Hintergründe der Putschvorgänge in der Ukraine 01.06.2014 21:39
d.a. Bei einem Wahltreffen der SPD am Alexanderplatz in Berlin war Frank-Walter Steinmeier
bekanntlich Ende Mai auf Grund
seiner Unterstützung für die ›ukrainischen Nazis‹ von einigen, wie es hiess,
Störenfrieden ausgebuht worden. Dies war nicht das erste Mal, dass die deutsche
Regierung für ihre Unterstützung der ukrainischen Extremisten, die sich gegen
Russland stellen, kritisiert worden ist, schliesslich haben drei ehemalige
Bundeskanzler, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder ihren
Widerstand gegen diese Politik offen zum Ausdruck gebracht. Anlässlich einer
Wahlkundgebung von Bundeskanzlerin Merkel kurz vor den Wahlen zum EP wurde
diese mit einem ›Nein zur Unterstützung der Nazis in der Ukraine!‹ ausgepfiffen.
Steinmeier, der als ehemaliger Leiter des Geheimdiensts eine zentrale Rolle in
der deutschen Unterstützung der UCK-Terroristen während des NATO-Kriegs im
Kosovo spielte und, wie es auf ›Réseau Voltaire‹ heisst, ›der wichtigste Architekt der deutschen Unterstützung für
die ukrainischen Nazis gewesen zu sein scheint‹ [2], konterte in Berlin
ausgerechnet mit der von vielen schon nicht mehr ernst genommenen Behauptung,
die EU verträte die Demokratie und den Frieden, wohl wissend, dass Berlin,
Brüssel und die USA die Situation in Kiew angeheizt haben.
Inzwischen hat es sich das
US-Nachrichtenmagazin ›Executive Intelligence Review‹ [›EIR‹] angelegen sein lassen, die faschistische Seite der
Ukraine nochmals zu beleuchten.
Ukraine 2014: Gewalttätiger Umsturz, faschistische
Axiome und offene Neonazis Vor neun Jahren erschien von
den Verfassern dieser Dokumentation bereits ein anderes Dossier mit dem Titel ›Dick Cheney: Permanente Revolution - Permanenter Krieg‹. Der damalige Vizepräsident der USA prangte mit seinem
fanatischen Blick auf der Titelseite von ›EIR‹, von zwei bekannten Personen
vom Anfang des 20. Jahrhunderts flankiert: Von Leo Trotzki und Alexander
Helphand Parvus. Wir zeigten, daß die Lehre von der ›Permanenten Revolution‹, wie sie Trotzki ursprünglich von dem weniger bekannten,
aber umso wichtigeren britischen Agenten Parvus übernommen hatte, in Cheneys
neokonservativer Clique wieder auflebte: Nicht nur, weil die neokonservative
Kriegspartei eigene trotzkistische Wurzeln hatte, sondern weil sie den Zwecken
des modernen Britischen Empires, d.h. der globalen Finanzoligarchie, dazu
dienen sollte, eine Serie geopolitischer Konflikte zur Destabilisierung
jeglicher vorhandener oder potentieller Opposition anzufachen. Wir wiesen
darauf hin, daß in dem Arsenal des ›Permanenten Krieges‹ auch der Zünder für einen
Weltkrieg eingebaut ist, wie es vor 100 Jahren schon einmal der Fall gewesen
war.
»Im Laufe der folgenden 40
Jahre reagierten die Briten darauf mit der Einleitung ständiger Kriege in
Eurasien, indem sie manipulierten, Länder gegeneinander ausspielten, wichtige
republikanische Politiker ermordeten, verdrehte pseudo-politische Bewegungen
und Ideologien förderten, diplomatische Manöver gegen jedermann lancierten und
den ›Regimewechsel‹ betrieben, was letztlich zu
zwei aufeinanderfolgenden Weltkriegen führte. Britische Agenten, die häufig als
offizielle diplomatische Vertreter getarnt waren, schmiedeten Allianzen mit den
rückständigsten feudalistischen und fundamentalistischen Fraktionen in den
anvisierten Ländern..., schufen falsche ›Befreiungsbewegungen‹ und rekrutierten und lenkten wichtige Agenten«. In
anderen Studien aus der Cheney-Ära zeigten wir auf, daß die faschistischen
Bewegungen des 20. Jahrhunderts britischen Operationen aus der Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg entstammten, insbesondere im Rahmen eines Projekts, das als ›Synarchie‹ bekannt ist und auch als ›Universalfaschismus‹ bezeichnet wird. Wir stellten dabei das synarchistische
Phänomen der ›Menschenbestie‹ heraus, die grausame Brutalität, die von den geistigen
Vätern und Kontrolleuren solcher Bewegungen kultiviert wurde. All diese
Untersuchungen sind wesentlich, um die gegenwärtige Krise um die Ukraine, die
im Lande selbst von Tag zu Tag schrecklicher wird und weltweite Gefahren
heraufbeschwört, zu verstehen. Barack Obamas Außenpolitik ist eine Fortsetzung
von Dick Cheneys Politik. Zum einen war die heute in Washington für die Ukraine
zuständige Staatssekretärin im US-Außenministerium, Victoria Nuland, früher
zuerst Cheneys außenpolitische Beraterin und dann in der
Bush-Cheney-Administration von 2001 bis 2009 amerikanische NATO-Botschafterin.
