Der geopolitische Rückbau Afrikas: Verdeckte US-Unterstützung für Al-Qaida im Norden Malis und Frankreich kommt als »Retter« - Von Tony Cartalucci 03.02.2013 21:36
d.a. »Mit einer schnell in Umlauf gebrachten Flut von Zeitungsberichten«, schrieb Tony Cartalucci Mitte Januar in »Global Research«,
»wurde das militärische
Eingreifen Frankreichs in den Konflikt im afrikanischen Staat Mali
gerechtfertigt.« Mit dem
Artikel ›The Crisis
in Mali: Will French Intervention Stop the Islamist Advance?‹ hatte das ›Time Magazine‹, wohl wissend, dass die
bewährten Tricks die besten sind – wieder einmal den schon bis zum Erbrechen
bemühten ›Krieg
gegen den Terror‹ aufgegriffen, indem es behauptete, mit der Intervention müssten ›islamistische Terroristen‹ daran gehindert werden, erst
Afrika und dann ganz Europa zu überfluten.« [1]
Indessen ergibt sich bei näherer Beleuchtung des
Sachverhalts, dass die jetzige Situation in Mali das unmittelbare Resultat
westlicher Interventionspolitik ist, wie in dem Artikel ›Unruheherd Afrika – Mali‹
auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2020 dargelegt.
Fakt
ist, so Cartalucci des weiteren, dass der entscheidende Machtzuwachs für die
Kämpfer in Mali durch die Entfesselung der Dschihadis in Libyen, die vor Ort
den Kern der Hilfstruppen für die amerikanisch-britisch-französische Koalition
zum Sturz von Muammar Gaddafi bildeten, zustande kam. Bekanntlich verliessen
diese Rebellen nach ihrem Sieg in Libyen das Land, um andere afrikanische
Staaten zu destabilisieren, oder um sich der bewaffneten Opposition gegen
Syriens Präsidenten Assad anzuschliessen. Wie man ferner weiss, erhalten diese
Gruppen massive finanzielle und andere Unterstützung durch das saudische
Königshaus sowie durch Katar, ein enger Verbündeter der USA; viele
dieser Gruppierungen, wie z.B. die ›Libyan Islamic Fighting Group‹, die LIFG, wurden jahrzehntelang in London
vorbereitet. Die französische satirische Wochenzeitung ›Le Canard enchaîné‹ enthüllte im Juni 2012, dass Katar verschiedene terroristische
Gruppen in Mali finanziere, wie etwa die salafistische ›Ansar Dine‹, die
wichtigste bewaffnete Gruppe, die die Durchsetzung des islamischen Rechts der
Scharia auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Im Norden
Malis sind derzeit einige lose miteinander verbundene Gruppen aktiv Die
drei wichtigsten bewaffneten Gruppen im Norden des Landes sind ›ANSAR DINE‹, [Unterstützer des Glaubens], die von
Iyad Ag Ghaly angeführt wird, ferner die ›Bewegung
für Einheit und Dschihad in Westafrika‹,
die MUJWA, sowie die ›Al Qaeda in Islamic Maghreb‹, die AQIM; aus diesen drei Gruppierungen
setzt sich die islamistische Allianz in Mali zusammen. Wie Prof. Michel
Chossudovsky schreibt [2], »ist die AQIM unauslöschlich mit der Agenda westlicher Geheimdienste verknüpft
und wird oft als ›eine der reichsten
und am besten bewaffneten militanten Gruppen in der Region‹ bezeichnet – von Saudi-Arabien und Katar verdeckt finanziert. Sie
geht auf die 2005 von Hassan Hattab gegründete algerische ›al-Jamã’ah as-Salafiyyah lid-Da‘wah wal-Qitãl‹ [›Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf‹, GSPC] zurück, die dann am 27.
