Washingtons neue antichinesische Strategie - Von Thierry Meyssan

Die Sabotage der Seidenstraße hat offiziell begonnen, womit die Gegnerschaft

zu China fortgesetzt anstatt begraben wird.   

Im offiziellen Plan Chinas für »One Belt One Road«, »Ein Gürtel, eine Straße«, der die Projekte zum Ausbau insbesondere der Verkehrsinfrastruktur im Gebiet der historischen Seidenstraße umfaßt und von den Regierungsstellen im März 2015 vorlegt wurde, wird die Seidenstraße als »neue eurasische Landbrücke« beschrieben, die China, Zentralasien, Rußland und Europa zusammenbringen soll. »Das bedeutet«, legt F. William Engdahl dar, »dass Belt and Road nach Chinas eigener Definition ohne die Teilnahme europäischer Länder nicht vollständig sind. Insbesondere zentral- und osteuropäischen Ländern kommt dabei eine besondere Rolle zu. ..... Es ist unverkennbar, dass das Projekt die sorgfältig geplante geopolitische und wirtschaftspolitische Strategie Chinas darstellt, durch Überlandverbindungen im eurasischen Raum der Einkreisung durch die USA  - Präsident Obamas unseligen Schwenk nach Asien -  zu umgehen. Gleichzeitig wird dadurch der größte integrierte Markt der Welt geschaffen«.   [1]    

»Eine der Folgen der Coronavirus-Epidemie«, schreibt Thierry Meyssan, »ist die, dass der Westen seine Abhängigkeit von der chinesischen Produktionskapazität erkannt hat. Weder die Europäer noch die Vereinigten Staaten waren in der Lage, die Millionen chirurgischer Masken, die sie dringend an ihre Bevölkerung verteilen wollten, herzustellen. Sie mußten sich an China wenden, um sie zu kaufen, und kämpften oft untereinander  - bis auf die Flugplätze -  um sie auf Kosten ihrer Verbündeten in ihr Land zu bringen. Im Kontext dieser allgemeinen Situation Rette sich wer kann machte die US-Führung des Westens keinen Sinn mehr. Aus diesem Grund beschloß Washington, die Handelsbeziehungen mit China nicht neu auszubalancieren,  sondern sich der Umsetzung der Seidenstraßen-Projekte zu widersetzen und den Europäern zu helfen, einen Teil ihrer Industrie umzulagern. 

Dies könnte ein entscheidender Wendepunkt sein: Der teilweise Stopp des Globalisierungsprozesses, der mit dem Untergang der Sowjetunion begonnen hatte. Jedoch ist dies keine wirtschaftliche Entscheidung, um die Prinzipien des Freihandels in Frage zu stellen, sondern eine geopolitische Strategie der Sabotage chinesischer Ambitionen.

Dieser Strategiewechsel wurde durch die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische und militärische Kampagne gegen Huawei angekündigt. Die USA und die NATO befürchteten, dass das chinesische Militär die Informationen abfangen könnte, wenn Huawei die westlichen öffentlichen Märkte für G5-Anlagen für sich gewinnen würde. Vor allem wußten sie, dass die Chinesen, wenn sie diese Märkte eroberten, technisch die einzigen sein würden, die den nächsten technologischen Schritt durchführen könnten. Diese Reaktion beruht jedenfalls auch auf der Erkenntnis von Pekings gigantischem militärischem Fortschritt. Natürlich ist das Budget der Volksbefreiungsarmee im Vergleich zu dem der US-Streitkräfte lächerlich klein, aber gerade dessen sehr sparsame Handhabung zusammen mit dem erzielten technischen Fortschritt ermöglicht es heute, das amerikanische Monster herauszufordern.

In den 1980er Jahren hatte Admiral Liu Huaqing, der damals den Putschversuch von Zhao Ziyang in Tienanmen unterdrückte, eine Strategie entwickelt, um die US-Armee aus der chinesischen Kulturzone zu vertreiben; sie wird seit vierzig Jahren geduldig umgesetzt. Ohne jemals Krieg zu provozieren, erweitert Peking seine territoriale Souveränität im Südchinesischen Meer und schikaniert dort die US-Marine. Der Moment ist nicht mehr sehr fern, wenn sich diese von dort   zurückziehen muß, so dass China Taiwan mit Gewalt zurückerobern kann.

Nach der Auflösung der UdSSR war Präsident George Bush Sr. der Ansicht, dass die USA keine Rivalen mehr hätten und dass es an der Zeit sei, Geld zu verdienen, so dass die US-Multis ihre Unternehmen nach China auslagerten, wo ihre Produkte von unzähligen ungeschulten Arbeitern hergestellt wurden, denen zwanzigmal weniger bezahlt wurde als amerikanischen Arbeiter. Nach und nach wurden fast alle in den Vereinigten Staaten verkauften Konsumgüter aus China importiert. Die US-Mittelschicht wurde ärmer, während China seine Arbeiter ausbildete und reicher wurde.

Mit der Entscheidung, die Seidenstraße resp. deren Projekte zu sabotieren, versucht Präsident Donald Trump, China aus seiner eigenen Kulturzone zu vertreiben, wie China die USA aus seiner eigenen verdrängt. Um dies zu tun, wird er auf Verbündete zählen können, deren Unternehmen bereits von ausgezeichneten billigen chinesischen Produkten zerstört sind. Einige von Trumps Verbündeten haben deshalb bereits Revolten erlebt, wie die der Gelbwesten in Frankreich. In der Vergangenheit brachte die alte Seidenstraße unbekannte Produkte nach Europa, während die heutigen Seidenstraßen die gleichen Produkte bringen wie die in Europa hergestellten, aber viel billiger.

Außenminister Mike Pompeo besuchte Israel am 13. Mai in voller Quarantäne. Er versuchte, Benjamin Netanjahu [jüdischer Kolonialist] und seinen Stellvertreter  - aber dennoch Gegner -  General Benny Gantz [israelischer Nationalist] davon  zu überzeugen, chinesische Investitionen im eigenen Land zu stoppen. Die chinesischen Unternehmen kontrollieren bereits die Hälfte des israelischen Agrarsektors und werden in den kommenden Monaten voraussichtlich 90 % des diesbezüglichen Handels tätigen.  

Nach verschiedenen Versuchen hat China die Instabilität des Iraks, Syriens und der Türkei dahingehend bewertet, dass auf deren Durchquerung verzichtet wird. Zwischen Washington und Moskau wurde stillschweigend vereinbart, einen dschihadistischen Knoten an der syrisch-türkischen Grenze zu hinterlassen, um chinesische Investitionen in der Region zu verhindern. Moskau will sein Bündnis mit Peking auf Seidenstraßen aufbauen, die sein eigenes Territorium und keine westlichen Länder durchqueren. Es ist das Projekt der Großen Eurasischen Partnerschaft von Präsident Wladimir Putin.  [2].

 


Siehe hierzu auch

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2422 
12. 7. 2015   Der
Eurasische Wirtschaftsraum


Quelle: 
https://www.voltairenet.org/article209940.html   19. 5. 20
Washingtons neue antichinesische Strategie – Von Thierry Meyssan
Gekürzte Fassung

[1]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/mackinders-wiedergeburt-ungarn-wird-teil-der-seidenstrasse.html 
7. 7. 15  Mackinders Wiedergeburt – Ungarn wird Teil der Seidenstraße - Von F. William Engdahl

[2]  Rede von Sergej Lawrow auf der 74. Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen“, von Sergei Lawrow, Voltaire Netzwerk, 27. 9. 2019