Syrien - Die »programmierte« Zertrümmerung - Von Doris Auerbach 02.09.2012 21:33
Die Barriere, die westliche »Regierungshäupter«, Russland und China ausgenommen, daran hindert,
jemals
auch nur ansatzweise auf den Ursprung des gegenwärtigen Gemetzels in Syrien
einzugehen, scheint unüberwindbar. Obwohl dieser in mehreren, so auch von uns
veröffentlichten Aufsätzen detailliert dargelegt ist [1], scheinen diese vor
der Welt der Abgeordneten einen »Halt« einzulegen. Insofern
dürfte es durchaus zweckmässig sein, noch einmal eine kurze Zusammenfassung der
Vorgänge zu erstellen.
Fakt
ist - unwiderlegbar - dass der syrische
Konflikt vom Westen vorsätzlich geplant worden ist. Der Krieg gegen Syrien
wurde von Präsident George W. Bush bei einem Treffen in Camp David am 15.
September 2001, kurz nach den Anschlägen am 11. 9., beschlossen. Es wurde
geplant, in Libyen und Syrien gleichzeitig einzugreifen, um die
Handlungsfähigkeit auf doppeltem
Einsatzgebiet zu zeigen, eine Entscheidung, die von dem vormaligen
Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte
im Kosovokrieg, General Wesley Clark nicht geteilt wurde. Dieser hatte im
November 2001 im Pentagon ein kurzes Gespräch mit einem der hochrangigen Stabsmitglieder, dem zufolge ein Vorgehen gegen den
Irak noch immer in Vorbereitung war, und
der darüber hinaus erklärte, dass letzteres als Teil einer fünfjährigen Kriegsführung diskutiert wurde: insgesamt gehe
es gegen 7 Länder. Als erstes gegen den Irak, dann gegen Syrien, den Libanon,
Libyen, den Iran, Somalia und den Sudan. In einer Rede vor dem ›Commonwealth Club of California‹ am 3. Oktober 2007 hatte Clark das
Vorhaben der Administration Bush (2001–2009), in den genannten Ländern einen Regimewechsel herbeizuführen, dann
öffentlich gemacht. So war es auch Wesley Clark, der zu den schärfsten
Kritikern der Irak-Politik Bushs gehört, der der US-Bevölkerung am 8. 2. 2004
in einem Interview auf CNN bezüglich des Irakkriegs folgendes in aller
Deutlichkeit erklärte: »Was Saddam Husssein betrifft, so haben wir ihn aufgebaut,
ihn benutzt und ihm seine Grenzen gezogen. Es gab keinen Grund, den Irak anzugreifen.«
Im Zuge
des Sturzes von Bagdad im Jahr 2003 verabschiedete der US-Kongress zwei
Gesetze, die dem US-Präsidenten Anweisung zur Vorbereitung eines Kriegs gegen
Libyen und einen gegen Syrien [›Syria
Accountability Act‹] gaben. Im
Jahr 2006 begannen die Vereinigten Staaten die ›syrische Revolution‹
vorzubereiten, indem sie das ›Syria-Democracy-Programme‹ erstellten. Es ging darum, prowestliche
Widerstandsgruppen zu erstellen und zu finanzieren. Zur offiziellen
Finanzierung vom State Departement kam eine geheime Finanzierung der CIA über
einen kalifornischen Verein, das ›Democracy
Council‹. Es ist geradezu
unglaublich, was unter dem Begriff Demokratie in Gang gesetzt wird. 2007
hatte dann Israel Syrien angegriffen und im Zuge der Operation ›Orchard‹ eine militärische Einrichtung
bombardiert. Allein letztere Bezeichnung zeugt schon von der gnadenlosen
Verächtlichkeit, mit der hier vorgegangen wird. Aber auch zu diesem Zeitpunkt
behielt Damaskus seine Beherrschung und liess sich nicht auf einen Krieg ein.
Überprüfungen der Internationalen Atomenergie-Organisation [IAEA] zeigten in
der Folge, dass es sich im Gegensatz zu dem, was von den Israelis geltend
gemacht worden war, nicht um einen Kernkraftort gehandelt hatte. Im Juni 2008
erklärten die Direktorin der ›Arabischen
Reform-Initiative‹, Bassma Kodmani,
sowie der Direktor der deutschen ›Stiftung
Wissenschaft und Politik‹ SWP,
Volker Perthes, auf der Bilderberger-Konferenz in Chantilly, Virginia, die
wirtschaftlichen, politischen und militärischen Vorteile einer möglichen
Intervention der Allianz in Syrien.
Im Jahr 2009
baute dann die CIA die für Syrien bestimmten Werkzeuge der Propaganda auf. So stellt
die westliche Presse die Freie Syrische Armee [FSA] als eine revolutionäre Armee dar. Es handelt sich hier jedoch
im Gegenteil um eine konterrevolutionäre Aufstellung, um einen kleineren
Verbund von Söldnern, ausländischen Kämpfern und religiösen Extremisten, die
von ausländischen Interessen bewaffnet und finanziert werden, um in Syrien für
Chaos und Leid zu sorgen. Diese terroristischen Stellvertreterkrieger wurden
bereits 2007 von der USA und Saudi-Arabien rekrutiert, um insbesondere
in Syrien einen Regimewechsel herbeizuführen und das Land in einen westlichen
Klientelstaat zu verwandeln. Die bewaffneten Gruppen in Syrien, die
nicht aus den friedlichen Protesten vom Februar 2011 stammen,
verteidigen nicht etwa die Demokratie: sie bekämpfen sie. Die jetzigen
bewaffneten Gruppen kommen vom Islamismus her und das Hauptquartier der FSA ist
sogar in der Air Base der NATO von Incirlik installiert. In der zweiten
Februarwoche 2011 fand in Kairo ein Treffen von John McCain, Joe Lieberman
und Bernard-Henry Lévy mit libyschen Figuren wie Mahmoud Jibril und syrischen
Persönlichkeiten wie Malik al-Abdeh und Ammar Qurabi statt. Es
ist dieses Treffen, das das Signal für die geheimen Operationen gab,
die am 15. Februar in Bengasi und am 17. in Damaskus begannen. 2012
bildeten das US-Aussenministerium zusammen mit dem Verteidigungsministerium die
Arbeitsgruppe ›The Day After - Supporting a Democratic Transition in Syria‹. Auch diese Bezeichnung starrt auf
Grund des Vorhabens, über das Land noch vor
dessen endgültiger Niederwerfung das Los zu würfeln, vor Zynismus; eine neue
Verfassung für Syrien sowie ein Regierungsprogramm ist von der Gruppe bereits
erarbeitet worden. Im Mai 2012 erstellten dann die NATO und der Gulf
Cooperation Council [GCC] eine ›Working Group on Economic Recovery and Development of The Friends
of The Syrian People‹, dies unter
dem gemeinsamen Vorsitz Deutschlands und der Vereinigten Arabischen Emirate.
Der syrisch-britische Ökonom Ossama el-Kadi bereitete eine Aufteilung der
syrischen Ressourcen zwischen den Mitgliedstaaten der Koalition vor,
die am ›Day After‹, also nach dem Sturz des Regimes, zu
implementieren wäre. Gerade letzteres zeigt erneut in aller Schärfe, was von
einer von der USA und ihren Handlangern konzipierten Demokratie zu erwarten
ist: die
Enteignung des Volkes. [2]
Schon im
Dezember 2003 verlangte der Chefideologe der US-Neokonservativen, Richard
Perle, der ›Fürst der Finsternis‹, wie er sich seit seiner Mitarbeit in
der Reagan-Regierung gern nennen liess, in dem Buch ›An End to
Evil - How to Win the War on Terror‹
u.a. den Sturz Baschar al-Assads
und die Erzwingung einer generellen ›Westorientierung‹
Syriens. Um das zu erreichen, sieht er gegen Syrien eine Wirtschaftsblockade
vor, das Abschneiden von der Ölzufuhr aus dem Irak sowie die Operation von
US-Spezialeinheiten auf syrischem Gebiet, dies unter dem Vorwand der
Terroristenbekämpfung. Erzwungen werden sollte somit eine den wirtschaftlichen
und strategischen Interessen der USA entsprechende ›Demokratisierung‹.