Zudem stecken die Vereinigten Staaten und die Europäische Union mit dem
verfassungswidrig eingesetzten ukrainischen Präsidenten Alexander Turtschinow
und der Regierung des von Nuland handverlesenen Ministerpräsidenten Arseni [›Jaz‹] Jazenjuk unter einer Decke. In dieses Regime wurden die ›Swoboda‹-Partei, die
1991 als neonazistische Jugendorganisation ihren Anfang nahm, und andere
offen
faschistische ukrainische Bewegungen integriert. Nicht bloß kleine
radikale Randgruppen, sondern auch wichtige Euromaidan-Anführer hinter dem
Putsch vom Februar 2014 verbreiten die spezifische faschistische Ideologie, die
von der Organisation Ukrainischer Nationalisten [›OUN‹] seit ihrer Gründung 1929
entwickelt wurde und sogar noch weiter auf die Union für die Befreiung der
Ukraine [›UBU‹] aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zurückgeht. Die ›UBU‹ war ein Projekt von niemand anderem als von Parvus
selbst; sie wurde vom sterbenden österreich-ungarischen Habsburgerreich 1914
finanziert - so wie der britische
Geheimdienst und verkommene Elemente des deutschen Generalstabs andere
Parvus-Projekte wie die bolschewistische Revolution unterstützten. Parvus
verfolgte mit ihr das Ziel, das Russische Reich zu zerschlagen und so den
Ersten Weltkrieg herbeizuführen.
Dieser Artikel ist der jüngste
in einer Reihe von Veröffentlichungen über die gezielt herbeigeführte
Ukraine-Krise. Die Selbstverteidigungskräfte des Maidan und die radikalen
Gruppen des sogenannten ›Rechten Sektors‹ hißten während des gesamten
Aufstands in Kiew zwischen November 2013 und Februar 2014 die schwarz-rote
Fahne der ›OUN‹. Ein riesiges Banner mit einem Bild Banderas hing in dem
besetzten Gewerkschaftsgebäude, das ihnen als Hauptquartier diente. Wie wir
hier dokumentieren wollen, stammen sowohl ihre Ideologie als auch wesentliche
Elemente ihrer Organisationsstruktur direkt aus Banderas Vermächtnis, das vom
britischen Auslandsgeheimdienst MI6 und von der CIA in der gesamten
Nachkriegszeit bis heute so tatkräftig unterstützt worden ist. Das ›EIR‹-Archiv enthält zudem Berichte über weitere wichtige
Hintergründe der Ukraine-Krise: Die wirtschaftliche Zerstörung des Landes unter
der radikalen Freihandelspolitik der letzten 23 Jahre, die die Ukraine auf
Druck von IWF, USA und EU betrieben hat. Infolge dieser Politik
florierte die kriminelle Finanzoligarchie, eine Vielzahl von Wanderarbeitern
suchte sich Jobs in der EU und in Rußland, und besonders nach der Eskalation
der Finanzkrise 2008 stieg die Jugendarbeitslosigkeit massiv an. All diese
ruinösen Folgen der Wirtschaftskrise leisteten der Verbreitung
neofaschistischer Gruppen in der Ukraine Vorschub.