Januar 2007 in ›Al-Qaida des islamischen Maghreb‹, AQIM, umbenannt wurde. Die AQIM ist eng mit der bereits erwähnten LIFG,
liiert. An der Spitze der AQIM steht
derzeit Abdelmalek Droukdel, der ›Emir von AQIM‹.«
Die LIFG
wurde bei der trickreich eingefädelten NATO-Invasion in Libyen im Jahr 2011 vor
allem von Frankreich mit Waffen, Ausbildern, Spezialtruppen und sogar mit
Flugzeugen unterstützt, damit sie die libysche Regierung stürzen
konnte. Somit hatte die NATO-Intervention in Libyen die als
Al-Qaida-Ableger und damit als Terrororganisation eingestufte LIFG wieder aufleben lassen. Wie
Cartalucci ferner ausführt, hatte diese hatte zuvor im Irak und in Afghanistan
gekämpft, und streut jetzt mit der Unterstützung der NATO Kämpfer, Bargeld und
Waffen von Mali im Westen bis nach Syrien im Osten aus. Das angeblich
furchterregende ›globale Kalifat‹, mit dem die Neokonservativen seit einem Jahrzehnt den Westen
erschrecken, nimmt jetzt durch von Saudi-Arabien, Israel und Katar
geförderten Machenschaften langsam Gestalt an, ist aber nicht ›islamisch‹. In Wirklichkeit haben echte
Muslime in Kämpfen mit ›vom Westen finanzierten Terroristen‹ den höchsten Preis bezahlt.
In einem in der ›Asia Times‹ veröffentlichten Artikel mit dem Überschrift ›How al-Qaeda got to rule in
Tripoli‹ hat der
geopolitische Analyst Pepe Escobar sogar eine direkte Verbindung zwischen der LIFG und AQIM nachgewiesen: »Bereits
2007 hat Zawahiri, der damals noch die Nummer Zwei bei Al-Qaida war, offiziell
die Fusion der LIFG mit Al-Qaida zur
AQIM verkündet. Seither sind LIFG
und AQIM zu einer einheitlichen Organisation verschmolzen – und Belhaj war und
ist ihr Emir. ›Belhaj‹, der eigentlich Abd
al-Hakim Balhadsch heisst, hat die LIFG
geführt und mit der Unterstützung durch die NATO sowie mittels der von der NATO
gelieferten Waffen und Geldzuwendungen -
was mit einer schnellen diplomatischer Anerkennung durch die NATO-Staaten
einherging - Gaddafi gestürzt und damit
Libyen in einen Schauplatz endloser rassistischer und völkermörderischer
Stammeskämpfe verwandelt. Ferner hat Balhadsch Bengasi, das Epizentrum der
Rebellion, von Tripolis abgetrennt und zu einem albautonomen ›Terroremirat‹ gemacht. Seinen nächsten Coup
landete er in Syrien; er hielt sich nachweislich an der türkisch-syrischen
Grenze auf – erneut mit Unterstützung der NATO – und versprach der ›Free Syrian Army‹ Geld und Kämpfer.
Die LIFG
ist mit Waffen, Bargeld und diplomatischer Unterstützung aus Frankreich in den
Norden Syriens eingefallen, wo sie im Auftrag der NATO einen
Regimewechsel herbeiführen soll.
Offiziellen Angaben des ›Combating Terror Centers‹ [CTC] der US-Army in der Militärakademie West Point zufolge ist die
LIFG schon seit 2007 mit Al-Qaida
verschmolzen. Nach Auffassung des CTC haben AQIM und LIFG nicht nur
die gleichen ideologischen Ansichten, sondern auch die gleichen strategischen
und sogar die gleichen taktischen Ziele. Die Waffen, die sich die LIFG in Libyen angeeignet hat, sind
über die durchlässige Grenze in der Sahara ganz sicher auch in die Hände der AQIM im nördlichen Mali gelangt. Die
Nato-Intervention hat Libyen tatsächlich zu dem vom Westen gewollten Rückzugsgebiet
für Al-Qaida gemacht. Wie Chossudovsky ausführt, unterhält die AQIM auch Verbindungen zur ›Schabhat an-Nusra‹ [›Unterstützungsfront
für das syrische Volk‹], die
ebenfalls von Saudi-Arabien und Katar verdeckt unterstützt wird. Indessen hat
sich die ›Bewaffnete Islamische
Gruppe‹ [oder ›Groupe Islamique Armé‹
GIA], die in den 1990er Jahren sehr bekannt war, laut Chossudovsky weitgehend
aufgelöst; ihre Mitglieder haben sich der AQIM
angeschlossen.