Perle machte in diesem Zusammenhang ausdrücklich klar, dass es freie Wahlen
erst dann geben dürfe, wenn hinreichend sichergestellt wäre, dass ein der USA
genehmes Regime an die Macht käme. Neokonservative Trendsetter wie Eliot Cohen
und Norman Podhoretz hatten bekanntlich bald nach dem 11. September 2001 den
Begriff des ›Vierten Weltkriegs‹ gegen den ›militanten Islam‹
geprägt. Sie gehen davon aus, dass die islamischen Länder zunächst militärisch
unterworfen und besetzt werden müssen, um danach eine kontrollierte ›Demokratisierung‹ durchführen zu können. Der ›Vierte
Weltkrieg‹ werde erheblich länger
dauern als der erste und der zweite, nämlich mehrere Jahrzehnte, verkündete
2003 der frühere CIA-Chef James Woolsey, auch er eine prominente Figur im
Netzwerk der Neocons, in einer Vortragsreihe an US-Universitäten. Wie Perle
ferner darlegt, sei der ›Krieg gegen
den Terrorismus‹ ›die grösste Aufgabe unserer Generation‹, wobei es ihm in Wirklichkeit gar
nicht speziell um die militante oder fundamentalistische Form des Islams geht,
sondern um alles, was in den arabischen Ländern aus Sicht der Neokonservativen
zu bekämpfen und, im wörtlichen Sinn, zu vernichten ist: ›Religiöse Extremisten und laizistische Militante, Sunniten und
Schiiten, Kommunisten und Faschisten…..‹
Eine der von Perle vorgetragenen Forderungen ist an die UNO gerichtet: Diese
soll ultimativ dazu aufgefordert werden, ihre Charta so zu ändern, damit der
USA vorbehaltlos
jede Art von ›präventiver‹ Kriegführung gestattet wird. Falls
die UNO dieses Diktat nicht akzeptiert, soll sich die USA vollständig aus der
Weltorganisation zurückziehen. [3] Auf diesem Weg wären wir langsam ….
Darüber
hinaus geht es um noch ältere Strategien, deren Kenntnismachung wir Knut
Mellenthin verdanken, der sie in seinem aussergewöhnlich informativen
Artikel ›Staaten zertrümmern‹ aufgezeichnet hat [4]: »Dieser zeigt die Ziele auf, die
bereits vor 30 Jahren in einem
programmatischen Aufsatz niedergelegt sind. Der mit dem Namen Oded Jinon
gezeichnete Artikel erschien im Februar 1982 auf Hebräisch in der von der ›World Zionist Organization‹ herausgegebenen Zeitschrift ›Kiwunim‹ [Richtungen]; er trägt den Titel ›Eine Strategie für Israel in den 1980er Jahren‹. Die gesamte muslimisch-arabische Welt, so Jinon, sei lediglich ›ein vorübergehendes Kartenhaus, das
von Ausländern, Frankreich und Grossbritannien in den 1920er Jahren
zusammengeschoben wurde, ohne die Wünsche und Bestrebungen der Bewohner zu
berücksichtigen‹.« Als ob diese heute in irgendeiner
Form berücksichtigt würden.
»Auf
lange Sicht gesehen wird diese Welt in ihren derzeitigen Zusammenhängen nicht
existieren können, ohne tiefe revolutionäre Veränderungen durchzumachen«. Die man ihnen, wie gesagt, eiskalt
aufzwingen
kann. »Alle arabisch-muslimischen Staaten
stünden vor der »ethnischen und gesellschaftlichen Zerstörung von innen, und in
einigen tobt bereits der Bürgerkrieg«.
Notgedrungen, wenn er von aussen organisiert wird. »Neben den arabischen Ländern sei auch anderen muslimischen Staaten
ein ähnliches Schicksal, also die territoriale Aufsplitterung, bestimmt, meinte Jinon. Explizit nannte er in diesem Zusammenhang die Türkei, den Iran,
Afghanistan und Pakistan. Neben ethnischen Unterschieden in den einzelnen
Ländern hob er besonders das Konfliktpotential zwischen Sunniten und Schiiten
hervor.« Auch das lässt sich, wie wir wissen, je nach strategischen
Bedürfnissen entfachen und dauerschüren. »Das aussenpolitische
Programm für Benjamin Netanjahu, das 1996 von namhaften Neokonservativen wie
Richard Perle, Douglas Feith [von Juli 2001 bis August 2005 Pentagon-Staatsekretär
für Politik in der Bush-Administration] und David Wurmser verfasst wurde, trägt
den Titel: ›Ein klarer Bruch – Eine neue Strategie
zur Sicherung des Herrschaftsbereichs‹. Hintergrund war die
Ermordung von Premierminister Yitzhak Rabin durch einen ultranationalistischen
israelischen Attentäter am 4. 11. 1995
und der Sieg von Netanjahu in den dadurch notwendig gewordenen Neuwahlen.
Grundthema des Abhandlung der Neokonservativen war die radikale Abkehr von
Rabins Verhandlungspolitik gegenüber den Palästinensern und eine
aggressive ›Neugestaltung‹ der gesamten Israel umgebenden Region. Dazu
gehörten die Zerstörung Syriens und der Sturz von Saddam Hussein im
Irak. Israel müsse ›diplomatisch,
militärisch und operativ‹ ein
gewaltsames Vorgehen der Türkei und Jordaniens gegen Syrien, unter
anderem mit Hilfe ›arabischer Stämme‹, unterstützen. Ziel sei es, ›die Karte
des Nahen Ostens neu zu zeichnen, was die territoriale Integrität Syriens in
Gefahr bringen würde ‹. Im Irak solle Israel die Bestrebungen des jordanischen
Königshauses der Haschemiten, sich wieder der Herrschaft zu bemächtigen, die es
1958 durch einen Militärputsch verlor, unterstützen. Insgesamt wurden diese Punkte in dem Paper allerdings
nur beiläufig, konfus und wenig kenntnisreich behandelt. So findet sich dort
nichts zum Gegensatz zwischen Sunniten und Alawiten in Syrien oder zwischen
Sunniten und Schiiten im Irak, wenn man von der naiven Annahme absieht, dass
die libanesischen und irakischen Schiiten aus religionsgeschichtlichen Gründen
bereit sein könnten, mit dem jordanischen Königshaus zu kooperieren. Der im
Juni 2006 in der US-Militärzeitschrift veröffentlichte Artikel von Ralph Peters
›Blutgrenzen – Wie ein besserer Mittlerer Osten aussehen könnte‹, setzte
ähnlich wie Jinon bei der historischen Tatsache an, dass die meisten Grenzen im
Mittleren Osten und in Afrika von den ›selbstsüchtigen‹
europäischen Kolonialmächten gezogen wurden, ohne auf ethnische, soziale und religiöse Zusammenhänge Rücksicht zu nehmen, und
entwickelte auf dieser realen Grundlage die Vorstellung, dass alle Staaten der
Region [mit Ausnahme Israels] aufgelöst und ganz neue, seiner Ansicht
nach ›gerechte‹ Grenzen gezogen werden müssten. Zum Teil entsprangen diese
allerdings nur der Phantasie des Autors, so etwa die Bildung eines ›Grosslibanons‹ unter
Einbeziehung des syrischen Küstenstreifens, was bis dahin noch niemand, von dem
die Welt Kenntnis erhalten hat, gefordert hatte. Den Vorstellungen Peters
zufolge soll neben einem kurdischen Norden auf dem Territorium des Iraks auch
ein sunnitischer und ein schiitischer Staat entstehen, was ungefähr der real
entstandenen Lage nach der Zerschlagung des Baath-Regimes entspricht, jedoch
mit dem Unterschied, dass der US-Geostratege dem neuen Schiitenstaat auch Teile
des Irans und Saudi-Arabiens einverleiben wollte. Der Iran müsste ausserdem ein
Gebiet im Norden um die Stadt Täbriz an Aserbaidschan abtreten. Nun arbeitet
Saudi-Arabien bekanntlich eng mit Washington zusammen. Zieht man nun die
Vorstellungen Peters in Betracht, so ist diesem Staat eine düstere Zukunft
beschieden: Die Saudis sollen nach diesem Konzept Gebiete an Jordanien, Jemen
und den irakischen Schiitenstaat abtreten; darüber hinaus soll ein Gebiet um
Mekka und Medina als ›Heiliger Islamischer Staat‹ von Saudi-Arabien abgetrennt werden. Die
Zertrümmerung Saudi-Arabiens, das als Staat nach dem Ersten Weltkrieg gewaltsam
geschaffen wurde, ist ein erklärtes Hauptziel der US- Neokonservativen. Ebenso
wie die anderen Staaten der Halbinsel wird auch Saudi-Arabien in seiner jetzigen
Form nur so lange existieren, wie es den Interessen der massgeblichen Kreise
der USA entspricht. Völlig ungewiss ist nicht zuletzt die künftige Entwicklung
in Ägypten, wo sich nach dem Sturz Mubaraks im vorigen Jahr noch kein neues
Machtzentrum herausgebildet hat.«
Soweit
Mellenthins Darlegungen. Für den
Leser dürfte sich die Frage stellen, ob die Führung Saudi-Arabiens derart
unwissend sein kann, um von diesen Strategien bislang nichts erfahren zu haben.
