DIE UMWELT-KILLER
d.a. Kein Tag ohne Klimahysterie; kein Tag ohne haltlose, unfundierte Übertreibungen! So heisst es bei der hinsichtlich der für uns aufbereiteten Weisungen führenden UNO-Institution IPCC, dem Intergovernmental Panel on Climate Change, längst unisono, dass das Klima den Weltfrieden gefährdet..... mehr...
ARTIKEL
Arafats Großvater und Olmerts Testament - Von Uri Avnery19.10.2008 15:15
Der scheidende Ministerpräsident verabschiedet sich mit einem sensationellen Interview. Im umgangssprachlichen Hebräisch sagen wir, wenn jemandem etwas aufgeht, was schon alle kapiert haben: »Guten Morgen, Elijahu!«. In diesem Sinne könnte man jetzt sagen: »Guten Morgen, Ehud! « - auf das sensationelle Interview, das Ehud Olmert vor wenigen Tagen der Tageszeitung Yediot Aharanot gegeben hat, bezogen. Kurz vor Ende seiner politischen Karriere, seine designierte Nachfolgerin Zipi Livni bastelt schon an einer neuen Regierungskoalition, sagt er darin lauter erstaunliche Dinge -
erstaunlich nur insofern, als sie aus Olmerts Mund kommen.
Für all diejenigen, die es nicht mitbekommen haben, hier noch einmal die
wichtigsten Zitate aus dem Gespräch: »Wir müssen mit den Palästinensern ein Abkommen
erreichen, was zur Folge hat, daß wir uns tatsächlich aus fast allen
[besetzten] Gebieten zurückziehen. Wir werden einen bestimmten Prozentsatz des
Territoriums behalten, aber genötigt sein, den Palästinensern einen ähnlich
großen Prozentsatz an Land zu geben - andernfalls wird es keinen Frieden geben.« Olmert weiter: »Was Syrien angeht, brauchen wir vor allem eine
Entscheidung. Ich frage mich, ob es in Israel jemanden gibt, der ernsthaft
glaubt, es sei möglich, mit Syrien Frieden zu schließen, ohne am Ende die
Golanhöhen zurückzugeben.« Zur Frage der Grenzziehung:
»Das Ziel muß sein,
zum ersten Mal eine genaue Grenze zwischen uns und den Palästinensern zu
ziehen, eine Grenze, die von der Welt anerkannt wird.«
Zur Frage von Friedensverhandlungen: »Vor ein paar Tagen habe ich an einer Diskussion
mit den wichtigsten Leuten Beteiligten am Entscheidungsprozess teilgenommen, an
deren Ende ich zu ihnen sagte: Wenn ich Ihnen so zuhöre, verstehe ich, warum
wir mit den Palästinensern und den Syrern während der letzten 40 Jahre keinen
Frieden gemacht haben.« Zum Thema Iran: »Der Iran ist eine sehr
bedeutende Macht, davon auszugehen, daß Amerika, Rußland,
China, Großbritannien und Deutschland keine Ahnung haben, wie man mit
den Iranern umgehen soll, wir Israelis hingegen genau Bescheid wissen und
entsprechend handeln werden, ist ein Beispiel dafür, daß wir jegliches Gefühl
für Proportionen verloren haben.« Und
schließlich: »Ich
lese die Statements unserer Ex-Generäle und sage: Wie kann es nur sein, daß sie
nichts gelernt und nichts vergessen haben?«
Alles bloß Manipulation? - Ich denke an meinen verstorbenen Freund zurück, einen
Dichter, der unter dem Namen Yebi bekannt war. Vor etwa 32 Jahren, als gerade
ein halbes Dutzend arabischer Israelis getötet worden waren, die gegen die
Enteignung ihrer Ländereien demonstriert hatten, kam er ganz aufgeregt zu mir
und rief: »Wir
müssen etwas tun!« Also beschlossen wir,
Kränze auf die Gräber der Getöteten zu legen. Wir waren zu dritt: Yebi, der
Maler Dan Kedar und ich. Allein diese Geste sorgte für einen Sturm des Hasses
gegen uns, wie ich ihn bis dahin nie erlebt hatte - und auch später nie wieder
erlebt habe. Immer, wenn seither jemand in Israel sich im Sinne eines Friedens
äußerte, platzte Dan Kedar heraus: »Wo war er, als wir unsere Kränze auf die Gräber legten?« Eine ganz normale Frage eigentlich, die leider
bislang ohne Bedeutung war. Ehud Olmert, der sein Leben lang gegen unsere
Positionen gekämpft hat, macht sie sich jetzt offenbar zu Eigen. Es sollte also
nicht »Guten
Morgen, Ehud!«, sondern »Willkommen, Ehud!« heißen. Natürlich haben wir diese Dinge bereits vor
40 Jahren gesagt - geschenkt. Aber keiner von uns war Premierminister.
Wir haben all das gesagt und in allen Einzelheiten ausbuchstabiert, ob im
Gush-Shalom-Entwurf * für einen Friedensvertrag oder in der Genfer Initiative.