ALGERIEN Im August 2011 veröffentlichte Bruce Riedel vom
konzernfinanzierten US-Think Tank ›Brookings Institution‹ einen Artikel mit der Überschrift ›Algeria will be next to fall‹, in dem er zuversichtlich vorhersagte, dass ein
Erfolg in Libyen auch radikale Elemente in Algerien, und zwar vor allem die AQIM, ermutigen würde. Schon damals,
vermerkt Cartalucci hierzu, hoffte Riedel darauf, dass auch die
algerische Regierung durch extremistische Gewalt und französische Luftangriffe
gestürzt werden könnte. Pikanterweise schrieb er: »Algerien ist sehr besorgt
darüber, dass die Unruhen in Libyen zur Entstehung eines sicheren Hafens und
Rückzugsgebiets für Al-Qaida und andere extremistische Dschihadisten führen
könnten.« Es sollte auch beachtet
werden, dass Riedel die von der ›Brookings Institution‹ veröffentlichte Analyse ›Which Path to Persia‹ mitverfasst hat. [3] Darin
wird ganz offen dazu aufgefordert, eine weitere in der Liste des
US-Aussenministeriums aufgeführte Terrororganisation, die Mujahedin-e Khalq
[MEK, die sogenannten Volksmudschahedin]
zu bewaffnen, damit sie im Iran Unruhe stiften und den Sturz der
iranischen Regierung betreiben können. Aus dem Gesagten wird ein Muster
deutlich, das erkennen lässt, dass sich die US-Aussenpolitik terroristischer
Organisationen bedient, die sogar in der Liste des US-Aussenministeriums
stehen, um ihre Ziele durchzusetzen. Es ist kein Zufall, dass sich der in
Libyen nur noch schwelende Konflikt jetzt auch auf Mali ausgeweitet hat. Das
ist ein weiterer Teilschritt des beabsichtigten geopolitischen Rückbaus
Afrikas, der mit dem Umsturz in Libyen begann und der mit Hilfe schwer
bewaffneter, von der NATO geförderter Terroristen auch auf andere afrikanische
Staaten überspringen soll.
»Wenn die AQIM und ihre Anhängsel durch die französische Intervention aus dem
Norden Malis vertrieben werden«,
schreibt Cartalucci, »ziehen sie
sich höchstwahrscheinlich nach Algerien zurück, und das ist sicher auch
beabsichtigt. 2011, zu Beginn des von der USA inszenierten ›Arabischen Frühlings‹ konnte Algerien noch einen
Umsturz verhindern. Der Westen hat das Interesse an Algerien aber nie verloren,
weil er eine ganze Region umbauen will, die von Afrika bis vor die Tore Pekings
und Moskaus reicht. Man kann es als einen Anfall von geopolitischer Schizophrenie
bezeichnen, dass er Terroristen einerseits als casus belli und als Vorwand für
Überfälle auf andere Länder benutzt, und sie anderseits als unerschöpfliche
Söldnertruppe für sich kämpfen lässt.« André Scheer zufolge
hatte sich Algerien lange einer ausländischen Militärintervention in Mali widersetzt.
In der Folge räumte die Regierung in Algier der französischen Luftwaffe jedoch
uneingeschränkte Überflugrechte ein. Die französische Tageszeitung ›L’ Humanité‹ vermutet, dass dieser ›Blankoscheck‹ Mitte Dezember 2012 beim Besuch von Staatschef
François Hollande in Algier ausgehandelt wurde.