Insofern wüsste man gerne, wo der Hebel liegt, der es der USA
ermöglicht, die Saudis noch immer weitgehend ihren eigenen Interessen gemäss zu
steuern. Selbst wenn Saudi-Arabien im Sturz des Assad-Regimes einen
wesentlichen Beitrag zur Schwächung des Erzrivalen Irans sieht, so hätte dies,
verwirklichten sich die US-Absichten, für das Land kaum mehr wesentliche
Vorteile. »Der desolate Zustand der Arabischen
Liga«,
schreibt Mellenthin ferner, »ist zur Zeit nicht mehr als ein vollständig von Saudi-Arabien und
Katar beherrschtes Instrument westlicher Interessen. Die Entsolidarisierung der
muslimischen Welt hat einen Tiefpunkt erreicht. Die Gründe dafür sind nicht nur
in den Machenschaften des Westens, sondern auch in deren eigenen Strukturen und
Handlungsweisen zu suchen.«
Ein
Regimewechsel, führt Mahdi Darius Nazemroaya aus, ist
nicht das einzige Ziel der USA und ihrer Verbündeten in Syrien, wo Washington
letztlich auf die Zerschlagung der Syrischen Arabischen Republik hinarbeitet. »Der britische Finanzdienstleister Maplecroft, der sich auf
Beratung und Risikobewertung spezialisiert hat, meinte, man erlebe derzeit die
Balkanisierung Syriens: ›Die Kurden im Norden, die Drusen in den
südlichen Bergen, die Alawiten in den Bergregionen der Nordwestküste und die
sunnitische Mehrheit im ganzen Rest‹.« Auch Nazemroaya bezieht sich auf den
oben erwähnten Jinon-Plan, den er als bösartiges Drehbuch bezeichnet.
Letzterer sowie ähnliche Szenarien forcierten einen künstlichen
innermuslimischen Krieg zwischen Schiiten und Sunniten, der letztlich zu
Aufspaltungen und Aufteilung entlang religiöser und ethnischer Verhältnisse –
in der arabischen Sprache gibt es dafür den Ausdruck ›fitna‹ – und anhaltenden Spannungen zwischen
Christen und Muslimen, zwischen Arabern und Berbern, Iranern und Türken, aber
auch zwischen Iranern und Türken führen soll. Dieser Prozess soll religiösen
Hass, ethnische Spaltungen, Rassismus und Religionskriege schüren. In all
diesen Ländern, die die USA und ihre Verbündeten derzeit destabilisieren,
existieren natürliche Bruchlinien; werden dann in einem Land noch zusätzlich
ethnische und religiöse Abneigungen und Feindseligkeiten zwischen den Stämmen
angeheizt, so kann dieser Prozess leicht auch auf andere Staaten übergreifen.
Die Konflikte in Libyen haben bereits den Niger und den Tschad erreicht, und
die Probleme in Syrien sind derzeit dabei, sich in die Türkei und in den
Libanon auszubreiten. Es lohnt sich, hier einmal die Ansicht des Präsidenten
des ›Jerusalem Center for Public Affairs‹, Dore Gold, ein
Berater von Netanjahu, zu zitieren: »Die Ereignisse in Syrien zeigen, dass der
Mittlere Osten dabei ist, auseinanderzubrechen: Eine neue Art von Chaos ersetzt
das bisherige.« Natürlich spiegelt sich hier teilweise auch das Wunschdenken
der israelischen Politiker wider, die ein Interesse daran haben, dass diese
Entwicklung so eintritt. Zu Beginn der Krise in Syrien wurde diese israelische
Position ignoriert, aber heute ist es offensichtlich, dass Israel ein starkes Interesse
daran hat, dass Syrien in viele kleine Teile zersplittert und im Zustand eines
anhaltenden Bürgerkriegs gefangen bleibt. Genau diese Zielrichtung
hatten der Jinon-Plan und dessen Nachfolger als strategische Ziele Israels
gegenüber Syrien und dem Libanon definiert.
[5]
Die
regelmässig aus Damaskus berichtende Korrespondentin der ›jungen Welt‹, Karin
Leukefeld, hält die Aussage eines
ausländischen Politik- und Wirtschaftsexperten, der seit Jahren in Syrien lebt,
fest, dem zufolge Gespräche mit westlichen Botschaftern im Herbst 2011
erschreckend deutlich zeigten, dass sie nicht an einer politischen
Übergangslösung interessiert waren, sondern einen anderen Plan verfolgten: »Wir
sind Augenzeugen der beabsichtigten, angekündigten und offen von westlichen
Staaten unterstützten Zerstörung des letzten säkularen Staates in
der arabischen Welt«. Russland stehe hinter Syrien »nicht wegen einem
Hafen am Mittelmeer oder wegen seiner Waffengeschäfte, sondern weil diese
Gotteskrieger nach einer Zerstörung Syriens gen Moskau marschieren« würden.
»Die Söldnermafia, deren Hintermänner sich als Hilfsorganisationen tarnen,
schleust die Kämpfer quer durch die Region. Die Saudis bezahlen alles.« Syrien,
eine der ältesten Zivilisationen der Welt, soll zerstört werden, »weil es sich
den westlichen Interessen nicht beugen will, weil es eigene nationale Interessen
verfolgt und weil es die 1978 geknüpfte Allianz mit dem Iran nicht aufgibt«.
