P R E S S E M I T T E I L U N G 07.09.2020 11:31
der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten [Hamburger Signal] e.V. vom Sonntag, 30. August 2020, 15.09h
Indem wir dieselbe nachfolgend auf politonline publizieren,
stellen wir den Schlußsatz dieser Erklärung an den Anfang:
»Wir bitten um Veröffentlichung. Vorher allerdings
um verständiges Lesen und gedankliches Verstehen«.
Wir nehmen zu den Hilflosigkeiten von Politik und (leider) auch der Polizei wie
folgt Stellung: Berlin: Verbot des Demonstrationsrechts - Wie in den 70er, 80 Jahren
Was war los ?
Gestern waren nach unserer gesicherten Einschätzung Hunderttausende auf den
Straßen der Berliner Innenstadt mit unterschiedlichen Demonstrationszielen und
in mindestens sieben verschiedenen Demonstrationen unterwegs.
Ihr Ziel:
Änderungswünsche an Politik und Verwaltung bezüglich des Corona- Krisenmangements. Lediglich eine kleine
verschwindende Minderheit der GegendemonstrantInnen
stand in ihren Forderungen im Gegensatz zu den eigentlichen Taktgebern. Eine andere
Minderheit, etwas mehr an Köpfen, bestand
aus RechtsextremistInnen, die leider nicht ›verschwindend‹, also unauffällig
agierten. Aber selbst diese problematische Gruppe war deutlich kleiner als die Zahl der eingesetzten PolizeibeamtInnen, die durch Kräfte anderer Behörden und Organisationseinheiten
der Behörde für Inneres unterstützt wurde.
Am markantesten war jedoch, wie - wieder
einmal - die Teilnehmerzahl der
vollkommen falsch als Corona-GegnerInnen gelabelten DemonstrantInnen aus politischen
Gründen weit, sehr sehr weit, zu niedrig angesetzt worden ist. Ansonsten ist es
geübte Praxis – zu Silvester und anderen
Ereignissen – die geschätzte Teilnehmerzahl von Veranstaltungen in Berlin, wenn
das Brandenburger Tor mit der sechsspurigen Straße von der ›Straße des 17. Juni‹ bis zur Siegessäule mit Menschen gefüllt ist, von rund einer Million
TeilnehmerInnen auszugehen. Warum war und ist das hier anders? Die ›Straße des 17. Juni‹ hat auch noch einen Mittelstreifen
sowie zwei durchgehende Randstreifen zum Parken für Kfz. Zusätzlich waren
Bereiche der Parkanlage ›Tiergarten‹ sowie andere Bereiche wie Friedrichstraße, Unter den Linden, etc., mit
sehr viel Menschen, die einer der anderen größeren Demonstrationen angehörten
bzw. weiter auf dem Weg zur Hauptkundgebung von ›Querdenken‹ waren, gesäumt.
Warum
werden von den Berliner Behörden so klar wie leicht erkennbar falsche Zahlen in
die Welt gesetzt?
Die Antwort ist genauso einfach wie erschreckend.
Der Innensenator hat sich gemeinsam mit seiner Polizeipräsidentin und allen die
den beiden beratend zuarbeiten, vergaloppiert; das betrifft auch das Landesamt
für Verfassungsschutz mit einem in relevanten
Zügen falschen Lagebild; den Staatsschutz Berlins ohnedies. Er hat seine
politische Überzeugung, die faktisch sowieso gegen Rechts, gegen Rechtsextremisten
erst recht, aber auch gegen die allermeisten KritikerInnen des Krisenmanagements
von Bundesregierung und Landesregierungen ist, in eine pseudo-juristische Verbotsverfügung
durch seine JuristInnen wandeln lassen.
Auch an dieser Stelle und nochmals: Juristen sind
darauf geschult, konsistent zu begründen, warum es um 12:00 Uhr Mittagszeit
tatsächlich stockdunkel gewesen sein soll, oder warum ein viereckiger Tisch
eigentlich wie ein runder Tisch ist. Zusätzlich gibt es dann noch eine große
Anzahl unter den JuristInnen, die Interessen vertreten oder verkaufen, wobei
sie sich selbst häufig genug mitverkaufen.