[4]
»Die Massengeiselnahme in
Algerien«, schreibt ›Strategic Alert‹ in seinem newsletter Nr. 4 vom 23. 1., »ist der jüngste Hinweis darauf, daß sich der britisch-saudische Plan
für einen neuen 30jährigen Krieg mit endlosen Religions-, Konfessions- und Stammeskonflikten in Afrika, am östlichen
Mittelmeer und am Persischen Golf immer weiter ausbreitet. Dieser besteht
darin, in der ganzen islamischen Welt eine ständige blutige Konfrontation
zwischen Sunniten und Schiiten zu schüren. Der Konflikt in Syrien, der in sein
drittes Jahr geht, ist inzwischen ein bösartiger Konfessionskrieg sunnitischer
Dschihadisten gegen Schiiten, Alawiten, Christen und andere Minderheiten
geworden.« »Wir haben mit am stärksten von
den Revolutionen in der arabischen Welt profitiert‹, hat Mokhtar Belmokhtar, ein Führer der AQIM, der auch die Geiselnehmer in In Aménas befehligt
hat, erklärt; dies laut einem von Cartalucci festgehaltenen Bericht der
mauretanischen Nachrichtenagentur ›ANI‹ vom 16. Januar: »Dass
wir auch die Waffen aus Libyen einsetzen, ist unter den jetzigen Umständen wohl
selbstverständlich.« »Das Einnisten der AQIM im Norden Malis«, so Cartalucci ferner, »und das prompte Eingreifen
Frankreichs werden unvermeidlich dazu führen, dass sich der Konflikt auch auf
Algerien ausweitet.«
Die
Frage, wer hinter den Rädelsführern des Angriffs auf das von einem
Konsortium aus BP, dem norwegischen Unternehmen Statoil und dem algerischen
Staatsunternehmen Sonatrach betriebene Gasfeld In Aménas steht, beantwortet
Chossudovsky [2] detailliert: »Angeführt und organisiert wurde die Operation
von dem aus Algerien stammenden Mokhtar Belmokhtar, dem Anführer der mit
Al-Qaida verbundenen islamistischen ›Muwaqiun
bi-l dam‹ [›Die mit dem Blut Unterzeichnenden‹], einer Untergruppe der von ihm ebenfalls geführten ›Katibat-al-Moulathamin?Brigaden‹ [›Brigaden der
Maskentragenden‹]. Belmokhtars
Organisationen waren am Drogenhandel, am Zigarettenschmuggel sowie an
Entführungen von Ausländern in Nordafrika beteiligt. Obwohl sein gewöhnlicher
Aufenthaltsort bekannt ist, bezeichnen ihn französische Geheimdienstkreise als
den ›Unfassbaren‹. Belmokhtar übernahm im Auftrag von Al-Qaida die Verantwortung
für die Entführung der 41 westlichen Geiseln, darunter 7 Amerikaner. Persönlich
war Belmokhtar weder an dem Angriff, noch an der Geiselnahme beteiligt.