Die USA und Europa seien entschlossen, die Regierung von Präsident Assad zu
vernichten, dafür nähmen sie – wie schon im Irak – die Zerstörung von Land und
Gesellschaft billigend in Kauf. [6] Am 28. August erklärt der syrische Aussenminister
Walid Al-Mu’allem, Damaskus sei davon überzeugt, dass die Gewalt gegen Syrien
von der USA ausgehe; die anderen beteiligten Staaten seien lediglich »Werkzeuge
der USA«. 60 % der Gewalt in Syrien werde vom Ausland gesteuert, vor allem von
der Türkei, Katar und Saudi-Arabien. Er verstehe nicht, wie die USA einen
»Kampf gegen Terrorismus« führen will, wenn sie den Terrorismus in Syrien
unterstützen. Bei der Einflussnahme auf die Neugestaltung des Landes nach einem
voraussichtlichen Sturz des derzeitigen Regimes, obwohl man mit diesem bisher
stets gut zusammenarbeiten konnte, geht es, so die ›FAZ‹, nicht oder nicht
vorrangig darum, der bedauernswerten syrischen Bevölkerung zu helfen; hier
stehen mehrere, seit
längerem geplante, für den Westen wichtige Öl- und Gaspipelines auf dem Spiel,
die Saudi-Arabien und Katar mit dem östlichen Mittelmeerraum und der Türkei verbinden und deshalb partiell durch syrisches Gebiet
führen sollen.
Auch
Peter-Scholl Latour erklärte Ende Juli, dass der Umsturz und der Fall des
Regimes nicht von innen her erfolgt, sondern systematisch von aussen
betrieben wird. »Assad hat natürlich im Land sehr viele Feinde. Aber so,
wie der ›Arabische Frühling‹ bisher verlaufen ist, würde sogar der
sunnitische Mittelstand, der in Syrien sehr bedeutend ist, auf diesen
Bürgerkrieg gerne verzichten.« Auch er sieht Saudi-Arabien, Katar, die Türkei
und natürlich die USA hinter den Aufständischen, die Europäer nicht zu
vergessen, »die
ebenfalls kräftig mitmischen. Sie sind vor allem verbal immer in vorderster
Front zu finden. Etwa beim Fordern von Sanktionen. Die Rufe nach Sanktionen
sind wenig sinnvoll, weil sie in erster Linie die armen Bevölkerungsteile
treffen und nicht die führenden Schichten, wie wir wissen.« So hatte sich auch Stefan Liebich, ein Mitglied des Auswärtigen Ausschusses
im Bundestag, am 10. 2. 12. u.a. dahingehend geäussert, dass er »Sanktionen
gegen Syrien, Reisebeschränkungen und das Einfrieren des Vermögens von
Verantwortlichen angesichts der gegenwärtigen Gewalttaten« für »angemessen«
hält. Es ist zu bezweifeln, dass sich Liebich über die Drahtzieher des
Aufstands grundlegende Kenntnisse verschafft hat, aber der Schrei nach
Sanktionen scheint immer gleich opportun zu bleiben. Den eigentlichen Zweck des
Umsturzes sieht Scholl-Latour in der Verhinderung einer Achse, weshalb auch die
USA so intensiv beteiligt sei. Unterbunden werden soll, dass der Iran über den
Irak – der ebenfalls mehrheitlich schiitisch ist und dessen Regierungschef mit
Teheran sympathisiert – und über die Alawiten in Syrien, die Teheran ebenfalls
nahestehen, die bereits enge Verbindung zur Hisbollah im Libanon ausbaut. Dort
ist die Hisbollah im Süden die stärkste und landesweit die kontrollierende
Kraft. Sie ist so stark, dass sie im Jahr 2006 sogar die Israelis
zurückschlagen konnte.
Bewaffnung und
Unterstützung des Aufstands Bis zum
Zusammenbruch des Assad-Regimes, so der Ökonomieprofessor
Michel Chossudovsky in den ersten Augusttagen, werden wir aller Wahrscheinlichkeit
nach eine Fortsetzung oder eine Verstärkung der verdeckten Möglichkeiten
finanzieller Unterstützung, Bewaffnung und Beratung der Rebellen, verdeckte
Operationen und möglicherweise auch Cyberkriegsführung seitens des Westens
erleben. Nach dem Sturz würden militärische Optionen allerdings in einem
anderen Licht erscheinen. Ende Januar 2011, hält Chossudovsky fest,
wurde Robert Stephen Ford US-Botschafter in Syrien. Nach Einschätzung
Chossudovskys war zu jenem Zeitpunkt das Engagement von Todesschwadronen in
Syrien vom Irak aus bereits vorbereitet, allerdings hielten sie sich noch in
Warteposition. Die im März 2011 begonnenen Aufstände in Syrien wurden fast
unmittelbar nach Beginn von den Todesschwadronen unterwandert. Angriffe,
Entführungen und Morde seit Mai 2011 tragen ihre Handschrift, auch das
Massaker an Kindern und ihren Eltern und Verwandten in Hula am 25. Mai könnte
von ihnen verübt worden sein. Ban Ki-Moon macht in Syrien eine »Dritte Seite«
für Bluttaten und schwere Anschläge verantwortlich und spricht, wie die
syrische Regierung, von Al-Qaida. Vermutlich ist die Al-Qaida im Irak und jetzt
in Syrien aber nur eine neue Verpackung für das alte Modell aus El Salvador [7]. Es existieren Hinweise sowie dokumentarische Belege
dafür, dass seit Beginn der Aufstände in der Grenzstadt Daraa Mitte März 2011 Terrorgruppen, die die Unterstützung
auswärtiger Mächte geniessen, an der Ermordung unschuldiger Zivilisten
beteiligt waren. Israelische Geheimdienstquellen bestätigten im August 2011 die
organisierte Anwerbung terroristischer Kämpfer durch die NATO: ›In den
NATO-Hauptquartieren in Brüssel und im türkischen Oberkommando werden derweil
Pläne für die ersten militärischen Schritte in Syrien geschmiedet, die darin
bestehen, die Aufständischen mit Waffen zur Bekämpfung von Panzern und
Hubschraubern auszustatten. …… Wie unsere Quellen berichten, wird in Brüssel
und Ankara auch darüber nachgedacht, Tausende muslimischer Freiwilliger, die
auf Seiten der syrischen Rebellen kämpfen sollen, aus Ländern des Nahen und
Mittleren Ostens sowie der muslimischen Welt insgesamt anzuwerben. Die
türkische Armee würde diese Freiwilligen unterbringen, für ihre Ausbildung
sorgen und sie später sicher nach Syrien einschleusen‹.
Im Frühling 2012 schickt die CIA mehrere
Agenten in die südliche Türkei, um Waffenlieferungen vorzubereiten, Deserteure
der syrischen Armee zu befragen und Aufschluss über die Zusammensetzung der
inzwischen über hundert Gruppen von Aufständischen zu erlangen. Ein vorrangiges
Ziel ist, die Gruppen, auf die sich die USA nach einem Machtwechsel zumindest
ansatzweise verlassen kann, gezielt mit Waffen zu beliefern. Wie es heisst,
werden letztere nicht von der USA, sondern von der Türkei, Saudi-Arabien und
Katar finanziert.
Laut einem
Bericht vom 13. 2. 12 operiert die FSA als
Aufständischentruppe von der Türkei aus. Nachschub an Kämpfern bekommt sie auch
aus dem kriegserprobten Libyen.
Im März
2012 nehmen US-Vertreter mit der FSA engere Kontakte
auf. Diese wird zwar nicht, wie sie verlangt, direkt mit Kommunikationsanlagen
und logistischen Mitteln versorgt; die Geräte aus der USA gehen an den
Syrischen Nationalrat, im Wissen darum, dass sie später bei den Aufständischen
landen. Offenbar gehen ausgefeilte Instrumente der Telekommunikation an die Opposition. Ende Juli weitet die US-Regierung
die Hilfe an die Aufständischen aus.
Im Mai 2012
berichten die NYT sowie DEBKAfile, dass die CIA über die Türkei
Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen organisiert: Schnellfeuergewehre
und Panzerfäuste. Dabei bediene sich die CIA Schmugglernetzen unter Beteiligung
der syrischen Moslembrüder.
