Die »Freunde« Syriens 23.04.2012 03:09
d.a. Syrien zahlt wie der Iran für seine Weigerung, sich unterzuordnen, was ihm die Einreihung in die Kategorie
der Schurkenstaaten eintrug. Dies verdankt das Land selbstredend auch der
Finanzierung und Bewaffnung der Rebellion durch die USA, Grossbritannien und einigen
konservativen arabischen Alliierten.
Araber gegen Assad Syriens Präsident Assad hat unter seinen arabischen Nachbarn wenig
Freunde. Das ist nicht neu. Wesentlich dafür ist die seit vier Jahrzehnten
anhaltende säkulare Politik der Assads, verbunden mit einer starken
militärischen Anlehnung an Moskau. Da entstehen Klüfte. [1] Auch in Syrien, schrieb Ch. Kneffel in der Berliner Umschau, geht das alles wie von
Geisterhand organisiert über die Bühne, wie zuvor in Libyen. »Assad, noch vor einiger Zeit von westlichen Staatsmännern
beschnuppert, verlor quasi über Nacht einen Verbündeten nach dem anderen, selbst die Türkei.« [2] Bekanntlich hatten die sechs
Staaten des Golfkooperationsrates ihre Mitglieder in der Beobachtermission der
Arabischen Liga‹ in Syrien Ende Januar zurückgezogen.
Zu diesem Rückzug vermerkte Werner Pirker: »Nun haben die Beobachter von sich
aus ihre Mission beendet. Was nichts anderes bedeutet, als daß sie sich dem
Druck der syrischen Oppositionskräfte und ihrer westlichen Hintermänner gebeugt
haben. Denn nicht das Baath-Regime hat sich von Beginn an gegen die
Vermittlungsbemühungen der Liga und deren Forderung nach einem nationalen
Dialog ausgesprochen, sondern die syrische Opposition, die damit die
Hauptverantwortung für die Eskalation der Gewalt trägt. Mit der Entscheidung,
die Ereignisse in Syrien ihrem gewaltsamen Verlauf zu überlassen, hat sich die
Arabische Liga in die Kriegsfront gegen ein arabisches Land eingereiht. Das hatte
sie bereits im libyschen Fall getan, als sie der Einrichtung einer
Flugverbotszone zustimmte. Saudi-Arabien hatte Bashar al-Assad wegen der anhaltenden
Gewalt scharf kritisiert, woraufhin Damaskus den arabischen Ländern vorwarf, an
einem ›Komplott‹ zur Internationalisierung
des Konflikts beteiligt zu sein, womit er die Lage präzise einschätzte. « [3]
Während
der UN-Debatte über eine neue Resolution hinsichtlich eines Regimewechsels in Syrien
erklärte der russische UN-Botschafter Vitaly Tschurkin, warum die Beobachtermission
der Arabischen Liga aus Syrien abgezogen wurde: Der saudische Salafi-Geistliche
Sheik Adnan Al-Arour, der in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, lebt und
grosse Unterstützung von offiziellen und privaten saudischen und kuwaitischen
Kreises sowie aus Katar geniesst, habe eine Fatwa gegen die Teilnehmer der Beobachtermission
erlassen, die deren Tötung rechtfertigte. Genau das hatte auch der Leiter der
Mission, der sudanesische General Mohammad Ahmed Al-Dabi, am 29. Januar
erklärt: »Die
Entscheidung, die Arbeit der Mission auszusetzen, wurde angesichts einer Fatwa
von Scheikh Adnan Al-Arour getroffen. Darin hatte er verkündet, es sei [aus
religiöser Sicht] gerechtfertigt, das Blut der Beobachter zu vergiessen. Dies
bedrohte das Leben und die Sicherheit der Teilnehmer.« Was den
Resolutionsentwurf selbst betrifft, so legte Tschurkin dar, dass der UN-Sicherheitsrat
keine Parameter für eine interne politische Einigung diktieren könne, da er
dafür keine Autorität besässe und dass sich die internationale Gemeinschaft nicht
mittels Wirtschaftssanktionen oder durch
den Einsatz militärischer Gewalt einmischen sollte. Vladimir Chizhov, der
russische EU-Botschafter sagte, dem westlichen Entwurf fehle »das Wichtigste: eine klare Klausel,
die ausschließt,
daß die Resolution zur Rechtfertigung einer militärischen ausländischen
Intervention in syrische Angelegenheiten genutzt werden kann.« Der russische Aussenminister
Sergej Lawrow hatte am 4. 2. mit einem »weiteren Skandal im UN-Sicherheitsrat« gedroht,
wenn Russlands Meinung nicht berücksichtigt und der Entwurf zur Abstimmung kommen sollte. [4] Schon
Mitte November letzten Jahres hatte der Vorsitzende der syrischen ›Organisation zum Aufbau des syrischen
Staates‹, Louai Hussein, erklärt,
die Arabische Liga vermittle nicht, sondern internationalisiere den internen
syrischen Konflikt. Ein Treffen zwischen Oppositionsgruppen und der
Arabischen Liga sei derzeit unmöglich, die Differenzen seien zu gross. Der unabhängige Parlamentsabgeordnete Mohammad Habbasch
appellierte an Europa, den Syrern zu helfen, statt Öl ins Feuer zu giessen.