Faschistische Axiome Die Anhänger Banderas waren
Faschisten, nicht nur auf Grund ihrer bereitwilligen Kollaboration mit den
Nazis gegen die Sowjetunion. Ihr ›Nationalismus‹ bestand überwiegend aus den Ansichten von Dmytro Donzow [1883-1973], einem Veteranen von
Parvus’ ›UBU‹. Donzows radikale Exklusionsdefinition einer Nation und
sein extremer Sozialdarwinismus, wonach Krieg der zwangsläufige und permanente
Zustand der Menschheit sei, decken sich mit den Ideologien des italienischen
und deutschen Faschismus und anderer synarchistischer Bewegungen der letzten 100
Jahre. Diese Ansichten finden nicht nur ihren Niederschlag in den Programmen
der rechtsextremen Gruppen in der Ukraine; auch zentrale Konzepte wie
insbesondere das starke Feindbild Rußland haben sich als Denkmuster weit
verbreitet. Die vielen Mitglieder der ›Swoboda‹-Partei und anderer radikal-nationalistischer Gruppen,
die jetzt Regierungsinstitutionen anführen, strafen alle
Behauptungen Lügen, die neue Regierung sei frei von Neonazis. Äußerungen von
Abgeordneten der ›Swoboda‹ und
anderer Koalitionsmitglieder drücken deren faschistische Ansichten aus. Ein
Blick auf die Ursprünge der drei Hauptbestandteile der paramilitärischen Gruppe
des ›Rechten Sektors‹, die von Euromaidan-Führern
als deren treibende Kraft angesehen wird, verrät nicht nur ihre faschistische,
kriegslüsterne Ideologie, sondern auch eine lange direkte Unterstützung durch
die gleichen britischen, amerikanischen und NATO-Stellen, die die ›OUN‹ während des Kalten Kriegs gerettet, beschützt und
gefördert haben.
Von wem stammen die ›falschen
Lesarten‹? In Washington ist es praktisch
unmöglich, über Nazisymbole oder rassistische Anschauungen von Angehörigen des
neuen Kiewer Regimes oder seiner paramilitärischen Einheiten zu sprechen, ohne
daß einem vorgeworfen wird, von Rußland in die Welt gesetzte ›falsche Lesarten‹ zu verbreiten. Selbst auf die These, das
EU-Assoziierungsabkommen hätte erhebliche Nachteile für die Menschen in der
Ukraine bedeutet - genauso wie die von
der EU diktierten Sparmaßnahmen die Sterberate in EU-Mitgliedsländern wie
Griechenland und Spanien massiv erhöht haben -
wird ganz ähnlich reagiert. Victoria Nuland erklärte vor dem Kongreß:
»Wir werden mit der EU zusammenarbeiten, um ihre Anstrengungen zu unterstützen,
verläßliche Informationen über die wirkliche Bedeutung der europäischen
Integration für die ukrainische Öffentlichkeit, besonders im Osten, zu
verbreiten und falschen Lesarten und Panikmache entgegenzutreten.« Die
Vizepräsidentin der ›National Endowment for Democracy‹ Nadia Diuk ereiferte sich: »Ich denke, es geht wieder so
eine Lesart um, ja, man sollte diese Wahlen [am 25. Mai] nicht für authentisch
halten, weil schließlich einige der Kandidaten eine anrüchige Vergangenheit als
Extremisten, Radikale und Antisemiten hätten. Das ist eine Lesart - das ist nur
ein weiteres Instrument im Werkzeugkoffer des Kremls, um die
Lage weiter zu destabilisieren«. Die Behauptung der einflußreichen Diuk, der
Maidan-Putsch sei eine demokratische Erhebung der Basis gewesen, läßt
sich als bewußte Lüge entlarven, ohne eine einzige russische Quelle
anzuführen. Dazu genügen die Worte führender Maidan-Aktivisten und andere
Zeugenaussagen.
Die faschistischen Ansichten der ›OUN‹ Die 1929 gegründete
Organisation wurde in den 30er Jahren außer vom MI6 auch von der deutschen Abwehr unterstützt.
Britische Geheimdienst- und Politikkreise, einschließlich Winston Churchills,
verfolgten in dieser Zeit auch Pläne für eine Beteiligung der Ukraine an
Projekten wie Intermarium - einem geplanten
Zusammenschluß von Ländern zwischen Ostsee, Schwarzem Meer, Ägäis und Adria
- und der Prometheus-Liga ethnischer
Minderheiten aus Regionen in der UdSSR. Mehrere der diesbezüglichen
Organisationen wurden - solange führende
britische Kreise die Nazis offen unterstützten - von britischen und deutschen Agenten
gemeinsam geführt; bei der Beziehung zwischen dem MI6 und den ukrainischen
Nationalisten im Untergrund während der Nachkriegszeit ging es somit nicht nur
darum, den Nazi-Nachlaß aufzusammeln, sondern auch Projekte, an deren Schaffung
der MI6 von Anfang an mitgewirkt hatte, wieder unter die eigene Obhut zu