Am 9. 5. 12 berichtet ›Russia Today‹, dass
sich syrische Aufständische mit der früheren kosovo-albanischen Untergrundgruppe
UCK auf Ausbildungshilfe im Partisanenkrieg verständigt haben. Die Ausbildung
syrischer Aufständischer im Kosovo deutet darauf hin, dass, wie im ehemaligen
Jugoslawien, auch Syrien an seinen sensiblen konfessionellen und ethnischen
Verbindungsstellen auseinandergebrochen werden soll.
Am 15. 5. 12 beschliesst die Regierung der
BRD, sich mit bis zu 10 unbewaffneten Militärbeobachtern an der UNO-Mission
[!] in Syrien zu beteiligen. Einen EU-Ausrüstungstransport unterstützt
Berlin mit 400.000 €, derweil am 2. 9. der Vorwurf an
Berlin ergeht, nicht genug gegen die Altersarmut zu tun. Wieso auch….. »Deutschland
wolle [doch] helfen, damit die Gewalt endet und ein ›Flächenbrand‹in der
Region [der wohlweislich auch im Wissen von Berlin konstant am Lodern erhalten
wird] verhindert werden kann«.
Am 26. 6. 12 bestätigt die NYT, dass die
CIA Terroristen in Syrien bewaffnet. Aus NATO-Beständen werden Waffen aus dem
Westen an die Terroristen geliefert. Der Westen, unter Führung der USA und
deren Handlanger in den Golfstaaten, liefert Waffen an Terroristen, vor allem
an die Muslimbrüderschaft, während er gleichzeitig die syrische
Regierung massiv dafür angreift, die von der UNO geforderte Waffenruhe
zu »verletzen« und seiner »Schutzverantwortung« gegenüber seiner Bevölkerung
nicht nachzukommen. Die NYT berichtet ferner, die Türkei liefere auf direktem
Wege Waffen an die in Syrien kämpfenden Terroristen. Da die Türkei ein
NATO-Mitgliedsstaat ist, deutet dieses Vorgehen darauf hin, dass die NATO
derzeit direkt daran beteiligt ist, das Blutbad in dieser nahmittelöstlichen
Nation fortzuführen. Seit Monaten gestattet es die Türkei terroristischen
Gruppen, ihre Grenzregion zu Syrien als Rückzugsgebiet zu nutzen, von dem aus
dann immer wieder Angriffe gegen Syrien durchgeführt werden.
Am 10. 7. 12 kritisierte Putin den Westen
für seine Einmischung in die Angelegenheiten der arabischen Welt: Unter dem
Deckmantel von »humanitären Operationen« würden sie eine ›Raketen- und Bombendemokratie‹
exportieren.
Am 17. 7. 12 macht Moskau den Westen für
den Bürgerkrieg mitverantwortlich. Aussenminister Sergej Lawrow sieht im
Vorgehen einiger westlicher Länder eine Erpressung.
Mitte Juli 12 fordert der Historiker
Michael Wolffsohn u.a., dass
für Syriens Zivilisten Schutzzonen eingerichtet und die Rebellen vom Ausland ›massiv bewaffnet‹ werden, wozu ein Flugverbot gehöre. Die türkische Armee könnte
diese Aufgabe übernehmen, unterstützt von dazu bereiten arabischen Staaten. Ein
UNO-Mandat ist dazu nicht notwendig. »Wenn die Weltorganisation ihre
Aufgabe nicht wahrnimmt, nämlich Massenmorde zu verhindern, muss es
ohne die UNO gehen. Deshalb müssen gleichzeitig die Anti-Assad-Kräfte in Syrien
bewaffnet und beraten werden.« Dazu gehörten auch schwere Waffen.
Munition alleine genüge nicht. Keine Zeile über die Art und Weise, wie die
Massenmorde in Gang gesetzt werden.
[8]
Am 20. 7. 12 erklärt der britische
Aussenminister William Hague auf BBC, »man werde jetzt die praktische
Unterstützung für die syrische Opposition ausserhalb des Sicherheitsrats intensivieren.«
Laut
›junge Welt‹ vom 26. 7. 12 lässt die Türkei auch in ihrem eigenen Land ausgebildete
und bewaffnete Kämpfer nach Syrien eindringen.
Am 1. 8. 12 berichten Medien, dass die FSA
rund 20 tragbare Fla-Abwehrkomplexe, die auch gegen zivile Ziele eingesetzt
werden können, aus der Türkei erhalten hat.
Am 2. 8. 12 meldet Chossudovsky, dass die
USA und
die NATO die Rekrutierung ausländischer Kämpfer, die in der Türkei, im
Irak, in Saudi-Arabien und Katar ausgebildet wurden, beschleunigt haben.
Am
2. 8. 12 stellt die USA den
syrischen Rebellen 25 Millionen $ im Kampf gegen die Regierung von Baschar
al-Assad zur Verfügung. Die bewaffneten Freischärler-Gruppen erhalten nach
Angaben hoher Beamter der US-Regierung militärische Unterstützung aus
Saudi-Arabien und Katar.Nach
dem Rücktritt von Kofi Annan, der bei Gesprächen in Katar, Jordanien, im
Libanon und in der Türkei vergeblich versucht hatte, den Waffenschmuggel und
die Finanzierung der Aufständischen zu stoppen, bekunden führende NATO-Länder offen
ihre Bereitschaft zur weiteren Unterstützung der Aufständischen. Am 2. 8. 12 wird eine Order von
US-Präsident Barack Obama publik gemacht, mit der die CIA und andere
US-Geheimdienste zur Unterstützung syrischer Rebellen ermächtigt werden.
Am 3. 8. 12 kündigt auch Grossbritannien eine
Aufstockung seiner Kriegsbeihilfe an. »Wir werden in den kommenden Wochen
unsere praktische, aber nicht-tödliche Unterstützung der Opposition steigern«,
erklärt Aussenminister William Hague. Letzteres Merkmal dürfte unschwer in
den Bereich von Mythen einzureihen sein ….
3. 8. 12: Die von der USA und ihren Verbündeten
geförderte Sommeroffensive in Syrien ist vorerst gescheitert. Da die Tür zu
einer direkten Intervention verschlossen ist, setzen die Westmächte weiterhin
auf mehr oder weniger verdeckte Operationen zum Sturz der Regierung in
Damaskus. Neben der Einschleusung eigener Spezialtruppen zählen dazu auch
geheime Operationen von Sondereinheiten der reaktionären Golfmonarchien,
insbesondere aus Saudi-Arabien und Katar. Dazu gehört laut britischen
Medienberichten in jüngster Zeit auch die finanzielle und logistische
Unterstützung bei der Einfuhr von modernen Waffen und der Entsendung von 600
kampferfahrenen fanatisierten Gotteskriegern aus Libyen. Diese haben, über die
Türkei und Jordanien kommend, Syrien erreicht, wo sie nun neben Dschihadisten
aus dem Irak und anderen arabischen Ländern ihren heiligen Krieg weiterführen.
Standen sie zuvor unter dem Banner von Al-Qaida gegen die USA, kämpfen sie nun
mit deren Unterstützung gegen das »ungläubige Assad-Regime«. Aber mit
wachsender Frustration muss der Westen erkennen, dass all seine finanziellen,
militärischen und logistischen Mittel nicht ausreichen, um Syrien hinreichend
zu destabilisieren und Assad zu stürzen.
Am 4. 8. 12 hält Rüdiger Göbel fest, dass
die reaktionären Golfstaaten, die von Berliner Koalitionspolitikern als ›strategische Partner in der Region‹ gewürdigt werden, den bewaffneten
Aufstand mit mehreren 100 Millionen $ finanzieren.
4. / 5. 8. 12 Bei einem
Aussenministertreffen des Golfkooperationsrats in Dschidda ruft der
saudische Prinz Saud al-Faisal die Golfstaaten dazu auf, ihre Ressourcen zu
mobilisieren und dem syrischen Volk zu helfen ›sich zu verteidigen‹.
