Tunesier macht fast die Hälfte aus. Bei den Delikten stehen Kleinkriminalität und Drogendelikte im Vordergrund. Die Zustände im Asylwesen werden immer kafkaesker: Asylanten stänkern, wenn sie in Zivilschutzanlagen untergebracht werden; andere machen eine Ferienreise in dasjenige Land, in welchem sie an Leib und Leben bedroht sind.

 

Die Asylpolitik hat zwei Dimensionen: die theoretische und die konkrete. Erstere ist die der  internationalen Konferenzen, der Menschenrechtsforen, der Hilfswerke. Hier wird über ein Recht auf Einwanderung debattiert, Ausschaffungen krimineller Ausländer werden als Verletzung der Menschenrechtsverletzungen abgetan, oder es wird auch bei Kooperationsverweigerung ein Recht auf Nothilfe postuliert. Es ist die Asylpolitik der classe politique mit permanentem Anspruch auf moralisches Bessersein, bei der niemand die Konsequenzen dieser Asyl-Allüren tragen muss. Diese Konsequenzen tragen andere; und hier beginnt die konkrete Asylpolitik: Einbrüche, Diebstähle

und Drogenhandel, wo Asylzentren stehen. Dies ist die Asylpolitik, mit denen Bürger und Gemeinden konfrontiert sind: Kleingemeinden wie Fischbach/LU und Bettwil/AG. Sie sind das schwächste Glied der politischen Kette; hier können ohne viel politisches Ungemach Unterkünfte für die Asylanten errichtet werden. Ist es ein Wunder, wenn sich die Bürgerwehren, wenn ihnen eine Asylunterkunft vor die Nase gestellt wird? Zumal sie sich bisher gar nie äussern konnten. Wer die Proteste in Bettwil als Wut der Bevölkerung[wie die Aargauer Zeitung] abtut und ihr damit jeglichen sachlichen Gehalt abspricht, handelt überheblich.

 

Gleichzeitig lösen sich die Versprechen des Dublin-Abkommens in Luft auf. Gemäss diesem soll ein Staat nur dann Flüchtlinge aufnehmen müssen, wenn diese nicht schon in einem anderen Vertragsstaat ein Gesuch gestellt haben. Die Schweiz ist aber kaum je der erste Dublin-Staat der ankommenden Nordafrikaner. Dies wäre Italien. Aber Italien hat nicht nur seine Finanzen nicht im Griff. Auch die Asylpolitik ist der Kontrolle Roms entglitten. Reisen die Nordafrikaner in Richtung Schweiz weiter – umso besser. Das ist gelebte europäische Solidarität: Probleme abwälzen. Von Italien in die Schweiz; und von Bundesbern auf das Volk.

 

 

Rassismuskommission fordert: Polizei muss Ausländer besser behandeln als Schweizer - Von Hermann Lei

Auslieferung der Schweiz an Kriminelle: Die Rassismuskommission (EKR) hat ein neues Thema entdeckt: »Sicherheit«. So der Titel einer knapp 150 Seiten starken Publikation der EKR. Bedeutet das nun eine Trendwende für die Bundesbehörde, welche die Gewalt in muslimischen Familien verharmloste. «Schläge sind in muslimischen Familien ein anerkanntes Erziehungsmittel.» Eine Bundesbehörde, die Islamisten ein Podium bot (Hani Ramadan und Ahmed Huber) und welche die teilweise Einführung der Scharia propagierte? Nein, was die EKR will, ist immer noch dasselbe: Zensur und Sonderrechte für Nichtschweizer. Und neu auch eine Diskriminierung der Polizisten.

 

Erfolglos

Die EKR sucht offenbar neue Wirkungsfelder. Im angestammten Bereich (Beschimpfung der autochthonen Bevölkerung, Förderung der Scharia) bleibt die Arbeit der Kommission nämlich glücklicherweise folgenlos. So ist die Propaganda gegen die Ausschaffungs-Initiative ebenso wirkungslos geblieben wie die Beratungstätigkeit für vermeintliche Rassismusopfer. Wer sich diskriminiert fühlt, kann sich zwar vertrauensvoll an die Kommission wenden. So wie die Zigeunerfamilie, welche auf Achse ist und deshalb wünscht, dass ihr die Sozialhilfe statt wie üblich an den Wohnort an den jeweiligen Standplatz zugeschickt wird. Den Schritt zu seiner Kommission kann man allerdings nicht unbedingt empfehlen: In keinem der fünf in der Publikation geschilderten Fälle war die EKR nämlich erfolgreich……

 

Polizeigewalt?