Die Frage ist, ob Olmert wirklich meint, was er sagt. Ist
das nicht bloß wieder eine seiner üblichen Täuschungsmanöver und
Manipulationen? Diesmal neige ich dazu, ihm zu glauben. Nicht nur seine Worte
wirken ehrlich auf mich, sondern auch der Ton, in dem er sie sagt. Es klingt
wie das politische Testament eines Menschen, der sich mit dem Ende seiner Karriere
abgefunden hat. Man glaubt der Beichte eines Politikers beizuwohnen, der seine
Lektionen begriffen und die richtigen Schlussfolgerungen daraus gezogen hat. Man
fragt sich indes schon: Warum kommen solche Leute immer erst gegen Ende ihrer
Amtszeit zu derartigen Erkenntnissen. Warum formulierte Bill Clinton seinen
Vorschlag für einen israelisch-palästinensischen Frieden während seiner letzten
Tage im Amt, nachdem er sich acht Jahre lang auf unverantwortliche Weise in der
israelisch-palästinensischen Arena bewegt hatte? Warum gab Lyndon B. Johnson
erst dann zu, daß der Vietnamkrieg von Anfang an ein schrecklicher Fehler war,
als er bereits den Tod Tausender Amerikaner und Hunderttausender Vietnamesen zu
verantworten hatte? Eine erste oberflächliche Antwort ergibt sich aus dem Wesen
des politischen Alltags selbst. Ein Regierungschef ist vielerlei Versuchungen
ausgesetzt, Druck von außen, aber auch von innen, er muß Koalitionsstreit
schlichten und innerparteiliche Intrigen überstehen. Er hat weder die Zeit,
noch den nötigen Abstand, um die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Die
zweieinhalb Jahre von Olmerts Amtszeit waren voller Krisen, vom zweiten
Libanonkrieg bis zu den Korruptionsvorwürfen, die ihn überallhin verfolgten. Genau
das macht die Bedeutung dieses Interviews aus: Stammt es doch von jemandem, der
zweieinhalb Jahre im Zentrum nationaler und internationaler Entscheidungen
stand, der persönliche Kontakte zu Palästinensern, aber auch zu den Führern der
Welt hatte, und der dabei ständig Druck und Kalkül ausgesetzt war. Ein ganz
gewöhnlicher Mensch, nicht besonders brillant und kein tiefsinniger Denker, ein
Mann der politischen Praxis, der seine Betriebsblindheit überwunden hat und der
Öffentlichkeit einen Bericht zur Lage der Nation geliefert hat - ein Resümee von
60 Jahren Israel und 120 Jahren Zionismus.
Abschied von Erez Israel - Man könnte auf die riesigen Lücken dieser Schlussbilanz
verweisen: Wo bleibt die Kritik an der zionistischen Politik der letzten fünf
Generationen. Aber kann man die von Ehud Olmert wirklich erwarten? Es gibt bei
ihm auch kein Gefühl für die Hoffnungen und Traumata der Palästinenser, das
Flüchtlingsproblem bleibt unerwähnt. Nur ein paar Tausend Menschen will Israel
im Sinne der »Familienzusammenführung« wieder aufnehmen. Auch ein Schuldeingeständnis für
die verheerende Siedlungspolitik fehlt. An der schlichten Weltsicht Olmerts hat
sich nichts verändert, das bezeugen merkwürdige Sätze wie dieser: »Jeder kleinste Teil
des Gebietes zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer, den wir aufgeben, wird in
unsern Herzen brennen. Wenn wir in diesen Gebieten graben, was werden wir
finden? Reden von Arafats Großvater oder von Arafats Ur-Ur-Ur-Großvätern? Nein,
wir finden dort die historischen Erinnerungen des Volkes Israel!« Das ist natürlich vollkommener Unsinn, fern
jeglicher historischen und archäologischen Forschung. Der Mann wiederholt nur
Ansichten, die ihn seit früher Jugend geprägt haben; aus ihm spricht das
Gefühl. Jedem, der am Zionismus klebt, wird es äußerst schwerfallen, Siedlungen
aufzulösen und Frieden zu schließen. Was Olmert in diesem Interview formuliert
hat, ist gleichwohl nichts anderes als der endgültige Abschied von Erez Israel,
von einem Menschen vollzogen, der in einem Hause aufwuchs, über dem das
Irgun-Emblem mit einer Karte wehte, auf der auf beiden Seiten des Jordans
Israel ist. Gerade deshalb hört sich Olmerts Plädoyer für das Prinzip »Zwei Völker, zwei
Staaten« nicht wie ein Lippenbekenntnis an.
Seine Forderung, »die
Grenzen des Staates Israel festzulegen «,
revolutioniert das zionistische Denken. Natürlich wissen wir nicht, ob die
künftige Premierministerin Zipi Livni bereit ist, ihm zu folgen. Sie hat zwar
vor kurzem ähnliche Ideen geäußert, aber das war bevor sie ihr Amt antrat.
Niemand weiß, was sie tun wird. Ich wünsche ihr nur eines: daß sie am Ende
ihrer Tage als Ministerpräsidentin kein Interview geben muß, in dem sie sich
dafür entschuldigt, die historische Gelegenheit zum Frieden versäumt zu haben.
(*) Gemeint
ist die von Uri Avnery gegründete und bis heute geprägte Friedensbewegung Gush
Shalom