Kommandeur vor Ort war vielmehr Abdul Rahman al-Nigeri, ein erfahrener ›Gotteskrieger‹ aus dem Niger. Dieser hatte sich bereits 2005 der obengenannten, in der Folge in AQIM umbenannten algerischen ›al-Jamã’ah as-Salafiyyah lid-Da‘wah wal-Qitãl‹ angeschlossen.« Die Entführungsoperation
in In Aménas erfolgte nur fünf Tage nach Beginn der auf die Stellungen der AQIM im Norden Malis gerichteten
französischen Luftangriffe. Es scheint, dass die
Massengeiselnahme auf dem BP-Ölfeld ursprünglich darauf abzielte, viel Geld zu
erpressen und die Geiseln nur einzeln freizulassen, um dadurch den Druck zu
erhöhen, was durch das schnelle Eingreifen der algerischen Armee vereitelt
wurde. [5]
Die
von den Kämpfern des führenden AQIM-Kommandeurs
Abdelhamid Abu Zeid eingenommene Stadt Diabali ist von den französischen
Spezialeinheiten und Truppen der malischen Regierung inzwischen zurückerobert
worden. »Der Terrorangriff und die anschliessende Geiselnahme in In Aménas
wurden zwar als Racheakt bezeichnet, es handelte sich aber keineswegs um eine
spontane und improvisierte Aktion. Nach Ansicht von Experten ist das
Vorgehen im Gegenteil sorgfältig geplant und von langer Hand vorbereitet
worden: Europäische und amerikanische Regierungsvertreter erklärten
übereinstimmend, der Angriff sei offensichtlich so präzise durchgeführt worden,
dass er nicht in kurzer Zeit geplant worden sein könne. Die französische
Militäraktion könnte aber durchaus der Auslöser für die Kämpfer gewesen sein,
ihren seit längerem geplanten Angriff zu beginnen.« Anderen Berichten zufolge
ging eine erhebliche Zahl der Todesopfer sowohl auf Seiten der Geiseln als auch
der islamistischen Geiselnehmer auf das Konto von Luftangriffen der algerischen
Streitkräfte. Verhandlungen mit den Geiselnehmern, die möglicherweise dazu
beitragen können hätten, Leben zu retten, wurden weder von der algerischen
Regierung, noch von den westlichen Regierungen ernsthaft geführt. Die militanten
Islamisten hatten für die Freilassung der Geiseln ein Ende der französischen
Angriffe im Norden Malis gefordert. AQIM-Führer
Belmokhtar hatte erklärt: ›Wir sind
bereit, mit dem Westen und der algerischen Regierung unter der Voraussetzung zu
verhandeln, dass sie ihre Luftangriffe auf die muslimische Bevölkerung Malis
einstellen.‹
Zur
Person Mokhtar Belmokhtar schreibt Chossudovsky: Dieser gehört zu den Gründern
der AQIM und wurde von der CIA in
Afghanistan rekrutiert und ausgebildet. Er ist den nordafrikanischen
Freiwilligen zuzurechnen und war damit einer der ›afghanischen Araber‹.
Belmokhtar hatte sich bereits im Alter von 19 Jahren den Mudschahedin
angeschlossen, um in den Reihen der Al-Qaida in Afghanistan zu kämpfen. Zur
gleichen Zeit unterstützten die CIA und ihre Mitstreiter vom ISI die
Dschihadisten aktiv, sowohl bei der Rekrutierung als auch bei der Ausbildung.
Nachdem Belmokhtar im afghanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte, kehrte 1993 nach
Algerien zurück und schloss sich der GSPC an. Seine Geschichte und seine
Beteiligung am afghanischen Krieg lassen darauf schliessen, dass er ein von der
USA unterstützter ›Aktivposten« der
Geheimdienste war. Belmokhtar ist ferner für seine Verbindungen zu den Kräften in Libyen, die dort am 11. September
2012 den Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi durchführten, bekannt. [2]
Das
Herausdrängen Frankreichs aus Afrika Auch
Chossudovsky sieht die jetzt gegebene Situation so wie sie Cartalucci beschreibt:
»Die Entführung in Algerien und die tragischen Folgen der
»Rettungs«-aktion des algerischen Militärs könnten in einer schon zynisch zu
nennenden Wendung dem Westen eine humanitäre Rechtfertigung für ein
militärisches Eingreifen unter Führung des amerikanischen AFRICOM an die Hand