Eine Lösung sei nicht durch militärische Intervention oder Sanktionen, sondern
nur durch Verhandlungen und Gespräche möglich. Nach seiner Einschätzung werde
der Syrische Nationalrat höchstens von 15 % der Syrer im Land unterstützt, etwa
doppelt so viele unterstützten Präsident Assad. Den Rest bezeichnete Habbash
als ›schweigende Mehrheit‹, die ›jede Gewalt, egal von welcher Seite‹, ablehne. [5] Was bisher wohl verdeckt geschah, wurde nun Mitte
März gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erstmals von einem hochrangiger
arabischen Diplomaten bestätigt: Saudi-Arabien unterstützt den Kampf gegen
Bashar al-Assad, indem es Waffen an die syrischen Aufständische schickt. »Saudiarabische Militärgüter seien
auf dem Weg über Jordanien zu der von Deserteuren gegründeten ›Freien Syrischen Armee‹. Es handle sich um eine saudiarabische
Initiative, um die ›Massaker‹ in Syrien zu beenden.« Angaben zur Art der Waffenlieferungen wurden
nicht gemacht. Sowohl Saudi-Arabien als auch Katar befürworten eine Bewaffnung
der Aufständischen in Syrien. Die beiden Länder gehören zu den schärfsten
Gegnern von Syriens Präsident Bashar al-Assad. So hatte Saudi-Arabien beim Treffen
der ›Freunde Syriens‹ in Tunesien am 24. 2. die Bewaffnung
der Aufständischen in Syrien gefordert. [6] Vitali Tschurkin hatte an einer Sitzung des
Weltsicherheitsrats am 7. 3. 12 erklärt, dass die libyschen Behörden gemäss ihm
vorliegenden Informationen ein Lager duldeten, »in dem ›syrische Aufständische‹
geschult und für Angriffe gegen die Regierung von Präsident Baschar Al-Assad
nach Syrien geschickt würden«, was er als vollkommen
inakzeptabel bezeichnete. Sein
Land sei ausserdem besorgt über die »unkontrollierte Verbreitung von libyschen
Waffen in der Region«. Auch das gehört zu den Vorbereitungen
dessen, was man als einen gewaltsamen
Regimewechsel bezeichnen kann. Zu den Vorwürfen schwieg sich der ebenfalls
anwesende Chef der libyschen Übergangsregierung, Abdel Rahim Al-Kib aus; indessen
hatte er in einer zuvor erfolgten Rede am Internationalen Friedensinstitut [!] in
New York erklärt, dass sein Land die syrische Opposition finanziell
unterstütze. [7]
Die Arabische Liga hat darüber hinaus ihre eigene
Beobachtermission desavouiert, indem sie auf Geheiss Katars ihren Bericht, in
dem auch von oppositionellen Gewalttaten die Rede ist, nicht zur
Veröffentlichung freigab. Der
Bericht der Beobachtermission der Arabischen Liga über ihren Aufenthalt in
Syrien vom 24. 12. 2011 bis zum 18. 1. 2012 war den Mitgliedern des
UN-Sicherheitsrates vorenthalten worden. Warum der Bericht unterschlagen wurde,
lässt sich unschwer erraten, wenn man einige der Erkenntnisse liest. Es heisst
u.a.: »In
Homs und Deraa beobachtete die Mission bewaffnete Gruppen bei gewalttätigen
Akten gegen Regierungskräfte, die zu Toten und Verletzten führten. ..... Einige
der bewaffneten Gruppen setzten Feuerwerfer und Projektile ein, die gepanzerte
Flächen durchdringen können. Die Beobachtermission wurde Zeuge gewalttätiger
Akte gegen Regierungskräfte und Zivilisten, was zu mehreren Toten und
Verletzten führte. Solche Akte waren beispielsweise die Bombardierung eines
zivilen Busses, wobei acht Menschen getötet und weitere verletzt wurden,
einschließlich Frauen und Kinder, sowie die Bombardierung eines Zuges, der
Dieselöl beförderte. Bei einem anderen Zwischenfall in Homs wurde ein
Polizeibus in die Luft gejagt, wobei zwei Polizisten starben. Eine Ölpipeline
und mehrere kleinere Brücken wurden ebenfalls bombardiert.« Ausserdem
zählt der Report über 107 ausländische Journalisten und Nachrichtenagenturen
auf, die seit Monaten in Syrien gearbeitet haben, womit die Lüge, dass
ausländische Journalisten aus Syrien verbannt seien, ebenfalls widerlegt ist. Was
die Umsetzung des Friedensplans des Sondergesandten Kofi Annan betrifft, so
hatte Sergej Lawrow die von der internationalen Syrien-Kontaktgruppe
geforderte Frist für dessen Umsetzung am 2. 4. kritisiert. »Ultimaten und
künstliche Fristen sind selten hilfreich.« Auch sei es nicht an den ›Freunden Syriens‹, darüber zu urteilen, wie der Friedensplan umgesetzt werde: »Kofi
Annan hat sein Mandat vom UN-Sicherheitsrat erhalten, und es wird Aufgabe des
Sicherheitsrates sein, darüber zu urteilen, wer seine Vorschläge wie umsetzt.« Die
Kontaktgruppe hatte bei ihrem
Treffen am 1. 4. in Istanbul gefordert,
Syriens Staatschef Baschar Al-Assad eine Frist für eine Umsetzung des
Friedensplans zu setzen. [8] Der Ministerpräsident und Außenminister
Katars, Scheich Hamad bin Jassim Al-Thani, hatte sich am 27. 2. 12 in Oslo
dafür ausgesprochen, dass die internationale Gemeinschaft die syrischen
Aufständischen mit Waffen versorgen sollte. Die arabischen Staaten müssten für
die Aufständischen innerhalb Syriens ›sichere
Häfen‹ einrichten. »Wir sollten
alles Notwendige tun, um ihnen zu helfen.« Dazu gehöre auch, »sie zu bewaffnen, damit
sie sich verteidigen können.« Nachdem man im UNO-Sicherheitsrat gescheitert
sei, so Al-Thani, müsse man nun alles tun, um »genug militärische Hilfe zu
schicken, um das Morden zu stoppen.«
[9] Wobei ihm bewusst sein musste,
dass letzteres durch die Flut von Waffen erst so richtig in Gang kommt.