Das betrifft nicht nur die meisten WirtschaftsjuristInnen! Wir haben das große
Problem, dass seit Jahrzehnten die Verrechtlichung der Politik stattgefunden
hat, die ihren Höhepunkt jedoch immer noch nicht erreicht zu haben scheint.
Nicht nur, weil im Deutschen Bundestag in jeder Legislatur glatt über 20 Prozent
solcher Menschen sitzen, sondern auch deswegen, weil die Exekutiven mehr und
mehr von JuristInnen gelackmeiert sind: It’s a shame, it’s a mess.
Zurück zur Kernbeantwortung der Frage - krass falsche Zahlenangaben, warum? Jede
Ministerialschranze, ob weiblichen oder männlichen Geschlechts, kennt nur einen
Leitsatz, nach dem erst einmal ein großer Abstand zu den weiteren Leitsätzen
existiert, und der lautet:
›Was schadet meinem Minister am wenigsten!‹ Sie lesen richtig, die DienstleisterInnen – auch in den Innenministerien – sehen
weniger die Bevölkerung als Bezugsloyalität denn Ihre Chefs. Wer das alles nicht begreifen kann oder will - auch
die Hintergründe der peinlichen Niederlagen der Berliner Innenbehörde – der
kommt nicht vom Fleck. Die Berliner Polizei wurde
also gestern folgerichtig so geführt, dass am Ende ein gewisses Maß der
Rechtfertigung für die Verbotsintention von Innensenator und Polizeipräsidentin
existierte. Durch eine angebliche Reichstags-Gefährdung und den Unsinn vor der
russischen Botschaft, wenige hundert Meter entfernt. Beides unerträglich. Bevor
wir darauf noch weiter eingehen, zunächst zu unserer Rolle als Beobachter:
Zwei von uns vieren waren gewissermaßen zum ›Üben‹ dabei. Wir schreiben das in aller Transparenz, da ja nach unserer
Satzung bekanntlich nicht bloß gelernte PolizeibeamtInnen,
sondern ›artververwandte‹ Berufsbilder wie Lehrpersonal,
Angestellte im Polizeidienst, etc., Mitglieder sein können. Wir haben diverse
Wahrnehmungen unserer Einschätzung der nachfolgenden Schilderung zugrunde legen
können, weil wir örtlich getrennt waren und uns über unsere Kanäle koordinierten
konnten. Allein der Unterzeichner hat bestimmt nicht unter 15 km gemacht und
hat bekanntlich selbst reichliche Demonstrationserfahrungen, dies sowohl als
Veranstalter wie auch in anderen Rollen (Teilnahme, Beobachtung). Wir
erlebten Abläufe wie bei den Anti-AKW-Demonstrationen in Brokdorf,
Wackersdorf, Gorleben und anderorts. Auch jetzt im Medienzirkus. Teilweise Vergleichbares
fand damals auch bei den großen Friedensdemonstrationen statt.
Zum Einsatz:
Es herrschte eine ebenso gelöste wie
friedvolle Grundstimmung. Ähnlich wie am 3. Oktober 1990 am gleichen Spielort:
1. Feiertag zur (sog.) Deutschen Einheit. Es wurde musiziert - auf Bundesstraße 2, auf der ›Straße des 17. Juni‹ sogar mit Piano - und viele Dinge, die wir von Anti-Atom-Demonstrationen
in Form und Auftreten her kennen, waren festzustellen. Die Menschen waren
locker, wenige verbiesterte Zeitgenossen darunter. Auch konnten wir erst spät schwarz
gekleidete, nicht vermummte, Gesellen wahrnehmen, also rechte ›Autonome‹. Es war gegen 12:00 Uhr im Straßenzug Marschallbrücke
– Wilhelmstraße, unmittelbar vor der BT-Eingang Wilhelmstraße 68, als sich 10 bis
12 solcher Mitbürger richtig dämlich wie auffällig daneben benahmen; ohne dass
jedoch ein ordnungsrechtlicher Korrekturbedarf angezeigt gewesen wäre. Es war
also fast alles ›easy going‹. Kleine Irritationen sind bei solchen Menschenmassen von mehreren Hunderttausenden
zwangsläufig. Selbst an der Siegessäule, dem Hauptkundgebungsort, wo nun
eindeutig weder die Masken getragen, noch das Abstandsgebot eingehalten worden
waren, hielt sich die Polizei zurück. Die ›Geisel-Air‹ kreiste mit 50 % ihres Fluggerätes in vernünftiger Höhe (wegen des
störenden Lärms), alle verhielten sich angemessen, und wir werden garantiert keine
relevanten Corona-Infizierten aufgrund dieses Ablaufs - der Gesundheitsschutz war ja das Herzstück
für die VerbotsverfügerInnen - erleben.