In den Golfstaaten ist das eine Umschreibung für Waffenlieferungen an die
Aufständischen. Assad-feindliche Stämme haben seit Ende 2011 Waffen und
Al-Qaida-Kämpfer aus dem Irak nach Syrien geschmuggelt.
Am 10. 8. 12 erhöht London die Unterstützung für syrische Rebellen um 6.3
Millionen €. Die NATO-Länder verstärken derweil ihre Hilfe für die Gegner
von Assad. Die Türkei liefert unter dem Deckmantel humanitärer medizinischer
Hilfe Kriegsgerät an die Aufständischen.
Am
12. 8. 12 erklärt Hollande, dass
auch Kämpfern gegen
das syrische Regime geholfen werden soll. Frankreich werde die syrische
Opposition unterstützen und setze weiter ›auf
einen politischen Übergang in Syrien‹.
Am 13. 8. 12 erklärt Hillary
Clinton, die nach den Worten von Werker Pirker zunehmend den Eindruck
vermittelt, als wäre der »arabische Frühling« ein von ihr konzipiertes und
geleitetes Projekt, »man arbeite an
Strategien, um den Sturz des syrischen Regimes zu beschleunigen, weshalb
das Engagement der Geheimdienste und Streitkräfte beider Länder verstärkt
werden müsse.« Man bemüht sich nicht
einmal mehr, so Pirker, den »syrischen Aufstand« als etwas anderes darzustellen denn als Subversion ausländischer
Dienste.
Am
15. 8. 12 ermuntert Washington die
Aufständischen in Syrien, weiter gegen Assad zu kämpfen. Vermutlich in enger
Absprache mit Washington konzentriert die Türkei weiterhin Truppen und schweres
Kriegsgerät an der syrischen Grenze.
Am
29. 8. 12 berichtet Karin Leukefeld
von der ›jungen Welt‹, dass die Türkei Waffenlieferungen und
Ausbildung der bewaffneten Aufständischen, die sie ungehindert die Grenze nach
Syrien passieren lässt, unterstützt. Die Türkei instrumentalisiert derweil die
syrischen Flüchtlinge, um die anderen NATO-Staaten zur militärischen
Absicherung einer Flugverbotszone im Norden des Nachbarlands zu drängen. Die
Regierung in Ankara wolle ihre »menschliche Pflicht« erfüllen, sagte der
türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu.
Kriegstrommler
Bereits am
31. 1. 12 erklärt der Sprecher des ›Bündnisses Friedensratschlag‹, dass die USA, die EU und mit ihr die
Bundesrepublik Deutschland die Drohkulisse gegenüber Syrien und den Iran in
dramatischer Weise ständig erhöht haben und dass es in beiden Fällen entgegen
den offiziellen Bekundungen nicht um Menschenrechte und Atompolitik, sondern um
die Vorherrschaft in einer der geostrategisch bedeutendsten Regionen geht.
Am 10. 2. 12 fordert der obengenannte
Politiker Stefan Liebich Russland und China dazu auf, den »Widerstand gegen
eine Resolution des UN-Sicherheitsrates aufzugeben«.
28. 5. 12 Nach seinem erfolgreichen
Aufruf an den damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy, in Libyen an der Seite der
Aufständischen militärisch zu intervenieren, fordert der französische
Kriegsaktivist Bernard-Henri
Lévy, kurz BHL, Ende Mai François Hollande in einem offenen Brief eindringlich
dazu auf, in Syrien die ›Initiative‹ zu ergreifen. Der Kriegsappell wird
am 28. Mai in zahlreichen Medien veröffentlicht.
Am 31. 5. 12 schliesst Hollande als erster
westlicher Politiker eine bewaffnete Intervention nicht aus.
Am
2. 6. 12 lässt der ›Syrische Nationalrat‹ [SNR] folgendes
erklären: »Eine
internationale Militärintervention ist
der einzige Weg, der noch bleibt«, während der ›Nationale Demokratische Rat für Syrien‹ ein Festhalten am
Annan-Plan fordert.
Der aussenpolitische
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, vertritt am 3. 6. 12 die Auffassung, dass ein
Militärschlag mit UNO-Mandat nicht ausgeschlossen werden sollte: »Die
Vereinten Nationen haben die gemeinsame Verpflichtung, die Zivilbevölkerung zu
schützen.« *
Die
Arabische Liga setzt, wie schon im Libyen-Krieg, auch in Syrien auf einen
NATO-Krieg. Am 4. 6. 12 fordert
insbesondere das als Kriegstreiber geltende Katar, auf einem Treffen der
Regierungschefs der Arabischen Liga - darunter war auch Sultan Quabos von Oman
- die
UNO solle einen Krieg gegen Assad vorbereiten.
Am
19. 6. 12 berichtet Chossudovsky, dass auch Hillary
Clinton unter dem Vorwand der sogenannten »Schutzverantwortung« zu einem
militärischen Eingreifen in Syrien aufruft.
Am 21./22. 7. 12 erklärt die
UNO-Botschafterin der USA, Susan Rice: Da die UNO gegenüber Syrien »völlig
versagt« habe, müsste die USA nun «mit einer breiten Auswahl an Partnern«
zusammenarbeiten und so das Regime Assad »beiseite schieben«.
Am
22. 8.12 weisen Russland und China
Obamas Drohungen vom 20. 8., in Syrien einseitig militärisch einzugreifen
[unter dem Vorwand, Baschar al-Assad könne chemische Waffen einsetzen] gegen
Syrien zurück und bekräftigten ihren
Einsatz für die in der UN-Charta und im Völkerrecht niedergelegten Prinzipien
der nationalen Souveränität. In seinem Artikel ›Mediale
Vorhut - Kriegsmeute auf dem Sprung‹, schreibt Werner Pirker: »So aber
ist die um den ›Syrischen
Nationalrat‹ gruppierte
Auslandsopposition von NATO-Staaten und arabischer Reaktion für den bewaffneten
Aufstand fit gemacht worden, womit alle Voraussetzungen für eine nationale
Vereinbarung zwischen Baath-Regime und Inlandsopposition zerstört wurden. « [9]
Die
wandelnde politische Verlogenheit Man
stelle nun die obige Fakten den nachfolgenden Aussagen der US-Aussenministerin
Hillary Clinton gegenüber, um die ganze Breite dessen zu erfassen, was uns als
gnadenlose Verdummung geboten wird. Als die syrische Regierung eine neue
Verfassung zur Abstimmung stellte, welche die Aufhebung des Machtmonopols der
Baath-Partei und freie Wahlen auf der Grundlage eines Mehrparteiensystems
vorsah, sprach Clinton von einer ›Beleidigung der syrischen Revolution‹. Hierzu
Pirker: »Aus dem Zentrum der globalen Konterrevolution mutet die geradezu ›bolschewistische‹ Rhetorik doch etwas seltsam an«. An der Konferenz der Syrien-Aktionsgruppe in Genf am 30. 6. 12.
hatten sich die Aussenminister der 5 UNO-Vetomächte und arabischer Staaten u.a.