Bei einem
weiteren Treffen der ›Freunde
Syriens‹ in den ersten Apriltagen in
Istanbul bekräftigten diese ihre Perspektive für den ›regime change‹ in
Damaskus und erkannten den oppositionellen Syrischen Nationalrat (SNC) als ›legitimen Vertreter des syrischen
Volkes‹ an. Dessen Chef, Burhan
Ghalioun, kündigte dort an, den Kämpfern der ›Freien Syrischen Armee‹
fortan ein monatliches Gehalt zu zahlen. Mit Geld würden auch Soldaten und
Offiziere der regulären syrischen Armee belohnt, so sie sich zum Überlaufen
entschliessen. In Istanbul versprachen Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten
Arabischen Emirate, dem SNC für die kommenden drei Monate Millionen an Dollars,
damit die angekündigten Soldzahlungen getätigt werden können. Laut Molham Al-Drobi
vom SNC hat dieser bei den ›Freunden
Syriens‹ 176 Millionen $ an
humanitärer Hilfe beantragt und 100 Millionen $, um die Kämpfer bezahlen zu können.
Man erhalte bereits Geld, Angaben
zufolge 500.000 $. Wie und von wem das Geld gezahlt wurde, wollte Al-Drobi
nicht verraten. [10] Bei dem Treffen der ›Freunde Syriens‹ am 24.
2. in Tunesien hatte sich Hillary Clinton anlässlich einer Pressekonferenz
nicht entblödet, die russische und chinesische Haltung zu Syrien als ›abscheulich‹ zu bezeichnen und zu verlangen, dass beide Länder einer
UN-Sicherheitsrats-Resolution für einen Regimewechsel zustimmen. Die ›Voice of China‹ vermerkte hierzu sehr richtig: »Während die amerikanische
Außenpolitik die moralische Autorität beansprucht, sich als alleiniger Sprecher
für ›Demokratie und Freiheit‹ zu gebärden, greift Washington am
laufenden Band Rußland und China an.« Die Zeitung fragt dann nach dem
Motiv der USA, sich als ›Beschützer‹ der arabischen Völker aufzuspielen, denn
es existiere ›keine moralische
Grundlage‹ für diese ›bevormundende und selbstgefällige
Superarroganz‹. »Selbst
jetzt noch hält die Gewalt im Irak unvermindert an und für normale Menschen
gibt es keine Sicherheit. Das allein setzt für uns ein großes Fragezeichen
bezüglich der Ehrlichkeit und Wirksamkeit der amerikanischen Politik.« [11] Worin
die ganze Heuchelei ein weiteres Mal zutage tritt. Laut einem Bericht der Jungen Welt vom 3. 4. hat Clinton die
Zahlung von 12 Millionen $ für humanitäre Hilfe angekündigt. Erstmals
bestätigte sie, »daß die US-Regierung Ausrüstung für Satelliten-Kommunikation
an die Aufständischen liefert, um ›Angriffen
des Regimes auszuweichen‹ und mit
der Welt in Verbindung zu bleiben. Die Technologie soll auch helfen, die
reguläre syrische Armee besser infiltrieren zu können. Nach Angaben eines SNC-Vertreters
liefert die USA auch Nachtsichtgeräte. Mit der finanziellen und materiellen
Unterstützung plane man, die unkoordinierten Kämpfer der ›Freien Syrischen Armee‹
zu einer ›schlagkräftigen Truppe‹
auszubilden. Die Mehrheit der syrischen Opposition sei bei dem Treffen
in Istanbul nicht anwesend gewesen. Dazu gehöre der ›Kurdische Block‹, die
lokalen und das nationale Koordinationskomitee sowie das ›Demokratische Forum‹. [10] Die
Saudis - die in ihrem Land Minderheiten unterdrücken
und jeden Widerstand gegen die diktatorische Saud-Herrschaft ersticken und die
Bahrain besetzt haben, um den dortigen Monarchen gegen eine politische
Reformbewegung zu stützen - sind bei dem Regimewechselplan in Syrien die
aktivsten Verbündeten der Anglo-Amerikaner. Auf dem
Höhepunkt des Irakkriegs kamen 200 Flugzeuge und etwa 10 000
US-Militärangehörige von Saudi-Arabien aus zum Einsatz Die USA gab nicht offiziell zu, dass der
Luftkrieg gegen den Irak von der Prinz-Sultan-Basis aus geführt wurde, auch
wenn dies ein offenes Geheimnis war. Saudi-Arabien hatte im Vorfeld des Krieges
stillschweigend Überflugrechte für Kampfflugzeuge und Marschflugkörper gewährt.
Da sich Katar im
vergangenen Jahr bekanntlich an den NATO-Luftangriffen auf Libyen beteiligt und
die Aufständischen in dem nordafrikanischen Land finanziell und logistisch
unterstützt hatte, warf der syrische UN-Botschafter Baschar Dschaafari dem Westen
und der Arabischen Liga ›Doppelmoral‹ und ein Anfachen der Gewalt in
Syrien vor. »Sie können nicht gleichzeitig Brandstifter und Feuerwehrleute
sein«, sagte er vor dem Sicherheitsrat.
Die geballte Heuchelei
Es ist
ausgeschlossen, dass der Westen resp. die USA nebst allen in den Konflikt
Involvierten nicht genauesten darüber Bescheid wissen, auf welche Weise die
jetzige Lage in Syrien gezielt in Gang gesetzt worden ist.
Insofern zeugen die im nachfolgenden festgehaltenen Stellungnahmen von einer grandiosen
Heuchelei. Während Rußland und China vor einer Ausweitung des Konflikts durch die
Parteinahme für die Aufständischen warnten, erklärte Hillary Clinton, dass die
USA die Souveränität und territoriale Integrität aller Mitgliedsstaaten respektiere,
was aber nicht bedeute, ruhig zu bleiben, wenn »Regierungen ihr eigenes Volk
massakrieren und damit den regionalen Frieden und die Sicherheit bedrohen.« [12] Nach
dem Veto von Russland und China im UN-Sicherheitsrat gegen den von Marokko eingebrachten
Resolutionsentwurf erklärte Clinton, Russland und China seien nun für weiteres
Blutvergiessen in Syrien verantwortlich. In München forderte sie auf der NATO-Sicherheitskonferenz
[4. / 5. 2. 12] ein Ende dieses Blutvergiessens.