nehmen. Im Ausland wurden die Ansichten und Programme der ›OUN‹ 50 Jahre nach dem Krieg von Nachfolgeorganisationen wie
dem Antibolschewistischen Block der Nationen ›ABN‹ und dem Ukrainischen
Kongreßkomitee von Amerika ›UCCA‹ weiter verbreitet. Das ›UCCA‹ feiert ›OUN‹-Führer Stepan Bandera als ›einen der hingebungsvollsten
Helden und Patrioten der Ukraine‹. Kateryna Tschumatschenko, die amerikanischen Ehefrau
des früheren ukrainischen Präsidenten Victor Juschtschenko, arbeitete in den
80er Jahren in den Washingtoner Büros der ›UCCA‹ und des ›National Captive Nations Committee‹, bevor sie in das Menschenrechtsbüro des State
Departments wechselte. In Juschtschenkos Amtszeit (2005 bis 2010) wurde vieles
unternommen, um Bandera und die ›OUN‹ zu rehabilitieren. Die früheren ukrainischen
KGB-Archive, die jetzt auf den Ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU)
übergegangen sind, wurden dem Historiker Volodymyr Wjatrowitsch unterstellt,
der damit beauftragt ist, ›nationale Helden‹ als Vorbilder der neuen
Ukraine aufzubauen. Wjatrowitsch malt alle wichtigen ›OUN‹-Führungsfiguren in den glühendsten Farben. Ein anderer
Aspekt der ›OUN‹-Altlasten ist der, daß die ›NED‹-Vizepräsidentin Diuk häufig
wie eine Propagandistin des Kalten Kriegs der 50er Jahre mit einem neumodischen
Project-Democracy-Anstrich klingt, und das nicht nur Dank ihrer Ausbildung an
der Universität Oxford, sondern auch, weil sie in den 80er Jahren ihre ersten
politischen Erfahrungen bei einem Ableger der von der CIA-finanzierten ›Prolog Research Corporation‹ sammelte, die vom früheren ›OUN‹-Attentäter Lebed geleitet wurde.
Auf Grund dieser politischen
und institutionellen Kontinuität haben sich in der Maidan-Bewegung und ihren
ausländischen Hinterleuten die Ansichten der ›OUN‹ - oftmals unter anderen Bezeichnungen
- unhinterfragt als ›normaler, gesunder ukrainischer Nationalismus‹ etabliert. Der Euromaidan hat sich viele Slogans und
Praktiken der ›OUN‹ zu eigen gemacht. Nach dem stündlichen Absingen der
Nationalhymne bestand der häufigste Anfeuerungsruf auf dem Euromaidan in einem
einfachen Wechselsprechchor, wie er von dem italienischen Faschisten Gabriele
D’Annunzio bekannt gemacht wurde. Ein Sprecher ruft: ›Slava Ukrainy!‹ [Es lebe die Ukraine!], die Menge antwortet: ›Heroyam slava!‹ [Es leben die Helden!]. Das sind alte ›OUN‹-Schlachtrufe, die heute in der Ukraine ein absolutes Muß
sind. Man hört sie jeden Tag. Als zum Beispiel die frühere Ministerpräsidentin
Julia Timoschenko nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis am 22. Februar in
Kiew eintrifft, wird sie auf dem Maidan von jungen Streifengängern der
Selbstverteidigungskräfte zur Rede gestellt: »Wir machen die Revolution
hier, nicht Sie! « Die verunsicherte Timoschenko versucht, sie auf ihre Seite
zu bringen, indem sie aus dem Autofenster ›Slava Ukrainy!‹ ruft. Am 3. Mai, drei Tage nach dem grausigen Tod so
vieler Menschen in dem brennenden Gewerkschaftsgebäude in Odessa, grüßte der
neu ernannte Polizeichef für die Region Odessa, General Iwan Katerintschuk,
eine öffentliche Versammlung in der aufgewühlten Stadt mit ›Slava Ukrainy!‹. Einige Opfer des Odessa-Feuerdramas hatten noch die
gleichen Rufe von der rasenden Menge sogenannter ›Nationalisten‹ auf der Straße unter ihnen gehört, bevor sie aus dem
brennenden Gebäude in den Tod stürzten oder sprangen.
Die Kollaboration Stepan
Banderas, der ›OUN‹ und der Ukrainischen Aufständischenarmee ›UPA‹ mit den Nazis in den 1930er Jahren und während der
Nazi-Besetzung der Ukraine sowie die Greueltaten von ›OUN‹ und ›UPA‹ an Juden, Polen und der prosowjetischen russischen und
ukrainischen Bevölkerung während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind Gegenstand
umfangreicher Dokumentationen, aber auch Beschönigungen.
Faschistisches Ideengut nach dem Putsch In der Entschließung 2012/2889
des EP vom 13. Dezember 2012 über die Lage nach den Parlamentswahlen in der
Ukraine heißt es unter Punkt 8: »Das Europaparlament erklärt sich wegen der
zunehmenden nationalistischen Stimmung in der Ukraine besorgt; diese kommt in
der Unterstützung für die ›Swoboda‹-Partei‹, welche dadurch als eine der beiden neuen Parteien in
die Werchowna Rada [das ukrainische Parlament] eingezogen ist, zum Ausdruck.