darauf geeinigt, dass Mitglieder der aktuellen syrischen Führung auch an einer
Übergangsregierung beteiligt sein könnten. Das allerdings sah Hillary Clinton
ganz anders und erklärte nach dem Treffen mit unverhüllter Kaltblütigkeit: »Der syrische Präsident Bashar al-Assad
muss gehen. ›Wer Blut an den Händen habe, werde die Prüfung eines gegenseitigen
Einverständnisses nicht bestehen‹«, wohl wissend, dass
ohne die Entfesselung des Aufstands durch ihr eigenes Land und die mit diesem
verbündeten Handlanger zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Sicherheit
kein Blut flösse. Clinton ferner: »Assad müsse klar
verstehen, dass seine Tage gezählt seien. ›Wir haben jetzt ein
Positionspapier. Ich bin nicht naiv und ich weiss, dass es schwierig werden
wird. Aber der Druck werde erhöht, um die innere Dynamik des Konflikts in Gang
zu bringen‹.« Unter dieser Dynamik
muss jeder, der die Vorgänge verfolgt, das Anheizen der Auseinandersetzung mit allen Mitteln verstehen. Schon
zuvor hatte sie am 8. Juni verlangt: »Assad muss seine Macht abgeben und Syrien
verlassen.«
Anfang
Juli berieten dann die »Freunde Syriens« in Paris, wie mit Syrien ein weiterer ›Schurkenstaat‹ seiner Souveränität beraubt und der westlichen Disziplinarordnung
zu unterwerfen wäre. »Mit Hillary Clinton«, vermerkt hierzu Werner Pirker, »war die Kriegsfurie
höchstpersönlich anwesend. Es klang, als wollte sie nicht nur Syrien, sondern
gleich auch noch Russland und China den Krieg erklären. Beide Staaten müssten
sich darüber klarwerden, sagte sie, dass sie einen Preis für ihren ›Sonderweg‹
zu zahlen hätten. Wie hoch dieser Preis sein werde, verriet sie nicht. Aber allein
die Tatsache, dass die US-Aussenministerin bar jeder diplomatischen
Zurückhaltung den beiden Grossstaaten Prügel androht, zeugt von einer
imperialen Anmassung, wie sie nicht einmal von den Bush-Kriegern in einer
solchen Offenheit an den Tag gelegt wurde. Frankreichs Präsident Hollande, der
manch einem als ›linker
Hoffnungsträger‹ gilt, hat sich mit
der Kriegsfurie bereits bestens arrangiert.«
[10] Laut Paul Craig Roberts
besteht Washingtons Fassade für seinen gewalttätigen Sturz anderer Regierungen
immer in moralischem Geschwätz. Jede Art von Heuchelei und leeren
Phrasen scheint zu funktionieren. Hillary Clinton hat den Sturz der syrischen
Regierung besonders schrill propagiert. Die dumme Frau gab sogar Drohungen
gegen Russland und China von sich, da es diese wagten, Washingtons Versuche
abzublocken, eine UNO-Resolution als Deckmantel für einen Einmarsch in Syrien
zu benutzen. Washington stellt den Widerstand der syrischen Regierung gegen
ihren Sturz so dar, als terrorisiere diese ihr eigenes Volk; So brachte
Washingtons Doppelmoral den russischen Aussenminister Sergej Lawrow dazu,
Washington zu beschuldigen, eine ›sinistre
Position‹ einzunehmen. In diesem
Sinne schrieb auch die chinesische ›Global
Times‹ am 28. 5. 12 in ihrem
Editorial: »Der
Westen ist versiert darin, Humanitarismus als Entschuldigung für seine
wirklichen politischen und wirtschaftlichen Motive zu benutzen. ….. Vom
früheren Jugoslawien bis zum Nahen Osten wurde diese Taktik immer wieder
angewendet, indem man zuerst politische Spannungen schürt und dann eine
militärische Offensive beginnt, um einen Politiker oder ein Regime, das man
aufs Korn genommen hat, unter der Verkleidung einer ›humanitären‹
Intervention zu Fall zu bringen. … China
und Russland müssen sich der hysterischen Eskalation von Interventionismus
entschieden entgegenstellen.« Der Artikel endet mit den Worten: »Washington
hat einen globalen Plan, um mit der syrischen Krise
umzugehen. Es zielt darauf, den Iran zu isolieren und den Einfluss Russlands zu
dämpfen.«
Auch der russische
UN-Botschafter Witalij Tschurkin spottete in einem Interview mit ›Russia Today‹ am 20. 7. über die scheinheilige humanitäre Rhetorik der USA und
Grossbritanniens. So sagte er u.a.: »Tatsache ist, dass jede
militärische Intervention, aus welchem Grund auch immer, unweigerlich zu mehr
Blutvergiessen führt. Und wir wissen, dass diese grössten Humanisten der Welt
- die USA und Grossbritannien - beispielsweise im Irak intervenierten, indem
sie alle möglichen noblen Vorwände zitierten.« Am 11. August befand Mrs Clinton
in Istanbul ihrem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu gegenüber, dass
die Gewalt des syrischen Regimes keine Grenzen zu kennen scheine. Wo
sollen hier Grenzen zu ziehen sein, wenn die Aufständischen von den Kriegsanzettlern
eine gesteigerte Unterstützung erfahren ….
»Niemand
kann sagen, wann das Regime fallen wird, aber der Tag wird kommen«, so
Clinton. »Der
syrischen Opposition müsse dann geholfen werden, die Institutionen des Staates
zu schützen und eine demokratische und pluralistische Regierung aufzubauen.« Auch
diesbezüglich dürfte klar sein, was ungeachtet der salbungsvollen Worte konkret
darunter zu verstehen ist.
Da nun die
Behauptung, der Irak besässe Massenvernichtungswaffen, der Entfesselung des
Kriegs gegen Saddam Hussein so gute Dienste leistete, überrascht es kaum, dass
auch für Syrien auf Aussagen dieser Art zurückgegriffen wird, genauer: auf
Assads Chemiewaffen. Man hätte sich sozusagen von vornherein darauf einstellen
können. Insofern erklärten sowohl Clinton als auch Davutoglu, »dass die
Lager für chemische Waffen bei einem Sturz des Regimes geschützt werden müssten«. Um der
Wahrheit wenigstens eine Schmalspur zu bauen, sei hier eine Erklärung von
Thierry Meyssan eingefügt: »Präsident Reagan begegnete in seiner Zeit einigen
Schwierigkeiten, die Contras als ›Revolutionäre‹ zu präsentieren. Er schuf dafür eine
Propagandastruktur, das Amt für öffentliche Diplomatie, deren Führung er Otto
Reich übertrug. Er korrumpierte die Journalisten in den meisten grossen US- und
europäischen Medien, um die Öffentlichkeit zu berauschen. Unter anderem erfand
er ein Gerücht, dass die Sandinisten chemische Waffen besässen und sie gegen
ihr eigenes Volk verwendeten. Heute wird die Propaganda vom Weissen Haus von
dem stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater für strategische
Kommunikation, Ben Rhodes, geleitet. Er benützt die guten alten Methoden
und hat gegen al-Assad das Gerücht von chemischen Waffen erfunden.
In Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst MI6, war es Rhodes gelungen,
als Hauptquelle der Informationen für die westlichen Presseagenturen eine
virtuelle Struktur zu schaffen: die
Syrische Beobachtungsstelle der Menschenrechte (OSDH). Die Medien haben
die Glaubwürdigkeit dieser Signatur nie bezweifelt, obwohl ihre Behauptungen
durch Beobachter der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen widerlegt
wurden. Besser noch, diese virtuelle Struktur, die über keine Räumlichkeiten,
Personal oder Fachwissen verfügt, ist auch die Quelle der Informationen der
europäischen Aussenministerien geworden, seitdem das Weisse Haus sie davon
überzeugt hatte, ihr diplomatisches Personal von Syrien abzuziehen. Im übrigen
hatte die Linkspartei Deutschlands Mitte Juli kritisiert, die Bundesregierung
enthalte der Öffentlichkeit Informationen über die tatsächliche Lage in Syrien
vor, »um Verdächtigungen gegen das Assad-Regime verbreiten zu können«
und die dortigen Aktivitäten des Auslandsgeheimdienstes BND zu decken.