Kein Wort darüber, wie der Westen auch dieses neue Inferno eingeleitet hat: Man
inszeniert es und versucht anschliessend,
eine Institution wie die NATO, die sich bekanntlich unschwer in jeden
Krieg einbinden lässt, zu benutzen, um im Land selbst einfallen zu können. Zwar
hatte NATO-Generalsekretär Anders Fogh
Rasmussen am Rande der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des NATO-Beitritts der
Türkei am 17. Februar erklärt, dass das westliche Militärbündnis nicht vorhabe, in Syrien
einzugreifen. »Eine
Libyen-ähnliche Intervention in Syrien komme nicht in Frage, weil die syrische
Gesellschaft ethnisch, politisch und religiös komplizierter zusammengesetzt sei«, so Rasmussen. Indessen ist auf eine derartige Aussage nicht wirklich
Verlass; zudem operieren US-Spionagedrohnen über Syrien. Clinton erklärte
ferner, dass sie in München versucht hätte, ihren russischen Amtskollegen
Sergej Lawrow vom Veto gegen die Syrien-Resolution abzubringen, was jedoch
nicht möglich gewesen sei. Am 4. 2 erklärte sie am Rande der
Sicherheitskonferenz, sie befürchte eine Eskalation der Gewalt in Syrien, wenn
Präsident Baschar al-Assad weiter an der Macht bliebe. »Ich
weiss, was passieren wird: mehr Blutvergiessen, zunehmender Widerstand jener,
deren Familien getötet werden und eine grösser Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkriegs.«
«Es ist schwer vorstellbar, dass es nach dem bisher blutigsten Tag in Syrien
immer noch jene gibt, die die internationale Gemeinschaft daran hindern wollen,
diese Gewalt zu verurteilen. ….. Ich
möchte Sie fragen: Was müssen wir denn noch wissen, um im UNO-Sicherheitsrat
entschlossen zu handeln?» Die Antwort kennt sie nicht nur ganz genau, auch hätte
ihr diese jeder Teilnehmer geben können. Lawrow hatte am 5. 2. in München
betont, dass Moskaus Haltung schon lange vor der Abstimmung in New York klar
gewesen sei. Der Resolutionsentwurf habe zwar »sehr klar Forderungen an die
Adresse des syrischen Regimes« enthalten, jedoch auf die im Land operierenden
bewaffneten Oppositionsgruppen, die die örtliche Bevölkerung drangsalierten und
Regierungsgebäude attackierten, keinen klaren Bezug genommen. So
habe die Resolution wie ein Kapitulationsaufruf an Damaskus
geklungen. »Es ist schwer, sich vorzustellen, daß der Führer eines Landes die
Macht an illegale bewaffnete Gruppen übergibt«, so Lawrow und erinnerte an die
Resolution Nr. 1973 zu Libyen, die der UN-Sicherheitsrat im vergangenen März
2011 bei Stimmenthaltung Moskaus und Pekings verabschiedet hatte: Diese habe
zum »übermäßigen Einsatz von Gewalt« durch die NATO geführt. »Deshalb
widersetzt sich Rußland entschieden dem libyschen Szenario«, begründete Lawrow
das jetzige Veto seiner Regierung. [13] Einem Bericht von Karin Leukefeld zufolge
hatte Clinton die Syrer schon Ende Februar dazu aufgerufen, sich gegen Assad zu
erheben. Bei einem Besuch in Marokko, wo sie sich mit ihrem Amtskollegen Saad
Eddine Othmani traf, forderte sie insbesondere Angehörige der Streitkräfte und
Geschäftsleute auf, sich vom Staatsoberhaupt abzuwenden. »Je länger Sie das
gewaltsame Vorgehen des Regimes gegen Ihre Brüder und Schwestern unterstützen,
desto mehr wird schädigt dies Ihre Ehre«, wird Clinton in einem Bericht der
Nachrichtenagentur AP zitiert. Sollten sich diese aber gegen Assad wenden, so
würden »ihre Landsmänner und Frauen sie als Helden preisen«. Angehörige der
Streitkräfte sollten »vor ihrer Familie oder einer politischen Partei an das
Volk« Syriens denken, so Clinton. Die USA »dringt mit Macht auf einen Plan für
einen politischen Übergang«. Auf die Frage, warum Washington keine Waffen an die
syrischen Aufständischen liefere, antwortete Clinton, man werde »keine Panzer«
aus der Türkei, Libanon oder Jordanien über die Grenze bringen. »Das Beste, was
man hineinschmuggeln« könne, seien »automatische Waffen« und »vielleicht ein
paar andere Waffen«.« [9] Der politische Übergang dient natürlich
ausschliesslich den bekannten geostrategischen Zielen. Den Sicherheitsrat hatte sie eindringlich
zu einem gemeinsamen Vorgehen im Fall Syriens aufgerufen und konkrete Schritte gefordert. Wer eine
Resolution verweigere, mache sich zum »Komplizen der anhaltenden Gewalt. Es ist
Zeit für die internationale Gemeinschaft, ihre Meinungsverschiedenheiten
beizulegen und eine deutliche Botschaft der Unterstützung an das syrische Volk
zu senden.« »Ausgerechnet
die USA, Weltrekordhalter in der Ausübung des Vetorechtes zugunsten Israels«, schreibt Werner Pirker, »beschwert sich bitterlich über die ›Geiselhaft‹, in der, wie sich die amerikanische UNO-Botschafterin Susan Rice