Erst so gegen 16 und 17 h wurden die Einsatzkräfte wieder munterer, meinten, sie
mußten den ›dicken Max‹ spielen, als viele VersammlungsteilnehmerInnen
langsam mit dem Gedanken spielten: ›Ich muß ja auch mal nach Hause‹, und auch einfach müde wurden. Vielleicht
wollten viele PolizeibeamtInnen auch ›nach Hause› und waren auch langsam müde. Jedenfalls reagierten sie an verschiedenen
Stellen unnötig aktiv und agierten gelegentlich provokativ in die Abläufe
hinein. Eben auch deutlich erkennbar als ›Spielverderber‹, so beispielsweise Ecke Friedrichstraße/Mittelstraße,
wo ein Sattelschlepper mit Regensburger (Bayern) Kennzeichen, ca. 25 m lang, die
vier Straßenzüge mit festivalmäßiger Musik bei sehr starken Lautsprechern beschallte.
Sowohl auf dem Sattelschlepper als auch auf der Straße wurde getanzt, etc. – alles
weiterhin locker, heiter.
Da machte sich eine Gruppe Polizeibeamter (plus vier) - also 1:9 -
in voller Montur auf der Friedrichstraße zum eventuellen ›Kampf‹einsatz klar. »Völlig verirrt in der Lage«, dachte der Unterzeichner, sprach den Häuptling kurz an und geraume Zeit
später stiefelte dieser gemeinsam mit drei groß und kräftig gebauten Mannen
seiner Kohorte ohne Helm und andere überflüssige (Schutz)Bewaffnung auf die verantwortliche
Dame des Sattelschleppers zu und ließ sie zum Gebet auf die Straße herabsteigen.
Die Musik wurde ca. 60 Sekunden später auf Null geregelt, alle fünf begaben sich
in eine Entfernung von ca. 20 m vom Truck und das Gebet erfolgte jetzt
eingehender. Auf öffentlicher Straße. Der Polizeiführer war jung, sichtlich
angespannt und man konnte in seinem Gesichtseindruck das Hin und Her ›Was darf ich‹, ›Was soll ich‹, ›Was ist angemessen und verhältnismäßig‹ während des Dialogs mit der
bayerischen Mitbürgerin deutlich verfolgen. Eigentlich Klasse; wenn nicht das
Maßnahmen-Resultat, das Abschalten der Musik zur Friedhofsruhe, gewesen wäre,
etc. Die anderen drei sicherten, so, wie man es gelernt hat - allerdings war
hier nichts zu sichern.
›Versuchter Sturm des Reichstages‹
Richtig verrissen hat jedoch die Berliner Polizei, nicht die Bundestagspolizei,
die Nummer bis kurz vor 20:00 Uhr. Die (polizeiliche) Gemengelage
auf dem dortigen Gelände des Deutschen Bundestags ist sehr anspruchsvoll - der
Westeingang mit Wiese davor und den Besucherpavillons Dank falscher Staatsschutzeinschätzungen seit rund 10 Jahren ein
erschreckendes und peinliches Ensemble für die Bedeutung und Architektur des
Reichstagsgebäudes. Die Bundestagspolizei, mal Lammert-Polizei, jetzt Schäuble-Polizei,
ist bewußt der Exekutive von Landes-und
Bundesregierungen entzogen, kann aber natürlich auch in solchen polizeilichen
Lagen wie gestern nicht aus eigenem Saft mit ihren rund 200 PolizistInnen die
äußere Sicherheit aufrechterhalten, falls Hunderte aufgehetzter und
durchgeknallter Mitbürger form- und fristwidrig Einlaß erzwingen wollten.