Das Europaparlament weist darauf hin, daß rassistische, antisemitische und
ausländerfeindliche Auffassungen im Widerspruch zu den Grundwerten und
Grundsätzen der EU stehen, und appelliert daher an die demokratisch gesinnten
Parteien in der Werchowna Rada, sich nicht mit der genannten Partei zu
assoziieren, sie nicht zu unterstützen und keine Koalition mit ihr zu bilden.«
Werfen wir nun einen Blick auf die von der Werchowna Rada am 26. Februar 2014
bestätigte ukrainische Regierung, die nach dem Putsch vom 18. bis 22. Februar
eingesetzt wurde.
Die Vaterlandspartei ›Batkiwschtschyna‹ des Parlamentspräsidenten und
verfassungswidrig eingesetzten Übergangspräsidenten Alexander Turtschinow und
des Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk befindet sich in einer
Regierungskoalition mit eben jener ›Swoboda‹-Partei,
die 2012 zehn Prozent der Stimmen erhielt und von Oleh Tjahnybok angeführt
wird. Drei von zwanzig Ministerposten sowie der Posten des Generalstaatsanwalts und
des stellvertretenden Parlamentspräsidenten werden von ›Swoboda‹-Mitgliedern
besetzt. Der stellvertretende ›Swoboda‹-Vorsitzende
Alexander Sych, Parteiideologe und Historiker, ist einer von drei
Vizeministerpräsidenten unter Jazenjuk. Sych ist Fachmann für Stepan Lenkawsky
(1904-1997), der Stellvertreter und unmittelbarer Nachfolger Banderas als Chef
der ›OUN‹. Lenkawsky schrieb die ›Zehn Gebote des ukrainischen
Nationalisten‹. Dieser Dekalog beginnt in heroischer Sprache: »Ich bin
der Geist des ewigen Elements, das dich vor der Tatarenflut schützte und dich
an den Rand von zwei Welten setzte, um ein neues Leben zu schaffen« und enthält
u.a. folgende Gebote: »Bekämpfe die Feinde deiner Nation mit Haß und ohne
Nachdenken. Tue alles, um die Macht, den Ruhm, den Reichtum und die Ausdehnung
des ukrainischen Staats zu erhöhen.«
Ernährungs- und
Landwirtschaftsminister Ihor Schwaika und Umwelt- und Rohstoffminister Andriy
Mochnyk gehören der ›Swoboda‹ an.
Der jetzige ukrainische Generalstaatsanwalt Oleh Machnitsky ist ihr
maßgeblicher Jurist. Als Anwalt hatte er Tjahnybok wegen einer berüchtigten
Rede bei der Beerdigung von ›UPA‹-Kämpfern 2004 vor der Strafverfolgung bewahrt. Das
US-State Department stellte 2005 in einem Bericht über aktuelle Ereignisse in
der Ukraine fest: »Im Juli 2004 schloß der damalige Hauptoppositionsblock im
Parlament, ›Unsere Ukraine‹, den Abgeordneten Oleh Tjahnybok, der bei einer
Wahlkampfveranstaltung 2004 in der Region Iwano-Frankiwsk eine antisemitische
Rede hielt, aus. Ein Bezirksgericht verfügte, daß die gegen Tjahnybok erhobene
Anklage wegen Aufhetzung zu ethnischem Haß wegen mangelnden Anfangsverdachts
zur Eröffnung eines Strafverfahrens fallengelassen wird. In einem nationalen
Fernsehinterview hatte sich Tjahnybok am 29. März 2005 geweigert, sich für
seine Wahlkampfrede zu entschuldigen.« Noch 2012 bemerkte Tjahnybok: »Alles,
was ich damals gesagt habe, kann ich heute wiederholen. Mehr noch, diese Rede
ist noch heute relevant.« Der mächtige Chef des Nationalen Sicherheits- und
Verteidigungsrates (RNBO) der Ukraine ist seit 26. Februar der
Maidan-Kommandant Andrej Parubij, der eine gemeinsame Vergangenheit mit ›Swoboda‹ teilt, heute aber der ›Batkiwschtschyna‹ angehört. Parubij war zusammen mit Tjahnybok
Mitbegründer der ›Swoboda‹.
