Die Unruhen in Tibet 10.05.2008 21:32
politonline d.a. Der Einfluss der Stiftungen auf die Vorgänge in Tibet ist bereits ausführlich dargelegt worden. Deren Wirken und die damit einhergehenden Operationen der CIA sind auch Gegenstand eines Artikels des bekannten Autors F. William Engdahl, den wir hier auszugsweise wiedergeben, um die sich fast ausnahmslos im Hintergrund abspielenden Aktivitäten all dieser Institutionen, die selten ein Thema für die Tagespresse sind, breiter bekannt zu machen.
Wie German Foreign Policy zu entnehmen ist, »fürchten deutsche Unternehmen inzwischen um ihr China-Geschäft; es stünden Milliardensummen auf dem Spiel. Unternehmen und Wirtschaftsverbände haben den Medien gegenüber ihren Unmut über die westliche Tibetkampagne bekundet, da die Bedeutung des China-Geschäfts für die Gewinne deutscher Firmen ununterbrochen steigt. So haben rund 30 % der insgesamt etwa 3.000 deutschen Unternehmen in China angegeben, dass ihre Arbeit unter den politischen Spannungen leide. Eine Kaufverweigerung chinesischer Konsumenten brächte ebenso schwere Einbussen wie der Verlust chinesischer Staatsaufträge. Auch Schwierigkeiten bei ihren Investitionen in China kämen zu Schaden. »Einschränkungen der geschäftlichen Beziehungen würden die deutsche Wirtschaft (...) in einem wichtigen Wachstumsmarkt empfindlich treffen«, erklärt der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Jürgen Hambrecht. Hambrecht ist Vorstandsvorsitzender der BASF, die in hohem Maße von den geringen Löhnen und den unternehmensfreundlichen Rahmenbedingungen in China profitiert: Die BASF hat dort Milliardensummen investiert, das Land ist inzwischen sein drittgrösster Absatzmarkt nach Deutschland und der USA.« Wie man sieht, geht es auch hier offensichtlich in erster Linie um den Gewinn, ein Faktor wie etwa die den chinesischen Arbeitern gebotenen Konditionen scheint von weitaus geringerer Tragweite zu sein. Warum Washington mit China »Tibetanisches Roulette« spielt - Von F. William Engdahl Washington hat sich offensichtlich für ein hochriskantes geopolitisches Spiel mit Peking entschieden, da man die Gewalt in Tibet genau zu dem Zeitpunkt anfacht, zu dem die Beziehungen beider Länder ohnehin heikel sind und die Olympischen Spiele in Peking vor der Tür stehen. Es ist Teil einer in den letzten Monaten eskalierenden Strategie der Bush-Regierung zur Destabilisierung Chinas. Dazu gehört auch der Versuch, im benachbarten Myanmar [Burma] eine chinafeindliche »Safran-Revolution« in Gang zu setzen, US-geführte NATO-Truppen nach Darfur zu bringen, wo Chinas Ölgesellschaften gerade potentiell riesige Erdölreserven erschließen. Außerdem gehört dazu das Vorgehen auf dem gesamten rohstoffreichen afrikanischen Kontinent. Und schließlich ist man hartnäckig bemüht, Indien auf dem asiatischen Subkontinent zu einer neuen vorgeschobenen Basis für Operationen gegen China aufzubauen. Allerdings weist im Augenblick alles darauf hin, dass die indische Regierung keinesfalls darauf bedacht ist, die Beziehungen zu China zu gefährden. Das geopolitische Spiel Die chinesische Regierung wies darauf hin, dass der plötzliche Ausbruch antichinesischer Gewalt in Tibet - eine neue Eskalation der Bewegung des im Exil lebenden Dalai Lama - verdächtigerweise zeitlich so abgepasst ist, dass damit im Vorfeld der Olympischen Spiele das Augenmerk auf die Lage der Menschenrechte in China gelenkt wird. In China gilt die Ausrichtung der Olympischen Spiele als eine deutliche Bestätigung dafür, dass ein neues, reiches China auf die weltpolitische Bühne getreten ist. Betrachtet man die Akteure im Hintergrund der tibetischen »Orangeroten Revolution«, dann ist offensichtlich, dass man in Washington in letzter Zeit Überstunden gemacht hat, um den vielen berüchtigten Farben-Revolutionen eine neue hinzuzufügen. Die öffentlichen Proteste sollen Peking maximal in Verlegenheit bringen. Die Akteure innerhalb und außerhalb