geben. Ein solcher Militäreinsatz würde sich möglicherweise nicht allein auf
Mali und Algerien beschränken, sondern auch die Großregion der Sahelzone von
Mauretanien bis zur Westgrenze des Sudans mit einbeziehen. Eine solche
Eskalation ist Bestandteil einer amerikanischen militärischen und strategischen
Agenda, ein weiterer Schritt in der Militarisierung des afrikanischen
Kontinents und eine Art Fortsetzung des Kriegs der USA und der NATO
gegen Libyen im Jahr 2011. Letztlich handelt es sich hier um eine neokoloniale
Eroberung eines riesigen Gebiets durch die USA. Auch wenn Frankreich als
frühere Kolonialmacht im Interesse Washingtons handelt, soll es letztlich doch
aus dem Maghreb und dem Afrika südlich der Sahara herausgedrängt werden. Diese
Ablösung Frankreichs als Kolonialmacht läuft bereits seit Beginn des
Indochinakriegs in den 1950er Jahren. Amerika ist zwar auf kurze Sicht bereit,
die Kriegsbeute mit Frankreich zu teilen, aber letzten Endes verfolgt die USA
das Ziel, die ›Karte des
afrikanischen Kontinents neu zu zeichnen‹
und damit das frankophone Afrika in eine amerikanische Einflußsphäre zu
verwandeln, die sich dann von
Mauretanien an der Atlantikküste bis zum Sudan, Äthiopien und Somalia
erstrecken würde. Ein ähnlicher Prozeß, Frankreich aus dem frankophonen Afrika
herauszudrängen, vollzieht sich seit den 1990er Jahren schon in Ruanda, Burundi
und der Republik Kongo. Französisch als offizielle Sprache im frankophonen
Afrika wird immer mehr zurückgedrängt. Heute ist in Ruanda Englisch neben
Kinyarwanda und Französisch eine der Hauptsprachen. Seit dem Amtsantritt der
RPF-Regierung 1994 wurde der Unterricht an den weiterführenden Schulen entweder
in Französisch oder Englisch abgehalten. Seit 2009 wird nur noch Unterricht in
englischer Sprache angeboten. [Der
ruandische Präsident Paul Kagame versteht kein Französisch und kann es auch
nicht lesen] 2009 schloss sich Ruanda dem Commonwealth an. Hier geht es um ein
riesiges Gebiet, zu dem in der Kolonialzeit Französisch-Westafrika und
Französisch-Äquatorialafrika gehörten. In dieser Zeit wurde Mali als der ›französische Sudan‹ bezeichnet. Die Militarisierung des afrikanischen Kontinents
gehört zu den Aufgaben des AFRICOM.
Als langfristiges Ziel wird die geopolitische und militärische Kontrolle über
eine Großregion angestrebt, die geschichtlich gesehen zur französischen
Einflußsphäre gerechnet wurde. In dieser Region befinden sich reiche Vorkommen
an Erdöl, Erdgas, Gold, Uran und strategischen Mineralien.« [6]
Kommentare Laut
den ›Deutschen WirtschaftsNachrichten‹ vom 30. Januar sitzt Frankreich in
der Afghanistan-Falle. »Nach der Schlacht um Timbuktu geht es den
Franzosen wie den Amerikanern in Afghanistan: Die Rebellen ziehen sich in die
Berge zurück und starten von dort eine zermürbende Nadelstich-Taktik.
Frankreichs Präsident François Hollande hat schon von einem Sieg gesprochen,
doch der Krieg ist noch nicht vorbei. Denn die Rebellen sind alles andere als
besiegt, sie haben sich lediglich in die malischen Berge zurückgezogen. Sie
dort zu finden ist weitaus schwieriger, als malische Städte zu erobern. Zudem
ist fraglich, ob die unprofessionelle malische Armee in der Lage sein wird,
diese Städte zu halten oder dort wenigstens für Ruhe zu sorgen.« [7] Der frühere französische Aussenminister
Bernard Kouchner hatte die neue Afrika-Intervention in ›Le
Parisien‹ - Sonntagsausgabe vom 20.
1. 13 - wahrhaftig zu einem
europäischen Befreiungskrieg stilisiert: »Sollte Berlin diese notwendige
französische Reaktion einer Kolonialexpedition gleichsetzen, wäre dies zum
Verzweifeln für alle, die wie ich noch an Europa glauben. Mali ist die Sache
aller. Das ist ein gemeinsamer Kampf, das ist der Kampf Europas!« Die
Generalmobilmachung ist angelaufen.