auszudrücken beliebte, der Sicherheitsrat von ›zwei Ländern, die nur an ihre eigenen Interessen denken‹ gehalten werde. Der
Selbstgerechtigkeit der mächtigsten und asozialsten aller Vetomächte sind
offenbar keine Grenzen gesetzt.« [14]
Selbstredend
musste sich auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle in München zu Wort
melden: Der UN-Sicherheitsrat dürfe nicht länger schweigen. »Das schulden wir
den Menschen in Syrien, das schulden wir auch unserem eigenen Ansehen als
internationale Gemeinschaft.« Es dürfe nicht vergessen werden, dass zur
gleichen Zeit, in der auf der Sicherheitskonferenz diskutiert werde, in Syrien »Menschen
ihr Leben verlieren«. Am 14. April erinnerte Westerwelle daran, dass
Deutschland den UN-Sicherheitsrat »von
Anfang an« zum Handeln in Syrien aufgefordert hätte, dieser aber hätte »seine
Verantwortung verfehlt.« Deutschland habe »unermüdlich für eine politische
Lösung« gearbeitet. Wie das? Bekannt ist vielmehr, dass sich die BRD zu keinem
Zeitpunk den gegen Syrien eingeleiteten Sanktionen widersetzt hat. Fakt ist
ferner, dass die USA, die EU und die Bundesregierung die Drohkulisse gegenüber
dem syrischen Regime ständig erhöht haben. Erst müsse »die Gewalt aufhören«,
dann müsse »sofort und ohne Behinderung humanitäre Hilfe« zugelassen werden,
forderte Westerwelle ferner. Drittens müsse »ein friedlicher Übergangsprozess«
eingeleitet werden, den »die Syrer auf der Basis von Entscheidungen der Arabischen
Liga führen« sollten. Schliesslich reichte Westerwelle »allen die Hand, die für
einen friedlichen und demokratischen Wandel« in Syrien arbeiteten,
»insbesondere dem Syrischen Nationalrat«. Ausgerechnet dem SNC! Gerade dieser
arbeitet offensichtlich weder für die Demokratie, noch für den Frieden, zumal
er Anfang April verlauten liess, ein militärischen Verbindungsbüros in der
Türkei zu eröffnen, um Waffenlieferungen, die von Katar und Saudi-Arabien
angekündigt wurden, an Kämpfer zu verteilen, die den Sturz von Präsident
Baschar Al-Assad herbeischiessen sollen. So hatte sich Westerwelle auch nicht
gescheut, die Argumente Russlands gegen die Resolution als ›nicht zutreffend‹ zu bezeichnen.
Deutschlands UN-Botschafter Peter Wittig wusste dies zu steigern, indem er erklärte,
dass das Veto angesichts der jüngsten Berichte aus Syrien über viele Tote ›ein echter Skandal‹ sei. Des russische Aussenministers Lawrow verteidigte indessen in
München das Veto seines Landes laut der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung ›mit kühler
Professionalität. »Ein Veto belegt das Funktionieren der UNO-Charta, so wie
es die Gründungsväter der Vereinten Nationen vorgesehen haben.« »Der Sicherheitsrat
will in unzulässiger Weise Partei ergreifen; unser Ziel ist es, den
internationalen Frieden und die Sicherheit zu wahren«,
dozierte Lawrow. Das sei die Aufgabe des Sicherheitsrates, und nicht die
Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Er missbilligte, dass der
arabisch-westliche Resolutionsentwurf nur das Vorgehen Assads verurteile und
nicht auch das ›bewaffneter Gruppen‹, die sich des friedlichen Protests
bemächtigt hätten und nun Einrichtungen des Sicherheitsapparats angriffen. [15] Natürlich
durfte Ban Ki Moon im Konzert derjenigen, die Russlands und Chinas Veto scharf
kritisierten - die Annahme einer Resolution hätte sich ja nach dem Muster
Libyens wiederum nur allzu leicht in eine ›humanitäre
Bombardierung‹ umwandeln lassen
- nicht fehlen: »Das ist
eine große Enttäuschung für die Menschen in Syrien und den ganzen Nahen Osten,
für alle Unterstützer von Demokratie und Menschenrechten.« Man ist sprachlos, mit welcher aalglatten Zunge hier operiert
wird. Hierzu die Junge Welt: Unter Ban Ki Moon hat die
Selbstdelegitimierung der Vereinten Nationen eine neue Qualität erreicht. In
ihm fand die Selbstverständlichkeit, mit der das westliche Aggressionsbündnis
als »internationale Gemeinschaft« auftritt, ihren vollendeten personellen
Ausdruck. Das Unterlaufen völkerrechtlicher Prinzipien wie
Nichteinmischungsgebot und Ächtung von Angriffskriegen durch von der
»Wertegemeinschaft« eigenmächtig entwickelte und von den UNO gegen ihre eigene
Charta sanktionierte »Rechtsgrundsätze« begann indes nicht erst mit dem Amtsantritt
des unsäglichen Mr. Ban. [16]
Kriegshetze und Invasion
Man muss
einmal verinnerlichen, mit welch menschenverachtender Selbstherrlichkeit eine
Angriffsmöglichkeit noch nach den jüngsten Infernos in Afghanistan und im Irak
geschürt resp. als Bagatelle dargestellt wird. So hatte Westerwelle am 31.