Tibets sind die üblichen, dem US-Außenministerium nahestehenden Verdächtigen, wie z.B. die ›National Endowment for Democracy‹ (NED - Die Nationale Stiftung für Demokratie), das CIA-nahe›Freedom House‹ - durch die Vorsitzende Bette Bao Lord, die auch im Internationalen Tibet-Komitee eine Rolle spielt, vertreten - sowie die ›Trace Foundation‹, die von George Soros’ Tochter Andrea Soros Colombel finanziert wird. Die seltsamen Freunde des Dalai Lama Im Westen ist das Image des Dalai Lama so hochgespielt worden, dass viele ihn fast wie einen Gott betrachten. Uns geht es hier nicht um das geistliche Leben des Dalai Lama, aber der Hinweis sei gestattet, dass er die meiste Zeit seines Lebens mit Reisen zugebracht hat. Im Alter von elf Jahren und bereits zum Dalai Lama auserkoren, war der jetzige Dalai Lama mit Heinrich Harrer befreundet, einem Mitglied der NSDAP und Offizier in Heinrich Himmlers berüchtigter SS. Weit entfernt von dem unschuldigen Bild, das der bekannte Hollywood-Film mit Brad Pitt von ihm zeichnet, war Harrer, als er den elfjährigen Dalai Lama traf, Elite-Mitglied der SS. Er wurde zu einem der Lehrer des Dalai Lama »über die Außenwelt«. Nur der Dalai Lama kennt den Inhalt von Harrers Privatstunden, beide blieben jedoch Freunde, bis Harrer 2006 im hohen Alter von 93 Jahren starb. Natürlich sagt die Freundschaft zur einer bestimmten Einzelperson noch nichts über den Charakter eines Menschen aus, aber im Lichte späterer Freundschaften ist sie doch interessant. Zusammen mit Margret Thatcher und George H. W. Bush senior - der ehemalige Botschafter in Peking und Direktor der CIA - verlangte der Dalai Lama im April 1999 von der britischen Regierung die Freilassung Augusto Pinochets, des faschistischen Diktators von Chile und langfristigen CIA-Klienten, der damals England besuchte. Der Dalai Lama drängte darauf, dass Pinochet nicht gezwungen werden sollte, nach Spanien zu gehen, wo ein Haftbefehl gegen ihn wegen Menschenrechtsverletzungen vorlag. Außerdem ist bekannt, dass der Dalai Lama enge Verbindungen zu Miguel Serrano 1 unterhielt, dem Chef der chilenischen Nationalsozialistischen Partei, die den sogenannten esoterischen Hitlerismus vertritt. Lässt man den Anspruch des Dalai Lama auf Göttlichkeit hier einmal außer acht, so bleibt unbestritten, dass er seit seiner Flucht ins indische Exil 1959 ständig von verschiedenen amerikanischen und westlichen Geheimdiensten und deren sogenannten NGOs umgeben ist und von ihnen finanziert wird. Hier ist von Belang, welche Pläne seine Freunde in Washington hegen. Die NED ist wieder am Werk Wie Michael Parenti in seinem Buch ›Friendly Feudalism: The Tibet Myth‹ anmerkt 2, »unterstützte die CIA in den 1950er- und 1960er-Jahren das Anliegen der Tibeter aktiv mit Waffen, militärischer Ausbildung, Geld, Luftunterstützung und jeder nur möglichen Hilfe«. Die in Amerika beheimatete ›American Society for a Free Asia‹, eine Frontorganisation der CIA, vertrat den tibetischen Widerstand in der Öffentlichkeit; Thubtan Norbu, der ältere Bruder des Dalai Lama, spielte eine aktive Rolle bei dieser Organisation. Der zweitälteste Bruder, Gyalo Thondup, baute mit Hilfe der CIA 1951 eine Geheimdienstorganisation auf. Daraus entstand später eine von der CIA ausgebildete Guerillaeinheit, deren Rekruten nach Parentis Angaben mit dem Fallschirm über Tibet abgesetzt wurden. Laut amerikanischen Geheimdienstdokumenten, die in den 1990er Jahren freigegeben wurden, »ließ die CIA der tibetischen Exilbewegung pro Jahr 1,7 Mio. $ für antichinesische Operationen zukommen, inklusive einer jährlichen Unterstützung von 180.000 $ für den Dalai Lama« 3. Mit Hilfe der CIA floh der Dalai Lama ins indische Dharamsala, wo er seitdem lebt. Er erhält auch heute noch Unterstützung in Millionenhöhe, nicht von der CIA, sondern von der Stiftung ›National Endowment for Democracy‹ -NED, ebenfalls eine unverfänglich klingende CIA-Frontorganisation. Die NED hat