Ein anderes Thema der EKR: Die Polizei. Schon seit Jahren verfolgt die «Schweizerzeit» die Bestrebungen, Polizeibeamten in ihrer täglichen Arbeit Rassismus unterzuschieben. Die «Schweizerzeit» hat aber belegt, dass es praktisch keine nachgewiesenen Fälle von Polizeirassismus gibt. Das wird im neuesten EKR-Bulletin sogar bestätigt: Für das Jahr 2010 wird eine einzige eingegangene Beschwerde wegen Rassismus durch Polizisten erwähnt (Basel-Stadt). Die Beschwerdestelle konnte aber kein Fehlverhalten der Polizisten feststellen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus hält dennoch unbeirrt an ihren faktenfreien Rassismus-Vorwürfen gegen die Polizei fest.

 

Racial Profiling

Und so steht die EKR zum Drogenhandel: Nehmen wir an, in Zürichs Kreis 5 würden überdurchschnittlich viele jüngere Männer schwarzer Hautfarbe mit harten Drogen handeln. Jedermann würde nun von der Polizei erwarten, dass sie jüngere Männer schwarzer Hautfarbe, vor allem wenn sie sich im Kreis 5 aufhalten, häufig kontrolliert, um dem Drogenhandel Herr zu werden. Nicht so die EKR. Die Erkenntnis, dass der Drogenhandel überdurchschnittlich häufig von Angehörigen einer gewissen ethnischen Gruppe verübt werde, rechtfertige ein solches Vorgehen der Polizei nicht. Die Rassismuskommission verurteilt dieses «racial» und «ethnic profiling» und fordert allen Ernstes, dass die Polizei des Drogenhandels verdächtigte Personen nicht kontrolliert, wenn sie schwarzer Hautfarbe sind.

 

Drogendealer für die Polizeikorps?

Weiter soll gemäss EKR «jegliche pauschale Äusserung bezüglich Kriminalität und Gruppenzugehörigkeit vermieden» werden. Die Schweizer Öffentlichkeit soll in Zukunft also nicht mehr erfahren, dass 69.7% der Gefängnisinsassen Ausländer sind. Und die EKR verlangt, dass bei der Rekrutierung auf eine «diversifizierte Vertretung unterschiedlicher Bevölkerungsanteile in den Sicherheitsbehörden» geachtet werde. Müssten dann schwarzafrikanische Drogendealer zum Polizisten und der anatolische Tyrann zum Staatsanwalt ausgebildet werden? Die Empfehlungen gipfeln in folgendem Schluss: «Die Praxis, einer eventuellen Klage gegen Polizeibeamte/innen sogleich mit einer Gegenklage zu begegnen, muss unterbunden werden.» Die EKR verlangt damit nichts weniger, als dass Polizeibeamte keinen Rechtsschutz mehr geniessen dürfen. Der Polizist, der anlässlich einer Kontrolle bespuckt und getreten wird und dessen Kinder mit dem Tode bedroht werden, soll also die Klagerechte, welche allen Menschen zustehen, nicht haben. Sicherheit bedeutet für die EKR also Sonderrechte für Nichtschweizer und eine Diskriminierung der Polizisten. Wann fordert die EKR die Abschaffung der EKR?

 

 

Das Euro-Dogma  -  Von Luz Radtke

Die Politik hat uns in die Krise geführt, aus der sie jetzt heraus möchte. Doch der Preis ist hoch - in Geld und in Vertrauen; und welche Politiker haften eigentlich für den Schaden? Manuel Barroso: »Wir werden den Euro retten, koste es, was es wolle!« Angela Merkel, »Wenn der Euro scheitert, scheitert Europa. Deutschland profitiert vom Euro wie kaum ein anderes Land.« Für diese Behauptungen gibt es keine Begründungen. Sie sind allein dem Dogma geschuldet, das den Euro seit seiner Existenz begleitet.

