Zur Herausgabe einer Helmut Kohl-Briefmarke im Jahr 2011 - Von Prof. Hans-Joachim Selenz

Eine Helmut Kohl-Briefmarke ist definitiv nicht alternativlos, vielmehr geschmacklos, da prinzipien- bzw. gar ruchlos.

Wolfgang Schäuble, der die Marke herausgibt, und Helmut Kohl bezichtigten sich einst gegenseitig kriminellen Verhaltens! Kohl versuchte sodann, dies kriminelle Verhalten hinter einer Nebelwand aus mißbrauchten Ehrbegriffen zu vertuschen. Er sprach von einem Ehrenwort. Dazu gehört jedoch - und das geradezu zwangsläufig - auch ein Ehrenmann. Doch über welchen Typ von Ehrenmann reden wir im Falle Kohls?
Einen Ehrenmann im Sinne des deutschen Wortes ehrbar oder im augenzwinkernd-italienisch-mafioesen von ehrenwert?
 
Ehrenmann also, oder Mafiosi?
Waren Kohls Spender Ehrenmänner? Handelte es sich bei den Spenden um sauberes Geld? Ehrenmänner hätten ihren Kollegen Kohl umgehend aus der für ihn so mißlichen Lage befreit. Das von Kohl angenommene Geld ist mithin ebensowenig sauber, wie die Geldgeber ehrbar sind. Und zwar weder im deutschen, geschweige denn im strengen preußischen Sinn des Wortes, wie ich schon am 23. Oktober 2003 in meinem Kommentar Mafia in Germania schrieb. In einem funktionierenden Rechtsstaat hätte man Kohl so lange in Beugehaft genommen, bis er die Namen seiner Schwarzgeld- Spender genannt hätte. Zu einer Helmut Kohl-Briefmarke im Jahr 2011 fällt mir daher eigentlich nur noch mein Kohl-Kommentar aus dem Jahr 2004 ein:
 
Wie blöd * war Helmut Kohl?
* Im Wörterbuch finden wir unter blöd: Unsinn reden, dumm. »Ganz blöd waren wir aber nicht. Ich auch nicht.« - Die Welt vom 16. 9. 2004 - Mit dieser nur auf den flüchtigen Blick beruhigenden These überrascht Ex-Kanzler Helmut Kohl im brandenburgischen Straußberg. Vor 400 Zuhörern einer CDU-Veranstaltung räumt der Alt-Kanzler Fehler ein: Fehler beim Aufbau der neuen Bundesländer. Er habe angenommen, man könne die DDR-Betriebe noch vier bis fünf Jahre am Leben halten. Deren Absatzmärkte seien aber mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion weggebrochen. Mitverantwortlich für die Probleme seien aber auch westdeutsche Manager. Für die sei die DDR lediglich als Absatzmarkt interessant gewesen, nicht jedoch als Produktionsstandort. So einfach ist das also. Das Schicksal und böse Manager. Sie tragen die Schuld. Eigenes Handeln als Grund für die anhaltende Misere im Osten schließt der Alt-Kanzler weitestgehend aus. Sein Argument: »Wenn sie ganz blöd sind, können Sie sich nicht 16 Jahre im Amt halten.« Auch für 25 Jahre CDU-Vorsitz brauche man »eine gewisse Grundausstattung.«. Offen bleibt, ob es sich um eine fachliche, geistig-moralische oder sonstige Grundausstattung handelt. Was will uns der Bimbes-Kanzler damit sagen? Was sich im ersten Eindruck anhört wie der Werbespruch einer Elektro-Kette, ist zumindest des Nachfassens wert. Man kann ihm ja leider nicht mehr zurufen: »Nachbessern! - Marsch, marsch!«
 
War es nicht Kohl, der gegen den Rat von Bundesbankpräsident Pöhl die fatale Umtauschrate von 1/1 festlegte? Kohl, der den Neubürgern blühende Landschaftenversprach? Spätestens drei Jahre nach der Wende war erkennbar, daß es dazu kundige  Landwirte braucht. Bereits damals hatten einige Neubürger - insbesondere alte SED-Kader - Kohls Bild zu Schlaraffen-Landschaften umgedeutet. Als Kanzler hat Kohl dieser  unheilvollen Fehlinterpretation zumindest nicht hörbar widersprochen. Er sah zu, wie die roten Barone neue Pflänzchen mit Sorgfalt verdorren ließen. Der PDS-Beweis dafür, daß es die Wessies auch nicht besser können. Die DDR, so die PDS-Botschaft, war doch gar nicht so schlecht. Ihr Niedergang bedauerliches handwerkliches Mißgeschick. So kennen wir es auch von den braunen Epigonen. Erben der Mauer-Mörder spielen sich heute mit geistigen Erben der unseligen Nazi-Vergangenheit als die Retter des Ostensauf. Man reibt sich die Augen. Rote und braune Sumpfblüten in Kohls Landschaften!
 
In diesem Sumpf versinkt nun - zunehmend schneller - auch das eilig gezimmerte Denkmal eines Mannes, der sich, in maßloser Selbstüberschätzung, bereits an der Seite Bismarcks wähnte. Der von Kohl so gern zitierte Mantel der Geschichte droht ihn schon auf kurze Sicht zu bedecken. Kohl war auch in den schwierigen Nach-Wende-Zeit zuvorderst damit beschäftigt sich im Amt zu halten. Dazu war ihm jedes Mittel recht. Lügen, Gesetzesbrüche, Intrigen, Schwarzgeld. Alles, was man als Spitzen-Politiker in diesem unserem Lande zum Erhalt der eigenen Macht  - legal -  einsetzt. Er war ja nicht blöd! Die Partei führte er wie ein mittelalterlicher Lehnsherr. Wer gehorchte, durfte an Geld und Macht teilhaben. Wer sich in den Weg stellte, wurde abgeräumt. Das führte schließlich dazu, daß er zu einem gewissen Zeitpunkt ganz offensichtlich das ganze Land als Pfründe sah, z. B. die neuen Länder.
 
Tausenden von Bürgern stahl er das Erbe
Die Begründung: Die Russen hätten die deutsche Einheit an die Aufrechterhaltung der
Enteignungen zwischen 1945 und 1949 geknüpft. Das war eine blanke Lüge. Den Besitz ließ er anschließend über die Treu-hand an Günstlinge und rote SED-Barone verteilen. Gegen bestehende Gesetze. Kohl hat die BRD und die DDR zusammengeführt. Das hätte jeder andere nicht-sozialistische deutsche Kanzler auch getan. Die geistig-moralische Wende, die wir brauchen, um DDR und BRD nicht nur geographisch, sondern auch politisch zu einen, hat er selbst nachhaltig ge- bzw. zerstört. Nicht zuletzt durch sein eigenes ungesetzliches Handeln. Ernst Albrecht 2 , einer der wenigen Fachmänner in politischen Positionen, sagt über den Regierungsstil Kohls in Fragen der Wirtschaft und des Sozialstaates in seinem brillanten Buch Erinnerungen, Erkenntnisse Entscheidungen: »Wenn alles gut läuft, kann man unter Umständen so regieren, nicht aber, wenn das Land vor großen Problemen steht.“ QED! 
   
Peine, den 28. Dezember 2010
gez.: Prof. Dr. Hans-Joachim Selenz
1.Vorsitzender von CLEANSTATE e.V.
 www.hans-joachim-selenz.de
1 Selenz` Kommentar 18. September 2004
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2 Ernst AlbrechtErinnerungen, Erkenntnisse Entscheidungen
Barton´sche Verlagsbuchhandlung, Göttingen 1999 ISBN 3-934648-00