[8] Laut der von ›German Foreign Policy‹ zitierten Sicht Berlins »drängen übergeordnete strategische Überlegungen
zu einer zumindest geringfügigen deutschen Beteiligung am Krieg.« Allerdings dürften diese Überlegungen in erster Linie die
Rohstoffinteressen und erst in zweiter Linie das Schicksal der Bevölkerung
betreffen. [9]
Abschliessend
die Worte des Redaktors Ingold Bossenz: »Nachdem Frankreichs
Legionäre und seine Luftwaffe auf das Signal von Präsident Hollande hin in Mali
›die Hölle losgelassen‹ hatten, scharten sich die Regierungen
der EU-Staaten gleichsam in einer Heiligen Allianz um den Interventen. Etwas
ist faul - nicht nur im Staate Dänemark, der Frankreich wenigstens mit einem
Transportflugzeug unterstützen will. Indes: Das Mali-Abenteuer birgt nicht nur
die Gefahr neuer Metastasen des ›Terror-Tumors‹, sondern auch der Progression des militaristischen
Krebsgeschwürs an einem Staatenkörper, der sich des
Friedensnobelpreises rühmt. Wenn, wie Clausewitz meinte, der Krieg ›eine bloße Fortsetzung der Politik mit
anderen Mitteln‹ ist, zeigt der
Mali-Krieg die Gefährlichkeit dieser Politik.« [10]
Quellen: [1] http://www.globalresearch.ca/geopolitical-reordering-and-dirty-tricks-us-covert-support-to-al-qaeda-in-northern-mali-france-comes-to-the-rescue/5318614 15. 1. 13 The Geopolitical Reordering of Africa: US Covert
Support to Al Qaeda in Northern Mali, France ›Comes to the Rescue‹ by Tony Cartalucci http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP01213_200113.pdf Der geopolitische Rückbau Afrikas: Verdeckte
US-Unterstützung für Al-Qaida im Norden Malis, und Frankreich kommt als »Retter« - Von Tony Cartalucci; die Übersetzung des Origianls verdanken wir diesen
Friedenspolitischen Mitteilungen aus Karlsruhe [2] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/prof-michel-chossudovsky/al-qaida-im-islamischen-maghreb-wer-sind-die-raedelsfuehrer-und-wer-steckt-wirklich-hinter-den-terr.html;jsessionid=37B7C5DD26B688D2593A51A226B99F1F 26. 1. 13
Al-Qaida im islamischen Maghreb: Wer sind die Rädelsführer und wer
steckt wirklich hinter den Terroristen? Prof.
Michel Chossudovsky [3] http://www.brookings- .edu/~/media/research/files/papers/2009/6/iran%20strategy/06
iran strategy.pdf
Analysis Paper No., 20 June 2009 [4]
http://www.jungewelt.de/2013/01-17/055.php Flächenbrand in Afrika – Von André
Scheer [5] Strategic
Alert Jahrgang 26, Nr. 5 vom 30. Januar
2013 [6] Siehe dazu: R. Teichman,
»The War on Mali. What you Should
Know: An Eldorado of Uranium, Gold, Petroleum, Strategic Minerals …«,
in Global Research, 15. Januar 2013 [7] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/01/30/mali-frankreich-sitzt-in-der-afghanistan-falle/ 30. 1. 13
Mali: Frankreich sitzt in der Afghanistan-Falle [8] http://www.jungewelt.de/2013/01-21/041.php 21. 1. 13
Mobilmacher des Tages [9] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58508 21. 1. 13
Wüstenkrieg [10] http://www.neues-deutschland.de/artikel/810208.menetekel-mali.html 18. 1. 13 Ingold
Bossenz - Redaktor des ‚nd’ -
Menetekel Mali
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