 

Mit einer Fehlkonstruktion gestartet

Schon die Einführung des Euros war umstritten. 70 % der Deutschen lehnten ihn Umfragen zufolge ab. Irrten sie, erkannten sie etwa nicht die Weisheit ihrer Politiker? Diese aber kümmerten sich  nicht um die Stimmung im Volk. Sie handelten einfach. Wie heute übrigens auch. Dafür folgten die Politiker aber um so beharrlicher der Idee einer europäischen Einheitswährung. Die sollte dem Frieden unter den Ländern dienen, ihrem Zusammenhalt, sie sollte die wirtschaftliche Entwicklung fördern und überhaupt nur Gutes bringen. Ein hehres Ziel, ein gutes Ziel! Aber auch ein übereiltes. Denn eigentlich ging es Europa ja gegen Ende des 20. Jahrhunderts nicht schlecht. Auch  Deutschland ging es nicht schlecht. Die DM war stark. Doch was am 21. Juni 1948 als einmalige Erfolgsstory begonnen hatte, sollte jetzt sterben. Denn der Erfolg der DM, besonders auch die souveräne Geldpolitik der Deutschen Bundesbank, die sich zum anerkannten Vorbild einer  modernen Zentralbankpolitik entwickelt hatte, störte so manch einen Freund in Europa. Die Bundesbank galt als politisch unbestechlich und nicht manipulierbar. Sie war ein Vorbild für andere Zentralbanken in Europa [z.B. für Österreich, Holland, Benelux, die Schweiz], die ihre  geldpolitischen Entscheidungen mitunter sogar innerhalb weniger Stunden nachvollzogen. Eine deutsche Währung so stark? Eine deutsche Zentralbank so einflußreich? Das konnte, nein, das durfte so nicht bleiben... Da mußte doch eine europäische Zentralbank (EZB) her! Ihre personelle Besetzung wurde schnell zum Politikum. Eine europäische Währung mußte her: und der Euro wurde geboren! Alles natürlich streng sachlich und als vorteilhaft für alle organisiert. StrengeKonvergenzkriterien wurden damals geschaffen.   

 

Stabil wie die DM, solide wie die  Bundesbank - das war das Versprechen auch der deutschen Bundesregierung. Das davon nichts zu halten war, ahnten das Volk und unzählige Ökonomen, Wissenschaftler und Publizisten im In- und Ausland schon damals. Heute sind die Trümmer dieser Entscheidungen in fast allen Nachrichten zum Euro öffentlich zu besichtigen. Schlimmer noch: Auf der Strecke blieb das Vertrauen in die deutschen Politiker.

 

Eine Vergewaltigung ökonomischer Grundlagen

Nun kann eine Einheitswährung für ein bestimmtes Territorium ja grundsätzlich einen hohen Wert haben. Der politische Wille allein genügt aber nicht. Entscheidend bleibt, wie diese Währung geschaffen wird, für wen sie geschaffen wird und auf welchen Fundamenten sie geschaffen wird. Experten sehen eine logische Reihenfolge: Zuerst die Nation, dann der einheitliche Währungsraum, dann die Währung. Beim Euro sollte es umgekehrt sein, besser: erzwungen werden: Zuerst die Einheitswährung, dann der Wirtschaftsraurn und dann (vielleicht) der europäische Bundesstaat. Die ökonomische Logik wurde mit der Einführung des Euros auf den Kopf gestellt. Er sollte vordergründig den europäischen Wirtschaftsraum zusammenzwingen - also auch das integrieren, was aus wirtschaftlicher Vernunft nicht zusammenpaßte. Griechenland ist dafür ein Beispiel. Und: es schien Eile geboten.

 

Konnte das gutgehen?

Nein. Denn es fehlte an den notwendigen Voraussetzungen. So hatte die unverzichtbare Harmonisierung der unterschiedlichen Volkswirtschaften in Europa noch kein stabiles Niveau erreicht - die Wirtschaften waren zu unterschiedlich, die Mentalitäten auch. Eine Politische Union mit entsprechender demokratischer Kontrolle gab es nicht. Dr. Hans Tietmeyer, damals Präsident der Deutschen Bundesbank, warnte: Die Währungsunion dürfe nicht »wie Don Giovanni enden - nämlich in einer Höllenfahrt.« Die EU-Partner müßten ihre »schon jetzt erkennbaren Probleme« - die bereits aufgehäuften Schulden, die Arbeitslosigkeit und andere strukturelle Herausforderungen -  v o r  dem Eurostart lösen, sonst würden die Volkswirtschaften auseinanderlaufen. Wie recht er  doch hatte! Tietmeyer wollte nicht ausschließen, daß die Währungsunion sonst zerfallen würde. 155 deutsche Wirtschaftsprofessoren hatten sich zu Wort gemeldet. »Die derzeitige wirtschaftliche Situation ist für den Start der Währungsunion denkbar ungeeignet. Eine geregelte Verschiebung wäre keine politische Katastrophe.« Doch welcher Politiker  - erst recht, wenn er glaubt, einer europäischen Ideologie folgen zu müssen -  hört schon auf die Vernunft und die Wissenschaft …… damals nicht, heute nicht. Er blendet auch das Augenmaß aus. Entschieden wurde wieder einmal - politisch. Wir kennen das.; auch das Ergebnis.