Die faschistische Ideologie in
den derzeit herrschenden Kreisen Kiews wird weiterhin an jüngsten
Stellungnahmen und Verhaltensweisen von Parlamentsabgeordneten deutlich. In
Videos vom 19. März 2014 ist der ›Swoboda‹-Abgeordnete
Ihor Miroschnitschenko zu sehen, wie er den Fernsehdirektor von NTKU-TV,
Alexander Panteleymonow, in dessen Büro tätlich angreift, weil dieser aus Moskau
die Unterzeichnungszeremonie des Beitritts der Krim zu Rußland übertragen
hatte. Am 8. April 2014 rannten zwei junge, schwarzgekleidete ›Swoboda‹-Abgeordnete den Gang der Werchowna Rada entlang und
stießen den kommunistischen Parteivorsitzenden Petro Symonenko vom Rednerpult, als dieser dem
neuen Regime vorwarf, einen ›Krieg gegen Andersdenkende zu führen‹. Einer der Angreifer war der ›Swoboda‹-Abgeordnete Juri Michaltschischyn, der diese Methode des
politischen Dialogs wahrscheinlich bei der Arbeit an seiner
Politologie-Dissertation von 2009 - ›Transformation einer politischen Bewegung in eine
politische Massenpartei neuer Art‹ - die sich mit
einem historischen Vergleich des Parteiaufbaus der Nazis und der italienischen
Faschisten beschäftigte, gelernt hat. Die ›Swoboda‹-Abgeordnete Iryna Farion leitet einen Bildungsausschuß
der Werchowna Rada; als 2012 im Parlament über ein Sprachengesetz beraten
wurde, laut dem regionale Amtssprachen in Gegenden zugelassen sind, wo neben
Ukrainisch auch andere Sprachen gesprochen werden [etwa Russisch im gesamten
Südosten der Ukraine und anderswo], unterbrachen oder verschleppten Farions
Parteifreunde wiederholt den Gesetzgebungsprozeß, indem sie das Podium stürmten
und Schlägereien anzettelten. In einem Interview außerhalb der Parlamentsräume
am 8. April 2014, nachdem Einheiten der ukrainischen Nationalgarde angewiesen
worden waren, Putschgegner, die ein Gebäude in Charkiw besetzt hatten,
festzunehmen und eine Protestzeltstadt in Mikolajiw gewaltsam aufzulösen, sagte
Farion, solche Maßnahmen reichten nicht aus: »Ich wäre viel härter vorgegangen.
Ich hätte sie einfach abgeknallt, Entschuldigung. Hören Sie, der Feind regiert
unser Land. Worum geht es hier? Sie [die Russen] hätten schon 1654 von hier
vertrieben werden müssen. Die heutige Reaktion ist absolut angemessen. Aber die
Maßnahmen sollten viel härter sein. Denn diese Kreaturen verdienen nur eines:
den Tod.« Farion ist nicht die einzige ukrainische Amtsträgerin, die ihre
politischen Gegner und Haßobjekte genau wie die Nazis als Untermenschen
bezeichnet. Nach dem jüngsten faschistischen Jargon, der in ukrainischen
Nationalistenkreisen in Mode gekommen ist, werden Mitbürger, die das
orange-schwarze Sankt-Georgs-Band tragen, um die Gefallenen im Kampf gegen den
Faschismus zu ehren und um damit zu zeigen, daß sie lieber ein Bündnis mit
Rußland als ein Banderista-Regime in Kiew hätten, ›koloradi‹ genannt - nach den Streifen auf dem Rücken des
Kartoffelkäfers.
Der ›Rechte Sektor‹ Die paramilitärische
Gruppierung, die ›Rechter
Sektor‹ genannt wird, ist keineswegs eine bloße Randerscheinung
des Euromaidan, die eine bestimmte Rolle gespielt hat and wieder verschwunden
ist. Der frühere Innenminister und wichtige Maidan-Organisator Juri Luzenko,
Berater von Turtschinow, hat dem ›Rechten Sektor‹ wegen dessen entscheidender Rolle beim Sturz von
Präsident Viktor Janukowitsch öffentlich seine Anerkennung ausgesprochen; der ›Rechte Sektor‹ hat Unterstützer auf höchster Ebene des neuen Regimes.
Kader des ›Rechten Sektors‹ sind zusammen mit den
Maidan-Selbstverteidigungskräften in eine neue Nationalgarde, die unter Leitung
Parubijs gebildet wurde, aufgenommen worden. Der ›Rechte Sektor‹ wurde erstmals im November 2013 mit diesem Namen
bezeichnet. Er besteht aus Stepan Banderas Dreizack-Organisation sowie der ›UNA-UNSO‹, die unter dem Namen ›Ukrainische Nationalversammlung – Selbstverteidigung des
Ukrainischen Volkes‹ bekannt ist. Sie sind direkt aus der alten von MI6, Abwehr und CIA
protegierten ›OUN‹ hervorgegangen, oftmals ohne daß eine Generation
zwischen den Institutionen der Bewegung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und
ihrer Neubildung nach der ukrainischen Unabhängigkeit 1991 übersprungen wurde.