Januar am Rande eines Besuchs in Kairo erklärt, es sei in keiner Weise
akzeptabel, dass die ›internationale
Gemeinschaft‹ die Gewalttaten in
Syrien nicht mit einer Stimme verurteile. »Es ist jetzt Zeit, dass der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen handelt«, so Westerwelle. Er hatte
gehofft, dass die Sitzung des Gremiums am 31. 1. in New York Bewegung bringen würde. Der eingebrachte Resolutionsenwurf,
der einseitig zugunsten der syrischen Opposition Stellung bezogen und das
Regierungslager zum bewaffneten Sturz freigegeben hatte, wodurch es auf den
Pfad zum Bürgerkrieg gedrängt worden wäre, stiess ja dann glücklicherweise auf
den energischen Einspruch Russlands; dies brachte dann Westerwelle - so der russische
Vizeaussenminister Gennadi Gatilow auf Twitter - ›in Rage‹. »Die
Kriegstreiber – besonders vorlaut: Bundesaußenminister Guido Westerwelle – sind
voll der Empörung darüber, daß sich Rußland und China diesmal nicht über den
Tisch ziehen, das heißt zur Duldung einer Resolution nötigen lassen wollen,
deren Auslegung allein der westlichen Militärmacht obliegt. So geschehen in
Libyen, wo die angebliche Einrichtung einer Flugverbotszone den Betreibern des Regimewechsels
die alleinige Lufthoheit gesichert hat.« Westerwelle hatte im übrigen am 2. Februar bei seinem
Besuch in Tel Aviv Assad indirekt zum Rücktritt aufgerufen. Um Gewalt und
Repressionen zu beenden, müsse Assad den Weg für einen friedlichen
Übergangsprozess in Syrien freimachen. Das Verfassungsreferendum in
Syrien beliebte Westerwelle als Farce zu bezeichnen. Mitten im Bürgerkrieg
könne es keine freie Abstimmung geben, gab er die westliche Einheitsmeinung
wieder. Es ist freilich die bewaffnete Opposition, die sich auch während des
Referendums nicht vom Bürgerkrieg abhalten liess, in der Absicht, eine freie
Abstimmung weitgehend unmöglich zu machen. ›The
civil war must go on ‹ - weil die
Aufständischen keinen demokratischen Übergang, sondern einen Regimewechsel nach
den Regeln ihrer westlichen Auftraggeber anstreben. Klar ist, dass auch das EP
mitmischen muss: Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europäischen
Parlament, Elmar Brok, forderte am 13. April mehr Engagement der Türkei. Eine
»Bedrohung für Assad muss natürlich auch von türkischem Boden ausgehen«, sagte er.
Eine enge Kooperation zwischen der Türkei und den Weltmächten sei wichtig. Wolfgang
Gehrcke, Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages für die Fraktion Die
Linke, gab am 2. 4. zur Eskalation des syrischen Konflikts folgende Erklärung
ab: »Die
Bundesregierung mischt bei den sogenannten ›Freunden
Syriens‹ munter mit, um sich
wirtschaftliche Pfründe für eine Nach-Assad-Zeit zu sichern. Stillschweigend
werden von ihr damit die Abermillionen Dollar toleriert, mit denen die lupenreinen
Golf-Demokratien Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate
den bewaffneten Konflikt weiter anheizen. Annans Friedensplan wird auf diese
Weise auch von Deutschland unterminiert, das offiziell immer wieder
ein Stück weit Distanz zu den sogenannten Aufständischen in Syrien
signalisiert. Offenkundig lautet die wichtigste Lehre für die Bundesregierung
aus dem Libyen-Krieg, daß sie zumindest unter der Hand beim gewaltsamen »Regime
change« nicht abseits stehen darf, wenn sie der deutschen Wirtschaft Einfluß
und Geschäftschancen in Syrien sichern will. Deshalb beteiligt sie sich an der
Arbeitsgruppe ›syrische
Wirtschaftspolitik in der Nach-Assad-Zeit‹
der selbsternannten ›Freunde des
syrischen Volkes‹. Der syrischen
Wirtschaft soll von außen ein neoliberales Konzept verordnet werden. Um den
wirtschaftlichen Einfluß in Syrien, den Umbau von Staatsindustrie wetteifern
die Türkei, die Golfstaaten, aber auch die alten Kolonialmächte Frankreich und
Großbritannien. Wo soviel zu holen ist, will Deutschland nicht zurückstehen. Wer
Annans Friedensplan eine Chance geben will, muß gegenüber beiden
Konfliktparteien für einen umgehenden Waffenstillstand eintreten und
Verhandlungsspielraum eröffnen. Die Bundesregierung redet zwar davon, paktiert
aber insgeheim mit Kräften, die eine Verhandlungslösung ablehnen. Kofi Annan
scheint der einzige wirkliche Freund Syriens zu sein. Daß ihn die
Bundesregierung im Regen stehen läßt, sagt viel über das Demokratie- und
Diplomatieverständnis der deutschen Außenpolitik.« [17]
Was allerdings den Annan-Plan angeht, so gehen
hier die Meinungen durchaus auseinander. Wie am 30. März gemeldet
worden war, wollte die britische Regierung die Gegenregierung in Syrien
offenbar mit weiteren 500.000 £ unterstützen; dies laut Aussenminister William
Hague. London plane, »Oppositionellen in Syrien
technische Anlagen und Satelliten-Ausrüstung liefern, damit sie mögliche
Verbrechen der syrischen Regierung feststellen und sie dann zur Verantwortung
ziehen könnten.« Dies sei jedoch keine Militärhilfe, so der Minister. Bisher
haben die Rebellen in dem Nahost-Staaten aus Großbritannien 450.000 Pfund
erhalten. Dagegen erhält die syrische Regierung von Präsident Assad weiterhin
Hilfe aus dem Iran. Das kündigte der Geistige Führer Irans, Ajatollah Ali
Chamenei, an. Chameni hatte sich in der nordostiranischen Stadt Maschhad mit
dem türkischen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan getroffen. Dieser sagte,
sein Land sei gegen eine ausländische Einmischung in Syrien, sollten die Syrer
mit den Reformen Assads, dem Verfassungsreferendum und dem neuen Wahlgesetz ›zufrieden sein‹. [18]
Was nun
die Möglichkeit einer Militärintervention in Syrien betrifft, so hatte ›The Cable‹, ein Blog des ›Foreign
Policy Magazine‹, am 28. 12. 2011
berichtet, dass ein Geheimausschuss der Regierung Obama ›Optionen‹ zur Unterstützung
der syrischen Opposition ausarbeite. Der Ausschuss stehe unter der Leitung von
Steve Simon vom Nationalen Sicherheitsrat und bestehe aus wenigen Personen aus
Regierungsstellen wie dem Aussen-, Verteidigungs- und Finanzministerium. Ein
wichtiger Teilnehmer ist Fred Hof vom State Department, der die syrische
Regierung auch schon einmal eine ›lebende
Leiche‹ genannt hatte. Zu den
Optionen zählt die Unterstützung des Syrischen Nationalrates (SNC) in London. Ein
Hauptberater des SNC, Ausema Monajed, veröffentlichte vor kurzem ein Papier mit
dem Titel ›Schutzzone
für Syrien‹, das praktisch wörtlich
einen Aufruf zur Militärintervention wiederholt, den die Londoner Henry Jackson
Society (HJS) Anfang Dezember 2011 veröffentlicht hatte. Letztere ist eine
Nachfolgeorganisation des britisch-imperialen ›Round Table‹ und setzt
sich wie dieser für das Ende souveräner Nationalstaaten ein. Der Titel
der HJS-Schrift lautet ausdrücklich: ›Intervention
in Syrien?‹ Verfasser ist der
Kommunikationsdirektor Michael Weiss. Die HJS dient der Steuerung
amerikanischer Neocons, die im wesentlichen die Politik der Regierung George W.