 

Andere Motive

Uber die Motive für diese Vergewaltigung volkswirtschaftlicher Grundweisheiten und die  übertriebene Eile ist viel spekuliert worden. Helmut Kohl, der deutsche Bundeskanzler, so hieß es damals inoffiziell, sei in der festen Absicht nach Maastricht gefahren, um zuerst eine Politische Union mit demokratischen Strukturen zu schaffen - und danach die Währungsunion. Das wäre vernünftig gewesen. Nur: diese Absicht scheiterte. Es war die Zeit der sogenannten 2 + 4 -Verhandlungen um die deutsche Wiedervereinigung, die manchem unserer europäischen Freunde so gar nicht gefallen mochte. Das soll besonders für Frankreichs Präsidenten Mitterand und Italiens Ministerpräsidenten Andreotti gegolten haben: Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung nur, wenn die DM geopfert wird! Kohl erlag dieser Erpressung. Zugleich rückte die Politische Union trotzdem in die Ferne. Das war vor rund 20 Jahren. Und heute? Günter Verheugen, der ehemalige EU-Kommissar, erklärte zur Verblüffung der Zuschauer in einer Talkshow (Maybritt Illner am 9. Dezember 2010) ganz offen, wörtlich: Wir sollten nicht vergessen, dieses ganze Projekt Europäische Einheit ist wegen Deutschland notwendig geworden. Es geht dabei immer darum, Deutschland einzubinden, damit es nicht zur Gefahr für andere wird. Dann sollten wir nicht vergessen: Wenn irgend jemand glaubt, wenn Sie glauben, Herr Starbatty, daß das 65 Jahre nach Kriegsende keine Rolle mehr spielt, dann sind Sie vollkommen schiefgewickelt. Ich kann lhnen nach zehn Jahren Brüssel sagen, das spielt jeden Tag noch, jeden Tag noch eine Rolle…..« Ach ja?  Kann ein Mann in prominenter Position und nach 10 Jahren Brüssel-Erfahrung so irren? Von einem Dementi war anschließend nichts zu hören.

  

Deutschland, größter Profiteur des Euros?

Das behauptet die deutsche Bundeskanzlerin immer wieder. Es klingt gut. Nur - es ist eine  Behauptung, die sich nicht belegen läßt. Mehr nicht. Natürlich entfallen mit dem Euro  Wechselkursrisiken und Umtauschgebühren. Aber was ist mit den Handelsströmen, die sie wohl meint? Die offizielle Statistik weiß: Von 1999, dem Jahr der Festschreibung der Wechselkurse, bis 2010 sank der Anteil des deutschen Exports in den Euroraum am Gesamtexport von 46 auf 41 %. Und in den 12 Jahren seit der Einführung des Euros hat Deutschland mit das niedrigste Wachstum gehabt. Es lag trotz des jüngsten kräftigen Aufschwungs mit 1,2 % unter dem Durchschnitt des Währungsraums (1,5 %) oder der gesamten EU (I,7 %). Tja, Irrtum, Frau Merkel .... Prof. Dieter Spethmann, ehem. Generaldirektor der Thyssen AG, beklagt neben den offiziellen Beiträgen zum EU-Haushalt die verdeckten Transferkosten für Deutschland, die schon im System angelegt sind. Er meint die Leistungsbilanz-Überschüsse, auch die gegenüber Drittländern, die wir als Devisen an die EZB abführen, die sie wiederum zum Ausgleich von Außenhandels-Defiziten anderer EU-Länder nutzt. Für 2011 werden das 140 Milliarden Euro sein = knapp 6 % des deutschen BIP (das senkt auch das deutsche Pro-Kopf-Einkommen). Den großen Verlust des deutschen Zinsvorteils der DM beziffert er darüber hinaus auf 100 Milliarden Euro - macht zusammen 250 Milliarden Euro pro Jahr. Geschenke an Europa. Spethmann hat sie in seiner Arbeit Full employment in a free society beschrieben. Nach der gleichen Quelle ist auch das deutsche Pro-Kopf-Einkommen  gesunken. Lagen wir vor der Euro-Einführung noch international in der Spitzengruppe, so sind wir heute (kaufkraftmäßig) nur noch auf Platz 19 zu finden. In Europa liegen Liechtenstein, Luxemburg, Norwegen, Island, die Schweiz, Dänemark, Schweden, Irland, Holland, Belgien und  Österreich vor uns. Deutschland ist ein Land, das seit 1968 (!) keinen ausgeglichenen Bundeshaushalt mehr vorlegte und das jetzt trotz Rekord-Steuereinnahmen wieder eine höhere  Neuverschuldung plant (ohne die Euro-Risiken!) – dieses Land kann doch überhaupt nicht zur finanziellen Euro-Rettung beitragen! 