bei allen von Amerika unterstützten Farben-Revolutionen und Destabilisierungen mitgewirkt, von Serbien über Georgien bis zur Ukraine und Myanmar. Sie finanziert oppositionelle Medien und weltweite Werbekampagnen für die von ihr favorisierten Oppositionskandidaten. Wie bei den anderen Farben-Revolutionen der jüngsten Zeit facht die US-Regierung auch die Destabilisierung gegen China an, indem sie durch NED Protestorganisationen innerhalb und außerhalb Tibets finanziert. Die NED wurde Anfang der 1980er Jahre von der Reagan-Regierung auf Empfehlung von Bill Casey, dem damaligen CIA-Direktor, gegründet, nachdem eine Reihe von Morden und Destabilisierungen gegnerischer Regimes durch die CIA öffentlich ruchbar geworden war. Die NED sollte ursprünglich als unabhängige NGO (nicht-staatliche Organisation) auftreten, die der CIA und den Regierungsbehörden nahestehen, aber doch weniger auffällig sein sollte. Der erste Vorsitzende der NED, Allen Weinstein, erklärte gegenüber der Washington Post: »Vieles, was wir [die NED] heute tun, machte vor 25 Jahren noch verdeckt die CIA.« 4 Carl Gershman, Chef der NED, gewann den Preis als »bedeutende Persönlichkeit« für die Förderung der Demokratie in China, aber nicht von den Chinesen. Seine Stiftung tut heute, was die CIA früher machte: Regimes stürzen, die Washington nicht wohlgesonnen sind. Der amerikanische Geheimdienst-Historiker William Blum schreibt: »Die NED spielte in der Iran-Contra-Affäre der 1980er Jahre durch die Finanzierung von Schlüsselbereichen von Oliver Norths obskurem ›Project Democracy‹ eine wichtige Rolle.« Dieses Netzwerk privatisierte die amerikanische Außenpolitik, führte Kriege, vertrieb Waffen und Drogen und nahm an weiteren netten Aktivitäten teil. 1987 erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses, dass die Leute von der NED »das ›Project Democracy‹ durchführen.« 3 Die bekannteste dem Dalai Lama nahestehende Bewegung für die Unabhängigkeit Tibets ist die 1988 in Washington gegründete ›International Campaign for Tibet‹ - ICT. Spätestens seit 1994 erhält die ICT finanzielle Unterstützung von der NED. 2005 verlieh die ICT ihren Preis »Licht der Wahrheit« an den NED-Gründer Carl Gershman. Weitere Preisträger der ICT waren u.a. die deutsche Friedrich-Naumann-Stiftung * und der tschechische Präsident Václav Havel. Dem ICT-Präsidium gehören auch ehemalige Beamte des US-Außenministeriums wie Gare Smith und Julia Taft an. Eine weitere besonders aktive Peking-feindliche Organisation ist die amerikanische Gruppe ›Students for a Free Tibet‹ (Studenten für ein freies Tibet - SFT), die 1994 in New York mit Hilfe des US-Tibet-Komitees und der von der NED finanzierten ›International Campaign for Tibet‹ gegründet wurde. Bekannt wurde die SFT, nachdem Mitglieder auf der Großen Chinesischen Mauer ein 150 Meter langes Banner entrollt hatten, auf dem »Freiheit für Tibet« gefordert und wegen angeblichen Völkermordes an Tibetern nicht begründete Vorwürfe gegenüber Peking erhoben wurden. Derartig spektakuläre Aktionen kommen anscheinend bei naiven Studenten gut an. Die SFT war eine von fünf Organisationen, die am 4. Januar dieses Jahres den Beginn vom »Aufstand des tibetischen Volkes« verkündete und ein für die Koordination und Finanzierung verantwortliches provisorisches Büro einrichtete. Neben anderen Projekten unterstützt die von der US-Regierung finanzierte NED auch die Zeitung Tibet Times, die im indischen Dharamsala, dem Hauptquartier des Dalai Lama, produziert wird. Die NED finanziert auch das ›Tibet Multimedia Center‹ zur »Verbreitung von Informationen über den Kampf für Menschenrechte und Demokratie in Tibet«, das seinen Sitz ebenfalls in Dharamsala hat. Und schließlich finanziert die NED das ›Tibetan Center for Human Rights and Democracy‹. Kurz: Die Fingerabdrücke des US-Außenministeriums und der Geheimdienste finden sich überall bei dem Aufstand der Bewegung für eine freies Tibet und die