Das ist Sache der Einsatzleitung, also der Berliner Polizei. Da zum Reichstag mindestens
ein Einsatzabschnitt aufgebaut worden war, dürfte diesem Einsatzabschnittsführer
die Ehre, den Reichstag gegen äußere Störungen zu sichern, gestern zum letzten
Mal widerfahren sein. Hoffen wir! Bei der Berliner Polizei weiß man aber nie. Es
gibt aber noch ein anderes denkbares Erklärungsszenario. Den Einsatzabschnitt ›Äußere Sicherheit des Deutschen
Bundestags‹ gibt man
einem erfahrenen Polizeiführer. Das ist nicht irgendein Streckenabschnitt oder
Vergleichbares zum Üben. Wenn das so gewesen sein sollte, spricht fast alles
dafür, dass dieser Beamte den Mob - es
waren nicht einmal mehrere Hunderte der Rechtsextremisten-Kundgebung (!) - bewußt so weit gehen
lassen hat, um sich dafür Pluspunkte beim Senator und seiner Präsidentin zu
verdienen. Wir werden bald die Wahrheit wissen: Entweder wird der Polizeiführer
innderdienstliche Probleme haben und dies nicht zu gering, oder, evtl. nach
einer Schamfrist, seine Karriere nicht bloß ungebremst fortsetzen, sondern sogar
beschleunigt. Das sind die gängigen Methoden in den Polizeien, aber auch
anderer Behörden.
Dazu gibt es auch nicht viel mehr zu schreiben. Der Unterzeichner hat selbst
das Geblähe des Redners dieser Versammlung von Rechtsaußen vor dem Westeingang des
Reichstagsgebäudes partiell gehört. Dieser war bzw. ist ein sauschlechter
Redner, lallend, unsauber artikulierend, aber eindeutig dummes Zeug emittierend
und aufhetzend: »Die Polizei will diese Regierung schützen«, und »Wir müssen jetzt etwas tun. Jetzt Leute!«, oder: »Ruft alle über Twitter etc. auf, jetzt zu kommen« .....
Haben staatlich bezahlte V-Leute den ›Sturm‹ gesteuert?
Es war also auch für ungeschulte Köpfe erkennbar, dass hier zumindest versucht wurde,
ein Gefährdungs- und Bedrohungsszenario zu einer handfesten Störung, oder mehr,
im Sinne der Polizeigesetze zu dynamisieren. Das gelang leider auch. Entscheidend
aber war die Minusleistung des Polizeiabschnittsführers (s.o.). Die
Verantwortung liegt selbstredend zu allererst bei den TeilnehmerInnen dieser
Kamikaze-Aktion, jedoch dicht gefolgt von diesem Polizeieinsatzabschnitt und
evtl. auch V-Mann-FührerInnen! Wie schon beim NSU und anderen casi. Wobei, nicht
zu vergessen, wer sagt uns nicht, dass selbst dieser Hetzer von Redner auf der Gehaltsliste eines Dienstes oder einer Polizei
stand bzw. steht?
Und damit sprechen wir in fachlich ironischer bis
zynischer Form unsere herzlichen Glückwünsche dafür aus, dass durch
stümperhafte Polizeiarbeit (oder doch
kalkuliertes Lange-Leine-lassen?) die
Prognose des Innensenators bestätigt werden konnte. Prompt folgte aus der
Bundespolitik die markige Rückendeckung: »Toll, dass die
Polizei den Reichstag schützte« (Seehofer als BMI). Und viel Geschwätz .....
Ein notwendiges Feigenblatt, nachdem die Verbote
dem Innensenator von den Verwaltungsgerichten ›um die Ohren‹ geschlagen wurden. Schön für Herrn Geisel und seine VerbotsstrickerInnen.