Bushs prägten, wie James Woolsey, Richard Perle, William Kristol, Josh
Muravchik, und Obamas Botschafter in Moskau, Michael McFaul. Auf britischer
Seite sind führende Mitglieder Michael Ancram, 13th Marquess of Lothian, Enkel
des ›Round-Table-Führers‹ Philip Kerr, und Sir Richard Dearlove,
von 1999 bis 2004 Chef des britischen Geheimdienstes SIS unter Tony Blair. In
dem Papier wird gleich eingangs wörtlich dazu aufgerufen, einen ›Vorwand‹
für eine bewaffnete ausländische Intervention zu finden. Wenn der UNO-Sicherheitsrat
keinen liefere, könne das irgendein Vorwurf gegen die Regierung Assad sein. Die
Intervention könne mit präventiven Luftangriffen von Briten, Franzosen, Türken
und Amerikanern beginnen, gefolgt von einem Angriff am Boden mit
Sondereinheiten, um eine ›syrische Sicherheitszone‹
einzurichten. Dieses ›syrische
Bengasi‹ könne dann als Basis für
Aufständische dienen, u.a. mit einer Zentrale für verschlüsselte Kommunikation
und Radio- und Fernsehsendungen eines ›Freien
Syriens‹. Monajed hat somit Weiss’
Vorlage übernommen und überarbeitet. [19] Am 12. 3. hatte der syrische Nationalrat den
Westen und arabische Länder zu einer militärischen Invasion aufgerufen. »Die
ausländische Intervention ist erforderlich, um ›humanitäre Korridore‹
und Sicherheitszonen
in Syrien sowie eine Flugsperrzone über dem Land zu schaffen«,
erklärte deren Vertreter George Sabra auf einer Pressekonferenz in Istanbul. »Dies
solle helfen, der Gewalt der Regierungstruppen gegen die friedliche
Zivilbevölkerung ein Ende zu setzen.« Es ist
einmalig, wie man die Tatbestände zu verdrehen weiss.
Es ist
ganz klar, dass auch die Stiftungen immer mit von der Partie sind. So hatte die
Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) Anfang März verlauten lassen, »es zeichne
sich inzwischen ein ›umfassender
Bürgerkrieg‹ in dem Land ab, der ›auch entlang konfessioneller Linien‹ verlaufe. Bei
diesem stünden in der Folge Sunniten gegen Alawiten und Christen.« Wie
derselbe geschürt wird, davon keine Silbe. »Damit steige der Druck auf den
Westen, militärisch zu intervenieren.« Während Nahost-Experten dringend dazu rieten, einen
Streitkräfteeinsatz zu vermeiden und sämtliche Waffenlieferungen an die
Aufständischen zu unterbinden, sprach sich ein Fachmann von SWP für ›Sicherheitspolitik‹ für eine deutsche Beteiligung an einem Waffengang aus. In einem
zweiten SWP-Papier wird erklärt, dass man grundsätzlich offen für militärische
Interventionen der NATO sei. »In Verbindung mit diplomatischen Schritten sei ein ›militärisches Engagement‹ nicht ›das Ende oder gar das Versagen von Politik, sondern ihr
essentieller Bestandteil‹.« Im
Prinzip gehörten Leute dieses Schlags unmittelbar an die vorderste
Kriegsfront, da sie offenbar noch immer nicht begriffen haben, welch tödliche
Vernichtung derartige, vom sicheren Schreibtisch aus erstellte Vorschläge im
Gefolge haben. [20] Im Prinzip ist die vom Westen angewendete
Strategie nicht neu. Man rüstet paramilitärische Einheiten aus und lässt sie
auf Truppen der zu stürzenden Regierung los. Bei Ausbruch terroristischer
Gewalt resp. Massenmord an der Bevölkerung wird - sobald das betroffene Regime zurückschlägt- nach Einschreiten gerufen. Dadurch schafft
man eine Atmosphäre, in der eine ausländische Intervention als einzige
Möglichkeit zur Abwendung einer humanitären Katastrophe erscheint könnte. Für die Öffentlichkeit hatte
Obama am 6. 3. erklären lassen, dass die USA keine einseitigen Militärschritte
gegen Syrien unternehmen würde. »Es wäre ein Fehler zu denken, dass die USA im
Alleingang eine bewaffnete Invasion in Syrien unternehmen könnten, oder zu
glauben, dies würde die einfachste Lösung des Problems sein«, sagte
der US-Präsident am 7. 3. auf einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Neben John
McCain, der die US-Behörden am 6. 3. dazu aufgerufen hatte, die syrischen
Streitkräfte aus der Luft anzugreifen, »um Präsident Assad zum Rücktritt zu
zwingen«,
gab es die Gegenstimme des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, John Boehner:
laut ihm hielte es der Kongress für übereilt, selbst von einer Möglichkeit
eines Militärschlags gegen Syrien zu sprechen und die Chefin des Auswärtigen
Ausschusses des Repräsentantenhauses, Ileana Ros-Lethinen, hatte am gleichen
Tag zu verstehen gegeben, dass die Kammer einer Invasion Syriens durch die USA nicht
zustimmen werde. [21]
Keine Annahme des
Friedensangebots
»Im Wissen um die Entschlossenheit
des Westens, einen Regimewechsel in Damaskus zu erzwingen«, schrieb
Werner Pirker, »haben sich die syrischen Aufständischen auf die
Friedensangebote der Regimeseite nie eingelassen. Nicht der nationale Ausgleich
auf der Basis demokratischer Reformen ……. ist das Ziel der Aufständischen, sondern die