Angriffe gegen Han-Chinesen im März. Die Frage ist: Warum das Ganze, und vor allem, warum jetzt? Tibets Rohstoffschätze Tibet ist für China strategisch wichtig, und zwar nicht nur wegen seiner geographischen Lage an der Grenze zu Indien, Washingtons neuestem asiatischen Alliierten gegen China. Tibet verfügt auch über reiche Rohstoffvorkommen, einschließlich Öl. In Tibet gibt es einige der größten Uran- und Boraxvorkommen, die Hälfte des weltweiten Lithiums, die größten Kupfervorkommen Asiens sowie 80.000 Goldminen. Tibets Wälder sind Chinas größtes Holzreservoir; 1980 wurden Bäume im Wert von schätzungsweise 54 Mrd. $ gefällt und nach China gebracht. Tibet verfügt auch über einige der bedeutendsten Ölreserven der Region. An der Grenze zwischen der Autonomen Region Tibet und der Autonomen Region Xinjian Uygur liegt auch das Qaidam-Becken, eine großes Öl- und rohstoffreiches Gebiet, das als ›Schatzbecken‹ bekannt ist. In dem Becken wurden Vorkommen von 57 Rohstoffen nachgewiesen, darunter Erdöl, Erdgas, Kohle, Natursalz, Kalium, Magnesium, Blei, Zink und Gold. Diese mineralischen Rohstoffe haben einen potentiellen wirtschaftlichen Wert von 15 Billionen Yuan oder 1,8 Bio. US-$. Die nachgewiesenen Reserven von Kalium, Lithium und Natursalz in der Region sind die größten in ganz China. Ein Bild auf die Landkarte zeigt die strategische Bedeutung der geographischen Lage Tibets. Mit seiner Lage auf dem »Dach der Welt« ist Tibet darüber hinaus die wohl wertvollste Wasserquelle für die ganze Welt. In Tibet entspringen 7 der größten Flüsse Asiens, die 2 Milliarden Menschen mit Wasser versorgen. Wer über Tibets Wasser bestimmt, verfügt über ein gewaltiges Machtmittel für ganz Asien. Washington ist aber heute hauptsächlich deswegen so sehr an Tibet interessiert, weil man es als Hebel zur Destabilisierung und Erpressung der Regierung in Peking einsetzen kann. Nur Wenigen ist bewusst, dass die National Endowment for Democracy auch 1989 bei der Initiierung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens eine maßgebliche Rolle spielte, und zwar durch die ›Albert Einstein Institution‹ von Gene Sharp (diesen Namen trägt sie sicherlich zu Unrecht) und durch den US-Oberst Robert Helvey. Die ›Albert Einstein Institution‹ spezialisiert sich nach eigenen Angaben auf »Gewaltlosigkeit als Form der Kriegsführung«. Oberst Helvey war früher bei der Defence Intelligence Agency, dem amerikanischen Militärgeheimdienst, in Myanmar [Burma] stationiert. In Honkong bildete er Studenten aus Peking in Techniken der Massendemonstration aus, die sie dann im Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens anwendeten. Er gilt jetzt als Berater der Falun Gong in ähnlichen Techniken des zivilen Ungehorsams. Offiziell schied Helvey 1991 aus der Armee aus; aber schon lange vor diesem Zeitpunkt war er für die ›Albert Einstein Institution‹ und George Soros’ ›Open Society Foundation‹ tätig. Im Jahresbericht von 2004 bestätigte Helveys der ›Albert Einstein Institution‹ die Beratertätigkeit für die Tibeter. Mit dem Aufkommen des Internets und dem Einsatz von Mobiltelefonen hat das US-Pentagon eine ganz neue, verfeinerte Form des Regimewechsels und der politischen Destabilisierung entwickelt. In den Worten von Jonathan Mowat, der als Historiker das Phänomen der Welle der Farben-Revolutionen untersucht: »… Wir erleben die zivile Anwendung von Donald Rumsfelds Doktrin von der ›Revolution in militärischen Angelegenheiten‹, die vom Einsatz hochmobiler kleiner Einheiten abhängt, der durch Nachrichten und Kommunikation ›in Echtzeit‹ ermöglicht wird. Soldatengruppen übernehmen ganze Häuserblocks und bekommen mit Hilfe von Videobildschirmen in ›Aufklärungshelmen‹ einen sofortigen Überblick über ihre Umgebung: das ist die militärische Seite. Jugendbanden, die ständig über Mobiltelefone miteinander kommunizieren und sich gezielt an Straßenkreuzungen treffen, sind die zivile Anwendung der Doktrin.