 

Und jetzt - wieder ein Durchbruch?

Durchbruch! Es ist die Sprache, die hellhörig macht. »Nötigt man die EZB zu weiteren Anleihe-Käufen«, schreibt die Junge Freiheit, »heißt es, man achte ihre Unabhängigkeit; baut man den Rettungsschirm - noch so ein verlogener Etikettenschwindel -  zur Gelddruckmaschine um, nennt man das Ertüchtigung oder Hebelung, und die suspekten Gemeinschaftsanleihen firmieren seit neuestem unter Stabilitätsbonds und Elitebonds. Das Volk soll nicht merken, ob und wie das Volksvermögen verschleudert wird. Jetzt soll aus dem Euroraum und anderen EU-Mitgliedern eine Stabilitätsunion werden. Wieder so ein Euphemismus. »Ein weiterer wichtiger Schritt auf einem längeren Weg«, so Angela Merkel nach dem Gipfel am 8. Dezember 2011.  Nationale Schuldenbremsen soll es geben. Mehr Durchgriffsrechte für die Kommission. Keine Banklizenz für den ESM. Eurobonds finden keine Erwähnung. Andere Mehrheiten sollen den Erholungsprozeß verbessern. Es soll keine Beteiligung privater Gläubiger geben, was schon für sich allein genommen ein Skandal ist ... Dies sind nur politische Willenserklärungen, noch keine rechtsverbindlichen Beschlüsse/Verträge. Und wie schnell die neuen Regeln greifen können, ist offen - wenn sie denn überhaupt greifen und zu einer neuen, dauerhaft stabilitätsorientierten Finanzpolitik führen werden. Niemand weiß es! So bleiben denn die Konflikte um den Euro auf Wiedervorlage…. und die Sorgen um die deutsche Risiken und unser Geld auch. Wird es wirklich Europa und den Weltfrieden retten, wenn Volk, Parlament und Öffentlichkeit den Ausverkauf von nationalen Interessen und der Souveränität schlucken? Mit immer neuen Verheißungen für ein tief enttäuschtes Volk, das bald gar nichts mehr glauben wird? Vielleicht spendet Werner Abelshauser, Professor für Historische Sozialwissenschaft der Universität Bielefeld, den Euro-Dogmatikern ein wenig Trost, da er am 9. Dezember 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Thema Deutschland, Europa und die Welt unter anderem schreibt:

 

»Eine Einheitswährung gehört übrigens nicht zu den Grundbedingungen, die der europäische Markt der deutschen Wirtschaft bereitstellen sollte. Kein Geringerer als der Präsident des Bundesverbands des deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, hat diese Selbstverständlichkeit im November 2007, auf dem Höhepunkt der Euro-Krise, nüchtern ausgesprochen: »Wir können ohne den Euro leben.« Die Parole Scheitert der Euro - scheitert Europaist gefährlich, weil sie falsch ist. Eher ist das Gegenteil richtig. Es reicht ein möglichst umfassendes europäisches Währungssystem mit festen Wechselkursen, um die wichtigsten währungspolitischen Ziele ohne politischen Dauerstress und untragbare finanzielle Risiken zu erreichen. Vielmehr wäre die Aufhebung der währungspolitischen Spaltung Europas in einem einheitlichen europäischen Währungssystem fester Wechselkurse ein erstrebenswertes Ziel.«