Vernichtung des Regierungslagers. Dieser auf die Zerschlagung des alten
Staatsapparates gerichtete Standpunkt mag für Revolutionäre ein durchaus
ehrenwerter sein. Doch was sind das für Revolutionäre, die ihre Willenskraft und Stärke
aus der westlichen Interventionspolitik beziehen? Und was ist das für
eine arabische Revolution, die die westliche Vorherrschaft über die Region
nicht aufheben will, sondern die Fremdherrschaft ins Land bittet? Und was ist
das für eine revolutionäre Linke im Westen, die andächtig den
Revolutionsgeschichten aus Tausendundeiner Nacht lauscht? [22] Der
Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Konstantin Kossatschow: »Weder Russland, noch Deutschland oder die USA
oder jemand anderer darf bestimmen, ob das Regime legitim ist und ob es
existieren darf. Dieses Recht ist ausschliessliches Recht des syrischen
Volkes«, so Kossatschow. Er erinnerte daran, dass sich der oppositionelle
Syrische Nationalrat weigere, Unterhändler zu Gesprächen mit Vertretern der
Regierung nach Moskau zu entsenden, nicht zuletzt deswegen, weil die USA und
die EU-Staaten das Regime in Damaskus als ›illegitim‹ bezeichneten. Auf jede diplomatische
Rücksichtnahme verzichtend, konstatierte der Spitzenpolitiker, mit solchen
Aktionen »fallen westliche Länder der Krisenregelung, die derzeit noch auf
diplomatische Weise zu erreichen sei, in Syrien in den Rücken.« [23] In einem am 22. Oktober 2011 mit Catherine
Ashton geführten Gespräch hatte diese noch erklärt: Aber ich denke, was
wir zu tun haben, ist, jetzt zu versuchen, systematisch zu arbeiten, um zu
versuchen, Druck auf Syrien auszuüben. Wir werden das dortige Chaos mit Zerstörung
und Tod nicht akzeptieren. Niemals. Letzteres ist längs eingetreten.
Siehe auch
http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1883 12. 2. 12 »Bundesausschuss
Friedensratschlag« - Hände weg vom Iran und von Syrienhttp://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1771
3. 7. 11 Syrien:
Hintergründe und Fakten - Von Doris Auerbach
http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1926 1. 4. 12
Russland und die Welt im Wandel
[1] http://www.neues-deutschland.de/artikel/204005.saudischer-tadel.html 9. 8. 11 Saudischer Tadel - Kommentar von Roland Etzel
[2] http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=42700&title=Syrien+%96+ein+weiterer+Dominostein%3F&storyid=1001327755705 28. 1. 12 Von Charly Kneffel
[3] http://www.jungewelt.de/2012/01-30/043.php
Saudische Henker - Von Werner Pirker
[4] http://www.bueso.de/node/5395 2. 2. 12
Syrien: Russland bezieht entschieden Position gegen britische
Kriegsmobilisierung
[5]
http://www.jungewelt.de/2011/11-14/040.php Zornige Proteste - Von Karin Leukefeld
[6] http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Saudis-bewaffnen-offiziell-die-syrische-Opposition/story/25708572
17. 3. 12
[7] http://www.jungewelt.de/2012/03-09/053.php Spezialcamp in Libyen - Von
Rüdiger Göbel
[8] http://www.jungewelt.de/2012/04-03/062.php Lawrow kritisiert Frist für Syrien-Plan
[9] http://www.jungewelt.de/2012/02-28/055.php Clinton fordert Aufstand - Von Karin
Leukefeld
[10] http://www.jungewelt.de/2012/04-03/050.php
Waffen statt Worte - Von Karin Leukefeld
[11] http://www.bueso.de/node/5467 28. 2. 11
Syrien: China bezeichnet Attacke der US-Außenministerin auf Russland und
China als »völlig
unakzeptabel«
[12] http://www.jungewelt.de/2012/03-14/011.php Streit im Sicherheitsrat - Von Karin
Leukefeld
[13] http://www.jungewelt.de/2012/02-06/060.php
Kriegstreiber gestoppt - Von André Scheer
[14] http://www.jungewelt.de/2012/02-06/044.php
Die Selbstgerechten – Von Werner Pirker
[15] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russisches-veto-lawrows-lektionen-11638689.html 5. 2.
12 Lawrows Lektionen
[16] http://www.jungewelt.de/2012/04-20/026.php Speichellecker des Tages: Ban Ki Moon
[17] http://www.jungewelt.de/2012/04-03/052.php Bundesregierung unterminiert Annans
Friedensplan
[18] http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=48157&title=Gro%DFbritannien+verspricht+Geld+f%FCr+Syriens+Opposition+%2F+Iran+weiter+Hilfe+f%FCr+Assad&storyid=1001333096395 30. 3. 12 Großbritannien verspricht Geld für Syriens
Opposition[19] Strategic
Alert Jahrgang 25, Nr. 1 vom 4. Januar 2012
[20] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58284 6. 3. 12
Kriegsszenarien für Syrien
[21] http://de.rian.ru/security_and_military/20120306/262876187.html 6. 3. 12
[22] http://www.jungewelt.de/2012/02-01/025.php
Tausendundeine Nacht - Rußland gegen
Syrien-Resolution - Werner Pirker
[23] http://www.jungewelt.de/2012/02-02/053.php
2. 2. 12 Lehren aus
Libyen - »Für Regimewechsel nicht zuständig«
Von Rüdiger Göbel
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