« Diese Parallelität kann kaum überraschen, denn schließlich haben das US-Militär und die Nationale Sicherheitsbehörde die Entwicklung des Internets, der Mobiltelefone und der Software-Foren unterstützt. Man hat diese Technologien von Anfang an untersucht und damit experimentiert, um ihren optimalen Einsatz in einer neuen Form der Kriegsführung zu ermitteln. Die ›Revolution‹ in der Kriegsführung, die durch solche neuen Instrumente möglich wird, haben einige Spezialisten der psychologische Kriegsführung ins Extrem getrieben. Obwohl diese Militärutopisten schon seit langem in hohen Positionen arbeiten (beispielsweise in der Rand Corporation), haben sie in einigen Fällen einfach wichtige Kommandostrukturen des US-Militärapparats übernommen, als sich die Neokonservativen sich in Donald Rumsfelds Pentagon durchsetzten. Das Ziel: Die Kontrolle über China Die Politik Washingtons hat diese Techniken der »revolutionären Gewaltlosigkeit« benutzt und verfeinert; zu den NED-Operationen gehörten eine Reihe von »demokratischen« Projekten oder sanften Coups, die Teil einer größeren Strategie waren, mit der China der Zugang zu seinen lebenswichtigen externen Öl- und Gasreserven abgeschnitten werden soll. Man erinnere sich an das dem damaligen US-Außenminister Henry Kissinger - ein Verfechter britischer Geopolitik in amerikanischem Gewande - zugeschriebene Zitat von 1970: »Wer das Öl beherrscht, der beherrscht ganze Nationen …« Washingtons Versuch der Destabilisierung mit Hilfe Tibets, die zweifellos mit stillschweigender »Hilfe« der Freunde in Großbritannien und anderen amerikafreundlichen Nachrichtendiensten betrieben wird, ist Teil eines sehr klaren Operationsmusters. Dazu gehört Washingtons Destabilisierungsversuch mit der »Safran-Revolution« in Myanmar * genauso wie der jetzige Vorstoß, NATO-Truppen nach Darfur zu bringen, um Chinas Zugang zu den lebenswichtigen Ölquellen dort und in ganz Arika abzuschneiden. Auch die Versuche, Probleme in Usbekistan und Kirgistan zu schüren, gehören zu den Störmanövern gegen Chinas neue lebenswichtige Erdölpipeline-Verbindungen zwischen China und Zentralasien. Auf dieselbe Weise soll Russland eingekreist werden, um die Pipelineverbindungen zwischen Russland und Westeuropa, sowie China, Indien und dem Nahen Osten zu kontrollieren. Immerhin hängt China von dem ununterbrochenen Ölfluss aus dem Iran, Saudi Arabien und anderen OPEC-Ländern ab. Hinter der Einkreisungsstrategie gegen China In diesem Zusammenhang lohnt es sich, eine aufschlussreiche Analyse von Zbigniew Brzezinsky zu zitieren, die im September/Oktober 1997 in Foreign Affairs, der Zeitschrift des New Yorker Council on Foreign Relations, veröffentlicht wurde. Brzezinski, Protégé David Rockefellers und Anhänger Sir Halford Mackinders, des Begründers der britischen Geopolitik, ist heute außenpolitischer Berater des Demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama. 1997 schrieb er: »In Eurasien liegen die politisch bedeutendsten und dynamischsten Staaten der Welt. Wer auch immer in der Geschichte die Weltmacht anstrebte, kam aus Eurasien. Die bevölkerungsreichen Länder, die heute nach regionaler Hegemonie streben, nämlich China und Indien, liegen in Eurasien, ebenso wie alle potentiellen politischen oder wirtschaftlichen Herausforderer der Vormachtstellung Amerikas. Die nach der USA sechs größten Volkswirtschaften und Militärmächte liegen in Eurasien; ebenso, bis auf eine, alle offenen Atommächte sowie, bis auf eine, alle verdeckten Atommächte. In Eurasien leben 75% der Weltbevölkerung, es erwirtschaftet 60% des Bruttoweltprodukts und dort liegen 75% der Weltenergiereserven. Insgesamt gesehen stellt die potentielle Macht Eurasiens sogar die Macht Amerikas in den Schatten.