Nur ändert das überhaupt nichts daran, dass die bis auf dieses Häuflein
Verirrter, die abends auf der Wiese vor dem Deutschen Bundestag im Reichstag
eine Kundgebung zum lachhaften Sturm umfunktionieren ließ, die
VersammlungsteilnehmerInnen der eigentlichen Demonstrationen und Versammlungen
richtig gut, locker und bestens drauf gewesen sind.
Von den Behörden wird erfolglos gefordert werden - auch von uns Kritischen PolizistInnen: Offenzulegen, wie viele V-Leute und andere Spitzelkategorien in den Versammlungen mitliefen. Diese Forderung
hat insbesondere für das staatlich inszenierte Theater (zweite Tragödie) vor der Russischen Botschaft, aber auch für die
Sondernummer am Reichstag, Bedeutung. Man muß kein wirklicher Polizeikenner
sein, um klar zu erkennen, dass aufgrund der Herkunft des zusammengesetzten Personenkreises
aller Demonstrationen gestern Mittag, am Nachmittag und am Abend Dutzende
V-Leute aus den verschiedenen Länderpolizeien sowie der Bundespolizeien, aber gerade
auch aus den LfVs, in Berlin vor Ort waren.
Das geht gar nicht anders. Gerade bei den RechtsextremistInnen,
aber nach wie vor auch bei der NPD, der AfD (total V-Leute durchseucht) etc.,
mußten die Spitzel mitfahren, um in ihren Operationsgebieten nicht dumm
aufzufallen. Und gerade dieser Irrlichter-Club abends vor dem
Reichstagsgebäude, aus dem heraus der ›Sturm der Bastille‹ nachgedreht werden sollte, müssen diverse Spitzel dabeigewesen sein.
Wir wollen wissen:
1. In welcher Rolle ? 2. Mit welchen Tathandlungen ?
3. Von welchen Behörden ?
Nochmals: Diese Verbotsverfügung Berlins war
genauso peinlich und überflüssig wie dieser Haus- bzw. Landfriedensbruch am
Abend gegen den Reichstag, Sitz gleich zweier Verfassungsorgane, in Rufweite
eines dritten Verfassungsorgans (Bundeskanzlerin) und zwei S-Bahn-Stationen vom
vierten Verfassungsorgan (Bundespräsident) entfernt! Das ganze Ding wirkt nicht
nur wie ein blödes (Staats)Theaterstück, sondern es dürfte auch leider ein
weiteres in dieser Serie sein. Und viele fallen darauf rein, bzw. die meisten
machen gerne mit.
Russische
Botschaft
Das Brandenburger Tor wurde von der Polizei zugemacht,
also abgesperrt. Die Seitenstraßen in dem dortigen Bereich ebenfalls – Sackgasse.
Dann drängten die BullInnen mit der Schutzbegründung, der Abstand würde nicht
eingehalten. Hahaha. Durch das Drängen kamen alle noch enger zusammen. Wir haben
hier einen Fall dokumentiert. Danach wurde ein Münchner Bürger (ein erfahrener Triathlet) auch von einem Robotic-Cop geschubst. Er
schubste leicht zurück und wurde sofort von zahlreichen PolizeibeamtInnen
eingekreist. Diesem Mann wurden erhebliche Verletzungen beigebracht. Er wurde
mit seinem Gesicht auf den Asphalt gedrückt, es wurde das Gesicht - womit auch immer fixiert - und vielfach massiv auf seine Oberschenkel - er kann heute gar nicht mehr gehen - womit auch immer geschlagen. Knie? Tonfa Schlagstock? ....