Überhaupt vermeide es die Bundesregierung, jegliche Kritik an ihren Verbündeten
und denjenigen, welche den Konflikt in Syrien von aussen eskalieren, erkennen
zu lassen. Als Flüchtlinge Hillary Clinton über die Gewalttaten der
Regierungstruppen berichteten, entgegnete sie, dass diese dokumentiert würden. »Es wird keine
Straflosigkeit
geben, sobald es eine neue Regierung gibt«, betonte die US-Aussenministerin.
Hier wäre Vorsicht geboten: Straflosigkeit gilt bekanntlich nur für die USA
selbst sowie für die mit dieser verlässlich Verbündeten -
schliesslich kam keiner der Architekten des Irakkriegs, je vor ein Gericht,
weder ein Blair noch ein Wolfowitz. Sollte das Regime in Syrien tatsächlich
fallen, so ist kaum damit zu rechnen, dass auch nur einer der vom Westen
gedungenen Aufständischen vor Gericht kommt, auch keiner des jetzigen Regimes,
solange er sich im Nachhinein als für den Westen noch brauchbar
erweist. Der Scherbenhaufen Wie auch
Chossudovsky festhält, dient der Krieg, über den ausnahmslos zivile
Führungsvertreter und Interessengruppen und weniger das Militär entscheiden,
vorherrschenden wirtschaftlichen Interessen, die ihren Einfluss vor der
Öffentlichkeit verborgen hinter verschlossenen Türen in den Chefetagen der
Unternehmen, den Denkfabriken Washingtons und anderswo ausüben. Ohne die massive
Desinformation durch die Medien brächen die Kriegsabsicht und -planung
der USA und der NATO wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Inzwischen hat wenigstens auch Indien am 24. 8. bekundet,
dass es jegliche militärische Intervention ausländischer Kräfte in Syrien
ablehnt und hat die Notwendigkeit einer friedlichen Lösung sowie die Umsetzung
des Annan-Plans betont. Damit ist Indien nach Russland und China die dritte
wichtige Nation, die sich den Plänen der britischen Oligarchie – von Tony
Blair, derzeitiger Berater Obamas im Wahlkampf [!] über David Cameron bis Obama
– einen Krieg gegen Syrien zu entfachen, entgegenstellt. Dessen
ungeachtet scheinen die hinter dem Aufstand stehenden Grossmächte damit
fortzufahren, im wahrsten Sinne des Wortes kräftig Öl ins Feuer zu giessen. Wir können somit nur hoffen, dass
Russland, China und Indien entschlossen bleiben, die Kriegsgurgeln in Schach zu
halten und sich einer offenbar vor allem von der Türkei so sehnlichst erwünschten
Flugverbotszone zu widersetzen.
»Der
seine Weltordnungskriege bislang als ›War
on Terror‹ deklarierende Westen«,
schreibt Werner Pirker, »hat mittlerweile in islamistischen Terrorbrigaden
willfährige Komplizen gefunden. In Syrien entfaltet sich der terroristische
Widerstand gegen ein die nationale Souveränität verteidigendes Regime im
Zusammenwirken mit der westlichen Einmischungspolitik, die nach den Wünschen
der Rebellen in einer offenen Militärintervention ihren Höhepunkt finden soll.
Die Regierungskräfte sollen zu noch härteren Gegenmassnahmen provoziert werden,
um in der westlichen Öffentlichkeit die Propaganda von Assads Genozid am ›eigenen Volk‹ noch stärker wirken zu lassen und so die Kriegsbereitschaft zu
erhöhen. Wer sich aber mit wahhabitischen Hundesöhnen ins Bett legt, wacht mit
Al-Qaida-Flöhen auf.« [11] »Selten noch«, hält
Pirker ferner fest, »hat sich die ›internationale
Gemeinschaft‹ in einem so
erbärmlichen Zustand befunden, wie das zur Zeit der Fall ist. Sie lässt in
ihrem Namen die Kriegspolitik der Dreieinigkeit aus Imperialismus, Zionismus
und arabischer Reaktion geschehen. UN-Generalsekretär Ban ist an der vordersten
Kriegstreiberfront zu finden.«
Wer wollte
es einem unter diesen Umständen verargen, wenn man unsere gesamte Demokratie
und insbesondere die UNO nur noch als eine einzige erbärmliche Farce betrachtet.
Die neuerliche ›Glanzleitung‹ eines Infernos hat bislang nicht nur einen Flüchtlingsstrom von
160.000 syrischen Entwurzelten verursacht, sondern wird uns in Kürze die
üblichen UNO-Geldforderungen bescheren, da von den rund 180 Millionen $, die
die Nothilfe zum jetzigen Zeitpunkt erfordert, erst 40 % finanziert sind. Schon
wird die Aufnahme syrischer Flüchtlinge allseits propagiert; damit wird
gleichzeitig signalisiert, dass die Kriege weiterhin ungestört entfacht werden
können, da die Gewissheit gegeben ist, dass uns die Regierenden den
Scherbenhaufen jeweils ohne irgendwelche Skrupel diensteifrig überbürden.
* Zu Mißfelder siehe auch den
Kommentar von Evelyn-Hecht Galinksi: ›Der
Herr der Selektionen‹ [1] Siehe insbesondere
›Die Destabilisierung Syriens -
gezielt‹ auf http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1963 ›Syrien - Unverändert nach Planung‹ http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1938 sowie
in ›Syrien
- Der Annan-Plan‹ den Aufsatz von
Webster G. Tarpley ›Kofi Annans Friedensplan für Syrien: Befehl für
internationale Katastrophe?‹ http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1937 Syrien:
Hintergründe und Fakten - Von Doris Auerbach http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1771 »Bundesausschuss
Friedensratschlag« - Hände weg vom Iran und von Syrien http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1883 Syrien steht im Zentrum des Kriegs um Erdgas - Von Imad Fawzi Shueibi http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1965
Quellen: [2] http://www.voltairenet.org/Wer-kampft-in-Syrien 26. 7. 12
Wer kämpft in Syrien? - Von Thierry Meyssan [3] http://www.knutmellenthin.de/world-war-iv/wwiv-artikel/usa-neocons/neokonservative-wollen-vierten-weltkrieg-wieder-ankurbeln-2712004.html Knut Mellenthin ›Wie man den Krieg gegen den Terror gewinnt‹ 6. 2. 2004; David Frum, Richard Perle: ›An End to Evil: How to Win the War on Terror‹ [4] http://www.jungewelt.de/2012/08-31/018.php Staaten
zertrümmern - Von Knut Mellenthin [5] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/mahdi-darius-nazemroaya/israelisch-amerikanisches-drehbuch-erst-die-zerschlagung-syriens-dann-die-zerschlagung-des-rests.html;jsessionid=502A85A22BAD4F2C79A94F05FC8E4BB0 18. 8. 12
Mahdi Darius
Nazemroaya - Israelisch-amerikanisches Drehbuch: Erst die Zerschlagung Syriens,
dann die Zerschlagung des Rests [6] http://www.jungewelt.de/2012/08-08/026.php Der Tag
danach -
Karin Leukefeld [7] Siehe hierzu den Artikel ›Hintergrund: US-Politik und Todesschwadronen‹ von Michel Chossudovsky auf
http://www.jungewelt.de/2012/05-30/055.php [8] http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Die-Nato-soll-nur-Waffen-liefern-und-Geld-geben/story/26433797?dossier_id=965 17. 7. 12 [9] http://www.jungewelt.de/2012/06-01/059.php 1. 6. 12 Mediale
Vorhut -
Kriegsmeute auf dem Sprung - Von Werner Pirker [10] http://www.jungewelt.de/2012/07-09/058.php Kriegsfurie
- Annan erklärt Mission für gescheitert
- Von Werner Pirker [11] http://www.jungewelt.de/2012/03-19/035.php Terrorbruderschaft -
Bombenschläge in Damaskus - Werner Pirker Alle Hervorhebungen durch politonline
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