« Und weiter: »Eurasien ist der Achsen-Superkontinent der Welt. Eine Macht, die Eurasien kontrolliert, hätte entscheidenden Einfluss auf zwei der drei wichtigsten Produktivregionen der Welt, nämlich Westeuropa und Ostasien. Ein Blick auf die Karte macht auch deutlich, dass ein Land, das in Eurasien dominiert, fast automatisch auch den Nahen Osten und Afrika kontrollieren würde. Wenn Europa also heute zum entscheidenden geopolitischen Schachbrett wird, dann reicht es nicht mehr, eine Politik für Europa zu gestalten und eine andere für Asien. Die zukünftige Machtverteilung auf der eurasischen Landmasse wird über die Bedeutung der globalen Vorherrschaft Amerikas entscheiden.« 6 Diese Erklärung, die lange vor der von Amerika angeführten Bombardierung des ehemaligen Jugoslawiens und der Besetzung Afghanistans und des Iraks durch US-Militär, oder die Unterstützung für die Baku-Tblisi-Pipeline geschrieben wurde, stellt die Äußerungen Washingtons über »die Befreiung der Welt von Tyrannei« und die Ausbreitung der Demokratie in einen etwas anderen Zusammenhang, als den, den man von Bush und anderen Politikern gewöhnlich hört. Es geht um globale Hegemonie, nicht um Demokratie Es überrascht wohl kaum, dass Mächte wie China nicht davon überzeugt sind, es wäre in chinesischem Interesse, wenn Washington eine solch überwältigende Macht bekäme; und Russland hält es wohl genauso wenig für einen Schritt zum Frieden, wenn die NATO die Ukraine und Georgien schluckt und amerikanische Raketen an der Schwelle zu Russland stationiert werden, »um sich gegen die Bedrohung Amerikas durch iranische Nuklearraketen zu schützen«. Die von Amerika angeführte Destabilisierung Tibets ist Teil einer höchst bedeutsamen strategischen Veränderung. Sie findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich die amerikanische Wirtschaft und der US-Dollar - noch immer die Weltreservewährung - in der schlimmsten Krise seit den 1930er Jahren befinden. Es ist sehr bedeutsam, dass Washington den Wall-Street-Banker und ehemaligen Vorsitzenden von Goldman Sachs, Henry Paulson, nach China schickt, während man gleichzeitig Peking in Tibet in Verlegenheit bringt. Washington spielt buchstäblich mit dem Feuer. Seit langem hat China Japan als das Land mit den größten Devisenreserven abgelöst; diese bewegen sich jetzt in der Größenordnung von 1,5 Billionen $, die zumeist in amerikanischen Schatzpapieren angelegt sind. US-Finanzminister Paulson weiß genau: Wenn Peking es wollte, könnte China den Dollar durchaus in die Knie zwingen, wenn es nur einen kleinen Teil der amerikanischen Schatzpapiere auf dem Markt verkaufte. http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57211 18.04.2008 Besonders manipulativ www.kopp-verlag.de Warum Washington mit China »Tibetanisches Roulette« spielt - Von F. William Engdahl - 28. 4. 2008. Der Originalartikel ›Why Washington Plays ‘Tibet Roulette’ with China‹ ist auf http://www.engdahl.oilgeopolitics.net/print/Why%20Washington%20Plays%20Tibet%20Roulette%20with%20China.pap.pdf resp. http://www.engdahl.oilgeopolitics.net/ einsehbar. William Engdahl [mailto:engdahl@t-online.de] * Betr. Friedrich-Naumann-Stiftung siehe Tibet: Wie alles gesteuert wird - nicht ohne das Zutun der Stiftungen auf http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=905 * Betr. Myanmar siehe Burma auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=770 1 Goodrick-Clarke, Nicholas, Black Sun: Aryan Cults, Esoteric Nazism and the Politics of Identity, New York University Press, 2001, S. 177 2 Michael Parenti »Friendly Feudalism: The Tibet Myth«, Juni 2007 siehe www.michaelparenti.org/Tibet.html 3 Jim Mann »CIA funded covert Tibet exile campaign in 1960s«, The Age (Australien), 16. September 1998 4 D. Ignatius »Innocence Abroad: The New World of Spyless Coups«, The Washington Post, 22. September 1991 5 William Blum »The NED and ›Project Democracy‹«, Januar 2000, unter www.friendsoftibet.org/databank/usdefence/usd5.html 6 Zbigniew Brzezinski »A Geostrategy for Eurasia«, Foreign Affairs, 76:5, September/ Oktober 1997
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