Da ihre Mitglieder jetzt auch in osteuropäischen NATO-Mitgliedsländern
ausgebildet wurden, entsprechen diese Gruppen sehr weitgehend den sogenannten
Gladio-Netzwerken der NATO aus der Nachkriegszeit, die für die Strategie der
Spannung mit Putschversuchen und Terrorismus verantwortlich waren, wie z.B. im
Italien der 70er Jahre. Als Präsident Janukowitsch und die Regierung von Mykola
Asarow am 21. November 2013 die Aussetzung der Verhandlungen über das
Assoziierungsabkommen mit der EU bekanntgaben, veröffentlichte Dmytro Jarosch,
Rußlands Feind Nummer eins in der Ukraine und Funktionär des ›Rechter
Sektors‹, auf der Trisub-website eine Kriegserklärung gegen die
ukrainische Regierung. Bereits 2008 hatte er in einem Interview mit der website
des Kawkas-Zentrums erklärt, ein Krieg mit Rußland sei unausweichlich:
»Früher oder später hat das Schicksal uns dazu bestimmt, mit dem Moskauer
Imperium zu kämpfen.« Zwei wichtige Leute des Euromaidan und in der neuen
Regierung sind frühere Mitglieder von ›UNA-UNSO‹. Einer ist Dmitro Bulatow, der Euromaidan-Führer, der
behauptete, eine Woche lang entführt und gefoltert worden zu sein; er ist jetzt
Jugend- und Sportminister. Ferner die Enthüllungsjournalistin Tetjana
Tschornowol, deren Entführung und Mißhandlung Ende Dezember 2013 ein wichtiger
Zwischenfall für die Fortsetzung des Maidan war; sie arbeitete in den 90er
Jahren, nachdem sie bereits mit 17 Jahren in der Gruppe aktiv geworden war,
ehrenamtlich als Pressesekretärin für die ›UNA-UNSO‹. Über sie lief die Verbindung von ›UNA-UNSO‹ mit den tschetschenischen Rebellen, bevor Tschornowol
Anfang 2000 ausschied, um sich auf den Journalismus zu konzentrieren. Am 5.
März 2014 wurde sie zur staatlichen Repräsentantin für
Antikorruptionsermittlungen ernannt.
Zur ›UNA-UNSO‹ siehe die folgenden beiden Artikel: http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2238 9. 3. 14 Die USA hat in der Ukraine ein
von Neonazis dominiertes Regime installiert - Von Prof. Michel Chossudovsky
sowie http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2241 16. 3. 14 Mit Faschisten besetzt
In einem begeisterten Bericht
in der März-April-Ausgabe 2014 von ›World Affairs ‹ erzählt Nadia Diuk die Geschichte des Euromaidan wie ein
Märchen: ›Euromaidan: Selbstorganisierende Revolution der Ukraine‹: »Aus einer Versammlung von Studenten auf dem
Euromaidan, der [vor dem 21. November] begonnen hatte, um die Idee der Ukraine
als Teil Europas zu unterstützen, erblühte plötzlich eine ganze Bewegung nicht
nur des Protests, sondern der Opposition….. Obwohl die Anführer der politischen
Opposition sich an die Spitze dieser Bewegung stellten, konnte man deutlich
spüren, daß sie einen solchen Aufstand nicht geplant hatten und nun versuchten,
Anschluß an diejenigen zu finden, die schon auf den Straßen waren….. Die
Koordination zwischen den parteipolitischen Elementen und den Bürgergruppen
führte zu der Erkenntnis, daß die Errungenschaften des Euromaidan konsolidiert
und in Form einer landesweiten Bewegung weiterentwickelt werden müßten, welche
die befreite Zone, wie sie das nannten, auf die ganze Ukraine ausdehnen würde.« Diese Darstellung der Euromaidan-Bewegung als spontaner
Ausdruck eines gesunden ukrainischen Nationalismus wird auch von anderen
US-Vertretern nachgeplappert: US-Außenminister John Kerry am 4. März:
»…..voller Ehrfurcht erlebten wir die Macht von Menschen, die mit nichts
bewaffnet sind als mit Ideen, Menschen mit Überzeugungen und Prinzipien und
Werten, die nach Freiheit, Gleichheit und Chancen streben.« Victoria Nuland am
15. Januar: »Die Bewegung, die mit der Forderung nach einer europäischen
Zukunft begann, wuchs zu einem Protest für Menschenwürde und Gerechtigkeit, für
eine saubere und verantwortliche Regierung und für eine wirtschaftliche und
politische Unabhängigkeit der Ukraine an.« Neben Worten von Parubij und Jarosch
sind es auch Aussagen von Jurij Luzenko, die Diuks Mythos vom spontanen Prozeß
Lügen strafen. Luzenko war einer der Drahtzieher der Orangenen Revolution im Jahr
2004. Er war Innenminister der Ukraine in zwei aufeinanderfolgenden
Regierungen, schloß sich dann Juschtschenkos Block ›Unsere Ukraine‹ an, wurde wegen Vorwürfen des Amtsmißbrauchs verhaftet
und 2011, nachdem Janukowitsch die Präsidentschaft gewonnen hatte, ins
Gefängnis geworfen.