Dafür gibt es viele Spielarten und Dank der informellen Weiterbildung unter KollegInnen
sind da auch alle (!) fit. Die Verletzungen sind weitgehend. Er wurde dann zu
einem Einsatzfahrzeug geschleift und mit dem Kopf gegen eine Stoßstange
geschlagen. Eine Polizeibeamtin äußerte dazu: »Eeeh! Beschädigen
Sie nicht unsere Einsatzfahrzeuge«. Hahahahaha, wie
lustig. Polizeigewalt soll ja aber auch aus den Medien verschwinden. Und schwupp-di-wupp–gibt’s die nicht mehr. So wie Olaf Scholz nach dem G 20-Gipfel in Hamburg
sagte: »Polizeigewalt hat es am G 20-Gipfe nicht gegeben«. Mit dem Münchner Triathlet waren zwei seiner Brüder (beides Ärzte),
des Weiteren mehrere Freunde und
Bekannte (alles Ärzte
und Rechtsanwälte). Das Polizeiopfer will sich rechtlich wehren. Klar
ist aber jetzt schon, dass gegen ihn ein volles Programm gefahren werden wird bzw.
schon angelaufen ist: Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwerer
Landfriedensbruch, usw. Ach
so: Als dann ein Rettungswagen in Sicht war, hat man den Sanitätern erklärt: »Hier, der ist
dumm gestolpert«.
Herr Steinmeier, aufwachen ! Der Vorgang ist zum
Glück videographiert und insoweit dokumentiert. Eine Berliner Bürgerin tat dies, wurde aber ebenfalls verletzt; von PolizeibeamtInnen. Von wem auch
sonst bei diesem Sachverhalt. Dies nur der Eindeutigkeit wegen. Es gibt weitere
polizeiliche Gewaltvorgänge. Aber das bekommen
JournalistInnen nicht mit ?!?
Zur Presse
Wir sind entsetzt, was die offiziellen Medien
wieder einmal aus den Fakten machen (müssen?). Jan Heitmann von der ›Süddeutschen Zeitung‹ hat es zutreffend zusammengefaßt:
»Westlich vom Brandenburger Tor erinnert die Veranstaltung an ein Woodstock-artiges
Sit-In. Tatsächlich sind es auch zwei Demonstrationen, angemeldet von zwei unterschiedlichen
Personen. Im Westen ist es das Gebiet von Michael Ballweg, dem Stuttgarter
Unternehmer, der ›Querdenken 711‹ gegründet hat. Rund um die
Siegessäule findet seit 15.30 Uhr die Abschlußveranstaltung statt. Seine Anhänger füllen den Platz am Großen
Stern und die Straße des 17. Juni bis hinunter zum Brandenburger Tor. Es sind
junge und alte Männer und Frauen, Hippies darunter, manche haben im Tiergarten
direkt daneben kleine Lager aufgeschlagen, Kinder spielen dort. Mehr als 30.000
Menschen sind es laut Innensenator Geisel, die sich hier versammelt haben;
insgesamt beteiligen sich nach Schätzungen der Behörden 38.000 Menschen an den
Protesten gegen die Corona-Politik. Über mehrere Lautsprecher ruft Ballweg
seine Mitstreiter von der Bühne neben der Siegessäule auf, die Hand aufs Herz
zu legen. »Mit der Hand auf dem Herzen setzen wir ein Zeichen für Liebe und Frieden
in der Welt«, sagt er. Und viele machen mit.
Zwischendurch gibt es immer wieder
eindringliche Ermahnungen, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Sonst würde die Veranstaltung
von der Polizei geräumt. Denn Masken will hier keiner tragen. Ballweg hat eine
sanfte Stimme und er wählt sanfte Worte. Doch was er fordert, ist hart, er will
nicht weniger als die Regierung zu stürzen. »Wir fordern die Abdankung
der Bundesregierung«, ruft er. Seine Anhänger applaudieren heftig. Aber sie applaudieren
auch, als er sie auffordert, für die Berliner Polizei zu klatschen, mit der man ›super zusammengearbeitet‹ hätte.«
Diese positive Ausnahme bleibt jedoch weitgehend
allein auf weiter Flur. Schon ein so renommiertes Blatt wie ›Der Spiegel‹ gleitet in Dilettantismus ab:
Ann-Katrin Müller und Jonas Schaible vom ›Spiegel‹ haben es so beschrieben: »Mit dieser Veranstaltung verfestigt sich die
Allianz der Corona-Leugner, in der der organisierte Rechtsextremismus nicht die
Kontrolle hat, aber zu der er jetzt ganz selbstverständlich gehört«. ›Die Allianz
der Corona-Leugner‹, das hört sich ja richtig gewichtig an, doch Moment mal: Wenn
sich mehrere Zehntausend Menschen (staatliches Newspeak) - tatsächlich aber Hunderttausende von
Menschen - gegen die Maßnahmen der Regierung wenden, dann streiten sie die Infektionswelle doch
gar nicht ab, oder wollen staatliche Instanzen bewußt falsch verstehen (???). Auch die Wortwahl ›Corona-Leugner‹ ist nur als verunglückt zu bezeichnen; die Leugner der Wahrheit (bedeutet
religiös den Scheiterhaufen oder die Inquisition), die Leugner des Holocausts (bedeutet
historisch eine Straftat) und nun die Leugner des Corona-Virus als aktuell nicht
ernst zu nehmende Verschwörungstheoretiker.
Es bleibt
zu hoffen, dass dieser Auftakt des insgesamt weniger als unzureichenden Artikels auf linguistische
Inkompetenz und nicht auf politische Motivation zurückzuführen ist, denn sonst
würde sich dieses so renommierte Blatt selbst zum bloßen Sprachrohr der Regierung
degradieren. Wie kommt so eine
Schrottberichterstattung - die lobend zu erwähnenden Ausnahmen lösen nicht
den Gesamteindruck, weil Rundfunk und TV ja weiter voll abledern - zustande?
Es gibt einfach kaum geschulte Polizeireporter
mehr. Viele JournalistInnen hängen eh am ›Tropf‹ der Nachrichtenagenturen, schreiben dort mehr (oder weniger) ab, verändern
ein wenig, oder machen ›einfach mit‹. Fehlende Kenntnis der Spezifika des Polizeirechts, der Verfahrensweisen,
von polizeilicher Taktik und Strategien sowie des Kürbereichs ›Täuschen, Tarnen, Tricksen‹ und des daraus resultierende Geschehens in den Aufbau-und
Ablauforganisationen bei den zuständigen Behörden, incl. Polizeien, Verfassungsschutzämtern,
etc., führt zu keiner oder einer zu vernachlässigenden Urteilskraft der Autoren;
die Ausnahmen bestätigen die Regel; ein Phänomen, das wir vorstehend skizziert haben,
das sich beinahe wie ein Ausdruck des Zeitgeistes in Konzernen, Firmen,
Behörden, Parlamenten, Polizeien und anderen Organisationen feststellen läßt. Uns überrascht das leider längst nicht mehr und wir hoffen jetzt nur,
dass unser Lob Herrn Heitmann von der ›SZ‹ nicht
schaden wird.
Zur weiteren Klarstellung
Wir haben nichts gegen eine ordentliche wie anständige
JournalistInnen-Landschaft, wir haben auch nichts gegen ›die‹ Politik oder ›die‹
PolitikerInnen, sondern höchstens etwas gegen bedauerlicherweise viele PolitikerInnen,
die ihren Job untermassig ausüben. So sehen das immer mehr
und mehr Menschen in diesem Land, was durch eine selten dämliche Verbotsverfügung,
auch wenn ›seine‹ Polizei viel dazu beitrug und
kräftig mithalf, sie nachträglich zu rechtfertigen, oder durch die Art und
Weise wie Inhalte der Berichterstattungen bestätigt wird.
Thomas Wüppesahl, Bundessprecher
Quelle:
https://www.kritische-polizisten.de/wp-content/uploads/2020/08/Berlin-Verbot-des-Verbots-30.08.2020.pdf
Bundesarbeitsgemeinschaft
Kritischer Polizistinnen und Polizisten (Hamburger Signal) e.V
Thomas Wüppesahl
Kronsberg 31 D -21502 Geesthacht-Krümmel
Tel.: 04152 – 885 666
c/o Thomas Wüppesahl • Kronsberg 31 •
21640 Nottensdorf
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