Während sich die
Berichterstattung westlicher Medien auf das parlamentarische Oppositionstrio
Jazenjuk, Klitschko und Tjahnybok konzentrierte, waren es tatsächlich andere,
die den Maidan-Prozeß vor Ort lenkten. Diejenigen, die in Diuks Erzählung ›schon auf den Straße waren‹, waren kaum idealistische
Studenten, sondern Bandera verehrende Nationalisten, die sich zwei Jahrzehnte
lang auf diesen Augenblick vorbereitet hatten. Es stimmt zwar, daß die Masse
auch durch Tausende von Menschen anschwoll, die wirklich hofften, daß eine
EU-Mitgliedschaft ihnen wirtschaftliche Verbesserungen bringen würde, oder die
über die korrupten Verbindungen der Regierung Janukowitsch zu postsowjetischen
Oligarchen wütend waren. Aber es gab einen überproportionalen Anteil von Leuten
aus der alten ›OUN‹-Basis in Galizien und anderen westlichen Regionen: Ende
Januar 2014 ergab eine Umfrage des Think Tanks ›Fund for Democratic
Initiatives‹, daß 55 % der Demonstranten auf dem Maidan aus der
Westukraine kamen, obwohl die 8 Regionen, die traditionell zu diesem Landesteil
gerechnet werden, nur 20 % der Gesamtbevölkerung der Ukraine ausmachen.
Auf der website des ›Vaclav-Klaus-Instituts‹ veröffentlichte der frühere
Präsident eine Erklärung, in der er darauf hinweist, die Ukraine sei
wirtschaftlich im nach-sowjetischen Block verankert, mit Rußland verbunden und in vielerlei Hinsicht von Rußland abhängig. » Das ist eine natürliche Tatsache und es
gibt keinen einfachen Weg, daran etwas zu verändern. Für Rußland ist die Ukraine mehr als einfach nur der nächste
Nachbar, viel mehr als zum Beispiel Estland, Tadschikistan oder Azerbaidschan. Es
ist die historische Wiege seiner Nation und Kultur, die Heimat vieler zig
Millionen Russen. Es ist äußerst unverantwortlich vom Westen, die
Ambitionen und Illusionen von Radikalen aus der Westukraine zu nähren, daß es
wirklich eine Wahl zwischen Ost und West gebe, oder daß die EU und die USA
nicht nur die Ukraine als Einheit in ihrer Ausrichtung zum Westen unterstützen
könne, sondern in der Lage wäre, langfristig dafür zu garantieren.«
Der große Wissenschaftler,
ukrainische Patriot und Akademiemitglied Wladimir Wernadskij, der in Rußland in
eine ukrainische Familie hineingeboren war, schrieb 1923 an seine Tochter:
»Ich trenne nicht zwischen Russen und Ukrainern, und ich glaube, wenn Rußland
nicht untergeht, ... läßt sich diese Frage korrekt handhaben... Die Kultur
Rußlands und der Ukraine offenbart ein einzelnes großes Ganzes... Ich möchte
dir etwas über die ukrainische Frage schreiben, ... die sich in den Händen von Leuten
befindet, die engstirnige, fanatische Gegner der russischen Kultur sind.
Einige von ihnen sind verrückt, einige bloß rückständig... Die Ukraine
existiert und wird weiter existieren. Wichtig ist, daß Donzow und Co. nicht das
Sagen haben.« Er war somit der Ansicht, daß man über die Beziehung der Ukraine
zu Rußland rational sprechen konnte, solange der wirre Donzow aus dem Rennen
blieb. Doch Donzow und seine Vorstellungen ethnischer Reinheit wurden zum
Mentor der ›OUN‹.
Quellen: [1] http://www.voltairenet.org/article184026.html 29. 5. 2014 Deutsche denunzieren
Deutschlands Unterstützung der ukrainischen Nazis
[2] Auszug aus http://www.solidaritaet.com/neuesol/2014/22/ukraine-dossier.htm ›Neue Solidarität‹ Nr. 22 vom 28. 5. 2014; das Dossier über die
Hintergründe der Auseinandersetzungen in der Ukraine wurde vom Nachrichtenstab
der ›Executive Intelligence Review‹ zusammengestellt.
Das englische Original finden
Sie auf www.larouchepub.com
|